Disclaimer: Drow sind nicht mein Eigentum.
A/N: So, nachdem ich es geschafft habe die Raparatur meines Computers erfolgreich zu delegieren, bin ich jetzt imstande endlich wieder zu posten. Deshalb kann ich eigentlich nur noch sagen: Viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
Magie
Als ich nach einer gedämpft durch die Tür dringenden Aufforderung schließlich den Raum betrete, finde ich einen überlegen grinsenden Menar vor, der ganz offensichtlich beabsichtigt mir die erlittene Schmach der Manipulation heimzuzahlen. Etwas anderes kann dieser gierige Blick, gepaart mit dem eindeutig herablassenden Zug um den Mund eigentlich nicht bedeuten.
Für einen Augenblick bin ich kurz davor zurückzuweichen. Es überrascht mich ohnehin, dass der Mensch um diese, für ihn eigentlich sehr späte, Zeit noch hinter seinem Schreibtisch sitzt und arbeitet, während der Großteil seines Gesindes und auch der anderen Bewohner dieser Stadt sich mittlerweile zu ihrer nächtlichen Ruhe zurückgezogen haben.
Dies ist das erste Mal, dass mein Meister mich auf diese Weise fortgibt und meine Sorge es könnte damit zu tun haben, dass ich ihn langweile macht mich ganz kribbelig vor Unruhe. Bin ich so unwichtig für ihn? Das Ausmaß des seelischen Schmerzes der bei diesen Überlegungen in mir hochsteigt erschreckt mich, denn es verdeutlicht mir wieder einmal meine völlige Abhängigkeit. So sehr ich auch die Strafen fürchte denen mich mein Meister immer wieder aussetzt, so weiß ich doch auch, dass ich selbst bereits kaum noch in der Lage wäre die Entscheidung zur Flucht zu treffen, sollte sich dafür je eine Möglichkeit ergeben. Der Gedanke ihn zu enttäuschen jagt mir kalte Schauer den Rücken hinunter, denn sein Wohlwollen ist fast lebenswichtig für mich.
„Du bist früh."
Die leicht überraschten Worte des abstoßenden Menschen reißen mich unvermittelt wieder zurück in die Gegenwart. Er hat sich bei meiner Ankunft mit einer schnaufenden Bewegung aus seinem breiten Stuhl hochgewuchtet und macht bereits Anstalten auf mich zuzutreten.
„Mein Meister entschied mich ein wenig früher zu schicken Herr. Ich hoffe dies bereitet euch keine Umstände." Murmle ich und verfalle dabei automatisch in eine tiefe Verbeugung.
„Nein, nein. Keine Umstände." Versichert Menar ein wenig zu hastig und lässt daraufhin seinen abschätzenden Blick über meine Erscheinung schweifen. Bei mir ruft das ein Gefühl hervor als würden Ameisen über meine Nackte Haut krabbeln und ich muss kurz darum kämpfen das einladende Lächeln aufrecht zu erhalten. Reiß dich ein wenig zusammen, halte ich mir ärgerlich vor. Jetzt mein Unbehagen zu zeigen hieße ihm unterlegen zu sein und wenigstens das will ich mir nicht vorhalten müssen. Überhaupt wird es langsam Zeit mein Vorhaben umzusetzen. Wenn ich ihn zu viel Kontrolle über die Situation gewinnen lasse, kann ich kaum meinen eigenen Plan verfolgen.
Entschlossen trete ich auf ihn zu, bis ich kaum mehr weiter als eine Handbreit von ihm entfernt bin, ohne ihn dabei jedoch wirklich zu berühren.
