Bereits als sie durch das große Schlosstor ins Freie traten, schlug ihnen das Stimmengewirr entgegen. Die beiden schlenderten über einen Hügel Richtung Ufer des schwarzen Sees.
„Ich weiß nicht. Vielleicht hätte ich mich doch nicht so schminken sollen."
„Quatsch! Das steht dir hervorragend und Cho soll sich gar nicht aufregen, schließlich trägt sie selbst an einem normalen Schultag mehr Make Up als du in deinem ganzen Leben bisher getragen hast! Und jetzt Ende der...wow!"; staunend blieb Sarah stehen.
Barbara fragte sich einen Moment lang wieso, doch als ihr Blick auf das Ufer des Sees fiel, wusste sie warum. Am Ufer standen hunderte kleine Tische und alles war wunderschön dekoriert.
„Man! Die Jüngeren tun mir echt leid, weil sie heute schon so früh ins Bett müssen! Barbara, ich garantiere dir, das wird wahnsinnig!"
Schließlich gingen die beiden weiter und gelangten zu den anderen Schülern. Sie setzen sich an einen der kleinen Tische neben drei Gryffindors: Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasly. Kaum saßen sie, trat Professor Dumbledore auf ein Podest und sprach:
„Leute, ich will euch mit meinem Geschwafel nicht lange vom Wesentlichen abhalten. Zuerst: Noch einmal herzlich willkommen zurück in Hogwarts! Und nun: Geniest das schöne Wetter und haut rein!"
Während die Schüler klatschten, erschienen die leckersten Gerichte vor ihnen. Barbara nahm sich ein Stück gegrillter Hühnerbrust und beobachtete Snape, der sich mit griesgrämigen Gesichtsausdruck neben Dumbledore niederließ. Als sie ihren Blick über die Schüler schweifen ließ, machte ihr Herz plötzlich einen freudigen Hüpfer. Ein paar Meter von ihr entfernt saß Cedric mit ein paar anderen Hufflepuffs an einem Tisch. „Was gäbe ich darum, jetzt neben ihm sitzen zu können!", dachte sich Barbara und fing an mit halbgeschlossenen Augen zu träumen. Im Geiste sah sie, wie sie neben ihm saß und er seinen Arm um ihre Hüfte gelegt hatte. Zärtlich hauchte er ihr...
„Mahlzeit!", trompete Hermine Granger fröhlich und riss Barbara damit aus ihrem Traum. „Aleit!" murmelten Ron Weasly und Harry Potter mit vollem Mund fast gleichzeitig. „Mahlzeit" flüsterte Barbara und machte sich ebenfalls über ihre gegrillte Hühnerbrust her.
„Hast du eigentlich vor bei diesem Duellierkurs mitzumachen?"
Barbara schreckte hoch und sah in Hermine Grangers fragendes Gesicht. „Tut mir leid. Ich war mit meinen Gedanken gerade komplett wo anders und habe deine Frage überhört!" Das sie mit ihren Gedanken gerade bei Cedric war, musste Hermine schließlich nicht wissen.
„Ich habe gefragt, ob du planst bei diesem Duellierkurs mitzumachen?" Barbara beobachtete Sarah, die gerade mit Harry Potter und Ron Weasly über die Chudley Cannons stritt.
„Ja ich glaube schon. Schaden kann es ja nicht! Und du?"
„Natürlich. Ich freu mich schon total darauf!" Hermine strahlte sie an „Barbara? Ich hol mir ein Stück Kuchen. Soll ich dir auch ein mitbringen?"
„Danke, nein" Barbara lächelte gequält, „aber ich bin so schon fett genug!" Hermine seufzte: „Eines Tages wirst du schon noch merken, dass es auf ein paar Kilo mehr oder weniger echt nicht ankommt!" Barbara sah Hermine nach, wie diese sich erhob und Richtung Büffet verschwand. „So ein Selbstbewusstsein hätte ich auch gerne", murmelte sie bewundernd vor sich hin.
„Harry! Sieh mal, wer sich da drüben geraden an unseren Vorzugsschüler heranmacht!" unterbrach Ron plötzlich die Diskussion über Quidditch. „Cho ist so ein Miststück!" gab Harry ärgerlich vor sich hin, „verlogen, intrigant und hinterhältig!"
„Amen!" pflichtete ihm Sarah bei. Harry wandte sich zu ihr um : Kennt ihr sie?"
Sarah antwortete mit einem ironischen Lachen: „Kennen wäre gut. Wir haben Cho fast 24 Stunden am Tag live. Wir sind auch in Ravenclaw und im selben Jahrgang wie sie!"
Ron ergriff Sarahs Hand, setze einen ersten Gesichtsausdruck auf, doch man merkte, dass es ihm nicht leicht fiel, diesen zu behalten, und sagte: „Mein allerherzlichstes Beileid!" Lachend meinte Sarah: „Hattet ihr auch schon Probleme mit ihr?"
„Letztes Jahr hat sie ständig mit mir gespielt: Erst ging sie mit mir aus, einen Tag später sagte sie, ich solle mich verziehen und turtelte mit einem anderen herum, zwei tage später stand sie wieder bei mir, heulte und sagte, dass es ihr Leid tue."
„Da tut mir sogar noch Diggory leid!" murmelte Ron vor sich hin, „das hat nicht mal er verdient!" Cho saß mittlerweile auf Cedrics Schoß. „ Komm Harry, das müssen wir uns echt nicht länger ansehen! Lass uns ein bisschen zum wasser gehen!" Harry und Ron erhoben sich
„Bis später ihr beiden!"
