Disclaimer: Alles aus dem "Herrn der Ringe" gehört J.R.R.Tolkien, ich verdiene kein Geld mit der Story.

Es tut mir leid, dass es doch recht lange gedauert hat, bis ich das Kapitel jetzt endlich online stellen konnte. Aber zuerst war ich nochmal im Urlaub und jetzt beginnt so langsam aber sicher wieder der Schulstress. Ich werde zwar versuchen mit den nächsten Kapiteln so schnell wie möglich voran zu kommen, aber ihr müsst euch wohl in Zukunft auf längere Wartezeiten einstellen. Sorry :o(

Aber habt vielen Dank für eure Reviews zu den letzten beiden Kapiteln!

Melethil - Über dein Lob hab ich mich ganz dolle gefreut. Das macht einen ja regelrecht verlegen... ;o) Heute gibt's mehr vom "selbstgefälligen Prinzlein" zu lesen. Ich hoffe, dass es dir gefällt ;o)

Amarie - Genau, mehr als "süß" musstest du nicht schreiben ;o) Und jaaa, es gibt Kloppe für Legolas!

Liel - Ich find es schön, dass du auf deiner "Entdeckungstour" auch meine Story gefunden hast :o) Danke für deine Review!

A/N: Streitgespräche...

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Kapitel 5

Sklaventum?

Ohne eigentlich genau zu wissen, was er hier tat, stürmte Legolas aus den königlichen Gemächern. Amila war ihm schon ein ganzes Stück voraus und er sah nur noch, wie sie eine Treppe, ganz am Ende des Ganges, hinunter ging.

Der Elb spurtete los.

Amila war noch immer verwirrt und sie spürte, wie diese unsichtbare Last wieder zunahm, die ihr Herz schwer werden ließ. Warum musste sie sich gerade in diesem Moment wieder an ihre Familie erinnern? Dieses Kapitel ihrer Vergangenheit hatte sie bisher definitiv für abgeschlossen gehalten. Ja, das war es auch! Sie machte sich selber Mut. Seit sehr langer Zeit waren die Erinnerungen nicht mehr an die Oberfläche gekommen, sondern sie hatte sie tief in ihrem Inneren verwahren können. Doch anscheinend gab es in der dicken Mauer um ihr Innerstes auch ein paar poröse Stellen, die sie sich aber vornahm schnellstmöglich wieder zu flicken. So etwas durfte ihr nicht noch einmal passieren, denn innerlich schämte sie sich, dass sie solche Gefühle wie Neid in Gegenwart des jungen Prinzen und dessen Eltern gefühlt hatte. Sie kam sich schlecht dabei vor, denn sie wollte sich aus vollem Herzen mit ihnen über das Neugeborene freuen können. Daran musste sie eindeutig noch stärker arbeiten...

Ein leises Räuspern riss sie mit einem Mal aus ihren Gedanken und abrupt wandte sie sich auf der Treppe um. Sie staunte nicht schlecht, als sie Legolas vor sich stehen sah. Es war ihr bewusst gewesen, dass er sich eben mit im Zimmer befunden hatte, doch hatte sie ihm kaum Beachtung geschenkt, weshalb sie nun umso erstaunter war, ihn hier auf der Treppe vor sich zu finden.

Legolas hatte nach seinem kurzen Sprint seine Atmung wieder unter Kontrolle gebracht, auch weil er die letzten Meter langsam, schlendernd zurückgelegt hatte, weil keine Gefahr mehr drohte, dass Amila ihm womöglich entwischen konnte.

Amila sah den Elb fragend an, auf eine Erklärung für sein plötzliches Erscheinen wartend.

Legolas räusperte sich erneut, ehe er zum Sprechen ansetzte.

„Ich...", fing er an. Himmel, was wollte er denn eigentlich sagen? Er konnte ja schlecht einen ‚Hey du, was war denn plötzlich mit dir los, du hast dich auf einmal verkrampft...'-Spruch von sich geben. Das wäre einfach zu direkt gewesen. Er musste ein Hintertürchen finden, wenn er es sich nicht schon wieder mit ihr verscherzen wollte.

„Ich wollte die junge Familie jetzt erst einmal allein lassen.", fing Legolas von Neuem an, „Und ich dachte, ich könnte Euch vielleicht ein bisschen Gesellschaft leisten..." Eigentlich hatte er noch etwas hinzusetzen wollen, doch beim Blick in Amilas Augen, die sich von Wort zu Wort weiter zu verdüstern schienen, brach er resigniert ab.

„Ihr dachtet also..." Amilas Tonfall hätte abfälliger nicht sein können.

„Ja, aber anscheinend habe ich mich wieder verschätzt.", entgegnete Legolas leise, mit einem Hauch von Bitterkeit in seiner Stimme.

Amila seufzte auf. „Warum versucht Ihr es dann immer wieder?"

‚Aller guten Dinge sind drei...', dachte sich Legolas im Stillen.

Amila fuhr fort: „Müsstet Ihr nicht langsam erkannt haben, dass ich keinerlei Interesse an arroganten Elben blauen Blutes habe?"

Amila wusste, dass sie den Bogen weit spannte, doch dieser überhebliche Schnösel, der davon ausging die ganze Welt der Frauen läge ihm zu Füßen, hatte ihrer Meinung nach nichts anderes verdient.

