Ein aufschlussreiches Gespräch
Harry wirbelte herum und sah
sich einer Frau mit pinken Harren gegenüber stehen.
„Tonks?"
Sein Herz wurde immer ruhiger.
„Was machst du denn hier?"
Sie lächelte ihm entgegen.
„Das gleiche könnte
ich dich auch fragen. Solltest du nicht eigentlich bei den Dursleys
sein?"
Harry zögerte.
„Ja, aber….ich bin
….abgehauen."
Tonks' Augen weiteten sich.
„Abgehauen?
Du wirst aber wieder zu ihnen zurückkehren, oder?"
„Nein,
ganz bestimmt nicht." setzte Harry ihr entgegen.
„Aber…"
„Tonks, lass es einfach!"
Erstaunt schaute sie ihn an.
„Du scheinst nicht der Einzige zu sein, der zurzeit Probleme
daheim hat."
Harry schaute sie erwartungsvoll an.
„Es ist
der junge Malfoy. Nachdem er Dumbledore nicht töten konnte und
Professor Snape für ihn einspringen musste, war der dunkle Lord
sehr verärgert. Als sein Vater Lucius davon erfuhr, war dieser
total aufgebracht und verbannte ihn aus seinem Haus und erkannte ihn
nicht weiterhin als einen Malfoy an. Seine Mutter Narzissa hat
geheult wie ein Schlosshund, es ist ja auch verständlich, wenn
man seinen einzigen Sohn verliert. Doch der alte Malfoy blieb bei
seinem Urteil.
„Woher weißt du das alles?" fragte Harry
erstaunt.
Tonks erklärt nervös:
„Wir haben einen
aus dem Orden des Phönix als Spion in den Reihen des dunklen
Lords."
Harry stutzte.
„Wer denn?"
Tonks weichte
seinem Blick aus.
„Doch nicht etwa DU!"
Tonks nickte
leicht.
„Aber wie konntest du das anstellen?
„Moody hat
neulich bei einem Kampf einen Todesser erledigt und als diesen habe
ich mich dann ausgegeben. Natürlich nur kurz, weil der dunkle
Lord ja sofort weiß, wer von seinen Anhängern noch lebt
und ihm weiterhin dienen kann.
Und was hast du jetzt vor?"
„Ich wollte erst einmal für kurze Zeit im Haus von Sirius
bleiben und dann weiter überlegen, was ich machen werde."
„Harry, das Haus ist nicht mehr sicher. Weil Dumbledore
gestorben ist, wirkt der Fidelius-Zauber nicht mehr. Jeder kann das
Haus jetzt sehen.
Warum kommst du nicht einfach mit in den
Fuchsbau der Wesleys?"
Bei diesen Namen musste Harry sofort
wieder an Ginny denken und an die Trennung von damals.
Er zögerte
und wollte das Angebot ablehnen, doch ihm wurde klar, dass es
momentan keine andere Alternative gab, wo er sicher wäre.
Tonks
bemerkte Harrys Unsicherheit und sagte:
„Du vermisst sie."
Durch Harrys Schweigen fühlte Tonks sich in ihrer Annahme
bestätigt.
„ Sie hat Recht. Ich vermisse sie wirklich. Je
mehr ich mir sage, dass ich sie vergessen muss, desto mehr denk ich
an sie. Aber was soll ich tun? Ich werde sie gleich sehen, was soll
ich dann tun? Ihr aus dem Weg gehen?...
Ja, das ist vielleicht
das Beste für sie… und für mich."
Harry blickte auf
und sah Tonks neben sich mit seinem Gepäck in ihrer Hand. Er
wusste, dass sie beide nun auf den Fahrenden Ritter warten würden,
um eine Mitfahrgelegenheit zum Fuchsbau bekämen. Während
der Fahrt saß Harry still auf seinen Platz und überlegte
sich seine Gedanken neu. Doch immer wieder kam er zum selben Schluss:
Er musste Ginny aus dem Weg gehen, sonst würde er seine
Entscheidungen ändern und das wäre fatal für beide.
Der Bus wackelte wild hin und her. Es dauerte nicht lange bis er
anhielt und Fuchsbau ausrief. Harry stand auf und lief dicht hinter
Tonks.
„Komm Harry, beeil dich!"
Als sie ausgestiegen
waren, liefen sie nur ein paar Schritte und schon kam ihnen Hermine
entgegen gerannt.
Sie lächelte, doch er war noch mit seinen
Gedanken beschäftigt und diese ließen ihn nicht gerade
erfreuen.
