Disclaimer: Ein Teil der vorkommenden Namen ist eingetragenes Warenzeichen von Paramount Pictures.
XIXDie Schwärze des Alls war das einzige Bild, das Jean-Luc über Wochen begleitet hatte, während er seinen Flug unaufhaltsam fortsetzte. Es war nicht leicht gewesen an dieses Schiff heranzukommen, doch einige Beziehungen hatte er immer noch von seiner Zeit auf der Enterprise. Leute, die ihm noch einen Gefallen schuldeten und dies war der geeignete Zeitpunkt gewesen, alte Schulden zu begleichen. Laut der Sternenkarte war das System der Nareen gute 300 Lichtjahre von der Erde entfernt, also lagen noch gute eineinhalb Monate Flug vor ihm – wenn alles so verlief wie er es sich das vorgestellt hatte. Glücklicherweise hatte das Schiff eine bessere Ausrüstung als ein Shuttle, denn es war für längere Strecken gebaut worden, trotzdem hatte er bisher zweimal eine Zwischenlandung machen müssen, um sich wieder mit Rohstoffen zu versorgen. In der Zeit in der er alleine war, kreisten seine Gedanken um sein Vorhaben. Er wußte es war waghalsig und riskant und es gab genügend Variablen, die seine Pläne zunichte machen könnten, aber das Ergebnis wenn alles nach Plan verlief war einfach zu verlockend. Es konnte einfach nicht sein, daß Beverly einen solch sinnlosen Tod starb. Er hatte jahrelang dagegen angekämpft und nun tat er zum ersten Mal aktiv etwas dagegen. Er wußte, daß er sich vielleicht zu stark von seinen Gefühlen leiten ließ und lernen sollte, alles von einem objektiven Standpunkt aus zu sehen, doch in einem Zeitalter, in dem man wußte, daß Zeitreisen keine reine Theorie mehr waren, war es zumindest einen Versuch wert. Er fragte sich, weshalb er darauf nicht schon früher gekommen war, aber die Trauer über die eigentliche ‚Endgültigkeit' des Todes hatte so einen Gedanken schon gar nicht aufkommen lassen. Es war waghalsig und verrückt! Nach allem, was er über die Nareen wußte, waren sie eine abweisende Spezies, denn der erste und einzige Kontakt mit ihnen lief vor 50 Jahren ab, dies war auch der Zeitpunkt von dem seine Aufzeichnungen aus der Bibliothek stammten. Es schien jedoch daß sie einigen Einfluß auf den Verlauf der Zeit hatten, so ging es zumindest aus den Daten hervor. Natürlich hätte er den einfacheren Weg wählen können und sich auf illegalem Wege oder über Beziehungen die neusten Geräte aus dem temporalen Forschungslabor der Sternenflotte holen können, doch er wollte auf keinen Fall einen Skandal verursachen, im Gegenteil, es war ihm lieber, wenn niemand von seinem wahren Vorhaben wußte, bis er es durchgezogen hatte. Er wollte niemanden der ihm im Nacken saß, ihn eventuell abhalten konnte, er wollte keine falsche Zuversicht wecken, die enttäuscht werden konnte. Es hatte ihn viel Zeit gekostet, in den Archiven eine Spezies zu finden, die über solche Kräfte verfügte und nicht allzu weit entfernt war, für ein kleineres Schiff. Fast hatte er die Hoffnung aufgegeben gehabt, als ihm diese alten Berichte in die Hände gefallen waren. Er hatte keine Ahnung was davon wahr war und noch viel weniger, was sich inzwischen geändert haben könnte. Doch diese ganze Unternehmung erinnerte ihn ein Stück an die alten Tage und vielleicht brachte sie sie ihm auch ganz zurück. Wer konnte das schon wissen?
Vielleicht bedeutet die Liebe auch zu lernen, jemanden gehen zu
lassen,
wissen wann es Abschied zu nehmen heißt.
