Disclaimer: Siehe letztes Kapitel
Warnung: Ich dachte ich sollte doch mal vorher warnen, dass es gegen Ende etwas sehr unangenehm für Evoe wird. Wer da also Probleme mit hat, bitte nicht weiter lesen.
Andererseits kann ich ihn ja schließlich auch nicht in einer Stadt voll Drow landen lassen, nur damit er dann glimpflich davon kommt. Also betrachtet euch als gewarnt.
Rückreise
Wie es scheint haben die beiden gestern doch noch entschieden uns zu begleiten, obwohl ich anhand seiner leicht säuerlichen Miene deutlich erkennen kann wie wenig die Aussicht auf eine Stadt voller Drow Entreri zusagt. Jedenfalls reihen sie sich kommentarlos bei uns ein als wir aufbrechen. Es ist inzwischen früher Mittag, aber ich gehe davon aus, dass wir bald wieder in den nächtlichen Rhythmus fallen werden. Wie sich der Mensch dann wohl bewähren wird, ohne die den Elfen angeborene Fähigkeit sich auch im Dunkeln zurechtzufinden?
Nur wenige Meilen von dem Dorf entfernt entledigen sich die Drow ihrer Verkleidung und ich atme innerlich auf, als die beunruhigend helle Haut endlich wieder zu ihrer normalen ebenholzfarbenen Färbung zurückfindet. Zum Glück muss ich heute nicht mit Zemun reiten und kann vor dem anderen Soldaten mehr oder weniger ungestört vor mich hinbrüten.
Mit der Ruhe ist es allerdings vorbei nachdem wir gegen Mitternacht endlich unser Lager in einem dichten Tannenwäldchen aufschlagen. Erst jetzt wird mir bewusst das Jarlaxle, während des Rittes und den kurzen Pausen, auf sehr uncharakteristische Weise ruhig gewesen ist, denn kaum bin ich fertig damit ein kleines Feuer zu entfachen, beginnt er zu reden und macht keine Anzeichen bald damit aufhören zu wollen. Vieles verstehe ich nicht, denn große Teile der Konversation sind in Drow, aber die nach der vorrangegangenen, überwiegend schweigsamen Reise ungewohnte Geräuschkulisse zerrt an meinen Nerven.
Ich merke wie ich immer unruhiger werde und beschließe noch ein wenig Holz sammeln zu gehen, um aus der unmittelbaren Umgebung verschwinden zu können. Fragend schaue ich erst meinen Meister und dann den noch erbärmlich kleinen Stapel Brennholz an um sicher zu gehen dass er meine Absicht nicht fehl deutet und zu meiner großen Erleichterung gewährt er mir ein kurzes, unwirsches Nicken und winkt mich wortlos weg, bevor er sich wieder den anderen zuwendet.
Nach einer Weile, als ich mich gerade etwas entspannt habe und kurz inne halte um den würzigen Harzgeruch zu genießen der vom sanften, spätsommerlichen Wind durch die Nacht getragen wird, höre ich ein leises Rascheln. Alarmiert schaue ich mich um, denn die Präsenz die ich spüre ist keine die ich von den harmlosen Waldbewohnern kenne mit denen ich mein ganzes Leben verbracht habe. Nach ein paar Sekunden erkenne ich den Menschen, der sich mir nährt. Dafür dass er sonst einen so gefährlichen Eindruck macht bewegt er sich im Wald erstaunlich ungeschickt und auffällig. Was tut er hier? Will er wieder helfen um der unangenehmen Gesellschaft zu entkommen? Er scheint nach mir gesucht zu haben, denn er bewegt sich zielstrebig in meine Richtung. Eigentlich sollte er nicht einmal fähig sein mich in dieser Dunkelheit zu sehen, aber als er näher kommt erkenne ich das verräterische Leuchten der Infravision in seinen Augen. Ein Geschenk der Drow? Dieser Mann ist ein einziges großes Rätsel für mich. Noch größer wird meine Verwunderung als er mich schließlich leise anspricht.
„Du sammelst Holz?"
Die übliche Verachtung ist in diesem Satz kaum zu hören und ich frage mich unwillkürlich ob er vielleicht einfach einsam ist, doch seine nächsten Worte rücken das gewohnte Bild wieder zurecht.
„Keine besonders angemessene Beschäftigung für einen Bettsklaven findest du nicht?"
Das unwillkürliche, wortlose, wütende Zischen das mir bei dieser Aussage entkommt kann ich leider nicht mehr zurückhalten. Der Holzstapel aus meinen Armen poltert ihm vor die Füße. Erschrocken vor mir selbst weiche ich einen Schritt zurück.