Doch anstatt verärgert oder gar verletzt zu sein antwortete Legolas: „Das ist genau der Grund – ich versuche Euch das Gegenteil zu beweisen."

Amila schnaubte. Es klang sehr verächtlich und um den Eindruck bei Legolas zu verstärken, dass sie daran nun überhaupt kein Interesse hegte, begann sie ihren Weg hinunter weiter fortzusetzen, ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen.

Doch zu ihrem Missfallen ließ sich der Düsterwaldprinz nicht so leicht abschütteln, sondern kam ihr sogar hinterher und versuchte sie erneut in ein Gespräch zu verwickeln.

„Wieso verhaltet Ihr Euch so abweisend? Bisher hatten wir noch nicht die Gelegenheit uns ein wenig besser kennen zu lernen." Da sie seine Worte einfach ignorierte kam er jetzt doch auf seinen Anfangsgedanken zurück. „Ihr wart eben im Zimmer so komisch. Auf einmal habt Ihr Euch verkrampft und hattet mit den Tränen zu kämpfen. Ich habe es Euch angesehen. Was bedrückt Euch so, Amila? Hat es mit Eurer Vergangenheit zu tun? Mit Eurer Familie?"

Die Elbe war unerwartet stehen geblieben. Seine Worte kamen kräftigen Ohrfeigen gleich und Amila musste sich am Geländer festhalten. Um Fassung ringend sah sie Legolas an und dieser wurde sich schlagartig bewusst, dass er etwas gesagt hatte, was er anscheinend noch bitter bereuen würde. Sie schien ihn mit ihren Blicken regelrecht in der Luft zu zerreißen.

Innerlich aber war Amila geschockt. Geschockt, empört und furchtbar wütend zugleich. Wie konnte dieser Mistkerl von einem Elb sie nur so offen bloßstellen? Und vor allem: Wieso hatte er sie so genau beobachtet, dass er jetzt solche Schlüsse daraus ziehen konnte? Seit wann konnte man in ihr lesen wie in einem offenen Buch? Und woher wusste er etwas über ihre Vergangenheit? Einen Dreck ging ihn das an!

Wütend zischte sie: „Wie könnt Ihr die Dreistigkeit besitzen auch nur im Entferntesten anzunehmen über meine Vergangenheit auch nur einen Hauch zu wissen! Was seid Ihr für ein grobschlächtiger ..."

„Bitte!" Legolas hob beschwichtigend seine Hände in die Höhe und unterbrach sie somit in ihrem Fluch. „Bitte, es war nicht richtig von mir, verzeiht!" Ehrlich bedauernd sah er sie an. Er hatte wirklich nicht mit so einer heftigen Reaktion von ihr gerechnet, zumal auch ihre Gesichtsfarbe von rosig zu zornig-rot gewechselt war. Anscheinend hatte Aragorn doch nicht übertrieben, als er sagte, dass man Amilas Vergangenheit mit Samthandschuhen anfassen musste. Er schalt sich in Gedanken selbst für seine unbedachten Worte. So kam er ihr nicht wirklich näher...

Ohne noch ein weiteres Wort an diesen Idioten zu richten, wandte sich Amila um und eilte die Stufen hinunter. Doch Legolas konnte sich nicht so einfach geschlagen geben. Er konnte sein eben Gesagtes nicht einfach so im Raum stehen und die Sache darauf beruhen lassen. Er musste versuchen seinen Fehler wenigstens halbwegs wieder auszubügeln.

„Amila, wartet!"

Er hatte nicht erwartet, dass die Elbe in ihrem schnellen Schritt inne halten würde, weshalb er fast in sie hinein rannte. Innerlich seufzte Legolas auf. Heute schien ja auch gar nichts zu klappen, denn ein weiterer vernichtender Blick von Amila traf ihn und er fragte sich, was nun kommen würde.

„Für Euch Prinz", sie spuckte ihm seinen Titel regelrecht vor die Füße, „bin ich Mylady und nicht Amila! Habt ihr das verstanden?"

Legolas nickte. „Sehr wohl, Mylady.", sagte er daraufhin artig, wobei er „Mylady" besonders betonte.

„Aber ich muss Euch trotzdem noch eine Frage stellen. Wenn Ihr also erlaubt, Mylady?" Mit großen Augen sah er sie an, wobei Amila innerliche die ihre verleierte. Dieser Kerl war aber auch durch gar nichts abzuschrecken.

„Wohin geht Ihr?"

Das war die Frage?

„Ich wüsste nicht, was Euch das zu kümmern hätte.", antwortete Amila gleichgültig und wollte weiter gehen, doch Legolas hielt sie mit seinen nächsten Worten zurück.

„Ich würde Euch gerne behilflich sein."

Amila lachte. „Ihr wollt mir behilflich sein?" Das klang ja geradezu absurd, wenn man sich den Verlauf ihrer letzten Zusammentreffen ansah. „Ich wüsste nicht, warum und wie Ihr mir helfen solltet."

„Oh bitte, ich sitze schon seit Tagen in diesem Schloss herum und weiß einfach nichts mit meiner ganzen Zeit anzufangen. Ich brauche dringend eine Beschäftigung."

