Hier ist wieder was zum Lesen! Viel Spaß wünsch ich euch und vielen Dank an die fleißigen Reviewer!

LG- Morgaine

12.

Fast schon dreist-lasziv hatte sich diese Russin neben Snape niedergelassen und ihm dabei vertraut über den Arm gestrichen. Obwohl Snape, oberflächlich betrachtet, recht kühl geblieben war, wusste Lily aus Erfahrung, dass ihm diese Berührung nicht unangenehm gewesen war. Als diese Ida ihn dann auch noch in ein Gespräch verwickelte, in dessen Lauf er sogar einmal so etwas wie ein Lachen von sich gab, war es ihr zuviel geworden.

Mühevoll erhob sie sich von ihrem Platz und versuchte, so gefasst wie möglich, die Große Halle unauffällig zu verlassen. Immer wieder Seitenblicke auf Snape und Ida werfend, bahnte sie sich ihren Weg durch die Schülerhorden, die nun auch ihr Frühstück beendet hatten und und mit der üblichen Morgenträgheit dem Ausgang entgegenwankten.

Grob schob sie sich zwischen ihnen hindurch, sie wollte so schnell wie möglich raus aus diesem Raum.

Erleichtert stellte sie fest, dass das Gedränge sich im Treppenhaus aufzulösen begann.

Zielstrebig und schnellen Schrittes steuerte sie auf das Slytherin-Portraitloch zu und verschwand, kurz nach dem sie dieses passiert hatte, in ihrem Zimmer.

Wütend ging sie immer wieder im Zimmer auf und ab.

Wie konnte er nur! ... Eine Lehrerin... verdammter Mistkerl !

Nach einigen, nicht gerade dezent formulierten, Schimpfwörtern und etlichen, in ihrem Zimmer gedrehten ,Kilometern später, hatte Lily sich soweit gefasst, dass sie wenigstens nicht jedes Mal, wenn sie an einem Zimmerende angekommen war, wütend mit dem Fuß gegen die Wand kickte, sondern sich damit begnügte, unablässig ihre geballten Handrücken zu massieren.

Sie wusste wirklich nicht, über wen sie sich mehr ärgerte. Über Snape und sein kaltes, abweisendes Verhalten ihr gegenüber und der Tatsache, dass er es mit einer anderen trieb oder über diese Ms. Andrejevna, die sich selbst Professorin nannte, obwohl „Professionelle" Lilys Meinung nach viel besser zu ihr passte. Wie sie sich an ihn rangeschmissen hatte... ährg... Lily wurde schlecht bei dem Gedanken daran, dass das Severus auch noch gefallen hatte. Hatte sie sich ihm jemals in so aufreizender Weise um den Hals geworfen?

... ja, dachte sie schockiert...eigentlich fast immer.

Eine Bewegung an ihrer Tür, die sie aus dem Augenwinkel sah, ließ sie in ihrem Trott innehalten. Da lag ein Umschlag direkt vor dem Türspalt.

Irritiert ging sie zur Tür und hob den Umschlag auf. Es war eindeutig ein öffentlicher Brief. Auf dem Umschlag stand in einer fast gestochen scharfen Schrift, die sie, ohne lange zu überlegen, Albus Dumbledore zuordnen konnte „An alle Schüler der Abschlussklassen" in einem vollen Lila-Ton geschrieben.

Ohne so recht zu wissen, um was es gehen konnte, da Dumbledore ja gerade erst eine Ansprache vor der versammelten Schule gehalten hatte, öffnete sie den Brief.

„Liebe Schüler der diesjährigen Abschlussklassen,

um einen Aufruhr des Neids der anderen Klassen in der großen Halle vorzubeugen, hielt ich es für besser, euch die wohl wichtigste Neuigkeit lieber schriftlich mitzuteilen:

Ihr habt den Rest der Woche frei!

Also, macht euch heute einen schönen Tag !

