Disclaimer: Not mine


Petalwing: Soooo, den allerletzten Teil hab ich eigentlich nur noch drangehängt, damit du auch was wirklich neues zu lesen hast.

Elbenstein: Arbeite grad an nem Bild von Shenjal und Lenwe. Könnte aber noch ne Weile dauern bis es fertig wird...

Mondengel: Baby-Maus? Ok, sobald ich mir vorstelle wie Lenwe das zu Evoe sagt muss ich anfangen zu lachen:)

Seraja Fox: Na er emanzipiert sich halt mal ein bisschen... oder so.

amlugwen: Nein, nein. So lange wie sie noch zusammen arbeiten müssen sehen die sich natürlich noch. Da ging es mehr um die Zeit danach. Wäre ja sonst echt ein wenig schwierig:)


A/N: Da war ich mal etwas schneller als sonst. Aber eins weiß ich. So eine Befragung schreib ich nicht so schnell wieder!


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Befragung

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Der nächste Tag beginnt mit blendend hellen Sonnenstrahlen, die mir direkt ins Gesicht fallen und es nicht zulassen, dass ich sie ignoriere. Diese neuerliche Umstellung meines Ruherhythmus missfällt mir zwar keineswegs, doch es wird wohl noch ein wenig brauchen bis ich mich wieder völlig daran gewöhnt habe hauptsächlich im Licht der Sonne, statt in dem des Mondes zu leben.

Ich gönne es mir für ein paar Augenblicke einfach nur müßig in der angenehmen Wärme zu verharren und nicht sofort aufspringen zu müssen um Aufgaben zu erledigen oder ein Bad einzulassen, doch dann treibt mich die innere Unruhe hoch und ich trete ans Fenster. Gestern habe ich es versäumt den Ausblick überhaupt richtig wahrzunehmen und zu würdigen, doch jetzt merke ich, dass ich von hier aus den ganzen Innenhof überschauen kann. Es herrscht bereits ein reges Treiben dort unten, wo ein kleiner Trupp junger Elfen einem Schaukampf zusieht und etliche Bedienstete hin und her eilen. Anders als bei den Drow ist alles untermalt von einigem Gelächter und einer Stimmung, die mir trotz des Krieges recht positiv und optimistisch scheint. Zumindest fehlt die allgemeine Anspannung und stete, misstrauische Wachsamkeit die ich schon so gewohnt bin von meiner Umgebung.

Es ist ein Anblick der mich gleichzeitig mit Neid und leisem Unbehagen erfüllt. Einerseits wünsche ich mir selbst auch wieder eine solche Sorglosigkeit und Gelöstheit an den Tag legen zu können, aber andererseits lässt mir bereits der Gedanke daran in meiner stetigen Wachsamkeit nachzulassen und mich anderen gegenüber zu öffnen einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Etwas von mir preis zu geben bedeutet auch mich verletzlich zu machen, etwas dass ich auf keinen Fall jemals wieder zulassen will, so sehr ich mich angesichts solcher Bilder auch nach der Liebe und Nähe sehnen mag, die ich früher mit meiner eigenen Familie erleben durfte.

Meine Familie, mein Clan... unwillig beiße ich mir auf die Lippe und schüttle den Kopf, wende mich ab vom Fenster. Ich sollte nicht über solche Dinge nachgrübeln. Das alles ist Vergangenheit. Tote Vergangenheit. Mich zu erinnern wird nur alte Schmerzen heraufbeschwören und an der jetzigen Lage rein gar nichts ändern. Nachdem ich bereits geglaubt hatte dies alles verdrängt und in mir begraben zu haben bricht es jetzt doch wieder hervor, zu einer Zeit in der ich ohnehin verunsichert bin und eine solche Ablenkung überhaupt nicht gebrauchen kann.

Unschlüssig schweift mein Blick zwischen dem Durchgang zum Waschraum und der Zimmertür hin und her und mir wird bewusst, dass ich keine Ahnung habe, wie mein Tagesablauf von nun an aussehen soll. Um überhaupt etwas zu tun trete ich schließlich vor den Frisiertisch, nehme die Schale und den Krug mit Wasser die dort stehen und bringe beides zur, glücklicherweise breiten, Fensterbank, wo ich beim waschen nicht mit einem Spiegel konfrontiert sein werde. Der Luxus eines täglichen Bades wird mir hier wohl kaum vergönnt sein. Sogar ein Kamm liegt in einer der schmalen Schubladen bereit und eine Weile bin ich vollauf beschäftigt damit meine langen Haare zu kämmen und neu einzuflechten.

Ich erinnere mich dass mein Herr mir von Zeit zu Zeit gerne dabei zugesehen hat, nur um dann kurz darauf alle Arbeit wieder zunichte zu machen indem er mich zurück ins Bett befahl und... Verdammt! Ich muss aufhören daran zu denken. Rastlos laufe ich eine Weile auf und ab und beschließe dann mich auf die Suche nach etwas Essbarem zu begeben um mich von solchen unnützen Gedanken abzulenken. Bevor ich jedoch auch nur an der Türe angelangt bin klopft es bereits.

