So, ein neues Kapitel! Unter Schweiß und Tränen in der Bullenhitze entstanden!

Ganz herzlichen Dank nochmal für die lieben Reviews und natürlich freue ich mich weiterhin super doll auf Neue!

Viel Spaß beim Lesen

Morgaine

17.

Lily lag auf ihrem Bett und betrachtete die Zimmerdecke. Es waren knapp drei Stunden vergangen, seit Marius sie zu ihrem Zimmer begleitet hatte. Sie hatte sich sofort aufs Bett gelegt und seitdem nicht wieder bewegt.

Sie war tief in ihrer Gedankenwelt gefangen, hatte die Welt um sich herum vergessen.

In ihr tobte ein Kampf zwischen unendlicher Erleichterung und der langsam aufkommenden Klarheit was sie da, in Snapes Büro eigentlich gesagt hatte.

Sie hörte, wie langsam Leben in den nebenan liegenden Gemeinschaftsraum kam.

Aufgeregte Stimmen drangen gedämpft an ihr Ohr. Das Geschnatter der frühreifen Drittklässlerinnen genauso wie das Imponiergehabe der Quidditchmannschaft. Dank ihrem letzten Sieg und den daraus hervorgegangenen Punkten Slytherin zum Dritten Mal den Hauspokal gewonnen hatte. Morgen würde Dumbledore den Pokal übergeben.

Morgen würde ihr letzter Tag hier sein...

„Lily...? Kommst du mit zum Frühstück?" Grace McCoullough klopfte sachte an ihre Tür.

Seit dem Abschlussball hatte Marcus sei komplett ignoriert und Grace, die Lily schon seit Jahren nachstiefelte, hatte mit Freuden und ohne Lilys Einwilligung, Marcus Platz übernommen.

„Nein. Mir geht's nicht so gut. Ich glaub ich bleib heute lieber im Bett." Lily hustete ein paar Mal gekonnt und ließ ihre Stimme so heiser wie möglich klingen.

„Oh...Ok. Ähm, soll ich Snape Bescheid sa-"

„NEIN!...äh, ich meine (hust hust) nein, das mach ich schon" verbesserte sie sich schnell.

„OK...dann...gute Besserung!"

„Ja, Danke" sagte Lily.

Langsam aber sicher nahm das Getrappel aus dem Gemeinschaftsraum ab und Lily war wieder allein.

Phh, die war sie los. Vorerst. Etwas schläfrig drehte sie sich auf die Seite, den Kopf auf ihr Hand gestützt, und besah sich ihres Zimmers.

Seit dem Kesselunfall hatte sie nicht mehr aufgeräumt. Ihr ganzes Zimmer sah aus wie ein Trümmerfeld!

In jeder Ecke stapelten sich Bücher, ihre Klamotten lagen verteilt vor ihrem Kleiderschrank und streuten sich über diverse Stühle und Kommoden bis hin zur Eingangstür, abgebrochenen Federkiele lagen verstreut auf ihrem Schreibtisch genauso wie zusammengeknüddelte Pergamentrollen, diese allerdings verzierten auch den Boden. Vor ihrem Bett sah es aus wie ein Taschentuch-Massengrab. Aus der Zeit in der sie Severus noch nachgeweint hatte.

Sie setzte sich auf und betrachtete ihr Zimmer kritisch.

Wie zur Hölle schaffte sie es Tag für Tag überhaupt bis zu ihrem Bett zu kommen, ohne auf irgendetwas auszurutschen und sich fürchterlich den Kopf anzuschlagen?

Mit der Option, wenn sie es nicht tat, einfach nur rum zu liegen und nachzudenken (denn schlafen konnte sie einfach nicht), entschied sie sich, spontan aufzuräumen und die wichtigsten Sachen schon mal in ihre Koffer zu packen.

Den Zauberstab ließ sie dabei allerdings links liegen. Sie wäre mit Magie in weniger als fünf Minuten fertig gewesen und dass wäre dann doch nicht Sinn der ganzen Sache.

Vorsichtig kämpfte sie sich ihren Weg bis zum Kleiderschrank und griff zaghaft an dem Türknauf. Allein diese kleine Berührung reichte allerdings schon aus!

„WA-?"

Die Türen sprangen auf und eine Wäscheflut kam ihr entgegen, haute sie von den Füßen und begrub sie unter sich.

