Lilys Vorsatz James zu verkuppeln löste sich schnell in Luft auf, da sich die Sache von selbst zu lösen schien.

Heather Croffand aus der Sechsten war eines der vielen Mädchen, das in James verknallt war. Aber dieses Mädchen hatte nach Lilys Ansichten, im Gegensatz zu den Restlichen auch Chancen auf eine ernsthafte Beziehung mit ihm.

Anhand seiner Verflossenenlisten hatten Brittany und Lily einmal untersucht, auf welchen Typ Mädchen James stand.

Zu Lilys Missfallen hatte Brit auch sie in diese Studie miteinbezogen.

Herausgekommen war folgendes: James mochte Mädchen, die herausstachen.

Keine der Wasserstoffblondinen Hogwarts hätte jedoch bei ihm eine ernsthafte Chance auf eine Beziehung.

Er mochte eben keine künstlichen Modepüppchen, die sich aufregten, wenn ein Wassertropfen sie traf.

Außerdem gefiel es ihm, wenn ein Mädchen schlank und sportlich war, ohne die Kalorien seiner Nahrung zu zählen und am Wichtigsten: sie musste selbstbewusst und klug sein.

Heather Croffand war in ihrem Quidditch-Team (Ravenclaw), sie war also sportlich und hatte eine nette Figur.

Sie war Vertrauensschülerin und machte ihr Amt sehr gut. Da sie in Ravenclaw war, war sie auch recht klug und außerdem war sie verdammt hübsch.

Sie hatte orange-blonde Naturwellen und blaue Augen, ihr Gesicht war markant aber nicht zu kantig.

Für Lily sah sie perfekt aus.

Und jetzt hatte Heather eindeutig ein bis zwei Augen auf James geworfen.

Zu James Entsetzen war Heather plötzlich überall (Lily nahm sie oft mit) und er konnte sie nicht mehr loswerden.

Verzweifelt versuchter er sie durch sarkastische Spitzen los zu werden, doch die fand sie witzig.

Und das Schlimmste war: jedes Mal, wenn Heather ihr lautes Lachen anstimmte, konnte er sehen, wie Lily sich mit verschlossener Miene abwandte.

Hatte er etwa doch den Funken einer Chance?

Auch Brittany war Lilys Abneigung gegen Heather aufgefallen.

Doch als sie sie daraufhin ansprach wurde sie nur angefaucht.

Die Wahrheit war, dass Lily sich selbst glauben machen wollte, dass es ihr gefiel, wenn James und Heather zusammen kämen.

Doch noch während sie versuchte, sich das einzureden, wandte sie sich immer mehr von James ab.

Mittlerweile hasste sie Heather schon regelrecht.

Dieses laute derbe Lachen und die verliebten Blicke, die immer auf James ruhten.

Also beschlossen Brit und Sirius übermütig Lily in eine Falle zu locken.

Sie verzauberten einen Stuhl in der großen Halle so, dass er Lily erst aufstehen lassen würde, hätte sie zugegeben, dass sie für James Potter mehr als nur Freundschaft empfand.

Unschuldig bot Sirius Lily in der Früh den Sitzplatz an und sie ließ sich auch tatsächlich ahnungslos darauf nieder.

Sie war so und so schon ziemlich verzweifelt an diesem Morgen, da Heather schon wieder Anstalten machte, herüber zum Gryffindor Tisch zu kommen.

Daher machte sie sich keine Gedanken über Sirius plötzliche Höflichkeit.

„Lily?", fragte Brit grinsend. „Stehst du eigentlich auf James? – Also eigentlich kann ich mir diese Frage ja sparen, ich sage es dir gleich.

Wenn du nicht endlich die Wahrheit zugibst, dann musst du für immer auf diesem Sessel sitzen bleiben."

Lily sah ihre so genannte beste Freundin wütend an.

Verzweifelt versuchte sie aufzustehen, aber es ging nicht.

Da begann die Wut wieder in ihr hoch zu steigen. In letzter Zeit war ihre Reizbarkeit sowieso leichter anzufachen, da sie nervlich am Ende war. Jetzt wo Heather hinter jeder Ecke zu lauern schien.

Hinterher wusste sie nicht einmal mehr genau, was sie in ihrem Tobsuchtsanfall alles geschrien hatte.

Irgendetwas von wegen, dass sie niemals etwas mit „Potter" anfangen würden, dass er sie sowieso nur dauernd nerven würde und noch tausend schlimmere Sachen.

Betroffen hoben Sirius und Brittany den Zauber auf, nur froh, dass die Halle so früh am Morgen noch ziemlich wenig besucht war und dass James noch im Schlafsaal lag und schlief.

Wütend drehte sich Lily um und sah James im Türrahmen zur großen Halle sehen.

Er stand da wie eine Statue und starrte sie nur an.

Nach Stunden wie es ihr vorkam, drehte er sich um und lief davon.

„JAMES! Warte!"

Lily lief ihm so schnell sie konnte hinterher und sah ihn noch wie er in die Kerker verschwand.

Irgendwann holte sie ihn ein.

Und das auch nur, weil er stehen geblieben war.

Er stand schnaufend gegen eine Wand gelehnt und mied ihren Blick.

Sie konnte eine einzelne Träne über seine Wange laufen sehen. Und das war es, was sie mehr als alles andere traf.

Er war doch immer der Starke – warum weinte er jetzt.

Sie hatte ihn noch nie weinen sehen, doch jetzt war sie selbst es gewesen, die ihn so tief verletzt hatte.

„Ich habe es nicht so gemeint. Wirklich.", beteuerte sie beschämt und mit unsicherer Stimme.

„Ach ja. Warum hast du es dann gesagt?"

Herr Gott noch mal! Warum sah er sie nur nicht an!

„Weist du was Lily? Vielleicht sollten wir mal mehr Abstand voneinander halten."

Endlich sah er sie an und sein Blick war kalt wie Eis.

Sie schauderte und plötzlich kam die Wut zurück.

Warum sagte er so was? Er kannte sie mit ihren Wutanfällen doch genau. Es war doch nicht das erste Mal, das sie den Kopf verloren hatte. Sie sagte dann immer Sachen die ihr danach leid taten.

Aber gut.

Dann würde sie eben „Abstand von ihm halten".

„Gerne."

„Gut. Also bis irgendwann Lily."

Er rauschte an ihr vorbei und ließ sie alleine zurück.

Alleine mit ihrer Wut gegen sich selbst, gegen ihn und einfach gegen alles.