„Wünscht ihr hier zu verweilen Herr?" Frage ich leise mit einem schnellen, prüfenden Blick in das große, runde Gesicht, bevor ich sofort wieder den Blick unterwürfig senke. Bereits jetzt kann ich sehen wie sich die schweren Wangen röten und er langsam anfängt zu schwitzen. Die Pupillen in den kleinen, wässrigen Augen sind merklich größer als zuvor und sogar seine leicht keuchende Atmung hat sich ein wenig beschleunigt. Etwas überrascht schon jetzt eine derart intensive Reaktion ausgelöst zu haben beiße ich mir dennoch dezent auf die Unterlippe und versuche mein Möglichstes zu tun um auf allen Ebenen Erwartung zu heucheln. Zum ersten Mal seit Ethin mir die beiden Schnitte mit dem verfluchten Messer zugefügt hat, versuche ich bewusst die Leere und mit ihr das Bedürfnis nach Kontakt, aus den Tiefen meines Bewusstseins hervorzulocken. Mein Meister hat mich jedoch am Tag vor unserem Aufbruch das letzte Mal in sein Bett befohlen und noch ist die Sehnsucht nach Berührung nichts was ich nicht ohne Probleme ignorieren könnte, sollte ich das wollen, aber in dieser Situation halte ich es für das Beste alle mir zur Verfügung stehenden Mittel auszuschöpfen um diese Angelegenheit so wenig unangenehm wie möglich zu gestalten.
Abgelenkt von meiner plötzlichen Nähe dauert es ein paar Sekunden bis Menar sich soweit gefasst hat, dass er antwortet.
„Nein." Er schüttelt den Kopf als müsse er ihn wieder klären und fährt fort: „Ich hatte noch nicht mit dir gerechnet. Es gibt noch ein paar Dinge die ich erldigen muss. Warte solange hier."
Mit sichtlicher Überwindung begibt er sich wieder zurück hinter den Schreibtisch. Offensichtlich hat er nicht vor seinen unübersehbaren Gelüsten jetzt schon nachzugeben. Eigentlich ist das nicht verwunderlich. Nachdem die erste Begegnung mit mir seinen Stolz wahrscheinlich bereits empfindlich getroffen hat, wird er alles daran setzen damit dieses zweite Aufeinandertreffen nach seinen eigenen Regeln abläuft. Wenn dies beinhaltet mich warten zu lassen ist mir das im Grunde ganz recht. So gewinne ich wertvolle Zeit und kann mich der anspruchsvollen Aufgabe widmen eine ausreichende geistige Distanz zu meinen heutigen Aufgaben aufzubauen.
Während Menar hastig auf einem alten Pergament herumkritzelt, versuche ich mir vorzustellen wie wohl seine Erwartungen an mich sein mögen. Was wird ihn mehr ansprechen, hilflose Unschuld oder unterschwellige Aufmüpfigkeit? Seiner ersten Reaktion nach zu urteilen kann ich wahrscheinlich mit einer gehörigen Portion Herausforderung davonkommen, sofern ich ihm das Gefühl der Kontrolle dabei lasse.
Letztendlich stehe ich kaum mehr als zehn Minuten dort in der Ecke, bis es vorbei ist mit der Selbstbeherrschung des Menschen. Er befiehlt mir knapp ihm zu folgen und steuert dann auf einen Gang zu der schließlich am Fuße einer weiteren Treppe endet. Auf unserem Weg durch den ruhigeren Teil des Hauses, das scheinbar doch noch nicht bis in den letzten Winkel mit Soldaten bevölkert ist, begegnen wir nur einem einizgen anderen Menschen. Ich bin mir zwar nicht sicher was seine Aufgabe hier ist, aber den neugierigen Blick den er uns nach einem respektvollen Gruß hinterherwirft, verbirgt er gut vor Menar.
Schließlich gelangen wir ans Ziel. Das Schlafzimmer. Es ist überraschend klein und schmucklos für einen Mann der, seinem Umfang nach zu urteilen, durchaus Freude an den sinnlichen Dingen des Lebens findet. Es gibt eine Komode, auf der ein schmaler Spiegel und ein Krug mit Wasser, sowie die dazugehörige Schale stehen und einen Kleiderschrank. Das Bett ist zwar breiter als die schmalen Liegen in unserem Zimmer hier, aber es erreicht bei weitem nicht dieselben Ausmaße wie das luxuriöse Bett meines Meisters.
Einen Augenblick bin ich erstaunt als der Mensch ohne weiteres den Raum durchquert und sich schwer auf die Matraze fallen lässt ohne mich eines Blickes zu würdigen. Dann wird mir klar, dass er anders als ich von dem Weg hierher erschöpft sein muss. Ich warte ein paar Sekunden, bevor ich mit neuerlichem Lächeln frage: „Wünscht ihr mir beim Entkleiden zuzusehen Herr?"
