2. Die Ankunft
Snape saß in seinem Büro und korrigierte die Hausaufgaben der 7. Klässler – oder zumindest versuchte er es. Seine Gedanken schweifen immer wider ab zu seiner Mutter, die jeden Augenblick ankommen dürfte. Wie könnte er ihr Erscheinen nur verhindern? Wo könnte er sich verstecken? Sollte er Hogwarts verlassen? Gleichzeitig ärgerte er sich über sich selbst. Er stellte sich an wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hat! So schlimm würde Ihr Besuch ja wohl nicht werden. Was sie ihm wohl so dringendes zu sagen hat?
Während er noch so grübelte, klopfte es. Snape erstarrte innerlich.
„Herein." Seine Stimme war leicht beschlagen.
Die Tür öffnete sich und Dumbledore trat freundlich lächelnd ein.
„Ihr Besuch ist da, Severus." dann drehte er sich zu jemanden um, der wohl hinter ihm stand, „Kommen Sie ruhig herein."
Zögerlich trat eine kleine, zierliche Dame ein.
„Hallo Severus."
„Hallo Mutter." Snapes Stimme war noch kälter als gewöhnlich.
„Ich hoffe, wir stören Sie nicht." erkundigte Dumbledore sich besorgt.
„Naja..."
„Ich hab gerade auch nicht so viel Zeit." beruhigte er Snape.
„Sie erwähnten gerade, dass Sie seit Ihrer eigenen Schulzeit nicht mehr in Hogwarts waren, ist das richtig?" knüpfte Dumbledore an ein zuvor unterbrochenes Gespräch an.
„Ja, irgendwie hat sich nie die Gelegenheit ergeben."
„Ich muss gleich noch etwas Wichtiges erledigen. Doch was halten Sie davon, wenn ich Sie anschließend etwas im Schloss herumführe und Sie etwas in Erinnerungen schwelgen? Ich glaub, Severus hat heute noch einiges zu erledigen und daher leider nur wenig Zeit." Bot Dumbledore Mrs. Snape an.
„Ja, das wäre sehr freundlich."
„Albus, dass ist eine sehr gute Idee. Ich habe heute tatsächlich noch einiges zu tun." Snape war seine Erleichterung richtig anzuhören. So hätte er wenigstens noch ein paar Stunden Ruhe vor ihr.
Dumbledore runzelte die Stirn, anscheinend war Snape nicht allzu begeistert vom Besuch seiner Mutter. Das war wohl auch der Grund, warum er in letzter Zeit dauernd so schlecht gelaunt war. Doch er ging nicht näher darauf ein.
„Soll ich Sie dann unten in der großen Halle treffen?", erkundigte Mrs. Snape sich.
„Nein, nein. Wenn ich mit meinen Erledigungen fertig bin, werde ich Sie in Ihrem Zimmer abholen. Jetzt begrüßen Sie erst mal in aller Ruhe ihren Sohn!" mit einem Augenzwinkern verließ er den Raum.
Nachdem Dumbledore weg war, fühlte Eileen Snape sich etwas sicherer und ging freudig auf ihren Sohn zu.
„Schön Dich zu sehen, mein Sch..." sie bemerkte Snapes Blick und korrigierte sich hastig „äh – Severus."
Sie umarmte ihn herzlich. Snape tätschelte kurz ihren Rücken uns schob sie dann hastig weg.
„Wie geht es Dir?"
„Wie soll es mir schon gehen?" Snape verdrehte innerlich die Augen.
„War der Unterricht heute wieder schlimm?" fragte sie mitleidig.
„Nicht schlimmer als... sonst." Fast hätte er gesagt „Nicht schlimmer als Dein Besuch." doch dann hätte er sich wieder anhören dürfen, dass er keinen Respekt vor ihr hätte und sie sich doch nur um ihn sorge und sein Bestes wolle. Bla bla bla. Snape verdrehte innerlich wieder die Augen.
„Ach, die Kinder wissen einfach nicht zu schätzen, was für einen genialen und begabten Lehrer sie haben." Stolz lächelte sie ihn an.
„Naja….." auch wenn er nicht viel von seiner Mutter hielt, so wusste wenigstens sie seine Talente zu schätzen.
„Woran arbeitest Du denn gerade?" Interessiert schaute sie zu der offen stehenden Tür, hinter der sich Snapes Experimentierkerker befand. Gerne hätte er sich jetzt ausführlich über seinen neuen Trank ausgelassen – wenn sein Gegenüber ein fachkundiger Zaubertrankbrauer wäre, doch es war nur seine Mutter und diese hatte keinen blassen Schimmer von Zaubertränken. Leider ließ sie sich nicht mit einer halbherzigen Erklärung abspeisen sonder wollte genau wissen, was der Trank bewirkte, welche Zutaten drin waren und wie gefährlich der Trank war.
