Disclaimer: Alles aus dem "Herrn der Ringe" gehört J.R.R.Tolkien. Geld wird mit der Story nicht verdient.
Ich weiß, ich weiß... ich brauche mich glaube nicht schon wieder entschuldigen... denn ihr wisst ja, dass es mir Leid tut, dass es immer so lange dauert... seufz... und deshalb verspreche ich diesmal nicht, dass das nächste kapitel schneller da ist... vielleicht klappt's ja dann mal ;o)
Mein besonderer Dank gilt mal wieder meinen Reviewern... ascahil und HexenLady ! Und ich hoffe sehr, dass euch das neue Kapitel gefällt, denn ich habe mir echt Mühe gegeben die beiden sich wieder ein kleines Stückchen näher kommen zu lassen... aber ich bin wie immer sehr genre für Kritik zu haben!
A/N: Mysteriöse Begegnungen und Verwirrung der Gefühle...?
Unbekannte in der Nacht
Sie war gefangen in diesem dunklen Raum. Immer und immer wieder tastete sie ihre Umgebung nach einem Ausgang ab, doch sie spürte nur die nackten Wände unter ihren Händen. Abwechselnd wurde ihr heiß und kalt und die Luft um sie herum schien mit jedem Atemzug stickiger zu werden.
Amila bekam eine Gänsehaut und versuchte die Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. Doch es wollte ihr nicht gelingen, denn immer wieder schlichen sie sich in ihr Bewusstsein…
Ein schmaler Lichtstreifen tauchte plötzlich vor ihren Augen auf. Eine Tür öffnete sich. Wieso hatte sie diese nicht bemerkt? Sie hatte doch die Wände abgesucht!
Licht durchflutete den Raum und eine Gestalt erschien in der Tür. Doch sie konnte sie nicht erkennen, denn sie musste vor dem ungewohnt hellen Licht die Augen schließen.
Wieder versuchte Amila sich auf ihren Weg zu konzentrieren. Sie hatte doch jetzt eigentlich andere Sorgen, als ihren dämlichen Traum zu analysieren. Aber das es diesmal kein gewöhnlicher Traum war, das musste sie sich auch eingestehen. Und schon wieder drifteten ihre Gedanken ab…
„Wie gefällt es dir denn in meinem kleinen Reich?", wurde sie von einer kalten Stimme gefragt. Sie keuchte auf. Diese Stimme! Das konnte doch nicht wahr sein! Nein, das war ganz unmöglich!
„Ah, du erinnerst dich, nicht wahr?" Die Stimme lachte höhnisch. „Nach all der langen Zeit erinnerst du dich… Wirklich, das hätte ich nicht erwartet."
Sie fühlte sich gelähmt, als ob sie zu Stein erstarrt wäre. Konnte nicht mehr atmen, fühlte nichts mehr um sich herum und hörte nur noch die Stimme dieser Gestalt in ihrem Kopf.
„Du hast mich nicht erwartet. Ich sehe schon…", fuhr die Person weiter fort. „Aber nimmt man es genau, dann waren es ja nur etwa dreitausend Jahre, in denen wir uns nicht gesehen haben. Eigentlich nur ein Wimpernschlag, findest du nicht?"
Die Gestalt lachte verächtlich.
„Aber wenn ich dich jetzt so ansehe, dann weiß ich, dass ich einen bleibenden Eindruck hinterlassen habe."
Amilas Gänsehaut verstärke sich zusehends und sie war froh, dass sie gerade in der Sonne lief. Der Traum der letzten Nacht nahm sie doch mehr mit, als sie sich anfangs selber eingestehen wollte. Wieso träumte sie auch so etwas? Nach all den vielen Jahren begegnete sie dieser Person in ihrem Traum. Konnte das wirklich Zufall sein?
Sie seufzte schwer. Nein, das war eigentlich viel zu unwahrscheinlich. Aber wenn dies wirklich kein Zufall war, dann mussten diese seltsamen Träume, die sie in letzter Zeit des Öfteren nicht in Ruhe schlafen ließen, von dieser Person kommen.
Die Elbe fröstelte. War das denn möglich? Fieberhaft überlegte sie, ob ihre anderen Träume irgendetwas mit ihr zu tun haben könnten.
Sie hatte von einem Überfall geträumt und kurz danach waren die Elben aus Düsterwald in Minas Tirith angekommen – erschöpft und verletzt. Sie hatten gesagt, dass sie in einen Hinterhalt geraten waren.
Schauer liefen ihr den Rücken hinunter. Das konnte doch nicht sein!
Dann hatte sie irgendwann von Orks geträumt. Sie erinnerte sich an einen Streit. Konnte dies die Auseinandersetzung sein, die Legolas und sie im Wald bei Loda gehört hatten?
Nein, in ihrem Traum hatte es noch eine weibliche Person gegeben. Wenigstens das stimmte nicht.
Aber das war ja noch nicht alles gewesen. Diese Person, sie konnte sie einfach nicht beim Namen nennen, hatte nicht nur mit ihr gesprochen, sondern auch mit einem Ork. Sie erinnerte sich allmählich wieder. Der Ork hatte von ihr die Anweisung bekommen seine Truppen einsatzbereit zu halten. In den nächsten Tagen sollten sie ausrücken.
War das eine Warnung gewesen? Heute Nacht würde sie mit Legolas nach Lórien aufbrechen. Dann waren sie in etwa zwei Tagen irgendwo draußen in der Wildnis, was geradezu eine perfekte Gelegenheit war, um sie auf irgendeine Art und Weise anzugreifen.
Dass diese Person dazu fähig war, daran zweifelte sie nicht, doch lagen ihre Motive für Amila vollkommen im Dunkeln. Es würde nur Legolas mit ihr unterwegs sein und das wusste sie sicherlich auch. Aber wieso sollte der Ork dann so eine große Gruppe bereithalten? Dreißig Mann waren es ihrer Erinnerung nach. Was versprach sie sich von einem solchen Überfall?
Wenn manLegolas oder sie umbringen wollte, dann würden auch weitaus weniger Orks ausreichen, denn obwohl Legolas zu den besten Kämpfern gehörte – einer so großen Übermacht war auch er nicht gewachsen, egal wie gut er nun sein Schwert schwingen konnte.
Amila seufzte wieder. Es hatte wirklich keinen Sinn sich darüber jetzt den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte zuerst überlegt Aragorn oder Elrond von ihrem Traum zu erzählen, aber da sich ihre Gedanken sowieso nur auf wilde Spekulationen stützten, hatte dies nicht viel Sinn.
Es wäre unnötig, jemand anderen noch damit zu belasten und für Aragorn wäre es möglicherweise nur noch ein weiterer Grund doch noch einen ganzen Soldatentrupp mit ihnen zu schicken. Falls diese Person wirklich etwas plante, würde das ja bedeuten, es ihr noch leichter zu machen, was Amila ja nun auf keinen Fall wollte. Sollte sie tatsächlich einen Plan haben, dann würde Amila alles tun, um ihn ihr zu vereiteln.
„Ah, Amila!"
Die Elbe zuckte zusammen.
„Verzeiht, ich wollte Euch nicht erschrecken!" Gimli sah entschuldigend zu ihr auf.
„Nein, ist schon in Ordnung.", winkte Amila ab. „Ich war nur gerade in Gedanken."
Gimli lächelte. „Seid Ihr auch auf dem Weg zum Turnier?"
Die Elbe nickte. „Ebenso wie Ihr nehme ich an."
„Dürfte ich Euch begleiten, Mylady?", fragte Gimli höflich und Amila musste unwillkürlich lächeln.
