Sie haben ein neues Kapitel bestellt? Hier ist es!
Ein bisschen Kürzer als der Rest aber ich fand es passend erstmal an dieser Stelle das Chappie zu beenden.
Wir befinden uns wieder in der Gegenwart, Lily wacht langsam auf...
Wie immer wollte ich mich noch ganz herzlich über eure tollen Reviews bedanken und
würde mich weiterhinfreuen, wenn ihr mich wissen lasst, ob es euch gefallen hat.
Viel Spaß beim Lesen
-Morgaine
9.
Das Bild von ihr und Severus in seinem Bett verschwamm vor ihrem geistigen Auge und mit ihm das wunderbar erlösende Gefühl, das sie an genau jenem Tag empfunden hatte als sie das erste Mal mit ihm schlief. Sie wollte nicht, dass dieses Bild ihr entglitt, sie versuchte, sich daran festzuhalten doch schon nach wenigen Sekunden starrte sie wie durch einen Tunnel auf das sich immer weiter von ihr entfernende Bild bis es verschwand und sie allein zurückblieb in totaler Dunkelheit.
Und mit der Dunkelheit kam der Schmerz. Leise schlich er sich heran, erst stach er wie mit kleinen spitzen Stecknadeln am ganzen Körper, nicht mehr als ein Kribbeln. Dann schlich er sich heimlich unter ihre Haut und verbreitete sich in flachen Wellen durch ihren Körper. Noch immer war alles um sie herum schwarz und es fiel ihr schwer sich zu konzentrieren.
Die Pein nahm zu. Ganz allmählich wurden die Wellen heftiger. Ihr wurde unglaublich warm.
Erst jetzt realisierte Lily, dass das nicht mehr zum Traum gehörte, sondern Realität war. Sie fühlte die kühlen Laken unter sich, fühlte die Bettdecke, die straff über sie gespannt war. Ihr Körper brannte. Ihr Gesicht brannte wie die Hölle.
„Wie geht es ihr?" Sie erkannte Professor Dumbledores besorgte Stimme neben ihrem Bett sofort.
„Dem Umständen entsprechend gut." Sagte Madam Pomfrey von der anderen Seite.
„Was ist...hiermit?" Lily fühlte, das irgendetwas nicht stimmte. Warum stockte Dumbledore?
Die Krankenschwester seufzte. „Damit wird sie leben müssen. Es ist ein kleiner Preis. Gemessen an der Explosion hat sie wirklich Glück gehabt."
Lilys Herz raste. Was war womit? Was war passiert? Irgendetwas in ihr sträubte sich dagegen die Augen zu öffnen.
„Da haben Sie wahrscheinlich Recht, Poppy... Und wo ist Severus?"
„Als er Ms. Grey hierher gebracht hat, habe ich ihn gleich rausgeschmissen. Natürlich hat er mir, in seiner, wie immer charmanten Weise, deutlich gemacht was er davon hält vor der Tür zu warten." Deutlicher Ärger war aus Madam Pomfreys Stimme zu hören.
„Das erklärt die demolierte Eingangstür." Sagte Dumbledore amüsiert.
„Demoliert? DEMOLIERT? Aus den Angeln geflucht hat er sie, diese Fledermaus! Sagen Sie bloß, sie finden das lustig, Herr Schulleiter!" Fluchte Poppy empört.
„Nein, nein." Kicherte er. „Es ist nur sehr untypisch für Severus, solch große Verwüstung zu hinterlassen um einen seiner Schüler zu sehen. Normalerweise tut er so etwas nur, um sie loszuwerden."
Die Krankenschwester schnalzte. „Tja, man hätte meinen können, das wolle er. Als ich mit ihrer Behandlung fertig war, habe ich sie hierher geschoben. Professor Snape hat schon gewartet. Kein Wort hat er gesagt. Keins! Nur angestarrt hat er sie. Das arme Ding. Hoffentlich fühlt er sich wenigstens ein bisschen schuldig. Die beiden mit so einem Trank allein zu lassen-"
Dumbledore unterbrach sie. „Poppy, Poppy...Ich weiß, dass Ihnen die Gesundheit unserer Schüler sehr am Herzen liegt. Genau wie mir! Severus ist sich sicherlich sicher gewesen, dass nichts passiert ab-"
„Ja? SICHER ist er sich gewesen? Sehen Sie sich die Kleine doch mal an! Was für ein inkompetenter Trottel dieser Mann i-" fuhr Poppy den Schulleiter an.