„Was wünscht ihr von mir? Habt ihr eure Meinung seit heute morgen geändert?" Frage ich bitter. Jetzt ist es auch egal was ich noch sage. Sollte er wünschen mich zur Rechenschaft zu ziehen machen diese paar Worte mehr, die mir so auf der Zunge brennen auch nichts mehr aus. Zu meiner Überraschung lacht er nur leise. Wütend weiche ich daraufhin noch weiter zurück, doch bevor ich mich gänzlich umwenden und zwischen den Stämmen verschwinden kann, hat er schon in einer unheimlich schnellen Bewegung meinen Oberarm ergriffen.
„Warte."
Das ist wirklich das letzte was ich jetzt will, aber sein Griff ist so fest dass mir nichts anderes übrig bleibt, obwohl ich mich verzweifelt winde kann ich ihm nicht entschlüpfen.
„Hab keine Angst."
Seine Worte entlocken mir einen seltsam abgehackten Laut der halb Schluchzen halb Lachen ist. Ich kann Angst haben so viel ich will! Denke ich in einem Anflug von Trotz. Angst ist alles was mir noch geblieben ist. Aber er hat auf eine Art auch wieder Recht, wieso Angst haben? Er wird mich wahrscheinlich nicht töten und falls er wider Erwarten doch gekommen ist um sich an mir zu befriedigen kann ich ihn bestimmt nicht davon abhalten. Wieso also nicht das Unausweichliche akzeptieren?
„Was wünscht ihr?" Frage ich wieder, diesmal mit müder Resignation. Soll er mich doch haben wenn er will. Vielleicht bringt mein Meister ihn dann ja um und ich habe meine Ruhe. Ich überrasche mich fast selbst mit meiner plötzlichen Gleichgültigkeit, aber zu mehr als diesem kurzen Aufflackern von Widerstand reichen meine Kräfte offenbar nicht aus. Kaum mache ich jedoch keine Anstalten mehr davonzulaufen lässt er mich plötzlich los und tritt nun seinerseits einen Schritt zurück.
„Ich…"
Ja, denke ich sarkastisch, ich warte. Schweigend starre ich ihn an, sehe zu wie er auf einmal nach Worten sucht. Was mag nur in ihn gefahren sein? Nun ja, wenigstens erscheine ich bis jetzt angemessen harmlos, schießt es mir zynisch durch den Kopf. Als ich merke dass er nicht zur Sache kommt entscheide ich ihn doch ein wenig zu provozieren nur ein bisschen. Genug um diese unangenehme Situation zu beenden.
„Mein Meister will dass ich euch verführe wisst ihr." Erkläre ich leise und schaue nach einem kurzen Kontrollblick zur Seite. Die spontane Ablehnung auf seinen Zügen ist nicht zu übersehen und sein unwilliges Knurren unterstreicht dies noch. Auf einmal bin ich extrem froh, dass es nur eine Lüge ist und ich ihn richtig eingeschätzt habe.
„Wenn er Wert auf dein hübsches Gesicht legt, dann täte er gut daran seinen Plan noch einmal zu überdenken."
Kommt die wahrhaft eisige Erwiderung. Ich seufze gedämpft, antworte jedoch nicht.
„Du bist noch nicht sehr lange bei ihm, hab ich recht?" Will er schon etwas versöhnlicher wissen.
„Lange genug." Murmle ich leise. Was soll das hier bitte werden? Ein netter, kleiner Erfahrungsaustausch über Drow? Danke, aber nicht mit mir! Wirklich, da schlafe ich doch lieber mit ihm.
„Wie ist dein Name?" Will er auf einmal wissen.
„Evoe." Antworte ich knapp, aber er schüttelt den Kopf.
„Nein, dein richtiger Name."
„Evoe." Wiederhole ich stur. „Das ist der einzige Name der noch zählt." Abermals schüttelt er den Kopf.