ABER: Seit gewarnt, der Rest der Zeit sollte Wohl genutzt werden. Und zwar zum Lernen! Ich habe in den letzten sieben Jahren eine großartige, neue Generation von Zauberern und Hexen heranreifen sehen und wäre untröstlich, wenn einige unter euch mir das Gegenteil beweisen würden. Also, für euch selbst: Lernen, lernen, lernen...

Folgendes betrifft nur die Schüler, die an bestimmten Förderkursen und Projekten teilnehmen, die da wären:

Projekt: Pflanzenkunde („Wie erziehe ich eine Alraune?")

Förderkurs: Verwandlung (-notwendig zur Aufnahme an einer fachspezifischen Fakultät, Aurorenausbildung)

Projekt: Astronomie („Wie der Mann in den Mond kam")

Förderkurs: Zaubertränke (-notwendig zur Aufnahme an einer fachspezifischen Fakultät, Aurorenausbildung)

Diese Förderkurse/Projekte werden in der kommenden Woche, aufgrund der Prüfungsvorbereitungen, NICHT stattfinden. Falls es irgendwelche Fragen diesbezüglich geben sollte, wendet euch bitte an den Lehrer der diesen Förderkurs/ dieses Projekt betreut.

Mit freundlichen Grüßen

Albus Dumbledore "

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Vier Stunden waren vergangen seit sie Dumbledores Mitteilung gelesen hatte. Sie saß auf ihrem Bett, um sie herum das übliche Chaos von Pergamentrollen und Büchern, und lernte missmutig die wichtigsten Regeln für einen perfekten Verwandlungszauber.

Lily wusste, dass das Schulfrei, Dumbledores Meinung, nach wohl eine Erleichterung für die Siebtklässler sein müsste, nur ihr tat ihr damit keinen allzu großen Gefallen. Für sie war es eher eine Hiobsbotschaft, da nun die einzige Chance Severus wenigstens ein bisschen im Auge zu haben, wie eine Luftblase zerplatzt. Diese Aussicht und die dämlich heiter grinsenden Gesichter ihrer Mitschüler kombinierend, hatte sie sich dann entschlossen, Dumbledores geschriebenen Rat zu widersprechen und sich schon jetzt zum Lernen zurückzuziehen. Wenigstens hatte der Ausfall des Förderunterrichts den Vorteil, dass sie Marius nun nicht mehr ertragen musste...Wenn sie es sich recht überlegte, hatte sie ihn eigentlich seit dem Zusammentreffen in den Kerkerräumen nicht mehr gesehen...

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Lily vermied es in den kommenden Tagen so gut wie immer ihr Zimmer zu verlassen.

Was draußen vor sich ging, interessierte sie nicht wirklich. Sie sah so gut wie nie von ihren Büchern und Notizen auf, ging nur zum Frühstück und Abendessen in die große Halle und versuchte, wie sie es schon zuvor versucht hatte, lange wach zu bleiben. Nicht, weil sie noch so viel zu lernen hatte, nein. Sondern weil der Schlaf sie in den letzten Tagen mehr das Fürchten gelehrt hatte, als es irgendetwas anderes hätte können.

Auch jetzt, wieder tief über ihren Büchern gebeugt, merkte sie, wie ihr langsam die Augen zu fielen, und sich die Müdigkeit wie ein bedrohlicher Schatten auf ihren Körper legte. Sie versuchte krampfhaft ihre Gedanken zu ordnen, die Augen offen zu halten, doch der Schatten raffte jeglichen verbliebenen Willen dahin.

Dämonisch wirkende Augen zogen Lily in ihren Bann. Schlanke, die Berührung langer, starker Finger ließ sie aufkeuchen. Sein Haar kitzelte ihre Brust, als er sich seinen Weg zu ihrem Bauchnabel küsste. Zärtlich zog sie ihn wieder zu sich hinauf. Sie wollte ihn ansehen, sosehr seine Augen sie auch durchleuchteten, wollte seine Lippen schmecken, ihn einfach nur an sich ziehen, in seinen Armen liegen, an seiner Brust dem stetigen, beruhigenden Herzschlag hören der auch ihr das Gefühl gab noch zu leben.

