POTTER UNTERWEGS

KAPITEL 2 – Logen und Pokale

Mrs. Weasley machte uns Frühstück. Ich tat so, als würde ich etwas essen. Das Essen roch sehr gut, aber Charlie hatte mich davor gewarnt, dass Portschlüssel nicht gerade freundlich zum Magen waren. Ich warf einen Blick über den Tisch und sah Ron, Fred und George, die alle schon ihre fünfte Portion Würstchen verschlangen. Ich machte mir Sorgen.

Es war noch immer dunkel, als wir aufbrachen. Charlie, Bill und Percy wollten erst später nachkommen, weil sie apparieren konnten. Ginny, Fred, George und ihr Dad waren alle sehr glücklich, als sie losgingen. Ron und Hermine warfen mir besorgte Blicke zu. Als wir den dunklen Pfad hinter Mr. Weasley entlang gingen, lief ein kleines Kätzchen an uns vorbei. Plötzlich fiel mir etwas ein, und in diesem Moment wusste ich nicht, wer mir Leid tun sollte.

„Das sieht so aus wie ...", begann Hermine.

„Eigentlich schon, oder nicht?", antwortete ich gelassen.

... zu gleichen Zeit: Ligusterweg 4

„Ich bin sicher, dass ich etwas gehört habe", zischte Petunia Dursley in das Ohr ihres Mannes.

Vernon Dursley wollte von ihr weg rollen und fiel über die Bettkante. Ein Moment von kompletter Stille folgte, wie die nach einem lauten Donnerschlag, und dann hörte er es auch; ein Kichern.

„Es kommt aus der Wand!", zischte Petunia.

Vernon packte die Bettkante und zog sich auf die Beine. Er zog seine Hausschuhe an und ging vorsichtig auf die Wand zu. Ein Photo der Familie Dursley schwang leicht hin und her. Vernon presste ein Ohr gegen die Wand. Das Kichern ertönte wieder. Es kam eindeutig aus der Wand. Vernon klopfte mit dem Finger dagegen. Etwas klopfte zurück.

„Denkst, dass es etwas von ... ihm ist?", fragte Petunia, die der Panik nahe war.

Vernon klopfte wieder.

„Sollen wir ihn zurückholen? Ihn dazu zwingen, es mitzunehmen?", fragte sie.

„Diese Freaks würden alles nur noch schlimmer machen", knurrte Vernon.

Das Kichern kam wieder. Es war eigentlich gar nicht so laut.

„Wir werden einfach mit Ohrenstöpseln schlafen!", verkündete er.

Petunia nickte düster. Es dauerte ein paar Minuten, bis sie sie im Medizinschrank im Badezimmer gefunden hatte. Sie hatte sie ursprünglich gekauft, um das Schnarchen ihres Mannes nicht mehr hören zu müssen. Die beiden legten sich wieder unter die Decken. Im Raum war es komplett still, aber als die Sonne aufging konnte sie sehen, wie die Bilder an der Wand schaukelten, während ... was auch immer es war, nach vor und zurück lief.

Sie vergrub ihre Fäuste in der Decke. Vernon schlief schon wieder. Wenn sie sich bei den Zauberern beschwerte würden sie kommen und es holen. Der Junge würde wahrscheinlich sogar in Schwierigkeiten sein, weil er es nicht mitgenommen hatte. Sie biss die Zähne zusammen. Dieses schreckliche Ding rannte in ihrem perfekten Zuhause wie schreckliches Ungeziefer herum. Es war wahrscheinlich sogar Ungeziefer. Sie hatte nie einen Blick in den Koffer des Jungen geworfen. Er könnte alle möglichen Tiere dort drinnen haben. Sie konnte jetzt nicht mehr schlafen. Stattdessen zog sie ihren Morgenmantel an. Wenn sie jetzt aufstand konnte sie vor dem Frühstück noch den ganzen Küchenboden wischen. Plötzlich fiel ihr etwas anderes ein. Wenn der Junge nicht da war, um das Ding zu füttern, würde es innerhalb von ein paar Wochen sowieso verhungern. Sie nickte zu sich selbst, während sie auf die Tür zuging und die Ohrenstöpsel herausnahm. Ein fauler Geruch drang an ihre Nase, so ähnlich wie etwas, das viel zu lange im Ofen gewesen war.

