Disclaimer: Drow no mine... (Gehirninvalidismus wegen zu vieler Disclaimer…)


A/N: Eigentlich sollte ich weder lesen noch schreiben noch irgendwelchen anderen Spaß haben, aber es geht einfach nicht anders... morgen früh muss ich sowieso viel zu früh aufstehen!

Nun ja danke für alle lieben Kommentare. Die Verlobte sträubte sich wie gesagt...


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Ankunft

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Erst am Morgen fällt mir wieder ein, dass ich mich eigentlich um ein Bad kümmern wollte. Diese Gelegenheit habe ich wohl eindeutig verpasst. Bleibt mir also auch heute nichts anderes übrig als ausgiebig Gebrauch vom regelmäßig nachgefüllten Wasser im bereitstehenden Krug zu machen. Auf ein Frühstück verzichte ich, da mir der Gedanke an Gesellschaft oder eine Begegnung mit Vetesh jeglichen Appetit verdirbt. Stattdessen begebe ich mich mit leicht mulmigem Gefühl zu Lenwes Räumen.

Ob dieser Krieg bald vorbei sein wird, nun da eine der beiden menschlichen Städte zum größten Teil abgebrannt ist? So weit ich gestern beim Essen aus den Fetzen geflüsterter Gerüchte entnehmen konnte, haben sich zumindest die Drow in absolut typisch gewissenloser Eigennützigkeit aus dem Konflikt zurückgezogen und ihre gefährlich geschwächten Alliierten sich selbst überlassen. Es würde mich nicht überraschen wenn sie nun einen anderen Weg fänden, mit der siegreichen Stadt trotz allem den zuvor bestehenden Handel fortzusetzen. Wie Katzen scheinen die meisten von ihnen immer auf die Füße zu fallen. Ob das auch für meinen Herrn gilt? Sucht er inzwischen wirklich nach mir oder ist er noch auf der Flucht?

Die Enttäuschung, die in unwillkürlich mir aufsteigt als ich daran denke, dass er es vielleicht nicht tut ist genau so irrational wie meine Sehnsucht nach ihm. Würde ich wirklich unbedingt zu ihm zurück wollen gäbe es durchaus Dinge die ich tun könnte um den Prozess zu beschleunigen. Ärgerlich über mein eigenes widersprüchliches Verhalten versuche ich mir wieder einmal klar zu machen, dass ich mich geistig von ihm lösen muss. Leider ist es ein weiter Weg von dieser Erkenntnis zur wirklichen Umsetzung, wie weit, dass wird mir erst allmählich klar. Während ich wieder und wieder dabei versage.

Für den Moment steht mir allerdings erst einmal etwas ganz anderes bevor. Ich werde Vetesh gleich gegenübertreten müssen und habe nicht die geringste Ahnung wie er nach meinem gestrigen Ausrutscher reagieren wird. Ich kann nur hoffen, dass seine Reaktionen nicht allzu offensichtlich sind, denn falls Lenwe herausfindet was ich getan habe, kann ich mich wahrscheinlich auf eine recht unangenehme Strafpredigt gefasst machen. Viel zu spät geht mir auf, dass es klug gewesen wäre zuerst mit Vetesh zu sprechen, eine Chance die ich jetzt vertan habe. Woher habe ich nur dieses unglückselige Talent mich jederzeit in Schwierigkeiten zu bringen?

Vielleicht habe ich aber doch Glück, denn gerade als ich nur noch wenige Schritte von Lenwes Tür entfernt bin, kommt auch Vetesh aus der entgegengesetzten Richtung herangehetzt.

„Ah gut!" Keucht er außer Atem als er mich erblickt. „Dann bin ich nicht der Einzige der zu spät ist! Ich wollte dich noch abholen, aber es war keine Zeit mehr."

Zu spät! Der Schock den seine Worte in mir hervorrufen überlagert für eine Sekunde alles andere. Meister Shenjal hat es gehasst wenn ich, aus welchen Gründen auch immer, irgendwo zu spät eintraf. Eine Eigenschaft die schnell dazu geführt hat, dass ich regelmäßig auf ihn warten musste, aber wenigstens nicht bestraft wurde. Erstarrt vor lauter Schreck wie ich bin, verpasse ich den richtigen Augenblick den anderen Lehrling zur Rede zu stellen bevor er auch schon hektisch anklopft, seine Aufmerksamkeit gerade nicht auf solch triviale Dinge gerichtet wie einen gestohlenen Kuss.

Als hätte er nur darauf gewartet öffnet Lenwe gleich darauf und ist mit der knappen Aufforderung ihm zu folgen auch sofort an uns vorbeigerauscht, eilt mit großen Schritten den Gang hinunter.

„Das nächste mal achtet bitte auf Pünktlichkeit," ermahnt er uns streng, sobald wir endlich aufgeholt haben. „Ich hege nicht den Wunsch wegen euch zu spät zum Empfang zu erscheinen und einen schlechten Eindruck zu hinterlassen. Wir haben noch viel zu tun bevor Lady Sharya eintrifft."