„Na,na, Poppy!" Dumbledore klang erbost. „Severus ist nicht inkompetent. Er hat einen Fehler gemacht. Wie wir alle einmal Fehler machen. Selbst ich. Belassen wir es dabei. Niemand ist unfehlbar." Er seufzte. „Und eins noch: Es liegt an Ms. Grey Severus Schuldzuweisungen zu machen, nicht an Ihnen."
Poppy murmelte gekränkt vor sich hin.
„Ich werde jetzt gehen. Severus wartet schon in meinem Büro auf mich. Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Ms. Grey aufwacht."
Lily vernahm, wie Dumbledores Schritte verklangen. . Langsam versuchte sie die Augen zu öffnen.
Grelles Mittagslicht flutete ihre Pupillen und ließen sie blinzeln. Sie lag mit dem Kopf nach links geneigt und hörte Poppy auf der anderen Seite ihres Bettes herumwerkeln.
Als sie ihren Kopf zu der Krankenschwester drehen wollte, traf sie der Schmerz so unvorbereitet, dass sie laut aufschrie.
Madam Pomfrey machte vor Schreck einen Satz nach hinten, eilte jedoch sofort wieder an Lilys Seite und drückte ihren Kopf mit sanfter Gewalt wieder nach links.
„Shh, shh. Ist schon gut, meine Kleine. Nicht bewegen. Ich weiß, dass es weh tut."
Weh tut? WEH tut? Lily biss die Zähne aufeinander und versuchte, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken während Poppy sanft über ihren Kopf streichelte. So einen Schmerz hatte sie noch nie erlebt. Er war so...anders. Er reichte bis ins Mark.
„Was...was ist passiert?" fragte Lily mit tränenerstickter Stimme. Ihr linke Gesichtshälfte fühlte sich komisch taub an.
„Du hattest einen Unfall...im Kerker. Einer der Kessel ist Explo-"
„Ja, ja, das weiß ich." Erwiderte Lily ungeduldig. „Ich meine, was ist mit mir?"
Poppy schwieg.
Panik stieg in Lily auf. „Was-ist-passiert?" wieder kämpfte sie wie wild mit den Tränen.
Sie versuchte sich aufzurichten, doch Madam Pomfrey hielt sie zurück.
Das Gesicht der Krankenschwester zeigte deutliches Unbehagen. Sie vermied es, Lily anzusehen.
„Bitte!" keuchte Lily.
„Es..es... du hast etwas abbekommen. Bei der Explosion." Sagte sie belegt.
Lily erstarrte. Hastig zog sie ihre rechte Hand unter der Bettdecke hervor und berührte ihre linke Wange.
Die Berührung war wie ein Stich. Wieder durchzog der Schmerz sie wie eine brennende Woge. Ihre Wange fühlte sich unter ihren Fingern irgendwie feucht und uneben an.
Nein, bitte nicht!
Als sie ihre Hand wieder entfernte, sah sie, dass ihre Fingerkuppen mit dünnflüssigen Blut benetzt waren.
Schockiert blickte sie die Krankenschwester an.
„Oh, mein Liebes, es ist gar nicht so schlimm." Beruhigte sie Lily. Die Traurigkeit schien ihr ins Gesicht geschrieben.
„Ich will einen Spiegel." Sagte Lily bestimmt.
„Ich glaube nicht, da-"
„Einen Spiegel!" fauchte Lily.
Poppy schluckte schwer, nickte dann aber kurz und verschwand in ihrem Büro.
Als sie mit einem großen Spiegel in der Hand wieder zurückkam, hatte Lily sich schon aufgesetzt.
Poppy hielt vor ihr. Den Spiegel fest umklammert sah sie das rotgelockte Mädchen vor ihr noch einmal eindringlich an.
„Du solltest besser noch warten. Momentan ist die Wunde noch angeschwollen. Es wird auf keinen Fall so bleiben."
Wortlos hielt Lily ihr die ausgestreckte Hand entgegen.
Madam Pomfrey seufzte ein letztes Mal und reichte ihr den Spiegel...
Am liebsten hätte Lily alles zertrümmert, was in ihrer Reichweite war.
Was sie in diesem Spiegel sah, das war nicht sie. Das konnte sie nicht sein!
Und doch, wenn sie ihren Kopf zur einen Seite bewegte, machte der Spiegel es ihr nach.
Bewegte sie ihren Mund, tat das auch ihr Spiegelbild, schluckte sie, schluckte es auch.