„Vernon", zischte sie. „Was ist das für ein Geruch?"

„Geruch!", rief eine kichernde Stimme aus dem Inneren der Wand.

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„Wo ist der Pooka?", fragte Hermine misstrauisch.

„Ich nehme an, er wollte einfach nicht mitkommen", sagte ich.

Wie durchquerten den Ort Ottery St. Catchpole und gingen den Wieselkopf hinauf. Der Rand meines Sichtfeldes wurde mit der Zeit rot. Die Weasleys waren schon weit vor mir und ich konnte hören, wie Mr. Weasley zu uns sagte, dass wir uns beeilen sollten. Dann hörte ich, wie er jemanden namens Amos begrüßte.

„Komm schon Harry", sagte Hermine. „Es ist nicht mehr weit."

Ich nickte und in meinem Kopf drehte sich alles.

„Ist dort unten alles in Ordnung?", rief eine unbekannte Stimme.

Ich blinzelte der Gestalt entgegen, die den Hügel herunter lief. Dann erkannte ich ihn als Cedric Diggory, den Kapitän der Quidditch Mannschaft von Hufflepuff. Er blieb vor Hermine und mir stehen, einen Fuß auf einem Felsen und seine Fäuste in die Hüfte gestemmt. Er schien für ein Werbephoto in Pose zu sein.

„Uns geht's gut!", sagte Hermine. „Harry fühlt sich nur nicht so gut. Er hatte gerade die Grippe."

„Beeilt euch endlich!", rief Mr. Weasley. „Der Portschlüssel geht in vierzig Sekunden!"

„Wir kommen schon!", rief ich ziemlich heiser.

Ich ging einen stolpernden Schritt nach vor – direkt in ein Kaninchenloch und landete auf meinem Gesicht.

„Hier, hoch geht's!", sagte Cedric.

Ich dachte, dass er mir nur auf die Beine helfen würde, aber plötzlich fand ich mich Huckepack auf seinem Rücken. Ich sah, wie Hermine, die viel zu belustigt aussah, neben uns herlief. Bei Merlin, ich bin immerhin schon vierzehn, der einzige Grund, wegen dem ich von jemand anderem getragen werden muss ist, wenn ich eine Beinamputation habe. Ich versuchte, nicht beschämt auszusehen, als Cedric mich vor den Weasleys auf den Boden stellte.

„Wir sind schon da", verkündete Cedric und stellte sich wieder in seine Pose.

„Danke", murmelte ich.

„Problem, Harry?", fragte Mr. Weasley.

„Nein, Sir."

Ich ging einen Schritt auf die Gruppe zu, direkt in ein weiteres Kaninchenloch. Der Boden kam auf mich zu und traf mich.

„Wie viele verdammte Löcher kann es auf einem Hügel geben?", knurrte ich, das Gesicht immer noch auf einem Stück nassen Grases.

„Das ist Harry Potter?", fragte eine weitere unbekannte Stimme.

Für meinen Geschmack lag viel zu viel Betonung auf dem Wort „Das".

„Lass das, Dad", kommandierte Cedric.

Diesmal konnte ich alleine aufstehen und schaffte es zu der Gruppe, die ihre Hände auf einen alten Stiefel gelegten hatten, der so dreckig war, dass er so aussah wie etwas, das ich von den Dursleys bekommen würde. Ich legte meine Hand auch auf den Stiefel, inständig hoffend, dass es der Portschlüssel und kein Glücksritual für Quidditch war.

Ein schmerzloses, aber doch störendes Gefühl zog sich durch meine Eingeweide und dann verschwand die Welt in einem Wirbel aus Farben. Mit jedem trockenen Atemzug dankte ich Charlie dafür, dass ich kein Frühstück gegessen hatte. Der Boden kam auf mich zu und traf mich wieder. Diesmal konnte ich keinen Kaninchen die Schuld geben. Ich hörte Stöhnen, als die anderen landeten. Ich stand auf und sah gerade noch, wie Mr. Weasley und Cedrics Vater graziös auf ihren Füßen landeten.

