Disclaimer: Alles aus dem "Herrn der Ringe" gehört J.R.R.Tolkien, Geld wird hiermit nicht verdient.
Danke für eure lieben Reviews! Das Kapitel ist nicht ganz so lang geworden, aber ich wollte euch doch nicht so lange warten lassen...
Melethil - Mal sehen, ob Zolya noch einen "größeren Part" bekommt. Wenn du sie so magst ;o) Heute gibt's wiederwas vom Prinzen, ich hoffe dir gefällt's.
Amarie - Die Intermezzos machen auch wirklich Spaß zu schreiben, aber jetzt geht's erstmal wieder mit Amila und Legolas weiter... und der Umgangston ist vielleicht jetzt nicht mehr ganz soo eisig...
A/N: Legolas kann auch mal bissig werden...
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Die Sonne schickte ihre ersten roten Strahlen über den Rand des Horizonts. Dunstschleier lagen noch über Minas Tirith, doch es war gewiss, dass diese sich in den nächsten Minuten verziehen würden, um der Morgensonne Platz zu machen.
Amilas Gemächer wurden in ein sanftes Licht getaucht, welches sich langsam über den Boden, die Wände und die Möbelstücke ausbreitete.
Die Elbe erwachte nur langsam aus ihren Träumen. Es war gestern Abend spät geworden, als sie letztendlich von Elanor ins Schloss zurückgekehrt war. Sie hatte ihr noch Medizin eingeflößt, um das Fieber zu senken und Amila hoffte, dass es der Kleinen bald wieder besser gehen würde. Außerdem hatte die Elbe erst noch nach dem neugeborenen Prinzen gesehen, ehe sie endlich in ihren wohlverdienten Schlaf gesunken war. Doch auch dieser war von wirren Träumen geprägt gewesen, wodurch sie durch die Stunden der Ruhe nur wenig Erholung erhalten hatte.
Wie gerädert setzte sie sich nun in ihrem Bett auf und versuchte die Fetzen ihrer Träume, an die sie sich noch erinnerte, zu ordnen.
Es waren wieder Orks gewesen, die sie nicht in Frieden schlafen ließen. Ihr viel das Gesicht eines Orks wieder ein, ein großer, kräftiger, der aber nicht wie ein gewöhnlicher Ork ausgesehen hatte, sondern auch noch andere Gesichtszüge gehabt hatte. Waren es elbische Züge gewesen? Zwergische? Nein, sie kamen wohl den menschlichen am nächsten. Aber konnte das sein? Konnte ein Ork menschliche Züge besitzen?
Sie konnte diese Frage nicht beantworten und versuchte sich noch an weitere Details zu erinnern. Ihr kam ein Streit wieder in den Sinn, den der Ork mit irgendjemandem gehabt hatte, doch so sehr sie sich auch anstrengte, sie konnte sich nicht an seinen Gesprächspartner erinnern. War es eine weibliche Person gewesen? Sie vermochte es nicht zu sagen und so erhob sie sich seufzend aus dem Bett.
Es würde wohl wieder ein anstrengender Tag werden. Langsam rückte auch das Fest näher, welches zu Ehren des nun geborenen Prinzen abgehalten werden sollte. Aragorn hatte sehr viele Freunde eingeladen, doch hatte er es hinnehmen müssen, dass einige abgesagt hatten. Er hatte die Hobbits Frodo, Sam, Merry und Pippin gebeten nach Minas Tirith zu kommen, doch hatten der ehemalige Ringträger und sein Gärtner abgesagt. Nur Merry und Pippin wollten es sich nicht nehmen lassen ein weiteres mal die Weiße Stadt zu besichtigen und außerdem auf ihrem Rückweg noch Baumbart im Fangornwald einen Besuch abstatten.
Auch die hohe Herrin Galadriel und ihr Gemahl Lord Celeborn waren zu den Feierlichkeiten eingeladen worden, doch musste Aragorn auch hier großes Verständnis aufbringen, da der Weg von Lórien nach Minas Tirith wieder gefährlicher geworden war und man nicht wusste, welches Ziel die herumstreunenden Orkgruppen besaßen, beließen es beide dabei dem König und seiner Gemahlin die allerherzlichsten Glückwünsche zur Geburt zu übermitteln.
