Disclaimer: Wie immer.
A/N: Sooo ein kleiner Nikolausauftritt von Shenjal. Wir wollen doch nicht, dass er noch völlig in Vergessenheit gerät:) Viel Spaß und euch allen einen schönen Tag.
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Lektionen
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Klirr! Begleitet von einigen heftigen Flüchen und Verwünschungen zerschellte unsere vorletzte Tasse an der Wand. Vorsichtshalber brachte ich meine eigene in Sicherheit und lehnte mich ein wenig im Stuhl zurück um mich so aus Rayens unmittelbarer Reichweite zu entfernen. Den Fleck und die Scherben würde er selbst beseitigen müssen, etwas woran er sich auch nach den letzten zwei Wochen noch nicht gewöhnt hatte. Fast bedauerte ich inzwischen die Entscheidung mit ihm gemeinsam hierher zu kommen. Er war es einfach nicht gewohnt mit weniger auszukommen als bisher und der Umstand, dass wir im Moment dazu gezwungen waren ließ ihn langsam wirklich unausstehlich werden. Ich war nahe daran bald ebenfalls die Beherrschung zu verlieren. Vielleicht sollte ich es einfach aufgeben mich zurückzuhalten und ihm eine ordentliche Lektion verpassen. Im Moment er schien mir diese Option recht verlockend.
„Das ist alles deine Schuld!"
„Ach ja?" Gab ich gelangweilt zurück. Das war ja ein ganz neuer Ansatz. Bisher hatten immer die Sestrainie den Großteil seines Zorns abbekommen. Diese kleine Abwechslung war beinahe schon erfrischend zu nennen, auch wenn ich nicht sagen konnte, dass mir die Richtung in die er mit seinen Vorwürfen zielte sonderlich gefiel.
„Dein dämlicher Sklave hat uns das hier eingebrockt!" Fauchte er wütend. „Ich habe schon immer gesagt du hättest ihn besser erziehen sollen."
So so. Daher wehte also der Wind. Nun ja, wenn er Konfrontation wollte, dass konnte er haben. Diesmal war ich allerdings nicht gewillt der Unterlegene zu sein. Dazu ging er mir in den letzten Tagen zu sehr auf die Nerven.
„Im Gegenteil," schnurrte ich Rayen an, um ihn noch ein wenig zu reizen. Wut hatte ihn schon immer unvorsichtig gemacht. „Ich habe ihn ganz einwandfrei erzogen. Im Gegensatz zu dir tut er nämlich genau das was man ihm sagt."
„Du vergleichst mich mit deinem Bettspielzeug?"
Eine Katze mit gesträubtem Nackenhaar und entblößtem Gebiss hätte nicht aggressiver wirken können und mit voller Absicht machte ich nicht den geringsten Versuch mein breites, aufreizendes Grinsen zu verbergen. Nachdem wir uns schon so lange kannten wusste ich genau welche Knöpfe ich drücken musste um ihn sofort zur Weißglut zu bringen. Normalerweise wäre das bei weitem nicht so einfach gewesen, aber nachdem er sich bereits selbst über die letzte Stunde genug in Rage geredet hatte, war es mir ein leichtes diesen unbeherrschten Zustand auszunutzen.
„Fleißiger ist er übrigens auch." Setzte ich noch hinzu und lockerte vorsorglich mit einer unauffälligen Handbewegung den Zauberstab, der in der Halterung an meinem Handgelenk ruhte. „Und besser im Bett."
Eigentlich war die letzte Bemerkung äußerst billig, aber diesen kleinen Stilbruch verzieh ich mir, als Rayen daraufhin aufsprang und mit einem wütenden Aufschrei nach seinem eigenen Stab griff. Leider zu langsam. Ich erwischte ihn mitten im Ausholen. Erstarrungszauber waren wirklich etwas wunderbares.
Der überraschte Ausdruck in seinen Augen war einfach unbezahlbar und ich weidete mich ein wenig daran, sozusagen als Ausgleich für seine ständige schlechte Laune die ich in der letzten Zeit zu ertragen gehabt hatte. Dann stellte ich sorgfältig meine halbvolle Tasse zur Seite und trat an ihn heran um seinen Stab aus den unbeweglichen Fingern zu pflücken. Überraschung wurde bereits wieder von der zurückkehrenden Wut überlagert, aber das konnte ich nicht zulassen. Ich wollte schließlich, dass er mir zuhörte und endlich ein wenig vernünftiger wurde.