„Aber natürlich. Mit dem größten Vergnügen."
Beide setzten ihren Weg fort, ebenso wie hunderte andere Einwohner von Minas Tirith. Amila begann zum ersten Mal an diesem Tag wahrzunehmen, wie viele Menschen auf die Felder des Pelennor vor die Tore der Stadt pilgerten, um dem Turnier beizuwohnen. Es war ein sehr schöner Tag und die Sonne strahlte mit den freudig erregten Gesichtern der Leute um die Wette.
„Wisst Ihr, Amila.", fing Gimli an, während sie gemeinsam durch die Straßen liefen, „man merkt es Euch an, dass Ihr in der letzten Zeit häufiger in Gedanken versunken seid."
Die Elbe sah ihn vollkommen überrumpelt an.
„Tatsächlich?"
„Ja, aber ich möchte ja nicht weiter nachfragen, doch kann es sein, dass Euch noch mehr beschäftigt, als Tondas Abschneiden bei dem Turnier in den nächsten Tagen?"
Amilas Ohrspitzen verfärbten sich gefährlich, denn sie fühlte sich ertappt. Doch sie durfte sich natürlich nichts anmerken lassen, weshalb sie mit gespieltem Erstaunen fragte: „Wie meint Ihr das?"
„Nun ja", fuhr Gimli zögerlich fort, „kann es sein, dass Euch noch Sorgen plagen, die einen gewissen Elben betreffen?"
Amilas Augen weiteten sich. Hatte irgendjemand Gimli von ihrer bevorstehenden Reise informiert? Das war doch eigentlich gar nicht möglich! Immerhin hatte Aragorn nur noch Elrond davon erzählt und sonst niemanden.
Es war besser, das Thema Legolas gleich von vornherein abzublocken.
„Ach, wie kommt Ihr denn darauf?"
„Als ich heute Morgen mit ihm gesprochen habe, hat er so seltsame Andeutungen gemacht.", erzählte ihr Gimli.
Amilas Augenbrauen schossen in die Höhe. Das hieß nichts Gutes…
„Andeutungen welcher Art?", fragte sie ihn mit betont ruhiger Stimme.
„Auf meine Frage, ob er wisse wo Ihr seid, hat er geantwortet: ‚Sie muss wohl noch einiges vorbereiten'", antwortete Gimli.
Amila stöhnte innerlich gequält auf. Dieser Elb! Er hatte sich doch tatsächlich verquatscht! Oh bei Eru, konnte man sich denn nicht einmal auf ihn verlassen! War es denn wirklich zu viel verlangt einfach mal den Mund zu halten?
„Nachdem er das gesagt hatte", erklärte der Zwerg weiter, „ist er sofort unter irgendeinem banalen Vorwand verschwunden und ich hatte bisher keine Möglichkeit ihn weiter auszufragen."
Na das hatte er doch wahrlich prima gemacht! Dafür würde sie ihm später noch den Hals umdrehen… Wie konnte denn ein Elb so dämlich sein?
„Ja… hm…" Verdammt, irgendetwas musste sie Gimli jetzt sagen, um das Ganze wieder gerade zu biegen.
Er sah sie erwartungsvoll an, während Amila fieberhaft nach den richtigen Worten suchte.
„Ich habe ihm wohl heute Morgen erzählt, dass ich noch einiges wegen dem Fest im Waisenhaus zu erledigen hatte. Das wird er wohl mit den Vorbereitungen gemeint haben."
„Hm…", entgegnete Gimli daraufhin, was Amila misstrauisch machte. Glaubte er ihr das nicht?
„Ich will Euch ja nicht bedrängen…", fing er vorsichtig an, „Aber Legolas sagte auch, dass er Euch seit fast zwei Tagen nicht mehr gesehen hat. Was also heißt, dass ihr heute Morgen nicht miteinander gesprochen haben könnt."
Ugh… Amila schluckte. Das war vollkommen korrekt, aber wieso musste Legolas ihm das erzählen!
„Oh ich hätte nicht gedacht, dass Legolas unser Zusammentreffen heute morgen so schnell vergessen würde.", sagte sie mit gespielter Enttäuschung. „Aber das Gedächtnis eines Elben wird eben auch nicht jünger."
An seinem Blick konnte Amila sehen, dass Gimli ihre Worte stark anzweifelte, doch er fragte nicht weiter, denn jetzt hatten sie das Turnierfeld erreicht.
Man hatte eigentlich überhaupt gar keinen Überblick über die Menschenmassen, die sich auf den Tribünen drängelten, doch die Gruppe um Legolas erkannten Amila und auch Gimli sofort. In einem weiten Umkreis um ihn herum hatte sich eine ganze Schar junger Frauen versammelt, die immer wieder sehnsüchtige Blicke auf die Gruppe der Elben warf. Denn nicht nur Legolas, sondern auch Elronds Söhne Elladan und Elrohir, sowie Borondir standen am Rand des Feldes und warteten auf die Teilnehmer.
Doch wen Amila auch sofort entdeckte war Sabya, die an Legolas' Arm hing und sich an ihn klammerte wie eine Ertrinkende. Amilas Augenbrauen wanderten in die Höhe und sie merkte, wie es in ihrem Inneren zu brodeln begann. Hatte sie etwas verpasst? Waren sie jetzt schon so enge Vertraute, dass sie sich in aller Öffentlichkeit aneinanderschmiegen mussten?
Sabya konnte sie jetzt auf keinen Fall ertragen und vor allem nicht ihr hysterisches Lachen, welches sich zu allem Übel auch noch mit Legolas' vermischte. Bei Eru, wenn er so mit dieser Frau herumalberte war er tatsächlich ein dämlicher Elb.
Mürrisch wandte sie sich an Gimli: „Wisst Ihr, ich glaube ich werde noch einmal nach Tonda sehen. Nur um sicher zu gehen, dass es ihm auch gut geht so kurz vor Beginn des Wettkampfes."
Gimli nickte.
„Kommt Ihr dann zu uns?"
„Bestimmt.", antwortete sie ihm und schlängelte sich durch die Menschenmassen, auf der Suche nach Tonda.
„Gimli, wo ist denn Amila so schnell hingelaufen?", wurde der Zwerg derweil von Elladan begrüßt.
„Sie wollte noch einmal nach Tonda sehen.", entgegnete Gimli, sah dabei allerdings nicht Elladan sondern Legolas an.
„Ah, verstehe." Elladan nickte bestätigend.
„Kann ich auch nachvollziehen…", flüsterte Elrohir, der jetzt auch Legolas einen Blick zuwarf.
Dieser erwiderte verständnislos die Andeutungen der anderen und, um ihm auf die Sprünge zu helfen, deutete Borondir mit einem Kopfnicken auf Sabya.
Legolas zuckte fragend mit seinen Schultern, was die Zwillinge zu einem lauten Seufzen veranlasste. Er war wirklich schwer von Begriff. Doch dann plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag und er löste sich hastig aus Sabyas Umklammerung.
„Mein Prinz, geht es Euch nicht gut?", flötete diese sogleich.
Legolas verneinte beschwichtigend und schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln, welches bei den anderen nur ein Augenrollen hervorruf.
Hatte Amila ihn eben wirklich so mit Sabya gesehen? So wie sie an seinem Arm hing? Bei Eru! Bei diesem Gedanken drehte sich ihm ja fast der Magen um.
„Prinz Legolas, Ihr seht so erschrocken aus! Was habt Ihr?"
