Disclaimer: Drow gehören mir nicht, ich mache kein Geld hier mit und überhaupt ist die Welt ganz furchtbar ungerecht.

Tja, übersetzung wollte wohl niemand, aber weil ich mir eh nicht sicher bin wer sich überhaupt in diesen teil von ffnet verirrt war das wohl zu erwarten.

Als sich die Tinte über meine fast fertige Arbeit ergießt bin ich kurz davor in Tränen auszubrechen. Es ist egal, dass die äußeren Umstände so verwirrend sind, meine sorgfältige Ader ist erschüttert ob der Verschwendung und dieser Teil von mir würde am liebsten sofort noch einmal von vorne beginnen. Mein verräterischer Körper allerdings scheint die Zuwendung zu genießen, die ihm momentan zuteil wird und ich bin innerlich noch immer zerrissen. Einerseits will ich so schnell und weit weg von hier wie nur möglich, aber andererseits merke ich wie mich ein Schauer überläuft und zwar kein unangenehmer. Ich denke er benutzt wieder das Halsband, aber weil er nichts gesagt hat bin ich mir nicht sicher und quäle mich einige Augenblicke mit dem Gedanken daran, dass ich selbst die Ursache der seltsamen Wärme in meiner Bauchgegend sein könnte. Schließlich schiebe ich diese Möglichkeit, mit aller inneren Überzeugung die ich in diesem Moment aufbringen kann, in die hinterste Ecke meines Gehirns um hoffentlich nie wieder darüber nachzudenken.

Um weiteren schuldtriefenden Gedanken vorzubeugen, die mir in dieser Situation doch nicht helfen würden, versuche ich, so wie den letzten Tag hindurch, mich auf nichts als meine körperlichen Empfindungen zu konzentrieren.

Das Gefühl als seine Zunge warm und feucht meinen Hals hinaufgleitet und die Gänsehaut als er an meinem Ohr knabbert. Ich merke wie mein Atmen schneller wird. Erstaunlich, ich habe vorher nie gewusst dass es solche Empfindungen überhaupt gibt. Aber wie sollte ich auch. Niemand hat mich je zuvor auf diese Art berührt. Besitzergreifend, kribbelnd.

Und dann, genau so schnell wie es begonnen hat ist es wieder zu ende.

„Mach den Dreck da weg und beende deine Arbeit."

Erschrocken zucke ich zusammen. Wieder einmal. Wahrscheinlich werde ich meine Schreckhaftigkeit nie ablegen. Im Moment habe ich allerdings guten Grund dazu besänftige ich mich selbst. Ich kann nie genau sagen ob er gerade gut gelaunt ist oder nicht, ob ich etwas falsch gemacht habe oder ob alles in bester Ordnung ist. Seine Stimmung kann scheinbar von einer Sekunde zur anderen umschlagen, während ich versuchen muss zu folgen so gut es mir möglich ist um schmerzhafte Bestrafung zu vermeiden. Ich bin leicht besorgt über die Resignation, in die ich offenbar verfalle. Sollte ich nicht mehr Widerstand leisten? Sollte ich nicht versuchen zu entkommen? Aber wozu frage ich mich. Wohin sollte ich gehen, wer würde mir helfen? Ich bin nie weiter als einen Tagesmarsch von unserem Wald entfernt gewesen, außerhalb dieser Distanz kenne ich niemanden der mir helfen würde und alle anderen die ich je gekannt und geliebt habe sind tot. Es ist leichter einfach nachzugeben und zu gehorchen.

Mit diesen Gedanken mache ich mich wieder an die Arbeit.

Die nächsten Stunden verlaufen seltsam ruhig. Ich kopiere mehrere Texte, während mein Meister liest. Die Arbeit macht mir nichts, obwohl ich es nicht gewohnt bin so viel Zeit in geschlossenen Räumen über Bücher gebeugt zu verbringen, übt das schreiben eine seltsam beruhigende Wirkung auf mich aus. Ein Fokus für meinen verwirrten Geist. Einige der Texte sind zugegebenermaßen sehr interessant, obwohl die meisten sich mit den Gewohnheiten von Tieren beschäftigen. Diejenigen in denen es um Magie geht sind es die meine Aufmerksamkeit fesseln. Ich verstehe nicht alles von den diskutierten Theorien, aber meine Neugierde ist geweckt. Vielleicht kann ich auf diese Art noch etwas Nützliches lernen. Schon jetzt bemühe ich mich unbewusst mein früheres Leben zu vergessen. Glückliche Erinnerungen werden mir hier nicht weiterhelfen. Dies ist natürlich leichter gesagt als getan. Ich vermisse die Anderen und der dumpfe Schmerz den dieses Gefühl in meiner Brust hinterlässt ist nicht so einfach zu ignorieren.

