Disclaimer: Wie immer, nicht meins. Ok bis auf Jarlaxle, Entreri (und vielleicht noch Vhaeraun) sind die Charaktere schon meine eigenen Kopfgeburten:)

Nariel: Schön mal wieder was von dir zu hören. Dachte schon du hättest dich aus der ff welt zurückgezogen:) Aber wieso hattest du denn Mitleid mit Shenjal??? Dem hab ich doch eigentlich gar nichts getan... na ja bis auf das was er selbst so... öh gut...reden wir nicht mehr drüber.

Lomion: Hach echt du schmeichelst mir:) Sieh bloß zu dass du nicht noch eines Tages vor Freude wegstirbst. Wer sollte denn dann noch weiter lesen?:)

Petalwing: ....oh. Äh...ok:) Danke. Hatte noch keine Zeit dein review (ok die riesige Masse an reviews) ordentlich durchzulesen. Und muss mich beeilen, weil sie gleich den pool schließen und mein eigener Computer immer noch streikt...im Moment ist auch noch meine Mitbewohnerin weg und deshalb kann ich nicht mal ihren benutzen. Na ja lange Rede kurzer Sinn: Ich wird mich auf jeden Fall noch eingehend damit beschäftigen!!

Lektionen

Auch der nächste Abend bringt keine Lösung für mein Problem, so sehr ich darüber grüble es fällt mir einfach keine Möglichkeit ein wie ich mir den bösartigen Goldelfen vom Hals halten könnte, denn den Zauber ein weiteres Mal anzuwenden ist nach der gestrigen Belehrung praktisch ausgeschlossen. Die Wunden die er mir bei unserer ersten Begegnung zugefügt hat sind inzwischen dank der Behandlung mit der grünen Salbe fast vollständig verheilt, aber die Erinnerung an dieses Ereignis ist noch sehr frisch und lässt mich unwillkürlich erschauern. Mit meinen Gedanken noch nicht ganz bei der Sache nehme ich das Tablett mit dem heutigen Frühstück entgegen und fange an alles zu arrangieren. Mein eigener Hunger wird mir beim Anblick der noch warmen und verlockend duftenden Brötchen nur zu bewusst, aber natürlich wage ich es nicht auch nur einen einzelnen Krümel an mich zu nehmen. Schon allein der Gedanke daran bringt mich dazu mich angstvoll nach der Tür umzuschauen hinter der mein Meister sich gerade ankleidet.

Während er frühstückt bin ich zwar aufmerksam, kann jedoch vor Unruhe kaum stillstehen, weil ich mir schon ausmale auf dem Weg zu meinem eigenen Mal auf Ethin zu treffen. Ein großer eiskalter Klumpen bildet sich in meinem Magen und fast bezweifle ich schon dass ich trotz des Hungers überhaupt irgendetwas hinunterbringen werde, sollte er in der Nähe sein.

Irgendwann hat mein Herr offenbar genug und fährt mich gereizt an: „Wenn du so große Angst hast dort hinzugehen, dann ist es wohl am besten du bleibst einfach hier und verzichtest aufs Frühstücken."

„Meister?"

Oh bitte nicht! Mittlerweile ist das hohle Gefühl in meinem Bauch schon nicht mehr so einfach zu ignorieren und ich weiß es kann nur schlimmer werden.

„Du hast schon verstanden Häschen. Keine Beherrschung, kein Essen. So einfach. Das zu begreifen sollte dir nicht schwer fallen."