Gimli und die anderen Elben grinsten. Sie alle konnten genau sehen, was Legolas soeben bewusst geworden war. Doch als dieser die fröhlichen Gesichter der anderen sah, brachte er seine Mimik schnell wieder unter Kontrolle.
„Mir geht es gut. Wirklich, Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen.", antwortete er Sabya.
„Dann ist ja gut."
Doch Legolas machte es regelrecht fertig, dass Amila ihn geradezu auf frischer Tat ertappt hatte, auch wenn er im Großen und Ganzen gar nichts dafür konnte. Sein Herz klopfte und er wusste, dass seine Ohrspitzen mehr als nur leicht rötlich verfärbt waren.
Aber halt. Wieso machte er sich denn gerade solche Gedanken? Und wieso grinsten sie alle so um ihn herum? Was sollte das alles? Wieso machten sie das? Hatte er irgendetwas nicht mitbekommen?
Aber selbst wenn er das Verhalten der anderen jetzt im Moment außer Acht ließ, war da immer noch seine eigene Reaktion, die er nicht verstand. Wieso machte es ihm so viel aus, dass Amila ihn mit Sabya gesehen hatte? Weil er nicht wollte, dass er als Aufreißer vor ihr dastand? Nun, eigentlich sollte sie wissen, dass dies nicht der Fall war. Oder vielleicht weil er fürchtete, dass sie eifersüchtig werden würde. Aber nein… das war ja unmöglich. Sie mochte ihn ja noch nicht einmal…. Wie sollte sie dann auf irgendeine Art und Weise eifersüchtig auf Sabya sein? Das machte ja gar keinen Sinn…
Aber eigentlich hatte er Sabyas Umklammerung gar nicht so schlimm empfunden. Er hatte sie kaum wahrgenommen und es war ihm vollkommen gleichgültig gewesen. Natürlich genoss er ihre Gesellschaft nicht, antwortete ihr immer nur recht knapp und hasste förmlich ihr lautes Lachen, in welches er aber höflichkeitshalber immer mit einstimmte. Im Großen und Ganzen schenkte er ihr wohl nicht mehr Beachtung als ein Rind einer Schmeißfliege. Er hielt sie zwar aus, doch war sie ihm sehr lästig. Aber momentan konnte er sie nicht loswerden, denn zwangsläufig kam sie immer wieder zu ihm zurück, da er ja immer noch in Minas Tirith war.
Doch wie konnte er sie, sowohl als auch die anderen feinen Damen ernsthaft beachten, wenn schon beim bloßen Gedanken an eine bestimmte Person ganz sacht sein Herz ein wenig schneller zu schlagen begann? Diese Person, die ihm ein feines Lächeln ins Gesicht zauberte, wenn er an ihre Schlagfertigkeit dachte? Oder, die ihn immer wieder dazu brachte sich wie ein Vollidiot zu benehmen?
„Wann geht es denn los?"
Legolas zuckte zusammen und sah sich um. Erst jetzt realisierte er wieder, wo er war und er war erleichtert, als er mitbekam, dass Sabya nicht ihm, sondern Borondir diese Frage gestellt hatte. Wenigstens jetzt kam er nicht in die Verlegenheit sich durch irgendetwas vor seinen Freunden zu verraten, denn die beobachteten ihn immer noch recht amüsiert.
Borondir gab Sabya derweil freundlich und wohl zum zehnten Male Auskunft: „Jetzt ist es nur noch knapp eine Viertelstunde, Mylady."
„Ah, wie schön!"
„Sagt, Mylady Sabya, habt Ihr Euch schon einen Favoriten unter all denn jungen hübschen Männern ausgesucht?"
Elrohir knuffte seinem Bruder wegen diesem Kommentar in die Seite, doch Sabya schien dies als ganz normale Frage zu betrachten. Sie zögerte auch nicht lange mit ihrer Antwort: „Mein absoluter Favorit ist natürlich Prinz Legolas." Und mit diesen Worten warf sie ihm einen verliebten Blick zu.
„Hm… der macht bloß nicht mit.", brummte Gimli in seinen Bart und die Zwillinge brachen in Gelächter aus.
„Nun, sonst gibt es ja auch keine nennenswerten Herren, die bei diesem Turnier antreten.", entgegnete Sabya etwas pikiert.
„Also ich setzte auf diesen Tonda.", hielt Borondir sofort dagegen und Gimli, Elladan und Elrohir stimmten ihm eifrig zu.
„Ach", fing Sabya an, „Den habe ich heute morgen auch schon gesehen. Das ist doch dieser Junge aus dem Waisenhaus, nicht wahr? Er kommt daher, wo diese armen Kreaturen wohnen, um die sich diese Amila kümmert, richtig?"
„Und es ist auch genau der Junge, der in den letzten Tagen ein ausgezeichnetes Training bekommen hat."
Legolas sah Gimli warnend an. Er wollte nicht, dass es der neueste Klatsch und Tratsch in Minas Tirith wurde, dass er mit dem Jungen trainiert hatte. Für Tonda war es sicherlich nicht gerade gut, wenn ihn alle auf seinen Lehrer hin ansprachen. Und vor allem Sabya war natürlich wie geschaffen für die Verbreitung von Gerüchten. Außerdem hatte er die Befürchtung, dass wohl auch Amila das Ganze nicht Recht sein würde.
„Tatsächlich?", fragte Sabya jedoch in diesem Moment. „Das möchte ich ja kaum glauben."
„Oh doch", schaltete sich jetzt auch Elladan ein. „Ein überaus netter, zuvorkommender und hübscher Lehrer hat sich ihm angenommen."
Legolas stöhnte innerlich auf. Musste das denn jetzt wirklich sein?
„Ach ja?" Sabya wurde hellhörig.
„Er soll angeblich extrem gut aussehen.", mischte nun auch Elrohir mit.
„So?" Sabyas Augen wurden immer größer. „Das ist ja äußerst interessant."
„Allerdings!", schürte Borondir ihre Neugierde noch weiter.
„Nun sagt schon, wer ist dieser Unbekannte?"
„Ach meine Liebe", säuselte Gimli, während er den vernichtenden Blick von Legolas einfach ignorierte, der ihm sein Todesurteil zu verkünden schien, wenn er jetzt seinen Namen aussprach.
Mit einem zuckersüßen Lächeln sagte Gimli: „Er steht direkt neben euch."
Hätte Legolas seinen Bogen dabei gehabt, hätte Gimli in eben dieser Sekunde einen Pfeil in der Brust, doch er kam gar nicht dazu sich weiter des Zwerges Folter auszumalen, denn schon fiel ihm jemand stürmisch und mit den Worten „Das ist ja wundervoll!" um den Hals.
°°°°°
Abrupt blieb Amila stehen. Sie traute ihren Augen nicht. Was spielte sich denn da gerade für eine Szene vor ihr ab!
Sabya hing nicht mehr an Legolas' Arm, sondern jetzt, was ja definitiv noch um einiges schlimmer war, hatte sie sich ihm an den Hals geworfen. Oder war er es, der sie so umschlungen hielt und nicht sie ihn?
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als Sabya Legolas weiter zu sich herunter zog, sodass ihre Köpfe nun fast genau voreinander schwebten. Amila konnte fühlen, wie langsam sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht wich.
Das war doch alles ein böser Traum. Das konnte einfach nicht wahr sein!
Irgendwie schlitterte sie heute von einem Albtraum in den nächsten. Zuerst heute Nacht das unheimliche Zusammentreffen mit dieser Person und jetzt das hier! Sie vermochte nicht zu sagen, was sie nun schlimmer fand.