Doch sie wusste, dass was sie fühlte war nicht echt. Sie wusste, es war ein Traum. Und genau das machte es ja so schrecklich. Als die Träume begannen, da konnte sie sich noch in diese Traumwelt flüchten, da war sie noch so...real. Doch nun verblasste diese Welt langsam, als ob ihr Geist ihr zeigen wollte, wie töricht es ist zu glauben, ein Traum könnte ihre Sehnsucht lindern. Die Farben verblassten, die Gefühle, bestimmte Details waren wie weggewischt...Wie lange war es her, dass er im Traum zu ihr gesprochen hatte?

Lily schlug die Augen auf. Dunkelheit umfing sie. Die gleiche Dunkelheit meinte sie auch in ihrem Innern zu spüren.

Sie konzentrierte sich hart...Nein, sie konnte seine Stimme wirklich nicht mehr vor ihrem inneren Ohr abspulen.

Gott, ich vermisse ihn!

Tränen liefen über ihr Gesicht und benetzten das Kopfkissen.

„Mensch Mädl, reiß dich zusammen! Morgen ist die Abschlussprüfungen, dann ist das alles hier entgültig vorbei." flüsterte sie in das Schwarz der Nacht und zwang sich dazu einzuschlafen.

Doch sie fand auch die restliche Nacht keinen Schlaf.

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„Oh Gott, Lil. Ich glaub ich sterbe!"

Marcus Flint lief wie ein Besessener vor McGonagalls Klassenraum auf und ab und kaute angespannt auf seinen Fingernägeln herum.

Lily dagegen hatte sich auf einer Fensterbank gegenüber des Klassenraumes niedergelassen und beobachtete ihn amüsiert.

„Mach dir nicht son Kopf, Flint. Wie schlimm kann's schon werden?" sagte sie schulterzuckend.

„Wie schlimm? Ich sag dir mal wie schlimm." Verschwörerisch beugte er sich zu ihr hinunter. „Ich hab da mal von einem Jungen gehört, der hatte auch Abschlussprüfungen. Eigentlich war seine Examaufgabe, eine Schnecke in eine Maus und diese wiederum in eine kleine niedlich Mietzekatze zu verwandeln."

Als Marcus nicht weiterredete sah ihn Lily fragend an. „Und?"

Er lachte kurz hysterisch auf. „Und? Nun ja, bis zu der Maus ging ja noch alles gut aber dann..."

„Aber dann...?"

„Tiger." Sagte Marcus zitternd.

„Tiger?" fragte Lily, die stark mit einem aufkommenden Lachen kämpfen musste. „Du meinst, er hat statt einer Katze einen Tiger...?"

Marcus nickte heftig. „Sie haben nicht mehr als seinen Zauberstab gefunden."

„Der Typ hieß nicht zufällig Siegfried...oder Roy?" Lily konnte nicht anders, dieser Kommentar schoss förmlich aus ihr heraus, ohne, dass sie es verhindern konnte.

Als sie Marcus verwirrtes Gesicht sah, war auch ihr letzter Widerstand gebrochen und sie prustete los.

„Ich versteh nicht. Ist das jetzt einer von deinen schlechten Muggelwitzen oder sind die beiden wirklich Zauberer?" Marcus versuchte, sich über Lilys Lachkrampf gehör zu verschaffen, doch seine Frage machte es Lily nicht gerade einfacher, sich zusammenzunehmen, im Gegenteil, sie lachte so heftig, dass sie sich den Bauch halten musste.

Sie bemerkte, wie Marius an ihr vorbeiging und sie anstarrte. Lily sah ihn, mit Tränen in den Augen, fragend an. „Irgendein Problem?" Sie beobachtete seine irritierte Reaktion.

„Chja, damit daz du zo cheinem Tak was zu lacchen chast!" sagte Marius stirnrunzelnd und verschwand hinter der nächsten Biegung des Korridors.

Marcus schmunzelte. „War das eben wirklich witzig, oder hab ich einfach nur die Kraft zum Widerstand verloren " fragte er, während er dem Russen nachblickte.

