Danke an Celina für das tolle Review- hoffe es folgen noch viele. Jetzt aber viel Spaß beim Lesen:
4.
„Ach du Scheiße !" Lily blätterte hektisch durch die Seiten eines sehr alten Verwandlungsbuches.
„Miss Grey! Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen..." grummelte Snape hinter seinem Schreibtisch.
Lily, die die Sitzfläche des ledernen Sessels, vor dem sie nun im Schneidersitz saß, als improvisierten Schreibtisch nutzte, verdrehte die Augen.
„Sorry Professor."
Seit mittlerweile drei Monaten saß sie hier, zwei bis dreimal in der Woche, je nachdem wie es der Tränkemeister einrichten konnte.
Eigentlich hatte sie es sich schlimmer vorgestellt. Natürlich, am Anfang hatten sie sich noch angegiftet, sogar nicht wenig.
Der erste Monat war richtig heftig, einmal hatten sie sich sogar angeschrieen.
Der Grund ? Die Nutzung des Schreibtisches durch eine unbefugte Person.
Sie hatte schlussendlich mit hochrotem Kopf und gefährlich eng zusammengekniffenen Augen klein bei gegeben.
Nach diesem Zwischenfall hatte der Professor den Raum sicherhaltshalber mit einem Schalldicht-Zauber belegt.
Der zweite Monat war schon wesentlich ruhiger. Langsam aber sicher kamen die beiden Dickköpfe miteinander klar, und erfreuten sich ,beide, daran sich gegenseitig mit Spitzen und zynischen Kommentaren mundtot zu machen.
Der dritte Monat. Stille. Schweigen. Irgendwann war es ihnen beiden zu langweilig geworden. So saßen sie nun beide, jeder in seine Arbeit vertieft in seinem Büro und schwiegen sich einträchtig an.
Lily gefiel diese Stille und es zeigte auch Wirkung. Ihre Schulnoten hatten sich wirklich verbessert. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass sie sich regelrecht auf diese Stunden freuen würde. Geschweige denn, dass sie etwas enttäuscht sein würde, sollten diese ausfallen. Doch es war so. Sie schätzte seine Präsenz, schon allein deshalb, da kein anderer Schüler es je wagen würde, Snape nach dem Unterricht in seinem Büro aufzusuchen.
So hatte sie endlich, wenn auch nur eine, wertvolle Stunde, ihre Ruhe.
Mit Verwandlung war sie fertig und nun nahm sie sich Zaubertränke vor. Als sie das Lehrbuch auf der notierten Seite aufschlug, starrte ihr eine komplizierte Rezeptur mit Ingredienzien entgegen, von denen sie noch nie etwas gehört hatte.
Kurz überlegte sie, ob sie den Professor, der gerade in einem Buch las, um Rat fragen sollte, verwarf diesen Gedanken jedoch sofort, da er tief versunken auf die Seiten starrte.
Fasziniert beobachtete Lily ihren Lehrer. Die schlanken Finger die das alte Buch fast liebevoll hielten, die gekräuselte Stirn, wahrscheinlich über irgendwelche vielschichtigen chemischen Reaktionen brütend, das schwarze Haar, dass ihm in einzelnen Strähnen ins Gesicht viel... seine Lippen...
Lily wurde mulmig, sie versuchte den Blick abzuwenden, doch sie konnte gar nicht anders als wie gebannt auf seine Lippen zu starren, die die Worte die er las geräuschlos nachformten. Weich, das mussten sie sein.
„Gibt es ein Problem?" erschrocken fuhr sie zusammen und blickte ihn an.
Der Klang seiner vollen, tiefen Stimme durchfuhr ihren ganzen Körper und hinterlies eine kribbelnde Gänsehaut.
Schwarze Seen blickten sie etwas ärgerlich an. Seine Augen. Ja, dass war für sie das größte Geheimnis...
Er räusperte sich.
Lilys Verstand sprang wieder an. „Problem? Nein, kein Problem." Schnell war ihre Nase wieder im Buch...
„Die Zeit ist um." Knurrte Snape zu ihr herüber.
Lily schrak hoch. Sie hatte sich völlig in diese Rezeptur vertieft, die Ingredienzien, die sie nicht kannte, nachgeschlagen und das Gebräu so weit es ihr möglich war, aufgeschlüsselt. Doch bei einem Punkt war sie sich nicht sicher. Beim Rausgehen wandte sie sich also an ihren, immer noch tief im Buch versunkenen Lehrer.