Auf einmal fühlte sich alles so sinnlos und leer an, dass sie gar nicht in der Lage war irgendeinen Gedanken zu fassen. Warum war sie auf einmal so verwirrt? So verletzt?
Alles wozu sie in der Lage war, war ihre Augen stur auf die Szene vor ihr zu richten, wo Sabya gerade die Lippen spitzte und Legolas einen Kuss geben wollte.
Ihr Innerstes schrie aus Leibeskräften. War sie eifersüchtig? Nein, nein, nein, das konnte doch nicht sein! Wenn sie eifersüchtig wäre, dann… Aber sie kam gar nicht dazu diesen Gedanken weiter zu verfolgen, denn sie verlor sich in einem so tiefen Seufzer, als Sabya nur Legolas' Wange streifte, dass die Elbe förmlich in sich zusammensank. Ihre Beine fühlten sich wie Butter an, als sie sich langsam in Bewegung setzte.
Legolas löste sich in diesem Moment aus Sabyas Umklammerung und trat ein paar Schritte von ihr weg.
Amila atmete tief durch und zwang sich selbst Ruhe und vor allem Haltung zu bewahren. Sie hoffte inständig, dass niemand von den Elben oder Gimli ihren momentanen Gemütszustand bemerkte, denn sie war sich im Klaren, dass ihr Gesicht immer noch mehr weiß als rosig war.
Sie musste sich zusammenreißen.
‚Einfach nur einen Fuß vor den anderen setzen', redete sie sich selber zu. Himmel, warum nahm sie das alles so sehr mit! Was tat dieser Elb nur immer wieder mit ihr? Seitdem er da war, hatten sich so viele Dinge verändert und obwohl sie stets versuchte ihm aus dem Weg zu gehen, gab es doch etwas in ihr, was sich jedes Mal freute, wenn sie ihn sah. Und diese kleine innere Stimme schien mit jedem Tag ein bisschen lauter zu werden.
Und genau diese war es eben auch gewesen, die so vor Erleichterung aufgeseufzt hatte, als Legolas Sabya nicht geküsst hatte.
Langsam und einigermaßen gefasst ging Amila auf die Gruppe zu und schob dabei ihre Gedanken und vor allem die penetrante Stimme beiseite, die ihr schon wieder durch den Bauch hopste.
„Ah Amila, da seid Ihr ja!"
Sie lächelte Gimli an.
„Wie geht es Tonda?", wurde sie von Legolas sofort gefragt und als sie seine Stimme hörte setzte ihr Herz wieder einen Schlag aus. Verdammt, warum reagierte sie so auf ihn?
Sie wandte sich zu ihm, aber beantwortete seine Frage nicht. Stattdessen zog sie ein kleines Tuch aus ihrer Tasche und reichte es ihm. Sie war nicht gewillt dieser dämlichen Stimme weiter Nahrung zu geben.
Mit einer vollkommen sachlichen und trockenen Stimme sagte sie: „Nehmt das. Ihr habt etwas an der Wange. Sieht nicht sehr schön aus." Und diesen Worten schob sie noch ein kokettes Lächeln hinterher.
Legolas sah sie vollkommen geschockt an, während die anderen Elben und Gimli in lautes Gelächter ausbrachen.
Amila grinste ihn siegesgewiss an, während in ihrem Inneren allmählich wieder Ruhe und Gelassenheit einkehrte.
„Ist wirklich… nicht… hübsch… mein Freund.", brachte Borondir abgehackt hervor. Er musste sich an Elrohir abstützen, weil er sich vor Lachen regelrecht schüttelte.
Wie in Trance drehte Legolas sich ein wenig zur Seite und wischte sich die Farbe von Sabyas angemalten Lippen von der Wange.
Der Gongschlag, der in genau diesem Moment ertönte und den Beginn des Turniers ankündigte, bewahrte Legolas vor noch mehr Aufmerksamkeit der anderen, denn das Ganze war ihm mehr als peinlich.
„Wie schön, endlich geht es los!", rief Sabya erfreut, nachdem sie die Szene eben argwöhnisch verfolgt hatte.
In Viererreihen stellten sich die Bogenschützen auf dem Platz, unter lauten Anfeuerungsrufen des Publikums, auf. Es waren etwa an die achtzig Bewerber, die an dem gesamten Turnier teilnahmen und die besten fünfzehn wurden dann in die königliche Armee aufgenommen. Zunächst mussten die Teilnehmer auf Zielscheiben in zehn Meter Entfernung schießen, bevor die Objekte dann weiter nach hinten gestellt wurden und der Abstand somit deutlich vergrößert wurde.
„Und wer ist jetzt genau Tonda?", fragte Sabya in die Runde.
„Der große, schlanke Junge in der dritten Reihe.", antwortete ihr Borondir.
„Ah… er ist recht hübsch, das muss man wirklich sagen."
Amila wandte sich genervt zu ihr um und sagte herablassend: „Glaubt mir Sabya, Ihr verkörpert nicht so sehr das Bild einer Frau, welches Tonda sich vorstellt."
Wieder fingen die Elben und Gimli an zu lachen, doch nun konnte sich auch Legolas ein Grinsen nicht verkneifen.
Sabya ging langsam auf Amila zu, die anscheinend einen wunden Punkt bei ihr getroffen hatte.
„Oh… Ihr haltet Euch wieder für besonders intelligent, nicht wahr?", fragte sie mit vor Spott trotzender Stimme, aber leise wispernd, sodass nur Amila es verstehen konnte, fügte sie kalt hinzu: „Ihr braucht Euch mit solchen dämlichen Scherzen nicht in den Vordergrund zu spielen, denn der Prinz weiß schon, warum er sich nur eine Dame mit Stil aussucht. Aber glaubt ja nicht, nur weil Ihr bald eine ganze Zeit allein mit ihm verbringt gehört er schon Euch!"
Amila erstarrte. Das Grinsen, welches vor Sekunden noch ihr Gesicht geziert hatte, fror jetzt ein und wandelte sich zu blankem Entsetzen.
Was sagte diese Frau da gerade? Woher…!
Mit einem feinen Lächeln wandte sich Sabya an die anderen, die ihr kleines Gespräch gar nicht mitbekommen hatten und verkündete, dass sie jetzt den anderen Hofdamen einen kleinen Besuch abstatten wollte. Dabei schenkte sie Legolas einen langen Blick, der ihn unmissverständlich dazu aufforderte sie zu begleiten, doch er ignorierte ihre stumme Frage einfach und wünschte ihr noch einen schönen Tag.
Und mit einem letzten Knicks verschwand Sabya in der Menge und ließ eine vollkommen verunsicherte Amila zurück.
In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken nur so. Wie um alles in der Welt konnte Sabya von ihrer bevorstehenden Reise wissen? Warum zum Teufel wusste sie das! Das konnte doch nicht sein! Es wusste doch niemand weiter außer Aragorn und Elrond!
Hatte sie irgendwo gelauscht? Im Thronsaal vielleicht? Nein… da standen Wachen vor den Türen und der Saal hatte nur einen richtigen Eingang. Dann hatte sie möglicherweise das Gespräch zwischen Aragorn und Elrond mitbekommen. Aber solche Dinge besprachen die beiden doch bestimmt nicht auf dem Gang…
„Amila?"
Sie sah erschrocken auf.
„Huh?"
Legolas musterte sie besorgt. Seit Sabya gegangen war schien sie sehr in Gedanken versunken zu sein. Er nahm sie vorsichtig am Arm und führte sie ein Stückchen von den anderen weg, die gespannt das Turnier verfolgten und sich nicht weiter um die beiden zu kümmern schienen.
