Den Nachmittag über saß Barbara auf den Zuschauertribünen beim Quidditchfeld und sah Sarah zu, die mit der Ravenclaw Mannschaft trainierte.

„Hi!" Justin stand neben ihr. „Kann ich mich zu dir setzen?"

Mühevoll unterdrückte sie ein Seufzen und wies mit einer leichten Handbewegung auf den Platz neben sich. „Was gibt es?" Sie sah ihn durchdringend an.

„Ich...ähh." begann Justin, doch Barbara unterbrach ihn:

„Hör mal Justin! Ich mag dich, aber ich liebe dich nicht und möchte dir auch keine falschen Hoffnungen machen.". Sie warf einen Blick zu den Spielern, die ihre Kreise zogen. „Erstens wäre das dir gegenüber wirklich nicht fair und zweitens endet es dann wieder in so einem Chaos wie damals in Hogsmead." Erwartungsvoll sah sie ihn an.

Justin versuchte ein Lächeln, dass ihm nicht recht gelingen wollte: „Schade." Ernst blickte er auf seine Füße: „Aber falls du je deine Meinung ändern solltest.." setze er hoffnungsvoll hinzu.

„Ist gut!" Die beiden lächelten sich an.

„Seht mal Mädels!" Kichern drang zu den beiden herauf.

„Warum müssen die eigentlich immer zum falschen Zeitpunkt auftauchen?" murmelte Barbara, dreht sich jedoch nicht um.

„Na Fetti?" Cho stand jetzt neben ihr und blickte sie gehässig an. „Sei froh, dass dich überhaupt wer will." Barbara lief knallrot an und Cho, welche merkte, dass sie gerade einen wunden Punkt bei Barbara getroffen hatte, setzte nach: „ Aber du solltest Acht geben. Wenn ich Justin wäre, würde ich mich schnell aus dem Staub machen."

„Ach, halt den Mund Cho!"

„Wie so sollte ich? Willst etwa du es mir verbieten?"

„Du bist fies?"

„Na und? Du bist fett und lästig!" Cho grinste säuerlich.

„Du bist wirklich fies Cho!" Barbara und Cho wandten sich um. Eine Sitzreihe unter ihnen stand Cedric und sah zu ihnen hoch.

„Ach komm". Cho schlang ihre Arme um ihn, „ist doch nicht wichtig! Lass uns lieber zusammen etwas unternehmen!"

Während dessen flüstere Barbara zu Justin: „ Lass uns besser verschwinden, bevor Cho wieder Gift und Galle spuckt."

Mit einem letzten Blick auf die beiden, der schmerzhaft in ihr brannte, ging sie mit Justin von den Tribünen. Das Cedric in diesem Moment fast das genau das Selbe empfand wie sie selbst, hätte sie nie geahnt und selbst wenn, wahrscheinlich nie für möglich gehalten.

Das Abendessen verlief ziemlich schweigsam. Barbara saß neben Sarah und Marc, die sich ständig küssten und kaum mehr zum Essen kamen.

Barbara ertappte sich dabei, wie sie Cedric beobachtete, der zwischen seinen Freunden saß. Auch er schien an diesem Abend ziemlich schweigsam zu sein und kaum etwas davon wahrzunehmen, was in seiner Umgebung geschah. „Verdammt! Ich habe mir doch vorgenommen, nicht mehr an ihn zu denken!", dachte Barbara ärgerlich.

„Ich geh dann mal.", doch Barbaras Einwurf schien ungehört zu bleiben.

Ein paar Minuten vor 19 Uhr setzte sie sich in das leer dunkle Verwandlungszimmer. Während sie in der Dunkelheit saß, versuchte sie, dass Gefühlschaos in ihrem Kopf zu ordnen. Justins wiederholter Versuch bei ihr zu landen schmeichelte ihr zwar, aber sie wusste, dass sie kaum etwas für ihn empfand. Auf keinen Fall empfand sie für ihn so viel wie für Cedric. Cedric, bei diesem Namen rührte sich irgendetwas ihn ihr und ein angenehmes Gefühl durchströmte sie. Wie niedlich er doch beim Abendessen ausgesehen hatte. Eine Haarsträhne im Gesicht, den Kopf auf einen Arm auf gestützt und schweigsam saß er da. „Nein! ich kann doch nicht schon wieder nur an ihn denken!"