„Ja?" Sage ich und frage mich wer das nur sein kann. Lenwe bestimmt nicht. Ich bin nicht wichtig genug als dass er es nötig hätte ständig hinter mir her zu rennen. Wahrscheinlich hat er im Moment ohnehin genug andere Dinge zu tun die weitaus essentieller sind.

Die Person, die schließlich das Zimmer betritt kann ich nicht einordnen. Es ist ein relativ junger Elf, auch wenn er dem ersten Eindruck nach bereits etwas älter ist als ich und er trägt nicht die Tracht der Diener. Stattdessen ist die schlanke Form seines Körpers in eine praktisch geschnittene, dunkelblaue Robe gehüllt, deren kräftiger Farbton gut zu den haselnussbraunen Haaren passt, die ihm in leichten Wellen, offen fallend bis knapp über die Schulter reichen. Dazu passende dunkelbraune Augen und ein schwacher Schimmer von Sommersprossen über Stupsnase und Wangen geben ihm, gepaart mit dem offenherzigen Lächeln, einen recht schalkhaften Ausdruck.

„Guten Morgen." Begrüßt er mich und seine helle Stimme wirkt dabei im Vergleich zu der lebhaften Mimik geradezu schüchtern, während er mich zurückhaltend mustert. Irgendwie hatte ich einen kraftvolleren Klang erwartet.

„Guten Morgen." Sage ich zurückhaltend, lächle ein wenig und warte ab.

„Ich bin Vetesh. Meister Lenwe hat mir aufgetragen dich ein wenig herumzuführen und dir alles wichtige zu zeigen."

Hat er das? Wie unerwartet fürsorglich von ihm.

„Jetzt wo wir zusammen bei ihm lernen muss ich hoffentlich nicht mehr ganz alleine den ganzen Tag in der Bibliothek hocken." Grinst mein Gegenüber fröhlich. Zusammen lernen? Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, dass Lenwe noch einen zweiten Lehrling hat, doch für einen Augenblick kann ich ihn nur erstaunt anblicken. Das kurze Aufblitzen von Unwillen angesichts dieser Neuigkeit verstecke ich hinter einem weiteren, hoffentlich nicht allzu gezwungenen, Lächeln. Dabei überlege ich unweigerlich ob Vetesh ein ähnliches Arrangement mit unserem Meister hat wie ich. Meinem Gefühl nach zu schließen würde ich es jedoch nicht annehmen.

Nun ja, ich nehme an ich werde es schon früh genug herausfinden. Immerhin scheint er einigermaßen erträglich zu sein, was nur von Vorteil ist, wenn man bedenkt wie viel Zeit ich von nun an wahrscheinlich mit ihm verbringen werde.

Geduldig und ausführlich die Umgebung erklärend führt er mich zunächst in Richtung des großen Speisesaals, wo alle außer den engsten Angehörigen der Familie Setrainie ihre Mahlzeiten einnehmen. Das sind selbst in diesen Zeiten, wo sich viele der normalerweise hier lebenden auf dem Schlachtfeld befinden, nicht gerade wenige. Entsprechend viel Betrieb herrscht auch an den Tischen, wo sich Diener, Wachmannschaft und diverse andere Mitglieder des Haushalts in den unterschiedlichsten Stadien ihrer Mahlzeit befinden. Eine spezielle Sitzordnung scheint es hier, anders als bei den Drow, nicht zu geben. Offenbar ist es nicht von allzu großer Bedeutung ob der Nebenmann im Rang über oder unter einem steht.

Besonders erbaut bin ich nicht angesichts der Menge an Personen mit denen ich nun mein Frühstück einnehmen soll, aber ich werde mich hoffentlich irgendwann daran gewöhnen. Für den Moment überwiegt ohnehin noch mein Hunger das Bedürfnis nach mehr Abgeschiedenheit.

Auch hier werden uns bei unserer Ankunft augenblicklich viele neugierige Blicke zugeworfen, in die sich jedoch nun neben der Neugierde auch so etwas wie Mitleid zu mischen scheint. Was hatte Ethin gesagt? Wahrscheinlich weiß bereits das ganze Haus über den Vorfall mit Tisraen bescheid? Wenn sie alle so überreagieren wie der Heiler kann ich mich wohl auf einiges gefasst machen. Bei dieser Erkenntnis muss ich meinem Führer zugute halten, dass er es bis jetzt tunlichst vermieden hat dieses Ereignis in irgendeiner Weise zu thematisieren, sollte er denn darüber bescheid wissen.

