Disclaimer: Ein Teil der vorkommenden Namen ist eingetragenes Warenzeichen von Paramount Pictures.
XXIm Angesicht der Ewigkeit kann das Warten besonders schwer fallen,
wie Jean-Luc verwundert feststellen mußte. Es hatte ihm nichts
ausgemacht, immense Zeit in die Suche in den Archiven zu stecken,
auch der Flug zu jenem Planeten war ihm nicht als lange vorgekommen
und er konnte sich gedulden, doch nun, im Angesicht der Tatsache, daß
er seinem Ziel näher war, als die ganze Zeit zuvor, merkte er,
wie er ungeduldig wurde. Unruhig lief er in der Grotte auf und ab,
während sich die Nareen berieten und seinen Fall diskutierten.
Leet hatte ihm keine Hoffnungen, aber auch keine negativen
Andeutungen gemacht und so konnte er nur Abwarten und sehen, was
passierte. Hoffentlich gewährten sie ihm ihre Unterstützung.
Er wünschte sich nichts sehnlicher als das, um endlich dieser
Sinnlosigkeit und Leere ein Ende zu bereiten. Beverly hatte diesen
Tod einfach nicht verdient! Er fragte sich, wie oft er sich dies
schon gesagt hatte, doch nun konnte er womöglich tatsächlich
etwas ändern.
Irgendwann wurde er des Herumlaufens müde
und er setzte sich auf einen Stein. Er hatte nicht die geringste
Ahnung, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war, doch die Nareen
berieten sich immer noch. Bitte! Oh Bitte! Er hatte absolut
kein Gefühl, ob die Länge der Verhandlung als ein positives
Zeichen gesehen werden mußte, oder nicht, dazu wußte er
zu wenig über diese Wesen. Ein mulmiges Gefühl der
Aufregung machte sich in seiner Magengegend breit und schnürte
ihm die Kehle zu. Er mußte einfach an die grenzenlosen
Möglichkeiten denken, die sich mit der Gewährung seiner
Bitte ergaben. Er konnte Beverly retten, er mußte nicht mehr
mit ansehen, wie sie vergebens starb. Er hatte dieses Szenario
gedanklich inzwischen so oft durchgespielt, daß er genau wußte,
was es zu tun galt, damit alles anders, glücklicher, verlief,
ihm fehlte nur noch... Er holte tief Luft und holte sich zur Räson.
Wenn er sich nun zu viele Hoffnungen machte, konnten sie umso
leichter enttäuscht werden, darum war es besser, alles von einem
distanzierten Standpunkt zu sehen... Wenn das nur so einfach getan,
wie gesagt wäre. Je strenger er versuchte, sich zu
konzentrieren, umso eher glitten seine Gedanken ab. Irgendwann holte
ihn Leets angenehme Stimme zurück in die Realität. "Wir
haben entschieden!" Hoffnungsvoll sah Jean-Luc auf und biß
sich auf die Zunge, um sich ein neugieriges "Und!" zu
verkneifen. "Wir werden dir deine Bitte gewähren..."
Freudig schnappte Picard nach Luft. All sein stummes Bitten und
Flehen, seine Hoffnungen, seine Gebete waren erhört worden.
"...jedoch freue dich nicht zu früh!" fuhr Leet fort.
"Denn wir haben uns entschlossen, diese Zeitlinie nicht zu sehr
zu schädigen, daher beruht deine zweite Chance alleine auf
deiner Intuition. Es wird dir nicht gestattet Erinnerungen an diese
Gegenwart mitzunehmen. Lasse dich von deinen Gefühlen leiten..."
Jean-Luc schluckte. Keine Erinnerungen? Wie sollte er dann
wissen...! Würden seine Gefühle ausreichen, das
Unmögliche zu erreichen? Fast unsichtbar schüttelte er den
Kopf. Er sollte dankbar sein, daß man ihm diese Chance
überhaupt gewährt hatte. Langsam hörte er sich sagen:
"Das ist akzeptabel, ich bin einverstanden!" "Gut...
Dann folge mir!" Leet setzte sich in Bewegung und zum ersten
Mal, seit er hier war, bekam Jean-Luc mehr von der Grotte zu sehen.
Es war mehr als eine Grotte, es war eine komplette Stadt, auch wenn
man keine Gebäude sehen konnte. Es schien, als hätte dieses
Volk seine Existenz auf einer komplett anderen Ebene und bedurfte
keiner Bauwerke mehr, lediglich einer Sammelstelle.
Leet hatte ihn
zu einem steinernen Torbogen gebracht, in dessen Umgebung die Luft
mehr sang, als an anderen Stellen. Es schienen sich also schon sehr
viele Individuen seines Volkes hier versammelt zu haben und
abzuwarten, was nun geschah. "Bist du bereit?" fragte er
Picard und als diese stumm nickte, schwoll erneut das Singen an, bis
es im wahrsten Sinne des Wortes einen Wirbel erschaffen hatte.