Bevor sie ihre nächste Frage stellen konnte, kam Snape ihr bevor.
„Mutter, soll ich Dir nicht gerade Dein Zimmer zeigen? Dann kannst Du schon mal in Ruhe Deine Koffer auspacken und Dich etwas frisch machen, bevor Dumbledore Dich abholt."
„Ja gerne. Außerdem hast Du ja auch noch viel zu tun. Ich hoffe, ich hab Dich nicht zu sehr aufgehalten?" fragte sie besorgt.
„Nein, natürlich nicht. Doch jetzt komm." Mit schnellen Schritten brachte er sie zu einem der Gästezimmer im ersten Stock. Zum Glück konnte er sich schnell von ihr befreien und rannte fast in sein Büro zurück. Unterwegs kollidierte er mit Ginny Weasley. Doch er war so erleichtert, seine Mutter fürs erste los geworden zu sein, dass er sich sogar bei ihr entschuldigte, bevor er weiter stürmte. Ginny war über diese Freundlichkeit so verdattert, dass sie ihm nur mit offenem Mund nachschaute. Snape war in letzter Zeit wirklich merkwürdig.
In seinem Büro angekommen sank Snape mit einem Seufzer der Erleichterung zurück in seinen Sessel. Das erste Treffen war geschafft, doch noch war sie nicht wieder weg und noch hat sie ihm nicht gesagt, was so schrecklich wichtig ist, dass es keinen Aufschub bis zu den Ferien duldet – damit stand ihm das Schlimmste erst noch bevor…
Snape gab es auf. Er konnte sich ja doch nicht mehr konzentrieren. Die restlichen Aufsätze würden bis morgen auf sein vernichtendes Urteil warten müssen. Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es auch langsam Zeit für das Abendessen wurde – auch wenn er keine Lust darauf hatte, denn dort würde er vermutlich wieder mit seiner Mutter zusammentreffen.
Schlecht gelaunt erhob sich Snape von seinem Schreibtisch. Bevor er sein Büro verließ prüfte er noch mal den neuen Trank und machte sich dann mit wehendem Umhang auf den Weg zur großen Halle.
Dort angekommen stellte er fest, dass er einer der ersten war. Einige Schüler saßen schon dort und aßen. Der Lehrertisch dagegen war bis auf Dumbledore leer.
Mit schnellen Schritten ging er durch die Halle und ließ sich auf seinen Stuhl neben fallen.
„Ah Severus! Schön, dass Sie da sind. Ihre Mutter war etwas erschöpft und hat sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Ich hab ihr etwas zu Essen bringen lassen. Morgen früh wird sie dann mit uns zusammen frühstücken. Ich hab bereits veranlasst, dass ein Stuhl für sie am Lehrertisch bereitgestellt wird."
Snape blickte starr auf seinen Teller und nickte nur. Wieso konnte sie nicht auch weiterhin in ihrem Zimmer essen? Und dann auch noch am Lehrertisch! Wahrscheinlich hat Dumbledore sie dazu überredet!
„Sie scheinen nicht sonderlich erfreut über den Besuch ihrer Mutter, Severus."
Snape stöhnte innerlich auf. Was sollte er Dumbledore nur sagen? Dass er seine Mutter nicht leiden konnte? Dass er wünschte, er müsste sie nie wieder sehen? Was dann kommen würde war Snape klar. Dumbledore mit seiner Sanftheit und seinem Edelmut, der jedem alles verzeiht und am liebsten mit der ganzen Welt Frieden schließen würde! Er konnte einfach nicht verstehen, dass es auch Familien gab, die sich besser aus dem Weg gingen.
„Es ist -, es ist nur so ungewohnt." Versuchte er sich mit einem schiefen Lächeln zu retten.
Dumbledore ging nicht weiter darauf ein auch wenn er überzeugt war, dass da mehr dahinter steckte. Doch irgendwann würde Snape es ihm schon von sich aus erzählen. Stattdessen erkundigte er sich nach den Fortschritten bei seinem neuen Trank. Dumbledore erzählte Snape begeistert jede kleine Kleinigkeit über den neuen Trank und vergaß dabei fast das Essen.
Als er das Abendessen doch irgendwann beendet hatte, ging er auf direktem Weg zu seinem Zimmer. Er ging nicht mehr zu seiner Mutter und wünschte ihr eine gute Nacht wie Dumbledore glaubte. Er war froh, dass er sie an diesem Tag nicht mehr sehen musste und dachte lieber nicht an morgen.
Na, wenn Snape da nicht gleich wieder einen Alptraum hat ;-)
Bitte lasst mir ein kurzes Review da ganz lieb guck