Ich kann seinen Ton nicht ganz einordnen, habe aber den Eindruck dass er gereizt ist und in Gedanken bereits an einem ganz anderen Ort, dort wo wir eigentlich längst sein sollten um unsere Aufgaben zu erfüllen. Die unwillkürliche Anspannung in Erwartung von Strafe ist bereits so sehr Teil von mir geworden, dass ich sie kaum noch bewusst wahrnehme.

Den Rest des Morgens verbringen wir damit hin und her zu eilen um Botschaften zu transportieren oder auch mit dem Versuch ungeahnt widerspenstige Dekoration aus frischen Efeu und anderem Grün im ganzen Haus zu verteilen. Der ganze Aufwand erscheint mir leicht übertrieben, aber möglicherweise hat Ethins Vater ja das Bedürfnis auf diese Weise die voraussichtlich äußerst unangenehme Verhaltensweise seines Sohnes etwas aufzufangen. Eine etwas hilflose Geste, die nur allzu deutlich macht, wie wenig sie mit ihrem zurückgekehrten Sohn anzufangen wissen.

Gerade als ich etwas freie Zeit habe und sie nutzen will um nach Vetesh zu fahnden, damit ich endlich herausfinde welche Spuren mein kleiner Kontrollverlust bei ihm hinterlassen hat, teilt mir einer der Diener mit, dass Meister Lenwe im Westflügel sei und mich so bald wie möglich zu sehen wünsche. Mit dem Beginn leichter Unruhe im Nacken begebe ich mich daraufhin auf den Weg zu ihm.

Diese Unruhe wandelt sich augenblicklich zu dem flauen Gefühl beginnender Panik als ich ihn endlich gefunden habe, denn dieser scharfe, prüfende Blick den er mir zuwirft kann eigentlich nur eins bedeuten. Er weiß es! Aber woher?

„Komm." Fordert er mich kühl auf und begibt sich tiefer in die offenbar weniger genutzten Teile des Hauses, denn auf einmal nimmt die hektische Aktivität um uns herum ab, bis wir schließlich allein einen stillen, fast kahlen Flur entlang eilen. Was hat er bloß vor? Ich wage es nicht ihn danach zu fragen, sondern folge stumm seinen langen Schritten. Fast befürchte ich schon in plötzlicher, irrationaler Angst er will mich einsperren als wir auf eine Tür zusteuern neben der ganz offensichtlich ein Wächter postiert ist, aber zu meiner Überraschung führt Lenwe mich stattdessen daran vorbei, in den direkt daneben angrenzenden Raum.

Ich bin keineswegs beruhigt als er einen geräuschdämpfenden Zauber über die Tür legt kaum dass ich sie hinter mir geschlossen habe, aber ich habe auch gelernt jedwede Strafe hinzunehmen ohne zu protestieren und so bleibe ich lediglich abwartend stehen als er sich mir wieder zuwendet, die Miene nun offen ärgerlich.

„Gestern bin ich von drei verschiedenen Personen angesprochen worden, die dich mit, wie sie sagten, seltsamem Gesichtsausdruck, durch das Haus haben laufen sehen. Dann bist du weder in der Bibliothek noch zum Abendessen erschienen und ich machte mir Sorgen als ich bei meiner nächtlichen Rückkehr davon erfuhr. Als ich heute deinen Mitlehrling fragte was geschehen sein könnte erzählt er mir du hättest dich nicht wohl gefühlt, wird dabei aber auf der Stelle so rot dass ich ihm kaum glauben kann, da er ganz offensichtlich lügt."

Seine Züge verhärten sich als er fragt: „Was hast du getan dass ihn so durcheinander bringt Evoe?"

Einen Augenblick lang verschlägt es mir die Sprache. Am liebsten würde ich ebenfalls lügen und sagen es wäre gar nichts geschehen, aber mir ist bewusst, dass Lenwe mich durchschauen würde wie eine Glasscheibe.

„Ich habe ihn geküsst Herr." Erkläre ich und balle dabei die Fäuste um mich davon abzuhalten angstvoll zurückzuweichen als er daraufhin ein wütendes Zischen von sich gibt. So schnell dass es unheimlich ist hat er sich jedoch wieder beruhigt und gibt nur ein knappes, beängstigend ruhiges: „Schau gut hin was ich dir jetzt zeige," von sich, bevor er eine komplizierte Geste in Richtung der Wand die an das bewachte Zimmer grenzt vollführt. Mit schmalen Augen bedeutet er mir näher zu treten und auf die nun durchsichtige Mauer zu blicken.

Der folgende Anblick wirkt auf mich ungefähr so, wie ein großer Eimer Eiswasser. Die spärliche Zahl an Möbeln, die noch verblieben ist, liegt in einem Bild der Verwüstung überall ausgebreitet und es sieht aus als sei ein wilder Troll durch den ganzen Raum getobt. Inmitten dieser trostlosen Trümmer hockt Tisraen zusammengekrümmt auf dem Boden und wiegt sich langsam vor und zurück. Arme die völlig zerkratzt sind und voller blauer Flecken, schlingen sich fest um seine Knie. Die wirren Haare hängen ihm wild vor dem Gesicht und verdecken mir die Sicht darauf, aber ich erinnere mich noch zu gut an die wahnsinnige Verzweiflung in seinem Blick als er auf mich losging um den Ausdruck jemals wieder zu vergessen.

