Der Rest dieser ersten Woche verlief ziemlich ereignislos, doch zumindest besserte sich das Wetter und es wurde strahlend schön und fast sommerlich warm. Barbara versuchte Cho und ihre Clique so gut es ging aus dem Weg zu gehen und ihr keinen Anlass zum Lästern zu geben. Doch am Freitag Morgen hing am schwarzen Brett eine Miteilung, die unter fast allen Schülern große Begeisterung hervorrief:

Liebe Schüler/innen!

Auf Grund des schönen Wetters wird heute Abend ein kleines Grillfest am See stattfinden. Alle Schüler und Schülerinnen der 1,2,3 und 4 Klassen müssen sich nach dem Essen in ihre Gemeinschaftsräume zurück ziehen. Den älteren Schülern ist es gestattet etwas länger zu feiern.

Dumbledore

„Klasse!" Sarah fiel Barbara begeistert um den Hals, sodass diese kaum noch Luft bekam.

„Na ja, ich weiß nicht. Ich mag solche Partys nicht!" antwortete Barbara

„Ach komm schon, das wird absolut toll werden! Du, ich und jede Menge Jungs!" verschmitzt grinste Sarah Barbara an.

„Und Cho Chang, wahnsinnig toll. Je mehr andere Leute, insbesondere Jungs, da sind, desto mehr versucht sie mich zu blamieren. Außerdem stehe ich bei solchen Anlässen eh immer nur alleine rum..."

„Jetzt vergiss doch einmal Cho! Das wäre ja noch schöner, wenn du dir von ihr vorschreiben lassen würdest, was du zu tun hast! Du kommst mit und damit basta!"

„Wenn du meinst..." antwortete Barbara.

Als sie jedoch später alleine in der Bibliothek saß, suchte sie verzweifelt nach einem Grund nicht hingehen zu müssen. „Mir wäre sogar Nachsitzen bei Snape lieber, als da hinzugehen." Seufzend erhob sie sich, klemmte sich ein paar Bücher unter den Arm und machte sich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum.

Im Mädchenschlafsaal legte sie sich auf ihr Bett, schlug das Buch auf und begann weiter zu lesen. Sie hatte kaum zwei Seiten gelesen, als Sarah die Tür aufriss und begeistert hereinstürmte. Grinsend blieb sie vor Barbaras Bett stehen und beugte sich zu ihr runter:

„Ich habe eine gute Nachricht für dich! Cedric Diggory gibt sich heute Abend auch die Ehre!"

„Ein Grund mehr nicht hinzugehen!", seufzte Barbara genervt; „es fehlt mir ja gerade noch, dass ich mich vor ihm blamiere!"

„Ach komm schon! Vielleicht spricht er dich auch an!"

„Du spinnst wohl! Barbara warf ein Kissen nach Sarah. Sarah flüchtete auf die andere Seite des Bettes: „Du weißt ganz genau, dass du hübsch bist!"

„Ja klar! Ich bin ein kleiner, fetter Pummel mit zu kurzen Beinen! Zumindest in dem Punkt hat Cho absolut Recht!"

Sarah setze sich zu ihr aufs Bett: „Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt. Gut, du bist nicht super schlank, aber viele Jungs stehen auf weibliche Rundungen!" Sie seufzte, als sie sah, dass ihre Aufmunterungsversuche nichts bewirkt hatten: „Komm! Hilf mir lieber meine Katze zu suchen, als hier im Selbstmitleid zu versinken!" Mit diesen Worten zog sie Barbara hoch und gemeinsam gingen die beiden aus dem Schlafsaal.

Als die beiden eine Stunde später zurück kehrten, waren alle anderen Mädchen ihres Jahrganges schon da und stylten sich bereits. Ausnahmslos alle standen vor ihren Schränken und diskutierten, was sie denn heute Abend anziehen sollten. Barbara schnappte sich die Jeans, welche sie schon heute Vormittag getragen hatte, und ein nagelneues, grünes T-Shirt und ging ins Bad um sich umzuziehen. Als sie fünf Minuten später aus dem Badezimmer kam, achtete niemand auf sie.

„Meinst du nicht, dass der Ausschnitt etwas zu tief ist?", wandte sie sich fragend an Sarah.

„Das steht dir perfekt! Komm setz dich hin, ich schminke dich!"

Barbara wollte noch protestieren, doch Sarah war schneller und bugsierte sie auf einen Sessel gleich neben ihrem Bett.

„Stillhalten!"

Als sie Sarah 20 Minuten später erstmals in den Spiegel blicken lies, war sie ihm ersten Moment sprachlos. Sarah hatte wirklich gute Arbeit geleistet und sie perfekt geschminkt.

„Dankeschön!" Mit diesen Worten fiel Barbara ihr um den Hals

Zum ersten Mal seit langem gefiel sie sich wieder selbst und während Sarah ihre Schminksachen wegräumte, träumte Barbara vom heutigen Abend. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie Cedric sie ansprach und mit ihr tanzte.

„Wie siehst du denn aus?" Chos höhnische Stimme riss sie sofort aus ihrem schönen Tagtraum heraus. „Du siehst ja aus wie einer dieser überschmückten Weihnachtsbäume in einem Muggelkaufhaus. Wo willst du eigentlich hin?"

Verlegen knete Barbara ihre Hände und flüsterte: „Zu diesem Grillabend am See."

„Was? Du gehst da hin? Du meine Güte, versau uns bloß nicht den Abend! Wenn ich dich schon sehe, wird mir schlecht!" Die umstehenden Mädchen begannen zu kichern.

„Deine Art macht mich krank!"

Barbara flüchtete aus dem Kreis der Mädchen und lief zu Sarah in den Gemeinschaftsraum.

Keuchend lies sie sich neben ihrer Freundin in einen Sessel fallen.

Etwa eine Minute später verließen die anderen Ravenclaw Mädchen rund um Cho den Schlafsaal und als sie an Sarah und Barbara vorbeikamen, drehte sich Cho um und sagte: „Tschüss Fettfleck!"

„Das reicht! Ich bleibe hier!" Wütend stand Barbara auf und wollte in den Schlafsaal zurückkehren, doch Sarah hielt sie fest.

„Was immer sie gesagt hat, du darfst dich nicht einschüchtern lassen! Jetzt gehst du erst recht dahin!" Sarah stand auf, nahm Barbara bei der Hand und machte sich mit ihr auf den Weg zum See.