„Professor. Bei ihren Hausarbeiten komme bin ich mir bei einem Punkt nicht sicher..."
„Das erstaunt mich. Gerade von Ihnen hätte ich erwartet, dass Sie diese Aufgabe im Handumdrehen bewältigen." Murmelte er in sein Buch.
„Diese Rezeptur ist das Komplizierteste, das ich je gesehen habe." Meinte Lily leicht empört.
Er sah auf und hielt ihr seine Hand hin.
„Zeigen!"
Mit triumphierenden Grinsen reichte sie ihm ihre Notizen. Doch das Gefühl der Siegreichen verebbte relativ zügig, da seine Gesichtszüge Belustigung zeigten.
„Miss Grey. Welche Seite haben Sie sich notiert?" in seiner Stimme schwang deutlich Heiterkeit mit.
„Seite neunhundersiebenundzwanzig.", sie betrachtete ihr Notizbuch.
„Könnte die neun unter Umständen auch eine drei sein?"
Ausgiebig studierte Lily die erste Zahl, die, zugegebenermaßen, doch recht unsauber geschrieben war.
„Nein...ich meine, unter Umständen... vielleicht...verdammt!"
Resigniert lies sie die Schultern hängen.
„Das heißt ich darf die ganzen Hausaufgaben noch mal machen !" niedergeschlagen hielt sie Snape die Hand entgegen, um ihre Notizen wieder an sich zu nehmen.
Doch der betrachtete diese noch eingehend. „Na, nicht so schnell. Dass Sie diese, zugegebenermaßen, anspruchsvollere Rezeptur so weit aufschlüsseln konnten, überrascht mich. Von kleineren Fehlern und Unklarheiten einmal abgesehen, eine wirklich gute Leistung."
Es erstaunte sie, wie samtig seine Stimme ohne Zynismus oder Sarkasmus klang.
„Davon kann ich mir auch nichts kaufen. War ja schließlich nicht die Hausaufgabe", brummte sie, als sie ihr Heft entgegennahm.
„Ich denke, dieses eine Mal", er blickte sie, in für ihn relativ freundlicher Weise, worauf Lilys Körper mit einer sofortigen Flauheit reagierte, an ,"werde ich diese Arbeit als Hausaufgabe durchgehen lassen..."
„Ah, Miss Grey! Genau Sie wollte ich sprechen!" Albus Dumbledore kam Lily entgegen, als diese gerade zum Frühstück in die große Halle wollte.
Freundlich hielt er ihr die ausgestreckte Hand entgegen.
Irritiert schüttelte sie diese. „Äh, warum denn, Professor?"
„Och, nun keine Panik. Sie haben nichts verbrochen. Zumindest nichts von dem ich weiß", er zwinkerte ihr aufmunternd zu, „wie ich höre, haben sie nunmehr schon seit drei Monaten das Vergnügen, sich ihre Freizeit mit unserem geselligen Tränkemeister zu teilen." Griente er ihr zu.
„Fast vier, Sir." Antwortete sie nun schon deutlich relaxter, „meine Noten haben sich enorm verbessert."
„Ja, das ist mir zu Ohren gekommen. Und, glauben Sie mir, darüber bin ich wirklich froh. Ich weiß was Sie für eine kompetente Schülerin sind, allerdings hätte ich es bedauerlich gefunden, wenn sie als Haussprecherin zurückgetreten wären.
Apropos, kompetent. Severus, sagte mir, dass sie es geschafft hätten, einen äußerst komplexen Trank völlig ohne Hilfe zu entschlüsseln?"
Sie starrte ihn an. Snape hatte mit dem Schulleiter über sie gesprochen?
„Nun ja. Nicht völlig. An manchen Stellen bin ich nicht weiter gekommen..."
„Ach paperlapapp." Dumbledore winkte ab. „Diese Leistung ist wirklich bemerkenswert. Sagen Sie, haben Sie eigentlich schon mal darüber nachgedacht, die Wissenschaft der Zaubertränke zu studieren? Sicherlich wäre das der ideale Beruf für sie!"
Erstaunt blickte sie ihn an. „Ist... ist das denn so ohne weiteres möglich?"
Fantasien, wie sie im Kittel in ihrem eigenen Labor stand, womöglich noch im Ministerium für Zauberei, lies Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzen.