„Was ist los?"
Amila schüttelte ihren Kopf. „Nichts…", antwortete sie ihm ausweichend und wandte ihren Blick ab.
„Seht mich an."
Sie sah weiter stur zur Seite. Was sollte sie ihm auch schon sagen?
„Bitte."
„Es ist nichts.", antwortete sie ihm energisch.
Zu energisch, wie Legolas fand und außerdem zitterte sie leicht; das konnte er fühlen.
„Was hat sie Euch gesagt?"
Die Elbe schüttelte wieder ihren Kopf, doch innerlich rang sie mit sich selbst. War es nicht wichtig, dass Legolas darüber Bescheid wusste? Aber sie konnte ja nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob Sabya wirklich etwas von der Reise wusste. Vielleicht meinte sie etwas ganz anderes oder hatte einfach nur ins Blaue hinein geraten.
Als sie ihm immer noch keine Antwort gab, hob Legolas sanft ihr Kinn an, damit sie ihn endlich ansah. Doch was er in ihren dunklen Augen lesen konnte, das gefiel ihm gar nicht. Sie war verunsichert und hatte Angst. Eine Angst, die er sich absolut nicht erklären konnte, denn wenn er eines wusste, dann dass Amila keine Angst vor Sabya hatte.
„Was ist passiert.", fragte er sie noch einmal, diesmal ganz ruhig und leise.
Amila atmete tief durch.
„Sie hat auf unsere Reise nach Lórien angespielt…" Als sich Legolas' Miene verdüsterte, schob sie sofort hinterher: „Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie das wirklich gemeint hat. Vielleicht stimmt das auch gar nicht."
„Was hat sie genau gesagt?"
Amilas Ohrspitzen verfärbten sich leicht. Musste sie jetzt wirklich noch einmal den genauen Wortlaut wiederholen? Warum musste es dabei ausgerechnet um den Elben gehen, der hier genau vor ihr stand und sie so prüfend und besorgt ansah?
„Sie hat gesagt: ‚Glaubt nicht, dass der Prinz Euch gehört, nur weil ihr bald eine Weile mit ihm allein seid.'"
Als Legolas' Augenbrauen in die Höhe wanderten, sagte sie noch vorsichtshalber: „Ihr könnt Euch sicher sein, dass nicht ich diejenige war, die Euch ins Gespräch gebracht hat."
Legolas musste unweigerlich lächeln.
„Das hätte ich auch nicht erwartet."
Amilas Ohrspitzen wurden noch einen Tick röter, aber um schnell abzulenken sagte sie: „Ich weiß wie gesagt nicht, ob sie tatsächlich Lórien gemeint hat."
„Das lässt sich in der Tat schwer sagen.", stimmte er ihr zu. „Doch warum kommt sie denn auf die Idee, dass wir beide bald einige Zeit miteinander verbringen werden?"
„Das klingt nicht besonders einleuchtend, wenn man die näheren Umstände betrachtet, nicht wahr?"
Er nickte und lächelte sie an.
„Man könnte ja die ‚Umstände' ein wenig verändern."
Sie rollte mit ihren Augen. „Ich glaube kaum, dass dies jetzt der richtige Zeitpunkt ist über eine Veränderung unserer allgemeinen Situation zu sprechen."
Legolas nickte lachend und beruhigte sie mit seinen nächsten Worten: „Ich denke, Ihr braucht Euch keine Sorgen um Sabya zu machen. Denn wenn man es genau betrachtet ist es ja auch egal, wenn sie es weiß. Was nützt es ihr denn? Ich glaube ganz einfach nicht, dass sie irgendeine Ahnung hat, warum wir denn nach Lórien reiten."
Amila stimmte ihm zu, doch in eben diesem Moment fiel ihr der Traum von gestern Nacht wieder ein. Hatte er etwas damit zu tun? Hatte Sabya etwas mit dieser Person zu tun?
Ihr wurde schlagartig schlecht, doch nach außen hin lächelte sie noch, denn den Traum wollte sie Legolas ganz bestimmt nicht erzählen. Dann hielt er sie noch für vollkommen übergeschnappt oder so etwas in der Art.
„Lasst uns wieder zu den anderen gehen. Ich glaube Tonda ist jetzt auch an der Reihe."
Amila ließ es zu, dass Legolas sie an der Hand nahm und sie mit zu den anderen an den Rand des Turnierfeldes schleifte. Sie bekam es nur im Unterbewusstsein mit, denn in Gedanken war sie noch ganz woanders. Konnte irgendetwas passieren, wenn Sabya von Lórien und ihrer „Mission" wusste? Hatte das eigentlich Auswirkungen irgendeiner Art? Konnte es ihnen wirklich egal sein, wie Legolas gesagt hatte? Was war denn, wenn Sabya tatsächlich mit dieser Person in Kontakt stand?
Wieder wurde ihr übel, weshalb sie sich jetzt zwang sich auf das Bogenschießen zu konzentrieren.
°°°°°
Amila stöhnte gequält auf.
Sie saß auf ihrem Bett, hatte alles für die Reise vorbereitet und bemerkte nun, dass sie den Proviant vollkommen vergessen hatte.
Sie konnte sich in diesem Moment selber nicht leiden und ärgerte sich maßlos über ihre Vergesslichkeit. Und das vor allem an einem Tag wie diesem, wo einfach alles zusammenkam.
Es hatte schon heute Morgen mit dem Traum begonnen, der sie auch jetzt immer noch beschäftigte und sie die nächsten Tage wohl auch nicht loslassen würde. Dann war diese Sache mit Sabya gewesen, die sich Legolas an den Hals geworfen hatte. Tonda war den anderen Bogenschützen am Ende weit unterlegen und dann hatte Elrond ihr auch noch Dinge über die kleine Elanor erzählt, die ihr armer Kopf noch gar nicht aufnehmen konnte.
Wenn sie an ihr Gespräch vor etwa zwei Stunden zurück dachte, dann liefen ihr immer noch heiße und kalte Schauer über den Rücken, denn mit so einer Offenbarung hatte sie wirklich nicht gerechnet. Elrond war der Meinung, dass Elanor nicht dem menschlichen Geschlecht angehörte, denn seiner Ansicht nach, hätte sie dann nicht so auf die Blethynblüten reagiert.
Sie sollte demnach elbischen Blutes sein. Aber wie war das möglich?
Für Amila war diese Vorstellung einfach so ungeheuerlich, dass sie ihr kaum Glauben schenken wollte. Elanor war eine Elbe? Das ging einfach nicht in ihren Kopf.
Elrond meinte, dass sie wahrscheinlich nur ein Elternteil gehabt hatte, welches elbischen Blutes war, denn Elanor besaß sehr viele menschliche Merkmale. Also war sie ähnlich wie der Elbenlord eine Art Halbelb. Aber was war mit Tonda? War er dann auch ein Elb? Oder Halbelb?
Und wieso hatte sie in all den Jahren, die sie die Geschwister kannte, nicht den leisesten Verdacht geschöpft! Wenn sie jetzt darüber nachdachte, dann war Elanor schon immer etwas Besonderes auf die ein oder andere Art gewesen, doch die Vorstellung, dass dieses kleine Mädchen eine Elbe sein sollte konnte Amila zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht richtig verarbeiten.
