Disclaimer: See last chapter.

A/N: Eigentlich hatte ich ja vor noch etwas weiter zu schreiben, aber erstens muss ich den internetfähigen Computer bei meinen Eltern nutzen solange ich noch kann und zweitens schien mir das Ende eigentlich ganz passend. :)

Falls irgendwem meine Kommafehler so sehr Probleme bereiten, dass es gar nicht mehr geht könnt ihr mir auch gerne Verbesserungen schicken, die ich dann auf jeden Fall einfügen werde. Bin jetzt ja schon mehr als einmal drauf angesprochen worden rotwerd

Also genug Gelaber, los geht's

Festlichkeiten

Während des ganzen Weges frage ich mich unbehaglich was mich wohl erwarten wird und ob mein Meister immer noch verärgert ist, aber nachdem wir, offensichtlich mit einiger Verspätung, schließlich in der großen Halle ankommen in der dieses Fest stattfinden soll, bin ich zunächst äußerst abgelenkt von der großen Anzahl an unterschiedlichst gewandeten Magiern. Alle scheinen bemüht sich und die persönlichen Sklaven, die viele von ihnen mitgebracht haben, von ihrer besten Seite zu zeigen. Durch die, für Drow Verhältnisse, geradezu strahlende Beleuchtung mittels geschickt verteilter kristallener Kronleuchter kommen die Silberfäden, die auch einige der anderen Gäste in ihren Gewändern eingewebt haben sehr gut zur Geltung.

Auch wenn ich in solchen Dingen nicht viel Erfahrung habe kann ich doch nach kurzer Zeit bereits mit einiger Sicherheit sagen, dass mein Meister zur höheren Schicht der Gesellschaft zählt und dass wir zusammen einen sehr faszinierenden Anblick abgeben müssen. Letztere Annahme beruht allein auf der Tatsache dass wir schon bei unserer Ankunft extrem viele Blicke auf uns ziehen. Dieser Umstand muss es wohl sein, der die Laune meines Herrn wieder hebt, denn schon bald unterhält er sich angeregt mit einer Gruppe von drei anderen Meistern. Einer davon ist zu meinem Leidwesen der grünäugige Herr von Ethin, was natürlich bedeutet, dass dieser auch dabei ist. Obwohl er in keiner Weise erkennen lässt, dass er mich überhaupt bemerkt ahne ich bereits, dass diese Veranstaltung nicht unbedingt angenehm für mich enden wird. Nach dem was ich heute bereits alles ertragen musste breitet sich allein bei diesem Gedanken schon eine bleierne Müdigkeit in mir aus.

Nervös versuche ich unauffällig die anderen Sklaven zu beobachten um mich ihrem Benehmen anzupassen und nicht zu sehr herauszustechen. Die meisten sind bemüht so wenig Aufmerksamkeit zu erregen wie irgend möglich indem sie ihren Meistern wie durchscheinende Schatten folgen. Ethin schafft es auf eine beiläufige, geradezu unheimliche Art und Weise die meisten Bewegungen seines Meisters praktisch Zeitgleich auszuführen, so dass beide fast wie Spiegelbilder erscheinen. Ich frage mich beklommen wie lange sie wohl schon zusammen sind und kann mich nicht recht entscheiden ob ich selbst noch über Jahrhunderte das Leben eines Sklaven führen könnte ohne mich irgendwann aufzuhängen oder wahnsinnig zu werden. Andererseits bin ich auch fast davon überzeugt dass dieser Fall bei Ethin bereits eingetreten ist. Gleicht mein Leben also einem Labyrinth mit Tod oder Wahnsinn als einzigem Ausweg? Ich hoffe gegen alle Wahrscheinlichkeit dass dem nicht so ist, aber ich weiß natürlich auch, dass ich kaum darauf warten kann, dass einfach eines Tages jemand kommt und mich erlöst.

Mit derartigen Überlegungen verbringe ich in den nächsten Stunden die meiste Zeit. Hier zu sein ist einfacher als ich erwartet hatte, denn keiner kümmert sich wirklich um die Sklaven. Wir sind mehr zur Dekoration mitgekommen als dass wir wirklich etwas tun müssten. Die aufwendig geschmückten Speisen und Getränke werden von Dienern serviert, während wir stumm unseren Platz schräg hinter dem Stuhl unserer jeweiligen Herren einnehmen und darum kämpfen trotz der aufkommenden Langeweile aufmerksam zu bleiben, für den Fall dass doch etwas von uns verlangt werden sollte.