Selbst wenn Cedric nicht mit Cho zusammen wäre, sie hätte doch nie eine Chance bei jemandem wie ihm. Fast jede Schülerin in Hogwarts fand ihn toll, er konnte doch jede haben. „Mach dir bloß keine Illusionen Barbara! Du weißt doch schon jetzt, wohin so etwas führen würde."

Unglücklich fragte sie sich an diesem Tag zum 100 Mal, warum sie nicht in Justin verliebt sein könnte. Alles wäre so einfach. „Im Grunde ist Justin doch toll, aber.." aber ihm fehlte einfach all das, was Barbara an Cedric so hinreißend fand. Sein Lächeln konnte man mit nichts anderem vergleichen. Seine wachsamen grauen Augen, in denen man fast versinken konnte...

„Nicht schon wieder!" Verzweifelt setzte sich Barbara gerade hin. „Langsam werde ich verrückt. Was heißt da eigentlich werde, ich bin schon längst verrückt. Verrückt nach..."

„Hallo?" Die Tür wurde geöffnet und jemand trat ein. „Ist hier jemand?" Barbara lief ein kalter wohliger Schauer über den Rücken. Cedrics Stimme!

„Ja, ich!"

Cedric knipste das Licht an und sah erstaunt zu ihr herüber:

„Du brauchst wirklich Nachhilfe?"

„Ähm, ja, ich hatte in letzter Zeit einige Probleme.." unruhig rutschte sie auf ihrem Sitz umher. „Wie zum Hippogreif soll ich mich konzentrieren und etwas nachlernen, wenn er mich ganz aus der nähe mit seinem Charme besprüht?"

„Nun gut!" Cedric nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihr gegenüber hin. Er lächelte sie an:

„Womit hast du denn die meisten Probleme?" Er lehnte sich zurück.

„Damit, dass du gerade wieder dieses ganz besondere Lächeln auf gesetzt hast, dass deine braunen Augen zum Leuchten und mich jedes Mal zum schmelzen bringt!" dachte sie sich.

„Ähmm.. Ich glaube mit dem verwandeln von Schildkröten in Teekannen habe ich einige Probleme.

„Das musst du auf jeden Fall beherrschen! Die Sache mit den Schildkröten und den Teekannen kommt jedes Jahr bei den ZAGs."

In den nächsten zwei Stunden übten sie den Stoff dieses Schuljahres. Barbara war überrascht, wie leicht es ihr fiel ihm zuzuhören und noch überraschter war sie, als sie schließlich alle Verwandlungen ohne Probleme hinbekam. Cedric konnte wunderbar und sehr verständlich erklären, auch wenn Barbara manchmal mehr damit beschäftigt war, sich jede Einzelheit seines Gesichtes einzuprägen.

„Klasse! Du bist wirklich gut! Ich kenne kaum jemanden, der das alles so schnell hinbekommen hat."

„Dankeschön". Barbara lief schon wieder knallrot an. „Du hast es mir aber auch wirklich gut erklärt."

„Na, bei so einer gelehrigen Schülerin.." Cedric zwinkerte ihr zu. Er bückte sich, hob seine Tasche auf und zog eine Flasche mit Kürbissaft heraus.

„Wenn du Lust hast, könnten wir doch noch etwas trinken!"

„Liebend gern!" schrie eine Stimme in ihrem Hinterkopf. „Okay!" antwortete Barbara.

Grinsend entkorkte Cedric die Flasche: „Immerhin hast du ja noch was gut bei mir!"

Als Barbara in nur unwissend ansah fuhr er fort: „Du weißt doch noch? Der kleine Unfall beim Grillfest."