Sie hatte auch im Grunde nur kurz mit Elrond gesprochen, der ihr in fünf Sätzen seine Vermutung mitgeteilt hatte. Doch auch er war sich nicht ganz sicher, weshalb er in Amilas Abwesenheit etwas über die Eltern der Geschwister in Erfahrung bringen wollte. Denn über die Mutter und den Vater wussten sie überhaupt nichts. Amila hatte zwar noch die Hoffnung, dass Mora Näheres über die Eltern wusste, doch versprach sie sich nicht allzu viel davon. Schließlich wohnten Tonda und Elanor schon jahrelang im Waisenhaus…
Es klopfte an die Tür zu ihren Gemächern und Amila schrak aus ihren Gedanken.
„Ja?"
Arwen betrat die Räume und kam gleich zu ihr ans Bett.
„Oh Amila, Aragorn hat es mir gerade erzählt!"
„Was?", fragte Amila perplex. Sie wusste überhaupt nicht, wovon ihre Freundin sprach.
„Die Reise! Lórien! Oh warum musst du denn da mit!"
Aragorn hatte tatsächlich Arwen davon erzählt? Eigentlich hatte Amila geglaubt, dass er es wirklich geheim halten würde, aber gut, eigentlich sollte sie es besser wissen. Er war seiner Frau so sehr verfallen, dass er ihr wohl alles erzählte. Wahrscheinlich hatte er irgendwelche Andeutungen gemacht und Arwen hatte ihn so lange gelöchert, bis er mit der Sprache herausgerückt war.
„Es gibt keine andere Möglichkeit.", entgegnete sie Arwen und versuchte dabei zu lächeln, damit sie ihre Freundin etwas beruhigte.
„Natürlich gibt es die!", rief Arwen dennoch aufgebracht. „Sie könnten Gimli, Borondir, Elladan oder Elrohir mit Legolas mitschicken! Ich kann dich und Aragorn da einfach gar nicht verstehen! Wie könnt ihr beide nur so unvernünftig sein?"
„Wir haben viele Varianten durchgesprochen und am Ende war die jetzige wirklich die Beste."
„Was ist, wenn dir etwas passiert?", hielt ihr Arwen vorwurfsvoll vor. „Ich könnte mir nie verzeihen dich von der ganzen Sache nicht abgehalten zu haben."
Oh, warum hatte Aragorn es nur seiner Frau erzählt?
„Mir wird nichts passieren, das verspreche ich dir.", erwiderte Amila ihr bestimmt, obwohl sie nach ihrem Traum und Sabyas Bemerkungen manchmal auch Zweifel daran hatte. Doch das durfte sie Arwen natürlich nie erzählen.
„Aber es ist doch so gefährlich zur Zeit."
Amila seufzte. Arwen ließ einfach nicht locker.
„Sieh mal", fing sie an und nahm Arwens Hand in ihre, „Ich bin doch nicht ganz allein unterwegs. Legolas ist doch auch noch da und ich kann mich gut daran erinnern, wie du mir immer erzählt hast, was er doch für ein erfahrener und überaus guter Krieger er ist. Wenn ich irgendwo sicher bin, dann wohl in seiner Nähe, meinst du nicht auch?"
Arwen stimmte ihr zu, wenn auch zögernd und Amila beglückwünschte sich schon selbst so ein überzeugendes Argument gefunden zu haben.
„Du hast ja im Grunde Recht und es ist ja auch nicht schlecht, dass ihr beide mal eine Zeit lang alleine seid, aber trotzdem würde ich mir lieber andere Umstände wünschen."
Amila stutzte. Was hatte sie gerade gesagt?
„Was meinst du damit?"
„Womit?"
„Mit der Zeit allein mit Legolas."
„Ah…" Arwen lächelte amüsiert. „Da habt ihr Zeit euch ein bisschen besser kennen zu lernen."
„Was!"
Vollkommen verblüfft sah sie ihre Freundin an.
„Wieso sollte ich ihn denn besser kennen lernen wollen?"
„Ihr passt einfach perfekt zusammen. Zwei Sturköpfe ergeben zusammen eine wunderbare Einheit, denn die sind durch nichts und niemanden auseinander zu bringen, wenn sie sich einmal gefunden haben."
Arwens Grinsen wurde immer breiter, je länger es dauerte bis Amila zu einer Antwort ansetzte.
„Arwen… ich…", begann sie.
„…bin in ihn verliebt?", führte Arwen für sie fort.
„NEIN!", rief Amila entsetzt und sprang vom Bett auf. „NEIN!"
Arwen lachte los, was Amilas Panik nur noch verstärkte.
„Das war aber viel zu energisch, meine Liebe.", meinte Arwen triumphierend.
„Gar nicht! Häng mir nichts an, was überhaupt nicht stimmt!"
Fragend, mit hochgezogenen Augenbrauen, wurde sie von ihrer Freundin angesehen.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?"
„Was? Mach mich nicht fertig, Arwen!"
„Na, das du überhaupt nichts für ihn empfindest."
„Tu ich nicht, verdammt!"
Wie deutlich sollte sie es denn noch sagen? Amila begann in ihrem Schlafzimmer auf und ab zu laufen.
„Das sieht mir aber eher nach Verzweiflung aus, als nach Entschlossenheit.", kommentierte Arwen ihr Verhalten mit einem Lächeln.
„Okay… gut…" Es hatte wohl alles keinen Sinn bei dieser Elbe hier. „Ich gestehe… ich finde ihn manchmal ganz nett."
„Manchmal?", hakte die Königin nach.
„Ja, manchmal."
„Und er ist sehr höflich, nicht?"
„Hm…", grummelte Amila ihre Zustimmung.
„Und ein angenehmer Gesprächspartner."
Gut, wenn sie an ihren Waldspaziergang dachte… Die Elbe nickte.
„Und er sieht extrem gut aus.", schloss Arwen grinsend ihre Ausführungen.
„Bei Eru, Arwen! Ich hab jetzt wahrlich anderes im Kopf als mit dir über Legolas' Aussehen zu plaudern."
„Ha!", rief die Königin erfreut. „Du blockst es nicht ab, also findest du es auch!"
Amila stieg unweigerlich die Röte in die Wangen, aber knurrend sagte sie: „Nun gut, ich gebe zu, dass dieses verwöhnte Prinzensöhnchen in der Tat unverschämt gut aussieht… aber damit ist dieses Thema jetzt beendet, verstanden?"
Arwen nickte grinsend.
„Ich wusste es.", sagte sie leise.
„Arwen! Du bist unmöglich!"
„Schon gut.", meinte diese und hob beschwichtigend ihre Hände.
Amila seufzte erleichtert auf. Dann konnte sie sich jetzt ja wieder auf das Wesentliche konzentrieren und den Rest einpacken.
„Soll ich dir irgendetwas helfen?"
Amila schüttelte ihren Kopf.
„Nein, ich werde jetzt nur noch in die Küche gehen und ein bisschen Proviant einpacken."
„Da kann ich dich ja begleiten."
„Warum nicht?"
Amila nahm einen kleinen Beutel mit und machte sich mit Arwen im Schlepptau auf in Richtung Kellergewölbe.
„Wenn du in Lórien bist", fing die Königin leise an, „kannst du bei Lana Idilón vorbeischauen? Sie ist eine gute Freundin von mir, die ich nur leider sehr lange nicht mehr gesehen habe."
„Ist das dieselbe Lana, die vor vielen Jahren mal eine Weile in Bruchtal gelebt hat?"
Arwen nickte.
„Genau."
„Warum ist sie jetzt nicht hier? Beim Fest für Eldarion?"