Eine Weile versuche ich noch den Gesprächen zu folgen, aber bald gebe ich auf, denn trotz der oberflächlich ausgesuchten Höflichkeit die alle an den Tag legen und der äußerlich entspannten Konversation, wird mir schnell klar dass es zahlreiche Untertöne gibt, die weit weniger freundlich sind und von denen ich niemals hoffen kann sie zu entschlüsseln. Die Drow sind viel komplizierter und komplexer als sie auf den ersten Blick scheinen. Ich glaube ich würde Jahrzehnte benötigen um alle ihre kleinen Spitzen und Anspielungen auch nur ansatzweise zu erfassen.

Der verführerische Duft von frischem, luftigem Weißbrot, das zu der würzig-cremigen Waldpilzsuppe gereicht wird, macht mir bewusst, dass ich seit dem Morgen nichts mehr gegessen habe und ich hoffe inständig darauf dass mein Magen sich still verhalten wird. Der Hunger ist noch nicht so schlimm dass ich ihn nicht problemlos ignorieren könnte und genau dies habe ich auch fest vor.

Das Mahl scheint sich geradezu endlos hinzuziehen und ich habe inzwischen das Gefühl schon seit Stunden hier zu verharren. Meine Füße tun mir weh und langsam spüre ich auch im Rücken, dass endloses auf der Stelle stehen mir nicht sehr gut bekommt, besonders wenn es nichts gibt um mich damit abzulenken. Erleichtert bemerke ich, wie die Gesellschaft, die schon vor einiger Zeit mit dem eigentlichen Dessert fertig gewesen ist, beginnt sich langsam aufzulösen und nach und nach immer mehr der Gäste den Tisch verlassen.

Endlich erhebt sich auch mein Herr, doch es scheint als hätte er nicht vor sich sofort zurück zu seinen Räumen zu begeben, denn er unterhält sich auch weiterhin angeregt mit Ethins Meister. Offenbar werden wir einen Zwischenstop in dessen Quartier einlegen. Jedenfalls führt unser Weg in eine mir unbekannte Richtung, doch weil das Gespräch inzwischen hauptsächlich auf Drow geführt wird kann ich nur Vermutungen anstellen wie lange und ob wir überhaupt dort sein werden. Diesmal bedaure ich meine Unwissenheit sehr, denn nicht zu wissen was mir bevorsteht lässt meine Phantasie langsam aber sicher in immer dunklere Abgründe rutschen und irgendwann muss ich mich dazu zwingen an etwas anderes zu denken, damit mir nicht schlecht wird vor Furcht.

Schließlich sind wir an unserem Ziel angelangt und ich muss feststellen, dass diese Räume im Gegensatz zu denen Meister Shenjals geradezu penibel aufgeräumt uns sauber sind. Nichts scheint am falschen Platz zu liegen oder auch nur staubig zu sein. Die starre Atmosphäre die hier herrscht erfüllt mich mit steigendem Unbehagen und ich habe Angst irgendetwas zu berühren. Mein Meister zeigt keine solchen Hemmungen und lässt sich ohne große Umstände in einen bereitstehenden Sessel fallen, neben dem ich mich vorsichtig niederlasse.

„Was haltet ihr davon Geryn?" Will er, auf einmal wieder in der Gemeinsprache, wissen.

„Es wäre unbestreitbar profitabel." Antwortet der Andere schulterzuckend. „Aber ich denke wir werden nicht sehr viel Einfluss auf die endgültige Entscheidung haben."

Er hebt ein offensichtlich schon bereitgestelltes Glas dunkeln Rotwein an die Lippen und grüne Augen glitzern über dem Kristall.

„Warum lassen wir nicht einfach für heute Geschäfte Geschäfte sein und wenden uns anderen Dingen zu?"

Sein Gesichtsausdruck lässt nur wenige Zweifel daran was er mit „anderen Dingen" meint und ich ziehe automatisch fast unmerklich die Schultern hoch. Seine Aufmerksamkeit ist jedoch, wie ich nach einem schnellen Blick feststelle, ausschließlich auf meinen Meister gerichtet, der ihn aufreizend angrinst und sich entspannt noch ein wenig weiter zurücklehnt. Diese Wendung der Dinge überrascht mich. Darauf war ich nicht vorbereitet und ich bemerke mit einiger Beunruhigung, dass der Gedanke an die Beiden zusammen einen unerwarteten Widerwillen in mir hervorruft.