Amila sog scharf die Luft ein. Er verkörperte doch tatsächlich ihr perfektes Bild von einem Prinzen: hochnäsig, vorlaut und nun auch noch gelangweilt!

Die Elbe konnte nicht anders, als mit ihrem Kopf zu schütteln. Das Ganze wurde ja immer grotesker. Dennoch ließ sie sich einen kleinen Triumph nicht nehmen, indem sie sich vor ihm aufbaute und ihre Arme in die Seite stemmte, denn sie hatte eine Idee, die langsam begann in ihrem Kopf Konturen anzunehmen.

Legolas schwante nichts Gutes, denn in der gleichen Position hatte er sie schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen gesehen und dies war nicht unbedingt gut für ihn ausgegangen.

„Soso...", fing Amila an, „Ihr seid also gelangweilt? Weiß unser kleines Prinzlein nichts mit seiner ganzen Freizeit anzufangen?" Im letzten Teil ihres Satzes hatte ihre Stimme einen kindlichen Charakter angenommen, was die Idiotie dieser Szene noch verstärkte.

Doch härter und ernster fügte sie noch hinzu: „Da kann ich Euch Abhilfe verschaffen!"

Legolas zog eine Augenbraue nach oben. Er wusste nicht zu sagen, ob diese Aussage nun gut oder schlecht für ihn war, doch nach dem belustigten Funkeln in den Augen der Elbe zu urteilen, musste er von letzterem ausgehen.

°°°°°

Legolas stöhnte innerlich laut auf.

Amila hatte ihm gerade verkündet, dass sie nun ein Waisenhaus besuchen würden und dort seine Hilfe wohl auch sehr vonnöten wäre.

Es war nun schon später Nachmittag und langsam begann die Dämmerung einzusetzen. Legolas hatte, seit er heute Morgen Amila um Arbeit gebeten hatte, nicht eine freie Minute gehabt. Die Elbe schien seine Bitte wirklich todernst zu nehmen, denn sie hatte ihn bisher überall eingespannt, wo es etwas zu tun gab.

Zunächst hatte sie ihn in die königliche Küche geführt, wo die Köchin und ihre Helfer sehr erstaunt über ihren Besuch gewesen waren. Ihre Augen hatten sich noch mehr vergrößert, als Amila fröhlich verkündete, dass sie noch eine weitere Küchenhilfe organisiert hätte.

Ohne mit der Wimper zu zucken hatte sich Legolas in seine verantwortungsvolle Aufgabe des Kartoffelnschälens gestürzt. Er wollte Amila keinen Grund geben, sich über ihn lustig zu machen oder ihre Vorurteile noch weiter zu schüren. Denn solche hatte sie ihm gegenüber anscheinend wahrlich genug.

Anfangs weigerte sich Rosalin, die Köchin, Legolas etwas zu tun zu geben, denn schließlich war er ein Prinz und nun wahrhaftig zu Höherem geboren, doch nachdem auch Legolas versichert hatte, dass es ihm absolut nichts ausmachen würde (Amila glaubte ihm kein Wort), willigte sie ein.

Nach dem Ausflug in die Küche hatte Amila den Düsterwaldprinzen bei den Mägden vorgestellt, die für die Ordnung im Schloss verantwortlich waren. Dort wurden Legolas einige Gemächer von niederen Beamten zugeteilt, die er für die nächsten beiden Stunden zu putzen hatte.

Obwohl die Arbeit sehr langwierig und öde war, musste sich Amila eingestehen, dass Legolas seine Sache sehr ordentlich machte und es gab wirklich keinen Grund ihn in seiner Arbeit zu kritisieren.

Legolas gab sich keine Blöße und tat alles, was von ihm verlangt wurde. Amila hätte durchaus auch als Sklaventreiber arbeiten können, dachte sich der Düsterwaldprinz im Stillen. Dennoch wunderte er sich ein wenig darüber, dass die Elbe sich so gut mit den Bediensteten verstand, denn überall wo sie ihn hinschleifte, war Amilas Gesicht nicht unbekannt und sie wurde stets sehr herzlich begrüßt. Anscheinend verbrachte sie ihre Zeit des öfteren mit den Angestellten und kümmerte sich weniger um ihre guten Beziehungen zu der höheren Gesellschaft.

Doch hatte Legolas kaum Zeit sich darüber noch mehr Gedanken zu machen, denn seine Arbeit verlangte vollste Konzentration, auch wenn es nur ein Staubwischen war, denn Amila beaufsichtigte ihn ununterbrochen und hätte bei jedem kleinsten Fehltritt sofort einen abfälligen Kommentar abgegeben.

Eben hatte er seine Putzarbeit beendet und Legolas lief nun hinter Amila her hinunter in die Eingangshalle.

„Da Euch die Arbeit im Schloss ja offensichtlich Freude bereitet hat, halte ich es für sehr angebracht auch noch im Waisenhaus Eure aufräumerischen Fähigkeiten weiter zu verfeinern." Amilas Stimme war süß wie Zucker, als sie ihn noch weiter für seine ‚besonderen Leistungen' an diesem Tag ‚lobte'. Legolas presste seine Lippen aufeinander, um sich jeglichen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, zu verkneifen. Dennoch versuchte er ein kleines, zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern, da er trotzdem irgendwie auf Amilas Worte reagieren wollte.