Spätestens jetzt verliere ich jede Hoffnung ihn irgendwann einmal wieder so zu erleben wie er früher war. Wahrscheinlicher ist, dass er bald jeden Lebenswillen verliert und dann einfach dahinsiechen wird bis er stirbt. Die Drohung ist so klar und deutlich als hätte Lenwe mir ins Gesicht geschlagen und obwohl er mich weder berührt oder auch nur angeschrieen hat wird mir beinahe schwindelig vor Angst. Mein spontaner, unsicherer Schritt rückwärts wird gestoppt, durch den unüberwindlichen Körper meines Meisters hinter mir und seinen starken Arm, der sich nun doch um meine Schultern legt, locker genug als das ich ihn augenblicklich abschütteln könnte, sollte ich das wagen, aber das tue ich nicht.

„Niemand berührt dich," flüstert er mir ins Ohr, leise aber mit unüberhörbarer Härte. „Niemand außer mir."

„Niemand außer euch Herr," wiederhole ich heiser vor Furcht, den Blick noch immer auf die hoffnungslose, kauernde Gestalt Tiraens gerichtet. Etwas anderes zu sagen wäre tödlich, das weiß ich. In dem Versuch meine Lüge zu vertuschen lasse ich es zu, dass genau diese Furcht durch die regungslose Maske bricht, hinter der sich sonst meine Gefühle verbergen, während gleichzeitig meine Gedanken rasen. Was tue ich nur mit Ethin? Ich kann mir nicht vorstellen dass es nicht auffallen wird. Alle vier Tage! Was mache ich bloß?

„Es tut mir leid Herr."

Die wimmernden Worte entschlüpfen mir wie von selbst. Die obligatorische Reue, die ich zeigen muss, selbst wenn die Gründe dahinter andere sind als sie sein sollten.

„Wir werden sehen wie leid es dir tut," bemerkt Lenwe kalt und löst sich wieder von mir. Frei aber doch nicht frei. „Geh und hilf weiter bei den Vorbereitungen."

„Sofort Herr."

Mit gesenktem Kopf entferne ich mich, froh ihm nicht in die Augen blicken zu müssen und vielleicht doch noch mein Geheimnis zu verraten.

Nichts hat sich geändert, denke ich bitter während ich zurückeile zu der geschäftigen Betriebsamkeit im anderen Teil des Hauses. Nach wie vor bin ich Besitz mit dem man verfahren kann wie es einem beliebt. Wieso hatte ich mir nur eingebildet das würde sich ändern bloß weil ein unwissender Junge nett zu mir war? Ich möchte laut aufschreien vor lauter Machtlosigkeit, aber ich darf nicht.

Bei Meister Shenjal war meine Position wenigstens für alle Welt klar zu erkennen, aber hier... diese Heimlichkeit und das Versteckspielen geben mir mehr denn je das Gefühl in einem Käfig gefangen zu sein, nur dass ihn diesmal niemand außer mir sehen kann. Gefangen auf halbem Wege zurück zu einem normalen Leben. Im Augenblick ist diese Erkenntnis etwas, dass eine ohnmächtige Wut in mir weckt an der ich fast zu ersticken glaube.

Ich will nicht, scheint alles in mir zu schreien. Ich will selbst entscheiden wann ich mich wem unterwerfe! Erstaunt bleibe ich bei diesem Gedanken stehen, denn das ist es was mir die ganze Zeit gefehlt hat, das Puzzleteil das ich noch brauchte. Überhaupt zu erkennen, zu wissen was ich will ist sonderbar befreiend, selbst wenn ich damit meiner Freiheit kein Stückchen näher bin hilft es doch ein Ziel zu haben an dem ich mich orientieren kann. Es ist nicht der Akt der Unterwerfung an sich sondern die Tatsache, dass ich dazu gezwungen bin mich zu beugen, ob es mir recht ist oder nicht. Ich will die Macht für mich selbst zu entscheiden für wen und wie lange ich auf die Knie falle und gehorche.

Allerdings bedeutet dieses Wollen auch dass ich nicht hier bleiben kann. Bei Lenwe. Es bedeutet, dass ich Ethin helfen muss die Sache mit unseren Meistern zum Abschluss zu bringen, denn sobald ich mich aus dem Schutz des Hauses Sestrainie entferne wird Meister Shenjal mich finden, da bin ich mehr als sicher. Auch wenn ich ihn vermisse, so möchte ich doch nicht zu der alten Situation zurückkehren, soviel ist mir gerade klar geworden. Aber was wäre wenn die Situation anders aussähe? Wenn ich bei ihm sein und dennoch meine Freiheit bewahren könnte?