„Ja Herr."Murmle ich durch zusammengebissene Zähne. Was bleibt mir anderes übrig als es zu akzeptieren? Aber nach dieser Eröffnung fällt es mir natürlich doppelt schwer ihm ruhig beim essen zuzusehen. Dunkelrote Marmelade glitzert verführerisch in einer weißen Porzellanschale. Beinahe reflexartig lecke ich mir über die Lippen. Ich bemühe mich jedoch sehr die Gedanken daran wie wohl die kunstvoll aufgeschnittenen Käsescheiben schmecken mögen zu ignorieren und stattdessen stillzustehen. Scheinbar gelingt mir wenigstens dies einigermaßen zufriedenstellend, denn nachdem er fertig ist wirft mir mein Herr unvermittelt eine trockene Scheibe Brot zu, mit den Worten: „Hier, wir wollen doch nicht das du mir noch völlig vom Fleisch fällst Sklave."

„Danke Herr."

Bei dem Versuch sie aufzufangen fällt mir beinahe die Teekanne aus der Hand, was ihn zu einem bösen Grinsen veranlasst. Schnell esse ich auf noch während ich das benutzte Geschirr zusammenräume, damit er es sich nicht auf einmal doch anders überlegt und mir das Brot wieder wegnimmt. Viel zu früh bleibt mir nur noch ein schwacher Nachgeschmack. Mein Hunger ist danach jedoch eher größer als zuvor und ich hoffe besorgt, dass er mich wenigstens am Ende der Nacht weglassen wird um noch etwas von dem Eintopf zu ergattern, der scheinbar immer in dem Zimmer für die Sklaven steht.

„Komm her Häschen."

Augenblicklich lasse ich das Tablett stehen und eile zu ihm. Zu meiner Überraschung deutet er jetzt auf den Bannkreis, der nach der letzten Stunde Daevans dort auf dem Boden verblieben ist.

„Ich bin neugierig."Erklärt er auf meinen verunsicherten Blick hin. „Versuche die Beschwörung noch einmal. Ich will sehen ob dein Erfolg von Gestern nur ein glücklicher Zufall war oder ob du es wirklich allein durch zuschauen gelernt hast."

Mit mulmigem Gefühl in der Bauchgegend versuche ich mich zu konzentrieren und mir eine kleine Flamme vorzustellen die im Kreis flackert. Was wird geschehen sollte ich es nicht schaffen? Wird er enttäuscht sein von mir? Werde ich bestraft werden? Mit zusammengebissenen Zähnen verdränge ich die quälenden Zweifel so weit es geht. Jetzt oder nie.

„Shas." Sage ich, wobei meine Stimme eher leise und zaghaft klingt als befehlend. Ich bilde mir ein einen schwachen Energiestrom zu fühlen, schaffe es jedoch erst nach ein paar Sekunden die Augen, die ich vor lauter Anspannung ohne es zu merken zugekniffen habe, wieder zu öffnen um das Ergebnis meiner Bemühungen zu begutachten. Meine Knie werden fast weich vor Erleichterung. Dort im Bannkreis flackert, wie ich es mir ausgemalt hatte, eine kleine Flamme. Während ich nun auch wieder wage zu atmen lasse ich meine Hand sinken und das winzige Licht erlischt. Vorsichtig schaue ich auf zu meinem Meister, der herantritt und mir zur Belohnung sanft über die Wange streichelt.

„Also habe ich mich nicht getäuscht."Murmelt er leise. „Du bist in der Tat sehr talentiert."

Sein Lob ruft bei mir augenblicklich ein dankbares Lächeln hervor, was wieder einmal beweist wie abhängig ich schon von ihm bin, doch in diesem Augenblick ist mir das vollkommen egal. Ich habe es geschafft und mein Herr ist zufrieden. Das ist alles was zählt.

„Vielleicht kann mir das noch nützlich sein."Überlegt er laut. „Du wirst dem heutigen Unterricht unauffällig folgen. Für die nötigen Arbeiten ist später noch Zeit."

„Danke Herr."

Er schaut mich etwas komisch an angesichts meiner offensichtlichen Begeisterung.

„An deiner Stelle wäre ich nicht so enthusiastisch Häschen. Magie ist sehr viel schwerer zu erlernen als ein paar Verrenkungen im Bett."

„Ja Herr. Natürlich."