„Ignorier ihn einfach.", sagte sie während sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln wischte.

Die Klassentür wurde geöffnet und ein leicht mürrisch dreinblickender Siebtklässler trat durch die Tür. Sein Blick wie paralysiert auf seinen zerbrochenen Zauberstab gerichtet. McGonagall ging kurz hinter ihm.

„Oh, oh, Mr. Cromwell. ...wissen Sie, als ich sagte, die Kunst der Verwandlung besteht aus dem richtigen Umgang mit dem Zauberstab, meinte ich nicht, dass sie wie wild mit ihrem Zauberstab auf dem Stück Holz herumschlagen sollen! Dadurch verwandelt es sich ganz sicher nicht in einen Tisch."

Der Junge grummelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin und verschwand dann, genau wie Marius, hinter der nächsten Ecke.

„So, nun Sie, Mr. Flint." Sagte McGonagall streng.

Marcus sah Lily an und schluckte. Seine Lippen formten das Wort „Hilfe".

Sie klopfte ihm noch einmal aufmunternd auf die Schulter und lächelte ihm nach, als er den Raum betrat und sich noch einmal kurz umsah.

„Du hast gut lachen!" jammerte Flint kurz bevor sich die Tür hinter ihm schloss.

Ihr Lächeln verschwand kurz nach dem die Tür ins Schloss fiel.

Ich lache nur, damit ich nicht heulen muss, dachte Lily.

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Die Prüfungen waren längst nicht so schwer, wie Lily es gedacht hatte.

Sie war nach Flint an der Reihe, der, deutlich erleichtert und mit all seinen Gliedmaßen, den Klassenraum nach einer guten Dreiviertelstunde wieder verließ.

McGongalls Ansprüche waren zwar hoch, dennoch hatte Lily in den letzten Tagen so gut gelernt, dass sie den theoretischen Teil schon fast aus dem FF beantworten konnte. Im praktischen Teil hatte sie, was McGonagalls Fragen anging, kaum Probleme, lediglich Professor Castellanos schweren italienischen Akzent zu verstehen, war ein bisschen probelmatisch. Als es um die Verwendung und anschließend um die Verwandlung verschiedener Objekte ging, patzte Lily nur ein einziges Mal (aber wer achtete schon auf ein paar winzige Borsten an einer Wanduhr, wenn dieselbe vorher einmal ein ganzes Stacheschwein gewesen war...)

Auch bei den nächsten zwei Prüfungen hatte sie kaum Schwierigkeiten. Der Test den Professor Flitwick ihr vorsetzte war fast Word für Word aus dem Fachbuch übernommen und bei dem praktischen Test hatte der gute alte Professor sowieso eher Augen für seine hübsche französische Kollegin als für Lily. Als sie den gleichen Zauberspruch auf bitten von Professor Flitwick nun schon zum vierten Mal wiederholte, weil dieser, komischerweise gerade mal wieder etwas abgelengt zu Professor Saint-Claire schielte, erklärte diese den Test entnervt für beendet und lies sie gehen.

Danach stand die Prüfung in Verteidigung gegen die Dunklen Künste an. Vor dieser Prüfung hatte Lily am wenigsten Bammel, denn, wie es sich schon im Unterricht herauskristallisiert hat, würde man auch in der Prüfung keine praktische Arbeit absolvieren müssen. „Das Ministerium empfindet es nicht für schicklich, wenn junge, meist noch nicht einmal volljährige Schüler mit, zu meist als bedrohlich, wenn nicht sogar gefährlich einzustufenden, Zaubersprüchen durch die Gegend schießen"- Lily hatte Umbridges erste Worte noch genau im Ohr und genauso wurde der VgddK-Unterricht auch seitdem ausgeführt. Nur trockenes Lernen. Und genauso war es auch in der Prüfung. Zwar war das Examen anspruchsvoll, doch wenn man sich auch nur ein bisschen intensiver mit der Materie beschäftigt hatte, durchaus machbar.