Diese jedoch interpretierte sein Lächeln als tatsächliche Genugtuung, wodurch sich Legolas' eigentliche Absicht ins genaue Gegenteil umkehrte und er insgesamt noch mehr Sympatiepunkte bei Amila verlor.

‚Falls er überhaupt je welche gehabt hat', sagte sich die Elbe im Stillen. Dieser Gedanke wurde durch Legolas' folgenden Satz nur noch verstärkt.

„Es ist mir ein Vergnügen Euch zu helfen, Mylady."

„Das will ich auch hoffen.", antwortete Amila mit einem gespielten Lächeln. „Doch bitte zieht das hier über, während wir uns durch die Stadt bewegen." Sie hielt ihm einen dunklen Mantel mit einer weiten Kapuze vor die Nase.

Legolas sah sie fragend an. „Wieso müssen wir uns verkleiden, wenn wir draußen durch die Stadt laufen?"

Ihr müsst Euch verkleiden, nicht ich. Ich will nicht, dass jeder sieht, dass ich mit Euch durch die Straßen laufe."

„Bin ich denn so schrecklich anzusehen?", fragte Legolas und zog eine Augenbraue nach oben.

Amila seufzte auf. „Zieht es einfach an, in Ordnung? Ich möchte nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, doch mit dem Prinzen von Düsterwald neben mir ist das nicht zu vermeiden. Deshalb ist es besser, wenn Ihr es überzieht. Ich habe keine Lust, dass uns eine Horde kreischender junger Damen hinterher rennt."

Legolas hatte verstanden. Auch bei den Zimmermädchen und bei den Küchengehilfen hatte er ihre bohrenden Blicke und ihr Tuscheln bemerkt. Auch ihm war das Ganze unangenehm, weshalb er Amilas Vorschlag jetzt gerne annahm.

Obwohl Amila natürlich nicht erwartete ihm mit dem weiten Mantel einen Gefallen zu tun, denn dieses selbstgefällige Prinzlein liebte es doch so sehr in der Aufmerksamkeit aller zu stehen...

Die frische Luft umfing sie beide, als sie aus der Einganshalle traten. Trotzdem es tagsüber schon so zeitig im Jahr immer recht warm war, kühlte es sich sehr schnell ab, sobald sich die Kraft der Sonne hinter dem Horizont verlor. Es war ein schöner Sonnenuntergang, der sich am Himmel über Minas Tirith abspielte, doch Amila schenkte dem prächtigen Naturschauspiel keinerlei Beachtung.

„Seht Ihr den Sonnenuntergang, Mylady?" Legolas lief direkt neben ihr, doch man konnte ihn in seiner Aufmachung wirklich nur schwer erkennen. Er hatte den Mantel vorne zugeknöpft und die Kapuze weit ins Gesicht gezogen.

„Ich bin nicht blind, verehrter Prinz.", entgegnete Amila dem Elben sarkastisch.

„Aber Ihr habt keinen Blick dafür übrig."

„Ich habe an wichtigere Sachen zu denken und keine Zeit mich dem Sonnenuntergang hinzugeben und in irgendwelche Träumereien und tiefsinnigen Gedanken zu versinken."

Legolas musterte sie aus dem Dunkel seiner Kapuze. Amila hatte den Blick starr geradeaus gerichtet und bedeutete ihm gerade in eine Seitengasse, weg von der Hauptstraße, einzubiegen.

„Ihr habt keinen Sinn für Romantik wie mir scheint." Es klang fast ein bisschen bedauernd, als Legolas dies sagte.

„Keine Zeit trifft es wohl eher.", meinte Amila trocken, „Ich beneide Eure viele Freizeit, in der Ihr Euch anscheinend oft Gedanken über die Sonne macht und Euch sicherlich viele Fragen über den Sinn der Welt stellt. Seid ehrlich, es kommt doch sowieso nie etwas bei Euren Fragen heraus. Seien sie auch noch so intelligent und originell. Niemand kann sie Euch beantworten."

„Ihr habt Recht, die Antworten lassen sich sicher nicht finden, doch ist es wichtig wenigstens die richtigen Fragen gestellt zu haben." Legolas' Stimme war todernst, als er dies sagte.

Amila sah ihn von der Seite her an, unterbrach aber nicht ihren schnellen Schritt, sondern schüttelte nur ihren Kopf.

„Wirklich, ich habe jetzt keine Lust mit Euch ein tiefsinniges Gespräch zu führen." Mit diesen Worten erstarb ihre Unterhaltung fürs erste.

Da Legolas nun für eine Weile nicht ständig auf einen Seitenhieb Amilas Acht geben musste, begann er seine Umgebung genauer zu betrachten. Er hatte noch nicht viel von Minas Tirith gesehen, um genau zu sein eigentlich nur die Hauptstraße, die vor einigen Tagen von drängelnden Menschen überfüllt gewesen war. Umso erstaunter war er jetzt über die Ruhe, die nun in den schmalen Seitengassen herrschte. Es waren nur ein paar Leute unterwegs, Männer, die von der harten Arbeit auf den Feldern vor der Stadt nach Hause kamen, Frauen, die in einer nahen Wäscherei arbeiteten und nun zu ihren Familien eilten.

