Disclaimer: Drow und Gottheiten gehören nicht mir, ich verdiene kein Geld und spiele nur ein bisschen rum…

A/N: Bah, Uni ist stressig! Hält mich von dem ab was ich eigentlich tun will hmpf. Aber wenigstens hab ich es jetzt endlich geschafft das nächste Kapitel zu posten. Viel Spaß damit.

Einladungen

Zu meinem großen Leidwesen müssen die beiden noch in langwierigen Verhandlungen ein Zimmer mieten, wobei wieder die Do'Urden Geschichte zum Einsatz kommt, die der Wirt zu meiner großen Überraschung letztendlich sogar schluckt. Der Mensch sagt nicht viel, starrt mich aber von Zeit zu Zeit aus stechenden schwarzen Augen durchdringend an. Als nach viel zu langer Zeit  endlich alles geregelt scheint bequemen sich die beiden dann dazu mir zu folgen. Je näher wir der Tür zu dem Zimmer kommen in dem mein Meister wartet, desto mehr wünsche ich mir plötzlich sie hätten noch viel langer gebraucht, am besten ewig. Hinter dieser Türe wartet auch meine Strafe. 

Verzagt klopfe ich an, woraufhin ein ruhiges „Herein" ertönt. Mit bereits leicht zitternder Hand öffne ich um gleich darauf grob am Arm in den Raum gezogen zu werden. Zemun! Meine Knie werden auf einmal weich bei dem Gedanken dass ich ihm wohlmöglich jetzt ausgeliefert werde.  Aber nein, wird mir kurz darauf klar, als er mich nur schnell zur Seite schubst, so dass ich stolpere und beinahe meinem Meister vor die Füße falle. Sie wollten nur sicher gehen, dass man mich nicht als lebendigen Schild für einen eventuellen Angriff verwendet. Erleichtert versuche ich mich in eine Ecke zurück zu ziehen, werde aber durch einen festen Griff in meinem Haar daran gehindert, mit dem mein Herr mich zu sich heran zieht. Wieso ausgerechnet immer meine Haare? Denke ich noch bevor mir klar wird, dass ich jetzt wirklich eine Art Schild bin, allerdings für meinen Meister. Jeder direkte Angriff der von diesem Jarlaxle ausgehen könnte würde mich höchstwahrscheinlich zuerst treffen und ihm Zeit geben zurück zu schlagen. Ich kann nur hoffen dass mein erster Eindruck stimmt und der auffällige Drow keine allzu aggressiven Absichten hat.

Besagter Drow scheint von den beiden waffenstarrenden Soldaten die sich jetzt neben ihm und dem Menschen postiert haben völlig unbeeindruckt uns setzt zu einer überschwänglichen Verbeugung an.

„Ah Elarn Shenjal, endlich sehen wir uns wieder. Wie ich sehe seid ihr also eurem ursprünglichen Plan gefolgt. Wundervoll zu sehen dass ihr inzwischen so erfolgreich seid! Meine Glückwünsche."

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite Söldnerführer." Erklärt mein Meister mit einem sehr sarkastischen Unterton, wobei er jedoch gleichzeitig den Kopf neigt und so zumindest ein wenig Respekt beweist.

„Allerdings hätte ich euch schon einen besseren Geschmack bei der Wahl eurer Begleiter zugetraut." Fügt er hinzu, bevor er auf einmal in eine Sprache wechselt die ich nicht verstehe. Es muss wohl seine Muttersprache sein, denn Jarlaxle antwortet ihm in gleicher Weise. Ich verstehe zwar nicht genau wieso die Drow in der Stadt meines Meisters es offenbar bevorzugen die Gemeinsprache zu verwenden, bin aber in diesem Augenblick äußerst dankbar dass sie es tun. Eine neue Sprache zu lernen hätte mich wahrscheinlich restlos überfordert!

Der Mensch scheint nicht besonders erfreut, aber auch nicht überrascht angesichts der Geringschätzung die ihm entgegengebracht wird. Er hat scheinbar schon Erfahrungen mit der typischen Arroganz der dunklen Elfen gesammelt.

