Blackout

Hauptcharaktere: Remus Lupin, Original Character, Sirius Black, Bellatrix Black
Zeit: Keine genauen Angaben, ein paar Jahre nach Sirius' Azkabanaufenthalt.


Als ich die Tür öffnete, sah ich auf den ersten Blick, dass das Wort Party übertrieben war (sinnloses Saufgelage hätte das ganze treffender geschildert). Schon allein die Gäste waren stark angetrunken, doch der Gastgeber übertraf sie alle. Sirius lag mit ausgestreckten Gliedmaßen auf dem Sofa und schien in eine Art Dämmerzustand zu verfallen. Ab und zu gab er merkwürdige Laute von sich, die aber eher nach einem Schwein klangen als nach einem Menschen. Von Zeit zu Zeit begannen seine Arme merkwürdig zu zucken und erst bei längerem Hinsehen erkannte ich, dass er wohl versuchte sich aufzurichten. Von ihm konnte man heute Abend vermutlich nicht mehr viel erwarten.

Ich blickte mich um, doch das einzige bekannte Gesicht, dass ich in dem Schummerlicht erkennen konnte, war Remus. Man konnte sagen, sein Zustand war das genaue Gegenteil von Sirius, zumindest was den Alkoholgehalt im Blut anging. Er machte einen relativ nüchternen Eindruck, auch wenn sein Gang vielleicht ein wenig schwankender als normalerweise war, soweit ich das beurteilen konnte, als er auf uns zukam.

„Hey, du..." Seine Augen glänzten ein wenig merkwürdig, woran ich erkennen konnte, dass er vermutlich doch ein wenig mehr als üblich getrunken hatte. Er drückte mir sofort eine Bierflasche in die Hand. „Trink, soviel du willst, ist alles umsonst. Sirius hat da so einen Typen aufgetan. Sein Vater hat eine Brauerei. Naja, jedenfalls hat der an die zwanzig Kisten Bier mitgebracht und meinte, wir müssten nichts übriglassen. Der da hinten ist er, neben dem Mädchen..."

Seine Hand zeigte vage in eine Ecke, in der sich aber so viele Typen neben irgendwelchen Mädchen drängten, dass ich mit diesem Hinweis auch nicht viel anfangen konnte.

„Wie man sieht, habt ihr dieses Angebot schon reichlich ausgenutzt." entgegnete ich, und mein Tonfall war wohl unbeabsichtigt ein wenig schärfer als sonst, was ich dem schiefen Lächeln in Remus Gesicht entnahm.

Wieso konnte ich bloß nicht meine Klappe halten. Ich meine, es ist seine Sache, wie er die Freitagabende verbringt, und doch konnte ich nicht leugnen, dass ich mir ein wenig Sorgen um ihn machte. Remus trank sonst nie so viel. Aber schließlich war er kein kleines Kind mehr, auch wenn ich ihn vermutlich immer noch wie den kleinen Bruder behandelte.

Ich grinste ihn breit an, um zu zeigen, dass ich es nicht so gemeint hatte und nahm einen tiefen Schluck aus der Falsche. Und noch einen. Wenig später unterschied ich mich nicht mehr von den anderen, was die Menge des Alkoholkonsums betraf.

Ich erwachte, als ich von weit her, so schien es mir, eine Stimme hörte, die meinen Namen rief. Gedämpft und wie von einer anderen Welt. Ich schlug langsam die Augen auf und erkannte Remus Gesicht über meinem. „Bist du okay? Wir sollten besser gehen, das Bier ist sowieso aus. Außerdem glaube ich nicht, dass du in deinem Zustand besonders scharf darauf bist hier zu bleiben ... nimm meinen Arm."

Unter Remus Hilfe richtete ich mich langsam auf und bemerkte, dass die laute Musik von vorher einer Art von ruhelosen Stille gewichen war, wie sie nur nach durchgefeierten Nächten vorkommt.

Überall auf dem Boden lagen verstreut Bierflaschen, von denen einige auch zerbrochen waren. Essensreste waren durch die Massen stampfender Füße in den Teppichboden eingetreten und ich war wirklich froh nicht Sirius zu sein, der am nächsten Morgen das Vergnügen hatte, all das aufzuräumen.