Zusammen mit Vetesh stelle ich mich in eine Schlange von Hungrigen Neuankömmlingen und bekomme kurz darauf von einer fürsorglich dreinblickenden Küchenhilfe einen Teller mit Joghurt und Früchten und ein wunderbar weiches, leicht süßliches Stück Brot ausgehändigt, das noch einen Rest der Wärme des Ofens in sich birgt. Unsicher ob dies eine alltägliche Zusammenstellung ist, beschließe ich dennoch sie zu genießen. Zwar werde ich von nun an wahrscheinlich regelmäßig in den Genuss von ausreichenden Mengen an Nahrung kommen, aber das Gefühl die günstige Gelegenheit nutzen zu müssen so lange sie sich bietet lässt sich nur schwer abschütteln.

Nachdem er sich bis jetzt lediglich darauf beschränkt hat nützliche Informationen von sich zu geben, scheint Vetesh offenbar nun den Zeitpunkt für gekommen zu halten das Gespräch ein wenig persönlicher zu gestalten, denn kurz nachdem wir uns zwischen einige heftig diskutierende Gärtner gehockt haben, die zwar höflicherweise ihr bestes tun uns bis auf einen Gruß zu ignorieren, damit jedoch nicht so ganz Erfolg haben, bekommt sein Blick etwas unruhiges, als könne er sich nur schwer beherrschen nicht augenblicklich mit einer Frage heraus zu platzen.

„Meister Lenwe hat gesagt ich soll dich nicht bedrängen. Aber stimmt es," fragt er leise „dass du ein Gefangener bei den Drow warst?"

Er klingt beinahe ehrfürchtig, als sei das ein besonders spannendes Abenteuer und ich frage mich was wohl seine Vorstellung von einer solchen Gefangenschaft sein mag. War ich wirklich auch einmal so naiv? Es fühlt sich an als seien diese Zeiten schon ewig vergangen und lägen nicht nur ein einziges lächerliches Jahr hinter mir. Eigentlich verspüre ich nicht die geringste Lust gerade jetzt daran zu denken, wo ich ein schmackhaftes Frühstück genießen könnte. Mein Herr spukt mir sowieso schon genug im Kopf herum. Mit einer unbestimmten Kopfbewegung, die er wahrscheinlich als Nicken deuten wird, erkläre ich knapp: „Ich möchte nicht darüber reden."

Es mag schrecklich unhöflich klingen, ist aber die reine Wahrheit. Ich möchte am liebsten gar nicht mehr darüber reden, aber ganz besonders nicht jetzt wo das halbe Haus um uns herum sitzt und jedes Wort mithören kann. Um seinem enttäuschten Blick auszuweichen richte ich danach meine gesamte Aufmerksamkeit auf die Schüssel vor mir und gebe gebanntes Interesse an den Geheimnissen des milchig weißen Inhaltes vor.

„Oh. Natürlich. Tut mit leid." Murmelt Vetesh betroffen und tut es mir nach. Ich weiß zwar nicht ob unser Meister mit dieser Anweisung zur Zurückhaltung eher seinen oder meinen Schutz im Sinn hatte, aber ich bin dankbar, dass er sich so einfach in seine Schranken verweisen lässt.

„Meister Lenwe bat mich dich kurz vor dem Mittagsmahl zu ihm zu bringen." Sagt er vorsichtig, nachdem wir eine Weile stumm gegessen haben. „Ich glaube es geht um Tis... um gestern. Wahrscheinlich wollen sie dich befragen, bevor sie entscheiden was mit ihm geschehen soll."

„Was mit ihm geschehen soll?" Frage ich überrascht. „Wie meinst du das?"

Jetzt wo Vetesh es sagt wird mir erst bewusst, dass hier ein solcher Vorfall wahrscheinlich ganz andere Konsequenzen hat als ich es von früher erwartet hätte. Ich war aus reiner Gewohnheit einfach davon ausgegangen, das sich nach einer kurzen Kenntnisnahme niemand mehr um die Sache kümmern würde, aber danach sieht es im Augenblick wohl kaum aus. Etwas das mir eigentlich hätte klar sein müssen. Noch während ich dies denke bricht es voller Entrüstung aus dem anderen Lehrling heraus: „Er hat dich auf schändlichste Weise angegriffen! Natürlich wird er die Konsequenzen seiner Handlungen tragen müssen!"

Ein wenig erstaunt angesichts seiner Vehemenz brauche ich einen Augenblick, bevor ich antworten kann. Der Umstand, dass sich auf einmal die allgemeine Aufmerksamkeit auf uns richtet macht es mir leider nicht unbedingt leichter dies zu tun. Sicher, alle sind einigermaßen diskret und niemand starrt offen, aber ich merke mehr als deutlich wie sich überall um uns herum die Ohren öffnen und man sich leicht zu unserer Position hinneigt um auch ja kein Wort zu verpassen.

„Welche Konsequenzen erwarten ihn denn?" Frage ich ein wenig verunsichert. Diese kompromisslose Ablehnung von allen Seiten überfordert mich. Einerseits bin ich zwar selbst nicht unbedingt gleichgültig oder sogar wohlgestimmt in meinen Empfindungen gegenüber Tisraen, aber ich weiß trotzdem, dass er im Gegensatz zu Ethin kaum Kontrolle über sich hatte und mehr aus der eigenen Angst heraus gehandelt hat als dass er mir schaden wollte.