Eifersüchtig Häschen?

Er klingt grausam belustigt.

Keine Angst du wirst schon nicht vernachlässigt werden.

Dann erhebt er sich mit dieser für ihn typisch fließenden Eleganz und greift nach dem Weinglas. Auf eine derartig mühelos laszive Weise habe ich noch nie jemanden trinken sehen. Das muss er wohl gemeint haben als er sagte ich hätte noch viel zu lernen, denke ich unbehaglich. Jedenfalls verfehlt es nicht seine Wirkung, denn mit einer ebenso fließenden, aber gleichzeitig seltsam dominanten Bewegung zieht Geryn ihn zu sich heran und küsst ihn hart. Wie die beiden es schaffen das immer noch halbvolle Glas dabei unbeschadet auf den Schreibtisch zu manövrieren wird mir wohl für immer ein Rätsel bleiben. Dann, unvermittelt lösen sie sich wieder voneinander.

„Geh und bereite alles vor."

Die Stimme des anderen Meisters ist bereits rau vor Erwartung, doch sein befehlender Ton verwirrt mich. Auch die Tatsache, dass mein Herr nun wortlos, mit leicht gesenktem Kopf und einem geisterhaften Lächeln auf den Lippen durch eine Tür verschwindet trägt nichts zu meiner Beruhigung bei.

Ich kann deutlich spüren wie er mich beobachtet und bemühe mich darum meine Unruhe zu verbergen obwohl ich weiß, dass dies ein praktisch aussichtsloses Unterfangen ist. Nicht aufschauen denke ich angestrengt. Du darfst auf keinen Fall aufschauen! Krampfhaft versuche ich Interesse für meinen Handrücken oder die Maserung des Holzes auf dem ich knie aufzubringen, doch es fällt mir schwer. Als mir dann plötzlich einfällt, dass ich mit Ethin allein sein werde sollte er sich ebenfalls in diesen mysteriösen Raum begeben ist es auch mit dem letzen Rest meiner Ruhe schlagartig vorbei und mein Blick flackert entsetzt zu der Stelle hinüber wo der Goldelf noch immer so demütig auf dem Boden kniet.

Es dauert nur Sekundenbruchteile, dann habe ich mich wieder soweit unter Kontrolle, dass ich meine Augen zurück zur Betrachtung des dunklen Dielenbodens zwingen kann, dennoch ertönt neben mir seine leise amüsierte Stimme.

„Schau Ethin. Er hat bereits Angst vor dir."

Damit ist jegliche Beherrschung dahin und meine Augen treffen auf die bösartig glänzenden des anderen Sklaven, der nun auch herüberblickt. Sein Lächeln könnte selbst einem Hai das Blut in den Adern gefrieren lassen. Was soll ich nur tun? Ich bin kurz davor den Magier anzuflehen mich nicht zu verlassen und nur das Wissen, dass er wahrscheinlich noch viel schlimmer ist hält mich davon ab.

„Keine Bewegung bevor nicht die Türe vollständig geschlossen ist, ist das klar?"

„Ja Herr."

Oh nein er wird gehen! Alles geschieht viel zu schnell. Ich fange an zu zittern, kann jedoch nur hilflos zuschauen wie er sich unaufhaltsam der Tür nähert und schließlich im angrenzenden Raum verschwindet.

Kaum ist das leise Klicken des Türschlosses zu vernehmen da brechen sowohl Ethin als auch ich in hektische Bewegung aus. Er hechtet in meine Richtung, während ich mich bemühe eine möglichst große Distanz zwischen uns zu bringen. Nach den ersten chaotischen Sekunden starren wir uns dann über den glücklicherweise großen Schreibtisch hinweg an. Ich bin in diesem Augenblick unglaublich dankbar für die Existenz dieses Möbelstücks!

„Hör auf zu flüchten Kleiner." Zischt er. „Du wirst mir ja doch nicht entkommen."

„Wehe du fasst mich an!" Fauche ich mit schwankender Stimme zurück, mehr um überhaupt irgendetwas zu sagen als aus Überzeugung. Natürlich lacht er, ich hätte an seiner Stelle vielleicht sogar dasselbe getan könnte ich jetzt die nackte Angst in meinem Gesicht sehen.

„Was willst du schon tun?" Fragt er grinsend. „Ich bin schneller als du."