Das schnaufende, rotgesichtige Nicken dass folgt erscheint mir zustimmend genug und so fange ich an, lasse langsam Stück für Stück allen Stoff von mir gleiten, während ich insgeheim froh bin ihn noch nicht berühren zu müssen.Stattdessen gleiten meine eigenen Hände mit geübten Bewegungen über jedes neu entblößte Stück Haut. Die keuchenden stetig schneller werdenden Atemgeräusche versuche ich dabei aus meinem Bewusstsein zu verbannen. Als ich schließlich den Moment der Berührung so lange hinausgezögert habe wie ich es wage, trete ich nur noch mit einem knappen, eigentlich schon durchsichtig zu nennenden Lendenschurz bekleidet auf ihn zu und lasse verheißungsvoll die Fingerspitzen über das leinene Hemd gleiten, durch das ich deutlich die feuchte Hitze seines massigen Körpers spüre. Als er mich daraufhin lediglich schwer atmend aus den leicht glasigen Wasseraugen anstiert, überwinde ich mich schließlich und leite behutsam eine der plumpen, warmen Hände hinab zu meiner Hüfte.
Verspätet wird mir klar, dass ich überhaupt nicht weiß wie erfahren der Mensch in diesen Dingen eigentlich ist. Es könnte sein, dass er noch nie zuvor die Gelegenheit hatte einem Elfen oder überhaupt einem Mann auf diese Weise zu begegnen. Aus reiner Gewohnheit hatte ich angenommen er würde ebenso fordernd und selbstsicher sein wie mein Meister, aber die überwiegend passiven Reaktionen die er bis jetzt gezeigt hat lassen mich dieses Urteil noch einmal überdenken. Ein wenig erschreckt mich diese Erkenntnis. Ich musste noch nie zuvor die aktive bestimmende Rolle in einer solchen Situation einnehmen und fühle mich auf einmal überfordert. Was ist wenn ich etwas falsches tue?
Meine plötzliche Unruhe mildert sich ein wenig als die Hand an meiner Seite sich bewegt und endlich ein wenig mehr Leben in den Mann vor mir kommt. Es ist nicht so schlimm wie ich erwartet hatte, auch wenn ich andere Aktivitäten sicherlich vorziehen würde. Ich schaffe es meine geistige Distanz auch dann noch aufrecht zu erhalten als er mich näher an sich heran zieht und meine nackte Haut auf den schon jetzt schweißfeuchten Stoff trifft. Der leichte Geruch nach Parfum, Schweiß und Eintopf den Menar ausströmt ist für mich unerwartet neutral. Sollte er entgegen aller Erwartungen heute gebadet haben? Erleichtert wenigstens in dieser Hinsicht Glückgehabt zu haben gebe ich weiter nach, lasse mich enger gegen ihn sinken und drapiere mich geschickt über eines der breiten Beine, was ein keuchendes Aufstöhnen hervorruft. Daraufhin kann ich nicht widerstehen ihn ein wenig zu reizen und lasse eine Hand schnell und federleicht über seinen Schritt streichen, woraufhin ein Zucken durch seinen ganzen Leib läuft. Mit einem Grunzen graben sich kurze Fingernägel in meine Flanken, die kleinen Augen sind fest zusammengekniffen. Es ist nicht wirklich schmerzhaft, aber für mich ein wenig unerwartet. Die unkontrollierte Kraft seiner Reaktionen beginnt mich trotz seines wenig einladeneden Erscheinungsbildes immer mehr zu faszinieren.
Das Gefühl ihn auch jetzt noch manipulieren zu können wo er den festen Vorsatz hat mich zu beherrschen, sein Verhalten zu steuern ohne dass er mir Widerstand entgegensetzt, ist ungwohnt, elektrisierend und macht selbst die klebrigen Finger auf meinem Rücken wieder wett. Normalerweise ist es immer mein Meister der die Kontrolle hat, der in jeder Situation beherrscht und wachsam ist, aber jetzt bekomme ich zum ersten Mal zu sehen wie sich jemand unter meinen Händen so sehr gehen lässt, dass er nicht einmal mehr seine Umgebung völlig wahrnimmt.