Im Zimmer gibt es nur zwei Stühle, die beide von unseren Besuchern in Anspruch genommen werden, während mein Meister offenbar zufrieden damit ist es sich auf dem bereits wieder frisch bezogenen Bett gemütlich zu machen. Widerstandslos folge ich und lasse mich neben ihm mit gesenktem Haupt in einer knienden Position auf den Boden sinken, was mir ein kurzes beiläufiges Streicheln über den Kopf einbringt, wie man es etwa einem folgsamen Hund angedeihen lassen würde. Diese kleine Geste ist in ihrer Belanglosigkeit sehr erniedrigend, denn sie macht mir wieder einmal schmerzlich bewusst, dass ich nun wirklich nicht mehr bin als ein hübsches Haustier und dass das auch jeder hier weiß.

Ich frage mich in welcher Beziehung der unheimliche Mensch, der gerade als Artemis Entreri vorgestellt wird, wohl zu Jarlaxle stehen mag. Ein Sklave scheint er jedenfalls nicht zu sein, wenn er hier persönlich zur Kenntnis genommen wird. Vielleicht eine Art freier Diener oder Söldner den Waffen nach zu urteilen. Die beiden müssen sich schon etwas länger kennen, denn sie ergänzen sich in ihrem Benehmen auf eine Weise wie es nur bei Leuten der Fall ist, die bereits aneinander gewöhnt sind und über die jeweiligen Eigenheiten ihres Gefährten recht gut bescheid wissen.

Meine Gedanken werden unsanft unterbrochen, als mein Herr mir kurz angebunden befiehlt nach unten zu gehen und Wein, sowie etwas zu essen zu holen. Erleichtert wieder aus dem Raum zu entkommen und sei es nur für kurze Zeit, springe ich schnell auf und bin mit einem leisen „Ja Herr." Schon beinahe aus der Tür als der Mensch sich auf einmal höflich entschuldigt und vorgibt mich begleiten zu wollen um beim tragen zu assistieren. Mir wäre es natürlich lieber er täte das nicht, aber ich verstehe auch seinen Drang aus diesem Raum so voll mit Drow zu fliehen. Am Ende bleibt mir auch gar nichts anderes übrig als seine unerwünschte Hilfe anzunehmen. Ich kann ihm ja kaum vor allen widersprechen.

Während wir zusammen die Treppe hinunter steigen versuche ich ihn so gut wie möglich zu ignorieren und zu meiner großen Erleichterung scheint auch er nicht sehr erpicht darauf ein Gespräch anzufangen. Das Reden scheint er allgemein mir überlassen zu wollen und zieht nur belustigt eine Augenbraue hoch als ich genug für drei Personen ordere. Nun ja soll er, ich glaube kaum dass mein Meister eine extra Mahlzeit für uns eingeplant hatte und gegessen habe ich heute sowieso schon genug. Wenn ich Pech habe zwingt er mich vielleicht wieder dazu mich von ihm füttern zu lassen, weil ich ihn verärgert habe. Er weiß nämlich sehr gut wie wenig ich das mag, auch wenn ich inzwischen meine Miene so weit unter Kontrolle habe dass wohl niemand sonst es bemerken wird wenn mein „dankbares" Lächeln etwas aufgesetzt wirkt.

Zu meiner großen Überraschung hilft mir der Mensch tatsächlich beim tragen und scheint zudem noch Spaß an meinem verwunderten Gesichtsausdruck zu finden, sofern sich dass bei einer solch unbeweglichen Mimik wie der seinen überhaupt feststellen lässt.

Das anrichten der mitgebrachten Speisen fällt leider ausschließlich mir zu und ich erinnere mich mit Schaudern an den Tag an dem wir auf diese Reise geschickt wurden, an dem ich zum ersten mal die Effizienz sah die einem wirklich geübten Diener in einer solchen Tätigkeit abverlangt wird. Ich weiß genau, dass ich davon noch meilenweit entfernt bin, kann jedoch nichts dagegen tun außer zu hoffen dass ich mittels dieser Unfähigkeit meine Strafe nicht verschlimmere.