„Laylien." Fauche ich abgehackt, entnervt von seiner Hartnäckigkeit. „Ich muss zurück." Erkläre ich dann kurz angebunden und fange an das Holz wieder aufzusammeln, während ich ihn aus dem Augenwinkel beobachte. Diesmal macht er keine Anstalten mir zu helfen, sondern lässt mich endlich alleine und geht in Richtung unseres Lagers. Erleichtert lasse ich mir Zeit auf meinem eigenen Rückweg und komme gerade noch rechtzeitig um das Feuer vor dem erlöschen zu bewahren. Ich hatte Glück, denn niemand sonst hat sich dafür verantwortlich gefühlt neues Holz heranzuschaffen und wäre ich zu spät hier gewesen, hätte es natürlich wieder eine Strafe gegeben. Dieser Art sind die kleinen Dinge mit denen sich die Soldaten an mir rächen, dafür dass ich ihnen die Chance auf ein Bad und wer weiß was sonst noch nehme. Es ist ermüdend ständig darauf aufzupassen welche Steine sie mir als nächstes in den Weg legen werden, denn selten kündigt sich eine Gelegenheit vorher deutlich an. Bis jetzt habe ich es meist durch pures Glück geschafft ihre kleinen Stolperfallen zu vermeiden, aber wer weiß wie lange das noch so bleiben wird?
Die Nacht ist bereits recht kühl und beim Anblick des heraufziehenden Nebels graut es mir vor dem Gedanken nach dem bequemen Bett in der Herberge wieder ohne Decke auf dem Boden schlafen zu müssen. Schon jetzt klappern mir leicht die Zähne, während ich zusehen muss wie sich langsam alle, bis auf die wegen der Nähe des Dorfes doch noch eingeteilte Wache, langsam bereit machen sich zur Ruhe zu begeben. Was würde ich nicht geben für ein paar warme Felle.
Ja was Häschen? Verrate es mir doch.
Ich zucke erschrocken zusammen als ich die belustigte Stimme in meinem Kopf höre. Erst jetzt wird mir bewusst, dass mein Meister dicht hinter mir steht. Ich war so sehr auf die Kälte konzentriert dass ich ihn gar nicht wahrgenommen hatte als er näher kam. Ein Arm schlingt sich leicht von hinten um meine Mitte.
„Hör auf zu jammern. Glaubst du ich lasse meine Besitztümer in Jarlaxles Gegenwart einfach so ungeschützt herumliegen?" Seine leise Stimme und warmer Atem streifen mein Ohr und jagen mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Ich weiß darauf nichts zu erwidern und lasse mich nur stumm und erleichtert von ihm zu seinem Lager ziehen.
Am nächsten Tag sind wir nicht so lange unterwegs und machen schon am späten Mittag halt. Diesmal wieder, zur Freude des Großteils unserer Gruppe, in einer Höhle. Ich kenne sie schon vom Hinweg und weiß, dass ich später die Pferde zum tränken an den nahegelegenen Fluss führen muss. Glücklicherweise sind Zemun und sein Kamerad schon aufgebrochen um zu jagen, so dass ich einigermaßen entspannt meinen Aufgaben nachgehen kann. Die Aussicht auf ein paar unbeobachtete Minuten alleine lässt mich alles umso schneller erledigen.
Bald darauf bin ich auch schon mit den Tieren auf dem Weg zum Wasser. Kurz bevor wir das Ufer erreichen fliegt auf einmal, gestört durch unsere Anwesenheit, eine Schar Enten aus dem Unterholz nahe des Flusses auf. Ich denke mir nichts dabei, bis sich plötzlich ein Pfeil direkt vor meinen Zehen in die weiche Erde bohrt. Erschrocken springe ich einen Schritt zurück, aber da ertönt schon ein dumpfes Tschack von dem nächsten Pfeil der auf einmal neben meinem Kopf im nachgiebigen Holz einer Birke steckt. Angsterfüllt erstarre ich, denn ich erkenne nun die Pfeile an ihrer schwarzen Befiederung. Sie gehören den Soldaten. Die beiden lassen auch nicht lange auf sich warten und kommen gleich darauf neben mir aus dem Dickicht geschlüpft. Langsam umkreisen sie mich, als ob ich nun ihre Beute wäre.
„Du hast soeben unser Mittagessen verscheucht dreckige, kleine Elfenschlampe." Erklärt der eine ruhig, aber mit einem wütenden Unterton.
„Was glaubst du wird dein Meister tun wenn er davon erfährt?" Will Zemun böse grinsend von mir wissen. Ich schlucke. Ja, was? Nichts angenehmes, da bin ich ziemlich sicher.