Versuchsweise lasse ich diesmal meine Hand langsam die Innenseite des baumstammdicken Schenkels hinaufgleiten. Als ich dieses Mal mein Ziel erreiche und schon ein wenig fester zupacke fällt das Zucken so heftig aus, dass ich beinahe zu Boden falle.
„Götter, verdammt!" Ruft der Mensch so laut neben meinem empfindlichen Ohr, dass ich nun selbst zusammenzucke, bevor er in sich zusammensinkt und mir klar wird, dass er wohl soeben seinen Höhepunkt gehabt haben muss. Sprachlos starre ich ihn für einen Moment nur an, wie er dort mit nicht einmal halb geöffnetem Hemd hockt und versucht seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ein wenig überrumpelt versuche ich zu entscheiden was als nächstes zu tun ist. Soll ich um Verzeihung bitten? Was wird mein Meister dazu sagen? Peinlich berührt dass mir eine solche Fehleinschätzung wiederlaufen ist erröte ich und warte nervös auf ein Zeichen dafür wie er zu diesem Vorkommnis stehen mag. Die Zeit scheint sich auf einmal endlos zu dehnen und ich merke wie sich ein nervöses Kribbeln in mir ausbreitet.Wieso sagt er denn nicht endlich etwas? Sogar eine Rüge wäre jetzt besser als weiter dieser ungewissen Stille ausgesetzt zu sein.
Gerade als ich Luft hole um zaghaft zu fragen was er nun wünscht befiehlt er mir plötzlich barsch mich wieder anzukleiden. Eine Aufgabe die ich in Rekordzeit erledigt habe.
„Und jetzt geh mir aus den Augen." Verlangt er scharf. Nicht gewillt mich weiterhin seiner gefährlich ungehaltenen Gegenwart auszusetzen verbeuge ich mich lediglich und verschwinde nach einem leisen „Wie ihr wünscht Herr.", so schnell es geht aus dem Raum.
Da er mich weder geschlagen noch auf eine andere Weise gerügt oder angegriffen hat nehme ich an dass es ihm hauptsächlich selber peinlich ist, wie sehr er sich hat gehen lassen. Ein Glück für mich, dass er nicht mir die Schuld an seiner mangelnden Selbstbeherrschung zuschreibt. Ich hätte es ihm durchaus zugetraut so zu handeln und mich damit bei meinem Meister in noch größere Probleme zu stürzen.
Auch jetzt bin ich mir nicht sicher wie er meine verfrühte Rückkehr aufnehmen wird. Dieser Gedanke lässt mich unwillkürlich langsamer gehen und für eine Sekunde erwäge ich ernsthaft noch ein wenig zu warten bevor ich wieder in die Kammer zurückkehre, aber da er trotzdem bescheid wissen wird ist diese Idee im Grunde nur geeignet ihn noch mehr zu verstimmen. Also schleppe ich mich schweren Herzens die Treppe hinauf und bereite mich darauf vor seinem Unmut standzuhalten.
Als ich jedoch zaghaft an die Tür klopfe ist es Meister Essal dessen unwilliges „Herein" erklingt. Ein mulmiges Gefühl breitet sich bei dem Klang seiner Stimme in mir aus. Er hört sich nicht an als würde er eine Unterbrechung schätzen, bei dem was er gerade tut. Mit einiger Überwindung drücke ich die Klinke herunter und trete durch die Tür, um mich noch in der selben Bewegung auf die Knie sinken zu lassen. Das Geräusch mit dem die Türe hinter mir ins Schloss fällt jagt mir einen unfreiwilligen Schauer über den Rücken.
Wie ich erschrocken feststelle ist von den drei Magiern nur noch Meister Essal anwesend, der nun nun offenbar über eine angemessene Bestrafung des Namenlosen entschieden hat. Der andere Elf kniet mit bloßem Oberkörper vor einer der Liegen und hält sich mit krampfhaftem Griff an deren hölzerner Kante fest. Über die alten, halb verheilten Strimen auf seinem Rücken werden sich jetzt wohl ein paar neue legen, denn sein Herr hält bereits die Peitsche in der Hand.