„Wir sehen uns bei der Arbeit, Amos", sagte Mr. Weasley.

„Bis dann, Arthur", antwortete der andere.

Er und Cedric gingen einen weiteren Hügel hoch. Ich merkte, dass andere Zauberer um uns herum waren, weil sie uns davon scheuchten. Offenbar würde in einer Minute ein weiterer Portschlüssel hier landen. Wir kletterten einen Hügel hinauf und erreichten schließlich eine kleine Hütte. Auf der Veranda stand ein Mann, auf dessen Hemd das Wort „Manager" stand. Mr. Weasley zahlte für den Zeltplatz, wobei ihm Hermine und ich ein wenig mit dem Muggelgeld halfen. Der Manager schien zu denken, dass wir aus einem anderen Land kämen. Ich war ein wenig geschockt, als ein weiterer Zauberer auftauchte und „Obliviate!" schrie. Der Manager des Zeltplatzes sah ziemlich verwirrt aus und wanderte davon. Der Zauberer, der gerade das Gedächtnis des Mannes gelöscht hatte, beschwerte sich wegen neugieriger Muggel, bevor er ihm folgte. Ich fand, dass es ein wenig ungerecht war. Wir überquerten den Hügel und kamen zum Camp.

Die Gerüche trafen mich wie ein nasses Tuch und verstopften meine Nase und brachten meine Augen zum Wässern.

„Harry?", fragte Hermine und drückte mir ein Taschentuch in die Hand.

Ich presste es auf mein Gesicht, um den Rotz zu stoppen. Ich hatte nicht gedacht, dass etwas schlimmer sein könnte als Hogwarts, mit den versagenden Deodorants und ungewaschenen Socken, aber ich war im Unrecht. Hunderttausend campende Zauberer waren auf einem anderen Niveau von schlimm. Ich begann zu keuchen.

„Ist alles in Ordnung?", fragte Mr. Weasley.

„Okay ... Sir", brachte ich zwischen würgendem Schlucken hervor.

Während wir zum Zelt der Weasleys gingen sah ich nicht viel vom Camp, aber der Geruch sagte mir, was los war. Feuer, nasses Holz und der Geruch von verbrennendem Müll standen auf der Liste ganz oben, gefolgt von den verschiedenen Gerichten, die gekocht wurden – Curry, Zimt, Fisch und noch viele andere, deren Namen ich nicht kannte. Die Toilettenhäuschen sandten ihre Düfte aus. Es lag auch noch etwas anderes in der Luft. Etwas, das ich nur als Magie bezeichnen konnte.

Ich ließ mich auf das dünne Gras sinken und versuchte, mich auf etwas anderes als den Geruch zu konzentrieren.

„Etwas nicht in Ordnung?", fragten Fred und George im Chor.

Ich zog das Taschentuch weg, um ihnen zu antworten, und beide verzogen unglücklich ihre Gesichter.

„Glaube, dass ich mir was eingeholt hab ...", sagte ich und presste das Taschentuch wieder auf mein Gesicht als ich spürte, wie der Rotz auf meine Oberlippe rann.

„Wir werden einfach mal da rüber gehen ..."

„ ... falls es ansteckend ist."

Hermine schaffte es schließlich, die Zelte aufzubauen. Wir gingen alle rein. Es stank nach Katzen. Wir gingen alle wieder raus.

„Vielleicht hat dich Cedrics Dad mit einem Schnupffluch erwischt", schlug Fred vor, während wir uns auf das Gras setzten.

„Redet keinen Unsinn", sagte Mr. Weasley. „Es sind wahrscheinlich nur die Pollen. Fred, warum gehst du nicht und holst etwas Wasser? Wir werden Tee machen. Das wird Harry wieder auf die Beine bringen."

Fred und George kamen eine Stunde später mit Bill, Charlie und Percy im Schlepptau zurück. Sie hatten es geschafft, die Wasserkübel zu verlieren.

„Was ist mit ihm los?", fragte Percy und deutete auf mich. „Wenn er krank ist kann ich mich nicht neben ihn setzen. Ich kann es mir nicht leisten, einen Arbeitstag zu versäumen."

Ich sagte: „Uh."