Nachdem ich mich, erleichtert dass ich nicht auch noch jemandem Wein in den Schoß geschüttet habe, wieder neben meinen Meister knie folgt eine größtenteils in Drow geführte und daher so gut wie unverständliche Unterhaltung, die der Mensch scheinbar auch nur im Ansatz erfassen kann. Höflichkeit gebietet es jedoch dass er trotzdem anwesend bleibt. Beide Jarlaxle und mein Meister scheinen sich allerdings prächtig zu amüsieren, obwohl es mir ein wenig unangenehm ist als letzterer anfängt gedankenverloren meinen Nacken zu streicheln und seine Finger durch mein Haar gleiten zu lassen, woraufhin ich wieder den abwertenden Blick von diesem Entreri zu spüren bekomme. Wieso kann er nicht einfach wegsehen? Aber man kann wohl nicht alles haben, wenigstens komme ich diesmal um eine öffentliche „Fütterung" herum.

Das einzige was ich nach diesem Abend mit Sicherheit weiß ist, dass mein Meister die beiden Fremden zu sich eingeladen hat, diese Einladung wird nämlich mit geradezu außergewöhnlicher Rücksicht auf den Menschen in der Gemeinsprache gegeben. Ich muss zugeben, dass er mich trotz seiner offenkundigen Abneigung mir gegenüber neugierig macht. Wie hat er sich den Respekt der Drow verdient, die sonst fast jeden als minderwertig betrachten der nicht ihrer Rasse angehört?

Er scheint nicht begeistert zu sein von dem Gedanken mit uns zurück zur Stadt zu reisen und zu meiner Überraschung erklärt Jarlaxle schließlich auf höchst blumige und umständliche Weise, dass sie sich erst beraten müssten ehe sie eine Entscheidung träfen. Ein Drow der sich mit einem Menschen berät? Mein Meister ist ausnahmsweise einmal genau so erstaunt wie ich selbst und zieht ungläubig eine schmale, weiße Augenbraue hoch. Protest erhebt er jedoch keinen, was mir mehr als alles andere klar macht, dass unsere Gäste wirklich gefährlich sein müssen.

Nach zwei unerwartet ereignislosen Stunden verlassen uns die beiden. Nun ja, ich denke für diejenigen unter uns die Drow verstehen war es bei weitem nicht so langweilig wie für mich, aber besser Langeweile als unangenehme Neuigkeiten. Zu meiner Erleichterung verschwinden auch Zemun und sein Gefährte gleich darauf, woraus ich schließe, dass ich zumindest für heute vor ihnen sicher bin. Meinem Meister kann ich jedoch nicht entkommen, so sehr ich mir das in diesem Augenblick auch wünschen mag. Ich glaube kaum dass er nach meinem kläglichen Versagen besonders milde gestimmt sein wird, tue jedoch mein Bestes um trotz der wachsenden Angst reglos auf den Knien zu verharren. Er lässt mich erbarmungslos zappeln und wartet beinahe unerträglich lange bevor er mich überhaupt zur Kenntnis nimmt.

„Hast du Erfahrungen mit Menschen Sklave?"

Will er völlig überraschend von mir wissen und ich muss mir meine verzweifelte Bitte um Gnade, die ich innerlich schon vorbereitet hatte, im letzten Augenblick verbeißen. Erfahrung mit Menschen? Wieso will er darüber etwas von mir wissen?

„Ein wenig Herr."

„Glaubst du, du könntest ihn verführen?"

So gerne ich jetzt ja sagen würde, ich kann es nicht.

„Ich denke nicht. Er verachtet mich Herr."

„So?" Ich hatte mich bereits in Erwartung von Strafe angespannt und schaue verwundert auf als angesichts meiner negativen Aussage nichts passiert außer dieser mit leichtem Unverständnis unterlegten Frage.

„Zemun verachtet dich auch und trotzdem habe ich nicht den Eindruck als würde er es ausschlagen wenn ich dich ihm anböte."

Ein bösartiges Lächeln begleitet den letzten Satz und allein bei der Vorstellung er könnte dies wahrmachen läuft mir ein kalter Schauer den Rücken hinab, dennoch bin ich fast sicher, dass der Mensch mich nicht anrühren würde, selbst wenn ich mich ihm auf einem Silbertablett präsentierte. Wie soll ich das aber meinem Meister klar machen, dessen Wertvorstellungen in völlig anderen Bahnen verlaufen?

„Zemun ist… anders." Verflucht auf diese Weise werde ich es nie erklären können. „Der Mensch hat wahrscheinlich andere Vorstellungen. Ich denke er wird sich nicht äh …die Hände schmutzig machen wollen Herr."

