A/N: Tut mir Leid, dass ich die Geschichte für 2 Jahre auf Eis gelegt habe, zumal sie ganz ehrlich auch eine meiner liebsten ist die ich schreibe/geschrieben habe. Aber frisch mit PotC 2 und durch Jack inspiriert, durch den Film darin bestätigt, dass er sehr wohl eine dunkle Vergangenheit hat, wie es sich in Teil 1 schon andeutete, ebenso wie seine „Dunkle Seite" :P, hier nun das neue Kapitel. Fegefeuer Teil 2, extra lang im Vergleich zu den anderen! J Viel Spaß damit und hinterlasst doch ein Review, wenn es euch gefallen hat.
Vinya
Chapter 9.2: Fegefeuer
Für ein von außen noch sehr normal aussehendes Schiff , gestaltete sich das Innere der Storm Cloud doch genauso, wie man es von Galen erwartet hätte.
Schweigend wurde Jack von Galen selber durch dessen kleines See-Reich geführt, und beim bloßen Anblick der Einrichtung liefen Jack hasserfüllte Schauer über den Rücken.
Was ihn natürlich nicht daran hinderte, federleicht über die tief knarrenden Bodenplanken zu laufen.
Hin und wieder huschten seine Mundwinkel angewidert hoch, doch jedes Mal bevor Galen zu ihm sah, setze er wieder sein nichtssagendes Goldzahn – Grinsen auf.
Der gesamte untere Bereich des Schiffes war ein einziger, riesiger Raum, dessen Wände mit verschiedensten Sorten von Ketten, eigenartigen Instrumenten und – Jack nahm pikiert einen Schluck Rum zu sich – Menschen behangen waren.
Galen steuerte ein tiefrotes, mit schwerem Gold umrandetes Sofa an und gebot Jack mit dem Schwenk eines Armes, sich hinzusetzen.
Jack nickte ihm erfreut grinsend zu, und setze sich seinerseits mit einer gespielten Verbeugung auf den weichen Samt der Sitzfläche.
„Nun..." Jack räusperte sich und hob einen leeren Platz an der Wand fixierend eine Augenbraue.
„Zu meinem tiefsten Bedauern muss ich dir leider gestehen, dass deine kleine Welpin mich fast getäuscht hätte. Die Betonung hierbei liegt jedoch auf fast, was du dir gut merken solltest. Ich bin schon lange nicht mehr der dumme kleiner Junge der ich einmal war..." Er sah Galen zähneknirschend an.
„Du hast mir nicht nur in einer Art und Weise meine Unschuld geraubt."
Sichtlich unerfreut zuckte seine rechte Augenbraue kurz nach oben und sein Mund verzerrte sich zu einem Strich.
Galen verfiel für ein paar Sekunden in beinahe schallendes Gelächter, fing sich aber im Bruchteil einer Sekunde wieder und richtete seine stechenden Augen auf Jack.
„Du erstaunst mich wirklich, ich hätte gedacht, dass sie genau der Lockvogel wäre auf den du anspringst. Auch wenn du erwachsen geworden bist, ich weiß welche meiner Mädchen du damals mit deinen Blicken verzehrt hast."
Jack strich sich mit seinen Fingern durch den Bart.
„Alles was ich wollte, war Freiheit. Freiheit und die Kraft zu tun, was ich will und was für mich am besten ist. Du hast mich gelehrt, was es heisst, nicht der Herr seines eigenen Lebens zu sein, hast mir gezeigt, dass es für Menschen kein Glück und keine Liebe gibt."
„Aber?"
Jack schüttelte leicht den Kopf.
„Aber als ich es damals geschafft habe, zu fliehen, hat die Freiheit ihre schützenden Flügel um mich gelegt und mich geradewegs zu meiner wahren Liebe geführt. Der See."
Er sah Galen vorsichtig fragend an und hob seinen Zeigefinger, um mit ebendiesem vor Galens Gesicht herum zu fuchteln.
Jack sprach in verschwörerischem Flüsterton.
„Wenn wir nun schon über unsere Vergangenheit plaudern müssen, hättest du etwas Rum für mich?" Er verzog seufzend das Gesicht, als er schüttelnd bewies, dass sein Lederfläschchen leer war.
„Ich weiß einfach nicht warum, aber er ist immer leer."
Jack zuckte entschuldigend grinsend mit den Schultern.
