Hi ! Hier wieder ein neues Kapitel. Falls es für den ein oder anderen etwas verwirrend ist, tut es mir Leid aber ich hab hin und her probiert, wie ich das mit dem Denkarium machen soll und im endeffekt hat mir diese Lösung hier am besten zugesagt.

Also viel Spaß damit.

Wie immer bedanke ich mich ganz herzlich bei den fleißigen Reviewerinnen ( an dieser Stelle noch einmal ein ganz großes Dankeschön an devil's angel, bei der ich mich leider nicht persönlich bedanken konnte) und ihr würdet mir eine riesen Freude machen, wenn ihr weiterhin reviewt.

Bis dahin

Morgaine

18.

Wie gebannt starrte sie auf die Tür, durch welche Snape eben verschwunden war.

Träumte sie?

Hatte er eben tatsächlich DAS getan?

Oder halluzinierte sie jetzt schon?

Vorsichtig, als ob sie Angst hätte, sie könne aus diesem Traum plötzlich aufwachen, drehte sie sich wieder zum Schreibtisch.

Das muss ein Traum sein, dachte Lily als sie auf die beiden Phiolen vor ihr blickte.

Doch der Sentimento-Trank schimmerte so real in seiner Düsterkeit und auch die kleinen Blutstropfen, die auf der rauen Oberfläche des Schreibtisches glitzernd zur roten Phiole führten, kamen ihr mehr als echt vor.

Behutsam streckte Lily die Finger aus und berührte das kalte Glas der kleinen Flaschen.

Fühlt sich nicht wie ein Traum an...

Als sie die Hand wieder zurückzog, sah sie, dass an ihren Fingerspitzen etwas Blut klebte. Sie zerrieb es sachte zwischen ihren Fingern.

Kein Traum!

Sie blickte sich um.

Das Denkarium glänzte immer noch in dem Geheimversteck in seiner ganzen mysteriösen Schönheit. Der schneeweiße Rauch schwebte geheimnisvoll über den Rand der Schale, bedeckte dessen gusseisernen Ständer und flutete wie die Gischt des Meeres über den Fußboden wo er sich nach wenigen Metern im Nichts verlor.

Lily griff sich die beiden Fläschchen und stand auf.

Dort wo sie hintrat, machte der Rauch ihr den Weg frei und zerfloss nach allen Seiten.

Zögernd trat sie vor die große, flache Schüssel.

Einige rote Haarsträhnen hatten sich gelockert und fielen nun in ihr Sichtfeld.

Doch das störte sie nicht.

Mit zittrigen Fingern öffnete sie die Flasche mit Severus' Blut.

Ungeheuer vorsichtig, als wäre es das Kostbarste was sie besäße, ließ sie den Inhalt langsam in das Denkarium fließen.

Fast im gleichen Moment als der erste Blutstropfen den Schalengrund berührte, färbte sich der Rauch rot.

Fasziniert beobachtete Lily die heftige Reaktion, die das Blut auf das Denkarium hatte.

Doch sie wusste, sie hatte wenig Zeit sich an der Schönheit der roten Rauchschwaden zu erfreuen, die nun den Boden des Büros in unheimlicher Weise überfluteten und sich mit den letzten weißen Rauchschwaden vereinigten.

Sie musste jetzt weitermachen. Bevor sie der Mut verließ.

Sie stellte die leere Phiole beiseite und öffnete den Sentimento-Trank.

Kritisch beäugte sie dessen Inhalt. Sie hatte Marius nie gefragt, wie viel man von dem Zeug benötigt!

Aber die einst volle Flasche wies nur noch die Hälfte der Flüssigkeit auf, und so goss Lily schulterzuckend den Rest in das Denkarium.

Lily wartete gespannt auf die Reaktion, doch nichts passierte.

Musste den überhaupt etwas passieren?

Sie verdammte sich selbst dafür, Marius nicht einmal gefragt zu haben, wie diese Sache abzulaufen hatte.

Sie strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht und schaute wieder in die Schale.

Dichte, rote Rauchschwaden schwebten ihr wolkengleich entgegen.

Mhm. Vielleicht funktioniert das ganze ja wie ein Zaubertrank und man musste das ganze Gemisch noch umrühren?

Lily ging zurück zum Schreibtisch, schnappte sich den Brieföffner und begann behutsam den Trank umzurühren.

Nachdem sie ihrer Meinung nach lange genug gerührt hatte, legte sie den Brieföffner beiseite und betrachtete erneut das Gemisch.

Nichts.

Das kann doch nicht wahr sein, dachte Lily.

Jetzt hat Severus mir schon freiwillig das Blut ge-...

Moment mal!

Was ist, wenn das gar nicht Lilys Sentimento-Trank gewesen war?

Was, wenn er sich nur einen bösen Scherz mit ihr erlaubt hatte um sich wegen gestern Abend an ihr zu rächen?

Zuzutrauen wär's ihm ja, dachte sie bitter.