Danach stand die schlimmste Prüfung im Raum. Zaubertränke.

Der Weg hinunter zu den Kerkern schien ihr unendlich lang. Es war schon später Nachmittag und ihr Magen knurrte entsetzlich. Dennoch entschied sie sich dagegen, dem Abendessen beizuwohnen.

„Hey! Es ist Pause, kommst du mit hoch was essen?" Marcus kam ihr freudestrahlend entgegen.

„Aha. Deinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass du die Zaubertrank-Prüfung schon hinter dir hast."

„Ja, eben gerade. Marius ist jetzt drin. War gar nicht so schlimm. Naja, Snape war wie immer ein Arschloch und ich werde die Prüfung wohl gerade mal so bestehen, aber die russische Professorin war sehr nett! Also, was ist? Kommst du?"

Lily schüttelte den Kopf. „Nein, geh nur! Ich bin eh nach der Pause dran. Ich nutze die verbleibende Zeit lieber noch um noch ein bisschen zu lernen."

Marcus sah sie skeptisch an. „Übertreib's nicht, Lil. Eigentlich müsstest du das ganze Fachbuch schon auswendig können."

Sie zuckte die Schultern. „Du kennst mich doch. Lieber einmal mehr lernen als zu wenig!" Damit verabschiedete sie sich von Marcus.

Als sie ein paar Schritte gegangen war, hörte sie wie sich eine Tür öffnete. Das konnte nur Snapes Klassenraum sein, da die nächste Tür von Lilys Standpunkt aus nicht zu hören gewesen wäre. Hatte Marcus nicht gesagt, Marius wäre nach ihm dran?

Ihr Gedanke bestätigte sich, als sie nach einigen Schritten seine Stimme hörte. Er sagte irgendetwas auf russisch, was sich verdammt nach Fluchen oder Schimpfen anhörte.

Lily spähte neugierig um die Ecke. Tatsächlich! Marius ging, genau wie Lily in ihrem Zimmer, immer wieder hin und her, den Kopf gesenkt, wobei ihn sein langes, blondes Haar wild um die Schultern und ins Gesicht fiel. Er sah sehr wütend aus.

Dann war die Prüfung für den großen Nachkommen Rasputins wohl doch nicht so gut ausgegangen?

Gerade als Lily, mit einem bösartigen Grinsen auf dem Gesicht, beschloss, ihn ein wenig aufzuziehen, wurde die Tür noch ein weiteres Mal geöffnet und Ida Andrejevna trat auf den Flur. Sie sah sich kurz kritisch um.

„Marius."

Die Art wie diese Frau Marius ansprach und nun auf ihn zuging irritierte Lily. Es schien so vertraut...

Zu vertraut.

Marius ignorierte die Professorin vollkommen und ging beharrlich weiter auf und ab. Er schoss einen Schwall russischer Wörter in ihre Richtung, die sich für Lilys Ohren irgendwie nach diversen Fragen anhörten. Idas klare Stimme hallte in ebenso aggressiver Weise von den Steinwänden wider wie die von Marius.

Dieser schüttelte nur mit dem Kopf und hob abwehrend die Hände, als ob er das, was Ida sagte nicht hören wollte.

Endlich hörte er auf, auf und ab zu gehen und positionierte sich direkt vor ihr.

Er sprach recht leise, ja beinahe heiser und deutete kurz auf die Tür vor der sie standen.

Ida reagierte ebenso leise, sagte etwas sehr kurzes zu ihm und ließ Marius dort allein stehen.

Lily wartete noch mit angehaltenem Atem bis Marius auch verschwunden war und ließ sich dann auf einem der, extra für diesen Tag dort hingezauberten, Stühle nieder und versuchte das eben Gesehene zu analysieren.

Konnte das wirklich sein?

Hatten Marius und sie am Ende doch mehr gemeinsam als sie dachte ?

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Lily war so in Gedanken vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie sich jemand neben sie setzte.

„Sie müssen Ms. Grey sein!"

Erschrocken fuhr Lily hoch und sah sich um.