Vinya verzog zähneknirschend ihr Gesicht, als sie aus einem kurzzeitig aufgetretenen Dämmerzustand wieder aufwachte.
Jede einzelne Faser ihres Körpers war erfüllt von einem unregelmäßigen Stechen, Pochen oder Brennen, und sie fühlte sich so zerbrechlich und verletzlich wie schon lange nicht mehr.
Jeder einzelne Windhauch, der durch die spärlich zusammen genagelten Holzbretter ihrer Kabine drang, ließ sie zusammen zucken und sie schwor sich auch, das Zähneknirschen auf unbestimmte Zeit lieber sein zu lassen.
Zumindest, wenn sie ihre Zähne behalten wollte.
Aber für wen?
Sie hatte keine Kontrolle über ihr Leben, dass sie Jack nie wieder im Guten sehen würde stand nun eindeutig fest und Galen...
Ein starker Kopfschmerz durchfuhr sie und sie stöhnte kraftlos auf.
Galen mochte es, wenn Frauen keine Zähne mehr hatten...so waren sie gefahrloser zu „gebrauchen".
Eigenartig, wie der menschliche
Geist funktioniert, nicht wahr?
Jack und Galen waren die letzten
Dinge an die sie jetzt denken wollte, aber alle ihre Gedanken
kreisten um genau diese beiden.
Waren alle Männer so?
Galen war damals Vinyas „erste große Liebe" –in Gedanken rollte Vinya mit den Augen- gewesen, und als sie ihm das nach der ersten gemeinsamen Nacht gestanden hatte, war das Rad des Schicksals in seinen verhängnisvollen Lauf gekommen.
Er hatte sie bei sich aufgenommen, und alles was sie anfangs nur für ein kurzweiliges Spiel hielt war bitterer,
zerstörerischer Ernst geworden.
Kurz darauf gab es keine romantischen Nächte mehr bei gutem Wein und Kerzenschein, in denen er ihr endlose Monologe von seinen Erlebnissen und seiner Liebe zu ihr hielt, nein.
Ein bitteres Lachen huschte durch ihren Kopf.
Eines Morgens – sofern es Morgen war, bei Wänden ohne Fenstern war das schwer zu sagen – wachte sie auf und fand sich mit einer Kette am Fuß in einem feuchten Kellergewölbe wieder.
Alles um sie herum war dunkel.
Ihre Augen, die sich an die Lichtverhältnisse noch nicht gewöhnt hatten, erkannten nichts.
Panisch hatte sie den Boden um sich herum abgetastet, bis ihre zitternden Finger um Leder griffen.
In diesem Moment erklang ein scharfes Geräusch und das Kellergewölbe um sie herum wurde von einer unstetig flackernden Fackel erhellt.
Und direkt vor ihr stand Galen, sie hatte seinen Fuß ertastet und blickte nun verständnislos zu ihm hoch.
Verächtlich zog er seinen Fuß weg, stellte sich mit der Sohle seiner schweren Lederstiefel auf Vinyas Finger und kniete sich dann, sein ganzes Gewicht auf diesen Fuß verlagernd zu ihr herab.
Sie wollte es nicht, doch die Tränen stiegen ihr unerbittlich immer weiter in die Augen, sie hatte das Gefühl als würden bei jedem weiteren bisschen Druck ihre Finger zerbrechen und schockartig realisierte sie alles.
Sie biss sich auf die Lippen.
Alles in ihrem Magen und in ihrer Luftröhre zog sich zusammen und ein eiskalter Schmerz rammte sich erbarmungslos seinen Weg hinauf zu ihrem Herz.
Das alles konnte nicht wahr sein.
„Glaub es ruhig." Mit sanfter, herablassender Stimme antwortete Galen, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
„Du gehörst jetzt mir, bist ein Teil meiner sorgfältig aufgebauten Sammlung. Fühl dich ruhig geehrt, es wird nicht jeder von mir dazu auserkoren, den Weg der körperlichen und geistigen Reinigung zu betreten."
Mit einer Hand strich er ihr die Haare aus den Augen, die aufgrund der Tränenflüssigkeit ungeschickt dort fest gehalten wurden.
„Nicht viele Menschen lernen in ihrem Leben, was es heißt Schmerz zu fühlen, was es heisst wahre Lust zu empfinden und sich völlig einem anderen hinzugeben."
Mit einem hässlichen, nassen Geräusch schlug er ihr ins Gesicht, sodass Vinya für ein paar Sekunden schwindelig wurde.