Aber was hatte sie dann dort hineingeschüttet?

Vorsichtig beugte sie sich über den Trank.

Genervt bemerkte sie, wie sich wieder eine ihrer fiesen Haarsträhnen lockerte und langsam in ihre Stirn fiel.

Unwirsch versuchte sie noch, das störende Haar aus der Sicht zu angeln, doch die Haarspitze berührte die Oberfläche der ersten Rauchschwaden und

PENG !

Aus der Mitte des Denkariums schoss eine schwarze Rauchfontaine und verfinsterte binnen weniger Sekunden den ganzen Raum.

Erschrocken fuhr Lily zurück und stolperte über ihre eigenen Beine.

Sie griff hinter sich, in der Sicherheit, sich dort an dem anderen Bücherregal abstützen zu können, doch ihr Griff ging ins Leere.

Sie kippte hinten über und erwartete schon mit zugekniffenen Augen den harten Steinboden, doch auch diesmal lag sie falsch.

Als sie aufkam, umfing sie die watteartige Schwärze wie ein Federbett und sie starrte hinauf in... in...

In den Klassenraum für Zaubertränke?

Sie erkannte den Klassenraum sofort, obwohl sie ihn in einer, für sie eher untypischen Perspektive sah.

Vom Lehrerpult aus.

Eine wohl bekannte Stimme drang aus weiter ferne an ihr Ohr, wurde kontinuierlich lauter...nein, dieser tiefe Bariton drang nicht ZU ihr, er kam aus ihrer Richtung.

Es hörte sich an, als würde Severus direkt hinter ihr stehen.

„...Mr Flint, ich kann für Sie und alle Menschen in ihrer späteren Umgebung nur hoffen, dass sie nicht vor haben, jemals einen Beruf zu ergreifen, in dem Sie auch nur in die NÄHE eines Kessels kommen!"

Snape klang sehr erregt und wütend und auch Lily fühlte sich plötzlich so.

Aus irgendeinem, ihr undefinierbaren Grund hätte sei Marcus am liebsten den Kopf abgerissen!

Und da war er ja auch! Lily musste zweimal hinsehen um ihn zu erkennen.

Ein deutlich jüngerer Marcus Flint stand vor einem rauchenden Kessel, versuchte verzweifelt die aus dem Kessel aufsteigenden Flammen mit seiner Robe zu ersticken, während das rothaarige Mädchen neben ihm ihm half und Snape immer wieder böse funkelnd anschaute.

Kein Zweifel. Das Mädchen war sie! Lily erinnerte sich noch gut an diesen Tag. Sie war im dritten Schuljahr. Und sie wusste auch genau, was gleich geschehen würde.

Es war der erste Tag gewesen, an dem sie sich gegen Snape aufgelehnt hatte.

Gespannt betrachtete Lily ihr vier Jahre jüngeres Ich.

„Sein Sie nicht so gemein zu ihm, Professor! So ein Missgeschick kann ja schließlich jedem einmal passieren!"

Lilys Blickrichtung veränderte sich. Sie kam ihrem jüngeren Ich immer näher. Snape musste auf sie zugehen.

„Was haben Sie da eben gesagt, Ms Grey?" zischte Snape.

Die junge Lily sah ihn kampfeslustig an. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten als sie sagte: „Ich meinte lediglich, dass so ein Malheur jedem einmal unterlaufen kann und dass das noch lange kein Grund ist, den armen Marcus so anzubrüllen!"

Lily musste grinsen, als sie sich selbst das sagen hörte.

Doch ihre Gefühlswelt tobte.

Zorn stieg in ihr hoch und irgendwie durchkreuzte der Gedanke ihren Kopf, warum sie Snapes Autorität nur so schwer untergraben konnte.

„Zehn Punkte Abzug von Slytherin für diese Frechheit, Ms Grey. Und wenn Sie es heute noch einmal wagen, ungefragt den Mund aufzumachen, kommen noch zehn Stunden Nachsitzen hinzu! Haben wir uns verstanden?"

Der Blick der jungen Lily brach. „Ja, Sir." Sagte sie gepresst.

Ein Gefühl der Selbstzufriedenheit und des Triumphes durchzog Lilys ganzen Körper wie eine Welle.

Langsam verstand sie. Es war der Sentimento-Trank!

Sie selbst würde sich niemals Selbstzufrieden fühlen, wenn ihr jemand eine Strafe aufbrummte.

Das war Snapes Gefühlswelt! Sei erlebte tatsächlich am eigenen Leib, wie Snape sich fühlte, WAS er fühlte!

„Na, dann zeig mir mal mehr!" flüsterte sie in die Dunkelheit hinein und wie auf's Stichwort verschwamm das Bild einer eingeknickten Drittklässlerin und materialisierte sich wieder.

Wieder sah sie sich. Doch nun war sie deutlich älter. Es war fast kein Unterschied zu der heutigen Lily zu erkennen.

Es schien ihr, dass ihr anderes Ich gerade sehr sauer auf Snape war.