Amila wusste, dass die Absage Aragorn sehr geschmerzt hatte, doch konnte sie verstehen, dass es höchst unklug gewesen wäre, die Herrin des Goldenen Waldes sozusagen schutzlos über die weiten Ebenen in die Hauptstadt Gondors zu schicken. Sie wäre ein zu leichtes Angriffsziel gewesen.
Seit die Orks wieder mehr durch die Gebiete Gondors zogen, wurden auch die Menschen immer unruhiger. Aber seltsamerweise gab es bisher keine Überfälle oder sonstige Auseinandersetzungen mit den Bewohnern der Städte und kleineren Dörfer. Einzig und allein der Angriff auf die Gruppe der Elben war bisher die einzige Konfrontation zwischen den beiden Völkern gewesen. Und hoffentlich wird es auch der letzte gewesen sein. Dachte Amila, doch war sie sich darüber gar nicht so sicher.
Mittlerweile hatte sie sich vollständig angekleidet und machte sich auf den Weg in die Küche. Amila liebte es, ihr Frühstück nicht in der Halle einzunehmen, sondern allein, mit der Köchin Rosalin und den anderen Küchengehilfen plaudernd, in den kühlen Kellergewölben.
Doch heute morgen sollte die Elbe nicht sofort in den Genuss ihres Frühstücks kommen, denn bereits wenige Meter nach dem Verlassen ihrer Gemächer hinderte sie ein freudiger Schrei hinter ihr am Weitergehen.
„Mylady Amila, wie schön Euch wiederzusehen!"
Die Elbe wandte sich um und sofort ergriff Borondir ihre Hand und tupfte ihr einen Kuss auf den Handrücken.
„Es verschönert den Beginn des Tages Euch hier im Flur anzutreffen."
Amila lächelte ihn an.
„Habt Dank, Borondir. Auch ich bin erfreut Euch zu sehen. Wie geht es Eurem Bein?", fragte sie ihn.
„Ah, ich sehe schon. Der leibhaftige Arzt, durch und durch.", schmunzelte er und ließ dabei erst jetzt ihre Hand wieder los. „Aber um Eure Frage zu beantworten: Ich komme ganz gut mit meinen Krücken zurecht, wie Ihr seht." Und er zeigte auf seine hölzernen Hilfsmittel, die er auch jetzt benötigte um aufrecht zu stehen.
„Habt Ihr noch Schmerzen?", bohrte Amila weiter.
Doch Borondir hatte keine große Lust sich mit ihr über sein Bein zu unterhalten. Und statt ihre Frage zu beantworten sagte er: „Es ist ein viel zu schöner Morgen, um sich jetzt über Krankheiten zu unterhalten. Ich mache Euch einen Vorschlag. Ihr geht mit mir jetzt hinunter in die Halle und dort frühstücken wir erst einmal gemeinsam und dann..."
Weiter kam er nicht, denn er wurde grob von jemandem unterbrochen.
„Das kannst du dir gleich abschminken, Borondir."
Elladan kam auf Amila und Borondir zugeeilt und blieb mit erhobenem Zeigefinger vor letzterem stehen. „Glaub bloß nicht, dass du eher was aus ihr herausbekommst als ich!"
Amila zog eine Augenbraue in die Höhe und blickte fragend zwischen den beiden Elben hin und her. Worüber unterhielten sich die beiden gerade? Was wollten sie aus ihr herausbekommen? Doch so schnell würde sie das wohl nicht erfahren, denn Elladan war immer noch damit beschäftigt auf Borondir einzureden. Es war ein komisches Bild, welches sich vor Amila abspielte, denn Borondir reichte dem Sohn Elronds nur bis zum Kinn und schien dadurch schon in der aussichtsloseren Lage zu sein, was den Ausgang dieses Streits betraf.
Amila musste auch erkennen, dass sich die beiden schon recht gut miteinander angefreundet hatten. Aber was war auch anderes zu erwarten? Die Zwillinge waren zwei ausgesprochene Frauenverführer und Borondir stand diesen in nichts nach, da war sich die Elbe ziemlich sicher.
„Na los, Amila, gehen wir." Elladan riss sie aus ihren Gedanken.
„Wieso? Wohin?", fragte sie erstaunt.
„Na, frühstücken.", antwortete Borondir anstelle des Elben.
Amila sah die beiden misstrauisch an. „Und was hieß das vorhin: ‚Glaub nicht, dass du eher was herausbekommst'?"
Elladan strahlte sie gewinnend an.