Ich senke meinen Blick, muss mich aber trotzdem immer noch sehr beherrschen um nicht die ganze Zeit glücklich vor mich hinzugrinsen. Diese Neuigkeit tröstet mich sogar fast über das verpasste Frühstück hinweg. Der Diener der wenig später kommt um die Überreste der Mahlzeit abzuholen denkt wahrscheinlich ich stünde unter Drogen, weil ich ihm das Tablett mit einem breiten Lächeln im Gesicht überreiche, dass ich einfach nicht mehr unterdrücken kann. Zum ersten Mal seit Wochen kann ich es gar nicht erwarten das die Zeit vergeht.

Heute freue ich mich sogar fast schon auf Daevans Ankunft. Bevor es jedoch so weit ist, muss ich zunächst noch ein weiteres Regal in Angriff nehmen und wie beim letzten Mal jedes der dicken Ledergebundenen Bücher einzeln herausholen um alles ordentlich säubern zu können. Während ich mich bemühe möglichst wenig Staub aufzuwirbeln fühle ich ab und zu den prüfenden Blick meines Meisters in meinem Rücken.

Vielleicht macht es ihm ja Spaß mir beim arbeiten zuzusehen, zu beobachten wie sich meine Muskeln unter der hellen Haut bewegen, zusammenziehen und strecken. Ich versuche mit vorzustellen was für einen Anblick ich wohl in diesem Moment bieten mag. Ob er mich heute wieder zu sich in sein Bett rufen wird? Es ist schon einige Zeit her seit er dies das letzte Mal getan hat. Beinahe sehne ich mich schon nach seiner Berührung, nach der Aufmerksamkeit die mir sonst nur noch sporadisch entgegengebracht wird. Nach seiner gestrigen Reaktion verunsichert mich dieser Gedanke jedoch auch und ich wäre glücklicher wenn er mir im Moment überhaupt keine Beachtung schenken würde.

Es klopft. Das muss der Lehrling sein. Zehn Minuten zu spät wie ich dem gemurmelten Kommentar meines Herrn entnehme, dessen verärgerter Gesichtsausdruck nichts Gutes für den Jungen verheißt. Er erhebt sich und greift dabei nach einem schmalen, biegsamen Stock, den er erst vor kurzem aus einer Schublade geholt hat.

„Herein."

Die Tür schwingt auf und gibt den Blick auf einen keuchenden Daevan frei, der offensichtlich ein ganzes Stück weit gerannt ist um nicht noch später zu erscheinen als es ohnehin schon der Fall ist.

„Es tut mir leid Meister Shenjal. Ich wurde aufgehalten."Würgt er zwischen hastigen Atemzügen heraus.

„Hände." Sagt mein Meister nur kalt und Daevan legt seine Schriftrolle beiseite und streckt ihm ergeben beide Hände, mit den Handflächen nach oben hin. Er scheint bereits genau zu wissen was ihn erwartet. Ich denke auf einmal an meine Bestrafung zurück, in der Nacht in jenem Gasthaus, in dem wir auf Jarlaxle gestoßen sind und muss vor mir selbst widerstrebend zugeben, dass ich damals ein vergleichsweise klägliches Verhalten gezeigt habe.

„Einen für jede Minute die du zu spät bist."

Resigniertes Nicken, das kurz darauf von schmerzlichem Zusammenzucken abgelöst wird, als der Stock mit einem unheimlichen, zischenden Geräusch durch die Luft saust bevor er klatschend auf das dargebotene Fleisch trifft.

„Eins. Zwei. Drei ..."

Zu meiner Überraschung erträgt Daevan die Schläge ohne einen einzigen Laut von sich zu geben. Allein sein schmerzlich verzogenes Gesicht zeigt wie unangenehm diese Strafe ist. Das leise Gefühl des aufkommenden Respekts unterdrücke ich unwillig. Es fällt mir nicht so schwer wie ich gedacht hätte.