Nicht
zuzulassen, daß unsere Gefühle dem im Weg stehen, was am
Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben?
Wie
lange hatte er sich das anhören müssen? Vielleicht war es
wirklich so und er mußte sich damit auch abfinden, vielleicht
aber auch nicht und das fand er nun heraus.
Der Planet war unscheinbar. Obwohl er eine für Menschen
geeignete Atmosphäre besaß, schien er nicht gerade der Ort
zu sein, an dem man seinen nächsten Urlaub verbringen mochte. Es
handelte sich um einen Stern der Klasse N und war am ehesten als eine
Art "Eisplanet" zu beschreiben. Jean-Luc erschauerte, denn
Schnee und Eis riefen bei ihm die unglücklichsten Erinnerungen
hervor. Nein, dieses Eis war anders, er war anders. Dieses Mal
hatte er vorgesorgt und sich die passende Kleidung zurechtgelegt,
sowie noch ein paar andere Vorkehrungen getroffen. Seine größere
Sorge galt nun den Bewohnern des Planeten. Wie würde man ihn
empfangen? Würde man ihm diese erstaunlichen Kräfte
überhaupt zur Verfügung stellen? Wie sah dieses Volk
überhaupt aus? Diese Fragen hatten ihn den ganzen Flug begleitet
– er hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt – doch sie
konnten ihn nicht abschrecken. Man hatte die Nareen nicht als
feindselig oder kriegerisch beschrieben, nur als zurückgezogen
und Fremden gegenüber nicht aufgeschlossen. Und sie sollten
keine Humanoiden sein... Er warf einen Blick auf die Anzeigen der
Sensoren und nickte stumm. Das kleine Schiff befand sich nun im Orbit
des Planeten und es war an der Zeit, die Antworten zu finden. Leider
war nicht alles eindeutig erkennbar, dazu gab es einige unerklärliche
Störungen, doch das irritierte ihn nicht allzu sehr. Er ergriff
sich einen Tricorder und seine bereits lange gepackte Umhängetasche
und ging zum Transporter. Die Armaturen des Cockpits waren das
letzte, was er sah, bevor die Umgebung verschwamm.
Ein seltsames
Summen war das einzig präsente Geräusch, das Jean-Luc von
der Oberfläche des Planeten wahrnahm. Neugierig und in der
Hoffnung, jemanden zu sehen, blickte er sich um. Er kniff die Augen
zusammen, um den Horizont ein wenig genauer zu erkennen. Diese Welt,
war eine der seltsamsten, die er je gesehen hatte. Das Eis hatte
seltsame, kristalline Formen und bildete rings um ihn bizarre
Strukturen, die, je nachdem, wie das Licht auf sie fiel, die Farbe
wechselten. Der Himmel hatte eine fast beige Farbe, was vielleicht
durch den weißen Schnee und die Kristalle noch verstärkt
wurde. Von seinem Standpunkt aus, war keine Sonne zu erkennen, doch
er wußte, daß es eine gab. Wie konnte jemand hier nur
leben? Es war zwar auf gewisse Weise schön, aber so surreal und
bizarr, daß es ihm fast vorkam, wie ein Traum. Vielleicht war
dies auch einer, aber ein vielversprechender. Er ging ein paar
Schritte vor und der Schnee knirschte unter seinen schweren, warmen
Stiefeln. Ein seltsames Singen begann die Luft zu erfüllen, das
mit jedem Meter, den er zurücklegte, lauter wurde. Nervös
blickte er sich um, erblickte aber nach wie vor niemanden. Lebte hier
überhaupt noch jemand? Die Atmosphäre war jedenfalls
atembar für Humanoide, also konnte er noch eine Weile suchen,
selbst wenn sich bereits eine leichte Enttäuschung bemerkbar
machte. Er hob die Hand an den Mund. "Hallo? Ist hier jemand!"