„Ach, nichts bedeutendes. Das können wir beim Frühstück klären."
„Ich hab schon gefrühstückt.", log Amila, denn sie hatte wahrlich keine Lust mit den beiden hinunter in die Halle zu gehen. „Du kannst es mir also gleich erzählen."
Elladan seufzte und Borondir setzte einen Gesichtsausdruck auf, der zu sagen schien „Ich hätte es besser gemacht".
„Wir haben uns gestern nur gewundert", fing Elladan an, „Wo Legolas und du auf einmal hin verschwunden seid. Ich meine, es ist doch schon recht ungewöhnlich, zumal ihr nicht die besten Freunde zu sein scheint. Und ihr wart den ganzen Tag zusammen unterwegs und Legolas war ziemlich fertig, als er wieder hier im Schloss ankam."
Amila zog es vor zu dieser Aussage zunächst zu schweigen und wartete mit hochgezogenen Augenbrauen auf die weiteren Worte Elladans.
„Was hast du mit ihm gemacht, Amila?", fragte der Zwilling gespannt und Borondir fügte noch anzüglich grinsend hinzu: „Was habt ihr denn zusammen angestellt?"
Über diese letzte Äußerung musste sich Amila nun doch empören, auch wenn sie Elladans Frage noch amüsant fand. Glaubten sie wirklich sie hätte irgendetwas mit dem langweiligen Düsterwaldprinzen angestellt? Sie hatte wahrlich Besseres zu tun!
„Wie kommt ihr beide nur darauf, dass ich irgendetwas mit dem Prinzen am Hut hätte?", fragte sie die beiden, die nun ihre Unschuldsmienen aufsetzten.
„Nun", räusperte sich Borondir, „er scheint Euch zumindest zu mögen."
„Ach ja?", sagte sie bissig und stemmte die Arme in die Seite.
„Nun", fing Borondir wieder an, „sonst würde er Euch ja nicht so am Rockzipfel hängen, Mylady."
Elladan nickte eifrig.
„Ach, und eigentlich", meinte der Zwilling, „wollte es Elrohir wissen, was ihr gestern so zusammen gemacht habt..."
„Immer den Bruder vorschieben, nicht wahr Elladan?" Amila bohrte ihm ihren Zeigefinger in die Brust. „Ich wüsste nicht, was das alles euch angehen würde.", sagte sie und war dabei über sich selbst erstaunt. Sie hätte ihnen auch die ganze Geschichte über die nervenraubende Langeweile von Legolas erzählen können, hätte ihnen seine Putzkünste erklären und die Aufregung, die er im Waisenhaus veranstaltet hatte zum Besten geben können, doch sie tat es nicht. Irgendein Teil von ihr war es Leid darüber herzuziehen. Aber wahrscheinlich lag es auch einfach daran, dass sie sich erst vor einer halben Stunde aus dem Bett gequält hatte.
„Hört mir mal zu ihr beiden", fing sie an, „Ich habe wirklich keine Lust euch meinen gestrigen Tag zu erzählen. Fragt doch den Prinzen, wenn ihr was wissen wollt."
„Er heißt Legolas, Amila...", entgegnete Elladan seufzend. „Wann gewöhnst du dich endlich daran ihn beim Vornamen zu nennen? Aber um mal auf deinen Vorschlag einzugehen, wir waren schon bei ihm. Er rückt einfach nicht mit der Sprache raus, er sagte ‚Geht zu Lady Amila, wenn ihr was wissen wollt'. Tja, und nun sind wir bei dir..."
Amila sah ihn erstaunt an. Legolas hatte ihnen nichts erzählt? Hatte er ihnen nicht die Ohren vollgejammert, dass er so viel hatte arbeiten müssen? Sie war überrascht, aber nicht nur über diese Sache...
„Hat er wirklich gesagt ‚Geht zu Lady Amila'?", fragte sie Elladan.
Dieser nickte bestätigend. „Ja, und auch ihm hab ich gesagt, er soll dich doch bitte beim Vornamen nennen. Was habt ihr euch eigentlich beide so, euch nur mit den Titeln anzureden?"
Amila musste lächeln. Sie konnte es sich einfach nicht verkneifen. Er hielt sich sogar während ihrer Abwesenheit daran, sie nur mit ‚Lady' oder ‚Mylady' anzusprechen.