Unsicher schaue ich zu ihm hoch. An seinem nachdenklichen Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass er zumindest ansatzweise versteht was ich gerade so inadäquat zu erklären versuche. Er seufzt bedauernd.

„So ungünstig es auch ist, ich denke du hast diesmal Recht. Das heißt natürlich nicht," er lächelt wieder dieses eiskalte Lächeln „dass du es nicht trotzdem versuchen könntest."

„Wenn ihr es wünscht Herr." Antworte ich in reichlich gequältem Tonfall, woraufhin er mir einen Klaps auf den Hinterkopf gibt, nicht sehr schmerzhaft aber genug um als Warnung zu dienen.

„Nein. Obwohl es nicht schlecht  wäre wenn du ihn irgendwie anders dazu bringen könntest dir trotzdem zu vertrauen. Ich denke du wirkst harmlos genug."

Ich bin harmlos! Sonst wäre ich kaum noch hier und würde jetzt so angespannt neben dem Bett hocken.

„Ich werde mein bestes versuchen Herr." Verspreche ich resigniert, obwohl ich kaum glaube dass der Mensch große Lust haben wird mit mir zu reden oder auch nur längere Zeit in meiner Nähe zu verbringen. Seine Abneigung gibt mir ein lähmendes Gefühl der Wertlosigkeit und mit großer Wahrscheinlichkeit hätte ich vor nicht allzu langer Zeit sogar genau dasselbe für jemanden wie mich empfunden, aber da wusste ich noch nicht wozu man fähig ist wenn man nur genug Angst hat.

„Dir ist klar dass du eine Strafe verdient hast Sklave?"

Unwillkürlich verspanne ich mich noch mehr. Jetzt kommt es also.

„J-ja Herr. Es t-tut mir leid."

„Wieso warst du noch im Stall?"

Die leichte Berührung seiner Hand auf meiner Schulter lässt mich erschrocken zusammenzucken und ich schlucke erfolglos um den Klos herum der sich auf einmal in meinem Hals gebildet hat.

„Ich bin eingeschlafen Herr." Sage ich leise, meinen Blick zu Boden gerichtet, die Stimme plötzlich heiser. 

„Eingeschlafen." Er dehnt das Wort unnatürlich lang und aus seinem Munde hört es sich auf einmal wie eine unglaubliche Obszönität an. Ich beiße mir auf die Lippe um nicht vor Angst zu wimmern. Was hat er vor?

„Bitte Herr, es tut mir leid. Ich wusste nicht…"

„Still!" Zischt er scharf. „Du redest wenn du gefragt wirst, verstanden Sklave?"

„Ja Herr."

„Gut." Er hält mir ein zusammengeknülltes Tuch unter die Nase. „Nimm das. Du hast Glück, dass wir nichts riskieren können was allzu große Aufmerksamkeit hervorrufen würde."

Als ich nicht reagiere fügt er hinzu: „Wenn du schreist wirst du es büßen und ich empfehle dir also das da zu benutzen und einen einigermaßen festen Halt zu suchen."

Oh, das Tuch soll ein Knebel sein? Meine Hand zittert als ich es schließlich ergreife und widerstrebend in den Mund schiebe. Es ist dasselbe Tuch welches ich heute Nachmittag benutzt hatte um uns zu säubern und ich kann diese Tatsache deutlich riechen und schmecken. Am liebsten würde ich jetzt weit weg rennen und mich in einem dunklen Loch verkriechen. Stattdessen knie ich mich so hin, dass ich mit beiden Händen fest die Seite des Bettes ergreifen kann.

„Bereit?"

Natürlich bin ich nicht bereit, wie könnte ich, aber ich nicke dennoch, wissend dass ich dies nicht vermeiden kann.

„Du weißt dass du dir dies nur selbst zuzuschreiben hast?"

Ich nicke wieder, die Knöchel meiner Finger weiß und blutleer von der angstvollen Stärke meines Griffs. Ich glaube selbst wenn mein Mund nicht mit Stoff gefüllt wäre hätte ich jetzt kein Wort herausgebracht. Das Warten wird immer schlimmer je länger es andauert. Sekunden später merke ich jedoch dass der Schmerz doch noch viel schlimmer ist, aber da bin ich schon zu sehr damit beschäftigt den lauten Schmerzensschrei zu unterdrücken der sich jetzt in mir bildet. Ich hasse das Halsband! Es fühlt sich an als würde jemand ein Messer in meinen Eingeweiden herumdrehen und ich kralle mich derartig im hölzernen Rahmen des Bettes fest, dass ich mir ohne es zu merken einige Splitter unter den Nägeln einhandle.