Amila und Legolas wurden kaum wahr genommen, nur hin und wieder wurden sie von neugierigen Kinderaugen gemustert, die anscheinend den Besitzer des weiten Mantels entlarven wollten.

Nach einer Weile bog Amila in eine engere Gasse ein und blieb vor einem etwas größeren Haus stehen.

„Da wären wir.", sagte sie. „Ich bitte Euch, lasst die Kapuze noch ein klein wenig auf. Ich will nicht, dass die Kinder mitbekommen, wer bei ihnen zu Gast ist."

Legolas nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte.

Zusammen traten sie durch die Tür ins Innere des Hauses und fanden sich, nach dem Durchqueren eines kleinen Flures, fast augenblicklich in der Küche wider. Die große Wohnküche war Moras ganzer Stolz, denn hier spielte sich fast das gesamte Leben ab. Hier wurde nicht nur gegessen, sondern auch gespielt, miteinander gelacht und erzählt.

Und auch diesmal herrschte ein großes Stimmenwirrwahr im Raum. Das Abendbrot wurde gerade beendet und die Kinder räumten den Tisch ab.

Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis sich eine der Kinderstimmen erhob und über all die anderen hinwegschallte: „Amila ist da!"

Sofort drängten sich viele der Kinder zur Tür, um die Elbe herzlich in Empfang zu nehmen. Für Amila war er schwierig so viele Kinder auf einmal in ihre Arme zu lassen. Und es dauerte auch nicht lange bis jemand rief: „Und sie hat noch jemanden mitgebracht."

Sofort sahen alle die dunkle Kapuzengestalt hinter der Elbe neugierig an. Legolas fühlte ihre Blicke auf sich, wie sie versuchten förmlich mit ihren Augen ihm den schützenden Mantel auszuziehen. Er fühlte sich völlig hilflos, denn er hatte keine Ahnung, wie lange er diesem Ansturm noch so weit gewachsen war, dass er sich nicht seine Kapuze vom Kopf riss.

Doch Amila rettete ihn.

„Das ist nur ein Freund von mir. Er ist aber sehr schüchtern, weshalb er sich unbedingt so eine große Kapuze aufsetzen wollte. Ich konnte ihn nicht davon abhalten."

Einige Kinder kicherten und Legolas verleierte innerlich die Augen. Das war eine typische Geschichte à la Amila.

Ehe die Elbe noch weitere Erklärungen abgeben musste, etwa nach dem Grund des Besuchs oder der Dauer, ergriff schon Mora, die Leiterin, das Wort.

„Lasst Amila doch erst einmal richtig zur Tür hereinkommen! Außerdem solltet ihr jetzt alle hoch gehen. Die Größeren passen bitte wieder ein bisschen auf die Kleinen auf. Ich habe keine Lust wieder stundenlang das Bad zu schruppen."

Unter einigem ‚Jajaja'-Gegrummel, begaben sich die Kinder nach oben.

Nach einer kleinen Weile war nur noch das Fußgetrappel und leises Gekicher zu hören und Mora stand jetzt allein mit Amila und deren ‚schüchternen Begleitung' in der Küche.

Doch Mora kümmerte sich erst einmal nicht weiter um die Person, die immer noch hinter Amila stand, sondern wandte ihre Aufmerksamkeit dem Abwasch zu.

„Ich habe gehofft, dass du heute noch einmal vorbeischaust, Amila."

„Gibt es irgendwelche Probleme?", fragte diese sofort und ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken. Sie vergaß Legolas auch einen Sitzplatz anzubieten, doch dieser wollte im Moment sowieso lieber stehen, zumal er sich noch sehr unwohl in seiner Haut fühlte. Die beiden Frauen schienen sehr vertraut miteinander zu sein und er kam sich irgendwie fehl am Platze vor.

„Elanor ist krank. Sie hat heute morgen plötzlich hohes Fieber bekommen und ist mir auf der Treppe fast zusammengerutscht. Ich weiß nicht, was sie hat."

„Liegt sie in ihrem Zimmer?", wollte Amila wissen.

„Ja, ich hab sie so dick eingepackt, wie es nur irgendwie ging, aber sie friert ständig sagt sie." Mora seufzte. „Ich mach mir langsam Sorgen. Keiner ist so oft krank wie Elanor."

„Sie ist aber auch mit die Kleinste. Ich werde gleich mal nach ihr sehen. Mach dir keine Sorgen, Mora."

Auch wenn Amilas Stimme sie nicht verriet, so spürte Legolas, dass die Elbe sich gewaltige Sorgen um das Mädchen machte. Wie hieß sie? Elanor? War das nicht ein elbischer Name?

Doch Legolas kam nicht dazu sich über diese Sonderheit noch mehr Gedanken zu machen, denn Amila hatte wieder angefangen zu sprechen.

„Könntest du meinen Begleiter bitte mit sauberen Tüchern und einer Schüssel mit warmen Wasser ausstatten und ihn dann nach oben schicken?"

Mora nickte. „Wie heißt denn dein Begleiter?", fragte die Frau und wurde sich der Anwesenheit des anderen zum ersten Mal richtig bewusst.

Amila gab Legolas ein Zeichen seine Kapuze abzunehmen. Moras Augen wurden immer größer und sie gab bei Amilas nächsten Worten einen erschrockenen Japser von sich.