Damit kommt er, entgegen seinen letzten Worten langsam, um den Schreibtisch herum. Ich bewege mich mit derselben Geschwindigkeit von ihm weg. Meine Gedanken sind völlig gehetzt und verworren. Was soll ich tun? Was nur?

Etwas klappert neben mir und ich zucke erschrocken zusammen. Eine Schale mit bereits verbranntem Räucherwerk, die ich übersehen und umgestoßen habe. Dieser kurze Augenblick der Abgelenktheit reicht um Ethin die Zeit zu geben wie von Zauberhand direkt vor mir aufzutauchen. Meine Reaktion basiert mehr auf verzweifelter Hoffnung als irgendetwas anderem und mit dem Bild der Asche noch vor Augen keuche ich ein wackliges „Shas!" heraus. Die Handbewegung in seine Richtung kommt ganz von alleine in natürlicher Abwehr, doch auf die Folgen meiner Handlung bin ich nicht wirklich vorbereitet, da ich kaum wirklich erwartet hatte irgendein Ergebnis zu erzielen.

Der eine Ärmel seines Gewandes steht plötzlich in Flammen und mit einem schmerzerfüllten Zischen muss er sich jetzt auf einmal darauf konzentrieren das Feuer zu ersticken, statt mich zu verfolgen.

Als er so weit ist wieder in meine Richtung zu blicken bin ich bereits am anderen Ende des Raumes, von wo ich ihn geradezu ungläubig anstarre.

„Wie hast du das gemacht?" Fragt er völlig überrascht, noch immer den schmerzenden Arm an die Brust gepresst.

Das unkluge „ich weiß nicht", welches mir bereits auf der Zunge liegt kann ich gerade noch herunterschlucken, denn dann wäre wahrscheinlich jegliche Zurückhaltung seinerseits verflogen. Stattdessen bringe ich ein abgehacktes „Feuerzauber." zustande, das zwar nur bedingt respekteinflößend klingt, aber wenigstens meine völlige Unwissenheit nicht sofort offenbart.

„Wo hast du es gelernt?" Will er neugierig wissen. „Warst du Magier?"

Ich schüttle unwillig den Kopf.

„Sein Schüler ist langsam genug, dass ich fast automatisch mitlerne wenn ich daneben sitze."

„Bring es mir bei!" Fordert er. Wie soll ich das tun? Ich weiß ja selbst nicht genau wie es funktioniert und ob mir nicht Strafe droht für die unerlaubte Anwendung von Magie.

„Nächstes Mal."

Vielleicht kann ich so Zeit schinden und herausfinden was ich da gerade eigentlich wirklich getan habe. „Wenn du mich nicht anrührst." Setze ich dann sicherheitshalber noch hinzu.

Ethin scheint sich die Sache sehr gründlich durch den Kopf gehen zu lassen, denn er verharrt eine ganze Weile stumm und mit unergründlichem Gesichtsausdruck. Gerade als ich schon zu fürchten beginne, dass er mich nur einlullen will bevor er mich das nächste Mal anspringt antwortet er.

„Einverstanden. Dir ist aber schon klar dass ich keinen Einfluss auf Befehle habe oder?"

Angespannt nicke ich.

„Gut." Grummelt er und wendet sich dann zunächst mit erstaunlichem Desinteresse seinem ruinierten Kleidungsstück zu.

„Damit hast du mir wenigstens drei Tage am Seil eingebracht weißt du."

Ich habe zwar nicht die geringste Ahnung was „am Seil" bedeutet, aber ich schätze es wird eine Art Strafe sein. Besonders zu erschrecken scheint ihn diese Aussicht allerdings nicht. Unsicher zucke ich mit den Schultern. Eine Entschuldigung bringe ich einfach nicht über mich.

Als er sich in Richtung Sessel und damit auf mich zu bewegt weiche ich trotz seiner kaum noch bedrohlichen Miene unwillkürlich zurück.

„Angst?" Fragt er grinsend. „Ich sagte doch dass ich auf deine Forderung eingehe."

„Sicher." Gebe ich ärgerlich zurück. „Und deshalb muss ich dir natürlich augenblicklich vertrauen!"

Das irritierende Grinsen scheint momentan auf seinen Zügen festgeklebt zu sein.

„Vielleicht habe ich mich ja geirrt und es gibt doch noch Hoffnung für dich, obwohl Meister Shenjal seine Sklaven kaum je länger als ein paar Jahre behält."

