Disclaimer: Sie gehören mir immer noch nicht
A/N: Ich weiß ist etwas kurz geraten, hatte aber in letzter Zeit nicht so viel Muße wie mir lieb gewesen wäre. Nun ja, Kommentare sind natürlich trotzdem immer sehr willkommen! Zuviel Grübelei, zu wenig Äußerlichkeiten…sagt mir eure Meinung.
In meiner Eile die Anweisung zu befolgen erinnere ich mich gerade noch rechtzeitig daran anzuklopfen statt einfach die Tür aufzureißen. Das ist etwas, dass ich nie zuvor beachten musste. In meinem Clan wäre niemand überhaupt auf die Idee gekommen eine solche Regel auf zustellen. Ich denke allerdings nicht, dass er dafür Verständnis aufbringen würde. Nach der entsprechenden Aufforderung trete ich ein. Daevan sitzt an einem der Schreibtische, wo er sich konzentriert über ein Blatt Papier beugt.
„Ihr ba…" Nein schlecht, er würde nicht bitten, „ihr befahlt mir zu kommen, Herr?"
Er lässt meinen Ausrutscher kommentarlos durchgehen und weist auf einen Stuhl, auf dem ein Stapel Kleider liegt.
„Zieh das an."
Ich bin überrascht, als ich feststelle dass die Qualität meiner neuen Ausstattung sehr gut ist. Einfach aber elegant, in einem aubergine-Ton gehalten, der hervorragend mit meinen bernsteinfarbenen Augen harmonieren wird. Aber der Preis den ich gezahlt habe war zu hoch.
Nach einem kritischen Blick auf mein Äußeres wendet mein Meister sich wieder Daevan zu. Das Ergebnis muss wohl zu seiner Zufriedenheit ausgefallen sein, aber er macht keine Bemerkung in dieser Art. Ohne exakte Anweisung entscheide ich mich, erwartet er wohl von mir zu bleiben. Ich lasse mich also auf dem Stuhl nieder und sehe zu wie Daevan weiter auf das Blatt starrt, während Meister Shenjal eine zunehmende Ungeduld ausstrahlt.
„Du siehst es nicht." Stellt er schließlich ungehalten fest. „Ich glaube kaum dass die Magie dir sehr zusagt. Jedes Kind sollte es erkennen können."
Daevan scheint anderer Meinung zu sein, denn er setzt an zu protestieren. „Ihr lasst mir nicht genug Zeit." Sagt er, woraufhin mein Meister stirnrunzelnd das Blatt schnappt, um es dann unvermittelt unter meine Nase zu halten.
„Was siehst du?" fragt er kurz angebunden.
Zu nächst kann ich nichts erkennen, obwohl definitiv etwas da ist, scheinen sich die Linien zu bewegen, so dass man keine genauen Umrisse aus zumachen sind. Doch je mehr ich mich darauf konzentriere desto klarer tritt eine simple, symbolisch gehaltene Zeichnung zutage.
„Einen Vogel." Sage ich schließlich nach etwa einer Minute intensiven Starrens.
Daevan starrt mich wütend an. „Du lügst doch!" Faucht er.
„Nein, er hat die Wahrheit gesagt." Weist Meister Shenjal ihn zurecht. „Erstaunlich." Murmelt er, reicht dann aber Daevan das Blatt.
„Hier, du hast noch einen weiteren Versuch. Ich gebe dir fünf Minuten."
Nachdenklich schaut er mich an und ich fange an mich unwohl zu fühlen und überlege, ob ich irgendetwas falsch gemacht haben könnte ohne es zu wissen. Gerade als ich es fast nicht mehr aushalte, gibt Daevan einen Laut des Triumphes von sich. „Ha, ich sehe es!" ruft er grinsend und erlöst mich dadurch aus dem besorgniserregend durchdringenden Blick des Meisters, der jedoch nur ein augenrollendes „Endlich." Von sich gibt und somit weiteres Selbstlob im Keim erstickt.
Dann gibt er Daevan ein Buch über die korrekte Anwendung von Feuerzaubern und befiehlt ihm eine fünfseitige Zusammenfassung zu schreiben. Bis morgen. Das Buch ist so dick, dass der Junge wahrscheinlich den Rest der Nacht, sowie den morgigen Tag durcharbeiten muss nur um es überhaupt vollständig zu lesen. Nun ja, im Vergleich zu dem was mir bestimmt wieder bevorsteht könnte das geradezu ein Spaziergang zu werden.
Kaum hat der Lehrling, wie ich ihn mittlerweile für mich selbst bezeichne, mit dem Buch den Raum verlassen, bin ich wieder der vollen Aufmerksamkeit meines Meisters ausgesetzt. Ich wünsche mir sehnlichst ich hätte die Fähigkeit mich einfach unsichtbar zu machen, aber wahrscheinlich würde er mich trotzdem finden.
„Kannst du lesen?" Will er wissen.
„Ja, Herr."
„Schreiben?"
„Ja, Herr."
„Gut, kopiere diesen Text. Dann werden wir weiter sehen."
Der Text ist nur wenige Seiten lang und wie mir bald klar wird außerordentlich langweilig. Es geht um die Paarungsgewohnheiten von Fledermäusen, ein Thema das als solches nicht unbedingt uninteressant sein muss, aber der Autor hat scheinbar eine besondere Begabung auch die einfachsten Dinge derart umständlich zu beschreiben, dass man nach einem halben Satz den Faden verliert. Ich muss zwar nicht verstehen sondern nur kopieren, aber ich merke, dass es mir hilft die unangenehmen Gedanken an mein weiteres Schicksal zu verdrängen, wenn ich mich möglichst stark konzentriere und so versuche ich genau dies zu tun.