Die folgenden Stunden verbringe ich mit derart angestrengtem nachdenken, dass ich hinterher nicht einmal genau sagen kann was ich getan habe während sich in meinem Kopf Pläne und Möglichkeiten überschlagen, verworfen werden und in anderer Form wieder auftauchen. Am Ende ist mir eins klar. Ich muss mit Ethin sprechen, denn alleine werde ich niemals alles verwirklichen können. Aber einen ersten Ansatz habe ich gefunden und das ist alles was ich brauche um so lange hier durchzuhalten wie es nötig ist. Ich werde gehen. Wohin das weiß ich noch nicht, aber ich werde dieses Haus verlassen. Die Tatsache, dass dies ganz allein meine eigene Entscheidung ist, macht mich umso entschlossener sie auch zu verwirklichen. Vielleicht ist es noch nicht zu spät doch noch die Kontrolle über mein Leben zu gewinnen und endlich meinen wirklichen Platz zu finden.

Die einzige Schwierigkeit an all diesen Ansätzen und Planungen ist, dass Ethin zur Zeit leider ganz andere Sorgen hat als sich irgendwo mit mir in eine Ecke zurückzuziehen und zu Beraten. Ich werde warten müssen. Oder ich kann bereits ein wenig Vorarbeit leisten, geht mir auf, als ich Elavelynral von weitem sehe, wie er sich aus einem Pulk aufgeregt gestikulierender Diener löst und in Richtung des Westflügels strebt. Jetzt da ich weiß wer sich dort befindet kann ich mir denken wohin er gehen wird. Und es ist ganz in meinem Sinne, denn gerade Tisraen ist es der bei ihm am ehesten als Druckmittel fungieren kann. Schließlich hat er bereits offenbart dass er sich schuldig fühlt an dessen Zustand.

Ob ich ihn so weit bringen könnte das er sich Meister Geryn freiwillig ausliefert? Es wäre zwar äußerst schwierig und delikat, aber gleichzeitig auch ein Umstand der vieles sehr erleichtern würde. Tisraen selbst war schließlich auch wahnsinnig genug um es zu tun.

Entschlossen es zu versuchen folge ich dem Kommandanten bis kurz vor die Tür. Erst einige Meter davon entfernt bemerkt er mich überhaupt. Nicht dass das schlecht wäre, denn er sieht keineswegs glücklich aus über meine Gegenwart.

„Kommandant!" Rufe ich aus, bevor er mich wegschicken kann. „Es tut mir leid euch zu stören aber ich...," eine kunstvolle Pause, „ich wollte nur sagen," er schaut mir misstrauisch entgegen, „es tut mir leid Kommandant."

„Was?"

Unwillig wendet er sich mir nun doch zu, seine eigentliche Aufmerksamkeit bereits bei der Person hinter der bewachten Tür.

„Was tut dir leid?"

„Das ich... das alles so gekommen ist. Ich hätte euch eine glücklichere Wiedervereinigung eurer Familie gewünscht nachdem sich Tisraen so selbstlos dafür geopfert und so schrecklich gelitten hat."

Er starrt mich einige Zeit sehr seltsam an, während Selbstvorwürfe, Verzweiflung und Anklage sich in seinem Blick vermischen zu einer undefinierbaren Mischung.

„Wieso?" Fragt er schließlich langsam, unter den neugierig gespitzten Ohren der Wache neben uns. "Wieso ist er so? Weder du noch mein Bruder hatten einen ähnlichen Zusammenbruch. Wieso gerade Tisraen?"

Die wieder aufkeimende Wut über diese scheinbare Ungerechtigkeit ist deutlich aus seinen Worten herauszuhören. Ich denke dabei allerdings an den gestrigen Abend und die seltsame Abhängigkeit, die Ethin und mich nun zu verbinden scheint. Was wäre wohl geschehen wenn er nicht da gewesen wäre oder ich nicht zur Verfügung gestanden hätte? Wir beide könnten uns ebenso leicht dort hinter Schloss und Riegel befinden.

„Ich hätte ihn niemals gehen lassen sollen!"

Emotionen entladen sich als Elavelynral unvermittelt die Fäuste ballt und hart gegen die Wand schlägt. Diesmal zucke ich nicht mehr zusammen, denn ich weiß dass diese Wut mehr gegen ihn selbst als gegen mich gerichtet ist und genau das hoffe ich ausnutzen zu können. Die Ethik eines solchen Vorhabens stelle ich schon gar nicht mehr in Frage, in meiner jetzigen Sicht von Moral ist es seine eigene Schuld wenn er unvorsichtig genug ist sich von mir manipulieren zu lassen. Es ist nötig um meine eigene Freiheit zu sichern und schließlich hat auch niemand jemals auf mich Rücksicht genommen. Wenn ich etwas will, dann muss ich es mir selber nehmen, soviel habe ich im letzten Jahr gelernt.

„Macht euch keine Vorwürfe über Dinge die längst geschehen sind Kommandant." Bitte ich ihn sanft. „Ihr habt ihn gehen lassen und nun ist es nicht mehr zu ändern."