rief er in die endlose Weite, doch die einzige Antwort, die er bekam,
war das Echo und das Singen. Seufzend schüttelte er den Kopf. So
leicht würde er nicht aufgeben, nicht nach diesem Flug, nicht
nachdem er so viel investiert hatte, so lange gewartet hatte. Er biß
die Zähne zusammen und stapfte entschlossen weiter. Er
wiederholte seinen Ruf, doch die Antwort war genau die gleiche,
lediglich mit der Ausnahme daß das Singen nun ein wenig lauter
und disharmonischer geworden war. Er drehte sich um und blickte in
alle Richtungen, doch alles schien genauso starr und leblos, wie
zuvor. Was ging hier vor? Die Luft um ihn herum schien immer mehr zu
summen und zu vibrieren und doch blieb es zugleich ruhig und still.
Er wußte nicht, wie er dies deuten sollte, begann aber wieder
Hoffnung zu schöpfen. Langsam zog er seinen Tricorder aus der
Gürtelschlaufe und begann den Umkreis zu sondieren. Es sah nicht
so aus, als gäbe es hier irgendwo irgendwelche nicht natürlich
errichteten Monumente, es gab nur Berge, Schnee und bizarre
Eiskristalle. Es schien als ginge von ihnen das seltsame Singen aus,
zumindest laut den Tricorderdaten. Doch je länger er sich hier
befand, umso klarer wurde ihm, daß auf seine Technik kein
wirklicher Verlaß war. Er rieb sich mit seinem Arm über
die Stirn und seufzte. Ungefähr 20 Meter vor ihm befand sich
eine Anhöhe und er beschloß sie zu erklimmen, um einen
besseren Überblick über das Gebiet zu bekommen, vielleicht
einen Hinweis, wonach es zu suchen galt.
Es war kein allzu
beschwerlicher Aufstieg und er hatte recht behalten. Von hier aus
konnte man das umliegende Gelände tatsächlich weitaus
besser sehen. Eine Brise, von der er sich fragte, woher sie kommen
konnte wehte ihm um die Ohren und hinterließ ein pfeifendes
Geräusch. Er hängte den Tricorder zurück an den Gürtel
und griff hinter seinen Kopf, um sich die an seiner Jacke befestigte
Kapuze überzustreifen. Auf den ersten Blick hatte ihm die
Aussicht die Sprache verschlagen. Trotz ihrer Unwirklichkeit, hatte
diese Landschaft etwas atemberaubendes und in der Ferne nahmen die
Kristalle fast künstlerische Formen an, von denen er sich allen
Ernstes fragte, wie so etwas natürlich wachsen konnte. Das Licht
spiegelte sich auf dem Eis und verwandelte den Horizont in ein fast
türkisblaues Meer. Doch so schön das alles war, es gab nach
wie vor keinen Hinweis auf die Bewohner des Planeten. Etwas traurig
ließ er die Schultern hängen und versank weiterhin in dem
Ausblick. Er öffnete seine Umhängetasche und holte ein
Fernglas heraus – eines der Geräte, das wohl am
zuverlässigsten war – um sich noch einmal alles anzusehen. Ein
kleiner dunkler Fleck erregte, allerdings erst auf den zweiten Blick
seine Aufmerksamkeit. Hatte sich dort etwa etwas bewegt?
Er drehte an einem Rädchen, das seitlich an dem Feldstecher
angebracht war, um diesen Punkt ein wenig näher heranzuholen,
doch was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Steine und
Eiskristalle, war das einzige, was ihm entgegenlachte, von Bewegung
und Lebewesen keine Spur. Er schüttelte den Kopf und nahm das
Fernglas herunter. Vielleicht, so sagte er sich, waren die Nareen an
einem ganz anderen Punkt des Planeten – wenn doch nur die Sensoren
funktionierten, aber seinen Daten zufolge, waren sie nicht auf einen
Ort konzentriert, sondern fast überall anzutreffen. Wenn er
gewußt hätte, wie sie aussahen, wäre die Suche
erheblich einfacher geworden, so hatte er nicht die geringste Ahnung,
wonach er eigentlich genau Ausschau zu halten hatte. Seine Gedanken
schweiften ab und er mußte wieder an Beverly und auch Madeleine
denken. In beider Namen durfte er nicht aufgeben, er würde
dieses Volk schon finden. Fest entschlossen, aber ein wenig traurig
packte er das Fernglas wieder in seine Umhängetasche und
kletterte den Hügel hinunter. Die Aussicht hatte ihn auch nicht
weiter gebracht, aber vielleicht gab es noch andere
Möglichkeiten.