„Tonks, Harry….endlich seit ihr da. Wir haben schon
gewartet, gleich nachdem wir deinen Brief erhalten haben, Tonks."
Sie gingen gemeinsam in den Fuchsbau, Hermine etwas eiliger als
Harry. In der Tür begrüßte Mrs. Weasley Harry
herzlich.
„Ach mein Junge, du bist schon wieder so dünn.
Aber setz dich erstmal. Du bist bestimmt fix und fertig."
Harry
schaute sich kurz um, aber er erkannte keine Ginny, was ihn für
kurze Zeit aufatmen ließ und sich etwas mehr freuen, Hermine
und Ron wieder zu sehen.
Erst jetzt fragte Hermine besorgt:
„Harry, wie geht's dir?"
„Ganz gut! Und euch?"
„Na
ja, also weißt du Harry, wir müssen dir da was sagen…"
fing Ron an zu stammeln.
Dann ganz plötzlich bewegte sich
Rons Hand ganz langsam in Richtung Hermines Hand und Harry begriff,
was die beiden ihm mitteilen wollten:
„Habt ihr zwei es endlich
begriffen, ja?"
Ron und Hermine waren total verblüfft über
diese Aussage, Hermine jedoch wollte Gewissheit.
„Harry, du
bist uns nicht böse, dass wir es dir nicht geschrieben haben?"
„Die denken doch jetzt nicht wirklich, dass ich etwas dagegen
hätte, dass sie zusammen sind. Die sind doch nicht mehr ganz
dicht in der Platte!"
Also musse ich ihnen das sofort klar
machen. Sonst dachten sie noch, dass sie sich wieder trennen müssten,
nur weil es der große Harry Potter nicht will. Hey was für
nen Mist denk ich hier überhaupt?"
„Nein ganz im
Gegenteil. Ich bin sogar froh, dass ihr euch endlich gefunden habt."
„Siehs'te Hermine, ich wusste doch, dass Harry nichts dagegen
hat."
„Ja, aber… ich weiß doch auch nicht…."
„Also wenn Hermine hier nicht gleich aufhört, dann redet
sie sich noch um Kopf und Kragen."
„Hermine, lass einfach gut
sein. Ich bin einfach nur froh, dass ihr es endlich geschafft habt."
„War das denn so offensichtlich, dass wir uns mögen?"
fragt Hermine sichtlich nervös.
Harry zögerte
absichtlich einige Zeit, um sie ein bisschen zu ärgern. Und er
merkte, wie nervös nun auch Ron wurde.
„Sagen wir es so,
wer euch kennt, der hat es sofort gemerkt, besonders die Sache mit
dem Weihnachtsball."
„Na wenn das so ist..." war daraufhin
nur Rons Antwort und beide entspannten sich wieder.
„Seit wann
seid ihr denn eigentlich zusammen?"
„Das war kurz nachdem ich
hier angekommen war vor zwei Wochen."
„Na dann kann man euch
ja nur noch gratulieren. Apropos wie sieht es eigentlich bei
Professor Lupin und Tonks aus?"
„Ach, ich glaub, das mit den
beiden wird nie was. Lupin will echt nicht, dass sie mit ihm zusammen
ist. Er behauptet immer noch, er wäre zu alt für sie. Und
dann ist da ja auch noch die Sache, dass er ein Werwolf ist. Er will
einfach, dass sie jemanden findet, der gesund ist."
„Typisch
Lupin. Den muss man wirklich zu seinem Glück zwingen."
Anschließend gingen die drei Freunde in Rons Zimmer, um
noch ein bisschen Snape explodiert zu spielen und sich ein bisschen
zu Unterhalten. Dabei fiel das Gespräch auch auf Ginny.
„Harry,
hast du dir das ganz genau überlegt, mit deiner Trennung von
Ginny?" wollte Hermine von ihm wissen.
Doch Harry wollte bei
seiner Entscheidung bleiben.
„Ja Hermine, ich weiß, dass
es die richtige Entscheidung war. Ich will sie nicht auch noch
verlieren, so wie Sirius oder Dumbledore." Harry spürte, wie
schon wieder Tränen in seine Augen stiegen.
„Aber Harry,
es ist doch egal, ob du mit ihr zusammen bist und Voldemort hinter
dir her ist, oder ob ihr euch trennt und ihr beide unglücklich
seid. Voldemort ist sowieso hinter euch beiden her. Meinst du denn
nicht, dass er inzwischen schon weiß, dass du sie liebst.