„Sie ist hochschwanger und erwartet ihr Baby in den nächsten Tagen. Da konnte ihr natürlich keiner diese lange Reise zumuten."
„Verständlich. Aber ich werde nach ihr sehen. Das verspreche ich dir."
Arwen lächelte sie an. „Danke."
„Eure Majestät!"
Ein Diener kam aufgeregt auf die Königin zugerannt.
„Was ist passiert?", fragte ihn diese sofort aufgeschreckt.
„Eure Dienerin war gerade bei mir und schickt nach Euch, da Eldarion so schreit, dass sie ihn nicht beruhigen kann."
„Oh!"
„Ich bitte Euch sofort zu kommen."
„Ich dachte sein Vater war bei ihm!"
„König Elessar wurde wegen einer dringenden Angelegenheit zu Lord Elrond gerufen.", berichtete der Diener knapp.
Arwen seufzte.
„Amila, es tut mir Leid…"
Ihre Freundin winkte ab.
„Mach dir keine Sorgen, die Küche finde ich schon allein."
„Dann bin ich ja beruhigt." Arwen ließ es sich aber nicht nehmen Amila noch einmal fest in den Arm zu nehmen, bevor sie sich zum Gehen wandte.
„Pass auf dich auf.", flüsterte die Königin ihrer Freundin ins Ohr und diese schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln zum Abschied.
So setzte Amila ihren Weg allein fort. Eigentlich war es ihr auch ganz Recht so, denn wenn jetzt zufällig noch jemand in der Küche war und dann die Königin dort erschien, würde es hinterher hunderte von Fragen geben und diese versuchte sie ja geflissentlich zu umgehen. Sie wollte nicht, dass noch mehr von ihrer Reise nach Lórien erfuhren. Das Sabya es anscheinend wusste reichte ihr wirklich vollkommen aus und sie hatte keine Lust sich noch von weiteren feinen Hofdamen irgendwelche Spitzen gefallen zu lassen.
Bald hatte sie die Kellergewölbe erreicht und sie war wirklich froh, dass sie bisher niemanden in den Gängen gesehen hatte, außer ein paar Bedienstete die eifrig ihren Aufgaben nachgingen und ihr keine weitere Beachtung schenkten.
Vorsichtig öffnete sie die schwere Küchentür und schlüpfte hinein. Gleich danach atmete sie erleichtert auf. Es war niemand zu sehen. Also musste sie nicht vor irgendwelchen Fragen Angst haben, die sich auf den vielen Proviant bezogen, den sie gleich einpacken würde.
Die Tür zur Vorratskammer lag im hinteren Teil der Küche und als sie gerade Eintreten wollte bemerkte sie, dass die Tür einen Spalt offen stand und ihr schwaches Kerzenlicht entgegen flackerte.
Amila hielt mitten in ihrer Bewegung inne. Es war also doch jemand in der Speisekammer. Doch warum brannten dann in der Küche keine Kerzenleuchter oder Fackeln? Da machte sich wohl irgendjemand an den Vorräten zu schaffen, der hier nichts zu suchen hatte. Denn ein Küchenbediensteter konnte es zu dieser späten Stunde eigentlich kaum sein. Auch Rosalin, die nette Chefköchin, brauchte mal eine Pause, weshalb wirklich niemand mehr hier sein sollte.
Nun gab es die Möglichkeit, dass vielleicht eine feine Hofdame noch ein wenig Hunger hatte und einen Diener hierher schickte, um ihr noch etwas zu Essen zu holen. Doch was, wenn dies hier irgendwer aus der Stadt war, der sich unerlaubt Zutritt ins Schloss verschafft hatte? Und konnte sie denn sicher sein, dass nicht eine ganze Gruppe vor ihr stand, wenn sie jetzt die Vorratskammer betrat?
Sie überlegte nicht mehr lange und griff kurzerhand das erste, was ihr zwischen die Finger kam – ein großer, breiter Kochlöffel aus Eisen. Nun, es war zwar keine Bratpfanne aber immerhin war es besser als gar nichts.
Und so marschierte sie in die Speisekammer, in der augenblicklich die Kerze erlosch, die bis eben noch zwischen den Regalreihen auf und abgewandert war.
Amila bewegte sich langsam und geduckt in die Richtung, in der sie die Flamme zum letzten Mal gesehen hatte. Fest hielt sie den Löffel in ihrer Hand. Er hatte einen schönen langen Stil, an dessen Ende sich eine recht passable Spitze befand. Anscheinend hatte ihn irgendjemand so drangsaliert, dass das runde Stielende abgebrochen war und eine scharfe Spitze übrig ließ. Amila fand ihren Kochlöffel besser als jede Bratpfanne, weshalb sie jetzt sicherer von der einen in die andere Reihe schlich und somit hoffte, den Eindringling immer weiter einzukesseln.
Da! Sie kniff ihre Augen zusammen. Da bewegte sich irgendetwas in der nächsten Reihe bei den Kartoffelsäcken.
Aber warum machte dieser Jemand so wenig Geräusche. Für sie war es nicht so sonderlich schwer in der Dunkelheit zu sehen, doch der andere musste doch fast blind in der Gegend umher irren. Oder vielleicht kannte er sich hier gut aus?
Nur noch ein paar Meter, dann würde sie um die Ecke springen. Ein überraschender Moment war immer der Beste…
Ein Stückchen noch…
… ein ganz kleines bisschen…
„HA!"
Mit erhobenem Löffel sprang sie auf den Unbekannten zu, doch sie erstarrte mitten in der Bewegung.
„Wa..a…s? Huh? Legolas!"
Der Elb seufzte tief auf.
„Oh man, Amila! Ihr könnt einen erschrecken!"
Mit offenem Mund sah sie ihn an.
Sie hätte alles und jeden erwartet, aber nicht diesen Elb, der jetzt hier vor ihr stand und vollkommen ruhig seine Kerze wieder entzündete.
„Was macht Ihr hier?", fragte sie völlig entgeistert, während er sie und ihren Kochlöffel belustigt musterte.
„Wolltet Ihr mit diesem Ding auf mich losgehen?", fragte er sie schmunzelnd.
Die Elbe war froh, dass es trotz der Kerze immer noch so dunkel war, dass das Glühen ihrer Wangen nicht zu deutlich erkennbar war.
„Ihr hättet ja sonst wer sein können.", versuchte sie sich zu verteidigen.
„Aber dann hätte ich mir bestimmt keinen Löffel, sondern eine Pfanne gegriffen."
„Seid doch froh, dass es keine war.", entgegnete sie ihm wütend. „Aber Ihr habt mir noch nicht auf meine Frage geantwortet."
„Welche Frage?"
„Was Ihr hier zu suchen habt."
Wieder lächelte er. Wieso konnte er lächeln, wenn sie innerlich kochte!
„Ich glaube das ist nicht so schwer zu erraten, oder? Denn ich nehme an, dass Ihr auch hierher gekommen seid, um etwas Verpflegung für die nächsten Tage mitzunehmen?"
Amila nickte. Darauf hätte sie wirklich selber kommen können, aber eingestehen wollte sie es vor ihm natürlich nicht.
„Wie dem auch sei", erwiderte sie deshalb mürrisch, „Ihr habt einfach die Tür offen gelassen und jeder hätte Euch hier überraschen können. Da könnt Ihr noch froh sein, dass ich es war, die Euch hier getroffen hat und…"
„Ich möchte ja nicht unhöflich erscheinen", unterbrach er sie, „aber ich muss Euch leider mitteilen, dass gerade jemand in die Küche gekommen ist."