Elladan und Borondir sahen sich fragend an. Sie konnten es sich nicht erklären, warum auf Amilas Zügen plötzlich ein solches Lächeln aufgetaucht war. Doch sie kamen nicht dazu sie danach zu fragen, denn eine andere Person kam durch den breiten Gang geradewegs auf die kleine Gruppe zu.
„Ah, seid gegrüßt Lord Elladan und Lord Borondir!", flötete eine hohe Stimme und Sabya knickste tief vor den beiden Elben. Das Amila auch da war überging die Adlige einfach.
Obwohl Amila es den beiden ansah, dass ihnen der ‚Besuch' der Frau nicht so recht war, lächelten sie Sabya an, wünschten ihr einen „Wunderschönen Guten Morgen" und gaben ihr artig einen Handkuss, wobei Brorondir einige Probleme hatte, sein Gleichgewicht auf den Krücken zu halten.
Sabya kicherte.
„Ihr seid so freundlich, Lord Elladan und Lord Borondir! Schreitet Eure Genesung gut voran Lord Borondir?"
Amila, die hinter den beiden Elben stand, verleierte ihre Augen. Sabya musste aufpassen, dass sie sich nicht die Zunge mit ihren ganzen „Lords" brach, wenn sie Elladan und Borondir anredete.
Die Elbe räusperte sich.
„Da ihr beide jetzt in guter Gesellschaft seid, kann ich mich ja an meine Arbeit machen." Sie sprach die beiden Elben direkt an und ignorierte dabei Sabya ebenso wie sie es mit ihr vorher getan hatte.
Elladan warf ihr zwar einen flehenden Blick zu sie jetzt nicht im Stich zu lassen, doch Amila kümmerte sich nicht weiter darum, sondern nickte ihnen nur zum Abschied zu und machte sich auf den Weg in die Küche.
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„Ich kann deinen Eifer wirklich überhaupt nicht nachvollziehen, Legolas."
Kopfschüttelnd saß Gimli seinem Freund gegenüber. Sie waren jetzt schon geschlagene zwei Stunden in der Bibliothek und der Elb wälzte immer noch irgendwelche Bücher.
„Kannst du nicht mal eine Pause machen?", fragte Gimli zum wiederholten Male.
„Nein", kam wieder die bestimmte Antwort von Legolas, der dabei nicht von seinem Buch aufsah. „Aber du kannst doch selber in die Küche gehen und fragen, ob sie noch etwas Schinken und Ei haben."
Gimli brummte etwas unverständliches vor sich hin. Anscheinend hatte der Elb bemerkt, dass sein Magen schon seit einiger Zeit verdächtige Geräusche von sich gab. Ihr gemeinsames Frühstück lag aber nun auch schon mehrere Stunden zurück und ein Zwerg brauchte nun mal ein wenig mehr zu Essen, als ein Elb, versuchte Gimli sich innerlich zu rechtfertigen.
„Was suchst du eigentlich, Legolas?"
Der Angesprochene seufzte.
„Das habe ich dir doch nun schon fünfmal erzählt. Ein Heilmittel für das Mädchen."
„Ach so ja, ... hmm..."
Legolas sah auf.
„Was ist los, Gimli?"
„Ich verstehe einfach nicht, dass du wegen diesem Kind so viel Aufhebens machst!", entgegnete der Zwerg. „Es ist doch nur ein ganz normales kleines Mädchen. Kinder bekommen öfters mal Husten und Schnupfen, das ist eben so und ich weiß nicht, warum du dir da solche Sorgen machst! Außerdem kennst du sie doch gar nicht! Und nur weil du gestern ein paar Worte mit ihr gewechselt hast führst du dich heute auf, als wärst du ihr Vater!"
Der Elb lächelte. Ja, er konnte Gimli verstehen. Er konnte verstehen, warum er es nicht nachvollziehen konnte, denn Legolas wusste ja selber nicht, warum er eigentlich hier saß.
„Ich kann es dir nicht einmal genau sagen, Gimli. Aber wenn du sie gesehen und ihr in die großen Kulleraugen geschaut hättest..."
„Jajaja...", unterbrach ihn Gimli. „Es waren die Augen... ich verstehe."
Legolas seufzte.
„Aber du könntest mir doch wenigstens erzählen, wie du sie überhaupt getroffen hast. Du hast bisher nur gesagt, dass du ein Waisenhaus besucht hast, aber das macht man doch nicht einfach so aus lauter Freude."