„Wir könnten natürlich eine plausible Erklärung finden wieso wir so lange gebraucht haben." Fährt er langsam fort und hebt seine Hand. Kurz bevor seine Finger meine Wange berühren würden hält er inne, wartet auf eine Reaktion. Meine Gedanken überstürzen sich. Wissen die beiden nichts von den Eigenschaften meines Halsbandes? Es scheint so, denn sonst würden sie es wohl nicht wagen mich zu erpressen. Sich an dem Eigentum eines Meisters zu vergreifen ist ihnen verboten, so viel weiß ich inzwischen. Ich habe anscheinend zu lange gezögert, denn die Finger fahren jetzt unsanft die Linie meines Kiefers nach. Schnell weiche ich zurück, pralle dabei aber gegen den zweiten Soldaten der immer noch hinter mir steht und augenblicklich meine Oberarme mit einem schraubstockartigen Griff festhält, der jeden weiteren Fluchtversuch unmöglich macht. Wut blitzt in den roten Augen meines Gegenübers auf.
„Ich kann nicht!" Stoße ich hastig heraus, meine Stimme fast brechend vor Furcht. „Er würde es wissen!"
„Woher sollte er es wissen wenn du nichts sagst?"
Mit einem harten Ruck zieht er meinen Kopf zur Seite und leckt mir rau über die Wange.
„Nun, ich denke der praktische Umstand, dass er durch das Halsband auch in die innersten Gedanken seines Sklaven eindringen kann, spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle." Erklingt Jarlaxles süffisante Stimme von irgendwo aus dem Unterholz.
So schnell als hätte ich plötzlich Flammen gefangen lassen die beiden von mir ab und wenden sich ihm zu.
„Diese Praxis ist in meiner Heimatstadt gar nicht mal so unüblich." Setzt der auffällige Drow jetzt sanft hinzu, während er völlig aus dem Gebüsch tritt. Seinen Hut hat er nicht dabei, wie ich nebenbei bemerke. Mit unlesbaren Mienen starren die beiden Soldaten ihn an, bis er fortfährt: „Mir war als hätte sich gerade ein großer Schwarm Enten ein Stück Flussaufwärts niedergelassen. Ich denke Ente wäre eine vorzügliche Wahl für das heutige Mahl. Nicht wahr?"
Kommentarlos und ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen verschwinden die Soldaten in die angegebene Richtung. Grinsend schaut Jarlaxle ihnen hinterher bevor er mir plötzlich zwei leere Trinkschläuche entgegenstreckt.
„Hier, schließlich wollen nicht nur die Pferde dieses kühle Nass genießen."
Kaum habe ich sie mit einem eingeschüchterten „Ja Herr." ergriffen, ist er auch schon wieder weg. Lautlos, trotz der extrem großen Anzahl von diversen Schmuckstücken die er trägt. Ich bleibe am Flussufer zurück, wische mir betäubt den letzten Rest Speichel von der Wange und versuche langsam meine Fassung wiederzuerlangen. Fast meine ich noch immer den festen Griff um meine Arme zu spüren und erzittere leicht. Die Sklaven in der Stadt, die als Freiwild gelten müssen offenbar ein noch sehr viel härteres Leben führen als ich. Kein Wunder dass sie meist nicht sehr lange überleben. Auf einmal bin ich erleichtert, dass ich als persönlicher Besitz meines Meisters von diesem Schicksal verschont geblieben bin.
An den paar Momenten die mir jetzt noch hier bleiben habe ich keine wirkliche Freude mehr. Deprimiert kehre ich mit Pferden und prall gefüllten Schläuchen zur Höhle zurück, wo mich der aufmunternd abfällige Blick von Entreri empfängt. Zum Glück habe ich schon bei unserem letzten Aufenthalt hier in Erwartung der Rückreise genug Feuerholz gesammelt und zurückgelassen, so dass ich nicht noch einmal in den Wald hinaus muss, wo ja immer noch Zemun herumschleicht.
Mein Meister hat entweder den Zwischenfall nicht bemerkt oder und das halte ich bei ihm für wahrscheinlicher, ihn als nicht schwerwiegend genug eingestuft um Maßnahmen zu ergreifen. Jedenfalls wird das heutige Geschehen nicht einmal im Ansatz erwähnt. Für den Rest der Reise halte ich mich so gut es geht im Hintergrund und als wir dann nach neun angespannten Nächten endlich wieder in der Stadt ankommen, deren Namen ich noch immer nicht erfahren habe, erfasst mich ein unerwartetes Gefühl der Erleichterung. Endlich werde ich nicht mehr die ganze Zeit diese bohrenden Blicke im Nacken spüren müssen!