Der Gedanke an Ethin lässt mich innerlich erschauern, denn ich muss natürlich an die letzte Nacht zurückdenken. Worauf habe ich mich da nur eingelassen? Zugegeben, gestern war er so rücksichtsvoll wie noch nie, aber dennoch widerstrebt es mir zutiefst mich von ihm so benutzen zu lassen. Nur die Hoffnung das er sein Versprechen halten wird und sich unsere Wege für immer trennen nachdem wir uns von allen Bindungen an unsere alten Meister befreit haben, lies mich gestern überhaupt darauf eingehen.

„Normalerweise würde ihn sofort die Verbannung ereilen." Unterbricht Vetesh mein Grübeln. „Aber es scheint als wären sie bereit diesmal mildernde Umstände geltend zu machen. Vielleicht wird er eingesperrt." Schließt er mit säuerlicher Miene, die keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass diese Milde nicht wirklich in seinem Sinne ist.

Das Bild eines Tisraen, der in einem kahlen Raum, zusammengekauert in einer Ecke hockt drängt sich mir auf. Ihn in seinem gegenwärtigen Zustand einzusperren wäre das grausamste was man ihm überhaupt antun könnte. Da bin ich mir absolut sicher. Ich erinnere mich noch genau wie sehr ihn allein die Aussicht für kurze Zeit ohne mich in unserem Zimmer, im Hause Menars zurückzubleiben in Panik versetzt hat.

„Ich glaube nicht dass das eine gute Idee ist." Erkläre ich zurückhaltend und bin etwas überrascht als Vetesh sofort zustimmend nickt.

„Ja, eigentlich sollte er schon lange weg sein." Sagt er mit einem überzeugten Stirnrunzeln. „Eine solche Tat ist einfach nicht zu entschuldigen."

Unbehaglich denke ich bei diesen Worten zurück an meine eigenen Taten und bin auf einmal beinahe froh, dass Ainwe tot ist und keine Anklage gegen mich erheben kann. Ob man mich ebenfalls vertriebe wenn es bekannt würde zu was ich fähig bin? Besorgnis breitet sich wie eine kleine Sintflut in meiner Bauchgegend aus und ich beschließe dass es am besten ist so wenig Aufmerksamkeit wie irgend möglich auf diese ganze Angelegenheit zu lenken. Mit einem schwachen Nicken versuche ich das Thema zu wechseln.

„Ich war gestern kurz im Garten." Sage ich leise. „Können wir später vielleicht..."

Noch bevor ich zuende gesprochen habe ernte ich bereits ein enthusiastisches Nicken von Vetesh, der augenblicklich anfängt von den Rosen zu schwärmen, die dieses Jahr angeblich besonders gut gedeihen. Er verspricht noch einmal mir alles zu zeigen und scheint glücklicherweise keine Absicht zu haben das unangenehme Thema Tisraen noch einmal zur Diskussion zu stellen. So intelligent und diskret ist er also wenigstens, dass er meinen Unwillen darüber zu reden bemerkt und respektiert.

Der weitere Verlauf des Morgens ist erstaunlich angenehm, was nicht zuletzt an unserem ausgedehnten Aufenthalt im Garten liegt. Vetesh scheint einen großen Wissensschatz zu haben was den theoretischen Hintergrund dieser wohlüberlegt geschaffenen Pflanzungen betrifft und erklärt in liebevollem Detail wie sich das unerwartet weitläufige Gelände in mehrere Teile mit unterschiedlichen Gestaltungskonzepten aufteilt. Er ist offensichtlich ebenso gerne hier wie ich, eine Tatsache, die ihn mir noch etwas sympathischer macht.

Mein Lieblingsabschnitt ist der in Szenen gestaltete Westbereich des Gartens, der am nächsten zum Haus gelegen ist. Hier gibt es viele Nischen und Rückzugsorte inmitten von wunderschön raffiniert angelegten kleinen Wasserläufen, Brücken und vielen wogenden Gräsern, die einladend im Wind rascheln und mit den unterschiedlichsten Blattfärbungen und –formen aufwarten können. Es tut mir leid wieder gehen zu müssen, besonders da uns der weitere Weg unaufhaltsam dem unangenehmen Gespräch mit Lenwe und wahrscheinlich auch dem Oberhaupt der Familie Sestrainie entgegenführt. Ich hoffe nur sie werden mich nicht ewig mit Fragen löchern auf die ich vielleicht nicht die richtigen Antworten geben kann.

Ein wenig mache ich mir auch Sorgen um Tisraen. Ich glaube nicht, dass allen wirklich klar ist, wie es um ihn steht und was bestimmte Dinge bei ihm auslösen werden. Nicht einmal ich, der in einer sehr ähnlichen Situation war, kann mit Sicherheit sagen wie es jetzt genau in ihm aussieht.

