Hi Leute! Wieder ein neues Kapitel. Diesmal ist es wirklich eher kurz geworden. Aber ich verspreche euch nicht zuviel wenn ich sage, dass wirklich alles drin ist, was rein muss.

Wie immer bedanke ich mich ganz herzlich für die lieben Review und freu mich wie ein Kleinkind auf viele weitere.

Liebe Grüße

Morgaine

16.

„Ms Grey, Mr Jefimowitsch, folgen Sie mir!" Snapes Tonfall war kalt wie Eis.

„Nein," Ida trat hinter Severus und legte ihm die Hand auf die Schulter, „ich kümmere mich um Marius."

Snape schnellte herum und starrte sie ungläubig an. Doch diese ignorierte ihn und blickte zu Marius. „Mr Jefimowitsch, Sie kommen mit mir."

Ida ging erhobenen Hauptes an dem in sich versunken Marius vorbei.

„Chja, Profezzor!" erwiderte er kleinlaut. Bevor er ihr folgte, schenkte er Lily noch ein kleines, hoffnungsvolles Lächeln und machte dann, dass er Ida hinterherkam.

„Ich warte, Ms Grey!" zischte Snape hinter ihr. Lily atmete noch einmal kurz durch und drehte sich um.

Snapes Augen waren zu Schlitzen verengt, die Hände hatte er vor seiner Brust verschränkt und die Art, wie er einfach nur da stand und gar nichts sagte, ließ Lilys Magen ungut zusammenkneifen.

Er musterte sie kurz, drehte sich dann auf dem Absatz um und marschierte schnellen Schrittes Richtung Büro. Lily hatte Mühe ihm zu folgen, ein paar Mal hatte sie ihn schon aus den Augen verloren und für einen kurzen Moment daran gedacht, einfach zu verschwinden, aber irgendetwas in Ihr sagte ihr, dass Severus sie trotzdem finden würde.

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Die Tür peitschte hinter Lily zu als sie in sein Büro trat.

„Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?" flüsterte Snape. Er stand hinter seinem Schreibtisch, den Rücken zu ihr gewandt.

Lily hätte es lieber gehabt, er hätte sie angeschrieen. Dieses Flüstern ließ die Angst durch ihre Venen kriechen und raubte ihr die Möglichkeit jeglichen klaren Gedanken zu formulieren.

„Ich...ich..." stotterte sie unsicher.

Snape drehte sich um. „Du...was?" zischte er.

Lily nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Ich wollte wissen, was du von mir denkst." Sagte sie mit klarer Stimme. Ihre Knie drohten gleich unter ihr zusammenzubrechen und ihre Finger hatten schon wieder dieses ungute Zittern angenommen. Krampfhafte versuchte sie, seinem bohrenden Blick standzuhalten.

„UND VON FRAGEN HAST DU ANSCHEINEND NOCH NIE ETWAS GEHÖRT?" bellte er.

Die Zornesfalte auf seiner Stirn hatte sich gerade um mehrere Zentimeter vertieft.

Lily widerstand der natürlichen Reaktion ihres Körpers, erschrocken zusammenzufahren und blickte ihn stattdessen trotzig an.

„Ha! Du bist wirklich witzig, Severus! Und was hättest du dann gesagt? Mhm?", wütend stemmte sie die Hände in die Hüften, „ Ms Grey, sie sind wirklich eine talentierte Schülerin...in vielerlei Sinne?" imitierte sie Snape.

Severus Augen verengten sich zu Schlitzen. „"Talentiert" wäre wohl doch etwas übertrieben...in vielerlei Sinne" fauchte er, wobei ein diabolisches Lächeln seine Züge umspielte.

Lily stand der Mund offen. „Na vielen Dank auch!" blaffte sie. „Wirklich gut zu wissen!"

Snape sah sie unbeteiligt an. „Ich sagte doch, du hättest einfach nur fragen brauchen."

Doch für Lily war dieses Thema noch nicht gegessen. „Jetzt weiß ich auch endlich, warum du so auf Kessel stehst. Du kannst mit DEINEM Stab einfach nicht umgehen!"

Snape schoss um seinen Schreibtisch herum und stand binnen weniger Sekunden gefährlich nahe vor Lily. „Treib es nicht zu weit!" schnarrte er.

„Ich? ICH?" schrie Lily. Sie hatte nunmehr jegliche Angst vor ihrem Gegenüber verloren.

„Ich soll es nicht zu weit treiben?" Die Wut und die Verzweifelung die sich über die letzten Wochen angesammelt hatten, standen ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Fass dir doch mal an deine eigene, krumme Nase! DU bist es doch, der nicht weiß wo seine Grenzen sind. DU bist es, der es ständig zu weit treibt! Behandelst mich wie ein Nutte, nach dem du mit mir geschlafen hast und..."

Doch bevor sie weiter sprechen konnte, hatte Snape sie bei den Armen gepackt und sie quer durchs Zimmer an die nächste Wand gedrückt. „Hüte deine Zunge, Lily, sonst..."