„Aber du wirst es lernen."
Vinya keuchte. Gab unbeholfene Würgelaute von sich und ihre Augen wurden immer größer. Widerliche, krächzende und gurgelnde Laute waren alles was aus ihrer Kehle drang.
„Achja..." Galen lachte selbstgefällig. „Mach dir nicht die Mühe zu sprechen, der Wein den du gestern so willig getrunken hast hat ein paar Nebeneffekte."
Mit diesen Worten hatte er sie verlassen.
Beim bloßen Gedanken an Jacks Reaktion auf ihr Liebesgeständnis stiegen ihr schon wieder die Tränen ins Gesicht.
Die Nachwirkungen spürte sie jetzt immer noch viel zu präsent.
Was würde ihr nun bevor stehen? Ihre Liebe hatte sie verloren, den Mann dem sie gehörte enttäuscht und verraten...
Langsam und vorsichtig trat der wohltuende, alles verdrängende Schmerz wieder ein, der ihre Gedanken verstummen ließ.
Aber eines wusste sie, die Qualen der letzten 3 Tage waren nur ein fahler Vorgeschmack dessen, was auf sie wartete.
Galen reichte Jack höhnisch schmunzelnd eine gut gefüllte Flasche Rum.
„Dass du mir damals so die Pläne durchkreuzt hast, das war nicht nett Jack..." Mit seinen edel gepflegten Fingern strich Galen über Jacks Wangenknochen und beugte sich näher zu ihm heran.
Mit einer Stimme, dem Hauch des Windes gleich, flüsterte in Jacks Ohr.
„Du hast noch eine Schuld bei mir zu begleichen..."
In einem Satz war Jack auf den Beinen, gestikulierte freundlich abwehrend und lächelte Galen entschuldigend an.
„Also ich glaube, das – Bitte Galen, wir sind doch zwei erwachsene Männer."
Bedacht trat er ein paar Schritte zurück und klammerte sich tollpatschig Schutz suchend um den nächstbesten Gegenstand.
Eine eiserne Jungfrau.
Als Jack ebendiese bemerkte, hüpfte er leichtfüßig wieder pikiert einen Schritt von ihr weg und sah zu Galen.
Der stand auf einmal direkt vor ihm und lächelte sein charmantestes Lächeln.
„Jaaack..."
Jack wischte in einem Zug vehement mit seinen Armen die Anrede aus der Luft und huschte hektisch antwortend in Richtung Sofa.
„Nein, nichts Jack. Und wenn überhaupt dann ‚Captain Jack Sparrow, mein Guter." Er betonte das Captain mit einem erhobenen Zeigefinger.
„Wir finden doch bestimmt eine andere Lösung, diesen dummen Zufall aus der Welt zu schaffen."
Wie ein Raubtier schlich Galen um Jack herum, welcher seinerseits elegant federnd auswich.
„Die da wäre?"
Lauernd beobachtete Galen jede Bewegung und jeden Gesichtsausdruck von Jack.
Jack grinste unbeholfen. „Ich erzähle dir bei einem gemütlichen Lagerfeuer von meinen Reisen auf den Weltmeeren?"
Wohl keine gute Idee, dachte Jack, als Galen ihm den Dreispitz vom Kopf strich.
„Captain?"
Ein stämmiger, von der Sonne gebräunter, muskulöser Mann unterbrach das Katz und Maus Spiel der beiden.
„Ja?"
„Ja?"
Galen warf Jack einen vorwurfsvollen Blick zu, welcher sich verlegen abwandte und die Schönheit der Ketten studierte.
„Ihre Lieferung ist soeben eingetroffen. Ich dachte, sie würden die Ware inspizieren wollen."
Galen nickte und wandte sich dem Neuankömmling zu.
„Ja, danke. Schick sie rein."
Der etwas zuviel mit Muskeln und Fleisch beleibte Mann deutete eine Verbeugung an und verschwand.
Jack blickte irritiert zu Galen. „Die Ware reinschicken?"
Dieser sah Jack lange und aussagekräftig an, bis nach ein paar Sekunden Stille die Tür erneut knarrte, und 5 Frauen herein geführt wurden.
Wobei es bei mindestens dreien fraglich war, ob man sie überhaupt schon Frauen nennen konnte.
„Immer noch der gleiche pädophile Kerl, hm?"
Jack lächelte Galen unwiderstehlich an, verzog das Gesicht aber schon ein paar Sekunden später zu einem Schmollen, bevor Galens Blick ihn noch wirklich tot auf der Stelle umfallen ließ.