Sie war entstellt. Ihr Haar war zu ihrer Rechten aus ihrem Gesicht gekämmt und gewährte Einblick auf eine angeschwollene, krebsrote Wange. Es sah aus, wie Verbrennungen dritten Grades.
Dieses rote, teils schon verkrustete Feld fing kurz unter ihrem Jochbein an und zog sich, an ihren Lippen vorbei, über ihre linke Halsseite bis zu ihrem Schlüsselbein hinunter.
Es zog schrecklich und brannte als sie sich weiter nach links drehte um noch das kleinste Fitzelchen ihrer Narbe zu sehen.
Dann geschah eine ganze Weile lang gar nichts. Sie starrte sich nur durch den Spiegel hindurch an. Ihre Hände zitterten furchtbar und sie weinte, aber sie konnte sich nicht von dem Anblick der Gestalt vor ihr lösen.
Ohne sich vom Spiegel zu lösen fragte sie: „ Wie lange wird das so bleiben?" Ihre Stimme klang rau und unbeteiligt.
Glücklich, dass Lily endlich wieder sprach erwiderte Poppy schnell: „Die Schwellung wird in ein paar Tagen abklingen. Dann ist es auch nicht mehr rot."
„Und die Narben?"
Madam Pomfrey lies sich neben ihr aufs Bett nieder.
„Wissen Sie, Einhornhaar ist ein sehr starke magische Zutat. In seiner Reinform ist Einhornhaar äußerst heilenden Wirkungen zugeschrieben aber...als Zugabe und unter Einwirkung anderer Ingredienzien kann es zu einem sehr intensiven kontaminierenden Gift werden, das zur Heilung seltener Krankheiten gebraucht wird."
„Wie zum Beispiel bei der Bekämpfung der Feenstaub-Allergie." Beendete Lily den Satz, immer noch gespannt in den Spiegel blickend.
„Ja. Im Körper eines Hauselfen tötet es nur die Erreger ab aber bei der Berührung durch einen Menschen...zerstört es das Gewebe. Unwiederbringlich."
„Also werden die Narben für immer bleiben." Sagte Lily kalt.
Poppy sah nach unten. „Ja, ich fürchte so ist es. Es tut mir Leid."
Lily nickte ihrem Spiegelbild abwesend zu. „Ja, mir auch."
„Du...du kannst für ein paar Tage nach Hause, wenn du willst." Sagte Poppy unsicher.
„Nein, nein. Danke. Ich...Ich bin hier zu Hause." Und lies den Spiegel in ihren Schoß sinken.
„Wenn dieser...dieser Kerl doch nur besser aufgepasste hätte!" brauste die Krankenschwester plötzlich auf.
„Es ist nicht Sev- Professor Snapes Schuld, Madam Pomfrey." Sagte Lily bestimmt und dachte an den Streit vor dem Kessel, den sie mit Marius hatte. ER hatte die Mörseschale in den Trank fallen lassen- nicht Severus.
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Kurz nachdem Gespräch mit Madam Pomfrey kam Dumbledore noch einmal und führte ein langes Gespräch mit Lilian in dem sie ihm ausführlich erklärte, wie es zu dem Unfall gekommen war und dass Snape keine Schuld daran trägt.
Sie versuchte dabei so gut es ging sich ihre Haare ins Gesicht fallen zu lassen.
„Nun, ganz unschuldig ist er auch wieder nicht, Lily." Sagte Dumbledore ruhig. Seine Augen schauten sie über die Ränder seiner Halbmondbrille liebevoll an.
Lily runzelte die Stirn. „Das verstehe ich nicht Professor. Vorhin haben sie Madam Pomfrey doch gesagt, Professor Snape sei nicht Schuld daran."
Dumbledore lächelte sie an. „Habe ich das wirklich? Überlegen Sie mal, Lily. Ich sagte zwar nicht, dass er Schuld sei, aber ganz frei der Schuldigkeit habe ich ihn nicht gesprochen. Er hat einen Fehler gemacht. Er hat sie beide mit einem Trank allein gelassen, der äußerst schwierig ist und den keiner von Ihnen je schon einmal gebraut hat. Das war sein Fehler." Sagte er ruhig.
„Werfen Sie ihn nun raus?" flüsterte sie, den Blick auf ihre Hände gerichtet.