Vier Stunden später war er genauso weit
wie zu Beginn seiner Suche. Er hatte das gesamte umliegende Gebiet
ohne Erfolg abgegrast und weder Lebensformen noch Spuren solcher
gefunden. Und dann waren da noch diese Eiskristalle, die ihn die
ganze Zeit begleiteten. Sie waren in ihrer bizarren Schönheit
überall, reflektierten das Licht unbekannter Herkunft und es
schien ihm, als grinsten sie ihn inzwischen hämisch an. Er wußte
nicht, was in ihn gefahren war, denn normalerweise handelte er nicht
so impulsiv, doch es mußten wohl aufkeimender Frust und
Enttäuschung gewesen sein, die ihn dazu veranlaßten an
einen der Kristalle zu treten. Er empfand es als ungeheuer
erleichternd, zu sehen, wie das Eis Sprünge aufwies und dann
sogar zersplitterte, obwohl er dies nicht unbedingt gewollt hatte.
Kaum war der Kristall in tausend Splittern auf dem Boden verteilt,
wurde das konstant in der Luft liegende Singen noch disharmonischer
und schriller als die ganzen anderen Male zuvor. Er war irgendwann
sogar gezwungen, sich die Ohren zuzuhalten, so unerträglich
wurde das Geräusch und es war kein Ende abzusehen. Schmerzhaft
verzog er das Gesicht und preßte die Handflächen stärker
auf die Ohren, bis auch das keine Wirkung mehr erzielte. Er lag schon
vor Schmerz zusammengekrümmt auf dem Boden, als sich die Luft zu
einem Wirbel verdichtete, umliegende Schnee und Eispartikel anzog und
auf ihn projizierte. Er bekam nicht einmal mehr mit, selbst in einem
der Kristalle eingeschlossen zu sein, denn kurz vorher hatte er das
Bewußtsein verloren.
Einige Hundert Lichtjahre entfernt schlug ein kleines,
fünfjähriges Mädchen abrupt die Augen auf und saß
kerzengerade in ihrem Bett. "Papa!" Argwöhnisch
ließ sie die Blicke in ihrem Zimmer herumschweifen, doch die
Silhouetten ihres Spielzeugs verhielten sich still. Zitternd preßte
sie Titus, ihren großen Plüschhasen an sich und vergrub
ihr Gesicht in seinem weichen Fell. Es fiel ihr schwer, die gesehenen
Bilder zu verdrängen, die noch immer in ihrem Kopf herumspukten,
zu deutlich hatte sie alles erkennen können. "Papa..."
Tränen liefen ihr über die Wangen und tropften auf Titus,
der sie geduldig aufnahm. Es fiel Madeleine bis heute schwer, zu
begreifen, warum ihr Vater sie verlassen hatte, ohne zu sagen was er
vorhatte und alle Versuche von Onkel Robert, ihren Fragen aus dem Weg
zu gehen, hatten sie nur noch neugieriger gemacht. Die sorgenvolle
Stimmung im Haus ihres Onkels drückte auch auf ihr Gemüt –
selbst wenn René sie immer wieder versuchte aufzuheitern –
denn für ihr Alter hatte sie eine erstaunliche Auffassungsgabe.