„Rayen, mein Freund," sprach ich ihn ernsthaft an „du weißt ich lasse mir eine Menge von dir gefallen, aber du solltest bedenken, dass auch ich meine Grenzen habe."
Die leichte Unsicherheit in seinem Blick war genau dass worauf ich gehofft hatte. Solche Ansprachen war er nicht gewohnt von mir. Normalerweise hatte ich allerdings auch die Möglichkeit gehabt mich zurückzuziehen wenn ich kein Bedürfnis nach seiner Gegenwart hatte. Etwas, dass in den gegenwärtigen Verhältnissen mehr als schwierig war.
„Falls du beabsichtigst weiterhin deine schlechte Laune an mir auszulassen und unsere Ressourcen zu verschwenden, dann wirst du dich darauf einstellen müssen bald alleine dazustehen."
Um ihm seine Hilflosigkeit noch ein wenig zu verdeutlichen ließ ich sehr langsam und genüsslich meine Finger über seinen ungeschützten Hals, bis hoch zu den Ohren gleiten, während ich ihn unverwandt anstarrte.
„Ich weiß du glaubst dass hier sei alles schrecklich weit unter deinem Standard," fuhr ich, schon wieder leicht spöttisch, fort und machte eine knappe Rundumbewegung, die die beiden schäbigen Räume einschloss die wir gemietet hatten kurz nachdem wir in Skullport angekommen waren. „Aber du wirst dich daran gewöhnen müssen, denn erstens haben wir kein Geld um uns etwas besseres leisten zu können und zweitens sollten wir in der nächsten Zeit nicht mehr Aufmerksamkeit erregen als unbedingt nötig."
Ohne den Blickkontakt zu brechen, fuhr ich mit einem Finger zuerst über seine Lippen und schließlich dreist in den Mund hinein, langsam über Zunge und Zähne, lies ihn meine momentane Überlegenheit deutlich spüren. Ich wusste natürlich dass er mich in diesem Moment am liebsten erschlagen hätte, doch die Erstarrung würde noch mindestens ein paar Stunden anhalten. Genug Zeit um sich meine Warnung durch den Kopf gehen zu lassen.
„Ich werde jetzt zur Arbeit gehen," verkündete ich ihm „und wenn ich zurückkomme werden wir uns darüber unterhalten wie wir weiter vorgehen. Bis dahin hast du dich hoffentlich wieder beruhigt."
Damit ließ ich den feuchten Finger kurz, neckend über die empfindliche Ohrspitze gleiten und verließ unsere knapp bemessene Behausung. Wenn ich zurückkam würde ich wohl auch auf mögliche Fallen gefasst sein müssen, aber darüber machte ich mir keine großen Sorgen. Schließlich kannte ich Rayen gut genug um zu wissen wie er in solchen Fällen vorging. Er würde ohnehin nicht mehr allzu viel Zeit haben nachdem der Zauber seine Wirkung verlor. Den größten Teil des Tages musste er in der Starre verbringen, etwas von dem ich inständig hoffte, dass es ihn ein wenig zum Nachdenken anregen würde. Mich von ihm trennen zu müssen wäre bedauerlich, obwohl es für ihn selbst wohl die weitreichenderen Konsequenzen bedeutete als für mich, denn im Gegensatz zu mir hatte er hier noch keinerlei Beziehungen auf die er im Notfall zurückgreifen konnte.
Zugegeben, diese Beziehungen bestanden für mich hier in Skullport hauptsächlich aus Bekanntschaften mit Huren, ihren Zuhältern und diversen Dealern, aber das war immer noch besser als nichts. Ich hatte schon schlimmeres überstanden und immerhin hatte mir dieses lockere Netzwerk, so kümmerlich es auch auf den ersten Blick erschien, bereits einen Arbeitsplatz eingebracht, etwas, dass nun einmal unbestreitbar zum Überleben nötig war.
Es würde mir zumindest die nötige Ruhe geben genug Ressourcen anzusammeln um nach meinem entlaufenen Sklaven zu suchen. Ich bezweifelte zwar, dass man nach der Zeit die ich benötigen würde um ihn ausfindig zu machen noch viel mit ihm anfangen konnte, aber mit etwas Training würde er wahrscheinlich wieder einigermaßen brauchbar sein nach einer Weile.
Ich seufzte leise. Evoes unterwürfige Anschmiegsamkeit wäre mir im Moment um einiges angenehmer gewesen als Rayens ständige Wutausbrüche, aber manchmal musste man sich eben mit dem zufrieden geben was man hatte. Zumindest für den Moment.