Schließlich wusste es die ganze Schule."
„Hmm, sie hat
nicht ganz unrecht, aber es ist trotzdem zu gefährlich für
sie, mit mir zusammen zu sein."
Bei dem Thema Ginny fragte er
sich gleich, wo sie wohl sein könnte.
„Wo ist sie
eigentlich? Ich habe sie noch nicht gesehen."
Ron und Hermine
schauen sich an.
„Was ist?"
„Nichts, sie ist in ihrem
Zimmer und hat seit du mit ihr Schluss gemacht hast kein Wort mehr
mit irgendjemand gesprochen"
Harry war verwundert, dass es sie
doch so schwer getroffen haben schien.
„Oh,…" war Harrys
einzige Reaktion.
„Deswegen wollte ich ja, dass du deine
Entscheidung vielleicht doch noch mal überdenkst, damit es ihr
wieder etwas besser geht", rechtfertigte sich Hermine.
„Hat
nicht auch Dumbledore zu dir gesagt, dass du Voldemort nur mit der
Macht der Liebe besiegen kannst. Wenn du Ginny jetzt aufgibst, hast
du doch schon verloren", sprach sie weiter.
Harry war
verzweifelt. Was sollte er denn noch machen? Alle rieten ihm, mit
Ginny wieder zusammen zu kommen, aber keiner wusste so gut wie er,
wie es ist eine geliebte Person wieder zu verlieren. Es war doch nur
eine Schutzreaktion, warum verstanden sie das nicht?
„Bitte
Hermine, hör auf damit!"
Sie schaut ihn an.
„Wenn du
meinst."
Harry stand auf und ging aus Rons Zimmer. Mrs. Weasley
hatte schon das Abendessen vorbereitet und er bekam nun wirklich
etwas Hunger.
Am Tisch saßen alle Leute aus dem Fuchsbau
zusammen, nur Ginny nicht. Mrs. Weasley bemerkte Harrys suchenden
Blick und sagte nur:
„Sie hat schon seit Tagen nichts gegessen.
Sie versucht dir, so gut es geht, aus dem Weg zu gehen."
Harry
nahm das so hin und nahm einen Löffel von seinem Teller. So
richtig viel Hunger hatte er jetzt doch nicht mehr. Ron hingegen
schaufelte massenweise von dem Zeug in sich hinein, wobei Hermine nur
kopfschüttelnd daneben saß.
Als schon alle fast fertig
waren mit essen, kam unerwartet Lupin zur Tür rein und hielt
einen Brief für Harry in der Hand.
„Guten Abend die
Herrschaften.
Ich habe hier einen Brief. Um genauer zu sein, ist
er von Dumbledore. Ich habe ihn so eben in den Wertsachen von ihm
gefunden und bin sofort hergeeilt. Er ist für dich Harry."
Augenblicklich kehrte Stille ein und alle Augen waren auf Harry
gerichtet. Lupin gab ihm den Brief und er begann ihn langsam zu
öffnen und fragte sich, was wohl drin stehen würde.
Lieber
Harry,
wenn Du das liest, werde ich Dich auf deinen Weg nicht mehr begleiten können. Dies tut mir aufrichtig leid, weil ich weiß, wie schwer Dein Weg noch sein wird. Aber ich habe noch eine letzte Bitte an dich: Beende deine Ausbildung auf Hogwarts und versuche auf keinen Fall die Horkruxe schon vor deinem Abschluss zu suchen. Vertrau mir!
Viel Glück
Dumbledore
Vor
den Augen aller anwesenden verbrannte der Brief und nur ein Häufchen
Asche blieb vor Harry liegen.
„Der muss ja ganz wichtig gewesen
sein, wenn nur du ihn lesen durftest." sagte Lupin erstaunt.
„Ich
habe schon selbst versucht ihn zu öffnen, aber er schien
versiegelt gewesen zu sein und nur durch dich geöffnet werden zu
können."
Harry schickte nur ein kurzes „Ja" hinterher
und verschwand daraufhin in seinem Zimmer, wobei ihn jedes einzelne
Augenpaar der Anderen folgte. In seinem Zimmer setzte er sich auf
sein Bett und ließ sich die Zeilen von Dumbledore noch einige
Male durch den Kopf gehen.
Sollte er wirklich wieder nach
Hogwarts zurückkehren?
Wenn ja, was würde ihn da wohl
erwarten?