„Naja. So gut wie.", der alte Zauberer kratzte sich am Kopf und starrte verdächtig lange an die Decke, „ es sind Förderkurse dafür notwendig. Leider bietet unsere Schule diese Kurse nicht an... nicht mehr. Es ließen sich nie genug Teilnehmer dafür finden."
Das Grinsen, das Lilys Gesicht bis eben noch beherrscht hatte, verlor sich. Sie konnte sich zu gut vorstellen, warum die Teilnehmerzahl wohl so niedrig war.
„Professor Snape wäre der Kursleiter gewesen, nicht wahr ?"
Ein kindliches Lächeln umspielte die Züge des Schulleiters.
„Tja. So ist es. Den meisten hat wohl der Mut gefehlt... aber wenn Sie wollen, kann ich Severus mal darauf ansprechen. Sie haben die letzten vier Monate ja schließlich auch überlebt."
Leicht betrübt sah sie ihn an. „Ich glaub' nicht, dass er's macht."
„Na, hören Sie mal. Nicht den Kopf hängen lassen. Glauben Sie mir, ich kann ganz schön überzeugend sein."
Tapfer grinste sie ihn an. „Naja, ein Versuch kann ja nichts schaden." Doch tief drinnen kannte sie die Antwort von Snape schon.
„Dann ist es abgemacht. Prof. Snape wird Ihnen dann mitteilen, wann sie den Förderunterricht antreten können. Einen schönen Schultag, Miss Grey!"
flötete er und war hinter der nächsten Biegung verschwunden.
Ungeduldig schritt sie vor der Kerkertür hin und her.
Es waren nun drei Wochen vergangen, dass Dumbledore versprochen hatte mit Snape zu reden.
Das er dies auch wirklich getan hatte, war schwer zu übersehen gewesen, da er die am selben Tag angesetzte Stunde mit einem mürrischem Gesichtsausdruck kombiniert mit seinem jahrelang antrainiertem Todesblick, absagte. Irgendetwas riet Lily an dem Tag lieber nicht zu fragen ob der Kurs nun stattfinden würde und so beschloss sie, lieber Dumbledore danach zu fragen.
Der allerdings war in der letzten Zeit komischerweise immer anderweitig beschäftigt.
Also beschränkte sie sich darauf zu warten, ob der Tränkemeister irgendwann selbst die Güte aufbringen würde, sie wenigstens davon zu unterrichten, dass dieser Einfall „reichlich albern" oder „bei Ihrer Intelligenz nicht durchführbar" war.
Doch sollte er sich wirklich dazu bereit erklären, rann ihr die Zeit wie Sand durch die Hände. Sollte sie es wirklich schaffen an einer dieser Zaubertänke-Universitäten aufgenommen zu werden, müsste sie schon sehr bald mit den Förderkursen anfangen.
So kam es, dass sie an diesem Mittwochnachmittag öfter auf die Uhr schaute als gewöhnlich. Um sieben waren sie verabredet gewesen. Jetzt war es viertel nach.
Mittlerweile hatte sie das ständige auf und ab gehen aufgegeben und tat sich damit gütlich die Kerkertür anzustarren.
„Glauben Sie, durch Ihre überragenden telekinetischen Fähigkeiten, würde sich die Tür ihrem Willen beugen und sich von allein öffnen?"
Der Professor kam gelassen den Korridor entlang geschlendert und drängte sich vor sie um die Tür zu öffnen.
„Sie sind zu spät!" brummte Lily und ging zielstrebig auf ihren Schreibtisch-Sessel zu.
„Soweit ich weiß, bestimme immer noch ich, wann diese...Extrastunden stattfinden. Folglich bin ich nie zu spät. Im Gegensatz zu Ihnen."
Er stand mit dem Rücken zu ihr gewand und suchte augenscheinlich nach einem Buch. Als sie nichts auf seine Spitze erwiderte, drehte er sich um.
„Was? Fällt Ihnen darauf nichts ein? Keine ach so geistreiche Bemerkung? Kein giftiger Blick?"
Die Nase in ihren Notizen versenkt, saß Lily im Schneidersitz vor dem Sessel.
„Och, kommen Sie!" Snape grinste diabolisch. „So macht das doch gar keinen Spaß!"
„Ich würde mich gerne geistig mit Ihnen duellieren, Professor." Langsam blickte sie auf. „Aber wie ich sehe, sind Sie unbewaffnet."
Snapes Augenbrauen schossen förmlich in die Höhe.
Seine Schülerin dagegen blickte ihn nur fragend an. „Und? Geistreich genug?"