„Dies ist Legolas Grünblatt aus Düsterwald." Die Elbe sparte sich den Titel, alle im Raum Anwesenden wussten sowieso wer er war.

Mora starrte ihn an. Das war doch nicht möglich. Im nächsten Augenblick verneigte sie sich und fiel auf die Knie.

„Mora!", rief Amila entsetzt und auch Legolas schaute ein wenig geschockt.

„Bitte, steht auf. Das müsst Ihr nicht tun, Mylady."

Doch Mora schien bei Legolas' Worten nur noch weiter in Richtung Fußboden zu sinken, bevor sie sich dann aber doch endlich wieder zu ihrer vollen Größe aufrichtete.

„Eure Hoheit, wie kommt denn eine einfache Frau wie ich zu so einer großen Ehre Eures Besuches? Wie kann ich Euch behilflich sein?"

Amila sah ihre Freundin sprachlos an. Sie hätte doch darauf bestehen sollen, dass Legolas seine Kapuze nicht hätte abnehmen dürfen. Mit so einer inbrünstigen Reaktion hätte sie bei Mora nicht gerechnet. Das wäre ja nicht einmal bei den Kindern passiert.

Amila versuchte die Fronten zu klären.

„Er ist hier um dir beziehungsweise uns zu helfen."

Mora sah sie entgeistert an. „Ich verstehe nicht...", sagte sie zögerlich.

Legolas sprang ein, bevor Amila die ganze „Ich-sterbe-vor-Langeweile-Geschichte" nach ihrer Version erzählen konnte.

„Ich habe gesehen, wie viel Lady Amila zu tun hat und entscheiden Ihr ein wenig unter die Arme zu greifen." Er nahm aus den Augenwinkeln Amilas säuerliches Lächeln wahr, doch ließ er sich nicht beirren. „Sie sagte, hier gäbe es immer viel Arbeit und ich wollte meine Hilfe anbieten." Legolas setzte ein freundliches Lächeln auf, welches zu Amilas Bestürzung regelrechte Verzückungen bei Mora hervorrief, denn sie strahlte ihn an.

„Aber mein Prinz, das kann ich nie von Euch verlangen! Bitte, seid mein Gast, ich bin sicher, dass Ihr hungrig seid. Bitte, setzt Euch!"

„Mora!", Amilas Stimme hatte nun einen härteren Klang angenommen, „Vielleicht hast du das gerade nicht richtig verstanden, aber der Herr aus dem Düsterwald ist hier um zu arbeiten ! Bitte, gib ihm saubere Tücher und eine Schüssel Wasser."

„Amila!" Nun war es an Mora empört zu sein. „Wie kannst du nur? Er ist ein Prinz!"

„Ja, ich weiß, aber auch Prinzen können arbeiten, Mora!" Amila begann wütend zu werden. Sie hatte nicht gedacht, dass diese ganze Sache solche Ausmaße annehmen würde. „Er hat genauso zwei Hände wie wir und kann dir ebenso beim Abwaschen helfen, wie ich dir! Worin siehst du da ein Problem?"

Mora sah Amila an, als hätte sie den Verstand verloren. „Das kannst du nicht machen.", flüsterte sie.

„Bitte", warf Legolas schnell ein, um nicht Amila wieder Zeit zu geben, ihrer Wut Luft zu lassen, „Geben Sie mir die Tücher und das Wasser. Mir macht es wirklich nichts aus und ich bin extra hierher gekommen, um zu helfen."

„Ich werde Euch alles geben, aber ich muss mich für Amila entschuldigen, ich glaube sie ist nicht richtig bei Sinnen!" Zweifelnd sah Mora zu Amila hinüber, die ihren Blick wütend erwiderte.

Legolas kam sich noch falscher in dieser Szene vor, als vorhin und er mochte es gar nicht, der Streitpunkt dieser zwei Frauen zu sein.

„Wenn du ihm alles hinstellst ist es ja gut. Dann wäre ja wohl alles geklärt.", sagte Amila und Legolas war überrascht, dass nun keinerlei Zorn mehr in ihren Worten mitschwang, wie aus ihren Augen sprach, sondern nur geschäftliche Sachlichkeit ohne jegliche Gefühlsregung.

In ebendiesem Tonfall wandte sie sich nun noch an Legolas: „Das Zimmer befindet sich im zweiten Stock; es ist gleich die erste Tür links."

Der Elb nickte und Amila war schon auf dem Weg nach oben.

Mora sah ihr kopfschüttelnd hinterher.

„Sie wird immer selbstgefälliger und gefühlskalter.", murmelte sie für sich, doch Legolas verstand sie ganz klar und deutlich.

°°°°°

Amila öffnete die Tür ganz vorsichtig, um keinen unbedachten Laut von sich zu geben und so das Kind zu stören.

„Mora?", ertönte es leise aus dem Inneren des Zimmers.

Amila trat ganz durch die Tür und schloss diese hinter sich.

„Nein, meine Kleine. Ich bin es, Amila.", erwiderte sie leise und trat zum Bett, wo sie sich auf dem Bettrand niederließ. „Wie geht es dir, Elanor?"

Das Mädchen zuckte nur unbeholfen mit den Schultern. „Ich weiß auch nicht. Ich fühle mich nicht richtig krank, ich bin nur so müde." Und wie um ihren Worten mehr Nachdruck zu verleihen gähnte sie herzhaft.