Scheinbar mitfühlend sind dies doch genau die Worte die ihn weiter in seine Verzweiflung treiben werden. Er soll sich Vorwürfe machen. Je mehr desto besser, denn dann wird er umso empfänglicher sein für den Vorschlag der Sühne.

„Es schmerzt mich euch so zu sehen, nachdem ihr mir gegenüber nur selbstlos gehandelt und mein eigenes Leben gerettet habt indem ihr euch in Gefahr brachtet."

Er wirkt ein wenig ungläubig, aber das ist zu erwarten gewesen nach meinen bisherigen Reaktionen ihm gegenüber.

„Ich mag es bisher nicht gewürdigt haben, da ich noch zu sehr unter dem Einfluss meines Herren stand, aber mittlerweile ist das anders, denn ich bedaure meine anfängliche Unhöflichkeit und ich bin euch sehr dankbar für die Befreiung aus seiner grausamen Herrschaft. Wenn ich euch irgendwie helfen kann, dann wäre es mir eine Ehre."

Unsicher schaue ich zu Boden. Hoffentlich war das nicht zuviel des Guten! Wenn er nun das Gefühl bekommt ich machte mich lustig über ihn dann wird das meinem Plan gar nicht förderlich sein. Aber nein, er scheint sogar bewegt und schluckt sichtlich.

„Ich danke dir für deine Anteilnahme," flüstert er und atmet tief durch um sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Bitte entschuldige mich."

„Natürlich Kommandant."

Mit einem respektvollen Nicken trete ich zurück und lasse ihm seine Ruhe. Mehr wird es fürs erste auch nicht brauchen. Soll er sich mit dem grausamen Anblick des leidenden Tisraen quälen so lange er möchte.

In Überlegungen versunken wie ich am besten unauffällig an Ethin herankomme mache ich mich auf den Rückweg um nicht durch allzu lange Abwesenheit Lenwe noch mehr zu verärgern, denn ich kann es mir keinesfalls leisten ihn jetzt zu misstrauisch zu machen. Der Rest des Tages verfliegt in letzten Vorbereitungen und schließlich finde ich auch endlich heraus, dass ich für ein Bad die Diener bitten muss mir heißes Wasser zu bringen oder mich wie alle anderen auch in das große Waschhaus zu begeben habe.

Da ich kaum erwarten kann dass mir neben all den anderen Dingen die zu tun sind auch noch jemand Wasser hinterher trägt, nehme ich mir vor, eben diesem Waschhaus später einen ausgiebigen Besuch abzustatten. Die Entspannung werde ich wahrscheinlich auch brauchen nachdem ich das für den heutigen Abend geplante Bankett durchgestanden habe. Auch wenn erst wenige Tage seit dem spontanen Fest zu Ethins Rückkehr vergangen sind scheint es niemand erwarten zu können endlich wieder mit dem feiern anzufangen. Angeblich soll sogar getanzt werden, etwas vor dem mir graut, weil es Erinnerungen an andere Tänze weckt die ich vollführen musste. Ich kann nur hoffen, dass ich eine Möglichkeit finden werde mich vorher heimlich davonzustehlen.

Irgendwann gegen Nachmittag streben wie auf ein stilles Kommando hin auf einmal alle in Richtung Hof. Aufgeregtes Getuschel bricht aus, dem ich entnehme, dass die Lady und ihre Begleitung jeden Augenblick eintreffen werden. Neugierig auf Ethins Reaktion lasse ich mich vom generellen Strom mittreiben und ergattere schließlich einen Platz unter dem überhängenden Dach, von dem aus ich eine relativ gute Sicht auf die Stelle habe, wo er sich bereits samt Familie und deren Beratern aufgebaut hat.

Keiner in der kleinen Gruppe ist wirklich entspannt, auch wenn sie sich alle beinahe krampfhaft diesen Anschein zu geben versuchen. Und ironischerweise ist es wieder einmal Ethin selbst der den unbewegtesten Eindruck erweckt, mit verschlossenem Gesicht und typisch aufmerksamer Haltung, scheinbar gelassen, aber bereit beim kleinsten Anzeichen von Gefahr zurückzuzucken. Selbst Lenwe schaut sich fortwährend mit leichter Nervosität im Blick um als glaube er Lady Sharya würde plötzlich vom Himmel fallen, statt wie ein gewöhnlicher Reisender durch das Tor geritten zu kommen.

Er kann jedoch beruhigt sein, denn schon bald kann man in einiger Entfernung leise das fröhliche Klingeln von Glöckchen vernehmen, mit denen das Geschirr der Pferde verziert sein muss, die unsere Gäste reiten. Um mich herum brechen daraufhin wilde Spekulationen aus über das was nun geschehen mag. Natürlich wissen alle Mitglieder des Haushaltes, dass die Situation keine einfache ist. Gerüchte verbreiten sich hier in Windeseile und so ist bereits jeder der Meinung ausführlich über den desolaten Geisteszustand des verlorenen Sohns informiert zu sein. Ich möchte gar nicht wissen welche Geschichten wohl über mich selbst im Umlauf sein mögen.

