Kapitel 4 — Die Ankündigung des Balls

Der Rest des Tages verging reibungslos für Lily. Sie bekam in Verteidigung gegen die Dunklen Künste, dadurch, dass sie zwei Fragen richtig beantwortet hatte, zwanzig Punkte für Gryffindor und verdiente in Verwandlung noch mal zehn.

Jetzt war es fast schon Abendessenszeit und Lily war mit Tessa und Erika im Gryffindor Gemeinschaftsraum.

„Ich verstehe es einfach verdammt noch mal nicht!", fauchte Tessa und knallte ihre Feder hin. „Wieso ist Verwandlung so schwer?"

„Es ist nicht so schwer.", sagte Erika beruhigend. Verwandlung war eins ihrer guten Fächer. Sie war die fünftbeste ihrer Klasse, nach Lily und James, die sich den ersten Platz teilten, worauf Remus und Sirius auf dem zweiten und dritten kamen.

Tessa sah ihre kleine Schwester wütend an, während sie ihre Haare in einen losen Pferdeschwanz hochband. „Du kannst das ja leicht behaupten, kleine Schwester."

Erika blickte finster auf. Sie hasste es daran erinnert zu werden, dass sie fünf Minuten jünger als Tessa war.

Lily stöhnte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Sie hatte diese ganze ´Geschwisterrivalität´ echt satt. Und das schlimmste war, dass Lily Mutter spielen und den Streit schlichten musste.

„Mädels, bitte, haltet den Mund!", murmelte Lily. „Wen interessiert es, ob Tessa älter ist?"

„Mich.", grinste Tessa und kreuzte die Arme vor der Brust. „Da ich die älteste bin, muss sie mir zuhören."

„Ja? Tja, zumindest bleibe ich länger jung!"

„Wir sind identische Zwillinge Dummkopf. Wir altern in der exakt gleichen Zeit!"

„MÄDELS!"

Tessa und Erika stoppten ihr Gezanke und wandten sich Lily zu. „Was?"

„Bitte – seid still."

Die Zwillinge gehorchten und die nächsten fünf Minuten arbeiteten sie schweigend, bis Tessa in ihrem Aufsatz nicht weiterkam, frustriert stöhnte und sagte, „Wisst ihr was? Ich denke es ist Zeit zum Abendessen, oder?"

Erika nickte und tätschelte ihren grummelnden Bauch. „Ich stimme zu."

Tessa wandte sich Lily zu. „Lils?"

„Ich denke, ich habe jetzt keine Wahl mehr, oder?", sagte Lily lächelnd. „Kommt schon, wilde Biester, lasst uns zum Abendbrot gehen."

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„Prongs, bist du sicher dass du diese Suppe nicht willst?"

James sah seinen Freund scharf an und sah dann auf seinen zweiten Teller Tomatensuppe runter. „Ja, bin ich. Wieso fragst du?"

„Weil du die letzten zehn Minuten nur darauf gestarrt hast und darin rumgespielt hast ohne sie zu essen. Das ist eine Verschwendung von Essen, Kumpel."

„Ja, und wir alle wissen, dass die menschliche Mülltonne alles essen kann was in Sichtweite ist.", sagte eine nervige, aber dennoch vertraute Stimme.

Sirius stöhnte und drehte sich um, nur um die Eiskönigin vor sich stehen zu sehen, mit Morgan und Marissa hinter sich.

„Musst du immer so zickig sein?", fragte Sirius Kelly verärgert.

„Siri!", quietschte Morgan und klammerte sich an ihren Freund. „Wir haben einander seit, seit etwas wie, ungefähr drei Minuten nicht mehr gesehen!"

„Oh wow.", sagte Sirius sarkastisch. „Das ist SO eine lange Zeit!"

Morgan erkannte Sirius Sarkasmus nicht. „Oh, ich weiß.", sagte sie und sah Sirius mit einem Welpenblick an. „Wir sollten nicht für mehr als zwei Sekunden getrennt sein."

Kelly grinste süffisant und verschränkte ihre Arme vor ihrem Oberkörper, die blauen Augen glitzerten eisig.

Marissa sah bestürzt aus. „Wo ist MEIN Freund?", wimmerte sie und fuhr sich durch ihre blond-braunen Haare.

„Vielleicht in der Bibliothek.", fauchte Kelly „Hast du das schon mal bedacht?"