Ich weiß genau dass er will dass ich diese Frage stelle und mag ihm die Befriedigung eigentlich gar nicht gönnen, aber nachdem ich einige Minuten versucht habe mein Bedürfnis zu ignorieren platzt es doch aus mir heraus.

„Was passiert mit ihnen? Nachdem…"

Ich schaffe es nicht den Gedankengang zuende zu bringen als ich seinen herablassenden Gesichtsausdruck sehe und verstumme mutlos.

„Nun ja, das kommt darauf an weißt du." Es ist offensichtlich wie sehr er es genießt mir Angst zu machen und meine Abneigung gegen ihn wird von Minute zu Minute stärker. „Falls sie ihn einfach nur langweilen gibt er sie für gewöhnlich einfach an den Meistbietenden weiter oder wenn sie zu alt sind sterben sie schnell und sauber, aber falls du es schaffst ihn wirklich zu verärgern kommt es durchaus auch vor, dass er dich in die Küche schickt oder schlicht den Soldaten überlässt."

Er beobachtet mich genau während er erzählt, was einen unerwartet großen Trotz in mir hervorruft. Wenn er hier überleben kann dann werde ich das verdammt noch mal auch schaffen. Selbst wenn ich gestehen muss, dass mir die Aussicht an einen anderen Meister verkauft zu werden als vergleichsweise angenehmste Möglichkeit des Überlebens nicht wirklich gefällt.

„Ich muss allerdings zugeben," fährt Ethin überraschend fort „dass du bei weitem der interessanteste Fund bist den er seit langem hervorgezaubert hat. Scheinbar schwach wie ein Windhauch, aber mit unerwarteten Spitzen."

Na danke. Das hebt meine Laune ungemein.

„Schön das ich so viel zu deiner Unterhaltung beitragen konnte." Gifte ich wütend. Wenigstens darf ich ihm gegenüber meiner Frustration ungestraft Ausdruck verleihen, auch wenn er mich nicht ernst nimmt so verschafft es mir doch wenigstens ein bisschen Befreiung. Mir fällt auf, dass er den verletzten Arm zwar immer noch schützend an die Brust gepresst hat, aber keine Anstalten macht sich um die Brandwunden zu kümmern, die inzwischen fast unerträglich wehtun müssen. Er ist meinem Blick gefolgt und ein seltsam starres Lächeln breitet sich langsam auf seinem Gesicht aus und lässt es merkwürdig verzerrt wirken.

„Ich muss warten bis mein Herr mir erlaubt mich darum zu kümmern." Erklärt er fast tonlos.

„Oh."

Und damit hat sich unsere Unterhaltung glücklicherweise vorerst erschöpft. Als sich schließlich die geheimnisvolle Tür wieder öffnet hocken wir noch immer schweigend in entgegengesetzten Ecken des Raumes, fast wie zwei Kater die sich belauern. Meister Geryn reißt kurz überrascht die Augen auf bevor er sich fast augenblicklich wieder fängt und offenbar die Verletzungen seines Sklaven bemerkt.

„Was ist passiert?" Fragt er ihn mit unverhohlener Neugierde während nun auch mein Meister das Zimmer betritt. Er reagiert jedoch weit weniger überrascht und wirft mir, als er die offensichtlich durch Feuer verursachte Wunde entdeckt, einen misstrauischen Blick zu.

„Er hat mich angezündet Herr." Gibt Ethin gerade seinem Herrn zur Antwort, woraufhin sich dieser kopfschüttelnd erst mir und dann nach einem zweifelnden Blick meinem Meister zuwendet, der nur nachlässig mit den Schultern zuckt und meint: „Ich werde mich darum kümmern."

Dieser Satz lässt mich schlucken. Kann denn nicht einmal ein Tag ohne schmerzhafte Strafen vorbeigehen? Dabei gebe ich mir inzwischen wirklich Mühe alles richtig zu machen! Nach einer kurzen Verabschiedung sind wir auch schon auf dem Weg zurück zu den Gemächern meines Herrn, der wie ich nach einigen Schritten bemerke auf einmal eine ausgesucht vorsichtige Gangart angenommen hat, fast als hätte er Schmerzen. Ich will gar nicht wissen was die beiden zusammen getrieben haben beschließe ich unglücklich. Die heutige Nacht war wirklich alles andere als gut.