Schließlich, nach einer unendlich lang erscheinenden Zeit des Wartens erreicht die Gruppe der Neuankömmlinge schließlich den Eingang zum Hof, woraufhin spontaner Jubel ausbricht und gleichzeitig die Spannung sprunghaft anzusteigen scheint. Sharya ist, trotz meiner Unkenntnis ihrer Person, selbst für mich schon auf den ersten Blick leicht zu erkennen. Sie sticht mit einer voluminösen Kupferroten Haarmähne unverkennbar zwischen den acht blonden Kriegern heraus, die sie begleiten und einen schützenden Kreis um sie gebildet haben, der jedoch aufbricht kaum dass sie das Tor passieren. Ihre Koordination ist bewundernswert denke ich, doch fast sofort ist meine Aufmerksamkeit abgelenkt, denn sobald sie auf die versammelte Familie Sestrainie zustrebt wendet sich Ethin ohne jegliche Vorwarnung um und flüchtet durch die überraschte Menge hindurch in Richtung Haus.

Ihre Selbstbeherrschung beeindruckt mich, denn Lady Sharya schafft es trotz der resultierenden Aufregung ihren Weg in vollendeter Fassung, mit nur der winzigsten Andeutung eines Stockens fortzusetzen und sogar eine angemessene Begrüßung vorzubringen. Nach und nach setzen auch Freudenrufe und Jubel wieder ein, wenn auch mit einem unüberhörbar peinlich berührtem Unterton. Zumindest nach Außen hin scheint die Situation vorerst gerettet.

Ich verliere schnell das Interesse an den nun folgenden obligatorischen Begrüßungsreden und respektvollen Verbeugungen. Stattdessen fange ich an über Ethins Verhalten nachzugrübeln. Wenn seine normalerweise eiserne Selbstbeherrschung derart zusammenbricht muss er wirklich verzweifelt sein. Aber warum genau bringt ihn diese Frau nur so aus der Fassung? Hat er Angst vor ihr oder schämt er sich am Ende gar für dass was seine Vergangenheit aus ihm gemacht hat? In seinem Fall eine, wie ich finde, mehr als ungewöhnliche Regung.

Ich bin mir nicht ganz sicher ob von Vetesh und mir als Lenwes Lehrlingen erwartet wird später bei ihm zu sitzen, daher beginne ich nach dem braunhaarigen Elfen Ausschau zu halten als irgendwann die Gruppe der Besucher im Hausverschwunden ist und die Versammelten Leute wieder auseinanderdriften um sich ihren letzten hastigen Vorbereitungen zuwenden. Die Idee mit ihm über das gestrige Vorkommnis zu reden behagt mir zwar nach Lenwes Drohung keinesfalls, aber letztendlich werde ich das ganze wohl früher oder später auf irgendeine Weise klären müssen.

Als ich Vetesh endlich finde bleibt mir glücklicherweise eine Aussprache erspart, denn er befindet sich in Begleitung seiner Schwester. Nun ja, sehr schrecklich kann er es ohnehin nicht gefunden haben, geht mir im Nachhinein auf als die beiden mich lächelnd heranwinken, wenn er sogar Lenwe für mich anlügt...

Zusammen mit den beiden verbringe ich die wenigen Stunden, die bis zum Bankett noch bleiben, damit in aller Eile die letzten Girlanden zu flechten, die heute den Tanzsaal schmücken sollen, eine Aufgabe zu der so ziemlich jeder abkommandiert wird, der auch nur den leichtesten Anschein macht gerade nichts anderes zu tun zu haben. Ich gehe, einige Schritte von Vetesh entfernt, unzufrieden meiner Tätigkeit nach und habe noch immer nicht vor später zum Tanzen zu bleiben, besonders nicht nachdem ich mir an den Rosen alle Finger zersteche, während ich sie mehr schlecht als recht in das übrige dekorative Grün einfüge. Da war es ja angenehmer für Meister Shenjal staubige Regale zu putzen.

Diese Tortur nimmt uns bis kurz vor dem Beginn des ersten Ganges in Anspruch, so dass wir schließlich leicht außer Atem in dem großen Saal eintreffen, wo bereits der Großteil aller Anwesenden Platz genommen hat. Ich bin leicht irritiert wegen dieser knappen Zeitplanung, aber wenigstens erspart mir dieser Umstand ein längeres Warten unter den neugierigen Blicken der neuen Gäste. Unsicher folge ich meinem Mitlehrling, der sich zielsicher etwa zehn Schritt von unserem Meister entfernt auf einen von zwei freien Stühlen setzt. Da niemand protestiert sobald ich neben ihm Platz nehme, schätze ich, dass diese Entscheidung wohl die einzig richtige war.

