Die folgende Woche verging mehr als zäh. Während Barbara versuchte Cedric aus dem Weg zu gehen und Cho keinen Anlass zu Lästern zu geben, war die Tatsache, dass Cedric Diggory mit Cho Chang zusammen war, das Topthema unter den Schülern.

Am Samstag standen Barbara und Sarah später als sonst auf und trödelten herum. „Barb?"

„Mhhh?" antwortete diese, da sie zwei Haarklammern im Mund hatte.

„Ich treffe mich heute in Hogsmead mit Marc!"

Barbara versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen: „Geht klar! Ich werde hier bleiben und etwas lernen!"

Als Barbara später alleine beim Mittagessen saß, Sarah war längst mit Marc unterwegs, setzte sich plötzlich jemand neben sie. „Hallo!" Sie blickte in das lächelnde Gesicht von Justin Finch-Fletchley. „Hi!" grüßte Barbara ohne große Begeisterung zurück. Sie kannte ihn nur vom Sehen und wusste nicht, wie sie ihn einordnen sollte.

„Was machst du heute?", fragend blickte er sie an.

„Ich weiß noch nicht genau, aber ich glaube ich bleibe hier, da ich niemanden habe, mit dem ich nach Hogsmead gehen könnte!" Der letzte Satz hatte sie viel Überwindung und Kraft gekostet.

„Nun ja, wenn du eventuell Lust hättest, das heißt, natürlich nur, wenn du nicht hier bleiben möchtest, oder eventuell etwas in Hogsmead besorgen müsstest, ich meine, vielleicht, wenn du wirklich nichts anderes zu tun hast, dann.."

„Dann?" unterbrach ihn Barbara etwas ungeduldig. Justin holte tief Luft und sagte:

„Dann könnten wir doch gemeinsam nach Hogsmead gehen!" Schüchtern und irgendwie bittend sah er sie an.

„Okay!" Ehe Barbara richtig darüber nachgedacht hatte, waren ihre Worte schon gesprochen.

Justin strahlte sie an: „Klasse! Treffen wir uns dann um zwei vorm Schloss?"

Fünf nach eilte Barbara durch die Gänge ins Freie.

„Sorry! Tut mir echt leid, aber ich habe aus Versehen eine Tüte mit Zutaten für Zaubertränke umgekippt und es hat ewig gedauert, bis ich sie alle wieder eingesammelt hatte!"

„Kein Problem! Hauptsache du bist jetzt da! Wollen wir!"

Schweigend gingen sie nebeneinander die schmale Landstraße entlang.

„Spielst du eigentlich Quidditch?" brach Justin schließlich das Schweigen. Barbara erschrak leicht. Wollte er sich über sie lustig machen?

„Nein, ich bin schon am Boden viel zu ungeschickt, wie müsste das erst in der Luft aussehen?" Sie lachte sarkastisch und Justin, der unglaublich nervös war, lachte mit.

Für den Rest des Weges schwiegen sich die beiden an.

„Wo möchtest du denn zuerst hin?"

„Ist mir egal!" entgegnete Barbara etwas gelangweilt. „Lass uns zu Zonkos Scherzartikel reinschauen!" „Okay!"

Nach etwa 20 Minuten traten die beiden wieder in das gleißende Sonnenlicht.

„Wenn du möchtest lade ich dich auf eine Tasse Kaffee ein." Barbara hatte gar nicht bemerkt, wie nach Justin neben ihr stand.

„Okay. Möchtest du in die drei Besen oder wo anders hin?"

„Es gibt da so ein kleines tolles Cafe in einer Seitenstraße.."

„Soll mir recht sein!"

„Zwei Kaffe bitte!" Justin lächelte ununterbrochen.

Barbara hingegen sah stur auf einen kleinen dunklen Fleck am Tisch vor ihr und fühlte sich unwohl. Bereits beim Betreten fiel ihr auf, dass in diesem Laden nur Pärchen saßen.

Nervös fuhr sie sich durch die Haare und sah Justin zögernd an.

Drei Tische weiter lauschte Cedric gedankenverloren Chos Monolog und lies seinen Blick durch das Cafè gleiten. „Barbara und Justin?" etwas verwundert sah er zu Barbara.

„Hey! Wo bist du mit deinen Gedanken? Doch nicht etwa bei dieser fetten Langweilerin Barbara?" Chos Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Nirgendwo", sagte er und schwieg.

„Ced?" „Mmmhh?" „Würdest du etwas Gel benutzen, würdest du viel besser aussehen!" und Cho begann an seinen haaren herumzufummeln.