Geräusch und Umwelt verschmolzen zu einem, trennten sich wieder
und kamen wieder zusammen in einem Spiel voller Farben und Wellen.
Picard wußte nicht, wie ihm geschah und deshalb entschied er,
sich nur von den Eindrücken leiten zu lassen, die sich von einem
Moment auf den anderen änderten. Er befand sich schon lange
nicht mehr bei den Nareen, doch wo genau er sich befand, wußte
er auch nicht. Er hörte eine leise flüsternde Stimme, die
ihm beruhigend zuredete...
Wenn ich an dich denke,
dann sehe ich nur Liebe vor meinen Augen.
Wenn ich an dich denke,
dann spüre ich nur Wärme in meinem Herzen.
Wenn ich an dich denke,
dann merke ich wie schlecht es dir geht.
Wenn ich an dich denke,
dann weiß ich, du machst dir Vorwürfe.
Doch wenn du an mich denkst,
dann weißt du, ich verzeihe dir.
Ich sehe dich,
aber du siehst mich nicht.
Ich spüre dich,
aber du spürst mich nicht.
Ich fühle dich,
aber du fühlst mich nicht.
Ich schreie nach dir,
aber du hörst mich nicht.
Ich schaue auf euch herab
und sehe Trauer und Mißmut.
Ich schaue auf euch herab,
aber manchmal verdecken Wolken meinen Blick.
Manchmal sehe ich euch nur verschwommen
und dann hoffe ich, ihr denkt an mich.
Ich bemerke Vorwürfe
und versuche dir klar zu machen,
dass du keine Schuld trägst.
Aber du hörst mich nicht.
Und wieder spüre ich dich,
aber du spürst mich nicht.
Und wieder fühle ich dich,
aber du fühlst mich nicht.
Und wieder schreie ich nach dir,
aber du hörst mich nicht.
Geliebter...
Weißt du noch wie schön es mal war?
Kannst du dich noch an unser gemeinsames Glück erinnern?
Siehst du uns noch lachend im Wald?
Spürst du noch meine Wärme?
Denkst du noch daran?
Vergißt du unsere Zeit auch nicht?
Wirst du dich an mich erinnern?
Glaubst du noch an ein Wiedersehen?
Geliebter... ich vermisse dich so.
Weißt du noch wie sehr ich dich liebte?
Kannst du dich erinnern?
Weißt du noch?
Geliebter,
Wenn ich dich sah,
dann wurde mir so warm ums Herz.
Wenn ich deine Stimme hörte,
dann klang sie wie eine wunderschöne Melodie in meinen Ohren.
Wenn ich deine Bewegungen wahrnahm,
dann glichen sie einem Tanz.
Wenn ich dich damals sah,
dann war da dieses Gefühl.
So ein kleines, unschuldiges Gefühl,
dass mir verständlich machte, wie sehr ich dich brauchte.
Aber ich habe es ignoriert.
Wollte nicht darauf hören.
Und dann war es zu spät.
Meine Zeit war abgelaufen.
Denk an mich...
Bitte vergiß mich nicht.
Meine Liebe soll in deinem Herzen blühen.
Meine Gedanken, deine beflügeln.
Dein Herz soll ewig meines besitzen.
Und wenn ich auf dich herunter schaue,
dann geb' ich Acht auf dich.
Werde dich leiten und begleiten,
dich weiterhin lieben und ehren,
dich begehren.
Und weinen.
Weinen, weil ich Angst habe dich nie wieder zu sehen.
Weinen, weil ich weiß du mußt irgendwann loslassen.
Aber bitte versprich mir... denk an mich.
Der leise, sanfte flüsternde Ton hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn und er wollte die Hand ausstrecken, um sie zu berühren. "Beverly..." Hab noch ein wenig Geduld! ... Und dann war alles verschwunden!
Eine neue Chance?Alles wiederholt sich?...