„Echt kein Problem!"

„Mir ist es aber wichtig!" Verdutzt saß sie ihm gegenüber. Hatte er das gerade wirklich gesagt, oder war es nur wieder einer ihrer Tagträume?

„Wie kamen deine Eltern eigentlich auf deinen Namen?" Mit seiner Frage riss Cedric Barbara abrupt aus ihren Gedanken.

„Buh..nun ja, meine Mutter wollte mich eigentlich Bettina nennen, aber meine Oma konnte diesen Namen nicht aussprechen." Barbara grinste leicht. „So wurde Barbara daraus. Bettina ist doch auch ein sehr schöner Name." sie sah auf ihre Fingernägel.

„Ich weiß nicht, mir gefällt Barbara bei weitem besser." Er stellte sein Glas ab und lächelte sie wieder an. Barbara durchzuckte ein leichter wohliger Schauer und sie konnte ihren Blick nicht mehr von ihm abwenden.

„Wenn er das heute noch einmal macht, verliere ich jegliche Selbstbeherrschung." ging es Barbara durch den Kopf. „Wäre doch schön. Stürz dich auf ihn und küss ihn," meldete sich wieder die leise Stimme im Hinterkopf.

„Äh...und wer hat deinen Namen bestimmt?" Sie drehte sich weg. Es war ihr peinlich, dass ihr keine bessere Frage eingefallen war.

„Mein Vater! Er ist schon toll, aber manchmal mischt er sich einfach zu viel in mein Leben ein.." Cedric seufzte und lehnte sich zurück.

„Ich versteh ja, dass er stolz darauf ist, dass ich Vertrauensschüler bin, gute Noten habe und Kapitän der Quidditchhausmannschaft bin, aber manchmal mischt er sich in Dinge ein, die wirklich nur mich etwas angehen. Zum Beispiel mein Liebesleben.."

Wenn Barbara nicht so verbissen auf den Tisch gestarrt hätte, wäre ihre vielleicht aufgefallen, dass Cedric mit diesen Worten mehr sagen wollte.

„Was ist eigentlich mit dir?" Cedric verteilte den Rest des Kürbissaftes in die beiden Gläser.

„Stimmt es, dass du mit Justin zusammen bist?"

Barbara schreckt hoch : „Nein! Mit wem du deine Zeit verbringst brauche ich wohl nicht zu fragen.." sie senkte ihren Kopf wieder.

„Ja, leider machen solche Dinge viel zu schnell die Runde." Er zwinkerte ihr abermals zu. „Aber in letzter Zeit...ich weiß nicht, aber oft habe ich das Gefühl, dass Cho nicht mich, sondern nur den Vertrauensschüler und den Kapitän der Hausmannschaft liebt."

„Ach das glaube ich nicht." Bevor sie irgendetwas dagegen machen konnte, waren ihr schon ein paar tröstenden Worte, die Cho in ein gutes Licht stellten, entwichen. Wie konnte sie bloß so blöd sein? Jeder wusste doch, wie Cho drauf war. Aber sie brachte es einfach nicht übers Herz, ihn so melancholisch zu sehen.

„Wir sollten gehen! Es ist schon fast neun. Ich will nicht auch noch deinen guten Ruf ruinieren. „ Zum ersten Mal an diesem Abend lächelt Barbara Cedric an.

„Gut!" Seufzend erhob er sich. Mit einem leichten Stups seines Zauberstabs waren die leere Flasche und die Gläser verschwunden.

In der Eingangshalle trennten sich ihre Wege. Sie wünschten sich eine gute Nacht und während Barbara die Marmortreppe hinaufstieg, bog Cedric Richtung Küche ab.

„Barbara?"

Sie wandte sich um und sah Cedric am Fuße der Treppe stehen.

„Danke!" Mit diesen Worten wandte er sich schließlich um und ging davon. Barbara hingegen stand noch einige Minuten verwirrt auf der Treppe.

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