„Würdest du mich wohl ein wenig allein lassen, Jack? Es sei denn, du hast vor ein wenig die Erlebnisse deiner Jugend aufzufrischen..."
Flink schnappte Jack sich seinen Hut, warf noch einen Blick auf die Frauen, vor denen er seinen Hut kurz zog, dann auf Galen und verließ eilig den Raum.
Nun konnte er sich Zeit lassen, die er in die Ausreifung seines Plans stecken würde. Galen hatte sich kein Stück verändert, und er hatte es in der Tat nicht vergessen, wie er ihm damals, als er gerade seine Pearl bekommen hatte, das Auge der Schatten direkt vor der Nase weg geraubt hatte.
Das Auge der Schatten, welches kombiniert mit dem Auge der Einsicht und dem Splitter der Verfluchten das Szepter liefert, das den Weg zum Tartaroskristall offenbart.
Einer der seltensten Schätze die es zu finden gab, und er, Captain Jack Sparrow, hat das Auge der Schatten als erster erreicht.
Auf einmal musste Jack lachen.
Mit was für einem billigen Trick sein alter Freund William Turner Galen die anderen 2 Artefakte abgeluchst hat.
Wo waren nur die guten alten Zeiten hin?
Obwohl es angenehm laue Temperaturen waren, fröstelte Jack auf einmal.
Warum hatte Bill nur sterben müssen?
Warum auf diese unglückliche Art und Weise?
Wäre es anders gekommen, hätte Jack ihn noch retten können, aber der Fluch der auf ihm lag wurde zu seinem Verhängnis...guter, alter Bill...
Aber hätte Jack den Kristall an Bill gegeben, könnte er sich und Vinya jetzt nicht retten. Der Tartaroskristall war ihre einzige Chance, Galen zu entgehen und ihn vielleicht für immer los zu werden.
Mit einem Mal wurde Jack noch kälter, und er fand, dass er entschieden mehr Rum dagegen trinken sollte.
Was Vinya jetzt wohl machte? Ob sie überhaupt noch am Leben war?
Obwohl er eigentlich keine Verantwortung für die vergangenen Geschehnisse trug, schlich sich ein kleines, stechendes Schuldgefühl bei ihm ein.
Was, wenn Galen sie einfach weggeworfen hatte, weil sie ihren Auftrag nicht erfüllt hat?
Schweren Herzens suchte Jack nach einem weiteren, kräftigen Schluck Rum den Kompass aus seiner Manteltasche und klappte ihn auf.
Dass die Nadel begann, sich zu bewegen, war ein gutes Zeichen. Also war sie noch am Leben.
Jacks Gedanken verfingen sich immer mehr. Was ein Glück er immer mit Frauen hatte...entweder er kaufte sich ihre „Liebe", nur um jedes Mal mit affektierter Empörung und einer Ohrfeige empfangen zu werden, oder er stürzte sich durch sie in sein größtes Unglück. Die einen wollten ihn um sein Schiff und das Meer betrügen und verlangten von ihm, an Land ansässig zu werden, die anderen verloren dummerweise ihr Schiff aufgrund von mangelnden Verhandlungsfähigkeiten und gaben ihm auf ewig die Schuld dafür, und dann gab es die, beziehungsweise gibt es die, die ihn in die Hölle schicken sollten und sich dann in ihn verliebt. Mit Gratis- Besuch von dem Menschen dazu, der ihm sein Leben zerstört hat.
Wobei andererseits...aus Jack vielleicht niemals das geworden wäre, was er ist, wenn Galen ihn nicht zur panischen Flucht Richtung Hafen und hinaus auf das offene Meer getrieben hätte.
Während Jack noch am abwägen war, was er letztendlich über seine erste Begegnung mit Galen denken sollte, sah er, dass der Kompass direkt auf die Tür ausschlug, vor der er gerade angekommen war.
Sein Herz schlug ihm durch den mittlerweile recht dichten Alkoholnebel hindurch bis zum Hals, als seine von Abenteuern gegerbten Finger sich um den Türknauf schlossen.
Erstaunlicherweise ließ sich die Tür geräuschlos öffnen, und als Jack den Raum betrat und die Tür wieder schloss, fiel sein Blick über seine Schulter auf Vinya, die zusammen gekauert auf den nackten Bodenplanken lag.