Um eine nähere Betrachtung seiner Wunden komme ich jedoch nicht herum, denn ich bin es der diesmal bei ihm diese grünliche Paste auftragen muss, da er kaum selbst die Striemen auf seinem Rücken erreichen kann. Was ihn dazu treibt sich freiwillig peitschen zu lassen ist mir ein Rätsel. Wie ich feststellen muss war Meister Geryn nicht gerade sanft zu ihm. Die diversen Bissspuren und Schwellungen sprechen eine deutliche Sprache und als ich sie mit meinen eigenen Erfahrungen vergleiche wird mir klar dass mein Meister gerade ziemliche Schmerzen haben muss. Erstaunlicherweise merkt man ihm davon fast gar nichts an. Wie zum Ausgleich bemühe ich mich instinktiv besonders sanft zu sein und nachdem ich fertig bin ernte ich ein amüsiertes Kopfschütteln.

„Du hasst Schmerzen nicht wahr Häschen?"

„Ja Herr." Aus irgendeinem Grund beschämt mich dieses Geständnis und ich schaue zu Boden, während er leise seufzt.

„Dabei ist es durchaus reizvoll von Zeit zu Zeit." Gedankenverloren wickelt er eine lange weiße Haarsträhne um die Finger und ich sinke ein wenig in mich zusammen bei der Vorstellung jemals Freude zu empfinden daran dass ich geschlagen werde.

„Zumindest bei Ethin scheinst du ja einigen Eindruck hinterlassen zu haben." Bemerkt er dann spöttisch. „Heute war erste Mal seit langem, dass dieser Wahnsinnige sich zurückgehalten hat." Er schaut mich wieder aufmerksam an.

„Du hast ihm die Beschwörung entgegengeworfen nicht wahr?"

Ich nicke und habe gleichzeitig den starken Drang mich zu rechtfertigen.

„Ich konnte nicht klar denken Herr." Erkläre ich bittend und als er nicht reagiert. „Es war rein instinktiv, wirklich. Bitte bestraft mich nicht dafür Herr."

Er lässt mich noch eine Weile mit ausdrucksloser Miene zappeln, ehe er auf einmal zufrieden lächelt.

„Keine Angst Häschen. Ich bin nicht verärgert. Es hätte zwar durchaus geschehen können, dass du sein halbes Quartier in die Luft jagst, aber es wäre bestimmt höchst interessant gewesen die folgende Reaktion zu beobachten. Ich denke deine Konzentration war zu brüchig um ein wirklich gefährliches Resultat zu erzielen. Allerdings weißt du jetzt hoffentlich wieso ich dazu einen Bannkreis benutzt habe."

Völlig perplex kann ich nach diesem trockenen Kommentar für einige Sekunden nur starren. Es wäre amüsant gewesen hätte ich dort eine riesige Verwüstung angerichtet? Wirklich wie soll ich ihn bloß jemals verstehen? Wenn ich einen völlig harmlosen und zugegebenermaßen recht ungeschickten Versuch mache ihn zu verführen ist er wütend, wenn ich aber mit gefährlicher Magie um mich schmeiße erheitert es ihn.

Ohne sich weiter um mich zu kümmern begibt er sich zu Bett, woraufhin ich mich immer noch völlig verwirrt in die Decke vom Vortag einwickle und auf dem Boden zusammenrolle. Kein einziger Lichtstrahl dringt durch die abgedunkelten Fenster, doch ich bin sicher dass es draußen inzwischen heller Tag sein muss. Wie sehr ich in solchen Momenten die Sonne vermisse!

Und dann kurz bevor ich einschlafe, in diesen verletzlichen Dämmerzustand hinein, fragt er auf einmal: „Was mich allerdings doch noch interessiert Häschen, wie hast du ihn davon abgehalten dich sofort wieder anzugreifen? Normalerweise hat er das Temperament einer gereizten Bulldogge."

Dies ist genau die Frage vor der ich mich gefürchtet habe.

„Wir haben einen Handel abgeschlossen Herr." Antworte ich beklommen und weiß dass ich die Art unserer Abmachung nicht verheimlichen kann. „Er will dass ich es ihm beibringe."

„Na dann bin ich schon höchst gespannt darauf wie er sich verhalten wird wenn du ihm eröffnest, dass du nichts dergleichen tun wirst."

Die gelassene Endgültigkeit mit der diese Worte durch die Dunkelheit schweben legt sich wie schweres Blei auf mich und ich starre noch lange verzweifelt an die Decke während ich krampfhaft versuche mir eine Möglichkeit zu überlegen wie ich unser nächstes Zusammentreffen lebend überstehen kann.