Jarlaxle und sein menschlicher Begleiter werden von einem Diener fortgeführt, wahrscheinlich zu Gästequartieren. Ich folge meinem Meister stumm zu seinen Räumen und denke an das erste Mal als ich hier entlang stolperte, noch gefesselt, müde und verdreckt von meiner vorherigen Gefangenschaft. Würde mich noch irgendwer von früher wiedererkennen? Ich weiß natürlich dass diese Vorstellung irrational ist, aber ich habe das Gefühl als würde man mir meine innerliche Veränderung auch von Außen deutlich ansehen können. Fragen kann ich allerdings niemanden mehr, denn jeder der mich vorher kannte ist mittlerweile tot. Gestorben durch die Hände der Drow. Unser damaliges Lager war eine einzige große Blutlache als sie uns Überlebende wegzerrten und die Leichen einfach zum Verwesen liegen ließen. Ich glaube sie haben sich nicht einmal die Zeit genommen unsere mageren Besitztümer zu durchsuchen.
Es kostet mich einiges an bewusster Anstrengung diese Gedanken beiseite zu schieben während mein Meister mir die Funktionsweise seines Bades erklärt, das zu meiner Überraschung hinter einer weiteren gut verborgenen Tür in seinem Quartier gelegen ist. Er lässt mich die magischen Befehle zum erwärmen und auswechseln des Wassers ebenfalls durchprobieren und zu meinem großen Erstaunen und meiner noch größeren Erleichterung meistere ich sie, trotz der fremden Sprache, bereits beim zweiten Versuch. Das ist gut, denn von nun an wird die Vorbereitung seines Bades mit zu meinen Pflichten gehören, ebenso wie meine offenbar als selbstverständlich erwartete Anwesenheit in der Wanne selbst.
Ich tue mein bestes um die Knoten in seinem langen, weißen Haar zu entwirren ohne daran zu ziehen, während ich es wasche und bemerke, nach einem prüfenden Schnüffeln an den verschiedenen Flakons mit leichtem Unbehagen, dass wir offenbar beide den Duft von Lavendel als unentbehrliche Komponente in unsere Körperpflege integriert haben. Diese unerwartete Ähnlichkeit beunruhigt mich aus unerfindlichen Gründen mehr als sie eigentlich sollte.
Später befielt er mir mein eigenes Haar ebenfalls zu waschen, wobei er fasziniert zuschaut und mich damit so nervös macht, dass mir am Ende beinahe der schlanke, mit feinen Gravuren versehene Flakon entgleitet.
Dann muss ich ihn mit einem dicken, weichen Handtuch abtrocknen. Ich beginne vorsichtig mit den Haaren und arbeite mich dann langsam weiter nach unten, bis ich schließlich vor ihm auf dem Boden knie. Seine beginnende Erregung ist in dieser Position nicht zu übersehen und ich werfe einen zaghaft fragenden Blick zu ihm hoch. Mein Meister schüttelt jedoch nur mit bedauernder Miene den Kopf. Wahrscheinlich muss er noch Bericht erstatten vermute ich und fahre auf seinen Wink hin damit fort die noch feuchten Haare zu bürsten und sorgfältig einzuflechten.
„Mach dich ein wenig zurecht und gehe etwas essen." Befiehlt er mir als ich fertig bin und wirft einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ich scheine meine Sache gut gemacht zu haben, denn ein befriedigtes Lächeln umspielt seine Lippen als er sich, das Handtuch um die schmalen Hüften geschlungen, in sein Schlafzimmer begibt um sich anzukleiden. Dazu braucht er meine Hilfe offenbar nicht.
Nachdem ich ihm ein paar Sekunden unschlüssig hinterhergeblickt habe, fange ich schließlich an mein eigenes Haar zu trocknen, zu kämmen und als ich gerade dabei bin es ebenfalls zu flechten, höre ich wie er den Raum verlässt. Kurz darauf bin ich ebenfalls fertig, schaue auch in den Spiegel und versuche mich dann in dem Fremden wieder zu erkennen der mir dort auf einmal entgegenblickt.
Er hat schwarzes glänzendes Haar, das ihm glatt bis kurz unter die Ellenbogen fällt, ein feingeschnittenes, ovales Gesicht mit makelloser, milchig weißer Haut und schräge, bernsteinfarbene Augen unter zwei zarten, leicht geschwungenen Brauen. Dies alles kenne ich, doch der Ausdruck in den Augen die mich aus der glatten, harten Fläche des Spiegels heraus anstarren erschreckt mich zutiefst. Das soll ich sein? Dieses Geschöpf da, mit den oberflächlich ausdruckslosen, erstarrten Zügen, die denen einer Puppe gleichen und den verzweifelten, zersplitterten Abgründen die sich in den Augen offenbaren, wenn man nur genau hinschaut?