Amila legte ihr ihre Hand auf die Stirn. „Du glühst aber, Elanor. Wie lange liegst du schon im Bett?"

„Seit gestern.", antwortete das Kind und die Elbe bemerkte zum ersten Mal, wie schwach und zittrig ihre Stimme klang. Liebevoll strich Amila über das zarte Gesicht. Ihr kleiner Schützling wurde tatsächlich oft krank in letzter Zeit. Jedes Mal hatte sie etwas anderes und nie schienen es gewöhnliche Krankheiten zu sein. Oft hielten sie sich hartnäckig für mehrere Tage und Elanor schien überhaupt nicht gesünder zu werden, bis dann eines Morgens alle Symptome auf einmal verschwunden wären und das Mädchen so quicklebendig wie zuvor durch das Haus sprang.

Doch nie konnte Amila die Ursache dieser Krankheiten herausfinden und dies bereitete ihr um so größere Sorgen.

„Erzählst du mir eine Geschichte?"

Amila wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Wenn ich dir etwas gegen das Fieber gegeben und dich gründlich untersucht habe, dann ja.", versicherte sie ihr.

In diesem Moment öffnete sich vorsichtig die Tür. Legolas, mit einer großen Schüssel und mehreren Tüchern auf dem Arm, betrat den kleinen Raum.

Amila erhob sich und nahm ihm die Sachen ab, wobei sie ihm zuraunte: „Ich dachte, es ist nicht zu schwer sich zu merken, dass man an eine Tür anklopft bevor man einen Raum betritt."

„Verzeiht, ich dachte sie schläft vielleicht. Da wollte ich keinen unnötigen Lärm verursachen.", entgegnete Legolas ebenso leise und klang dabei ehrlich bedauernd.

Amila nickte nur und stellte die Schüssel neben das Bett.

„Wer bist du?", fragte eine schwache Kinderstimme. Doch im Gegensatz zu ihrer Stimme stand ihr fester Blick, der auf Legolas gerichtet war und diesen mit einer Stärke musterte, die den Düsterwaldprinzen überraschte.

Doch statt Legolas antwortete Amila: „Das ist Legolas. Er hat sich im Schloss so gelangweilt und wollte etwas zu tun haben. Da habe ich ihn mitgebracht."

Elanor kicherte matt und auch Legolas lächelte. Vor einem Kind war die Wahrheit meistens leichter zuzugeben als vor einem Erwachsenen.

„Das finde ich lustig.", sagte Elanor, „Im Schloss kann man doch so viel machen, wie kann man sich dort langweilen? Ich würde gerne im Schloss wohnen."

„Aber wenn du die ganze Zeit dort bist, dann gibt es auch irgendwann nichts mehr zu entdecken.", entgegnete ihr Legolas.

„Ja, aber, wohnst du denn schon so lange im Schloss oben? Ich hab dich noch nie gesehen und Amila hat auch noch nie was von dir erzählt.", meinte Elanor und einen kleinen Augenblick später fügte sie noch, nicht ohne Stolz, hinzu: „Und sie erzählt mir immer viel aus dem Schloss, weißt du?"

„Ich bin erst seit einer Woche hier und..."

Elanor unterbrach ihn. „Erst seit einer Woche? Und da ist es dir schon langweilig?" Sie war sehr erstaunt und sah Legolas mit großen Augen an. „Das kann ich mir nicht vorstellen. Warst du schon in den Gärten?"

„Ja, ich hab sie mir schon angesehen."

„Aber noch nicht die riesigen Gewächshäuser?"

Diese Frage musste Legolas verneinen. Die Gewächshäuser hatte er sich wirklich noch nicht angeschaut.

„Und du warst auch noch nicht in der alten Bibliothek, sicherlich nur in der Neuen, die lange nicht so interessant ist, wie die Alte... Und ich kann mir vorstellen, dass du dir den großen Springbrunnen auf dem Hof vor den Küchengewölben und die Weinkammern auch noch nicht angesehen hast, stimmt's?"

Legolas beschlich ein mulmiges Gefühl. Diese Dinge hatte er wirklich noch nicht gesehen.

„Ich werde meine Versäumnisse schleunigst nachholen.", versicherte er ihr. „Du scheinst dich ja sehr gut im Schloss auszukennen, kleine Dame."

Elanor verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. „Ich bin nicht klein !", empörte sie sich.

Legolas lächelte. „Verzeih, natürlich nicht."

Amila hatte die ganze Zeit neben den beiden gesessen und sprachlos ihr Gespräch verfolgt. Elanor und Legolas unterhielten sich ja geradezu prächtig miteinander. Wo doch Elanor sonst eigentlich eher schüchtern Fremden gegenüber war. War es vielleicht die Tatsache, dass Legolas ein Elb war? Doch so richtig konnte sie daran nicht glauben. Dennoch gefiel es ihr, dass das Kind Legolas mit seinen Fragen gleich in die Mangel genommen hatte. Wenn sie so darüber nachdachte, war Legolas in seinen Erkundungen innerhalb des Schlosses recht schlampig gewesen. Für einen Elben, der seine Umgebung doch eigentlich immer genau inspizierte war dies wohl eher ungewöhnlich.