„Es tut mir leid Herr." Beteuere ich schnell. „Ich wollte nicht stören. Wenn ihr erlaubt werde ich mich wieder entfernen Herr."
Ein schneidendes „Halt!" stoppt mich noch bevor ich mich erheben kann. Das ungute Gefühl in meinem Bauch wächst plötzlich um ein Vielfaches.
„Wieso bist du so schnell schon zurück?" Will der Magier misstrauisch wissen. Zu meinem Leidwesen kann ich die leichte Röte nicht verhindern die sich daraufhin auf meine Wangen stielt.
„Es scheint der Herr Menar ist sehr leicht... zufriedenzustellen Herr."
„Ist er das."
Dieses trockene Echo meiner Worte enthält keine Spur von Überzeugung. Mit wachsendem Schrecken muss ich zusehen wie sich Essal nähert und schließlich mit dem Stiel der Peitsche mein Kinn hebt. Ein schwaches Zittern setzt bei mir ein, als ich meinen Blick auf den scharf geschnittenen Wangenknochen des über mir stehenden Drows hefte. Ihm jetzt in die Augen zu schauen wäre mehr als dumm, aber selbst so kostet es mich einiges an Beherrschung still zu verharren, wenn alle meine Instinkte nach Flucht schreien.
„Oder hast du dich einfach vor deinen Pflichten gedrückt du kleine Ratte?"
Meine hinter dem Rücken verschränkten Hände verkrampfen sich bei diesen Worten.
„Shenjal ist viel zu nachgiebig wenn es um seine Sklaven geht." Bemerkt der Magier abfällig. „Deine Aufmüpfigkeit hat er dir jedenfalls noch nicht austreiben können wie es aussieht, aber diesmal bist du eindeutig zu weit gegangen Junge." Zischt er ungehalten. „Seine Befehle derart dreist zu missachten wird Konsequenzen haben für dich, dass kann ich dir sagen."
Wie kann ich ihm nur begreiflich machen dass Menar mich von sich aus weggeschickt hat? Unruhig beiße ich mir auf die Lippe um alle Beteuerungen meiner Unschuld zu unterdrücken. Ohne Erlaubnis das Wort an ihn zu richten würde meine Situation nicht verbessern. Aber es ist schwer ruhig zu bleiben bei diesen gefährlichen Anschuldigungen. Wo ist mein Meister nur hingegegangen, denke ich panisch während der lederumwickelte Stiel unsanft immer stärker gegen mein Kinn drückt und meinen Kopf weiter und weiter zurück zwingt?
„Ich denke es wird dir guttun einen kleinen Vorgeschmack zu erhalten von dem was dir hoffentlich bevorsteht Sklave."
Damit verschwindet auf einmal der Druck gegen mein Kinn, allerdings bin ich in diesem.Augenblick weit davon entfernt erleichtert zu sein. Die letzen Worte versprechen nichts Gutes für mich.
„Stell dich da hin." Kommt nun der barsche Befehl. Meister Essal deutet neben die Liege vor der, immer noch voller Anspannung, der Namenlose kniet. Mit weichen Knien trete ich näher und nehme schließlich die übliche Wartehaltung ein. Füße eine handbreit auseinander, die Finger auf dem Rücken verschlungen und den Kopf gesenkt. Wenn es sein muss kann ich stundenlang so ausharren. Ich habe sogar die meisten Schulstunden meines Herrn, auf diese Weise verbracht. Aufmerksam zuhörend und doch kaum beachtet. Diesmal werde ich um ein gewisses Maß an Beachtung allerdings kaum herumkommen.
Als der erste Schlag fällt kann ich ein leichtes Zucken nicht verhindern, während der andere Elf es tatsächlich schafft bis auf ein ersticktes Zischen völlig still zu halten.
„Uss." Zählt er laut, mit belegter Stimme.
„Draa."
Diesmal kann er ein leises Stöhnen nicht zurückhalten. Wieviele werden noch folgen?
„Llar."
Der dritte Schlag. Die Stimme schwankt bereits stärker, aber bis auf dieses gequälte Zählen sagt niemand ein Wort. Der Meister lässt sich Zeit zwischen den Schlägen und führt sie unregelmäßig aus, damit sich der andere Sklave nicht darauf einstellen kann.