„Hol zwei Kerzen und stell sie hierher in den Kreis Sklave."

Zwei Kerzen? Kurz überfällt mich Panik. Woher...ah doch dort stehen sie. Ein ganzer Karton voll weißer, kugeliger Wachsklumpen, direkt neben mir im Regal. Erleichtert nehme ich zwei heraus und platziere sie an der gewünschten Stelle. Bevor ich mich jedoch wieder erheben kann, spüre ich die Hand meines Meisters auf meiner Schulter, die mich dort gerade außerhalb des Bannkreises, neben ihm am Boden hält.

„Heute versuchen wir einen etwas gezielteren Einsatz Junge."Erklärt er knapp an Daevan gerichtet. „Du wirst versuchen jeweils die linke oder die rechte Kerze zu entzünden, je nachdem was ich dir vorgebe. Wir fangen mit der linken an."

Daevan richtet einen unsicheren Blick auf die beiden unschuldig daliegenden Wachskugeln und zögert, schaut ein wenig hilflos zu meinem Meister. Der Druck der Hand, die noch immer auf meiner Schulter ruht, wird eine Sekunde lang stärker.

„Mach schon Junge. Ich habe nicht vor den ganzen Tag hier zu warten bis deine magere Konzentration sich endlich eingestellt hat."

Ganz im Gegensatz zu seinen scharfen Worten fängt er nun beiläufig an seine Finger sanft durch meine Haare gleiten zu lassen. An der harten, silbrigen Kante des Halsbandes entlang, den Haaransatz hinauf bis zu meinem Ohr und sachte wie ein Windhauch über dessen gewundene Kurven. Immer wieder, während mich ein stiller Schauer durchläuft. Was habe ich getan um dies zu verdienen, frage ich mich und verpasse abgelenkt durch die kribbelnde Berührung und meinen Versuch die unwillkürlich aufsteigende Erregung zu unterdrücken fast Daevans ersten Versuch die heutige Aufgabe auszuführen.

Erstaunlicherweise gelingt es ihm im Gegensatz zum vorigen Tag sogar sofort eine flackernde Flamme zu erzeugen, nur leider nicht dort wo sie sein sollte sondern etwa einen Meter hoch frei in der Luft schwebend. Ob er geübt hat? Ein weiterer unsicherer Blick.

„Versuch es noch mal."

Dieser gelangweilte Befehl ist alles was er bekommt, keine Hilfe, keine Erklärungen nur Herablassung. Mit zusammengepressten Lippen wendet sich der Junge wieder dem Bannkreis zu und als sein Blick mich streift kann ich in seinen Augen eine seltsame Mischung aus Verachtung, Neid und Wut erkennen.

Worum er mich beneiden sollte ist mir etwas schleierhaft, aber so ist es wohl mit dem freien Willen. Solange man noch ungebunden ist tut man seltsame Dinge damit und erst nachdem man ihn unwiederbringlich verloren hat erkennt man wie viel besser man dieses kostbare Geschenk hätte nutzen können.

Ohne mich auch nur anzusehen fährt mein Meister mit seinen langsamen, aufreizenden Liebkosungen fort, wobei seine ganze Aufmerksamkeit jedoch auf den Schüler gerichtet zu sein scheint und ich mich innerlich winde, unfähig zu entscheiden ob ich will dass er aufhört oder nicht. Er muss einen Grund für dieses Handeln haben. Er hat immer einen. Nur welcher ist es? Dieses ewige Nachgrübeln über seine Motive ermüdet mich. Es wäre so viel einfacher einfach nur zu akzeptieren, zu gehorchen ohne den Grund zu wissen, aber so oft setzt er mich einfach nur der Unsicherheit unkonkreter oder nicht ausgesprochener Befehle aus und wartet lauernd ab ob ich von selbst herausfinde was er wirklich will. Dieser ständige Spagat zwischen simplem Gehorsam und eigenständigem Denken bringt mich immer wieder aus der seelischen Balance. Selbst nach all diesen Wochen habe ich nicht die geringste Ahnung was er wirklich beabsichtigt mit all seinen seltsamen Handlungen und das zehrt an mir. Kaum glaube ich etwas über ihn zu wissen, präsentiert er eine neue völlig unbekannte Facette seiner Persönlichkeit und ich muss wieder von vorne anfangen mich darauf einzustellen.