Ein Klopfen an der Tür reist mich aus meinen Gedanken. Wer kann das sein? Der Lehrling bestimmt nicht. Angespannt schaue ich zu wie ein Drow eintritt, der offenbar einer der anderen Meister ist. Er hat die gleiche arrogante, selbstbewusste Haltung wie mein Herr, die gleichen verzierten Roben, obwohl er etwas älter ist und meiner Meinung nach nicht ganz so gut aussieht. Außerdem hat er einen grausamen Zug um den schmalen Mund, der nichts Gutes ahnen lässt.

„Ah Shenjal, seid gegrüßt. Wie ich sehe habt ihr einen neuen Sklaven."

Sogar ich, der ich in den intriganten Spielen der Drow absolut ungeübt bin, kann hören dass die Überraschung in seinem Ton restlos gespielt ist. Zu meinem Unbehagen bemerke ich wie ich sofort anfange unter seinem offen hungrigen Blick zu erröten. Wieso ist er hier? Frage ich mich panisch, bitte lass ihn mich nicht anfassen.

„Essal."

Der ruhige kühle Ton meines Meister lässt nicht erkennen wie er über den Neuankömmling denkt, aber ich glaube beinahe ein amüsiertes Funkeln in den roten Augen zu erkennen, als sein Blick für Sekundenbruchteile zu mir herüberflackert. In diesem Augenblick würde ich fast alles tun um nicht mit dem älteren Meister alleine gelassen zu werden. Ich weiß nicht einmal genau wieso er mir eine derartige Angst einjagt, aber ich bin schon nach wenigen Augenblicken derart panisch, dass ich mich an der Tischkante festklammern muss um nicht aufzuspringen und mich in der nächstbesten Ritze zu verstecken.

Beweg dich nicht. Höre ich meinen Meister. Falls du mir Schande machst werde ich dich ihm überlassen Häschen. Droht er mir still, während er sich in einer einzigen fließend eleganten Bewegung erhebt und sich ein bösartiges Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitet.

„Welche Umstände sind es, die mich ausgerechnet heute in den Genuss eurer Anwesenheit bringen?" fragt er dann mit seidiger Stimme.

„Nun ja", Essal hält inne. „Ehrlich gesagt will ich euch um einen Gefallen bitten."

Er gibt sich keine Mühe seinen Unwillen in dieser Angelegenheit zu verbergen. Um Hilfe zu fragen heißt Schwäche offenbaren und Schwäche wird von den Drow gnadenlos ausgenutzt. Was auch immer er will, es muss sehr wichtig für ihn sein.

„Welche Art Gefallen schwebt euch vor?"

„Ich brauche eine Übersetzung von einem Text, der von einem Tiefengnom geschrieben wurde. Soweit mir bewusst ist seid ihr einer der wenigen hier, der diese Sprache gut genug  spricht um verlässliche Ergebnisse zu liefern."

„Womit befasst sich der Text denn genau?"

Essal runzelt die Stirn. „Das werdet ihr sehen wenn ihr zusagt." Antwortet er knapp, nicht bereit weitere Informationen preiszugeben. Magier sind sehr eigen mit ihrem Wissen, man kann schließlich nie vorhersagen ob nicht eines Tages ein einziger simpler Spruch oder Fluch den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen wird. Viele würden mit Freuden über Leichen gehen um an die Geheimnisse ihrer Kollegen und Konkurrenten zu gelangen.

„Wie ihr wollt." Murrt mein Meister. „Ich gehe davon aus dass ihr ihn gleich mitgebracht habt…"

Essal nickt knapp und zieht ein schmales, fleckiges Manuskript aus einer seiner vielen Taschen.

„Wie lange werdet ihr dafür brauchen?"

„Das kann ich nicht genau sagen, es gibt einige Dialekte die schwieriger sind, aber länger als zehn Tage sollte ich nicht benötigen. Sofern es keine unvorhergesehenen Zwischenfälle gibt heißt das."

„Akzeptabel." Damit händigt er meinem Meister das Manuskript aus. Leider richtet sich seine Aufmerksamkeit danach sofort auf mich. Vielleicht hätte ich lieber unter den Tisch kriechen sollen. Ich versuche krampfhaft die Tatsache zu ignorieren das er näher kommt und starre auf den letzten Absatz, den ich geschrieben habe ohne wirklich etwas zu erkennen. Meine ganze Aufmerksamkeit konzentriert sich auf das Rascheln seiner Robe, welches sich mir nährt. Nicht bewegen, nicht bewegen. Ich erstarre und kann praktisch fühlen wie sein Blick an mir herabgleitet.

„Hat er schon einen Namen?" Noch hat er mich nicht berührt und ich hoffe inständig dass mein Meister vielleicht doch gnädig ist und ihn wegschicken wird.

„Evoe." Das überrascht mich selbst durch den Nebel meiner Panik. Mir war nicht bewusst dass ich einen neuen Namen haben würde. Er hat mich nie nach meinem alten gefragt. Es scheint jedoch seltsam passend ihn zu ändern. Mein ganzes Leben ist völlig auf den Kopf gestellt, wieso nicht auch mein Name. Was ich hier bin hat nichts mehr mit meinem unbeschwerten Dasein von früher zu tun.