Marissa öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber wieder. Ohne ein weiteres Wort, hastete sie aus der Großen Halle um ihren Freund zu suchen.

„Gemein genug, Kel?", sagte James, verärgert, dass seine Freundin so grausam zu ihren Freundinnen war.

Kelly zuckte mit den Achseln, setzte sich neben James und nahm sich ein Stück Brot. „Wie viele Kalorien denkst du hat das hier?", fragte sie Morgan.

„Was für eine Brotsorte?", fragte Morgan achselzuckend.

„Weizen.", antwortete Kelly und inspizierte das Brot kritisch.

„Viele.", antwortete Morgan automatisch.

Kelly verzog die Nase und schmiss das Brotstück zu einem Erstklässler. „Ew, ich werde fett."

Morgan zuckte mit den Achseln und wandte sich wieder ihrem Essen zu. Kelly sah sie wütend an und räusperte sich.

„Oh!" Auf Morgans Gesicht zeigte sich die Erkenntnis als sie sofort antwortete, „Kel, du bist super dünn. Du wirst NIE fett werden."

Kelly prüfte ihre winzige Taille. „Du hast Recht. Ich werde die Hälfte dieses Brotes essen."

James sah zu, wie seine Freundin das Brot auseinander riss und es in kleinen Stücken aß. Er hielt sich selbst davon ab, etwas zu sagen, was er nachher bereuen würde.

Ein paar Minuten später erschien Marissa wieder. Diesmal an Remus Arm.

„Remy ist hier!", quietschte sie.

James bekämpfte das Verlangen die Augen zu verdrehen. Es schien, dass wenn Kelly James als Spitznamen ´Jamie´ gab, den er übrigens auch hasste, denn er wollte jeden erschlagen, der ihn so nannte, wobei Sirius große Freude daran hatte ihn so zu nennen, Morgan und Marissa ebenfalls ihre Freunde mit Spitznamen bedachten.

„Wo warst du, Moony?", fragte Sirius.

„Bücherei.", ergänzte James mit einem Glitzern in seinen haselnussbraunen Augen.

„Ich habe eine wichtige Hausarbeit noch fertig gemacht!", behauptete Remus.

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Nachdem die Dessertplatten vom Tisch verschwunden waren stand Professor Dumbledore auf. Das Gerede stoppte sofort als der Schulleiter die Große Halle musterte.

Lily lächelte als der alte Mann aufstand. Professor Dumbledore war sehr nett, witzig und ziemlich weise. Er war auch einer der klügsten Zauberer in London oder auch wahrscheinlich der ganzen Welt.

„Aufmerksamkeit.", rief Dumbledore. „Dürfte ich bitte für einen Moment ihre Aufmerksamkeit haben?"

Lily wusste nicht warum Dumbledore sich immer damit belästigte das zu sagen. Er hatte immer die komplette und ungeteilte Aufmerksamkeit der Schüler.

„Das schließt sie mit ein, Mr. Black.", sagte Dumbledore mit funkelnden blauen Augen.

Sirius, der dabei gewesen war Erbsen auf die Slytherins zu schleudern, gab Dumbledore ein freches Grinsen, was die ganze weibliche Bevölkerung (eingeschlossen Erika Monterrey) dazu brachte verträumt aufzuseufzen.

Tessa sah ihre Schwester entsetzt an. „Du bist ekelhaft."

„Ich habe eine sehr wichtige Ankündigung zu machen.", fuhr Dumbledore fort. „Wie sie alle wissen, nähert sich Halloween-"

„YAY FÜR SÜßES!", schrie Sirius und der Gryffindortisch brach in Lachen aus.

Anstatt, dass Dumbledore mit Sirius schimpfte, lächelte er. „Nein, Mr. Black, ich befürchte, dass wir dieses Jahr kein Süßes-oder-Saures spielen werden. Wir hatten eine Beschwerde über zwei Gryffindor Jungen, die allen anderen immer die Süßigkeiten gestohlen haben…"

James.", hustete Sirius.

Sirius.", hustete James.

Dumbledore lächelte wieder während er eine Hand hoch hielt um das Lachen zum Schweigen zu bringen. „Stattdessen haben wir dieses Jahr einen Halloween Ball geplant, und ja, Mr. Black, da wird es Süßes geben."

Sirius guckte selbstzufrieden. „Ich plane Zucker high zu werden.", murmelte er seinen Freunden zu.