Je näher wir Lenwes Räumen kommen, desto stärker wird meine innere Unruhe. Es ist beinahe so schlimm wie die Aussicht von meinem früheren Herrn über ein Buch befragt zu werden, dass ich nur halb gelesen habe. Das ich nicht genau sagen kann, was mich erwartet macht mich unglaublich nervös. Vetesh will ich jedoch auch nicht danach fragen, da er dadurch nur weiter in diese Angelegenheit hineingezogen würde, etwas dass ich so weit es geht vermeiden möchte. Im Gegensatz zu mir selbst ist er so unschuldig dass es fast schon lächerlich ist und nachdem ich ihn so unbeschwert und offen erlebt habe an diesem Morgen, will ich auf keinen Fall dazu beitragen diese Unschuld zu zerstören. Eine solche Schuld möchte ich mir nicht aufladen, zusätzlich zu allem anderen dass bereits auf meinem Gewissen lastet.

Dann sind wir schließlich angekommen. Ich imitiere Veteshs angedeutete Verbeugung zur Begrüßung, unterdrücke den Drang auf die Knie zu fallen und wünsche mich weit weg. Nachdem mein Mitlehrling sich respektvoll wieder zurückgezogen hat, sind außer mir noch vier Personen anwesend. Elavelynral, sein Vater, Lenwe und der Krieger, den ich gestern beim Festmahl das erste mal gesehen habe. Keiner von ihnen sieht besonders glücklich aus und alle zeigen Anzeichen von Erschöpfung und zu wenig Schlaf. Keine guten Voraussetzungen.

„Sei gegrüßt Laylien." Empfängt mich Elavelynrals Vater ernst. „Lenwe und meinen Sohn kennst du bereits. Dies hier ist mein Sicherheitsoffizier und Berater Enlan." Er weist auf den Krieger, der mit undurchdringlichem Blick kurz den Kopf in meine Richtung neigt. „Ich wünschte wirklich der Grund unseres Treffens wäre ein angenehmerer. Das sich solche Vorkommnisse in meinem Hause zutragen konnten bedaure ich zutiefst und ich hoffe das du mir diese Nachlässigkeit vergeben wirst."

Das er einen Grund sieht sich bei mir zu entschuldigen erstaunt mich ein wenig. Schließlich kann er kaum für alles verantwortlich gemacht werden was außerhalb seines Aufmerksamkeitsbereiches geschieht. Bevor ich auch nur auf diese überraschende Eröffnung des Gesprächs reagieren kann, schaltet sich Elavelynral auf einmal ebenfalls ein.

„Auch ich muss mich entschuldigen." Sagt er und sieht ausnahmsweise auch so aus als meinte er es ernst. „Hätte ich gewusst was geschehen würde, ich hätte dich niemals mit Tisraen allein gelassen. Ich hätte nie gedacht, dass er zu so etwas fähig wäre!"

Sein Blick und die ganze Haltung zeigt deutlich die Verletztheit und pure Enttäuschung die er fühlt. Ich bin mir inzwischen sicher, dass Tisraen früher eine völlig andere Persönlichkeit gewesen sein muss. Fast wünsche ich mir ihn einmal so sehen zu können wie es alle der Anwesenden getan haben müssen.

„Macht euch keine Vorwürfe Kommandant." Versuche ich ihn zu beschwichtigen, was mir jedoch nur unvollkommen gelingt.

„Verdammte Drow!" Ruft er auf einmal zornig und lässt seine geballte Faust geräuschvoll mit der Oberfläche des Schreibtisches kollidieren, was mich unwillkürlich zusammenzucken lässt und ihm einige zurechtweisende Blicke der anderen einbringt.

„Was geschehen ist lässt sich nicht rückgängig machen." Bemerkt Lenwe resolut. „Wir sind hier um zu entscheiden, wie wir mit der Situation umgehen wollen und dazu ist es nötig zu wissen wie es überhaupt so weit gekommen ist. Es tut mir leid dir dies aufbürden zu müssen Laylien, aber wir müssen dich bitten uns zu erzählen was geschehen ist nachdem Lynral euch verlassen hat. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst."

Damit wendet er sich an Elavelynral.

„Seid ihr sicher, dass ihr bleiben wollt Kommandant?"

Elavelynral nickt mit grimmigem Gesichtsausdruck. Soll er. Vielleicht ist es auch besser so. Je eher er sich vollkommen eingesteht, dass Tisraen und auch sein Bruder nicht mehr dass sind was sie einmal waren, desto schneller kann er sich damit arrangieren. Dann richten sich alle Blicke auf mich. In den Augen des Kriegers meine ich fast so etwas wie einen halb versteckten Vorwurf zu erkennen. Vielleicht glaubt er ich sei selbst verantwortlich für das was geschehen ist. Möglicherweise bin ich das bis zu einem gewissen Maße sogar auch. Schließlich hätte ich einfach tun können was Tisraen wollte, aber es liegt mir mehr als fern das hier und jetzt zuzugeben. Meine Rolle als unschuldiges Opfer ist von Lenwe gut gewählt und ich habe nicht die Absicht von diesem Bild abzuweichen. Im Nachhinein bin ich froh über die Voraussicht, mit der er mir dieses Image gegeben hat.