Charlie kam zu mir und wedelte mit dem Zauberstab vor meinem Gesicht. Einen Moment später hörte die Welt zu stinken auf und ich konnte nur noch meinen eigenen Atem riechen, der eigentlich gar nicht so großartig war, aber bei weitem besser als hunderttausend Zauberer, die Plumpsklos benutzten.

„Welcher Zauber war das?", fragte ich Charlie.

„Ein veränderter Kopfblasenzauber. Wir benutzen sie, wenn mir mit Drachen arbeiten, um den Rauch abzuhalten. Wenn du ihn ein wenig stärker machst, kannst du damit sogar unter Wasser atmen. Ich werd ihn dir zeigen, wenn wir wieder im Fuchsbau sind."

„Danke", sagte ich, obwohl ich dachte, dass ich ihn auch so wiederholen könnte.

Ron, Hermine und ich verließen die anderen kurz darauf, als ein paar von Mr. Weasleys Arbeitskollegen bei den Zelten vorbeischauten um die Probleme bei der Organisation des Camps zu diskutieren. Der Kopfblasenzauber wurde schon schwächer, aber ich denke, dass ich mich an die Gerüche gewöhnt hatte. Während ich für uns drei an einem Souvenirstand Omnigläser kaufte, kam ein Mann bei uns vorbei. Er stach nicht irgendwie aus der Menge hervor. Seine Kleidung war einfach. Er war sauber rasiert und sein Haar war unauffällig braun und ordentlich gekämmt. Ich weiß nicht, warum er mir bekannt vorkam. Instinktiv schnupperte ich in der Luft und der Kopfblasenzauber verschwand mit einem kleinen Plop. Meine Nackenhaare sträubten sich. Der Mann erwiderte nun meinen Blick und schnupperte auch in der Luft. Unsere Blicke trafen sich. Werwolf.

Der einzige andere Werwolf, den ich je getroffen habe, ist Professor Lupin, und ich war mir nicht sicher, wie die ordentliche, soziale Vorgehensweise war. Ich nickte. Der Mann hob eine Augenbraue und nickte ebenfalls, bevor er wieder in der Menge verschwand.

„Wer war das?", fragte Ron.

„Ich weiß es nicht", sagte ich.

Ron kaufte einen kleine Figur von Viktor Krum. Offenbar war Krum der beste Sucher der Welt. Krum war auch im Team der Bulgaren, obwohl Ron behauptete, dass er für ihre Gegner, die Iren, war. Ich fragte ihn, ob es ein Interessenskonflikt war, aber streckte dramatisch die Nase in die Luft und verkündete, dass es nicht falsch war, Talent gebührend zu schätzen.

Wir kamen gerade zum Zelt zurück, als der Gong ertönte. Alle Camper gingen auf das Stadion zu. Charlie fragte mich, ob ich einen neuen Kopfblasenzauber wollte, aber ich sagte nein. Entweder hatte ich mich inzwischen an die Gerüche gewöhnt, oder ich hatte einfach keinen Rotz mehr.

Mr. Weasley hatte Plätze in der Loge des Ministers. Das gute daran war, dass die Luft immer besser wurde, je höher wir stiegen. Das schlechte daran war, dass wir dafür Tausende Stufen steigen mussten. Ich atmete schon schwer, als ich in die mit Teppich ausgelegte, luxuriöse Loge stolperte.

Wir setzten uns auf unsere Stühle, die vor einem zerrüttet wirkenden Hauselfen waren, der durch seine Finger schaute. Einen Moment lang dachte ich, es wäre Dobby, der verrückte Elf, der mich während meinem zweiten Schuljahr verfolgt hatte. Aber während ich noch immer nach Luft schnappte erkannte ich, dass es eine weibliche Elfe war. Sie warf einen Blick hinunter in das Stadion und schrie auf.

„Ist alles in Ordnung, Miss?", fragte ich.

Sie blinzelte zwischen ihren Fingern durch. „Winky geht es gut, Sir. Winky mag die Höhe nicht."

„Aber das Quidditch ist es doch wert, oder?", sagte ich, wobei ich versuchte, freundlich zu wirken.

„Winky mag Quidditch nicht besonders, Sir."