Dieses Mal geschieht trotz Daevans beschwörendem Tonfall absolut gar nichts. Natürlich mag das auch daran liegen, dass er offensichtlich seinen Blick nicht ganz von mir losreißen kann, wie ich hier unten still leide und gleichzeitig nicht genug bekommen kann. Seine Konzentration muss einfach darunter leiden.

Natürlich Häschen, aber wie steht es mit deiner eigenen Konzentration? Ich glaube kaum dass du im Moment erfolgreicher wärst.

Es stimmt natürlich, aber von mir hat auch niemand verlangt eine Kerze anzuzünden, denke mit einem Anflug von Trotz, was mir augenblicklich ein kurzes, unangenehmes Stechen in der Bauchgegend einbringt, das nicht ganz mit den auch weiterhin fortgeführten Streicheleinheiten vereinbar ist.

„Du lässt dich zu leicht ablenken."Bemerkt mein Herr nun unzufrieden und sein Schüler murmelt mit einem peinlich berührten Blick eine undeutliche Entschuldigung.

„Verschone mich mit deinem nutzlosen Gestammel."Zischt er dann auf einmal. „Glaubst du ein Gegner wird höflich warten bis du dich endlich gesammelt hast bevor er angreift? Das hier ist keine Spielerei sondern Ernst. Also gib dir mehr Mühe."

Mit dem unbehaglichen Gefühl dass diese Worte mir ebenso sehr gelten wie dem Jungen versuche ich mich nun von meinem körperlichen Empfinden zu distanzieren. Es bereitet mir natürlich Schwierigkeiten und ich muss erkennen, dass ich in diesem Moment wahrscheinlich ebenso wenig Erfolg dabei hätte überhaupt eine Flamme zu erschaffen wie Daevan. Ärgerlich auf mich selbst versuche ich es weiterhin, mit mäßigem Erfolg, denn im Gegensatz zu ihm kann ich nicht einfach meine Augen verschließen um die störenden Eindrücke abzublocken. Gerade als ich meinen Geist einigermaßen fokussiert habe entscheidet sich mein Meister es mir noch ein wenig schwerer zu machen und ein unglaubliches Gefühl, elektrisierend, fast wie ein Blitzschlag durchfährt mich, so dass ich gar nicht anders kann, als überrumpelt aufzukeuchen, womit ich natürlich neben meiner eigenen auch Daevans Konzentration restlos zerschmettere. Verdammtes Halsband!

In meinem Geist kann ich meinen Herrn lautlos lachen hören. Daevan wirft mir einen Blick zu der ohne weiteres töten könnte und macht sich dann stumm, mit mühsam kontrollierter Miene wieder an die Arbeit. Es ist mehr als augenscheinlich, dass er sich mit dieser Situation nicht wohl fühlt. Ich habe allerdings nun wirklich die Kontrolle verloren und muss mir auf die Lippe beißen um die verräterischen Geräusche zurückzuhalten die ihnen als Antwort auf die Berührungen meines Herrn entschlüpfen wollen. Natürlich erheitert es ihn ungemein mich so zu quälen. Dass sich dabei gleichzeitig noch eine Chance ergibt seinen unerwünschten Schüler zu demütigen macht die Sache wahrscheinlich nur noch verlockender.

Unbehaglich erinnere ich mich an seinen Befehl dem heutigen Unterricht unauffällig zu folgen. Mit meiner derzeitigen Konzentrationsspanne werde ich höchstens Bruchstücke aufschnappen!