Müde betrat Jean-Luc Picard sein Quartier und seufzte auf. Er
war glücklich, endlich Dienstschluß zu haben und sich von
einem anstrengenden Tag erholen zu können. Gedankenverloren
knöpfte er seine Uniformjacke auf und schleuderte sie auf den
nächstbesten Stuhl, ehe er sich erschöpft auf das Sofa
sinken ließ. Noch bevor er sie sehen konnte, hörte er
bereits weiche Schritte auf dem Teppichboden und wandte den Kopf
instinktiv. Er lächelte leicht, als er Beverly endlich erblickte
und richtete sich wieder etwas auf, während sie sich neben ihn
setzte. "Hallo..." begrüßte sie ihn sanft. "Wie
war dein Tag?" Er nahm sie in den Arm und zog sie ein wenig an
sich. Ein Gefühl von großer Freude überkam ihn und er
hatte den Eindruck, er hätte sie seit Ewigkeiten nicht mehr
gesehen. Es erfüllte ihn mit großer Erleichterung, zu
sehen daß es ihr gut ging, auch wenn er nicht erklären
konnte, wieso. Er zog sie noch ein wenig näher zu sich her und
umschlang sie, fast schützend, mit den Armen bevor er sie
stürmisch küßte. Sie lachte leise, als er sich von
ihr löste. "Was ist denn in dich gefahren? So hast du mich
schon lange nicht mehr begrüßt!" "Ich weiß
auch nicht..." gestand er leise. "Es überkam mich
einfach so..." Sie lachte immer noch leise und strich ihm über
den Kopf. "Von mir aus, kannst du das ruhig öfter machen.."
Als Antwort küßte er sie erneut. Er konnte es nicht
beschreiben, doch ein Teil von ihm, war so glücklich, sie in
seinen Armen zu halten, wie als hätte er dies lange nicht mehr
getan.
Vorsichtig legte er die Hand auf ihren Bauch und fühlte,
wie sich das Kind bewegte. "Wie geht es dir?" Sie verzog
ein wenig das Gesicht. "Wie soll es mir groß gehen?
Madeleine wird von Tag zu Tag unruhiger, aber ich komme gut zurecht.
Schau mich nicht so an, ich bin nicht todkrank!" "Nein, nur
ein wenig blaß... aber wenn ich etwas für dich tun
kann..." Sie lächelte. "Dann brauche ich es nur zu
sagen, ich weiß. Aber jetzt ist das alles nur noch eine Frage
von Tagen, bis das Kind zur Welt kommt, also habe ich es ja fast
überstanden. Und du hast mir immer noch nicht gesagt, wie dein
Tag war!" Sie legte die Hand auf seine und drückte sie
leicht. "Ach, wie soll er schon gewesen sein? Du kennst das
doch... es war anstrengend, aber nicht überfordernd. Nichts
außergewöhnliches!" "Das will ich auch hoffen.
Ich fände es schade, wenn die Enterprise die tollsten
Entdeckungen macht, während ich hier in Mutterschaft festsitze."
"Deinen Sarkasmus hast du dir jedenfalls bewahrt!" bemerkte
er trocken. Sie grinste. "Wieso nicht?" Bevor er antworten
konnte, wurde er von seinem Kommunikator unterbrochen. "Riker an
den Captain!" Er tippte darauf. "Was gibt es, Nummer eins?"
"Admiral Nechejev möchte Sie sprechen, Sir. Sie sagt es
wäre dringend!" "Stellen Sie es in mein Quartier
durch!" "Verstanden! Riker Ende!" Jean-Luc tauschte
mit Beverly einen beunruhigten Blick und ging dann hinüber zu
seinem Schreibtisch, wo bereits der Bildschirm seines Handcomputers
erleuchtet war. Er spürte ein Ziehen in der Magengrube und
drehte sich instinktiv noch einmal zu Beverly herum, bevor er sich
dem Bildschirm zuwandte. Zu sehen war eine blonde, autoritär
aussehende Frau – die bestimmt keine guten Nachrichten hatte.
Jean-Luc zog den Computer zu sich heran. "Guten Abend, Admiral!"
sagte er höflich und wartete dann ab, was Nechejev zu sagen
haben würde. "Guten Abend, Captain Picard!" erwiderte
sie den Gruß in einem strengen Ton. "Ich habe mit Ihnen
eine Sache von höchster Wichtigkeit zu besprechen." "Ich
höre!" Langsam wuchs seine Beunruhigung immer mehr. "Es
gibt in letzter Zeit verstärkte Anzeichen für eine erhöhte
Aktivität seitens der Neutralen Zone, die es nicht geben
sollte..." "Die Romulaner.." "Präzise.
Berichten unserer Außenposten zufolge sollen sie mehrere
aggressive Akte gegenüber der Föderation begangen haben.
Kurz, wir stehen möglicherweise an der Schwelle zu einem Krieg,
wenn sich herausstellen sollte, daß die Romulaner tatsächlich
dafür verantwortlich sind, daher möchten wir einige Schiffe
zur Erkundung der Lage an die Grenze der Neutralen Zone bringen um so
viel Aufklärungsarbeit wie möglich zu leisten, unter
anderem auch die Enterprise als Flaggschiff der Sternenflotte."