Ida Andrejevna legte ihr entschuldigend die grazile Hand auf den Arm.

„Oh, entschuldigen Sie, dass ich sie erschreckt habe!", sagte sie in einem akzentfreien Englisch und strahlte sie an mit ihrem perfekten Lächeln.

„Severus hat mir schon sehr viel von Ihnen erzählt! Sie sollen sehr begabt sein." Elegant schwang sie ihre lange, schwarze Mähne nach hinten.

Lily wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie war wie gefesselt von der Schönheit, die diese Lehrerin umgab.

„Ähm... ja, ich.." Doch sie wurde prompt unterbrochen als die Tür sich neben ihr öffnete.

„Ms. Grey! Sie sind die Nächste!"

Snape kalte Stimme versetzte ihr fast einen Herzinfakt.

Lily folgte den beiden Professorin, die sich prächtig zu verstehen schienen, in den Raum und setzte sich an den extra aufgebauten Schreibtisch, direkt vor dem, hinter dem die beiden Professoren sich nun setzten.

„Fünfundvierzig Minuten, und keine Sekunde länger!" raunzte Snape und ließ den, extrem dick aussehenden Prüfungsbogen unsanft auf ihren Schreibtisch fallen.

Wie Lily erwartet hatte, war diese Prüfung die Schwerste von den Vieren. Snape hatte schon immer eine Neigung zu Stolperfallen und bedeutungsschwangeren Ausschweifungen, die man erst verstand, nachdem man sich die Frage zum fünften Mal durchgelesen hatte, und genau in dieser Systematik war das ganze Examen angefertigt.

Sie wunderte sich, wie Marcus nur so gute Laune haben konnte, nachdem er diese Prüfung hinter sich hatte.

Lily schaffte es gerade noch so die letzte Antwort zu formulieren, als Snape ihr unsanft das Papier aus den Fingern rupfte.

„Die Zeit ist um! Nun beginnt der praktische Teil!"

Snape ließ sie einen komplizierten Trank brauen, der zur Heilung von Leprechaun-Wunden genutzt wurde. Sehr anspruchsvolle Rezeptur, man musste sehr genau arbeiten.

Er schlich die ganze Zeit um Lily herum und beobachtete jeden Handgriff, notierte sich jede kleine Unsicherheit die sie zeigte. Und davon zeigte sie, in Anbetracht seiner Gegenwart, relativ viele. Der plötzliche Klang seiner Stimme, der Geruch, der ihn umgab, das alles auf einmal wieder um sich zu haben, machte sie fast verrückt.

Da soll noch einer einen vernünftigen Trank brauen, wenn Professor Snape um ihn herumschleicht! Egal ob man ihn hasst oder...oder nicht.

Wie dem auch sei, das Resultat war, zu Lilys größter Erleichterung, in Konsistenz und Farbe doch noch dem zuzuordnen, das erkannte sie an Snapes Blick, was er sehen wollte.

Den Rest der Prüfung, also die Fragen, übernahm Professor Andrejevna. Ihre Fragen waren, verglichen zu Snapes ständigem Fragenmarathon, relativ einfach. Sie konnte so gut wie alle Fragen mehr als zufriedenstellend beantworten. Die Professorin zumindest machte einen sehr beeindrucktes Gesicht.

„Ich muss schon sagen, Severus, du hast Ms. Grey sehr gut unterrichtet."

„Nein, die Begabung unaufhörlich zu reden, hatte sie schon immer." Snape blickte Lily böse an.

„Wenigstens sage ich, was ich denke!" der Satz war von ihren Lippen, bevor sie es hätte verhindern können.

Severus Augenbrauen schossen in die Höhe, sein Gesicht jedoch, versteinerte.

Der Professor und seine rothaarige Schülerin warfen sich gegenseitig böse Blicke zu.

Professor Andrejevna sah kurz von einem zum anderen.

„Äh...Danke, Ms. Grey! Ich denke das waren alle meine Fragen. Sie können nun gehen!"

Lily schoss von ihrem Sitz und verschwand, stockwütend aus dem Raum.