Ich weiß nicht genau was er jetzt von mir erwartet, aber er hat mir vorhin befohlen still zu sitzen und mich nicht zu bewegen. Was bleibt mir also anderes übrig als genau das zu versuchen. Es ist schwierig regungslos zu verharren während der andere Meister seine schlanken Finger durch mein Haar gleiten lässt. Ich beiße unbewusst auf meine Lippe um kein Geräusch entkommen zu lassen und schmecke plötzlich Blut.

„Braucht ihr sonst noch etwas?" Der Ton meines Meisters ist fast herablassend genug um als unhöflich eingestuft zu werden, aber doch nicht ganz. Er macht jedoch deutlich wo die Grenze des anderen liegt und ich vergehe fast vor Erleichterung. Danke, danke! Ich werde alles tun was ihr verlangt, verspreche ich im Stillen.

„Nein. Das war alles. Entschuldigt mich bitte, ich habe noch zu tun."

Er wartet nicht auf das Nicken meines Meisters, das ohnehin nur eine Formalität ist und stapft unzufrieden aus dem Raum. Mein Meister grinst und ich hoffe dass er in dieser guten Stimmung bereit sein wird meine Frage zu beantworten.

„Evoe, Herr?"

Ich habe Glück, das Grinsen bleibt bestehen. Er zuckt jedoch nur mit den Schultern und sagt: „Besser als Häschen gerufen zu werden oder nicht?"

Ich nicke stumm.

„Danke, Herr." Schließlich hätte er mich wirklich für den Rest meines Lebens Häschen nennen können.

„Komm her."

Ich weiß nicht ganz genau was mich jetzt erwartet, aber schon in der Zeit mit jener anderen Gruppe von Drow im Wald habe ich gelernt meine Unsicherheit nicht zu sehr in meine Handlungen übergehen zu lassen solange ich mich beherrschen kann. Schnell erhebe ich mich und umrunde den Schreibtisch um vor ihm zum stehen zu kommen. Mit gesenktem Blick. Auch das habe ich gelernt.

„Du blutest." Meine Lippe, die hatte ich schon wieder vergessen, aber jetzt fühle ich wieder den leichten Schmerz.

„Ich war… ich hatte…Angst, Herr!" Murmle ich unbehaglich und fixiere meine Füße als hielten sie die Weisheit der Welt.

„Ja, Essal tendiert dazu diesen Effekt zu haben. Dein Gefühl ist nicht ungerechtfertigt. Aber keine Angst mehr, du hast dich gut beherrscht. Ich bin sehr zufrieden mit dir."

Und damit beugt er sich vor und leckt sehr sanft das Blut von meinen Lippen. Mir ist vage bewusst, dass ich dieses Gefühl nicht genießen sollte, aber ich kann es nicht verleugnen, genau so wenig wie die zaghafte Freude die in mir aufsteigt, als ich sein Lob höre. Langsam entwickelt sich das sanfte Lecken zu einem Kuss und ich kann mir nicht helfen und reagiere automatisch, überwältigt von der Reaktion meines Körpers. Er konditioniert mich und obwohl ich mir dessen immer mehr bewusst werde kann ich anscheinend nichts dagegen unternehmen. Manchmal wenn ich zurückschaue denke ich, dass dies der Moment war in dem ich wirklich endgültig aufgegeben habe und mich in mein Schicksal als Besitztum eines Anderen fügte. Wäre ich stärker gewesen hätte ich wahrscheinlich länger widerstanden, doch ich zweifle nicht daran dass der letztendliche Ausgang derselbe gewesen wäre. Vielleicht war dies meine Bestimmung, wer kann das wissen. Ich habe schon immer lieber nachgegeben als einen Streit anzufangen und jetzt wo Nachgiebigkeit mir viele Schmerzen erspart, wieso sollte ich nicht? Viele würden mich wahrscheinlich feige nennen, aber ich habe noch nie genau verstanden warum oft Leute für mutig gehalten werden, die sich freiwillig in unangenehme Situationen begeben obwohl dies vermeidbar wäre. Inzwischen teile ich diese Meinung nicht mehr. Wenn ich auch nicht behaupte mutig zu sein, würde ich meine Unterwerfung nicht als Grund für einen solchen Vorwurf akzeptieren.

Als mir bewusst wird, dass es sehr wohl in meiner Macht liegt andere Reaktionen als Bestrafung zu provozieren überkommt mich eine Woge der Erleichterung. Vielleicht ist ja alles gar nicht so schlimm, vielleicht kann ich auch auf diese Weise weiterleben ohne irgendwann verrückt zu werden. Alles was ich tun muss ist die neuen Regeln zu lernen die mir nun auferlegt sind. Tu was er will und alles ist in Ordnung, tu etwas anderes und du wirst bestraft. Natürlich ist das sehr viel schwieriger als es sich zunächst anhört, aber ich entscheide mich dazu herauszufinden was genau er jetzt will.