„Nachdem der Kommandant uns verließ war Tisraen sehr aufgelöst." Beginne ich vorsichtig zu erzählen, immer darauf achtend welche Reaktion meine Worte bei den Anwesenden auslösen. „Er begann mehr und mehr in seine eigene Welt abzurutschen und war kaum noch ansprechbar. Auch nicht nachdem ich ihn geschüttelt hatte."

Ich fühle mich nicht wohl dabei zu sprechen während mich alle anstarren und versuche automatisch dies zu verbergen, indem ich die nichtssagende, undurchdringliche Maske eines Sklaven über meine Züge gleiten lasse und mich beeile zum Ende zu kommen.

„Ich bekam Angst dass er völlig zusammenbrechen würde und gab ihm eine Ohrfeige." Erzähle ich fast teilnahmslos weiter. „Danach hat er mich angegriffen. Meine versuchte Gegenwehr war kein großes Hindernis für ihn und nach dem Schlag auf den Kopf wird meine Erinnerung ein wenig unklar."

Der vielsagende Blickwechsel zwischen Lenwe und Elavelynrals Vater nachdem ich diese äußerst knappe Zusammenfassung beendet habe gefällt mir nicht. Denken sie ich stehe immer noch unter Schock? Oder vielmehr, will Lenwe das es so wirkt? Hoffentlich lassen sie mich bald gehen.

„Du gabst ihm eine Ohrfeige?" Will Elavelynral in vorwurfsvollem Ton wissen. Woraufhin ich innerlich nur entnervt die Augen verdrehen kann. Was glaubt er denn was ich getan habe? Tisraen verprügelt vielleicht?

„Um ihn wieder in die Gegenwart zurückzuholen." Erkläre ich noch einmal und ein Funken Trotz in mir lässt mich hinzufügen: „Wünscht ihr eine Demonstration Kommandant?"

„Nein, nein. Das wird nicht nötig sein." Winkt sein Vater schnell ab und fragt dann: „Du hast ihn also geohrfeigt und daraufhin hat er zum Gegenangriff ausgeholt. Habe ich das richtig verstanden?"

Auf einmal wird mir bewusst wie meine Schilderung geklungen haben muss und ich schüttle hastig den Kopf.

„Nein! Dazu war er kaum in der Lage Herr. Er wollte das ich fortfahre."

Verständnislose Blicke folgen dieser Aussage.

„Fortfahren womit Laylien?"

„Ihn zu schlagen Herr." Antworte ich verunsichert, weil sie ganz offensichtlich nicht verstehen was mir als glasklare Schlussfolgerung erschienen ist. „Um den Bildern zu entkommen."

Nun mischt sich langsam angewidertes Verstehen mit einem Rest von Unglauben.

„Und wie kam es dann zu diesem Angriff?" Fragt Elavelynrals Vater vorsichtig und mit sorgsam beherrschter Miene, so als wolle er eigentlich gar nicht wissen was geschehen ist.

„Ich habe mich geweigert Herr." Gebe ich leise zu und schaue zu Boden. „Ich... ich wollte nicht, weil der Herr mir verboten hat... und ich dachte...ich wollte nicht...," verwirrt breche ich ab. Meine eigenen Gefühle in dieser Sache sind so verknäuelt, dass ich nicht mehr unterscheiden kann, wo die Konditionierung meines Herrn aufhört und meine eigene Abneigung gegen Schmerzen anfängt. „Vielleicht wollte er mich durch den Angriff provozieren Herr. Um zu bekommen was er brauchte." Wage ich eine zaghafte Vermutung und versuche die seltsamen Blicke zwischen den vieren zu ignorieren. Was denken sie nur? Halten sie mich für gestört? Unbehaglich zwinge ich mich dazu trotz meiner Befürchtungen still stehen zu bleiben. Vielleicht haben sie ja Recht, überlege ich unglücklich. Völlig normal bin ganz bestimmt nicht mehr, dass zeigt mir allein die heutige Begegnung mit Vetesh schon sehr deutlich.

„Hältst du es für möglich, dass sich ein ähnliches Vorkommnis zwischen ihm und Ethin zugetragen hat?" Will mein Meister nun mit besorgter Miene wissen. Ich bin mir recht sicher, dass er es gern hätte wenn ich nun ja sagte, aber leider brauche ich Ethin noch und ihn jetzt in einer solchen Weise zu belasten wäre unklug, deshalb antworte ich darauf lediglich mit einem unsicheren Schulterzucken und vagen Worten.

„Es tut mir leid, aber ich weiß nicht ob ihre Meister so engen Kontakt pflegten dass sie sich damals öfter getroffen haben könnten. Dazu kann ich nicht mit Sicherheit etwas sagen."