Dieses Mal kann ich sogar spüren wie er langsam, auf fast schon neckende Weise die nächste Welle unwiderstehlichen Gefühls aufbaut, gegen die, ich weiß es jetzt schon, es keine Möglichkeit der Abwehr oder der Beherrschung geben wird.

Ein immer stärker werdendes Kribbeln breitet sich jetzt in mir aus, von meinem Rückrat ausgehend langsam immer weiter bis in die Spitzen meiner Finger. Ich beiße die Zähne zusammen und schaffe es trotz allem reglos zu verharren. Allerdings nur so lange bis unsichtbare Hände über meinen Bauch hinabgleiten und sanft aber zielstrebig zufassen. Mit einem halb unterdrückten Wimmern versuche ich mich reflexartig zusammenzukrümmen, werde aber von der realen Hand in meinem Haar unnachgiebig davon abgehalten.

Ohne dass ich es bemerkt habe ist es Daevan inzwischen doch gelungen die Kerze zu entzünden.

Dicht neben meinem Bein flackert sie unschuldig vor sich hin. Die Wärme die sie abgibt ist in meinem Empfinden seltsam getrennt von dem was mein Meister jetzt auf mich loslässt. Berührungen scheinbar überall, die mich langsam in die Verzweiflung treiben. Kribbelnd auf der Innenseite meiner Schenkel, unter der Haut in meinem Kopf. Ich kann nichts dagegen tun. Will ich es denn? Ich kann es nicht sagen. Logisches Nachdenken ist in diesem Moment außerhalb meiner intellektuellen Reichweite.

Noch schaffe ich es mühsam beherrscht auch weiter annährend reglos zu dort zu knien, aber ich weiß genau es würde nicht viel mehr brauchen bis ich mich zu ihren Füßen winde und um Erlösung flehe. Wie immer sie auch aussehen mag. Kaum habe ich dies gedacht wird mir klar dass ich mich nur selbst damit belüge. Ich weiß natürlich genau wie sie aussehen muss, aber selbst jetzt noch scheue ich mich davor mir auch nur vorzustellen wie ich schamlos darum bettle genommen und benutzt zu werden. Die Gewissheit dass ich es dennoch tun würde ist schmerzlich und gibt mir wenigstens für kurze Zeit die Kraft mich wieder ein paar kostbare Minuten lang zusammenzureißen.

Der Rest der heutigen Stunde rauscht nur verschwommen an mir vorbei. Als Daevan nach einer Ewigkeit endlich mit einiger Verlässlichkeit die Kerzen trifft die er treffen soll, schickt mein Meister ihn fort und vertieft sich fast augenblicklich in den überarbeiteten Aufsatz. Ob es heute neue Aufgaben gegeben hat ist mir völlig entgangen. In diesem Augenblick kümmert es mich auch herzlich wenig. Alles was zählt ist das ich, trotz des fast unwiderstehlichen Dranges ihn anzuflehen endlich etwas zu tun, auch weiterhin hier hocken bleibe.

Wie er sich gleichzeitig auf den Aufsatz und auf die Kontrolle meines Körpers konzentrieren kann weiß ich nicht, aber es fällt mir zunehmend schwer überhaupt noch einen klaren Gedanken zu fassen und mittlerweile habe ich auch angefangen unbeherrscht zu zittern. Bitte lass es bald vorbei sein, bitte, bitte, bitte, bete ich still. Ich halte diese unerfüllte Anspannung nicht mehr lange aus! Ich glaube ich habe noch nie etwas so gebraucht wie seine Berührung, irgendeine Berührung, aber er sitzt dort, unerreichbar, desinteressiert und wahrscheinlich belustigt während ich langsam wahnsinnig werde.