Irgendwann, ich habe inzwischen jedes Zeitgefühl verloren und schaffe es auch nicht mehr wirklich mein schon recht lautes Wimmern und Stöhnen zu unterdrücken, hört es auf und ich kann gerade noch den störenden Stoff entfernen ehe ich mein Abendessen erbreche und dann leise stöhnend am Boden liegen bleibe, unfähig mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

„Schwach." Höre ich wie aus weiter Entfernung die Stimme meines Meisters.

„Es tut mir leid Herr." Nuschle ich, plötzlich von der irrationalen Sorge erfüllt er könne mich auch dafür bestrafen wollen.

„Du wirst lernen." Murmelt er und streichelt mir auf einmal wieder sanft über den Rücken, bevor er mir ein Glas Wasser in die noch immer zitternde Hand drückt.

Verwirrt von so viel Fürsorglichkeit schaue ich ihn an und ernte eine amüsiert gehobene Augenbraue.

„Was hast du erwartet Häschen? Die Strafe ist vorbei und du hast sie einigermaßen zufriedenstellend ertragen. Dir sollte klar sein das du dies selbst verursacht hast, es aber jetzt vorüber ist. In Zukunft wirst du dir mehr Mühe geben nicht wahr?"

„Ja Herr." Krächze ich schwach.

„Gut. Sobald es dir möglich ist entferne das da", er deutet auf die unappetitliche Lache von Erbrochenem „und dann komm ins Bett."

Es dauert tatsächlich noch einige Minuten bis ich es schaffe mich, getrieben von dem zunehmend unangenehmen Geruch, dazu aufzuraffen mich zu erheben und den Boden einigermaßen zu säubern. Meine schmerzenden Muskeln sind dabei nicht unbedingt von großer Hilfe. Ich hoffe er wird gleich nichts allzu anstrengendes von mir verlangen. Am liebsten würde ich jetzt einfach hier auf der Stelle zusammenbrechen und bis morgen liegen bleiben, aber es ist mir natürlich nicht vergönnt und so trete ich schließlich mit noch immer wackligen und unsicheren Schritten ans Bett.

„Meister?" Frage ich zögerlich.

„Bist du fertig?" brummt es mir ungeduldig entgegen.

„Ja Herr."

„Gut, was stehst du dann noch da rum Sklave?"

„Entschuldigt Herr." Murmle ich schnell und krabble zu ihm unter die Decke. Glücklicherweise legt er nur besitzergreifend den Arm um mich ohne weitere Aktivitäten zu initiieren. Ich kann mir zwar keinen Reim darauf machen, bin aber dankbar. Unbewusst und schon halb am schlafen kuschle ich mich irgendwann sogar noch näher an ihn heran. Das  eigentlich absurde Gefühl von Wärme und Geborgenheit welches sich daraufhin einstellt, stelle ich in diesem Zustand nicht mehr wirklich infrage. Es ist wahrscheinlich besser so.

Am nächsten Morgen wecken mich wieder die Hände auf meinem Körper, forschend noch nicht verlangend, aber das wird später kommen, da bin ich sicher. Es macht nicht mehr so viel, ist  es doch dem Schmerz bei weitem vorzuziehen und gibt mir wenigstens für kurze Zeit die Gewissheit gebraucht zu werden, wenigstens hier etwas wert zu sein.

Samtweiche Haut an meiner, das bekannte Gefühl von warmen Lippen und Atem an meinem Nacken. Was soll heute unser Szenario sein, Kontrolle, Entgegenkommen? Zögerlich drehe ich mich um, lasse meine eigenen Hände über schwarze Haut gleiten, auch dieses Gefühl bereits bekannt und warte dabei auf das kleinste Zeichen von Missfallen. Als keines kommt werde ich mutiger, lasse meine Zunge die geschwungenen Konturen von Muskeln und schlanken Knochen nachziehen. Finger gleiten vorsichtig tastend zwischen seine Beine, die innerliche Anspannung steigt, hoffentlich wird es genug sein. Wir werden bestimmt heute wieder reiten. Den ganzen Tag auf einem Pferd zu verbringen nachdem er mich genommen hat wäre in der Tat unangenehm. Lass es heute Entgegenkommen sein.