Unwirsch machte sie sich los und schubste ihn mit aller Macht von sich weg.

Tränen standen in ihren Augen als sie ihn ansah.

„Sonst was?" schrie sie verzweifelt. „Glaubst du wirklich, DAS würde mir weh tun?" mit zittrigen Fingern zeigte sie auf die Stellen an ihren Armen an denen Severus sie grade noch so grob gepackt hatte. „Glaubst du wirklich, DAS würde mich auch nur noch im geringsten beeindrucken? Hast du auch nur die geringste Vorstellung davon, wie sehr du mir weh getan hast? Ohne mich dabei auch nur einmal zu berühren?"

Langsam, ohne den, immer noch gleichgültig dreinblickenden Tränkemeister aus den Augen zu lassen, fing Lily an durch den Raum zu waten. Tränen liefen über ihre Wangen. Benetzen ihre T-Shirt.

„Du hast mich behandelt wie DRECK! Du hast dir genommen was du brauchtest und den Rest einfach zurückgelassen! Dir war es doch scheißegal, wie es mir dabei geht! Dass du dich einfach zurückziehst, nachdem du mich genommen hast und wieder den korrekt Herrn Oberlehrer spielst, das KOTZT mich an!"

Wütend, dass sie schon wieder vor ihm weinte, strich sie sich ärgerlich die Tränen aus dem Gesicht.

„Du hast doch keine Ahnung wie das ist, wenn man jemanden wirklich begehrt. Und wenn dieser Jemand dieses Begehren dann erwidert ist das wie...wie der Himmel schlechthin! Doch was ist, wenn sich dieser Jemand einem dann ganz und gar entzieht?

Du fühlst dich leer und ausgelaugt. Du kannst nicht mehr schlafen, weil du andauernd an die Berührungen, Gesten und Küsse des Anderen denken musst. Es macht dich verrück!"

„Ich habe dich begehrt" Lily lächelte ihn durch einen Tränenschleier müde an.

„Und dann..." entkräftet strich Lily sich die Wogen ihres roten Haares hinter die Ohren, sodass Snape genau auf ihre vernarbte Wange sah.

„Ich konnte nicht schlafen. Ich musste ständig an dich denken. Und du hast mich nicht einmal mehr angesehen!"

Snape holte gerade Luft und es sah aus, als wolle er zu einer Antwort ansetzen, doch Lily winkte nur ab.

„Nein, Severus. Jetzt bin ich mal dran! Du fragst mich, warum Marius und ich das getan haben?"

Sicheren Schrittes ging sie nun energisch auf Snape zu, der immer noch wie eine Salzsäule mitten im Raum stand und sie von oben bis unten musterte.

„Weil wir beide keinen anderen Ausweg sahen. Wir wären daran zugrunde gegangen, nicht zu wissen, was ihr, Ida und Du für uns fühlt."

Sie stand ihm nun ganz nahe, so nahe, dass ihr Nasenspitze fast seine Lippen berührte.

„Selbst wenn uns dieser Sentimento-Trank eröffnet hätte, dass ihr uns nicht liebt, oder was auch immer, hätten wir es wenigstens gewusst. Verstehst du das, Severus?"

Severus sah überheblich auf sie herab, als er sprach klang er ungerührt.

„Und selbst dann, hättet ihr ja noch euch beide gehabt um euch zu trösten, nicht wahr?"

Lily zog eine ihrer Augenbrauen in Snape-Manier nach oben. „Und? Du hattest Ida und ich hatte Marius. Quit pro quo." Sagte sie kaltherzig und sah in dabei direkt in die schwarzen Augen.

„Ah" sagte Snape gelassen. „Also war das für dich ein kleines Rachespielchen in der Hoffnung mich eifersüchtig zu machen?" Ein bittersüßes Grinsen huschte über sein Gesicht.

Lily tat so als würde sie über etwas nachgrübeln. „Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass es am Anfang so war, ja. Doch gleich nachdem ich diese äußerst heiße Nacht mit Marius verbracht hatte, kam ich zu dem Schluss, dass das bei dir sowieso nichts bringen wird. Denn du bist und bleibst ein emotionsloses-kaltes-Arschloch!"

Bei den letzten drei Worten tippte Lily Severus bei jedem Wort hart in die Brust und starrte ihn unverhohlen an.

Auf Snapes Stirn pochte eine Ader verdächtig schnell, doch der Tränkemeister behielt seine Contenance. „Und TROTZDEM hast du versucht mein Blut zu stehlen um damit meine Gefühle für dich zu erfahren." Sagte er lässig. „Tz tz tz, wie wichtig können dir die Gefühle eines emotionslosen, kalten Arschlochs schon sein, frag ich mich?"

„Hoffnung" sagte Lily leise. „Vielleicht die gleiche Hoffnung, die Dumbledore trotz deiner Vergangenheit in dich hatte."