Kaum lasse ich jedoch vorsichtig meinen Blick über die Lady Sharya und ihre Begleiter schweifen ereilt mich ein kleiner Schock. Bei ihrer Ankunft war es mir auf Grund der großen Distanz zwischen uns entgangen, aber hier, nur ein paar Schritte entfernt, kann ich deutlich erkennen, dass ihre Augen den gleichen ungewöhnlichen Bernsteinton aufweisen wie die meinen. Das Gefühl der schlechten Vorahnung, welches mich daraufhin überkommt lässt sich nur unvollkommen wieder abschütteln, so sehr ich es auch versuche.

Ethin ist nirgendwo zu sehen. Nicht das mich dieser Umstand überrascht, aber nachdem Sharya nun beginnt wiederholt zu mir hinüber zu schauen und dem plötzlichen, neuen Interesse an meiner Person nach zu urteilen, ganz offensichtlich gerade von ihrem Sitznachbarn über meine Herkunft aufgeklärt wird, wünsche ich mir sehr seinem Beispiel zu folgen. Besonders nachdem sie mir auch in der folgenden Stunde immer wieder kurze, nachdenkliche Blicke zuwirft. Ich kann mir nur zu gut denken was ihr gerade durch den Kopf geht! Aber da hat sie sich den Falschen ausgesucht, denn ich hege nicht die geringste Absicht mit irgendwem über Ethin zu sprechen und schon gar nicht mit ihr.

Stur starre ich schließlich auf meinen Teller hinab und ignoriere die besorgten Seitenblicke von Vetesh. Nach einer Weile des unruhigen Herumrührens in delikaten Speisen wandelt sich langsam ein großer Teil meines Unbehagens in Wut um. Hauptsächlich auf mich selbst, weil ich mich von den Umständen derart einschüchtern lasse. Kurz bevor das Dessert für beendet erklärt wird verschwinde ich unter dem Vorwand austreten zu müssen, auch wenn es mir um den Rest des wirklich köstlichen Karamellpuddings mit der hauchdünnen Kruste herzlich Leid tut. Aber so wunderbar er auch schmecken mag, die Gefahr einer Verpflichtung zur Konversation über Ethin oder meine jüngste Vergangenheit will ich dafür bestimmt nicht auf mich nehmen.

Nachdem ich endlich sicher aus der näheren Umgebung der Festhalle entkommen bin und noch schnell einen Kamm aus meinem Zimmer geholt habe, schlage ich den Weg zum Badehaus ein. Da wird in diesem Augenblick doch wohl kaum jemand sein der es nicht unbedingt muss. Die beste Gelegenheit also die ich in nächster Zeit bekommen werde um ungestört ein Bad zu nehmen. Leider erklingen Schritte hinter mir noch bevor ich überhaupt dort angelangt bin. Ich gehe ein wenig schneller, in der schwachen Hoffnung dass sie nichts mit mir zu tun haben, höre jedoch mit wachsendem Unwillen, dass die Person hinter mir ebenfalls schneller wird. Ich habe nicht die geringste Lust mit jemandem zu reden. Wer auch immer es sein mag der mir gerade folgt, ich wäre sehr viel glücklicher wenn er mich in Ruhe lassen würde.

Einen Fluch unterdrückend hefte ich meinen Blick auf die Tür, die jetzt nur noch ein paar Schritte entfernt ist und mache dass ich weiterkomme. Hastig quetsche ich mich hindurch, öffne sie nur so weit wie es gerade nötig ist damit ich hineinkomme und schaue mich um. Leider stehe ich in einem relativ weitläufigen, offen gestalteten Vorraum, der wohl dazu gedacht ist seine Sachen in den großzügig bemessenen, hölzernen Regalen unterzubringen, die die Wände säumen. Keine Möglichkeit mich auf die Schnelle zu verbergen offenbart sich meinen suchenden Augen.

Entschlossen endlich meine Ruhe zu haben gebe ich jeden Vorwand auf und renne, noch völlig angezogen, samt Schuhen und allem, auf den Vorhang am anderen Ende des Raumes zu. Dahinter empfängt mich die Aussicht auf ein Becken von den Ausmaßen eines kleinen Teichs. Eine Größe, die eigentlich gar nicht so ungewöhnlich ist, wenn man die Anzahl der Leute bedenkt, die in diesem Haushalt leben, die mich aber dennoch für einen Augenblick überrascht stocken lässt. Aufgrund des schwachen Hauchs von Magie, den ich wahrnehmen kann vermute ich, dass das leicht dampfende Wasser nicht nur auf diese Weise beheizt, sondern wahrscheinlich auch sauber gehalten wird. Zierliche Bänke am Rand des sauber gefliesten Beckens bieten eine praktische Ablage für Handtücher. Ein paar frische sind sogar noch da wie es scheint und liegen dort wie bestellt bereit. Gut für mich, denn ich habe völlig vergessen mein eigenes mitzubringen.

Hinter mir ertönt das Geräusch der Eingangstür, die gerade zufällt.