Ein leises Lachen. Amüsiert es ihn dass ich bereits wie eine Hure zu denken gelernt habe? Das war es doch was er gestern schon sagte. Heute bleibt er jedoch still und ich bin fast beschämt angesichts meiner Erleichterung als nur mein Kopf mit sanfter Bestimmtheit nach unten geleitet wird um ihm auf diese Weise Befriedigung zu verschaffen.

Mit dieser Prozedur bin ich nicht ganz so vertraut, versuche jedoch mein Bestes zu tun, wohlwissend dass er es sich sehr leicht noch anders überlegen könnte. Offenbar sind meine Bemühungen zufriedenstellend, denn es dauert nicht lange bis sich der Griff in meinen Haaren plötzlich kurzzeitig und schmerzhaft verstärkt, etwas von dem ich mich anstrenge es zu ignorieren und ich kann nach einem kurzen halb unterdrückten Stöhnen seinerseits das Resultat schlucken.

Kurze Zeit später schickt er mich los um die beiden Fremden zum Frühstück einzuladen und nachdem ich mich erst bei dem Wirt erkundigen musste wo sich deren Zimmer überhaupt befindet, stehe ich jetzt schon seit ein paar Minuten zögerlich vor der Tür, scheinbar unfähig mich dazu zu bringen die Hand zu heben und anzuklopfen. Meine Muskeln schmerzen noch immer von der gestrigen Überbeanspruchung und sind eine allzu deutliche Erinnerung an den Preis für Ungehorsam, aber es kostet dennoch Überwindung mich wieder diesem geringschätzigen Blick auszusetzen.

Schnell bevor ich es mir doch noch anders überlegen kann klopfe ich. Das Geräusch klingt mir unangenehm laut und hohl in den Ohren und ich weiß nicht recht ob ich erleichtert sein soll, als von drinnen ein verschwommenes „Herein" ertönt. Ich schlüpfe hinein und schließe schnell die Tür hinter mir als mir klar wird, dass sich beide noch im Bett befinden. Genauer gesagt nackt im selben Bett befinden.

„Mein Meister schickt mich um euch eine Einladung zum Frühstück zu überbringen Herr." Platze ich heraus und versuche angestrengt die beiden nicht anzusehen. Der mir mittlerweile schon fast vertraute Geruch im Zimmer zerstreut auch die letzten Zweifel darüber, dass ihre Beziehung unter anderem sexueller Natur ist und ich frage mich unwillkürlich wie viel davon auf freiem Willen beruht. Wahrscheinlich der größte Teil.

Wieso war mir eine solche Freiheit nicht vergönnt? Nein, für mich gibt es nur Unterwerfung denke ich bitter. Selbst wenn ich mich langsam damit arrangiere bleibt es doch ein Leben unter Zwang. Nichts was ich mir je freiwillig ausgesucht hätte.

„Aah wie großzügig." Erklärt Jarlaxle und streckt sich genüsslich und ausgiebig ohne das kleinste Anzeichen von Scham zu offenbaren. Entreri dagegen hat wohl entschieden mich zu ignorieren und begibt sich an mir vorbei, als sehe er mich gar nicht, zu einem unordentlichen Haufen auf dem Boden der wahrscheinlich aus den Kleidern der beiden zusammengesetzt ist. Als er auf mir auf seinem Weg nahe kommt, zucke ich unwillkürlich zusammen, woraufhin er mich mit einem dieser unangenehm stechenden Blicke bedenkt und gereizt anfährt: „Keine Angst kleine Hure ich fass dich schon nicht an. Das hab ich gar nicht nötig."

Noch bevor ich eine Entschuldigung stammeln kann erklärt Jarlaxle vom Bett her: „Ach nimm ihn nicht so ernst Junge. Er ist morgens nie sehr gut gelaunt."

Ich nicke nur verwirrt und dann wendet er sich auch schon mit leicht tadelndem Ton an den Menschen.