Es war ihr sehr wohl bewußt, daß es dabei um ihren Vater
ging und es erschien ihr manchmal, daß selbst Onkel Robert
nicht wußte, was ihr Papa vorgehabt hatte. Und jetzt war er in
großer Gefahr! Sie streifte die Decke zurück, klemmte
Titus unter den Arm und kletterte aus dem Bett. Ihre nackten Füße
machten auf dem weichen Teppich fast keine Geräusche, erst als
sie das Zimmer verließ und auf den Flur trat, war ein leises
Tapsen zu hören.
"Vati ist in Gefahr!" Madeleines
Stimme klang fast klagend als sie das Schlafzimmer ihres Onkels
betrat. "Was?" war dessen verschlafene Stimme zu hören
und seine Bettdecke raschelte, als er sich aufsetzte. Sofort
schaltete sich Marie ein und sagte, leise, fast beruhigend: "Komm
her, mein Schatz und erzähl mir alles, was passiert ist.."
Madeleine ging langsam zu ihr und ließ sich zu ihr ins Bett
heben. Marie strich ihr über die Locken und gab einen
aufmunternden Ton von sich, während Robert lediglich mürrisch
brummte. Und Madeleine erzählte ihr alles, jedes der Bilder, das
sie gesehen hatte und fing wieder an zu weinen. Tröstend drückte
Marie sie an sich. "Alles wird gut, du hast nur schlecht
geträumt!"
Die Höhle war groß, unendlich groß. Sie war besser als ein "Gewölbe" zu beschreiben, gestützt von Kalksäulen. An ihrer braunen, felsigen Decke spiegelte sich die ständig wechselnde Reflexion von sich bewegendem Wasser wider. Ein unaufhörliches Tropfen war zu hören und der feuchte Geruch lag regelrecht in der Luft, obwohl es kein Modergeruch war, sondern eher etwas frisches, duftendes. Das seltsamste war wohl, daß die Höhle nicht kalt war, trotz der immensen Größe und Feuchtigkeit, nicht zu vergessen der Außentemperaturen, nein sie war angenehm warm. Verwirrt blinzelte Jean-Luc Picard, bevor er die Augen ganz aufschlug und sich umsah. Wo war er? Wieso war er hier? Wie war er hier hergekommen? Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, wußte nicht einmal, wie lange er hier gelegen hatte. Mühsam setzte er sich auf und schüttelte erst einmal seine Glieder. Ihm fiel auf, daß sein Rücken schmerzte – normalerweise kein allzu gutes Zeichen und er atmete tief ein. Der Schmerz ließ ein wenig nach und er stand langsam auf. Das letzte woran er sich erinnerte, war der Eiskristall, doch was war dann geschehen? Eine tiefe Stimme, die von überall herzukommen schien, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. "Bist du endlich erwacht, Fremder!" Er runzelte die Stirn und sah sich erschrocken um, konnte jedoch niemanden erkennen. "Wer spricht da!" rief er in die Dunkelheit zurück. "Die rechtmäßigen Besitzer dieses Planeten! Die Frage ist, wer bist du und warum greifst du uns grundlos an!" Etwas in seinem Bauch zog sich zusammen. Der Eiskristall! "Mein Name ist Jean-Luc Picard und ich hatte niemals die Absicht einen von Euch zu verletzen!" "Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir Glauben schenken kann, immerhin hast du einen von uns beinahe getötet!" Oh nein! Er seufzte schuldbewußt auf. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe einen großen Fehler gemacht und kann nur um Verzeihung bitten!" "Verzeihung! Du hast es nur der Gnade von Leet zu verdanken, daß du noch lebst!" Die Stimme klang nun ärgerlicher. "Was willst du überhaupt auf diesem Planeten! Fremde sind hier nicht erwünscht!" Er schüttelte den Kopf und murmelte leise. "Ich weiß nicht, ob dies jetzt noch von Bedeutung ist, doch ich hatte gehofft, Ihr könntet mir helfen, bei meiner Suche!" Eine weitere, hellere Stimme mischte sich ein, bevor die tiefe Stimme etwas erwidern konnte. "Du bist auf einer Suche?" Jean-Luc nickte. Er war sich sicher, daß, wer immer da auch sprach, ihn genausogut sehen konnte. Wieder erfüllte ein leises Singen den Raum, hallte an den Felswänden wider und die Luft verdichtete sich gut zwei Meter vor ihm. Ein leichtes Leuchten ging von dieser Stelle aus, das kurz darauf humanoide Konturen angenommen hatte. Es dauerte ein wenig, bis sich die eben erschienene Lichtgestalt bewegen konnte, doch Jean-Luc beobachtete das Schauspiel gebannt. Was für eine bemerkenswerte Spezies! Als es soweit war, bewegte sich das Wesen langsam und anmutig auf ihn zu und sprach wieder mit dieser hellen Stimme. "Ich bin Leet, den du beinahe getötet hättest. Doch bevor ich über dich urteile, möchte ich mehr über deine Suche erfahren!" "Das ist sehr nachsichtig und ich danke Euch dafür!" "Danke nicht zu früh!" Wieder nickte er und preßte die Lippen zusammen. Er hatte mit diesen Leuten, deren Hilfe er so dringend bedurfte, den denkbar schlechtesten Erstkontakt gehabt, den man sich vorstellen konnte und dennoch gaben sie ihm eine Chance, wenn auch eine kleine. Er hoffte, er konnte sie ergreifen. "Ich verstehe. Nun, dann versuche ich es euch zu erklären..." Er erzählte dem Fremden, der sich als Leet vorgestellt hatte, ein weiteres Mal seine Geschichte, er berichtete von Beverly, von ihrem sinnlosen Tod, von Madeleine und von dem Ende seiner Karriere. Er ließ nichts aus und beschönigte nichts und beschrieb ihnen seine Trauer so gut es ihm möglich war. Leet hörte geduldig zu und es schien ihm nichts auszumachen, daß die Zeit verstrich, während Jean-Luc sprach. Seine Stimme erfüllte die Grotte und er vermutete, daß noch Dutzende andere gebannt lauschten. Als er geendet hatte herrschte einige Minuten lang Schweigen, bevor Leet wieder anhob zu sprechen. "Ich spüre daß du nicht lügst, aber ich bin mir nach allem, was vorgefallen ist, nicht sicher, ob wir dir diese gewünschte Hilfe gewähren können. Wie würde es sich auf das Jetzt auswirken, wenn deine Frau noch lebte? Wenn es so ausersehen war, daß sie starb, ist es nicht gut, etwas daran zu ändern und diese komplette Zeitlinie zu zerstören." "Aus der Welt, aus der ich komme, kennen wir etwas ähnliches. Es nennt sich ‚Oberste Temporale Direktive' und ist für solche Fälle erfunden worden, auch sie untersagt uns strengstens, die Vergangenheit zu ändern, trotzdem bitte ich Euch, wenn es dafür noch nicht zu spät ist, darüber nachzudenken! Ich weiß nicht, welche Argumente ich euch liefern kann, denn ich habe keine, außer meiner Geschichte und meiner Trauer, die mich in den letzten Jahren zerfraß, wie die Schuld an ihrem Tod. Versteht es als das letzte, verzweifelte Aufbäumen eines Mannes, der seiner Tochter eine bessere Zukunft ermöglichen will und seiner Frau überhaupt eine Zukunft." Leet nickte. "Ich kann deine Gefühle verstehen, Picard und ich trage dir deinen ungewollten Angriff nicht länger nach, dennoch kann ich nicht für die anderen sprechen. Wir besitzen diese Kräfte zwar, doch wir setzen sie nur äußerst selten und ungern ein. Bevor wir es tun, wägen wir alle Vor- und Nachteile und mögliche Risiken ab. Du wünschst nach wie vor unsere Hilfe?" Picard nickte stumm. "Ja, das tue ich!"