In einem letzten Versuch mich zu beherrschen beiße ich mir hart auf die Lippe. Der plötzliche Schmerz und der leichte Blutgeschmack, der sich daraufhin einstellt lenken mich jedoch kaum noch ab. Nehmt mich doch endlich! Bitte! Ich bin nicht einmal mehr geschockt von meinen eigenen Gedanken, dazu ist es schon lange zu spät. Ich würde ihn bereits verzweifelt anbetteln wüsste ich nicht, dass es keinen Sinn hätte. Er wird tun was immer er will und wann er will, ohne dass ich Einfluss darauf hätte. Die einzige Möglichkeit die mir bleibt, ist zu versuchen meine Reaktionen unter Kontrolle zu halten. Seltsam eigentlich, dass er nun auf einmal Selbstkontrolle von mir verlangt wo es normalerweise er ist der alles in der Hand haben muss. Bevor ich dies jedoch weiter verfolgen kann reißt mich seine Stimme aus den verworrenen Gedanken.

„Was hast du heute gelernt Häschen?"will er wissen.

Was ich gelernt...ich kann mich nicht konzentrieren... ich brauche...nein! Ich muss.

„Ich...habe...kann..." Sprechen ist gefährlich. Es zerrüttet die bereits brüchigen Reste meiner mühsam bewahrten Fassung. Aber ist es das nicht?

„Meine..." Ich stocke und ein leises Stöhnen entschlüpft mir. Schnell weiterreden, sonst breche ich zusammen!

„... Konzentration ... lässt zu wünschen übrig Herr."

„Allerdings."

Ist er unzufrieden? Panik gesellt sich zu der wilden Mischung von Gefühlen die bereits in meinem Inneren verknotet sind und mir wird schwindelig.

„Das war wohl zu erwarten nach deiner bisherigen Erziehung. Wir werden daran arbeiten. Geh ins Schlafzimmer und bereite dich vor."

„Danke Herr."Schluchze ich schon fast.

Unglaublich erleichtert dass er mich nicht ohne Erlösung lassen wird schwanke ich los um zu tun was er befohlen hat. Es ist das erste Mal das er von mir verlang mich selbst darum zu kümmern, aber im Lichte meines unerträglichen Bedürfnisses erscheint mir diese Tatsache nebensächlich, obwohl ich weiß, dass ich besser sorgfältig vorgehen sollte um unnötige Schmerzen zu vermeiden.

Nackt und noch immer zitternd vor hilflosem Verlangen liege ich schließlich dort. Das Bett, welches ich bereits zu genüge kenne, ist so groß dass ich mir jedes Mal ein wenig verloren darin vorkomme. Die Laken, denen noch immer schwach sein Geruch und eine entfernte Note von Lavendel anhaften, wirken in ihrer weichen Anschmiegsamkeit seltsam beruhigend auf mich. Das Öl welches ich benutze fügt diesem Mix noch einen Hauch blumiger Frische hinzu, der mich wieder einmal sehnsüchtig an die Sonne denken lässt die ich hier so selten zu Gesicht bekomme.

Dieses Mal führt die Erinnerung an frühere Tage glücklicherweise nicht wieder zu einem völligen Zusammenbruch. Im Gegenteil. Obwohl ich die unerträglichen Schmerzen nicht wieder fühlen will die mich gestern aus meiner Hysterie gerissen haben, scheint mich diese Maßnahme meines Meisters auch dazu zu befähigen meine Vergangenheit mit einer gewissen Distanz zu betrachten ohne sie völlig zu verdrängen. Diesem Umstand habe ich wahrscheinlich die Geduld zu verdanken die mich dort eine ganze Stunde lang, trotz der noch immer fortgesetzten Attacken auf meine Selbstbeherrschung fast reglos warten lässt, denn aus der Distanz betrachtet ist die blühende Blumenwiese vor meinem geistigen Auge unerwartet tröstlich. Vielleicht musste ich sie erst aufgeben um sie wieder ertragen zu können.