Augenblicklich bin ich geistig wieder ganz zurück in der Gegenwart. Die näher kommenden Schritte sagen mir deutlich, dass ich keine Zeit mehr habe einen ausgefeilten Plan zu formulieren und so tue ich das erste was mir einfällt. Ich beginne meine Kleidung abzulegen. Wer immer dort auch ist soll zumindest sehen, dass ich gerade mit anderen Dingen beschäftigt bin. Besonders weit komme ich allerdings nicht. Meine Schuhe stehen unter einer der Bänke und die ersten Knöpfe meines Hemdes öffnen sich unter meinen geübten Fingern, da schiebt sich ein hellhaariger Kopf durch den Vorhang.

Der Funke des Wiedererkennens in den dunkelgrünen Augen lässt mich der Tatsache sicher sein, dass dieser Krieger, den ich als Mitglied von Sharyas Begleittrupp identifiziere, nach mir persönlich gesucht hat. Schickt sie mir also schon jetzt ihre Laufburschen hinterher? Ethin muss ihr wichtiger sein als ich angenommen hatte. Natürlich ist es taktisch recht klug von ihr, auf eine unauffällige Weise an mich heranzutreten und die ganze Angelegenheit diskret zu halten, aber allein dass sie offensichtlich wie selbstverständlich annimmt ich würde bereit sein ihr zu helfen ärgert mich. Das ist auch der Grund aus dem ich lediglich mit möglichst arroganter Miene eine schmale Braue hebe und dem anderen abwartend entgegenschaue. Der scheint ein anderes Benehmen erwartet zu haben, denn er räuspert sich unsicher und sagt dann steif: „Bitte verzeiht die Störung, aber Lady Sharya schickt mich, sie möchte euch um ein privates Gespräch zu bitten."

„Nein." Entgegne ich gelassener als ich es eigentlich bin und öffne unter seinem verdatterten Blick den nächsten Knopf. Wie ich ihn da so überrumpelt stehen sehe, überkommt mich auf einmal der heftige Drang zu lachen. Vielleicht ist es ja das was Meister Shenjal so daran reizt andere fortwährend zu provozieren. Es ist jedenfalls erstaunlich angenehm zur Abwechslung auch einmal der Überlegene zu sein.

„Wünscht ihr sonst noch etwas?" Erkundige ich mich milde, als er für einige Sekunden nichts tut außer mich verblüfft anzustarren. Der letzte Knopf meines Hemdes ist geöffnet. Elegant lasse ich es zu Boden gleiten. Vielleicht merkt er nun endlich, dass er hier nicht erwünscht ist.

Der plötzliche Anblick meines entblößten Oberkörpers scheint Sharyas Boten wirklich aus seinem Schockzustand zu reißen, aber leider nicht genug als dass er ginge. Stattdessen folgen in sehr kurzem Abstand ein großäugiger Blick über all die enthüllte Haut, ein schnelles, dezentes Erröten auf seinen hohen Wangenknochen und die beinahe schon anklagende Frage: „Aber wieso nicht?"

Am liebsten würde ich ihn nun anzischen er solle gefälligst gehen, aber ich glaube kaum dass er auf eine solch direkte Aufforderung eingehen würde. Offenbar muss ich ihn irgendwie anders loswerden. Leicht berauscht von dem ungewöhnlichen Gefühl der Überlegenheit, das sich in mir ausgebreitet hat, lasse ich mich dazu hinreißen einige Schritte auf ihn zu zu machen, bis der Abstand zwischen uns kaum noch eine Handbreit beträgt. Er wirkt auf einmal angespannt angesichts dieser unvermittelten Nähe.

„Ich mische mich nicht in Ethins Angelegenheiten." Raune ich ihm leise zu, bewusst einen samtigen Ton wählend, der knapp an der Grenze zur Anzüglichkeit liegt. Vielleicht lässt er sich auf diese Weise einschüchtern. Auch wenn ich ihm kaum bis zur Nasenspitze reiche wird er sich wahrscheinlich bedrängt fühlen durch die unerwartete Nähe. Seine folgenden Reaktionen sind zumindest recht vielversprechend, denn sobald er seine Aufmerksamkeit von dem gerundeten Schatten in der Kurve meines Schlüsselbeins losgerissen hat macht er einen hastigen Schritt rückwärts.

„D... ich... entschuldigt mich." Murmelt er verstört und flieht dann geschlagen aus dem Bad. Ein Krieger, der mindestens doppelt so alt ist wie ich und mindestens dreimal so viele lebensgefährliche Kämpfe ausgestanden hat.

Endlich, denke ich nur zufrieden und verharre dort eine kleine Weile um diesen überraschenden Triumph auszukosten. Das leise Prickeln der Euphorie noch im Blut, streife ich nun auch die Hose ab und begebe mich in das angenehm warme Wasser. Das selbstzufriedene Grinsen, das auf meinem Gesicht Stellung bezogen hat, hält noch eine ganze Weile an. Zumindest für die nächsten paar Stunden kann ich es mir gönnen die Konsequenzen meiner Dreistigkeit ganz und gar zu ignorieren. Egal was Lenwe oder Ethin dazu sagen mögen, dieser Augenblick gehört ganz allein mir.