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Da die meisten Schüler, wie Lily, keine Zeit gehabt hatten zu Abend zu essen. Ließ Dumbledore gegen 22 Uhr noch einmal auftischen. Alle Siebtklässler, auch die, die schon einen Abendschmaus zu sich genommen hatten, waren Dumbledores Einladung gefolgt und saßen nun, deutlich erleichterter als noch am Vormittag, auf den langen hölzernen Bänken der vier Tische.

„Meine lieben Schüler!

Einer der wichtigsten Tage in eurem bisherigen Leben geht nun zur Neige.

Es wurde geschwitzt, geflucht-in beiderlei Sinne, hoffe ich, gelernt, vielleicht sogar geweint. Aber ich denke, ihr alle hier, habt gleichermaßen auf diesen Tag hier hingearbeitet. Und was war er im Endeffekt? Nicht länger und nicht kürzer als jeder andere Tag. Und doch um so viel wichtiger...

Aber Schluss mit dem sentimentalen Gerede eines alten Mannes. Hier der Grund, warum ich euch heute hier zusammengerufen habe.

Ich wurde von einigen eurer Mitschüler darauf angesprochen, dass sie gerne so etwas wie einen Abschlussball hätten...Wartetet mal einen Augenblick."

Dumbledore nestelte in der Seitentasche seiner Robe herum und zog einen zerknitterten Zettel hervor.

„Eine Party, nur für uns und nicht für die Kleinen. Ich meine, nicht, dass die kleinen, also die unteren Klassen stören würden, aber ich finde, wir müssten mal mehr unter uns sein. Eine geschlossene Gesellschaft, quasi. Wir haben doch so viel gelernt in der letzten Zeit. Sehen sie das also so eine Art Belohnung. Ich würd' das supi finden, wenn das gehen würde. Also nur für uns, mein' ich, ohne die Kleinen."

Gelächter durchflutete den Saal als Dumbledore seine Imitation eines Siebtklässlers beendet hatte.

„Habe ich mir das richtig notiert, Ms. McCollough?" freundlich zwinkerte der Schulleiter einem jungen, blonden Mädchen am Slytherintisch zu.

Grace McCollough versank nickend und mit puterrotem Gesicht, immer tiefer unter dem Tisch.

„Wie dem auch sei. Ich denke das lässt sich einrichten...Ohne „Die Kleinen""

Ein Jubelschwall brach aus und Dumbledore gestikulierte ruhig, dass sich die Schüler wieder beruhigen sollten.

„Also, nach Absprache mit unserer Lehreschaft, sind wir uns darüber einig, dass dieses Fest nächsten Samstag stattfinden wird. Das gibt euch noch einmal ein bisschen Zeit euch zu beruhigen und einigen unserer Lehrkörper die Gelegenheit, sich mit dem Anblick von feiernden Jugendlichen anzufreunden."

Dabei ging Dumbledores Blick fast unauffällig zu Snape hinüber, der stur geradeaus blickte und nicht auch nur den kleinsten Mucks machte.

„Dann, lasst es euch schmecken und geht früh zu Bett, denn morgen wird wieder harter Schulalltag herrschen!" Damit verabschiedete sich Dumbledore von den Schülern und verließ die große Halle. Dichtgefolgt von Snape.

Lily sah den beiden in Gedanken versunken nach.

Marcus räusperte sich. „Du...du...Lil. K-k-Könntest du dir vorstellen, ich mein, unter Umständen mit mir..zu-zum B-Ball zu gehen?" Als Lily sich irritiert zu ihm umblickte, war Marcus Gesicht rot wie eine Tomate.

Lily antwortete nicht sofort. Marcus wollte mit ihr Ausgehen...

Ausgehen...

tanzen...

vielleicht auch...

„Lily? Hast du mich gehört?"

„Mhm? Ja, Marcus. Tut mir leid, aber ich wollte schon mit jemand anderem hingehen!"

Sie sah unauffällig zu Marius hinüber.

Sie hatte einen Plan.