Anscheinend schon. Snapes Züge verhärteten sich.
„Mhm. Wenn Sie meinen, Ihre geistige Kompetenz würde die Meine überschreiten, dann brauchen Sie morgen ja gar nicht erst aufzutauchen." Seine Mundwinkel zuckten verdächtig.
„Morgen? Morgen ist Donnerstag."
„Danke. Wenn ich ein Kalender gebraucht hätte, hätt' ich das gesagt." Er verdrehte die Augen.
„Morgen", sagte er betont langsam, „hätte Ihr Förderkurs angefangen."
„Sie haben also zugestimmt?" Lily stand ungläubig auf.
Snape hingegen unterzog seinen Fingernägeln eine lange Betrachtung.
„Ja, das hatte ich."
„Freiwillig?" kritisch legte sie den Kopf schräg.
„Kommt drauf an, was sie darunter verstehen." Brummelte er.
„Und wann hätten sie mir das erzählt?"
„Heute...irgendwann. Aber das hat sich ja, nach dem sie sich selbst ins Aus geschossen haben erledigt." Er grinste sie triumphierend an.
Lily stemmte die Hände in die Hüften. „Was? Wegen der kleinen Bemerkung eben? Das soll wohl n Scherz sein!"
Als ob ihm irgendetwas schwer auf der Seele lasten würde atmete er aus.
„Ich kann förmlich spüren, wie sehr sie das bedauern." Sagte sie mit verschränkten Armen.
„Ich bin untröstlich." Flötete er schulterzuckend.
„Es macht Ihnen Spaß mich zu quälen nicht war?"
„Natürlich."
Sie seufzte. „Okay, es tut mir Leid. Ich hätte wissen müssen, dass man mit Ihnen keinen Spaß haben kann." Resigniert lies sie die Arme sinken.
„Tja. Zu spät." Ein diabolisches Grinsen breitete sich über sein Gesicht.
Im Kopf zählte sie langsam bis drei und schluckte dann einen gewaltigen bissen ihrer Wut hinunter. Statt ihn an die Gurgel zu springen, musterte sie ihr gegenüber.
„Professor. Wenn es für Sie so unerträglich ist, mir Förderkurse zu erteilen, warum bin ich dann eigentlich JETZT hier, und warum haben Sie Dumbledore nicht abgesagt?" Sie konnte trotz all ihrer Contenance nicht verhindern, dass ihr die Röte ins Gesicht stieg.
„Na, nun echauffieren Sie sich nicht so." sagte er samtig. „Erstens, ist ihre Gesellschaft nicht unerträglicher als die eines jeden anderen Fremden in meinen Privaträumen..." die letzten zwei Worte betonte er großzügig, „...zumindest stören Sie mich nicht und fallen auch nicht besonders auf."
„Was bin ich? Ein Teil Ihrer Inneneinrichtung?" schnarrte sie ihn an.
„Nein." Antwortete er etwas wenig samtiger und stemmte nun selbst die Hände in die Hüften, so dass die Beiden sich wie zwei kampfbereite Hähne gegenüberstanden. „Aber damals hatte ICH die Entscheidung getroffen, Sie in meiner Gegenwart zu ertragen... Entweder hätte ich einen Teil meiner Freizeit opfern müssen oder ich hätte mir einen ähnlich kompetenten Nachfolger suchen müssen. Ich entschied mich für die erste, weniger nervenaufreibendere, einfache Variante. Sie allerdings mussten sich ja ausgerechnet ein Studium in Tränkekunde in den Kopf setzen!"
„Moment mal. Sie waren es doch, der Prof. Dumbledore erzählt hat, wie gut ich in diesem Fach wäre!" energisch strich sie sich einige gelockte Haarsträhnen aus der Stirn.
„Ja. Und das werde ich für den Rest des Jahres bereuen..." zischte er. „Gibt man Ihnen den kleinen Finger, krallen Sie sich die ganze Hand. Wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, sie könnten den Förderkurs bestehen?"
„Warum wollen Sie das wissen, wenn er eh nie stattfinden wird." Schnarrte sie.
Sie versuchte ihn nicht anzusehen. In ihrem Blick standen Tränen. Die letzten Worte hatten Sie mehr getroffen, als sie zugeben wollte. Sie in meiner Gegenwart zu ertragen .
Betreten blickte sie zu Boden. „Mögen Sie mich denn kein bisschen?" fragte sie schließlich bedrückt.