„Quen."
Es ist mehr ein schmerliches Aufjaulen, aber es scheint noch zu genügen. Ich kann deutlich spüren wie ich langsam immer blasser werde. Es ist zwar nicht das erste Mal dass ich Zeuge einer solchen Züchtigung werde, aber zu wissen dass sie auch als Demonstration für mich persönlich gedacht ist lässt mich dem Ereigniss eine weit größere Tragweite als sonst zumessen.
„Huela."
Damit legt der Meister die Peitsche beiseite. Das Geräusch welches das Leder verursacht als es dumpf neben dem Namenlosen auf der Bettdecke auftrifft lässt mich aus einem unerfindlichen Grund erschauern. Mehr noch als der Anblick des nun mit frischen, roten Striemen bedeckten Rückens.
„Danke Herr." Würgt der andere mühsam hervor und sackt dabei ein wenig zusammen, als koste ihn das Sprechen Kraft die er eigentlich bräuchte um sich aufrecht zu erhalten.
„Steh auf." Verlangt sein Herr daraufhin unnachgiebig und mit einem derart befriedigten Unterton in der Stimme, dass es mich fröstelt. Ich will nicht bestreiten dass mein eigener Meister ebenfalls grausam ist, aber Essal ist trotz allem noch wesentlich bösartiger. Mit angehaltenem Atem schaue ich zu wie der Namenlose sich ächzend auf die Füße zwingt und nach einiger Zeit endlich schwankend, seinem Herrn gegenüber neben der Liege steht. Dann, ohne jegliche Vorzeichen, schlägt Essal ihm ins Gesicht. Dessen Sklave nimmt es hin ohne auch nur zu zucken. Er schwankt lediglich ein kleines bißchen stärker.
„Sehr gut." Schnurrt der Meister und streichelt jetzt die gerade erst malträtierte Wange. „Es scheint als bekämst du deine lästigen Instinkte doch langsam unter Kontrolle Ssinjin."
Ich kann bei dieser Aussage ein entsetztes Keuchen gerade noch zurückhalten. Hat er ihm etwa auf diese Weise die hart antrainierten Kriegerreflexe abgewöhnt? In diesem Moment verstehe ich um einiges besser die geschockte Reaktion des anderen nachdem er mich angegriffen hatte.
„Hilf ihm seinen Rücken zu versorgen." Befiehlt mir der Meister kühl. Damit scheint er dann abrupt das Interesse zu verlieren und verlässt nach einem letzten zufriedenen Blick auf sein Werk den Raum. Kaum ist die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, da bricht der Namenlose auch schon zusammen wie ein gefällter Baum. Ich kann gerade noch zufassen bevor er einfach zu Boden fällt und sich dabei noch mehr Verletzungen zuzieht. Behutsam lenke ich seine Bewegungen, bis er wieder einigermaßen stabil vor der Liege kniet, Kopf und Oberkörper diesmal flach auf die Liegefläche gebettet.
Glücklicherweise weiß ich wo sich die Salbe aus Essals Vorrat befindet. Jetzt den Namenlosen danach zu fragen wäre wohl wenig erfolgversprechend, denn der liegt nur noch teilnahmslos halb auf dem Bett, starrt zur Seite und scheint sich geistig aus der realen Welt zurückgezogen zu haben. Er reagiert kaum als ich vorsichtig den Schweiß von seinem Rücken wische und die nach Kräutern duftende Salbe auftrage.
Für eine Weile lenkt mich diese Aufgabe von meinen eigenen Problemen ab, aber sobald ich fertig bin und alles wieder verstaut habe brechen die Sorgen über mich herein. Was sage ich nur meinem Meister wenn Essal mich vor ihm wieder des Ungehorsams beschuldigt? Er kann den anderen Magier kaum der Lüge bezichtigen und damit dessen Wort weniger Bedeutung beimessen als dem eines Sklaven. Das zu tun käme einer direkten Beleidigung gleich und trotz seinem Hang zur Provokation würde mein Herr sicherlich nicht wegen einer solchen Lappalie einen Zwischenfall herausfordern. Schon gar nicht wenn ihm dadurch eine Gelegenheit entginge mich ein wenig zu quälen.