Doch nun sollte sie sich endlich um Elanors Gesundheitszustand kümmern. Und während das Mädchen dem aufmerksam zuhörenden Legolas noch Plätze im Schloss verriet, die er sich unbedingt ansehen sollte, machte sich Amila daran dem Kind Wadenwickel gegen das Fieber zu verpassen.

°°°°°

„Jetzt kommt aber!" Amila wurde langsam ungeduldig. Legolas konnte sich einfach nicht von Elanor verabschieden. Die beiden hatten fast die gesamte Zeit miteinander geplappert und es fiel ihnen sichtlich schwer nun einander Lebewohl zu sagen.

„Du musst mich aber bald wieder besuchen!", sagte Elanor. „Versprichst du mir das?"

Legolas lachte. „Aber natürlich, Prinzessin."

Elanor strahlte glücklich.

Amila hielt Legolas die Tür auf.

„Den Weg ins Schloss findet der durchlauchte Prinz doch sicherlich allein, oder?", fragte sie ihn mit einem sarkastischen Blick.

„Du bist ein echter Prinz?", ertönte es ungläubig vom Bett her.

„Das erzähl ich dir ein anderes Mal.", entgegnete Legolas.

Amila schob Legolas zur Tür hinaus. Dieser Kerl war einfach nicht loszubekommen.

„Ich geh ja schon.", beeilte sich er sich zu sagen. „Warum begleitet Ihr mich nicht, Amila?"

Mylady!", zischte diese. „Ich habe hier noch einiges zu tun. Ich muss die Flausen, die Ihr Elanor in den Kopf gesetzt habt wieder austreiben."

Legolas entgegnete kein Wort des Widerspruchs. Es wäre wohl in diesem Moment sowieso sinnlos gewesen.

„Dann auf ein baldiges Wiedersehen, Mylady!", sagte er artig zum Abschied, doch konnte er in Amilas Gesicht lesen, dass sie auf ein Wiedersehen mit ihm wohl liebend gerne verzichten würde. Sie schloss ohne ein weiteres Wort die Tür und ließ ihn im dunklen Flur stehen.

Und da hatte er wirklich geglaubt, ihr mit dieser ganzen Sache ein wenig näher zu kommen? Es war ja nicht so, dass ihm dieser Tag ganz zuwider gewesen wäre. Nein, er hatte, wie gerade eben, teilweise richtig Freude daran gehabt und es war wohl mit Abstand der schönste Tag gewesen, den er bisher in Minas Tirith verbracht hatte.

Aber etwas störte ihn dennoch. Warum war Amila immer so giftig zu ihm? Warum wollte er überhaupt, dass sie gut von ihm dachte, das er einen guten Eindruck bei ihr hinterließ? Weil sie nicht so war wie die anderen Elbendamen? Wie diese stolzen, schicken, aufgeplusterten Damen aus Düsterwald und der Adel hier aus Minas Tirith. Er erinnerte sich an diese Sabya, mit der er vor einigen Tagen getanzt hatte. Die Frau war furchtbar gewesen. Vollkommen überdreht und so von sich überzeugt, dass es schon schmerzhaft war.

Er hatte fast sein Leben lang nur solche Frauen oder Elbinnen um sich gehabt. Wahrscheinlich war es einfach dieser Fakt, weshalb er seine Zeit gerne mit Amila verbrachte, obwohl er sie ja noch gar nicht richtig kannte und sie im Grunde auch nur ihre Scherze mit ihm trieb.

Legolas gingen viele Fragen und Gedanken durch den Kopf, als er die unbeleuchtete Treppe in die verlassene Küche hinunterging und sich auf den Weg in Richtung Schloss machte.

Währenddessen hatte sich Amila wieder neben Elanors Bett auf den Stuhl gesetzt.

„Ist er wirklich ein Prinz?" Elanor stellte ihr diese Frage bestimmt zum fünften Mal und obwohl sie die Antwort bereits kannte, konnte sie es einfach nicht glauben.

„Aber er verhält sich doch gar nicht wie ein Prinz." Diese Feststellung hatte sie auch schon mehrmals genannt. Und auch Amila hatte ihr schon mehrfach eine Antwort darauf gegeben.

„Du kennst ihn ja noch nicht so gut. Im Schloss verhält er sich wirklich wie ein Prinz. Und da ist er kein so angenehmer Mensch."

„Ich finde trotzdem", sagte Elanor, „dass er nett ist. Ich mag ihn."

Amila lächelte und strich ihr vorsichtig eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Das ist schön. Er scheint dich ja auch zu mögen."

„Er hat sogar ‚Prinzessin' zu mir gesagt! Genau wie du das manchmal machst.", strahlte Elanor. „Komisch, nicht wahr? Das hast sonst nur du gesagt, sonst niemand, nicht einmal Mora oder mein Bruder Tonda."

Amila nickte.

„Aber willst du denn jetzt nicht deine Geschichte hören?"

„Oh doch!" Elanor strahlte. „Eine ganz lange, bitte. Über einen Prinzen!"

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Veilleicht hätte ich das Kapitel lieber "Der Mann mit Kapuze" nennen sollen?

Keep reviewing... ;o) Büdde, büdde, lasst mir einen kleinen Kommentar da, ja?