„Aber warum hast du dir dann Karten besorgt? Ich hab gehört, dass diese Plätze ein Vermögen kosten."

„Winky hat die Karten nicht gekauft, Sir. Winky hat kein Geld. Winky passt auf den Platz des Herrn auf, bis er hier ist", sagte Winky und deutete auf den offenbar leeren Platz hinter mir.

„Dieser Platz?", fragte ich und deutete auf den gleichen Stuhl.

Meine Nackenhaare sträubten sich wieder. Meine Ohren wollten zucken, aber sie waren zu kurz. In dieser Loge gab es zu viele Herzschläge, zu viele Menschen atmeten.

Ich hätte es wahrscheinlich vorsichtiger angehen sollen, aber die Worte kamen einfach aus meinem Mund. „Du weißt doch, dass da schon jemand sitzt, oder?"

In der nächsten halben Sekunde geschahen einige Dinge. Die Elfe stürzte sich auf den unsichtbaren Mann auf dem Stuhl. Ich begann, den Zauberstab aus meinem Ärmel zu ziehen und er wurde mir aus der Hand geschlagen. Arme erschienen, als ein Tarnumhang zu Boden fiel. Der halb sichtbare Mann auf dem Stuhl sprang auf mich zu. Die Elfe schrie. Die meisten der Weasley sahen in die andere Richtung, weil der Minister in diesem höchst unpassenden Moment die Loge betrat. Sie wandten sich gerade mir zu, als mein Rücken gegen das Geländer schlug und der Schwung meines Angreifers warf uns beide darüber.

Ich habe keine Angst vor Höhen und meistens macht mir auch der freie Fall nichts aus. Natürlich hängt sonst immer mein Besen irgendwie an mir dran, also kann ich den Fall beenden, wenn mir danach ist. Der Umhang fiel von dem Mann, der mich gestoßen hatte. Er war bleich und wirkte kränklich und hatte ausgewaschenes, blondes Haar und übergroße Augen. Er lächelte mich an und verschwand mit einem Schlenker meines Zauberstabs. Ich fiel weiter, wobei geschockte Gesichter an mir vorbeizogen. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, dass der Boden immer näher kam. Ich fragte mich, warum keiner der Hunderttausend Zauberer, die auf diesem paar Quadratmetern zusammengepfercht waren, daran dachte, einen Schwebezauber zu verwenden.

Meine Schulter wurde aus ihrem Gelenk gerissen. Ich hatte die Hand um mein Handgelenk nicht einmal gespürt, bis der Typ auf dem Besen bremste. Eine Sekunde lang wurde alles dunkel. Ein Arm legte sich fast beschützend um meine Hüfte und wir flogen mit einem viel gemütlicheren Tempo hinunter zu Boden. Er hatte mich ungefähr fünfzehn Fuß über dem Spielfeld gefangen. Meine Füße schlugen auf den Boden und ich fiel auf die Knie, weil mir plötzlich schlecht wurde. Ich denke, dass mein Magen mich endlich eingeholt hatte.

„Alles in Ordnung?", fragte eine Stimme mit einem osteuropäischen Akzent

„Ja, danke!", sagte ich und warf einen Blick hoch zur Loge. Ich konnte ein paar knallrote Punkte erkennen, die wohl die versammelten Weasleys waren, die zu mir runter blickten.

„Ich hab dich von unserer Kabine aus gesehen", sagte mein Retter, während er mich auf die Füße zog und wir sahen uns zum ersten Mal an.

„Du bist Viktor Krum!", sagte ich dümmlich, als wüsste er es nicht. Zum Glück sagte er zur gleichen Zeit: „Du bist Harry Potter!", also fühlte ich mich nicht ganz so schlecht.

Die Sicherheitszauberer umschwärmten uns. Sie schubsten uns herum und jemand zog an meinem verletzten Arm. Ein glatzköpfiger Mann schrie mir ins Gesicht und eine Kamera blitzte. Krum wurde in eine Richtung davon geschoben und ich in die andere. Zauberer schrien mich den ganzen Weg zurück zur Loge an. Ich versuchte, zurück zu schreien.

„Ich bin gestoßen worden."

„Er ist einfach appariert!"