Entsetzt wende ich mich ab und verlasse fluchartig das Zimmer. Das bin ich nicht! Das will ich nicht sein! So leer und kalt, mit gefrorener Ausdruckslosigkeit wo früher ein lebendiges Lächeln war.
Im Schlafzimmer sinke ich langsam zu Boden, die Arme schützend um den Oberkörper geschlungen. Das kühle Holz unter meiner bloßen Haut fühle ich kaum. Ich muss mich beherrschen denke ich verzweifelt, ich muss einfach! Wenn er zurückkommt und mich so findet, dann wäre dies das Selbe als hielte man einer Katze eine zappelnde Maus vor die Nase. Ich hole mehrmals tief Atem und dränge mühsam die Tränen zurück, tief in mein Innerstes. Meine Hände zittern noch als ich mir langsam die bereitgelegten Sachen anziehe. Auch noch auf meinem Weg zu dem Raum wo ich vor fast einem Monat die anderen Sklaven getroffen habe. Ob gerade einer von ihnen dort ist? Ich hoffe nicht, denn ich bin mir nicht sicher dass ich jetzt ihre Gegenwart ertragen könnte. Schon meine eigene ist in diesem Augenblick fast zu viel für mich.
Glücklicherweise finde ich nichts und niemanden vor, außer einem einsamen Topf mit kaltem Eintopf. Langsam löffle ich meinen Teller leer und beruhige mich dabei wieder ein wenig. Schwach hat er mich genannt. Soll ich ihm etwa einfach Recht geben? Ich will nicht, bin mir aber gleichzeitig darüber im Klaren, dass er über jeglichen Widerstand den ich ihm jetzt noch entgegensetzen könnte nur lächeln würde. Innerlich noch immer sehr aufgewühlt beende ich meine Mahlzeit und begebe mich auf den Rückweg. Die Räume sind noch verlassen und unsicher darüber was ich nun tun soll, hocke ich mich neben einem der Sessel auf den Boden. Darauf Platz zu nehmen kommt mir, obwohl es ja niemand sehen kann einfach zu anmaßend vor. Die Zeit vergeht und langsam rutsche ich an der Lehne hinab, bis ich eine liegende Position erreicht habe, in der ich zusammengerollt und blicklos vor mich hin starrend verharre.
Das Geräusch der sich öffnenden Tür schreckt mich schließlich auf aus meinem gedankenleeren schwarzen Loch und ich beeile mich, mich hastig hinzuknien, weiß ich doch nicht in was für einer Stimmung mein Meister nach diesem Treffen sein wird. Wie es scheint kann sie jedoch nicht allzu schlecht sein, denn noch während er durch die Tür tritt höre ich ihn amüsiert lachen. Gerade als ich mich schon fast ein wenig entspanne, bemerke ich dass er nicht alleine gekommen ist und eine unangenehme Vorahnung macht sich in mir breit. Ich muss plötzlich an die erste Fütterung auf unserer Reise zurückdenken und ich glaube nicht, dass es besonders angenehm für mich werden wird heute.
Vorsichtig schiele ich unter meinem Haar hervor um zu sehen wer es ist der ihn begleitet. Es scheint ein weiterer Meister zu sein und soweit ich weiß habe ich ihn noch nie zuvor gesehen. Mir fällt jedoch auf, dass er im Gegensatz zu den meisten Drow grüne statt rote Augen zu haben scheint. Er wird begleitet von seinem eigenen Sklaven, den ich ebenfalls nicht wiedererkenne. Jedenfalls ist es keiner von den fünfen die ich damals beim Essen getroffen habe. Er hinkt kaum merklich beim gehen und ich kann mir leider nur zu genau denken, was dieses Hinken verursacht hat. Als letzter tritt ein Diener ein, der ein kleines Tablett mit einer Flasche Wein, zwei Gläsern und einer Schale getrockneter Früchte trägt. Er richtet alles auf diese schnelle effiziente Weise an, die mir so schwer fällt und verlässt dann nach einer tiefen Verbeugung schnell den Raum.
Ich bleibe wo ich bin, denn ich gehe davon aus, dass die beiden Magier sowieso hier Platz nehmen werden, was sie auch prompt tun. Der andere Sklave nimmt wie ich eine Position neben dem Sessel seines Meisters ein, was mir die Chance gibt ihn näher zu betrachten. Das dichte blonde Haar und die goldbraune Haut weisen ihn unmissverständlich als Goldelfen aus. Er muss ein wenig größer sein als ich, aber seine extrem schlanke Statur lässt ihn äußerst zerbrechlich wirken. Seine Augen kann ich nicht sehen, denn er hat sie starr auf den Boden gerichtet, aber ich vermute sie haben einen ähnlich verstörten Ausdruck wie meine eigenen.