Unwirsch kämpfte sich Lily durch eine Horde von Wollpullis, T-Shirts und kurzen Hosen zurück an die Oberfläche.

„Verdammter magischer Kleiderschrank!" zischte sie wütend als sie sich von einer besonders hartnäckigen Strumpfhose, die an ihrem Rücken klebte, befreite.

Sie hatte gar nicht mehr daran gedacht, wie viele Klamotten in diese verzauberten Schränke hineinpassten!

Geschweige denn, dass sie überhaupt so viele Sachen hatte!

Einige der Kleidungsstücke, die nun ihren Fußboden zierten, könnte man fast schon als Raritäten bezeichnen.

Da waren bedruckte T-Shirts („Hex Hex!- Das original Bibi Blocksberg Fan-T-Shirt") und Hosen die ihr mindestens um x-Tausend Kleidergrößen zu klein waren und aus der ersten Klasse stammten.

„Na toll." Seufzte sie, schnappte sich nun doch ihren Zauberstab, grub sich eine kleine Mulde zum Sitzen zwischen all den Klamotten und begann, die alten Klamotten auszusortieren und klein zu zaubern, damit der Mülleimer nicht so schnell voll wurde und den Rest zusammenzufalten und in ihre Koffer zu packen.

Die ganze Aufräumaktion dauerte gute zwei Stunden. Und damit war nur das Chaos bereinigt, dass sich durch das Öffnen des Kleiderschranks gebildet hatte.

Ihr Zimmer sah noch genauso dreckig aus wie vorher.

Schon leicht depressiv, angesichts des ausbleibenden Erfolges ihr Zimmer sauber zu kriegen, schnappte sich Lily den Mülleimer und schob die zerknüllten Pergamentrollen mitsamt den Federkielen in den Mülleimer, sammelte den Rest Papier vom Boden, packte ihre Bücher und andere Schulutensilien in die große hölzerne Reisetruhe.

Es war fast Mittag. Eine unangenehme Schwüle drückte sich durch die Wände in ihr Zimmer. Ihr lief der Schweiß von der Stirn.

Sie war gerade dabei, die Heerschar von Taschentüchern vor ihrem Bett einzusammeln, als es zaghaft an ihre Tür klopfte.

„Wer will was?" fragte Lily forsch. Sie hatte wirklich keine Lust auf Besuch.

„Ms Grey. Hier ist Ida Andrejevna. Ich habe gehört, dass Sie krank sind und wollte einmal nach Ihnen sehen." Sagte Ida besorgt.

Lily war platt. Was bildete sich diese Person ein, einfach nach ihrem Befinden zu fragen?

„Ms Grey?" fragte die Stimme hinter der Tür vorsichtig.

Und ihre glockenklare Stimme! Sie hasste das! Sie hasste diese perfekte Frau!

„Mir geht es schon besser, Professor Andrejevna. Danke." Sagte Lily süßlich wobei sie der Tür und der Person die dort hinter stand einen Todesblick versetzte.

„Würden Sie mich trotzdem einen Moment hereinlassen?"

Die Professor klang wie ein Engel und das brachte Lily noch mehr bis zur Weißglut.

„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Ich möchte nicht, dass sie sich anstecken, Professor" antwortete Lily gepresst.

„Ich glaube nicht, dass ich mich von Liebeskummer anstecken lassen kann." Sagte Ida sanft. „Bitte, lassen Sie uns reden."

Lily saß unschlüssig auf dem Boden vor ihrem Bett. Die Beine im Schneidersitz verschlungen und starrte unschlüssig auf die Tür. Sie wollte nicht darüber reden, schon gar nicht mit DER.

„Ich lasse nicht locker, bis Sie mich reinlassen, Ms Grey" sagte Ida geduldig.

Lily verdrehte die Augen und ließ die Tür mit einem Wink ihres Zauberstabes aufschnappen.

Ida stand lächelnd in der Tür. Ihr glänzendes schwarzes Haar trug sie in einem Pferdeschwanz, der ihr bis zur Hüfte reichte, einige Strähnen fielen ihr locker ins Gesicht.

Sie trug ein Bordeauxrotes Schnürkleid mit einem schwarzen Reiseumhang darüber.

Sie sah aus wie ein dunkler Engel.