Snape schnaubte. „Glauben Sie mir, wenn ich Sie nicht mögen würde, hätte ich mich weitaus energischer gegen Prof. Dumbledores Wunsch gewehrt Ihnen diesen Förderunterricht zu erteilen."
Als Lily in ungläubig ansah, drehte er sich schnell wieder den Büchern zu.
„Außerdem hat das gar nichts mit mögen zu tun." Schnappte er ihr biestig über die Schulter zu.
„O..okay." Sie wusste nicht wirklich wie sie sich nun verhalten sollte. Hilflos blickte sie sich im Raum um. Ihr Blick fiel schließlich auf ihre Sachen.
„Ich mach dann jetzt mal meine Hausaufgaben."
„Mhm." Hörte sie ihn brummen.
Sie konnte sich nicht konzentrieren. Sie blätterte in ihren Büchern und kritzelte irgendwelches zusammenhangsloses Zeug aufs Pergament. Hatte er eben wirklich zugegeben, dass er sie mochte?
Unauffällig versuchte sie zu ihm hoch zu schielen. Er stand immer noch mit dem Rücken zu ihr und blätterte so energisch in den Seiten, dass einige leise einrissen.
Der Rest der Stunde herrschte totenstille. Sie hatte es aufgegeben, ihre Hausaufgaben zu machen und kritzelte mittlerweile schon geschlagene vierzig Minuten auf einem Pergament herum.
Snape hingegen war kurze Zeit nach ihrer Diskussion in seinen Privatlabor verschwunden und hatte sich während der Zeit nicht einmal blicken lassen.
Lily war gerade dabei, einer ihrer gezeichneten Sonnenblumen den letzten Schliff zu verleihen, als eine dunkle, gänsehautverursachende Stimme sie aus ihrer Trance riss.
„Ich wusste gar nicht, dass in Hogwarts auch Kunst unterrichtet wird."
Erschrocken sah sie hoch.
Der Professor stand direkt vor ihr und beäugte, leicht nach vorn gebeugt, ihre Skizzen.
Hektisch versuchte sie das Gezeichnete mit Büchern und ihren Armen zu überdecken.
„Ich-äh, konnte mich nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren und..." Sie lief rot an.
Ohne auf ihre Erklärungsversuche einzugehen fuhr er fort.
„Die Zeit ist nun um. Sie können nun gehen." Er wand sich wieder Richtung Labor als Lily ihren Kram hastig in den Rucksack schmiss. Mit schnellen Schritten peilte sie die Tür an.
„Ach, und sein Sie morgen pünktlich."
Sie erstarrte.
„Meinen Sie das ernst?" Sie drehte sich um.
Eine ganze Weile passierte gar nichts.
Lily blickte wie gebannt auf den Eingang zum Labor.
Mit verschränkten Armen und bitterböser Miene erschien ihr Tränkemeister im Türrahmen.
„Ich mache keine Scherze." Sagte er samtig. „schließlich wird mir nachgesagt, dass man mit mir keinen Spaß haben kann. Und ich will mir mein so hart erarbeitetes Image doch nicht kaputt machen."
Lily's Herz fing wie wild an zu klopfen, doch irgendetwas in ihrem Hinterkopf lies sie innehalten.
„Wirklich?
Snape verdrehte die Augen. „Ja, wirklich. Ms. Grey, wie Sie wissen wiederhole ich mich nur äußerst ung..."
Lily war freudig auf ihn zugerannt und hatte ihn umarmt. Nun ja, DAS war ihr eigentlicher Plan gewesen. Doch ihr Übermut war so gewaltig, dass sie ihn doch spontan auf die Wange küssen wollte. Doch in diesem Moment drehte er ihr sein Gesicht zu und ihre Lippen berührten die Seinen.
Ihr Herz blieb stehen.
Einerseits war diese Berührung so Einzigartig, dass Lily nicht denken konnte, andererseits war sie sich der Fatalität dieser Berührung nur zu gut bewusst.
Doch was sollte sie nun machen? Ihr war das unendlich peinlich und da sie jetzt, da sie Snape geküsst hatte, den Kerker wahrscheinlich eh nicht mehr lebend verlassen würde, tat sie das Einzige, was ihr einfiel. Sie ergriff die Flucht nach vorn.
Schnell löste sie sich von ihm und grinste ihn frech an.
„Bis morgen dann, Professor!" sagte sie fröhlich und hinterlies einen komplett versteinerten Tränkemeister in seinen Gemächern.