„Oh nein, Siri.", flehte Morgan. „Nicht schon wieder."

Gewisper brach in der Großen Halle aus.

„Ja ein Halloween Ball. Sie müssen voll kostümiert kommen-"

Professor McGonagall unterbrach Dumbledore einen Moment. „Und wenn wir ´voll kostümiert´ sagen, dann meinen wir voll kostümiert. Das heißt keine unpassende Kleidung und sie müssen alle in einer anständigen Länge sein. Das bedeutet, dass sie nicht als Stripper oder Meerjungfrau kommen können." McGonagall blickte scharf zu Hufflepuff Tisch, wo Mary Ann Verski, das Mädchen, das die freizügigsten Klamotten der Schule trug, saß.

Mary Ann grinste süffisant und stand schnell auf um ihren Rock noch etwas höher zu ziehen, der jetzt fast so kurz wie ein sehr kurzer Minirock war.

„Jedenfalls-", fuhr Professor Dumbledore fort, als hätte McGonagall ihn nie unterbrochen. „Sie müssen voll kostümiert kommen, allerdings gibt es da noch einen Haken."

Die Schüler lehnten sich eifrig vor um zu hören was Dumbledore noch zu sagen hatte.

„Dieser Haken ist, dass ihr alle Masken oder etwas anderes, das euer Gesicht verbirgt, tragen müsst."

Gemurmel durchbrach die Stille als ein Ravenclaw rief, „Und wann dürfen wir die Masken abnehmen?"

„Am Ende des Balls, Mr. Blake.", antwortete Dumbledore. „Ich vertraue euch allen, dass ich euch nicht vorher entmaskiert."

„Was ist die Altersbegrenzung?", fragte ein Viertklässler aus Gryffindor.

Die jüngeren Schüler(drittes Jahr und darunter)stöhnten auf und warfen dem Gryffindor böse Blicke zu.

„Viertes Jahr und höher.", sagte Dumbledore. „Allerdings, wenn ein jüngerer Schüler eingeladen wird, darf er am Ball teilnehmen."

Einige der hübscheren Mädchen und attraktiveren Jungen aus dem dritten Jahr richteten sich wichtigtuerisch auf und sahen sich um.

Lily verdrehte die Augen.

„Wann ist der Ball?", fragte Sirius und brachte somit alle mit seiner Dummheit zum lachen.

„Halloween, Mr. Black.", sagte Dumbledore, seine blauen Augen funkelten heiter. „Deshalb wird es ein 'Halloween Ball' genannt. Er wird am 31. Oktober sein, um acht Uhr beginnen und gegen Mitternacht enden."

„Vier Stunden?", schrie jemand.

„Ja, vier Stunden."

„Buh!", schrie dieselbe Person.

McGonagall stand wieder auf. „Rivera! Fünf Punkte von Ravenclaw!"

Die Person namens Rivera sagte kein weiteres Wort.

„Jetzt-", sagte Dumbledore und klatschte in die Hände. „Sind sie entlassen."

Es hörte sich an wie eine in Panik versetzte Bullenherde als die Halle sich leerte und die Schüler zu ihren Schlafsälen gingen.

„Bleibst du heute Nacht im Schulsprecher Turm?", fragte Erika Lily.

Seit Lily zusammen mit James Potter die Schulsprecherposition besetzte, hatten die beiden private Quartiere, mit einem Gemeinschaftsraum und Schlafzimmern mit Bad. Allerdings war Lily lieber in dem Schlafsaal in dem sie die letzten sechs Jahre geschlafen hatte, so dass sie selten im Schulsprecherraum blieb.

Lily schüttelte den Kopf. „Nope. Nicht heute Nacht."

„Kannst du es glauben?", antwortete Erika aufgeregt. „Ein Halloween Ball!"

„Ich bin immer noch etwas verwirrt.", sagte Tessa und wickelte ihren Finger um eine ihrer rabenschwarzen Haarsträhnen. „Was ist wenn wir jemanden zum Ball einladen? Wie können wir uns dann gegenseitig erkennen?"

„Ich weiß nicht.", gab Lily zu. „Vielleicht ist das der Sinn – niemanden zu fragen und neue Leute kennen zu lernen."

„Aber was ist mit den Drittklässlern?", bedachte Tessa. „Wie können die gefragt werden, wenn sie es nicht wissen?"