Und da saß Lily. Ausgefärbtes T-Shirt, zerschlissene Jeans, die Haare locker verknotet, so dass sie in allen Himmelsrichtungen abstanden. Einige Strähnen klebten in ihrem Schweißbedeckten Gesicht. Ihre Finger wiesen Tintenflecken von den zerbrochenen Federkielen auf und einer ihrer Socken hatte ein drei Zentimeter großes Loch.

Definitiv

Kein

Engel.

„Hallo" sagte Ida freundlich.

„Was wollen Sie?" Lily rappelte sich auf und starrte Ida feindselig an.

Doch diese lächelte nur sanft und betrat ihre Wohnung.

„Schön haben Sie es hier...Oh, sie packen schon?" Ida schlenderte durch Lilys Wohnung und blieb vor den offenen Koffern stehen.

Sie drehte sich um und zeigte auf ihr Bett.

„Darf ich?"

Lily verschränkte die Arme und grummelte: „Wenn's sein muss."

Doch die russische Professorin ignorierte Lilys miesmuffeligen Tonfall und setzte sich dankend.

Sie seufzte. „So, Ms Grey. Wie geht es Ihnen?"

Lily, die sich mittlerweile gegen den Türrahmen gelehnt hatte, antwortete süßlich: „Ganz ausgezeichnet, Professor. Und darf ich mich nach Ihrer werten Befinden erkundigen?"

Ida schmunzelte milde. „Sie haben wirklich einen ausgeprägten Sinn für Sarkasmus...Das gefällt mir." Sie zog ihren Zauberstab aus den langen Ärmeln ihres Kleides und Lilys Schreibtischstuhl wurde magisch näher an das Bett, gegenüber von Ida gezogen.

„Bitte." Mit einer Geste bat sie Lily sich zu setzen.

Etwas widerwillig schob sich Lily von dem Türrahmen und setzte sich der Professorin gegenüber.

„Was genau verschafft mir die Ehre?" raunzte Lily. Immer noch die Arme verkreuzt.

Immer noch lächelte Ida Lily gutherzig an.

Lily sträubte sich dagegen, doch ihre Wut Ida gegenüber schwand nach und nach.

„Du bist böse auf mich, nicht wahr?" fragte Ida nach einer Weile.

„Wie kommen Sie denn auf DIE Idee?" fragte Lily trotzig.

„Du hast mich und Severus gesehen, an dem Abend. An dem Abend als ich angekommen bin, nicht wahr? Marius hat es mir erzählt." Ida hatte sich leicht vorgebeugt und sah Lily direkt an.

Diese vermied allerdings jeglichen Augenkontakt mit ihrem Gegenüber und betrachtete die wundervolle Verspachtelung der Stirnwand ihres Zimmers.

„Es tut mir Leid." Meinte Ida nach einer Weile. „Es tut mir wirklich Leid für dich."

Lilys Kopf schnellte herum und sie sah Ida feindselig an. „Warum sollte ich Ihnen Leid tun?" zischte Lily bedrohlich.

Lily tobte innerlich. Am liebsten hätte sie ihr ihren PERFEKTEN Kopf von ihrem PERFEKTEM Körper gerissen? Was zur Hölle meinte Sie mit „Es tut mir Leid für dich?"

Sie war kein kleines egoistisches, pubertierendes Mädchen, dass mit ihrem von ihr heimlich angehimmelten Lehrer geschlafen hat und nun nicht verkraftet, dass da nicht mehr ist! Sie war eine Frau! Naja, auf dem besten Weg dahin. Und sie hatte mit Severus geschlafen weil sie es so wollte. Keine dämlichen Klein-Mädchen Fantasien steckten dahinter sondern pure Lust! Verdammt was bildete sich diese Frau eigentlich ein ?

Doch Ida blieb ruhig. Sie hatte sogar die Frechheit noch näher an Lily heranzurücken und vorsichtig ihre Hände in die Ihren zu nehmen.

„Es tut mir Leid," sagte sie klar und deutlich, wobei sie Lily direkt in die Augen sah, „dass du dich in den unmöglichsten Mann dieser Galaxie verliebt hast."

Lily entzog ihr rau ihre Hände. „Ich bin nicht verliebt." Bellte sie.

Wieder huschte ein sanftmütiges Lächeln über Idas Lippen. „Doch bist du. Und das ist auch gar nichts schlimmes! Das passiert jeden! Ich bin das beste Beispiel."

