Disclaimer: Wie immer habe ich keinerlei Rechte an der Serie seaQuest DSV noch an den einzelnen Charakteren. Für meine Schreiberei gab es auch kein Geld!

Samusa: Auch wenn ich zu spät bin mit der Story, so hoffe ich dennoch, dass es eine schöne Geschichte ist, die dir gefällt. Nachträglich wünsche ich dir nochmals alles, alles Gute!

Dimension

Wie ein hungriger Kojote lief Tony Piccolo um die Objekte auf dem Seedeck herum, die die seaQuest erst vor wenigen Stunden aus dem Wrack geborgen hatte.

"Bist du schon wieder hier?", fragte Lucas vorwurfsvoll, als er den großen Raum betrat.

Erschrocken zuckte der Seeman zusammen. "Was machst du hier?"

"Ich habe zuerst gefragt!" Lucas stellte sich vor seinen Zimmergenossen und hob auffordernd seine Augenbrauen.

Tony rollte hingegen mit den Augen. "Fang hier bitte nicht an mir Vorschriften zu machen. Für solche Sachen gehe ich zu Smith, wenn ich denn freiwillig zu ihr gehen würde."

Das Computergenie hatte ein Einsehen. Er wusste wie schrecklich langweilig es einem auf diesem Boot werden konnte, wenn man nichts zu tun hatte und insbesondere, wenn man kein bei einer Mission nicht aktiv mitarbeiten konnte. "Schon gut, aber lass nichts heimlich mitgehen, die ganzen Sachen sind bereits erfasst und gestohlene Dinge fallen sofort auf. Sei daher vorsichtig, ich denke nicht, dass es hier noch mehr Leute an Bord gibt, die in ihrer Akte entsprechende Vordelikte eingetragen haben." Selbstsicher grinsend drehte sich Lucas zum MoonPool herum.

Ein Mannsgroßer, blinder Spiegel, mit großzügig verzierten Ornamenten versperrte ihm den Blick. Während er ihn vorsichtig zur Seite schob, leerte Tony hinter ihm unauffällig seine Taschen. Das hätte sich lohnen können. Schmerzhaft trennte er sich also von den guten Stücken, anschließend trat er neben Lucas. "Hattet ihr zwei nicht schon eure Tratschstunde heute morgen gehabt?"

Der Teenager sah über die Schulter zu seinem Zimmergenossen. "Haben wir dich geweckt? Tut mir leid, das war nicht beabsichtigt."

"Natürlich nicht", sagte Tony und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Beckenrand.

In Gedanken versunken wandte sich Lucas dem Delphin wieder zu, der sich den Bauch kraulen ließ, als eine heftige Erschütterung durch das Boot ging. Die beiden Freunde verloren das Gleichgewicht, Wasser schwappte aus dem Pool über den Rand. Die geborgenen Gegenstände fielen von den Tischen und Regalen und der große Spiegel flach auf den Boden genau an die Stelle auf welche Tony und Lucas wenige Augenblicke später fielen. In dem Moment in dem ihre Körper die blinde Oberfläche berührten, leuchtete das Glas blaulich auf, dann knallten sie hart auf einen Gitterboden.

"Autsch!", sagte Tony und rieb sich das schmerzende Hinterteil. "Hoffentlich habe ich mir keinen Splitter eingefangen, das könnte peinlich werden auf der Kranken... sta... tion...", dann erkannte er, dass er gar nicht auf einer gebrochenen Glasscheibe geknallt war. "War ich bewusstlos?", fragte er verwirrt das Computergenie, nachdem er einen kurzen Blick durch den Raum hatte schweifen lassen.

Die gewohnte Umgebung des Seedecks war verschwunden. Lange Leuchtstoffröhren schenkten dem Gang ein dämmriges Licht. Die Decke hing drei Meter über ihren Köpfen und die Wände waren aus unschönem Stahl.

"Nein, das glaube ich nicht", sagte Lucas. Langsam erhob er sich vom Boden. Die blauen Augen blickten suchend durch den schmalen Gang. „Wo zur Hölle sind wir?", fragte er.

„Ich dachte das wüsstest du vielleicht", kam es von Tony zur Antwort.

Lucas sah zu seinem Zimmergenossen und sagte damit mehr, als dieser hören wollte. „Schon gut, ich blick's nicht. Gehen wir einfach mal hier lang und gucken wo wir landen." Schon war Tony in eine der beiden möglichen Richtungen unterwegs noch ehe Lucas ihn festhalten konnte. Mürrisch blies er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hechtete Tony hinterher.