Mutlos grübelnd sehe ich durch das kleine Fenster hindurch zu wie sich die heutige Nacht langsam in den nächsten Morgen zu verwandeln beginnt und der niemals ganz versiegende Strom der Aktivität auf den Straßen wieder ein wenig an Stärke zunimmt. Der Namenlose ist inzwischen eingeschlafen vor Erschöpfung und nur seine Augen zucken noch ruhelos hinter geschlossenen Lidern. Ich beschließe ihn vorerst dort liegen zu lassen, denn ich denke er wird jedes bißchen Energie brauchen dass er bekommen kann.
Ohne eine Aufgabe bleibt mir nichts anderes übrig als müßig die unter mir vorbeieilenden Personen zu betrachten und mir vorzustellen wo sie wohl so dringend hin müssen. Nach einer Weile fällt mir eine halb im Schatten einer Sackgasse verborgene Gestalt auf, die schon seit einiger Zeit auf etwas zu warten scheint. Oder vielleicht beobachtet sie jemanden? Aus Langeweile und Rastlosigkeit heraus beschließe ich einen Zauber auf sie anzuwenden, den ich erst vor kurzem gelernt habe und an dem ich noch etwas arbeiten muss. Er soll mir, im Falle der perfekten Ausführung, zeigen mit welchen magischen Gegenständen mein Gegenüber ausgerüstet ist. Bis jetzt ist es mir allerdings nur selten gelungen ein klares Bild zu erzeugen. Meistens bekomme ich lediglich bunte Schlieren zustande, die allenfalls Anhaltspunkte zur genauen Ausrüstung eines Gegners geben können.
Leise murmle ich die Formel, sorgfältig darauf achtend die Worte korrekt und im richtigen Rhythmus auszusprechen. Ein winziger Fehler kann das ganze Ergebnis verfälschen und dann ist alle Konzentration umsonst gewesen. Nachdem das letzte Wort über meine Lippen gekommen ist blicke ich gespannt hinunter in die Schatten. Zu meiner großen Begeisterung kann ich gleich darauf die roten Umrisse eines Schwertes und die grünen eines Dolches aufblitzen sehen. Diese beiden Waffen müssen praktisch in Magie getränkt sein wenn sie eine derart offensichtliche Reaktion erzielen. Die Farben sind ungewöhnlich und deuten auf eine sehr indivuduelle Verzauberung hin, deren Zweck ich aber ohne weitere Nachforschungen nicht allein bestimmen kann.
Die Person unten in der Gasse muss überraschenderweise meine Schnüffelei bemerkt haben, denn sie beginnt sofort sich suchend umzusehen. Unter der Kapuze und dem weiten Umhang kann ich zwar nicht einmal genau ausmachen welchem Geschlecht sie angehört oder ob sie mich als Versursacher erkennen können wird, doch trotzdem breche ich hastig den Zauber ab und weiche vom Fenster zurück. Normalerweise sollte nur jemand der Erfahrung mit Magie hat diesen Spruch bemerken, aber was tut so jemand mitten in der Nacht hier in einer dunklen Gasse? Noch unruhiger als zuvor kauere ich mich schließlich unglücklich in eine Ecke. Ist es nötig meinem Meister davon zu berichten oder wird er es als unwichtig abtun? Bin ich schon genau so paranoid wie die Drow, dass ich in jedem Unbekannten einen potentiellen Attentäter sehe? Vielleicht war es einfach nur ein harmloser Zufall, der sich als völlig unbedeutend herausstellen wird. Andererseits...
Auf einmal reißt mich jedoch unverhofft die Stimme meines Meisters aus den Gedanken.
Wo bist du? Hast du deine Aufgabe erfüllt?
Will er wissen.
Ja Herr. Ich bin wieder in der Kammer Herr.
Komm herunter und triff mich vor dem Haus. Bring frische Kleider mit für uns beide Häschen.
Wie ihr wünscht Herr.