Lily sah sie skeptisch an. „Sie-Sie meinen, Sie lieben-?"

„-Marius, genau." Vollendete Ida Lilys Satz. „Man kann dagegen nichts tun, auch wenn man weiß, dass es verboten ist. Dieses Gefühl ist einfach da." Wieder huschte ein Lächeln über Idas Gesicht nur diesmal sah es trauriger aus.

„Warum erzählen Sie mir das?" fragte Lily. Ihr Gemüt hatte sich angesichts Idas Offenbarung schon wieder etwas beruhigt.

„Ich habe heute morgen Severus getroffen...Lily, irgendetwas...das, was gestern zwischen Euch vorgefallen ist..." Ida atmete tief durch und schüttelte den Kopf.

„Nein. Versuchen wir es anders: Was ich versuche dir hier zu sagen, ist..ähm... Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille...Stell dir vor, du besitzt etwas unheimlich Wertvolles. Du behältst es für dich. Holst es jeden Abend aus deiner Nachttischschublade und bewunderst dessen Schönheit. Du liebst es, willst es gar nicht mehr aus der Hand geben.

Bist süchtig danach, es zu berühren. Aber du hast auch Angst. Angst jemand könnte dieses Wertvolle Etwas finden und es dir wegnehmen. Du beschützt es wie ein Wachhund. Lässt niemanden an diese Schublade kommen. Denn du weißt, wenn sie es finden, werden sie es dir wegnehmen."

Sie sah Lily an.

„Verstehst du, was ich meine?"

„Was hat das hier mit alle dem zu tun?" fragte Lily irritiert.

Ida schüttelte verzweifelt den Kopf und flüsterte: „Ich hab's gewusst. Verdammter Sturkopf!"

Lily beugte sich vor. „Was haben Sie gesagt?"

Ida nahm die Hand vor den Mund. Anscheinend hatte sie da etwas gesagt was sie nicht hätte sagen sollen.

„Was für ein Sturkopf?" stichelte Lily nach.

„Ähm..." Idas Augen suchten wie blind den Raum ab. Lily kannte dieses Zeichen nur zu gut. Genau das verriet sie immer bei Snape.

„Versuchen Sie nicht, mich anzulügen!" keifte sie.

Idas Augen fanden wieder die Ihren. Sie seufzte. „Ich dachte, Severus hätte es dir gesagt."

„Was gesagt?" Lily war irritiert.

„Nein, natürlich nicht" Sagte sie in ihren eigenen Gedanken vertieft. „Ich wollte es ja selbst nicht bei Marius."

Lily starrte sie an. Von was redete diese Frau eigentlich?

Ida nahm wieder ihre Hände und diesmal ließ sie es wortlos geschehen.

„Ich bin froh, dass Marius das getan hat" Versicherte sie der irritierten Lily, „das mit dem Sentimento-Trank, meine ich."

Lily verstand in Bruchstücken was sie meinte. Zumindest das Letztere.

„Sie sind gar kein bisschen böse mit Marius?" fragte Lily.

Ida lächelte ihr undefinierbares Lächeln. „Nein. Er hatte ja keine andere Chance. Ich glaube nicht, dass ich es ihm aus freien Stücken erzählt hätte."

Beide schwiegen einen Moment.

„Darf ich sie etwas fragen?" fragte Lily ruhig.

„Ja sicher!"

„Warum haben Sie mit Severus geschlafen?" Lily wusste, dass sie eine relativ Intime Frage stellte aber immerhin hatte Ida die letzten zwanzig Minuten ihre Seele vor ihr ausgeschüttet. Da kam es auf das ein oder andere Detail nun wirklich nicht mehr an.

„Mhm...schwer zu sagen..." begann sie unsicher. „Ich kenne ihn schon sehr lange, weißt du. Ich habe ihn in meinem ersten Semester kennen gelernt. Da hatte er gerade sein Letztes. Komischer Kauz, dachte ich mir. Aber irgendwie hatte er etwas..."

„...anziehendes." beendete Lily schmunzelnd ihren Satz. „Und verbotenes." Fügte sie noch leise hinzu.

„Genau." Lachte Ida. „Und als ich ihn vor ein paar Wochen wieder sah, und durch die lange Trennung von Marius, da sind alte Erinnerungen wieder hoch gekommen. Aber da war nichts mit Liebe. Ich denke das war so wie mit dir und Marius."

