Atemlos und mit einem stechendem Schmerz in ihrer Seite, hörte sie erst auf zu laufen, als sie bereits in der Eingangshalle stand.

„Verdammt! Was hab ich nur getan?" gehetzt bog sie um eine Ecke und lies sich zu Boden gleiten. „Die werden mich fertig machen!" Sie verbarg ihr Gesicht in ihren Händen und dachte verzweifelt nach.

„Ich muss Sarah suchen!" Langsam erhob sie sich und machte sich auf den Weg nach draußen, um nach ihr zusuchen.

„Ach Cho und ihre Clique! Die kochen auch heißer, als gegessen wird! Mach dir mal da keine Sorgen!"

„Ich weiß nicht! Mir ist nicht wohl dabei.." Barbara saß am Fußende von Sarahs Bett.

„So schlimm kann es ja nicht werden!" Sarah lackierte sich ihre Fußnägel. „Jetzt mal etwas anderes", sie grinste Barbara verschwörerisch an. „Stimmt es, dass du Justin geküsst hast?"

Barbara antwortete nicht, aber sie wurde knallrot.

Triumphierend sprang Sarah auf: „Ich glaube es nicht! Und wie war er?"

„Es war unglaublich nass...wenn ich ehrlich bin, sogar ziemlich ekelhaft!" Sie musste doch grinsen. „Trotzdem, mir graut vor den nächsten Tagen!"

„Kopf hoch! Kannst du mal auf meine Katze aufpassen? Ich gehe duschen!"

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch blieb Barbara allein zurück.

Am Abend blieb alles ruhig. Die anderen verhielten sich ihr gegenüber normal und selbst Cho stichelte nicht.

Als sie nach dem Abendessen durch die Eingangshalle zurück in den Ravenclaw Turm gehen wollte, wurde sie plötzlich festgehalten.

„Miss Smith! Was fällt ihnen eigentlich ein? Sie sind doch nicht mehr ganz bei Trost!" Severus Snape schien komplett außer sich zu sein. „Das werden sie noch bereuen!" Er brüllte mittlerweile so laut, dass sämtliche Schüler in ihrer Umgebung auf die beiden blickten.

„Was haben sie gesucht?" er schüttelte sie jetzt.

„Professor! Ich weiß nicht wovon sie..."

„Sie wissen also von nichts!" unterbrach er sie, ohne auch nur im geringsten auf ihren Einwurf zu achten. „Kommen sie sofort mit!"

Sie folgte Snape hinab in den Kerker und stand schließlich in seinem Büro.

„Sehen sie sich das an, Miss Smith!" wütend gestikulierend zeigte Snape auf einen großen alten Schrank, der völlig verwüstet schien.

„Professor, ich verstehe..." setzte sie an, doch abermals wurde sie von Snape unterbrochen.

„Sie verstehen also nichts! Was sagen sie dann dazu?" Er ging zu seinem Schreibtisch, öffnete eine Schublade und nahm einen Taschenkalender heraus. Barbara erkannte ihn sofort und ihr wurde schwindlig. Aber wie?

„Na? Wollen sie jetzt auch noch abstreiten, dass es nicht ihrer ist?" griesgrämig stand Snape vor ihr.

„Professor ich.." Sie brach mitten im Satz ab. Sollte sie ausgerechnet ihm die ganze Geschichte erzählen? Selbst wenn er sie ausreden lassen würde, glauben würde er ihr doch nie.

„Ich...ähm.." Mittlerweile stiegen ihr die Tränen in die Augen.

„Sie werden zwei Wochen lang jeden Abend 4 Stunden nachsitzen!"

„Aber.." Entsetzt blickte sie ihn an.

„Nichts aber." antwortete Snape fast gelassen. „Und jetzt verschwinden sie, bevor ich es mir noch anders überlege!" brüllte er nun wieder.

Barbara zitterte immer noch, als sie durch die Eingangshalle ging. Sie fühlte sich wie betäubt und war in diesem Augenblick sogar unfähig ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.

„Hei Barbara!"

„'lo Hermine", murmelte sie mit gesenktem Kopf.

„Was war denn da früher los? Snape war ja komplett außer sich. Hast du es etwa gewagt zu widersprechen?" ironisch lächelnd blickte Hermine Barbara an, doch als sie ihre Mine sah, erlosch ihr Lächeln.

„Geht es dir gut?"

„Ach, Cho und ihre Clique hat mich in die ganze Sache unschuldig reingeritten, weil ich Marietta beleidigt habe und Snape hat mir gleich 2 Wochen lang Nachsitzen aufgebrummt und eigentlich weiß ich nicht, warum ich dir das alles erzähle!" Sie versuchte ein Lächeln und wandte sich um.

„Tschüss Hermine!"

„Na Fettfleck? Am Ende kriegt doch jeder was er verdient!" Als Barbara in den Schlafsaal eintrat, lehnte Marietta an einer Kommode gleich neben der Tür.

„Ich hoffe, dass ist dir eine Lehre du kleines Miststück!" Cho stellte sich neben Marietta.

Wortlos ging Barbara an den beiden vorbei.

„Hast du das Sprechen verlernt, oder stehst du mal wieder unter Schock? Ist ja auch kein Wunder bei einer Tussi, die schon rot anläuft, wenn sie auch nur dem Schaffner ihre Fahrkarte zeigen soll!" Die umstehenden Mädchen lachten hämisch.

Als Barbara die Clique nicht beachtete, fasste sie Cho am Ärmel und zischte: „Pass auf, was du in Zukunft tust! Wir werden dir dein Leben zur Hölle machen!"

Die anderen Mädchen drehten sich um und wollten den Schlafsaal verlassen. An der Türschwelle dreht sich Cho noch einmal um und meinte spöttisch: Ach ja übrigens! Viel Spaß mit Snape!"

Die nächsten zwei Wochen zogen sich endlos hin. Barbara war ständig übermüdet und gereizt. Das Nachsitzen bei Snape zog sich jedes Mal bis weit nach Mitternacht und wenn sie nicht Sarah gehabt hätte, hätte sie die ganzen Hausaufgaben gar nicht mehr geschafft.

Zum Lernen kam sie allerdings kaum noch und so hatte sie Probleme dem Unterricht zu folgen. Nach einer Verwandlungsstunde nahm sie Mc Gonagall beiseite:

„Miss Smith! Ich weiß nicht, was mit ihnen los ist, aber sie werden in letzter Zeit immer schlechter."

„Es tut mir Leid Professor! ich werde mir mehr Mühe geben!"

„Nun ja, ich fürchte Mühe wird in ihrem Fall nicht mehr reichen: Ich halte es für angebracht, wenn sie in nächster Zeit etwas Nachhilfe nehmen!"

„Nachhilfe? Aber...das schaffe ich schon irgendwie alleine!" Alles was sie jetzt nicht gebrauchen konnte, waren noch mehr Stunden, in denen sie irgendwo rumsitzen musste.

„Keine Widerrede! Seien sie heute Abend pünktlich um 19 Uhr in diesem Klassenzimmer hier. Ich habe einen ausgezeichneten Schüler aus einer höheren Klasse damit beauftragt, ihnen etwas Nachhilfe zu geben!"

Seufzend verlies sie das Klassenzimmer und ging in den Gemeinschaftsraum.