Diesmal war es Snape, der seinen Kopf wegdrehte. Doch Lily zog ihn sanft am Kinn zurück und zwang ihn, sie anzusehen.

„Die Hoffnung, dass du die Liebe, die ich für dich empfinde, durch deine kalten, schwarzen Augen sehen kannst."

Nach einem kurzen Blick in seine, nun doch leicht entgleisten Gesichtzüge, ließ sie von ihm ab und trat Richtung Ausgang.

Als sie die kühle Klinke in die Hand nahm, sah sie noch einmal zurück.

„Ach Severus? Zieh mir ruhig Hauspunkte ab, gib mir Strafarbeiten" sie zuckte mit den Schultern. „Das war es mir wert."

Mit diesen Worten trat sie durch die Tür. Zum ersten Mal verließ sie Snapes Büro mit dem untrüglichen Gefühl, gesiegt zu haben.

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Fast andächtig schlenderte sie durch die langen Flure von Hogwarts. Die Nacht war nun völlig verschwunden und die Sonne überzog die Länderein in den schönsten violett und orange-Tönen. Das Schloss war ihr Zuhause geworden. Sie liebte es wie keinen zweiten Platz auf der Welt.

Und nun hieß es bald Abschied nehmen. Abschied für immer.

Heute würde sie nicht zum Unterricht gehen. Heute würde sie einfach nur ihre eigene Freiheit genießen.

Sie ließ das gerade passierte noch einmal Revue passieren und musste über sich selbst grinsen.

Wenn man bedenkt, wie viel Angst sie in der ersten Klasse noch vor Snape hatte! Manchmal hätte sie am liebsten seine Stunden geschwänzt. Zusammengesunken, den Tränen nahe, war sie manchmal gewesen, wenn er sie vor der ganzen Klasse zusammengefaltet hatte!

Und eben hatte sie IHN zusammengefaltet und dabei, so schien es ihr, die Wut von ganzen Sieben Jahren herausgebrüllt.

Sie verließ Hogwarts durch die großen Eichentüren und machte sich auf den Weg zum See. Dort angekommen, zog sie sich die Schuhe aus und vergrub ihre nackten Zehen im Sand während das Wasser sanft über ihren Fußrücken schwabbte.

„Chej." Marius legte vorsichtig seine Hand auf ihre Schulter.

„Hey." Antwortete Lily.

„Duh lehbst noch?" Marius lächelte Lily an.

Sie lächelte zurück. „Ja, ich lebe noch. Und du siehst auch noch ganz lebendig aus."

Marius sah grinsend nach unten. „Chja. Weizt duh, Idah wahr garr niccht sooo sauer auf micch."

Lily schubste Marius freundschaftlich an. „Ach nein?" fragte sie schelmisch.

„Neihn. Zie wahrr eherr...wie sahgt man?...gerührrt."

„Tatsächlich? Na, du hast es gut." Brummte Lily.

„Natürrlich wahr sieh wühtend, chaber alz icch ihr erklährt chabe, warrum icch dahz gemacht chabe...na ja, zie fahnd ches niccht guht chaber zie chat micch verrstanden."

„Also ist alles wieder im Lot" fragte Lily.

„Challes chalb so schlimm. Biz Schulchende darrf icch zie niccht mehrr sehen, chaber dann kahnn icch ja macchen waz icch will..."

Lily hakte sich bei Marius ein. „Das freut mich für dich."

„Chund bei dir?" fragte Marius vorsichtig, als die beiden Arm in Arm ins Schloss zurückgingen.

„Mhm...Also mir geht's gut." Sagte Lily lächelnd.

Marius lachte. „Verrrstehe. Duh chast ihm Zaures gegehben!"

Jetzt musste auch Lily lachen.

Eine Weile gingen sie stillschweigend nebeneinander her. Als sie vor dem Portraitloch der Slytherins angekommen waren, drehte sich Marius noch einmal zu Lily.

„Chier." Er hielt eine halbvolle Phiole mit einer schwarzen Flüssigkeit vor ihre Nase. Der Rest des Sentimento-Tranks. „Fahlls ez nocch cheinmal einen Dickkohpf chin deinem Lehben gehben sollte, derr dumm genug izt, dirrr niccht zu sahgen, daz cher dicch liehbt."

Lily nahm die Phiole mit einem Lächeln an. „Danke, Marius." Sie reckte sich und gab ihm einen Kuss auf die Wange.

Marius wollte gerade gehen, als Lily ihn zurückhielt. „Marius? Was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte. Wie bist du eigentlich an Idas Blut gekommen?"

Ein mysteriöses Grinsen huschte über Marius Gesicht.

„Daz möcchtest duh niccht wirklich wizzen, Lily." Sagte er grinsend. „Ches chat etwaz mit Peihtschen chund Chandschellen zuh tuhn."

Mit einem kurzen Hochziehen seiner Augenbrauen drehte er sich um und ließ Lily mit ihrer eigenen, schmutzigen Fantasie allein zurück.