Lily sah sie erschrocken an. Doch Ida schüttelte nur ihren Kopf.

„Ich mach dir keinen Vorwurf daraus, Lily. Rache ist Süß. Marius Versuch mich mit dir Eifersüchtig zu machen, war süß." Sie kicherte. „Und ich muss zugeben, ein klitzekleines bisschen Eifersüchtig war ich schon."

Lily schmunzelte auch. Aber es war ein trauriges Schmunzeln. „Tja, wenigstens bei Ihnen hat es funktioniert."

„Hey," Ida hatte Lilys Kopf sanft am Kinn nach oben gezogen. „Es gibt noch so viele hübsche Kerle auf der Welt...und du bist auch so wunderschön, Kleine. Ganz abgesehen davon, dass man erst die Tapete abreißen muss um zu sehen, was darunter ist." Sie besah Lily noch mit einem mysteriösen Blick und stand dann auf.

„So, ich muss los. Ich kehre heute schon nach Russland zurück."

„Das macht es für Marius sicher einfacher, nicht wahr?" fragte Lily lächelnd.

Ida nickte zustimmend und trat dann zur Tür. „Tust du mir noch einen Gefallen bevor du diese Schule verlässt?"

Liy sah sie fragend an.

„Falls du Severus noch einmal sehen solltest, sag ihm bitte von mir, dass ich denke, dass er ein verflixter Sturkopf ist."

Lily antwortete nicht sofort. Sie hatte eher weniger Lust Severus öfter zu begegnen als irgend notwenig.

„Denk drüber nach." Bat Ida und verschwand dann mit einem Winken aus der Tür.

---

Es war spät in der Nacht als es an Severus Snapes Tür klopfte.

Er hatte es sich gerade vor seinem Kamin mit einem guten Glas Rotwein und einem Buch bequem gemacht.

Fluchend rief er: „ Ich bin nicht zu sprechen!" und vertiefte sich wieder in seiner Lektüre.

Es klopfte erneut. Nörgelnd stand er auf. Bereit jedem, der hinter der Tür stand die Hölle heiß zu machen.

„Verdammt, ich habe doch ge-" er verstummte.

Lily stand in der Tür. Emotionslos sah sie ihn an.

„Ich soll dir von Ida sagen, dass du ein verflixter Sturkopf bist," sagte sie gelangweilt und war schon auf Kehrtwendung als..

„Oh! Ein emotionsloses, kaltes Arschloch UND ein verflixter Sturkopf innerhalb von 24 Stunden und von zwei verschiedenen Frauen genannt zu werden ist neuer Rekord für mich." Sagte Snape in gespieltem Erstaunen.

Lily drehte sich augenrollend um. „Ich hab da noch ein paar Wörter auf Lager, wenn du willst."

„Mhm...Wie feindselig. So was kenne ich von Ihnen ja gar nicht." Zischelte Snape.

„Das spar ich mir jeden Abend extra für Sie auf, Professor." Kauzte sie zurück.

„Na, dann müssen Sie sich in Zukunft ja wohl jemand Neuen suchen, jetzt wo die Schule zu Ende ist, nicht wahr?" geierte er.

„Das werde ich auch! Und diesmal such' ich mir jemanden der nicht so grausam ist wie du!" bellte sie erhitzt.

„ICH BIN NICHT GRAUSAM!" donnerte Snape urplötzlich.

„SCHREI MICH GEFÄLLIGST NICHT SO AN!" bellte Lily zurück.

„Warum denn nicht?" fragte Snape, deutlich leiser aber dennoch bedrohlich. „Du hattest damit gestern doch auch kein Problem?"

„Weil man uns vielleicht hier auf dem Flur besser hören kann als drinnen in deinem Büro!" fratzte Lily. Alles in ihr ging wieder auf Kampf über.

Snapes Augen verengten sich zu Schlitzen. Mit einem schnellen Griff hatte er Lily gepackt und sie in sein Büro gezogen.

Die Tür schloss sich mit einem lauten Knall.

„Hör jetzt mal ganz genau zu", fauchte er bedrohlich, „ das Thema von gestern ist noch nicht beendet, also würde ich vorschlagen, du zügelst dich, sonst wird deine Strafe schlimmer ausfallen, als sie es jetzt schon tut!"

Lily lachte spottend. „Wann willst du mir diese Strafe denn aufbrummen, mhm? Morgen ist der letzte Schultag, falls du es vergessen hast."