Das Gespräch dreht sich zunächst um diesen Jarlaxle und seine möglichen Absichten. Nach dem zu urteilen was ich hier höre trauen sie ihm eine Menge zu, wissen aber nicht genau was ihn dazu bewogen hat mit in die Stadt zu kommen. Natürlich gibt es Spekulationen auf beiden Seiten, jedoch hat offenbar keiner der Meister einen plausiblen Verdacht, was ihnen natürlich nicht sonderlich gut gefällt. Kurz darauf kommen sie auf unsere eigentliche Reise zu sprechen und ich zucke innerlich zusammen als der unbekannte Meister meint: „So, ich höre du hast deinen neuen Sklaven gleich mitgenommen. Hat er denn gar keine Probleme verursacht? Keine Fluchtversuche? Schließlich war er ja noch nicht sehr lange bei dir."
„Nein." Antwortet mein Meister gleichmütig. „Wohin sollte er auch fliehen? Ich denke kaum dass das Überfallkommando viel von seinem Clan übrig gelassen hat. Nicht wahr Sklave?"
„Nein Herr. Sie sind alle tot." Erwidere ich dumpf.
„Nun ja." Meint der grünäugige Meister gelassen. „Ein Glück das gerade dieser hier überlebt hat. Eine solche Schönheit einfach verkommen zu lassen wäre glatte Verschwendung."
„In der Tat." Eine Hand legt sich auf meine Schulter. „Glücklicherweise ist er auch sonst recht folgsam."
„So?"
Der erwartungsvolle Unterton in dieser kurzen Frage gefällt mir überhaupt nicht! Meine Beunruhigung wird sogar noch größer, als sich die schlanken Finger meines Meisters unter mein Hemd winden und kurz eine meiner Brustwarzen zwicken, was mir ein leichtes Zucken entlockt und mich überrascht nach Luft schnappen lässt, bevor ich mir beschämt auf die Lippe beiße.
Der bedeutungsvolle Blick den die beiden daraufhin wechseln und das kurze einwilligende Nicken meines Meisters entgehen mir zwar, weil ich meine Augen noch immer zu Boden gerichtet habe, aber als sich der andere Meister zu seinem eigenen Sklaven hinunterbeugt und leise neckend fragt: „Na Ethin, willst du ihn haben?" Bin ich für einen kurzen Moment verwirrt.
Ein Schauer scheint den Anderen zu durchlaufen während sein Meister ihn am Kinn greift und zu sich herum dreht. „Willst du, dass er sich unter dir windet und schreit vor Schmerz?" Fragt er weiter mit samtweicher, schmeichelnder Stimme.
Ich zucke entsetzt zusammen als ich das leise, begehrliche „JA Herr! Bitte Herr!" Des Anderen höre. Hätte nicht mein Meister in diesem Moment seinen unnachgiebigen Griff um mein Halsband gelegt und mir damit effektiv die Luftzufuhr abgeschnitten, wäre ich wahrscheinlich augenblicklich hinter den Sessel geflüchtet. So aber kann ich nur hilflos mit schreckgeweiteten Augen starren als sich Ethin auf ein Kopfnicken seines Meisters hin, schließlich herumdreht und sich mir mit einem bösartigen Grinsen im schmalen Gesicht auf allen vieren nährt. Hätte ich seine Augen, die ebenso grün sind wie die seines Herrn, vorher gesehen wäre ich jetzt vielleicht nicht von dem offen hungrigen Ausdruck in ihnen überrascht. Was muss er alles durchgemacht haben um so zu werden? Frage ich mich flüchtig, bevor reine Panik mein Denken übernimmt und ich anfange mich verzweifelt zu winden um ihm auszuweichen. Dass mein Meister das Halsband schließlich loslässt kurz bevor er mich erreicht registriere ich gar nicht mehr bewusst, sondern rolle mich nur zur Seite um möglichst schnell von ihm weg zu kommen.