Frische Kleider? Ich hoffe inständig darauf dass dieser Befehl heißt, dass wir vielleicht ein Badehaus aufsuchen werden. Der Geruch des Menschen Menar haftet noch immer schwach an mir und ich würde es sehr begrüßen ihn loszuwerden. Schnell krame ich alles zusammen und wecke dabei in meiner Eile den Namenlosen auf, der mich zunächst nur erstaunt anblickt. Als er allerdings realisiert dass ich ihn allein lassen werde, wird er auf der Stelle panisch.
„Wohin gehst du?" Will er zittrig wissen und klammert sich an meinem Ärmel fest, was beinahe dazu führt, dass ich den Stapel Kleider fallen lasse den ich gerade in einer großen, schwarzen Tasche verstauen will.
„Ich muss zu meinem Meister." Erkläre ich und mache mich los um endlich fertig zu werden. Schließlich will ich meinen Herrn nicht warten lassen. Schon gar nicht in dieser Situation.
„Du lässt mich alleine?" Fragt er nach einer Weile. Seine Stimme zittert bereits stärker, aber das ist nichts worauf ich im Moment Rücksicht nehmen könnte.
„Ja." Antworte ich deshalb schlicht und versuche mich mit der Tasche schnell zur Tür hinaus zu verdrücken. Behindert durch meine Last schaffe ich es jedoch nicht rechtzeitig und finde mich auf einmal mit einem sehr entschlossen schauenden Elfen konfrontiert, der mir den Weg zur Tür versperrt.
„Geh mir aus dem Weg!" Fauche ich ihn ärgerlich an, woraufhin er nur stur den Kopf schüttelt.
„Ich werde Ärger bekommen wenn ich nicht rechtzeitig da bin." Versuche ich es noch einmal in der Hoffnung er würde seine Meinung vielleicht doch noch ändern, aber ich ernte lediglich ein weiteres Kopfschütteln.
„Mach Platz oder du kannst was erleben!" Herrsche ich ihn daraufhin drohend an. Wut steigt in mir hoch. Wieso muss er gerade jetzt Probleme machen und mir in den Rücken fallen?
„Ja? Und wie willst du das schaffen?" Fragt der Namenlose angespannt. „Du siehst nicht so aus als wärst du stark genug um mich zu besiegen."
Auch das noch. Ich muss an ihm vorbei und dass schnell, aber dieser Irre scheint es geradezu auf eine Konfrontation anzulegen. Das kann er haben wenn er will! Ich denke gar nicht daran mich von ihm herumstoßen zu lassen, beschließe ich wütend, denn anders als bei Ethin bin ich ihm gegenüber nicht durch irgendwelche Verbote gebunden. Mir ist natürlich klar, dass mein Meister nicht erfreut sein wird falls jemandem das volle Ausmaß meiner magischen Kenntnisse klar würde, aber nachdem zumindest schon Meister Geryn mit einiger Wahrscheinlichkeit von Ethin weiß, dass ich die Feuerbeschwörung beherrsche kann ich es wohl riskieren sie jetzt anzuwenden. Auf mein kaum hörbar geflüstertes „Shas" hin erscheint eine flackernde Flamme auf meiner freien Handfläche.
„Wenn du nicht sofort von der Tür weggehst," sage ich eisig, „dann kannst du dich von deinem hübschen Gesicht verabschieden und den Rest deiner erbärmlichen Zeit als Versuchsobjekt für neue Foltermethoden verbringen. Zu mehr wirst du dann nämlich nicht mehr zu gebrauchen sein!"
Mit überraschter Angst in den blauen Augen weicht er daraufhin seitlich aus als ich näher trete und gibt dadurch tatsächlich den Weg frei. Ich kann es kaum glauben, aber wie es aussieht haben meine Drohungen wohl Wirkung gezeigt. Misstrauisch behalte ich ihn im Auge als ich mich so schnell es mit meiner Last geht auf den Gang hinaus quetsche. Erst als die Tür hinter mir zufällt entspanne ich mich ein kleines bißchen und mache mich mit einem letzten gemurmelten „blöder Idiot!" auf den Weg nach unten um meinen Meister zu treffen. Erst als ich durch die Tür hinaus auf die Straße trete fällt mir wieder die Gestalt in der dunklen Gasse ein.