„Lügner!" Faucht Elavelynral mich auf einmal an und ich zucke erschrocken zurück, in der Befürchtung er würde mich wieder schlagen. Natürlich bin ich mir nach Tisraens erster Reaktion vor einigen Tagen sicher, dass die beiden sich zuvor nicht gesehen hatten, aber ich habe schließlich streng betrachtet auch nicht direkt das Gegenteil behauptet.

„Du hast meinen Bruder selbst beschuldigt ihn vergewaltigt zu haben kurz nachdem wir dich befreit hatten!"

Musste er sich ausgerechnet jetzt daran erinnern? Nun ja, es ist ehrlich gesagt nicht unbedingt unerwartet und ich kann wohl leider kaum von ihm erwarten meinen damaligen Ausbruch bald zu vergessen. Nicht wenn ich berücksichtige wie heftig seine Reaktion war.

„Habe ich Kommandant." Gebe ich also zu und mache dabei automatisch einen kleinen Schritt rückwärts, aus seiner unmittelbaren Reichweite hinaus. „Ich glaubte es ginge bei dieser Frage darum ob Tisraen jemals Ethin gegenüber ein solches Verhalten an den Tag gelegt hat wie bei mir. Außerdem behauptetet ihr doch gestern erst gehört zu haben, dass Tisraen sich freiwillig anbot."

Er sieht aus als hätte ich ihn geschlagen. Die Überraschung das ich es wirklich fertiggebracht habe ihm zu widersprechen überwiegt jedoch beinahe die kurzlebige Befriedigung über diesen kleinen Sieg. Das ich Ethin nun aktiv verteidigen muss hinterlässt allerdings einen leicht bitteren Geschmack auf meiner Zunge.

„Du hast behauptet er hätte ihn vergewaltigt!" Elavelynrals Stimme ist inzwischen beinahe zu einem Kreischen angestiegen und unglücklicherweise scheinen alle anderen der Anwesenden bis auf irritierte Blicke noch keine Absicht zum Eingreifen zu haben. Nervös zucke ich mit den Schultern.

„Möglicherweise hat er das auch." Winde ich mich. „Aber..."

„Wie kannst du dir da nicht sicher sein?" Fällt mir jetzt Enlan, der Krieger, entgeistert ins Wort und langsam beginne ich unter diesen Fragen zu zittern. Ich hasse es so von allen Seiten bedrängt zu werden und muss wieder heftig dagegen ankämpfen einfach auf die Knie zu fallen. Ich denke nicht, dass mir eine solche Handlung hier weiterhelfen würde. Lenwe und Ethins Vater sehen inzwischen beide etwas gequält aus, enthalten sich aber noch immer jeglichen Kommentars.

„Vielleicht stimmt es ja was Ethin gesagt hat." Bringe ich schwach vor und mein Blick stielt sich automatisch zu Boden, während ich mich unbewusst, in der instinktiven Erwartung von Schmerzen, anspanne.

„Vielleicht?" Wiederholt Enlan scharf und setzt an weiter zu sprechen, wird jedoch zu meiner großen Erleichterung von Lenwe unterbrochen.

„Lass es gut sein Enlan." Sagt er bestimmt. „Ich glaube kaum, dass Laylien nach allem was ihm zugestoßen ist in dieser Hinsicht noch ein so eindeutiges Urteil abgeben kann, dass es dich zufrieden stellen wird."

Überrumpelt hält Enlan inne, blickt kurz zwischen Lenwe und mir hin und her, bevor er offenbar zu einem Schluss kommt, der ihn in eine angewiderte Grimasse ausbrechen lässt.

„Du willst doch nicht andeuten dass dieser Perverse ihn auch dafür benutzt hat!" Bricht es entgeistert aus ihm heraus. „Er ist kaum mehr als ein Kind!"

Das kurze Aufblitzen in den grünlichen Augen meines Meisters bilde ich mir vielleicht nur ein, aber er klingt eindeutig irritiert als er antwortet.

„Du solltest vielleicht ab und zu Aufmerksamkeit für andere Dinge als Strategie und Schlachtfelder aufbringen mein Freund, dann wären dir solche Details ebenfalls geläufig."

Enlan schaut auf diese Zurechtweisung hin zwar etwas säuerlich, gewinnt dann jedoch schnell seine Beherrschung zurück und schlägt kurzentschlossen vor: „Wir sollten diese Befragung am besten abbrechen. Wenn es stimmt was du sagst werden wir kaum zu einem brauchbaren Ergebnis kommen."

Oh ja bitte lasst mich gehen! Das ich im Grunde gerade als unwichtig und unzuverlässig abgetan werde ist mir in diesem Augenblick egal. Ein kleiner Hoffnungsschimmer glimmt bei den letzten beiden Sätzen in mir auf. Er wächst zu einem Leuchten heran nach den nächsten Worten seitens Ethins Vaters.

„Ich denke ich stimme euch zu in diesem Aspekt. Wir haben alles erfahren, was objektiv zu erfahren war. Wir sollten den Jungen nicht unnötig unter Druck setzen nach allem was er durchgemacht hat."

