Wieder ein neues Kapitel von mir. Diesmal ein wenig länger, da ich es nicht teilen oder kürzen wollte. Es hätte nicht gepasst. Vielen Dank für die vielen Reviews.

Kapitel 9

Schon der nächste Tag sollte ihre erste Prüfung sein. Hermine wirkte bereits an diesem Morgen melancholisch. Eine schwere Aufgabe lastet heute auf ihren Schultern, wie an jedem Sonntag. Doch davon wusste Severus nichts, er spürte nur, diese erdrückende Stille, die auf ihr lag. Er hatte schon Angst, dass sie ihre Entscheidung vom gestrigen Abend bereute. Dabei lag ein schwerer Weg vor ihr. Ein Weg, den er noch nicht kannte, der auch ihn berühren würde.

Kurz nach dem Mittagessen, Hermine hatte heute wieder kaum etwas zu sich genommen, ging sie in den Garten. Vorsichtig schnitt sie Blumen, legte sie im Wohnzimmer bereit. Ihre Kleidung war schlicht und schwarz und er ahnte bereits, wohin der Weg sie führt.

Er wollte sie nicht begleiten, wollte sie in diesem Moment nicht stören, wollte sich selbst nicht der Wahrheit stellen. Doch eine Kraft zog ihn zu ihr. Zog ihn mit, als sie nach Hogsmeade apparierte. Führte ihn ebenfalls zu der Heulenden Hütte.

Sie war verstummt. Nichts würde diese Hütte mehr zum Heulen bringen. Wie ein Mausoleum stand sie inmitten der Gräber, welche das Tal säumten. Und direkt vor der Hütte standen zwei Gräber. Selbst vom Eingang des Friedhofs waren sie zu sehen. Weiß und Schwarz. Tag und Nacht. Licht und Dunkel. Zwei Gegensätze und doch gehörten sie zusammen. Yin und Yang.

Bedächtig stieg Hermine das Tal hinunter. Ihr weg war immer derselbe. Sie hielt vor einem kleinen Grab, schlicht mit Blumen verziert. Ihre Eltern. Sie legte 2 Rosen ab, weinte, redete leise mit ihnen. Er war nicht nah genug um ihre Worte zu hören, hatte das Gefühl, sie zu stören, wenn er näher käme. Doch er vernahm ein leises tränenersticktes „Bis bald".

Wieder folgte er ihr. Sie kamen näher zur Heulenden Hütte, näher zu den beiden Gräbern. Doch vorher bog sie ab, hielt unter einer kleinen Trauerweide. Wie ein aufgeschlagenes Buch lag der weiße Marmor auf dem Grab. Zwei Bilder, eins zeigte Harry, darunter sein Geburts- und Sterbedatum, das andere Ron. Beide starben am selben Tag, vor einem Monat. Über beiden Seiten stand geschrieben „In Freundschaft vereint". Als Hermine zu sprechen begann, entfernte er sich wieder. Er sah noch, wie sie zwei „Vergissmeinnicht" auf das Grab legte, hörte ihre traurigen Worte:

„Ich vermisse euch, Jungs. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr."

Sein Blick schweifte über den riesigen Friedhof. Viele Namen las er.

Sirius Black, Nymphodora Tonks, Remus Lupin, Alastor Moody, Charlie Weasley, George Weasley, Neville Longbottom, Luna Lovegood, Colin Creevey, Draco Malfoy, Dean Thomas, Parvati Patil, Lee Jordan. Es schmerzte ihn, so junge Menschen hier liegen zu sehen.

Wie von selbst kam er vor den beiden Gräbern zu stehen. Er erkannte das Grab mit dem weißen Marmor sofort. Albus. Sie hatten ihn hier her gebracht. Wie Wächter standen dir beiden Gräber vor der Hütte. Wachten über ihre Schützlinge. Das hätte sich Albus gewünscht, da war sich Severus sicher.

Der Grabstein daneben war aus schwarzem Marmor, die Schrift silbern. Als er die Inschrift las, fiel er auf die Knie. Unfassbar las er wieder und wieder.

Severus Snape

9. Januar 1960

+ 28. September 1998

Freund, Bruder, Sohn.

Er hat sein Leben für diesen Krieg gegeben.

Möge seine Seele die Ruhe finden, die sie zu Lebzeiten nicht hatte.

Noch immer kniete er vor seinem Grab, starrte auf die Inschrift, verstand nicht, warum er neben seinem Mentor, seinem Freund lag. Er hörte nicht einmal, wie Hermine hinter ihn trat.

Sie sprach nicht, verstand, dass er Ruhe brauchte. Ruhe, um zu begreifen, dass er vor sich sein eigenes Grab sah. Zu begreifen, dass er als Held sterben durfte. Der Held, der er immer gewesen war, dem es aber nie anerkannt wurde. Bis zu seinem Tod nicht.

Nach langem Schweigen kniete sie sich neben ihn, in der Hand eine Lilie, und sah auf den schwarzen Marmor. Ihre Stimme war noch rau vom Weinen, doch ihre Worte waren klar.

„Es passt zu Ihnen."

„Ich habe es nicht verdient."

„Doch, sie haben so viel getan, um diese Welt besser zu machen. Sie haben so viele Leben gerettet, auch meins."

Die letzten Worte waren geflüstert.

„Aber ich habe kein Recht hier oben zu liegen. Neben Albus. Ich bin sein Mörder."

„Das sah Minerva anders. Und ich auch. Sehen Sie die vielen Blumen auf ihrem Grab?"

Er nickte.

„Eine jede von ihnen zeigt den Respekt, den man Ihnen entgegenbringt."

Sie legte die Lilie mit dazu.

„Sie haben sich diesen Respekt verdient, auch wenn er zu spät kommt."

„Respekt kommt nie zu spät."

Sie sah ihm in die Augen, nickte.

„Da haben Sie Recht."

Schweigend verließen sie den Friedhof. Jedes Wort wäre eins zu viel gewesen. Selbst als Hermine und Severus vor ihrem Haus waren, redeten sie nicht. Zu gern hätte Hermine ihn gefragt, warum sie ihn wieder sehen kann, doch er schien weit weg. So nah und doch so fern mit seinen Gedanken. Schweigend ging sie ins Bett, hoffte, diese Nacht nicht von Albträumen geplagt zu werden, nicht wissend, dass es Severus war, der ihr ihre Alpträume nahm.

-TBC-

Beim Schreiben hatte ich eine Gänsehaut. Ich hoffe, ich habe es so rüber gebracht, wie ich es wollte. Bitte hinterlasst mir doch ein Review und sagt mir, ob es euch gefallen hat.

LG Samanthas Mum