Ich bin kaum aufgestanden, da springt er mich auch schon an, wie ein Jagdhund der seine Beute attackiert und wir fallen in einem verworrenen Knäuel zu Boden. Der Aufprall treibt mir mit einem gequälten Keuchen die Luft aus den sowieso schon strapazierten Lungen und nimmt mir für einen Moment alle Kraft. Ein Moment zu lange wie ich feststellen muss, denn sobald ich mich wieder bewegen kann, finde ich mich auch schon auf dem Rücken liegend unter dem noch immer grinsenden Goldelf wieder der die Chance genutzt hat meine Handgelenke zu ergreifen und über meinem Kopf auf den Boden zu pressen. Trotz seiner Schlankheit ist er erstaunlich stark. Ich versuche mich von unter ihm herauszuwinden bemerke aber, dass ihn das nur zu erregen scheint und mir nichts nützt.
„Du wirst für mich schreien Kleiner!" Verspricht er mir mit einem wahnsinnigen Flackern in den Augen. Für eine Sekunde bin ich wie gelähmt vor Entsetzen. Werde ich auch irgendwann so sein wie er? Dann jedoch reißt mich der Schmerz aus meiner Starre, den ich fühle als er mir fest in die Unterlippe beißt, bis sie anfängt zu bluten.
„Sag Danke!" Zischt er mir ins Ohr. Als ich nichts erwidere beißt er mich auch dort und diesmal schreie ich gepeinigt auf und versuche mit der Kraft der Verzweiflung noch einmal mich aus seinem Griff zu entwinden. Dass unsere Meister dieses Spektakel mit Spannung verfolgen habe ich für den Moment völlig vergessen. Irgendwie schaffe ich es frei zu kommen, aber natürlich setzt er mir sofort nach und reißt mich kraftvoll an den Haaren zurück, während er mir gleichzeitig den linken Arm schmerzhaft auf dem Rücken verdreht, so dass ich mich weit nach vorn beugen muss, bis meine Stirn den weichen Teppich des Bodens berührt, um den Druck zu mindern. Noch etwas weiter und er wird ihn mir brechen, dass weiß er so genau wie ich. Das jämmerliche Stöhnen das mir unter dieser Belastung entfährt kann ich nicht zurückhalten.
„Besonders kämpferisch scheint er ja nicht veranlagt." Höre ich den belustigten Kommentar des grünäugigen Meisters. „Aber so unschuldig! Ich verstehe wieso er euch so reizt."
Ethin hat mich, da er zusätzlich noch mit seinem ganzen Gewicht auf meiner Wade kniet, durch seinen Klammergriff völlig unter Kontrolle und ich kann es nicht verhindern, dass er unsanft meine Hose herunter reißt und danach kräftig über meinen Rücken kratzt, so dass ich bestimmt später blutige Striemen dort haben werde. Diesmal schaffe ich es zwar mich still zu verhalten, aber es nützt mir nicht viel. Er beugt sich nach vorn und ich kann den Stoff seiner eigenen Hose an meinem Gesäß spüren.
„Sag Danke." Verlangt er keuchend, aber ich presse nur stumm und hasserfüllt die Lippen zusammen. Sein folgendes Lachen sendet eiskalte Schauer über meinen Rücken.
„Nicht? Gut, dann sehen wir mal wie dir das hier gefällt."
Ohne Vorwarnung dringt er heftig und ohne Rücksicht mit einem Finger in mich ein, woraufhin ich zucke und schrill aufschreie. Tränen laufen mir übers Gesicht. Zielstrebig findet er meine Prostata und der folgende unerträgliche Mix aus Schmerz und Lust lässt mich wimmern vor Verzweiflung.
„Nun?" Zischt er.
„Danke." Schluchze ich besiegt, aber es ist damit noch nicht vorbei, denn als nächstes ersetzt er seinen Finger durch seinen Penis und jetzt schreie ich wirklich. Es ist so grausam schmerzhaft und ich kann fühlen wie etwas in mir nachgibt und reißt als er sich rücksichtslos seinen Weg bahnt. Das ist das schlimmste was ich bis jetzt hier erlebt habe, denn zu den Schmerzen kommt noch die Gewissheit, dass die Meister zuschauen und sich daran ergötzen wie er mich benutzt.
Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit bis Ethin endlich fertig ist und sich mit einem letzten schmerzhaften Ruck aus mir zurückzieht. Nachdem er mich noch einmal angespuckt hat kann ich mich endlich zu einem blutbefleckten, wimmernden und zitternden Häufchen Elend zusammenrollen. Jede Bewegung bedeutet Schmerz und so bleibe ich vorerst wo ich bin. Ich frage mich was ich tun muss um so etwas nie wieder durchmachen zu müssen.
Nur entfernt nehme ich wahr wie sich unsere Besucher schließlich verabschieden.