Severus zog eine seiner Augenbrauen gefährlich weit nach oben.

„Ich könnte zum Beispiel eine persönliche Beurteilung über dich an jede Zaubertrank-Universität dieses Landes schicken, in der steht, dass du zu kooperativer Arbeit nicht fähig bist und dass du des öfteren gegen Schulregeln verstößt und sogar nicht davor zurückschreckst, verbotene Gefühlstränke zu deinem eigenen Nutzen zu verwenden." Sagte Snape gelassen.

Lilys Mund stand offen. „Das wagst du nicht! Das ist eine Lüge!" donnerte Lily.

Snape wand sich von ihr ab. „Ist es nicht. Du hast versucht, mein Blut mit dem Sentimento-Trank zu benutzen, schon vergessen?"

„Aber doch nur um zu erfahren, was du für mich empfindest!"

Lily war verzweifelt.

„Im Moment empfinde ich nur Abscheu für dich. Du hast versucht, gegen meinen Willen in meinen Geist einzudringen." Schnauzte Snape.

„Du hättest es mir im Leben doch nicht freiwillig gesagt!" raunzte die Schülerin zurück.

Er fuhr herum. „Woher willst du das wissen?" fragte er leise.

Stille. Eine schier endlose Stille, dick wie Beton legte sich zwischen die Beiden.

Lily senkte ihren Kopf. „Severus? Bin ich...bin ich...wertvoll für...für dich?"

Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.

Einen Moment lang, sah er sie nur an. „Ach, jetzt kannst du plötzlich fragen?" seine Stimme klang dabei nicht spöttisch sondern ganz ruhig.

„Bitte..." Lily quälte diese Worte förmlich aus ihr heraus.

Snape seufzte genauso gequält wie Lily. Er musterte sie eingehend.

Lily. Wie sie dastand und zitterte. Schon wieder schlichen sich diese fiesen kleinen Tränen an die Oberfläche und kullerten glitzernd ihre Wange hinunter.

Severus bewegte sich. Er ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich. Energisch zeigte er auf dem freien Platz vor ihm.

„Setzen." Sagte er knapp.

Diesmal folgte Lily Snapes Kommando widerstandslos.

Er saß da, die Augen geschlossen und massierte sich die Schläfen.

„Wertvoll? Anscheinend hattest du ein etwas längeres Gespräch mit Ida?" fragte er leicht verärgert.

Lily strich sich beim Nicken die Tränen aus dem Gesicht.

„Ah..." Snape klang wirklich sehr gequält.

„Also gut." Sagte er schließlich. Ohne weitere Umschweife und ohne Lily noch einmal anzublicken, öffnete er die oberste Schublade seines Schreibtisches und holte eine leere Phiole heraus. Er griff ein zweites Mal hinein und ein spitzer Brieföffner kam zum Vorschein.

Lily beobachtete sein Treiben mit großen Augen.

Er würde doch nicht wirklich das tun, was sie dachte?

Severus rollte seinen linken Ärmel nach oben so dass seine nackte Haut zum Vorschein kam, nahm den Brieföffner und stach grob in sein eigenes Fleisch.

Lily schreckte zusammen, als sie das satte Rot seines Blutes in die kleine Phiole tropfen sah. Sie konnte nicht sprechen. Alle Sinne versagten ihr.

Als die Phiole halb voll war, verkorkte er sie, holte seinen Zauberstab hervor und verschloss die kleine Wunde an seiner Hand.

Mit einem Schnipsen schob er die kleine Glasflasche in ihre Richtung.

„Accio Sentimento-Trank." Seine Stimme klang gepresst. Binnen weniger Sekunden öffnete sich Snapes Bürotür, ließ Lilys halbvolle Sentimento-Flasche hindurch und schloss sich wieder. Die Flasche landete klangvoll neben der mit Severus Blut.

Lily sah Severus fassungslos an. „Warum-?"

Doch der Schnitt ihr das Wort ab. „Da hinten," mit einem weiteren Schwung seines Zauberstabes öffnete sich zwischen seinen vielen Bücherregalen eine kleine Nische und zu sehen war ein großer flacher Teller, aus dessen Inneren weißer Rauch aufstieg," ist mein Denkarium."

Mit diesen Worten stand er auf und verließ seine Räumlichkeiten.