Ebendieser lag zwar nicht mehr ausgestreckt auf dem Sofa, aber einen wirklich wachen Eindruck machte er auch nicht. Er hing wie ein nasser Mehlsack und mit geschlossenen Augen auf einem Stuhl, schaffte es aber immerhin wieder zu sprechen.

„Geht alle... nicht bleiben ... frühstücken ... schlaf ... mir ...oder ..." Das Stocken brach ab, und sein Oberkörper sank langsam auf die Tischplatte, wobei er den Kopf in die Hände stützte. Ich hegte die Befürchtung, dass das heute Nacht – bzw. Morgen – seine Schlafhaltung werden würde.

Als ich meinen Blick über den Raum gleiten lies, stellte ich fest, das wir wohl welche der letzen waren, die sich auf den beschwerlichen Weg nach Hause machten. In einer Ecke lag noch ein etwa dreißig- bis vierzigjähriger Mann mit Dreitagebart und halblangen dunklen Haaren, der aber genau wie Sirius zu schlafen schien.

Als ich meinen Blick weiterschweifen lies, stutze ich. Auf eben jenem Sofa, auf dem vorher Sirius vor sich hingedämmert war, lag jetzt Bellatrix Black. Was um alles in der Welt suchte eine waschechte Black auf einer Feier eines aus eben jener Familie Verstoßenen? Und soweit ich das beurteilen konnte, konnten sich Bellatrix Black und Sirius auf den Tod nicht ausstehen, was ich zumindest ihren häufigen hitzigen Wortgefechten schon zu Schulzeiten entnahm. Obwohl immer eine gewisse Anziehungskraft zwischen den beiden zu spüren war, als verbinde sie ein Band, das sich einfach nicht zerreißen lies, egal wie stark die beiden daran zogen.

Aber was kümmerte ich mich groß darum, sie war eben hier, aus welchem Grund auch immer, eigentlich ging es mich ja herzlich wenig an.

Bellatrix machte zwar auch einen sehr geschafften Eindruck, allerdings schien sie mir von den drei im Zimmer zurückgeblieben (Remus und mich nicht mitgerechnet) die Nüchternste.

Ich spürte, wie Remus mir von hinten den Arm um die Schultern legte.

„Komm, gehen wir. Die kommen schon alleine zurecht, solange sie morgen noch wissen, wo die Aspirintabletten sind. Das einzige was sie jetzt tun können, ist schlafen und es würde nichts bringen, sie in ihr Bett zu tragen. Das wäre für sie vermutlich schlimmer als für uns, wenn man bedenkt, dass die Schlafzimmer erst im zweiten Stock liegen und die Treppen hart sind..."

Ergiebig lies ich mich von Remus zur Tür hinausziehen, die wir hinter uns zuzogen. Ich wollte bloß noch nach Hause in mein weiches, warmes Bett.


Tagesprophet/ 12.6.: Sirius Black in seinem eigenen Haus festgenommen – ehemaliger Askabanhäftling wird des Mordes an seiner Cousine Bellatrix Black beschuldigt

Sirius Black wurde gestern verhaftet und angeklagt, seine Cousine in seinem Haus in London nach einer Party erstochen zu haben. Mit blassem und zerkratzten Gesicht murmelte der benommen aussehende S. Black Flüche wie „ich werde eure Kameras zertrümmern.", als er heute morgen aus dem Haus abgeführt wurde, in dem die mit einem schwarzen, blutdurchtränkten Büstenhalter und Spitzenhöschen bekleidete und zusammengekrümte Leiche der erstochenen Bellatrix Black unter dem Waschbecken des Bads im Erdgeschoss gefunden wurde.

Tagesprophet/ 15.6.: Sirius Black lebenslang verurteilt – Black sagt, er befände sich im Dämmerzustand

Der entflohene Häftling und des Mordes angeklagte Black behauptet, er wisse nicht, wie seine Cousine Bellatrix Black sich die tödlichen Stichverletzungen in seinem Haus zugezogen habe. „Ich weiß nicht, was in dieser Nacht passiert ist. Ein totales Black-out.", sagte Black in einem Interview. „Ich werde sie wirklich vermissen. Sie war eine großartige Frau und ich habe sie geliebt." Gesteht er unter Tränen. Ob man dieser Aussage Glauben schenken darf ist zweifelhaft, da Freunde von häufigen Auseinandersetzungen zwischen dem Angeklagtem und seinem Opfer berichtet haben.