Der Raum war ebenso spärlich beleuchtet wie eingerichtet, es war kaum etwas zu erspähen, ausser am Boden angebrachten Kettenhalterungen, wie auch einer Kiste die als Tisch diente und einem mitgenommenen Segelfetzen, der wohl als Decke gedacht war.
Jacks Augen richteten sich auf Vinyas Körper.
„Mein Gott..." flüsterte Jack leise, auch wenn er nicht so recht wusste, welchen Gott er meinte.
Ihr gesamter Körper war in noch schlimmerem Zustand, als er ihn vom letzten Mal in Erinnerung hatte.
Einige frische Wunden, unter anderem die, die er selber ihr zugefügt hatte, hatten sich entzündet und endeten in eitrigen kleine Blasen die ihre Haut warf.
Die Prellungen waren nun zu ihrer vollen Farbenpracht erblüht und hüllten ihre Haut in ein lila – grün-gelbes blumenartiges Muster, das die roten Wunden und die weißen Narben umhüllte.
Zum Glück konnte er ihr Gesicht noch nicht sehen, sie hatte es in ihren Armen vergraben. Aber sie schien noch nicht lange zu schlafen, denn in der spärlichen Beleuchtung eines fast abgebrannten Kerzenstumpfes glitzerten noch feuchte Punkte auf dem Boden.
So Leid es Jack auch tat, er musste sie wecken. Er hielt es nicht länger aus, sie in irgendeinem Fehlglauben zu lassen.
Vorsichtig griff er das einstige Segeltuch und streifte es über ihren Körper. Er kannte genug Frauen. Auch in so einer Situation sind sie noch zu eitel, als dass man normal mit ihnen reden könnte, wenn sie die ganze Zeit daran denken müssen, wie schlimm sie doch aussehen. Andererseits wäre Jack auch nicht stolz darauf, in so einem Zustand von der Person die er liebt gesehen zu werden.
Er räusperte den Kloß in seinem Hals weg und sprach sie dann mit klarer, lauter Stimme an.
„Hmkrm. He, Liebes...wach auf."
Unverständliche, mürrische Worte vor sich her murmelnd, begann Vinya sich zu regen.
In dem Moment, in dem sie ihre Augen öffnete und in die bernsteinfarbenen Tiefen vor sich blickte, dachten sie und Jack ihre Herzen würden still stehen.
Die Anspannung und die Angst die in der Luft lagen, drohten, den Moment der still zu stehen schien, beinahe zu zerreissen.
Ewigkeit für Ewigkeit verstrich, und keiner von beiden wusste, was er sagen sollte.
Die immense Wucht der Gefühle ertränkte beide in einem dunklen Meer aus Chaos, und die völlige Hilflosigkeit in diesem Moment trieb beide zu der –fast- naheliegendsten Handlung.
Die fast leere Flasche Rum fiel unbeholfen zu Boden und auch der Kerzenstumpf schien genau zu wissen, was er tat, als er begann, den kleinen Raum langsam in Dunkelheit versinken zu lassen.
Wie in Trance strichen Jacks Finger behutsam über Vinyas geschundenes Gesicht, dessen Entstellung im versiegenden Licht immer weniger zu erkennen war. Vinya richtete sich unbeholfen und in abgebrochenen Bewegungen soweit auf, dass ihr Gesicht auf einer Höhe mit dem von Jack war.
Langsam streckte sie ihren Arm aus und legte ihre gebrochene Hand auf Jacks leicht entblößte Brust, bevor Jack auch schon vorsichtig und wie in Zeitlupe seine rauen Lippen auf ihre drückte, und ihre Lippen und das innere ihres Mundes mit seiner geschickten Zunge liebevoll umspielte.
Beide wurden umspült von der Wärme die durch die Venen des anderen strömte, und trotz aller Vorsicht wurde der Kuss immer verlangender.
Jack wurde es immer deutlicher klar, das musste Liebe sein. Trotz allem was geschehen ist, im verlorenen Verstreichen eines Momentes zu wissen, dass man zusammen gehört, dass der andere einem vertraut...dass man ineinander ertrinken kann.
Schließlich lösten sich beide voneinander, doch da sie sich nach dem Kuss auch noch endlos lange verlangend in die Augen starrten, beschloss Jack den Zauber der stehen gebliebenen Zeit zu brechen.
„Vinya, hör mir zu...ich habe nicht mehr viel Zeit bevor ich wieder zu Galen zurückkehren muss..."