„Du solltest besser als jeder Andere wissen das nicht alles was nachgibt schwach ist. Ich würde sogar sagen", er grinst neckend und leckt sich anzüglich die Lippen „dass du selbst in den Händen dieses speziellen Drow auch nicht besonders lange widerstehen würdest mein Freund. Ich gebe natürlich zu das er nicht halb so begehrenswert ist wie ich, aber wer ist das schon?" Er seufzt theatralisch.

Entreri grunzt nur irgendetwas Unverständliches und fährt fort damit scheinbar wahllos einzelne Kleidungsstücke aus dem Haufen zu pflücken. Seine Schultern und sein Nacken zeigen deutlich die Spuren der letzten Nacht, welche recht leidenschaftlich verlaufen sein muss, aber das scheint ihn nicht zu kümmern.

„Äh Herr was soll ich denn ausrichten?"

Frage ich vorsichtig an Jarlaxle gerichtet, der mir im Moment die sicherere Alternative scheint. Die beiden sind seltsam und verunsichern mich mit ihrem unvorhersehbaren Benehmen. Einer lächelt mit zu, der Andere sieht aus als würde er mich gleich erdolchen… Ich weiß nicht mehr genau ob ich jetzt etwas falsch gemacht habe oder ob sich dieser anstrengende Drow nur einen Scherz erlaubt. Wahrscheinlich letzteres, aber völlig sicher bin ich mir nicht.

„Oh wir werden natürlich kommen." Erklärt Jarlaxle, amüsiert angesichts meiner offenkundigen Verwirrung. „Ich werde doch keine freie Mahlzeit ausschlagen. Vor allem nicht wenn die Einladung von so einem hübschen Jungen überbracht wird."

„Wie ihr wünscht Herr." Erkläre ich leicht errötend und schlüpfe, erleichtert eine zustimmende Antwort überbringen zu können, schnell wieder zur Tür hinaus bevor ich eine weitere Kostprobe dieses seltsamen Benehmens aushalten muss.

Auch mein Meister merkt mir meine Verwirrung an sobald ich zur Tür hineinkomme und grinst verhalten in sich hinein. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, dass er einen weniger unberechenbaren, wenn auch oft bösartigeren Sinn für Humor hat, aber meine Stimmung verbessert es nicht unbedingt.

Für einen kurzen Augenblick schießt mir die Frage durch den Kopf wieso er nicht einmal in Betracht gezogen hat mich auf den Drow anzusetzen, der für solche Annährungsversuche  etwas empfänglicher scheint, aber dann wird mir klar, dass er dabei nichts zu gewinnen hätte. Trotz allem harmlosen Gehabe ist der Elf wahrscheinlich der gefährlichere der beiden und würde nichts von Wichtigkeit preisgeben. Jedenfalls nicht gegenüber jemandem wie mir, der schon durch ein paar seltsame Bemerkungen aus der Bahn geworfen wird.

„Sie werden kommen Herr."

„Sehr gut. Was hast du vorgefunden?"

Unwillkürlich erröte ich wieder, obwohl ich eigentlich über solche Dinge mittlerweile hinweg sein sollte. Ich bin fast von mir selbst überrascht als ich trotzdem ohne zu stottern hervorbringe: „Es sieht aus als wäre der Mensch sein Liebhaber Herr. Freiwillig meine ich."

Eine Sekunde später wird mir klar dass diese Äußerung auch als Trotz meinerseits gewertet werden könnte und ich mein Blick flackert besorgt zu meinem Meister, während ich leicht erblasse. Er scheint jedoch mehr amüsiert als ärgerlich zu sein und meint nur lakonisch: „So, so freiwillig also. Nicht ganz verständlich für dich was Häschen?"

„Meister?" Quietsche ich um eine ehrliche Antwort zu vermeiden.

Er lacht mich aus.

„Hätte ich damals im Wald schon gewusst wie unterhaltsam du sein würdest… ich hätte dich fast getötet weißt du?"

Darauf kann ich kaum etwas erwidern. Auch wenn ich inzwischen zumindest einen Teil meines Lebenswillens wiedergefunden habe, es wäre wahrscheinlich kein großer Verlust wenn ich doch stürbe.

Mit derart sonnigen Gedanken begebe ich mich in seinem Schlepptau hinunter zum Frühstück.