„Aber Vater...!" Wirft Elavelynral ein, wird jedoch sofort vom selbigen unterbrochen.

„Ich weiß dass du Tisraen mehr als Opfer denn als Täter siehst Lynral," sagt er fest „und ich stimme dir zu, dass die Umstände in diesem Fall außergewöhnlich sind, aber ich muss auch bedenken, dass es in diesem Hause Regeln gibt. Regeln an die auch ich mich halten muss und die ich bereits mehr als weit gedehnt habe indem ich von einer sofortigen Verbannung absah. Ich kann nicht auf einmal alles umwerfen wenn mir der Sinn danach steht."

Ich bemühe mich nach Kräften bei dieser Ankündigung nicht zu erblassen. Wenn jemals bekannt werden sollte was ich getan habe, müsste ich mich diesen Regeln ebenfalls stellen! Elavelynral besinnt sich nun der Reste seiner guten Erziehung und schweigt, die Lippen zu einem extrem schmalen Strich zusammengepresst.

„Wünschst du noch etwas zu sagen?" Werde ich dann gefragt. Worauf ich nachdrücklich den Kopf schüttle. Ein unbestimmtes Gefühl der Schuld breitet sich daraufhin in mir aus. Sollte ich nicht erwähnen wie gefährlich es wäre Tisraen einzusperren? Nach allem was ich bisher gehört habe liegt der Verdacht nahe, dass dies schon längst geschehen ist. Ein Umstand von dem sich der traumatisierte Elf vielleicht nie wieder erholen wird. Sollte ich nichts sagen, bevor sein Zustand sich noch verschlimmert?

Ich bringe es jedoch, bei allen Schuldgefühlen, nach der gerade erst überstandenen Befragung nicht mehr fertig in Gegenwart dieser vier einschüchternden Personen den Mund zu öffnen, um es mir anzumaßen eine solche Anmerkung zu machen. Wenn ich später noch einmal auf Lenwe treffen sollte, könnte ich ihm meine Bedenken mitteilen, beruhige ich mich selbst.

„Geh und lass dir von Vetesh zeigen was seine Aufgaben sind." Ordert mein Meister ruhig. „Wenn du es dir zutraust, kannst du ihm dabei zur Hand gehen. Ich werde später zu euch zurück kommen."

Mit einem Nicken, einer für meine Verhältnisse fürchterlich knappen Verbeugung und einem gemurmelten: „Ja Herr." Verschwinde ich so schnell es geht.

Die Diskussion die nun folgen wird kann ich mir nur allzu leicht ausmalen. Dabei denke ich hauptsächlich Elavelynral der versucht seinen Vater davon zu überzeugen, dass Tisraen im Grunde unschuldig ist und damit nichts bewirkt als dessen Situation noch zu verschlimmern, während es Lenwe vielleicht sogar ganz recht ist wenn der Geliebte des Kommandanten als unzurechnungsfähig erklärt wird. In diesem Lichte betrachtet sollte ich vielleicht sogar davon absehen ihm von meinen Bedenken zu erzählen.

Über diesem Zwiespalt brütend folge ich Vetesh, der unweit der Tür vor dem Zimmer auf mich gewartet hatte. Er scheint meine Abgelenktheit zu bemerken und schweigt nachdem ich auf die behutsame Frage wie es mir ginge lediglich mit einem Kopfschütteln reagiere. Etwas wofür ich ihm äußerst dankbar bin.

Ich werde unsanft aus meinen Grübeleien aufgeschreckt als wir schließlich Lenwes Arbeitsräume betreten und dort niemand anderes vorfinden als einen grinsenden Ethin, der höchst lasziv über einen großen Lehnstuhl Stuhl drapiert ist. An sich keine ungewöhnliche Pose für ihn, doch nach der letzten Nacht bereitet sie mir noch mehr Kopfschmerzen als üblich.

Ich kann die heraufziehende Katastrophe praktisch schmecken, als Vetesh sich verunsichert räuspert und ihn anspricht.

„Ähm... äh, darf ich fragen was euch herführt Meister Ethin?"

An dieser Stelle schließe ich für einen Moment die Augen. Sicher, Ethin ist der Sohn des Hausherren und ihm mag solch ein Titel durchaus gebühren, aber allein die Vorstellung ich würde ihn jemals so ansprechen müssen zerreißt mich innerlich. Ein schwacher Trost ist es, dass Ethin dass ganze als ebenso unpassend zu empfinden scheint, denn er fällt vor Lachen fast aus dem Stuhl. Vetesh blickt daraufhin alarmiert zu mir, aber da kann ich ihm auch nicht helfen. Das hat er sich selbst eingebrockt.

„Meister Ethin?" Jappst der blonde Elf auf dem Stuhl aufs höchste amüsiert, bevor seine Belustigung schließlich zu einem anzüglichen Grinsen herabsinkt. „Sei bloß vorsichtig," schnurrt er mit diesem wohlbekannten wahnsinnigen Glitzern in den Augen „sonst führst du mich noch in Versuchung Kleiner."