Er blies die Kerze wieder aus.
„Wirklich!", stieß Amila entsetzt hervor.
„Ihr habt die Tür offen gelassen.", flüsterte Legolas trocken.
Argh! Dieser dumme Elb!
„Und nun?", fragte er sie leise. „Sie haben gesehen, dass wir hier sind. Es sind zwei Männer." Legolas beobachtete die beiden durch Regalreihen von Obst und Gemüse hindurch. „Sie reden miteinander. Oh… sieh mal einer an. Sie haben zwei Bratpfannen in den Händen."
„Das sehe ich auch, ich bin nicht blind.", entgegnete Amila ihm unwirsch, doch er brachte sie mit einem Blick zum Schweigen, der ihr klar machte, dass sie sich lieber etwas einfallen lassen sollte, als mit ihm einen Streit anzufangen.
„Kommt mit.", sagte sie zu seiner Überraschung einen kurzen Augenblick später.
„Wohin denn?"
„Hört auf zu fragen und folgt mir einfach."
Sie liefen beide geduckt weiter in die Speisekammer hinein. Es wurde immer dunkler um sie herum und sie mussten immer vorsichtiger sein, dass sie nicht aus Versehen etwas umstießen.
Da Amila des Öfteren auch in der Küche arbeitete wusste sie, dass sich an die Vorratskammer noch ein riesiger Weinkeller anschloss. Und genau dieser war jetzt ihr Ziel.
Die beiden Männer hatten inzwischen die Speisekammer betreten und riefen laut „Hallo!" und „Ist hier jemand!"
Amila schöpfte Hoffnung. Vielleicht hatte man sie doch noch nicht entdeckt.
Die beiden Elben steuerten ein sehr großes Weinfass im hinteren, noch dunkleren Teil des Kellers an und versteckten sich.
„Jetzt müssen wir uns auch noch verkriechen wie die Kaninchen.", seufzte Legolas.
„Ihr könnt ja schlecht mit Eurer Kerze auf sie losgehen."
„Ihr habt doch noch Euren Löffel.", antwortete er ihr genauso trocken.
Amila gab ihm einen Klaps vor die Brust.
„Ihr seid unmöglich."
„Ich weiß. Aber Euch kann man so leicht verärgern."
„Deshalb müsst Ihr es aber nicht immer auf die Spitze treiben…", hielt sie ihm vor.
Doch Legolas antwortete ihr belustigt: „Wisst Ihr, wenn Ihr Euch ärgert, dann zieht Ihr Eure Stirn immer so kraus und Eure Nase bekommt kleine Falten."
Amila sah ihn vollkommen entgeistert an. Was versuchte er ihr denn bitte damit mitzuteilen?
„Es sieht hübsch aus.", sagte er leise und einen Wimpernschlag später flüsterte er kaum hörbar: „Wirklich bezaubernd."
Sein warmes, ehrliches Lächeln, welches er ihr zuwarf, konnte sie selbst noch bei dieser Dunkelheit erkennen und ihr liefen Schauer über den Rücken.
Erwidern konnte sie ihm nichts und war daher regelrecht froh, als die beiden Männer in den Weinkeller kamen, sodass sie ihr Gespräch so oder so beenden mussten, um nicht Gefahr zu laufen entdeckt zu werden. Aber worauf achtete denn dieser Elb! Auf ihre Stirn! Und die Nase!
Ihr Herz klopfte. Doch auch wenn sie es auf die beiden Diener wenige Schritte vor ihr schob, so konnte sie doch nicht leugnen, dass dieses Herzklopfen zu einem sehr großen Teil durch den Elben neben ihr verursacht wurde.
Wieso sagte er solche Dinge zu ihr?
Warum benutzte er „bezaubernd" und „hübsch" in ihrer Gegenwart? Und warum hatte er sie so verdammt liebevoll angelächelt?
Sie war unter seinem Lächeln förmlich zerflossen und ihre Knie fühlten sich jetzt noch an wie Butter. Ihre Gedanken überschlugen sich und die verschiedensten Gefühle rasten durch ihren Körper. Sie war nicht in der Lage auch nur einen Gedanken richtig zu fassen, denn sie war viel zu verwirrt von allem.
Hatte Legolas irgendwelche Absichten? Wollte er sie vielleicht damit bloß wieder ärgern? Wollte er sie provozieren? Aber normalerweise schenkte er ihr dann nicht so ein Lächeln, welches so voller Wärme war.
Oh bei Eru, sie durfte nicht an dieses Lächeln denken! Schon allein der Gedanke daran ließ ihr die Röte in die Wangen schießen und ihr Herz schneller schlagen. Und warum fühlte sich ihr Magen so flau an?
Himmel, sie musste sich selbst zur Ordnung rufen! Sie konnte doch nicht durch ein kleines Lächeln so aus der Bahn geworfen werden, dass sie nur noch gedankenverloren vor sich hin starrte!
Sie räusperte sich laut, doch Legolas legte ihr blitzschnell eine Hand auf den Mund.
Wieder erstarrte sie, denn mit seiner plötzlichen Nähe war sie vollkommen überfordert. Wieso saß er auf einmal so dicht bei ihr?
Auf einmal traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag! Sie saßen doch immer noch im Weinkeller und hatten vor sich die Diener, die jetzt misstrauisch in ihre Richtung sahen, weil sie ihr Räuspern anscheinend gehört hatten. Hatte sie wirklich alles um sich herum so schnell vergessen können? War das denn möglich? Nur durch zwei kleine Worte und ein Lächeln?
Sie war über sich selbst entsetzt.
„Phew…", hörte sie es nach einer Weile leise neben sich und sie zwang sich zur Ruhe, als Legolas' warmer Atem sanft an ihren empfindlichen Ohrspitzen vorbeistrich. „Ich glaube sie gehen wieder."
Amila war zwar froh darüber, doch hätte sie es noch besser gefunden, wenn Legolas jetzt auch wieder von ihr weggerutscht wäre. Aber bisher hatte er sich noch keinen Millimeter bewegt und seine Hand lag auch noch auf ihren Lippen.
Als die Tür des Weinkellers zuviel atmete Legolas neben ihr hörbar aus.
„Das war knapp. Ich will nicht wissen, was sie mit uns gemacht hätten, hätten sie uns gefunden."
Amila antwortete ihm nur mit einem „Hm.", wodurch Legolas bemerkte, dass er immer noch seine Hand auf ihrem Mund hatte. Er zog sie schnell zurück und stand auf, Amila dabei mit sich ziehend.
„Kommt, jetzt können wir endlich unseren Proviant einpacken."
Ein Nicken war die einzige Antwort die er von ihr erhielt.
Legolas sah sie von der Seite an. Sie schien tief in ihre Gedanken versunken zu sein. Woran sie wohl gerade dachte? Aber er traute sich natürlich nicht sie zu fragen. Daher entschied er sich dafür wieder ihre Aufmerksamkeit in der Realität zu gewinnen.
„Ich wäre für ein paar Flaschen Wein für unterwegs.", sagte er unvermittelt.
„Was!", fragte sie ihn überrascht.
Ah, sie war gedanklich wieder bei ihm.
„Ein bisschen Wein für unsere Reise, meint Ihr nicht auch?", fragte er sie erneut mit einem Schmunzeln.
„Aragorn würde uns erwürgen."
„Nicht nur er. Ich glaube Ihr auch, oder?"
Legolas begann zu lachen, als sie nickte.
„Kommt", sagte er und nahm sie bei der Hand, „Lasst uns endlich was zu Essen einpacken."
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