Sarah blickte zu der deprimiert dreinblickenden Barbara. „Schluss jetzt! Du lässt dir weder von Cho Chang, noch von Cedric, noch von sonst wem den Abend verderben!"
Die beiden setzten sich etwas abseits unter einen Baum.
Barbara stiegen die Tränen in die Augen: „Es ist schon schwer genug ihn mit irgendeinem Mädchen zu sehen, aber muss es ausgerechnet Cho Chang sein? Manchmal wünschte ich mir echt, ich wäre wie sie!"
„Sag mal, spinnst du jetzt komplett! Wenn du so wärest wie sie, möchte ich nichts mehr mit dir zu tun haben!"
Erschrocken schlang Barbara ihre Arme um Sarah: „Sorry Süße! Du hast natürlich immer Vorrang! Ich würde dich gegen nichts und niemanden eintauschen. Selbst nicht gegen Cedric!"
Sarah gab ihr einen leichten Klaps auf den Arm und meinte lachend: „ Ich fasse das jetzt mal als Kompliment auf!" sie grinste Barbara an; „und was deinen Cedric betrifft, den stellen wir einfach unter den Imperius!"
Lachend legte sich Barbara ins Gras. „Ich hol uns mal was zu trinken!" Mit diesen Worten stand Sarah auf und verschwand in der Menge von Schülern.
„Hallo! Darf ich mich zu dir setzen?" Als Sarah sich umdrehte, sah sie Cormac McLaggen, einen sehr großen Gryffindor Schüler vor sich stehen. „Äh..", doch McLaggen nahm ihr die Entscheidung ab und setze sich ohne zu zögern an die Stelle, an der eben noch Sarah gesessen hatte. „Wenn Cedric hier sitzen würde..." Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie Cedric neben ihr saß, sich langsam über sie beugte und...
„Wie war dein Schuljahr bis jetzt?" McLaggen unterbrach unsanft ihren Tagtraum.
„Ganz gut bis jetzt. Und bei dir?" Suchend ließ sie ihren Blick über die Menge von Schülern gleiten. „Hoffentlich kommt Sarah bald wieder." dachte Barbara nervös.
„Hast du Lust am nächsten Wochenende mit mir nach Hogsmead zu gehen?"
„Was?" Diese Frage von McLaggen traf sie aus heiterem Himmel.
„Ich..ähm..." stotterte Barbara hilflos vor sich hin. „Nein, kann sie nicht! Sie geht schon mit mir hin!", mischte sich Sarah in das Gespräch ein. „Okay, nun ja, vielleicht ein anderes Mal, wenn du Lust hast! Bis dann Barbara!" McLaggen stand auf und ging.
„Zum Glück bist du jetzt aufgetaucht. Ich wüsste nicht, was ich sonst hätte sagen sollen!"
„Barbara, hör mal...macht es dir was aus, wenn ich ein wenig mit Marc spazieren gehe?"
„Mmmhh, nein, geh ruhig!" Barbara stand ebenfalls auf und ging Richtung Ufer. Langsam ging sie neben dem Wasser entlang und beobachtete aus den Augenwinkeln Sarah, die gerade Hand in Hand mit Marc davon spazierte. Sie konnte einen leichten Seufzer nicht unterdrücken.
„Vorsicht!", Barbara schreckte auf, doch es war bereits zu spät. Sie lag mit einem Jungen im Wasser. „Verdammter Rowdy !", murmelte sie und wischte sich das Wasser aus den Augen.
„Sorry. Das tut mir echt Leid! Eigentlich wollte ich Susan erwischen!" Barbara blickte in Cedrics zerknirschtes Gesicht. „Ähm, ist schon okay. Ich hab mir nichts getan."
„Quatsch!" Cedric kniete sich neben sie, „Komm! Du darfst mich richtig schön einweichen. Ich hab es verdient."
„So richtig?" flüstere sie und spritze in zaghaft an.
„Ich sehe schon," lachte Cedric, „aber da wir ja genug Zeit und Wasser zum Üben haben, werde ich dir ein paar Nachhilfestunden geben." Freudig strahlte er sie an.
„Die gib mal lieber mir!" Plötzlich Cho hinter ihnen und kippte Cedric mit einem Becher Wasser über den Kopf. Dieser drehte sich freudig um und jagte Cho über die Wiese neben dem See hinterher.
„Wie gerne wäre ich jetzt an ihre Stelle", dachte sich Barbara, „aber immerhin war er total lieb zu mir." Mit einem leisen Lächeln holte sie sich etwas zu trinken.
Eine Stunde später war Sarah immer noch nicht aufgetaucht und Barbara machte sich auf den Weg, um zu sehen, ob Sarah bereits zum Schloss zurück gegangen war, oder ob sie noch irgendwo hier war. Rund um den See waren jetzt fast nur noch Pärchen und Barbara fühlte sich ziemlich fehl am Platz.
Als sie sich umwandte, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie sah, wie Cho auf Cedrics Schoß saß, die Arme um ihn geschlungen und die beiden küssten sich leidenschaftlich.
„Das darf doch nicht wahr sein!" Barbara meinte gleich umzukippen, „ausgerechnet Cho!" Wie von wilden Tieren gehetzt rannte sie zum Schloss. Zu ihrem Glück war niemand im Gemeinschaftsraum und im Schlafsaal der Mädchen. Weinend wischte sie sich die letzten Reste des Make up aus ihrem Gesicht und schmiss sich auf ihr Bett.
Als die ersten Mädchen zwei Stunden später kamen, stellte sie sich schlafend, doch es dauerte noch lange, bis sie schließlich lautlos weinend einschlief.