„Ich weiß es ehrlich nicht.", sagte Lily als das Trio mit den anderen Gryffindors durch Gänge ging.

„Du solltest doch eigentlich alle Antworten wissen.", ärgerte Tessa.

Lily schüttelte den Kopf. „Nicht immer."

„Ich hab ne tolle Idee!", rief Erika hüpfend. „Warum gehen wir nicht beim nächsten Hogsmeade Besuch für unsere Verkleidungen shoppen?"

„Ich weiß nicht...", sagte Tessa unsicher. Sie hasste shoppen.

„Ach komm schon.", bettelte Erika. „Das wird Spaß machen."

Lily war ebenfalls dabei sich für die Idee, wegen der Kostüme eine Shoppingtour zu machen, aufzuwärmen. „Ich stimme Erika zu.", sagte sie. „Komm schon, Tess. Eine Shoppingtour. Wir sind schon lange nicht mehr shoppen gewesen."

Tessa verschränkte die Arme. „Nein."

„Bitte?", bettelten die beiden Mädchen.

Tessa sah weg. „NEIN."

Lily und Erika sahen einander an. Zeit für Plan B.

„Bitte, bitte, mit einer Kirsche obendrauf?", bettelten die zwei Mädchen.

„NEIN!"

Die zwei Mädchen blickten erst finster und versuchten es dann mit einem Welpen Schmollmund.

„Tess?"

Tessa drehte sich um und sah in die Gesichter ihrer beiden Freundinnen.

„Oh, mist.", stöhnte Tessa. „Mädels, ihr wisst das ich dem nicht widerstehen kann."

Was ein guter Grund war, weiterzumachen.

„Argh!", schrie Tessa und warf frustrierte ihre Hände in die Luft. „Schön, wir werden gehen!"

„Yay!", quietschten die zwei Mädchen.

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Harry Potter starrte auf das Ende des Kapitels und schnaubte.

„Mädchen.", spottete er. „Sie wollen immer shoppen gehen.", sagte er, während er das Wort ´shoppen´ in hoher Stimme und mit einem Wimpernschlag aussprach.

Ginny sah vom Buch auf und sah Harry scharf an. „Entschuldige bitte!"

„Du hast mich gehört.", antwortete Harry ohne zu wissen, dass er in Gefahr war, vom Flederwichtfluch getroffen zu werden. „Mädchen wollen immer shoppen gehen, reden über Jungs, lackieren ihre Nägel und lesen die Hexenwoche."

Ginny tätschelte diskret liebevoll ihren Zauberstab. „Nun sag mir.", sagte sie süßlich. „Sind alle Mädchen so?"

Harry nickte unwissentlich von dem Fakt, dass Ginny immer wütender wurde.

„Nun.", sagte Ginny und hob leicht ihren Zauberstab. „Dann muss ich deine Meinung ändern."

Sie murmelte schnell einen Zauberspruch und Harry wurde nach hinten geworfen und es qualmte. Als die Luft sich wieder geklärt hatte, war Harry in ein pinkes Kleid gekleidet, seine rabenschwarzen Haare waren in lange Locken gelegt und er trug Make-up und Ohrringe.

Harry sah an sich herunter und öffnete entsetzt den Mund. Er versucht zu schreien, doch statt eines tiefen männlichen Schreis, ertönte ein höheres, femines Quietschen.

„Was hast du getan?", fragte Harry geschockt.

Ginny grinste süffisant und steckte ihren Zauberstab weg. „Bloß ein einfach kleiner Zauber."

„Verwandele mich zurück!", quietschte Harry.

„Nicht bevor du alles zurücknimmst, was du gesagt hast.", sagte Ginny.

Harry seufzte. „Schön. Ich nehme alles zurück was ich eben gesagt habe. Nicht alle Mädchen sind Shopping süchtige Verrückte." Er sah Ginny scharf an. „Zufrieden?"

Ginny nickte süßlich.

„Kannst du jetzt den Zauber von mir nehmen?"

„Aber es ist viel lustiger, dich als Mädchen verkleidet zu sehen!" Ginny klatschte vergnügt in die Hände.

Ginny!"

„Okay, okay.", sagte Ginny und schwenkte ihren Zauberstab, so dass Harry wieder ein Junge war.

„Danke.", sagte Harry und bürstete sich selbst ab. „Verwandele mich nie wieder in ein Mädchen!"

„Was auch immer du sagst, Harriet."