2. Gespräche und Überraschungen im Fuchsbau

Hermine, die von Tonks gebeten worden war keine Fragen zu stellen, bis sie im Fuchsbau ankamen, gehorchte – wenn auch widerwillig. Mittlerweile war ihre Neugier, weswegen es der noch so jungen Aurorin wieder so erstaunlich gut ging, gewachsen. Die Hogwartsschülerin ging leise und tief in Gedanken versunken neben ihr her, den Zauberstab in ihrer Tasche dennoch fest umklammert. "So, ich denke wir können jetzt." Mit einem leisen Plopp war Tonks mit Hermines Koffer verschwunden. Hermine tat es ihr gleich, sie hatte nun schließlich die offizielle Erlaubnis.

Die zwei tauchten von einer auf die andere Sekunde vor dem Hof des Fuchsbaus auf. "So, dann lass uns mal reingehen." Tonks ging schnurstracks auf die Tür des Hauses zu, klopfte und Rons Mutter öffnete die Tür. "Da seid ihr ja endlich!" Molly Wealsy zog die beiden hastig ins Haus. "Hallo Hermine. Hattest du bisher schöne Ferien? Ja, ohne zu wissen, dass man Dumbledore nie mehr wieder sehen wird ist es einfach nicht mehr das selbe..." Man merkte der kleinen, stämmigen Frau an wie sehr sie sich bemühte ihre Tränen zurück zuhalten. Doch schnell fand sie ihre Fassung wieder:

"Hermine, du bist so dünn geworden. Komm, es gibt gleich Essen. Harry müsste auch jeden Moment da sein... Ah Ron da bist du ja, Hermine ist hier." Ron schien also in der Küche zu sein, die Mrs. Weasly gerade betreten hatte. Der Magen der Gryffindorschülerin zog sich zusammen, wie sollte sie auf ihren besten Freund reagieren? Doch – Gott sei Dank – nahm dieser ihr die Entscheidung hab. "Äh... Hi, Hermine. Wie waren deine Ferien?" brachte Ron stotternd hervor und auf Hermines fragenden Blick hin, deutete er in Richtung seiner Mutter, die bereits Töpfe und Besteck mit Hilfe ihres Zauberstabs durch die Gegend fliegen ließ. "Naja, wie sollten sie schon sein... bei dem Gedanken dass Dumbledore..." sie brach ab und schüttelte kläglich den Kopf. Doch er verstand und nickte: "Jaah, bei Ginny und mir ist es ähnlich. Hogwarts ohne Dumbledore ist nicht mehr das selbe."

Mrs. Wealsy die mittlerweile wild durch die Küche wuselte und hier und da was suchte, drückte Hermine mit sanfter Gewalt auf einen Stuhl und sagte schon fast Geistesabwesend: "setzt dich doch." In diesem Moment erschien ein weiterer Rotschopf in der Tür, als Ginny Hermine erkannte fiel sie ihr um den Hals. "Mensch, ich hab mir Sorgen gemacht. Wie waren deine Ferien? Wie geht's dir?" Sie redete ohne Punkt und Komma. Und dann, bevor Hermine auch nur zu einer Antwort ansetzen konnte, platzten Harry, Lupin und Tonks – die es vorgezogen hat draußen auf die Anderen Ankömmlinge zu warten – in die Küche.

Wieder begann die Bergüßungszeremonie, die Mrs. Weasley auch schon bei Hermine vollzogen hatte. Hermine umarmte ihn nur strahlend, genauso wie Ginny – bei der es jedoch sehr zögerlich war. Sie merkte dass Harry sich seiner Sache auch nicht so sicher war, wie er tat. Sie bedeuteten aneinander viel und konnten dennoch nicht beisammen sein – irgendwie traf sie diese Erkenntnis ins Herz.Harry konnte nicht mit der Person zusammen sein, die er liebte, weil Voldemort seine Schwachstelle ausnutzen würde. Er würde ihm eine weitere Person nehmen, die er liebte. Ihre Stimmung, die mit dem Eintreten Ginnys in die Höhe geschossen war, ging so schnell, wie sie gekommen war.

War es nicht auch bei Lupin und Tonks das selbe? Doch zu ihrer Überraschung legte Lupin die Arme um Tonks, als er die erstaunten Gesichter von Hermine und auch von Harry – der also auch noch nichts davon wusste – erklärte er lachend: "Ja, nachdem was ihr im Krankenflügel miterlebt habt erstaunt euch das wohl? Die anderen machten ähnliche Gesichter. Nymphadora und Molly konnten mich überzeugen, dass das, das richtige ist. Denn der dunkle Lord will doch genau das Gefühl ausrotten, das er selbst nie kennengelernt hat: Liebe. Ich denke, in dieser dunklen Zeit ist es das Wichtigste sich nicht dieses wunderbare Gefühl nehmen zulassen." Dabei sah er Harry eindringlich an, dieser errötete und wendete seinen Blick ab, was jedoch nicht gerade von Vorteil war – so sah er nämlich Ginny direkt in die Augen. Und Hermine hatte das Gefühl, dass Harry in diesem Moment doch so einiges klar wurde, denn sie sah ihm an dass er stumm versuchte Ginny ein Zeichen zugeben.