Dann bricht mit einem Mal der Einfluss des Halsbandes ab und gleich darauf tritt mein Meister durch die Tür. Trotz der noch immer überwältigenden Erregung bin ich mittlerweile erschöpft durch den ständigen Kampf um Kontrolle und den fehlenden Schlaf der gestrigen Nacht. Insgeheim erhoffe ich mir nur noch dass er es schnell beenden wird und es scheint als würden seine Wünsche heute ausnahmsweise einmal mit meinen eigenen übereinstimmen, denn wir überspringen die üblichen Spielereien. Vielleicht liegt es an der Menge an Arbeit die er heute noch zu erledigen hat oder an einem anderen mir völlig unbekannten Grund, ich frage nicht danach. Trotzdem, die Sanftheit zu welcher er manchmal fähig ist erstaunt mich jedes Mal von Neuem, denn sie steht eigentlich so sehr im Kontrast zum Rest seines Charakters, dass ich nie an ihre Existenz glauben könnte würde ich sie nicht immer wieder am eigenen Leib erfahren.

Vor lauter Erschöpfung muss ich irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich die Augen das nächste Mal aufschlage liege ich wieder alleine im Bett. Erschrocken setze ich mich auf. Wieso hat er mich schlafen lassen, frage ich mich verwirrt. Heute morgen war noch die Rede von Arbeiten die erledigt werden müssen und das Regal habe ich auch noch nicht fertig geputzt... diese ungewöhnliche Großzügigkeit beunruhigt mich so sehr, dass ich mich schnell aus den zerwühlten Laken schäle und wieder ankleide.

Als ich mich der Tür nähere kann ich jedoch Stimmen hören und halte abrupt inne. Die eine gehört meinem Meister. Ich glaube ich würde sie inzwischen überall erkennen. Die andere habe ich auch schon gehört, kann sie aber zuerst nicht recht zuordnen. Ungewöhnlich tief für einen Elfen, sehr kontrolliert... natürlich! Artemis Entreri. Was will er bloß hier? Ich muss an die Nachricht denken die mir Jarlaxle zugesteckt hat. Ist er deswegen gekommen? Fast automatisch, ohne wirklich darüber nachzudenken beuge ich mich vor und lege vorsichtig ein empfindsames Ohr an das glatt polierte Holz der Tür.

„Nein!" Faucht mein Herr gerade ungehalten. „Er wird ihn niemals freigeben. Nicht nach mehr als einem Jahrhundert."

„Aber sie..."versucht Entreri einzuwenden, wird allerdings scharf unterbrochen.

„Es ist völlig egal wie viel sie zahlen! Wenn sie ihn haben wollen müssen sie sich ihn selbst holen. Ich will damit nichts zu tun haben. Sag ihm das Mensch."

„Werdet ihr...", aber wieder schneidet mein Meister ihm das Wort ab.

„Vielleicht nicht."Ich kann das arrogante, eiskalte Lächeln beinahe vor mir sehen, das in diesem Augenblick auf seinen Zügen liegen muss. „Was bietet ihr?"

Ein längeres Schweigen von Entreri folgt, bis er schließlich sagt: „Unsere Wege werden sich wieder kreuzen."

„Werden sie das."Es hört sich nicht an als wäre mein Herr besonders erfreut über diese Aussicht. „Nun denn. Wir werden sehen, nicht wahr?"

„In der Tat."

Kurz darauf kann ich hören wie eine Tür ins Schloss fällt. Offenbar hat Entreri uns verlassen. Ich überlege was ich nun tun soll. Mich zu ihm begeben und so die Aufmerksamkeit meines Herrn auf mich lenken? Eigentlich nicht. In seiner augenblicklichen Stimmung möchte ich ihm lieber nicht entgegentreten, aber wenn er bemerkt dass ich wach war ohne mich nützlich zu machen... Das halb geputzte Regal taucht vor meinem inneren Auge auf. Egal was ich tue, seinen Ärger werde ich wahrscheinlich in jedem Fall auf mich ziehen, beschließe ich und öffne, mit einem tiefen innerlichen Seufzer, langsam die Tür.