Picard nickte. "Ich verstehe!" "Dies ist aber noch
nicht alles, Captain. Es gibt noch ein weiteres Problem, auch wenn
Sie es vielleicht nicht als solches sehen wollen. Es könnte
durchaus zu kriegerischen Handlungen kommen. Darum muß ich Sie
bitten, Ihre Chefärztin, die unseren Berichten zufolge momentan
nicht dienstfähig ist, auszutauschen." Jean-Luc sah aus dem
Augenwinkel, wie Beverly tief Luft holte, dann stand sie auf und kam
ein paar Schritte ihn auf zu. "Wie habe ich diesen Befehl zu
verstehen? Es gibt auf der Enterprise genügend kompetentes
medizinisches Personal, das meine Frau ohne weiteres vertreten kann.
Außerdem, was spricht dagegen, sie als Zivilistin an Bord zu
behalten?" Genervt rollte die Admiralin mit den Augen. Es schien
als hätte sie genau gewußt, daß er so reagieren
würde. "Captain, ich kann Ihre persönlichen Gefühle
gut verstehen, dennoch ist es notwendig, daß sie speziell für
diese Mission abgelöst wird. Ich habe vollstes Vertrauen in Ihre
anderen Bordärzte und würde Ihnen unter normalen Umständen
auch vollkommen freie Hand lassen. Doch dies sind keine normalen
Umstände, ich betone es noch einmal, es könnte ein Krieg
ausbrechen und falls ja, bräuchten wir jeden verfügbaren
Arzt. Außerdem, das ist eines der Dinge zu denen ich noch
kommen wollte, muß ich sie bitten, alle Zivilisten von Bord zu
schicken. Dies ist ein Ernstfall und diese Leute sollen nicht
verletzt werden. Aus diesem Grund ist sowohl ein hochschwangerer
Leitender Medizinischer Offizier als auch Ihre hochschwangere Ehefrau
ein Ding der Unmöglichkeit, ich hoffe das können Sie
verstehen..." Jean-Luc nickte langsam. Irgend etwas sagte ihm,
daß es keine Bedrohung durch die Romulaner gab. "Verstehen
ja, aber einverstanden bin ich nicht. Wann soll die Enterprise in
diesen Sektor beordert werden?" "Sobald alle nötigen
Vorbereitungen getroffen worden sind, vielleicht in vier bis fünf
Tagen. Sie erhalten bis dahin noch einmal neue Instruktionen."
Verzweifelt sah er zwischen dem Bildschirm und Beverly hin und her,
die ihren Kopf traurig gesenkt hatte und mit beiden Händen ihren
angeschwollenen Bauch hielt. Für sie mußten diese Befehle
genauso ein Schlag ins Gesicht sein. Irgendwo in seinem Inneren
verstand er die Denkweise des Admirals sogar, immerhin geriet Beverly
damit sogar aus einer potentiellen Schußlinie, aber er konnte
sie doch jetzt nicht im Stich lassen, nicht kurz vor der Geburt ihres
Kindes. Und er faßte einen Entschluß: "Admiral, ich
möchte Sie trotz der Umstände darum bitten, meine Frau an
Bord des Schiffes zu behalten. Sie steht kurz vor der Geburt ihres
Kindes und ich möchte sie in dieser Zeit nicht im Stich lassen.
Ich versichere Ihnen, es wird meine Handlungsweise während
dieser Mission in keinster Weise einschränken und ich werde
jeden anderen Zivilisten wie befohlen von Bord schicken."
Nechejev runzelte nachdenklich die Stirn. "Dies verstößt
gegen jegliches Protokoll!" "Admiral, meine Frau wäre
unter normalen Umständen keine Zivilistin, sondern ein
hochrangiges Mitglied meiner Führungsoffiziere und sie ist nicht
todkrank. Ich bin mir der Risiken durchaus bewußt und sie
genauso. Was spricht dagegen, sie an Bord zu lassen, außer der
potentiellen Gefahr in die sie sich begibt? Sie ist erfahren genug,
auf sich selbst aufzupassen und wird die Mission nicht behindern..."
Die Admiralin seufzte und zuckte die Achseln. "Wenn es Ihr
Wunsch ist, Captain, so stehe ich Ihnen nicht im Wege. Sollte dennoch
etwas passieren, so sagen Sie nicht, ich hätte sie nicht
gewarnt!"
Picard nickte dankbar und dann verabschiedete er
sich förmlich von der Admiralin, da es nicht mehr zu sagen gab,
momentan. Trotzdem gefiel ihm die ganze Sache nicht. Irgend etwas
mußte tatsächlich passiert sein, sonst würde die
Sternenflotte nicht solche Vorkehrungen treffen, auch wenn er dieses
seltsame Gefühl nicht los wurde. Nachdenklich stand er von
seinem Stuhl auf und sah zu Beverly, die nun direkt vor ihm stand.
"Danke!" flüsterte sie und küßte ihn
sanft.