Doch ihr Herz wurde schwer, würde sie jemals dieses Gefühl kennenlernen? Würde vielleicht auch für sie jemand diese dunkle Zeit ein wenig erhellen? Sie zweifelte. Doch Ron, dem in der Zeit in der er von Hermine getrennt war, viel nachgedacht hatte, versuchte ihren Blick zu erhaschen. Vergebens.

Sie schlief mit Ginny in einem Zimmer, sowie Harry mit Ron, Fred mit George und Fleur bewohnte ein eigenes Zimmer – was vielleicht mehr daran lag, dass keins der Mädchen sich mit ihr das Zimmer teilen wollten. Die Hochzeit von Fleur und Bill sollte in Südfrankreich – in dem Heimatort der Braut stattfinden – am Ende der Sommerferien. Sie verbrachten viel Zeit damit zwischen den Apfelbäumen der Weasleys Quidditch zu spielen, oder viel mehr Hermine saß gegen einen Baum gelehnt und las ein Buch und die anderen spielten. Die Zweite Woche, die Hermine und Harry im Fuchsbau verbrachten, neigte sich langsam dem Ende zu. Mrs. Weasley hatte Fleur nun als einen Teil ihrer Familie akzeptiert auch wenn sie von Zeit zu Zeit noch von ihrer zukünftigen Schwiegertochter genervt war.

Sie saß, wie schon so oft in letzter Zeit an einen der Apfelbäume der Weasleys. Während die anderen über ihr Quidditch spielten. Nun, fast alle. Denn Harry hatte Ginny gebeten kurz mit ihm außer Hörweite zu gehen, er wollte mit ihr sprechen. Dummerweise, war er allerdings noch in Hörweite Hermines. Hin und her gerissen entschied sie sich ihnen unauffällig zuzuhören.

"Ähm... Ginny... ich... ich..." Hermine grinste überlegen in ihr Buch. Sie hatte gewusst, dass das kommen würde, seitdem Harry Ginny in der Küche – kurz nach Lupins Erklärung – angesehen hatte. "Du erinnerst dich noch an den ersten Abend hier im Fuchsbau...als Lupin... und Tonks, na du weißt schon was ich mein, oder?" Die Zuhörerin schüttelte den Kopf. Harry war ja eigentlich ein sehr intelligenter Junge, aber manchmal hatte sie das Gefühl, dass er beim Quidditch zu oft vom Besen gefallen war. "Sicher erinnere ich mich und weiß was du meinst, ja."

Für kurze Zeit herrschte Stille zwischen den beiden, bis Ginny erneuert das Wort ergriff. "Harry, ich denke ähnlich wie Lupin und Tonks. Wenn ich... wenn du..." Hermine merkte, wie schwer es ihr fiel, das kommende in Worte auszudrücken. "Wenn einer von uns sterben wird, dann würde uns vielleicht das letzte genommen, was uns im Leben wirklich glücklich machen könnte, Verstehst du nicht? Ich würde gerne dir und den anderen beiden helfen. Ich würde auch für dich sterben. Ich weiß wie ungemein kitschig das klingt, aber es ist so. V...Voldemort will doch genau das. Er will das du versuchst niemanden mehr zu lieben. Er will dass du das, was er noch nie gespürt hat, das was dich zum berühmten Harry Potter gemacht hat, dir nehmen. Er will nicht, dass du glücklich bist. Auch wenn dadurch mein Leben in Gefahr ist, Harry, eigentlich ist in dieser Zeit kein Leben sicher, aber es wäre MIR die Sache wert. Ich bitte dich, nimm uns nicht das, was vielleicht das letzte Glück in unserem Leben sein könnte."

Hermine war sehr gerührt von Ginnys Worten, aber auch irgendwie verletzt, denn es machte ihr klar, dass auch wenn sie ihre Freunde und Eltern hatte, dass sie irgendwie doch allein war. Sie hatte noch nie jemanden geliebt, das mit Viktor Krum war nichts ernstes, wahrscheinlich nur um Harry und Ron zu zeigen, dass jemand vor ihnen entdeckt hatte das sie ein Mädchen war. Sie lenkte ihre Konzentration wieder auf das Gespräch.