„Er hat nichts gesagt!"

„Ich kenne ihn nicht!"

Plötzlich stand Kingsley Shacklebolt, ein Auror, den ich im letzten Jahr kennengelernt hatte, vor mir.

„Verletzt?", fragte er.

Ich deutete mit dem guten Arm auf den verletzten. Er wedelte mit dem Zauberstab und die Schulter sprang wieder in ihr Gelenk. Ich hatte nicht einmal Zeit, nach Luft zu schnappen. Auroren durchsuchten die Loge nach versteckten Attentätern. Winky sprach mit weiteren Auroren. Lucius Malfoy war irgendwie in die Loge gekommen und beantwortete mit feixender Miene ebenfalls Fragen. Das Chaos ging noch fünfzehn Minuten lang weiter. Am Ende wussten die Auroren noch immer nicht, ob der Verrückte hinter dem Zaubereiminister her war (Cornelius Fudge, der Chef der magischen Regierung in Großbritannien), dem bulgarischen Minister (der mit Fudge gekommen war und offenbar einige politische Feinde hatte) oder hinter mir (weil man auf mich prinzipiell gerne Anschläge verübt). Fudge verscheuchte alle aus der Loge und ließ das Spiel beginnen.

Das Spiel war ziemlich traurig. Offenbar war Viktor Krum der einzige gute Spieler der Bulgaren. Irland machte sie praktisch zu Brei, und das Spiel war trotz der Kämpfe zwischen den irischen Maskottchen, den Leprechans, und den bulgarischen Maskottchen, den Veela, ziemlich schnell vorbei. Krum fing den Schnatz und beendete das Spiel mit zehn Punkten Rückstand für die Bulgaren. Viele Leute lachten ihn deswegen aus, aber es war offensichtlich, dass sein Team nicht mehr hatte gewinnen können. Ich denke nicht, dass es ein großer Verlust war. Der Pokal sah ziemlich hässlich aus.

Seltsamerweise hatten Fred und George genau auf dieses Ergebnis mit einem Arbeitskollegen ihres Dads gewettet, mit Ludo Bagman. Der Dummkopf versuchte „aus Versehen" sie mit dem verschwindenden Koboldgeld zu bezahlen, anstatt mit echten Galleonen, aber ich machte ihn auf seinen „Fehler" aufmerksam. Fred und George fragten mich, woher ich das gewusst hatte. Ich konnte nicht gut sagen, dass die Münzen zu sehr nach Magie gerochen hatten, aber meinem Gehirn fiel etwas anderes ein.

„Sie waren im Gegensatz zu echtem Geld viel zu sauber. Ich erinnere mich daran, dass unserer Lehrer in der Grundschule mal gesagt hat, dass auf dem meisten Geld, das im Umlauf ist, entweder Kokain oder Heroin ist", erklärte ich.

„Was ist Kokain?", fragte Mr. Weasley, der sich plötzlich für unser Gespräch interessierte.

„Es ist dieses weiße Puder, das Muggel verwenden, um high zu sein", sagte ich nervös.

„Ach wirklich?", fragte Mr. Weasley. „Ich dachte, dafür hätten sie diese Fliegerzeuge. Weißt du, wo ich so etwas kaufen kann?"

„Ähmmmmm ..."

Zum Glück erschien Hermine mit einer Erklärung, bevor ich Mr. Weasley noch aus Versehen in die Drogenszene schicken konnte.

Die Auroren trafen sich am Zelt der Weasleys mit uns und stellten uns noch einmal die gleichen Fragen wie schon in der Loge. Offenbar dachten sie, einer der Minister wäre das Ziel gewesen, weil der Attentäter mich nicht sofort angegriffen hatte, als ich mich hinsetzte. Das machte für mich irgendwie Sinn. Ich glaube, dass ich wollte, dass das der Grund war, also sagte ich nein, als sie mich fragten, ob ich eine Wache vor dem Zelt der Weasleys wollte. Ich wünschte, ich hätte es nicht gesagt.

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A/N: Vielen Dank an die Reviewer des ersten Kapitels! Ihr seid einfach toll. Ich hab mich für euch extra beeilt, damit ihr das hier schnell bekommt! Also: reviewen!