„Nun, das liegt an Ihnen. Obwohl ich persönlich denke, dass Severus nur eine Teilschuld an ihrem Unfall trägt, haben Sie durchaus das Recht seine sofortige Suspension zu verlangen. Außerdem steht Ihnen zu, die Schule wegen Aufsichtspflichtverletzung vor dem magischen Rat zu verklagen." Sagte er sachlich.
„Nein! Ich will nicht, dass er entlassen wird! Es war nicht seine Schuld!" erwiderte Lily hastig.
„Sie mögen unseren Severus wohl sehr, was?" Dumbledore sah sie durchdingend an.
Lily errötete. „ Ich will nur nicht, dass er für etwas bestraft wird, was Marius Schuld ist, das ist alles."
„Mr. Jefimowitsch ist sich durchaus bewusst, dass er einen Fehler begannen hat, Ms. Grey. Er kann nur nicht dafür belangt werden. Er ist Schüler an dieser Schule, von ihm kann man nicht verlangen, dass er die Verantwortung für einen Unterrichtsunfall übernimmt. Was allerdings seine Strafe angeht, dafür hat Professor Snape schon gesorgt. Er wird den Rest des Jahres die Korridore des Kerkers schrubben."
Das war alles? Ungläubig starrte Sie Dumbledore an. Dieser nickte ihr nur wissend zu.
„Mr. Jefimowitsch ist ein Fehler unterlaufen. Und, wie gesagt, Fehler passieren jedem einmal."
Damit erhob er sich und verlies die Krankenstation.
Lily blieb noch drei Tage dort.
McGonagall besuchte sie. Ihre Meinung über den Tränkemeister hatte der Vorfall nicht gerade zum positiven gewandelt. Immer wieder lies sie Spitzen über Snape in ihre Worte mit einfließen.
Lily schwieg die meiste Zeit. Die Rötungen waren in der Zwischenzeit zwar verschwunden, doch die Narben, die sie hinterließen waren für sie schrecklich anzusehen und spannten ihr im Gesicht. Am liebsten hätte sie gar keinen Besuch empfangen, so hässlich fühlte sie sich. Doch sie wusste, dass sie sich nicht ewig würde verstecken können und dass es einige Leute gab, die gerne wüssten, wie es ihr geht.
Marcus Flint war einer davon. Er hatte Lilys Aufgaben als Hausprecherin bereitwillig übernommen, als er von ihrem Unfall gehört hatte und hielt sie seitdem immer auf dem laufenden.
Nur einer kam nicht. Snape.
Lily nahm gerade die letzten Sachen aus der Betttischschublade neben ihrem Krankenbett als sich die Tür hinter ihr öffnete.
Sie schwang herum, in Erwartung endlich Snape zu sehen.
Doch als sie ihren Besucher sah, verfinsterte sich ihre Miene.
Marius stand da. Die Arme hinter dem Rücken verschränkt und sah musterte sie von oben bis unten.
„Icch chab gehört du erzählzt überhall cherum, icch bin Schuld an Unfahll?"
Einen Moment lang sah sie ihn nur fassungslos an. „Oh, danke der Nachfrage. Mir geht es schon viel besser." Schnauzte Lily und drehte ihm wieder den Rücken zu um restlichen Sachen in ihren kleinen Rucksack zu stopfen.
Marius trat näher an sie heran. „Icch bin niccht Schuld, chörst duh!"
Blitzschnell drehte sie sich um, schubste Marius, sodass er auf ihr Bett fiel und baute sich vor ihm auf.
„Ach nein? Wer hat denn das verdammte Einhornhaar in den Kessel fallen lassen?" fauchte sie, die Augen gefährlich eng zusammengezogen.
„Snape chätte uhns niccht allein charbeiten lassen dürfen!" Marius versuchte aufzustehen, doch Lily drückte ihn wieder zurück aufs Bett.
„DAS..." sie hob den Schleier ihrer Haare, der ihre Rechte Gesichtshälfte verdeckte, „...ist DEINE Schuld, nicht die von Snape. DU hast den Mörser fallen lassen. Wenn es nach mir ginge, würdest du schon längst mit dem Kopf nach in irgendeiner Bucht hängen, die sich langsam flutet!"
Marius schubste sie grob zur Seite und erhob sich. „Duh chast den Mörzer niccht losgelassen, als icch gesahgt :Gibh ihn mirr! Deine Schuld, niccht meine." Wütend zeigte er auf ihre Wange und verlies dann Schnurstracks den Krankenflügel.
„Argh!"
Lilys kleiner Rucksack traf die Schwingtüren des Krankenflügels mit voller Wucht.