Legolas versuchte seine Frage zu übergehen. Wenn er Gimli die Wahrheit erzählen würde, wüsste innerhalb der nächsten Stunden das ganze Schloss über die Putzaktion des Prinzen von Düsterwald Bescheid. Zwerge konnten solche Tratschtanten sein.
„Ich war spazieren, mir die Stadt ansehen und da bin ich zufällig dort vorbeigekommen."
„Aha."
Legolas wusste, dass Gimli ihm das nicht abkaufte, aber er war froh, dass der Zwerg nicht weiter nachhakte, was wahrscheinlich auch daran lag, dass sich die Bibliothekstür gerade in diesem Moment öffnete.
Perplex blieb Amila in der Tür stehen, doch sie hatte kaum Zeit sich von ihrem kleinen Schock über das plötzliche Auftauchen des Düsterwaldprinzen zu erholen, denn Gimli war schon aufgesprungen, um sie freudig zu begrüßen.
„Wie schön Euch zu sehen!", freute sich der Zwerg und er meinte es vollkommen ehrlich. Endlich hatte er einen Gesprächspartner, der vermutlich nicht wortkarg über irgendwelchen fetten Büchern brüten würde.
Amila nickte ihm freundlich lächelnd zu und bedachte auch Legolas mit einem Kopfnicken, allerdings ohne ihn nett anzulächeln. Er erwiderte diese Geste knapp und wandte sich wieder seinem Buch zu.
Nein, diesmal wollte er ihr nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Er wollte nicht, dass sie darin wieder einen Anlass sah auf ihn einzuhacken, wie ein Huhn auf ein Korn. Er hatte an diesem Morgen wirklich keine Lust auf einen Streit, bei dem er sowieso nur wieder den Kürzeren ziehen würde. Er hatte bei ihr ja eh keine Chance, dass hatte sie ihm ja nun schon mehrfach deutlich klar gemacht. Gestern Abend war er noch lange wach gewesen und hatte sich viele Gedanken duch den Kopf gehen lassen. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass es sinnlos war sich mit Amila anfreunden zu wollen. Warum sollte er also mühselige Versuche unternehmen, sie von seinen ‚netten Seiten' überzeugen zu wollen? Es hatte ja eh keinen Zweck.
„Aragorn ist nicht zufällig hier, oder?", fragte Amila an Gimli gewandt. Arwen hatte sie geschickt um ihren Mann zu suchen, weil sie noch nicht selbst aufstehen konnte. Amila hatte ihr noch strenge Bettruhe nach der Geburt verordnet und auch Elrond konnte dies zum Ärger Arwens nur gutheißen.
„Nein, ich habe ihn heute noch nicht gesehen.", beantwortete Gimli Amilas Frage.
„Gut, dann such ich weiter.", sagte die Elbe und wollte sich schon zum Gehen wenden, doch Gimli hielt sie auf.
„Oh bitte, bleibt doch noch ein bisschen." Sie hörte deutlich den flehenden Ton in seiner Stimme. „Legolas ist heute nicht gerade sehr gesprächig, er sucht die ganze Zeit irgendwelche Heilmittel."
Überrascht sah Amila zu Legolas hinüber. Dieser schien sehr versunken in ein Buch zu sein und schrieb gerade einige Zeilen auf ein Stück Papier.
„Ein Heilmittel? Wer ist denn krank?", fragte Amila Gimli neugierig.
„Ach", entgegnete dieser, „irgendein Mädchen, welches er gestern in einem Wasienhaus getroffen hat."
Amilas Augen weiteten sich. Er suchte nach einem Mittel für Elanor? Für ihre Elanor?
„Stimmt das?" Amila sprach nun Legolas direkt an, doch dieser sah nicht auf, sondern schrieb weiter. Anscheinend hatte er nichts von ihrem Gespräch mit Gimli mitbekommen.
Amila ging zu ihm hinüber an den Tisch und setzte sich.
„Ihr sucht wirklich nach einem Heilmittel für Elanor?", fragte sie ihn.
Legolas sah sie nicht an, nickte aber.
Amila war vollkommen überrascht. Warum tat Legolas das? Wieso sorgte er sich um das Kind?
„Warum?"