"... ich seh es auch so... Ich will dich wirklich nicht in Gefahr bringen, und deine Brüder werden mich wahrscheinlich töten...aber du hast Recht, Ginny." Ein leises vergnügtes Lachen war zuhören. "Harry, meinen Brüdern ist es lieber, dass mein Leben durch dich in Gefahr gerät als durch irgend jemand anderen." Nachdem die beiden wieder auf ihre Besen gestiegen waren und sich wieder dem Quidditchspiel anschlossen, welches über ihrem Kopf nun richtig zur Sache ging. Schämte Hermine sich. Sie hatte nicht nur ihren besten Freund, oder auch ihre beste Freundin belauscht, nein, sie hatte auch einem Gespräch zugehört, welches sie eigentlich gar nichts anging. Aber das war nicht die Hauptsache, weswegen sich Hermines Herz wie kalter Stein anfühlte.

Am selben Abend saßen sie alle gemeinsam im Wohnzimmer der Weasleys und hörten sich von Mr. Weasley und den anderen Mitglieder des Phönixordens die neusten Nachrichten an. Es war mittlerweile nichts Neues mehr, immer wieder von toten Auroren und Zauberern zuhören oder von mysteriösen Unfällen und Toden unter den Muggeln. Hermine fürchtete sich jedesmal den Namen ihrer Eltern zuhören, doch ihre Furcht blieb unbegründet. Nachdem die gesamten Informationen ausgetauscht worden waren und die meisten Mitglieder sich wieder verabschiedet hatten, spielten Fred und George mit Ginny Snape Explodiert, Ron versuchte Harrys Leistungen in Zauberschach zu fördern und Hermine las ein Buch, doch sie hatte kein Wort bisher verstanden, das lag nicht daran, dass das Buch in irgendeiner Weise zu schwer für sie war, nein, sie konnte sich einfach nicht konzentrieren , denn ihre Gedanken wandten sich andauernd anderen Themen zu.

Bisher hatten die drei noch kein einziges Wort über die Horkruxe verloren, geschweige denn sich Gedanken darüber gemacht. Sie hatten einfach die Zeit genossen, vielleicht zum letzten Mal, wie Hermine bitter dachte. Doch auch andere Sorgen belasteten sie irgendwie. Als die Schülerin gemerkt hatte, dass es einfach keinen Sinn hatte weiterzulesen verabschiedete sie sich von allen um ins Bett zu gehen. Kaum hatte sie ihre Worte erfüllt, als es an ihrer Tür klopfte. Ginny konnte es nicht sein, wieso sollte sie auch klopfen? "Herein" rief sie. Ron öffnete zaghaft die Tür und kam ins Zimmer geschlichen. "Ich... Hermine, wir sollten reden."

Seine Ohren nahmen langsam den Farbton zu reifer Tomaten an. "Ja, das denke ich auch." Sie hatte dieses Gespräch erwartet und sich irgendwie auch davor gefürchtet. "Hermine, hör mal. Ich weiß, das letzte Schuljahr war schwierig für uns alle. Ich... ich dachte wirklich ich würde mehr... mehr als nur diese tiefe Freundschaft für dich empfinden... aber, leider befürchte ich, ist da nicht mehr. Ich weiß, ich hätte dich nicht küssen sollen. Ich wollte wirklich nicht... aber... naja..." er sah sie nur bettelnd an und ein kleiner Stein, von diesem doch so großen Felsbrocken, fiel ihr vom Herz. "Ach Ron! Mir geht es genauso. Ich... wahrscheinlich war es einfach so, dass ich Trost gesucht hab. Ich... Ich liebe dich, aber als guten Freund, mehr nicht. Meinst du, wir sollten die Sache vergessen?"

Und nach diesen Worten entspannte sich Ron, und vor allem auch die Stimmung zwischen ihnen. "Ja, ja. Ich denke es ist das Beste. Weißt du, ich habe ..." Er sah sie durchdringend an, als ob er in ihr nach der Antwort suchen würde, ob er ihr das was er erzählen wollte, auch wirklich tun sollte. Anscheinend kam er zu dem Entschluss Hermine an seinen Gedanken teilhaben zu lassen. "Ich habe sehr oft an Luna gedacht, und mir ist aufgefallen wie sehr ich sie eigentlich mag, auch mit ihren Eigenarten und so." Er sprach ohne Luft zu holen und so schnell, dass Hermine Probleme hatte ihn zu verstehen. Ein Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht. Luna! Das konnte sie nicht wirklich glauben, aber wieso auch nicht? Sie war, in der Tat, sehr eigenartig, aber sie war eigentlich ein sehr nettes und dazu auch nicht unbedingt hässliches Mädchen. "Sie... sie ist nett. Was meinst du dazu?" sagte sie, als sie Rons erwartende Miene sah. Er verzog das Gesicht. "Soviel hab ich nichtmal über Lavender nachgedacht. Ich hab mich im letzten Jahr recht häufig mit ihr unterhalten und nun ja. Ich weiß es nicht..." Er sah sie erneuert sehr flehend an. "Es weiß niemand, also sag's bitte auch niemanden, versprochen?" "klaaaaaar" sie hatte bestimmt nicht vor es weiterzuerzählen, es würde ihr sowieso niemand glauben.