Der Gang führte eine Weile geradeaus, dann machte er einen Schwenk und auf einmal fanden sie sich in einem großen Raum, der wie ein Lager aussah, wieder. „Wieso gibt es hier keine Karte?", maulte Piccolo herum und wollte bereits wieder heraus gehen, doch da stand bereits ein anderer Teenager, sah ihn verdutzt an, blickte zu Lucas, sah noch verdutzter drein und keine zwei Sekunden später wurde Lucas von dem anderen fest umarmt. „Endlich bist du wieder hier! Ich wusste, du würdest es nicht lange aushalten und zurück kommen!", rief er erfreut und drückte dabei das Computergenie unaufhörlich, wenn er ihm nicht gerade auf den Rücken klopfte.

Nun war es Zeit für Tony völlig von der Rolle zu sein, denn dass er gar keine Ahnung hatte, was hier ablief, war absolut nicht in seinem Sinn. „Schön, wenigstens das haben wir geklärt. Dann erzähl mal, Lucas, woher kennt ihr euch und vor allem, wer ist das und wo sind wir hier?"

Die Stirn von Lucas war in mehrere Falten gelegt. Er hatte keine Ahnung wer dieser andere Junge hier war, der ihn besonders gut zu kennen schien und schon gar nicht wusste er, wo sie waren. „Wenn ich auch nur eine deiner Fragen beantworten könnte, wäre es sicherlich ganz hilfreich, aber ich kann es nicht." Er sah dem anderen Jungen ins Gesicht. „Es tut mir leid, aber ich weiß nicht wer du bist und noch weniger, woher wir uns kennen sollten."

Das war wie ein Faustschlag in das Gesicht des Teenagers, mit dem seltsam grau schimmernden Haaren. „Was soll das heißen? Hast du dein Gedächtnis verloren, seit letztem Monat, oder was ist los? Weißt du, ich fand das echt toll wie du dich verhalten hast. Erst sagst du, du wirst mich jeden Tag anrufen oder mir zumindest eine Mail schreiben und am Ende hab ich nicht einmal eine Nachricht bekommen, ob du es bis zu deinem Vater heil nach Hause geschafft hast. Wenn du schon nach seiner Pfeife tanzt, kannst du mir wenigstens kurz Bescheid geben, dass es dir gut geht!"

„Ich tanze nicht nach der Pfeife meines Vaters, jedenfalls nicht so extrem, wie er das gerne hätte", sagte Lucas und wurde nun langsam selbst etwas genervt. Vielleicht war es besser hier einige Dinge klar zu stellen und damit gewisse Verwirrungen aufzuheben. Er seufzte mehrmals tief durch und wollte gerade loslegen, als es zu scheppern begann, denn Tony konnte seine Finger einfach nicht bei sich behalten. Erschrocken fuhr der andere Teenager herum und betrachtete den Scherbenhaufen, der zu Tony's Füßen am Boden lag.

„Meine Mutter wird ausflippen!", rief er aus und ging die zwei Schritte auf Tony zu. „Hast du eine Ahnung wie die sich aufregen kann?"

Schuldig ließ Piccolo seine Hände in die Hosentaschen sinken und sah betreten zu Boden. „Tut mir leid, ich dachte da sei etwas zu essen. Ich hab ziemlichen Kohldampf."

„Zu Essen?", zweifelnd hob der Teenager die Augenbrauen an. „Nun, wie du siehst war da nichts essbares drinnen! Die ganzen Glasröhrchen gehören unseren Wissenschaftlern und wenn die gerade zufällig hier etwas wichtiges machen, denn sonst hätten wir nicht so viele auf Lager, dann wird es nicht lange dauern, bis man bemerkt, dass hier gut die Hälfte davon kaputt gegangen ist!" Er drehte sich herum und brachte sofort einen Besen herbei. „Los, mach dich nützlich, wenn du schon alles zerstören musst!" Sichtlich genervt von Tony wandte er sich wieder Lucas zu. „Am besten du erklärst mir jetzt mal einiges, denn der da ist bei mir bereits unten durch, wer auch immer das sein mag."

Langsam nickte Lucas. „Zu dem Vorschlag mit dem Erklären wollte ich auch gerade kommen, was aber auch beeinhaltet, dass wir einiges erfahren, denn du scheinst mich ja ganz gut zu kennen. Es gibt hier nur ein Problem, ich weiß wirklich nicht wer du bist und hier gewesen bin ich auch noch nicht. Ich war zwar schon in vielen seltsamen Einrichtungen und Unterkünften, aber hier ganz sicher noch nie!"

„Du willst diese Nummer wirklich durchziehen, was?" Der andere Teenager war nun doch ein wenig beleidigt, das konnte man ihm deutlich ansehen.

„Hör zu, es tut mir ja leid, dass es hier wohl etwas gibt, das dir nahe geht, aber es ist nun einmal wie es ist. Ich weiß nicht wer du bist und ich denke es ist ganz gut, wenn wir uns vorher aussprechen, bevor du mich hier mit irgendwelchen negativen Anschuldigungen belastest. - nimm die Finger davon, Tony, sonst geht noch was kaputt – Ich fange lieber an und erkläre dir kurz, wie das für uns beide hier ist, ehe wir auf deine Geschichte kommen, was hälst du davon?"