„Lass das!" mit einer energische Bewegung strich Cedric ihre Hand weg. „Was ist denn mit dir los?" „Nichts!" Jetzt ärgerte er sich darüber, dass er Cho die fette Langweilerin durchgehen lasse hatte. Ihm selbst gab es jedes Mal, wenn er zu Justin und Barbara hinüber sah einen schmerzhaften Stich.

„Lass uns gehen Cho! Ich habe keine Lust mehr!"

„Aber wir wollten noch auf Marietta warten!" sie sah ihn vorwurfsvoll an.

„Wir, du meinst wohl du", dachte sich Cedric. „Und Marietta ist unglaublich eingebildet!"

„Na gut", sagte Cho schließlich gnädig, „aber dafür hilfst du mir später mit meinem Trank für Snape!" Sie lächelte ihn kokett an.

Cedric unterdrückte einen Seufzer, nahm seine Jacke und stand auf. So unauffällig wie möglich verlies er mit Cho den Laden, denn irgendetwas in ihm sträubte sich dagegen von Barbara gesehen zu werden.

„Was ist eigentlich dein Lieblingsfach?"

Justin und Barbara hatten sich fast eine halbe Stunde lang angeschwiegen. „Zaubertränke", murmelte Barbara abwesend. „War das da eben nicht Cedric gewesen" dachte sie und sah aus dem Fenster. „Verdammt! gerade noch habe ich mir vorgenommen, nicht mehr an ihn zu denken oder von ihm zu träumen und schon schweifen meine Gedanken wieder ab."

„Ich finde Verwandlung unheimlich toll" fuhr Justin unbeirrt fort. „Weißt du schon, was du nach der Schule machen möchtest?"

„Keine Ahnung!" brummte sie. Als Barbara zum Zuckerstreuer griff, berührten sich ihre Hände wie zufällig. Hatte sie sich geirrt, oder zuckte Justin wirklich kurz zusammen?

Barbara trank den Rest ihres Kaffees aus und meinte: „Lass uns nach Hogwarts zurückgehen!" Innerlich seufzte sie. Der Nachmittag war gründlich daneben gegangen.

„Nun ja", dachte sie, „zumindest kann dieser Nachmittag nicht noch schlimmer werden!"

Sie hatte sich geirrt.

Justin und sie waren noch nicht weit gegangen, als er plötzlich stehen blieb. „Barbara?" er schloss die Augen und schien nach Worten zu suchen. „Ich muss dir etwas sagen: Ich liebe dich!" Bevor Barbara wusste, wie sie diese Situation auffassen sollte, hatte sie Justin an sich gezogen und küsste sie. Es war Barbaras erster Kuss, doch auf grund Justins ungeschickter Art, kam sie zu dem Schluss, dass dies auch sein erster Kuss sein musste.

„Sag mal, spinnst du?" Wütend riss sie sich los. „Tut mir leid, es kam plötzlich über mich.."

„Und da küsst du mich einfach!" Fassungslos stand sie vor ihm und stemmte die Hände in die Hüften. Aber Justin kam nicht dazu ihr zu antworten.

Marietta und ein anderes Mädchen aus Chos Clique standen jetzt neben den beiden.

Boshaft kichernd meinte Marietta: „Na? Was glaubst du was Cho sagt, wenn ich ihr das erzähle?" Das Mädchen neben ihr stimmte in das Kichern ein und meinte höhnisch: „Süüüß!"

Normalerweise wäre Barbara in einer solchen Situation im Boden versunken und hätte kein Wort mehr heraus gebracht, doch nun war sie so wütend, dass sie sich umwandte und Marietta anfuhr: „Na?" spottete sie Marietta nach, „ kannst du denn ohne Cho kein hirnloses Kommentar zu jedem Blödsinn machen?"

„Was meinst du eigentlich wer du bist?" Jetzt wurde auch Marietta wütend. „Du mieses kleines Stück!"

„Die Einzige die hier mies ist, bist du!" Während das Mädchen neben Marietta böse Blicke in Richtung Barbara warf, stand Justin hilflos daneben.

„Du fette dämliche Seekuh!" Marietta schien jetzt wirklich komplett außer sich zu sein.

„Schlampe!"

Marietta stutze und fragte schließlich fast verdutzt: „Was hast du da gerade gesagt?"

„Du hast mich schon richtig verstanden: Schlampe!" Rasend vor Wut packte Marietta Barbara am Arm. Diese jedoch drehte sich geschickt, brachte Marietta ins wanken und diese landete in einer großen Pfütze.

Barbara wandte sich um und rannte nach Hogwarts zurück. Zuerst blickten ihr die drei anderen verdutzt hinter her, dann lief ihr Justin hinter her: „So warte doch!"

Wütend und triefnass stand Marietta auf und schrie zu ihr: „Na warte! Dafür wirst du büßen, du Schlange!"