„Tja, das würde ich auch gerne erfahren.", warf Gimli ein, der jetzt auch wieder an dem großen Eichentisch Platz genommen hatte. „Er faselt nur immer irgendetwas von ‚ihren Augen'. Ich kann es absolut nicht nachvollziehen. Aber wieso kennt ihr das Mädchen mit Namen, Amila?"
Die Elbe ignorierte ihn fürs erste und widmete sich Legolas, der Gimli einen kühlen Blick zuwarf, bevor er sie ansah.
„Ich mache mir einfach Sorgen, das ist alles.", antwortete er knapp.
„Das ist unsinnig. Das wisst Ihr.", hielt Amila dagegen und ihre Stimme klang dabei nicht sehr freundlich. „Traut Ihr mir nicht? Zweifelt Ihr an meinen Heilmethoden und an meinen Fähigkeiten als Arzt?"
Für Amila gab es keine andere Möglichkeit. Nichts anderes ergab für sie Sinn, denn sie glaubte ihm nicht, dass er sich um Elanor sorgte. Er kannte sie doch gar nicht.
„Ihr glaubt mir nicht, hab ich Recht?" Legolas' Stimme klang genauso eisig wie die ihre. Er hatte sich fest vorgenommen sich von ihr nicht mehr so drangsalieren zu lassen.
„Das stimmt. Ich kann Euch das nicht glauben."
Legolas nickte. „Dann tut es mir Leid, Mylady.", sagte er abfällig.
Gimli sah erstaunt zwischen den beiden hin und her. Er wusste zwar, dass sie nicht die besten Freunde waren, doch dass die beiden sich so wenig mochten war ihm neu.
Verlegen räusperte er sich, um die unangenehme Stille zu durchbrechen, die sich zwischen den beiden Elben gebildet hatte.
„Vielleicht interessiert es Euch zu erfahren, Amila, dass Legolas heute auch schon die alte Bibliothek besucht hat und..."
„Gimli!", fuhr Legolas dazwischen. „Lass die Lady doch denken was sie will."
Der Zwerg sah seinen Freund erstaunt an. So kannte er ihn gar nicht. Er war sonst immer der zuvorkommende Prinz und jetzt wollte er ihm helfen aus dieser dummen Situation wieder herauszukommen und da weigerte er sich seine Hilfe anzunehmen. Legolas hatte ihm vorhin erzählt, dass das Mädchen von dem alten Bibliotheksteil geschwärmt hatte und der Elb war gleich heute morgen losgegangen und hatte ihn sich angesehen. Deshalb hatte Gimli dies jetzt wieder angeführt, um der Elbe zu erklären, dass sich Legolas anscheinend wirklich um das kleine Mädchen sorgte. Doch wollte man mal helfen, dann wurde es einem verwehrt. Gimli seufzte innerlich auf.
Amila schaute ungläubig drein. Hatte Legolas wirklich Elanors Ratschlag befolgt und die alte Bibliothek aufgesucht? Das glaubte sie nicht. Nein, das wollte sie auch gar nicht glauben, denn es drohte ihr schönes Bild vom aufgeblasenen Schnösel zu kippen und das wollte sie auf jeden Fall verhindern.
Doch sie kam nicht mehr dazu etwas dazu zu sagen, denn zum zweiten mal an diesem Morgen wurde die große Flügeltür zur Bibliothek aufgerissen und eine Frau stürzte in die Bibliothek.
Gehetzt sah sich Mora in dem großen Raum um. Ihre Augen weiteten sich, als sie schließlich auf Amila hängen blieben.
„Amila!", brachte sie keuchend hervor, bevor sie auf die Elbe zustürzte, ohne Legolas und Gimli Beachtung zu schenken.
Vom aufgebrachten Tonfall ihrer Freundin erschreckt, sprang Amila von ihrem Stuhl auf und lief ihr schon entgegen.
„Was ist denn los? Was ist passiert?", fragte sie eindringlich. So aufgebracht hatte sie Mora noch nie erlebt. Sie schien vollkommen verstört zu sein.
Doch Mora konnte der Elbe keine Antwort geben, so sehr hatte sie damit zu tun ihre Atmung wieder halbwegs unter Kontrolle zu bringen und so war nur ein rasselndes Atmen zu hören.
„Es... ich...", versuchte sie, „... ist... weg..."
Amila sah sie mit Unverständnis an.
„Was ist weg?", fragte sie.
„Elanor", kam gepresst die keuchende Antwort.
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Böser Cliffhanger, ich weiß... ich kann gemein sein :o)