Der andere Teenager hatte gerade wieder mehr Augen für Piccolo gehabt, denn für Lucas, aber er nickte und willigte auf den Vorschlag ein.

„Sehr gut, dann haben wir wenigstens eine Basis auf der wir arbeiten können", sagte Lucas erleichtert und warf seinem Zimmergenossen einen bösen Blick zu, dass dieser endlich Ruhe gab und ihm hier nicht dazwischen pfuschte. „Mein Name ist wirklich Lucas, wie du bereits erkannt hast, und das dort ist Tony Piccolo. Wir beide gehören zur Mannschaft der seaQuest, die gera..."

„Wir sind auf der seaQuest", unterbrach ihn der andere Teenager unwirsch und sah ihn mit zusammengenkniffenen Augen an.

„Bitte?" Lucas verstand nicht.

„Das hier ist die Forschungsstation seaQuest und von dem da hab ich noch nie etwas gehört, also lass dir eine neue Geschichte einfallen", er zeigte auf Tony, der sich sofort provoziert fühlte, aber zurück hielt.

„Oh, dann ist das wohl doch alles komplizierter als ich dachte", sagte Lucas. „Wie dem auch sei, ich fahre dennoch erst einmal mit unserer Geschichte fort, denn das kleine Problem mit der seaQuest können wir gleich noch klären. Wir wurden von einem internationalem Team von Historikern dazu beauftragt eine Region zu untersuchen, in der im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert eine Menge Schiffe gesunken sind und sollten dort möglichst viele der noch erhaltenen Gegenstände bergen. Ich vermute, dass wir dabei noch etwas anderes mit herauf geholt haben, denn Tony und ich sind auf einen der Spiegel gefallen, der bei der Erschütterung des Bootes umfiel und anstatt, dass wir beide uns in Scherben wälzten, waren wir auf einmal hier."

Der Teenager sah nicht so aus, als würde er ihnen glauben. „Warum weiß ich von diesem Forschungsteam nichts?"

„Das hab ich doch grad versucht zu erklären. Vielleicht kannst du uns auch ein paar Fragen beantworten, dann tun wir uns letztendlich eventuell leichter, wenn wir auch die andere Seite sehen können."

„Zum Beispiel was du Bürschchen dir einbildest uns hier so ausquetschen zu können anstatt dich einmal vorzustellen!", brachte Tony gleich noch mit ein.

„Tony!", ermahnte Lucas seinen Freund.

„Was denn? Der ist unfreundlich zu uns, also bin ich es auch. Meine Mutter hat mir beigebracht mir nichts gefallen zu lassen auch nicht von so einem komischen Halbstarken da."

Kritisch beobachtete der Fremde Junge die beiden, ehe er den Moment des Verschnaufens dieser nutzte um selbst das Wort zu ergreifen. „Mein Name ist Darwin und ich bin bereits auf der seaQuest Kolonie geboren. Sehr viel von draußen habe ich erst zu sehen bekommen, als Lucas an Bord kam und kurz nach ihm natürlich unser neuer Kolonieleiter mit seiner Familie, aber das sollte Lucas eigentlich wissen."

„Wenn ich glauben würde, dass die seaQuest eine Kolonie ist, gerne", sagte Lucas, dem nun doch etwas dämmerte. „Aber bei uns ist die seaQuest ein U-Boot und Captain Bridger ihr Captain. Wir waren bis zu dem Zeitpunkt noch an Bord, als uns etwas traf oder das Schiff in eine Turbulenz geriet. Was genau es war, kann ich nur raten, da wir nicht mehr dort sind." Er ging etwas mehr auf den anderen Teenager zu.

Kritisch betrachtete Darwin die beiden. Ihm klang das alles viel zu sehr nach einer extrem fantasievollen Geschichte. „Kommt mit mir mit", sagte er letztendlich nur und lief an den zweien vorbei hinaus auf den Gang.

Tony und Lucas wechselten einen kurzen Blick und waren sich einig, dass es nicht schaden konnte, ihm zu folgen. Sie wussten selbst gerade nicht so genau, was sie von der ganzen Sache zu halten hatten und bis ihnen nichts besseres einfiel, konnten sie sich durchaus auch an Darwin halten. Lucas grübelte schon seit einiger Zeit, seit er den Namen gehört hatte, darüber nach, ob es wohl doch nur ein Traum war, was sie hier erlebten. Womöglich hatte jemand eine Art virtuelle Realität erschaffen und er war gemeinsam mit Tony Versuchskanninchen. Sollte er den Verantwortlichen in die Hände bekommen, würde er sich zuerst die Programmierung geben lassen und anschließend den Typen zur Hölle jagen. Bis dahin fanden sie aber hoffentlich noch heraus wo sie hier nur hinein geraten waren.

Ende Teil 1

written June – July 2006