Ok...wann war sie es nicht?

„Hören Sie," Lilys Abbild stand in Snapes Büro, die Hände in die Hüften gestemmt, „ich weiß selbst, dass ich diese Diskussion eh nicht gewinnen werde. Deshalb ignorier ich den Versuch auf Provokation, obwohl ich mich geehrt fühle, dass Sie sich überhaupt die Mühe machen... dennoch, ich bitte Sei um nicht mehr als fünf Minuten ihrer kostbaren Zeit."

Lily erwartete schon, dass Snape sich wieder ärgern würde, doch diesmal empfand sie diese Situation eher für komisch. Sie musste grinsen, nein, besser gesagt, Snape grinste innerlich.

Bevor Lily sich die Bedeutung dieser Situation klar werden konnte, drang Snapes Stimme wieder durch sie hindurch.

„...Ms Grey, noch zwei Minuten!"

Lily sah sich selbst, wie sie einige Zettel vom Boden zusammensammelte und ein Hauch Ungeduld durchzog sie.

„...Ist das Ihr ernst, Ms Grey? Ich soll Mr Cleary, der es von allen diesen schwachsinnigen Zweitklässlern am nötigsten hat, sich in Zaubertränke zu verbessern, beurlauben?"

Lily fühlte die ihr schon bekannte Woge von Zorn und Unglauben ihren Körper durchziehen.

„...Sir, Justins kleiner Bruder hat vor fast anderthalb Jahren einen Angriff der Todesser nur knapp überlebt. Seine Großeltern und seine Schwester sind gestorben.

Er lag seitdem in St. Mungo's. Komatöser Zustand. Vor drei Monaten ist er aufgewacht. Das wäre der erste Geburtstag, den er zu Hause feiert!" Lily sah sich selbst, wie sie sich, bzw. Snape hilflos anblickte.

Auch Lilys Blickfeld blieb das selbe. Also rührte sich Snape nicht.

Sie fühlte sich auf einmal traurig. Unendlich traurig und sie hatte das Gefühl, ihr der linke Unterarm wie Feuer brannte.

Lily wusste, dass es nicht ihr Arm war. Es war das Zeichen des Dunklen Lords, dass in Severus' Haut eingebrannt war.

„Ich will dass nicht mehr sehen!" sagte sie traurig und wie auf Kommando, verklärte sich die Sicht.

Als der Blick wieder klar wurde, sah sie in Snapes Labor.

Sie wunderte sich schon, was dort so wichtiges passieren könnte, als sei vom Nebenraum ihre eigene Stimme hörte.

„Meinen Sie das ernst?"

Lily fühlte sich auf einmal überlegen, als ob sie einen wichtigen Wettbewerb gewonnen hätte.

Die Decke über ihr drehte sich. Nein, Severus musste sich herumdrehen.

Er ging aus dem Labor und schaute in sein Büro.

Dort sah Lily wieder sich selbst. Sie stand an der Tür und hatte ihren Rucksack in der Hand, erwartungsvoll blickte sie Snape an.

„Ich mache keine Scherze," sagte Snape samtig, „schließlich wird mir nachgesagt, dass man mit mir keinen Spaß haben kann. Und ich will mir mein so hart erarbeitetes Image doch nicht kaputt machen."

„Wirklich?" hörte Lily sich selbst fragen.

Oh nein, sie erinnerte sich wieder an diesen Tag! Sie konnte sich nur zu gut erinnern, was gleich geschehen würde...

„Ja, wirklich. Ms Grey, wie Sie wissen wiederhole ich mir nur äußerst ung..."

Oh Gott, es war passiert! Lily sah sich selbst wie sie auf sich, nein (!) Severus zurannte und ihn küsste.

Für einen kurzen Moment, wollte Lily noch etwas sagen und somit die Szene überspringen, doch ein wohliges Gefühl in ihrem Bauch ließ sie innehalten.

Sie schluckte. Snape schien diesen Kuss zu genießen!

Gerne hätte sie dieses prickelnde Gefühl, dass sich langsam in ihr breit machte, noch länger genossen, doch diesmal änderte sich die Szene von selbst.

Smaragdgrüne Augen sahen sei erwartungsvoll durch ihr kleines Sichtfenster mitten in der Dunkelheit an. Warum war sie Snape so nahe?

„Dann beende es doch!" hörte sie sich sagen.

Ihr ganzer Körper kribbelte, gebannte betrachtete sie ihre eigenen Lippen.

„Ja, das sollte ich wohl." Sagte Snape heiser.

Lily hatte das unbändige verlangen, die Person, die sie durch das Fenster sah, sich, zu berühren.

„Ja, das solltest du wirklich." Flüsterte ihr Abbild und reckte sich noch weiter Severus entgegen.

Lilys Verlangen nach einer Berührung wurde immer größer, doch irgendetwas hielt sie zurück. Sie fühlte sich plötzlich alt und hässlich.

„Das willst du nicht wirklich, glaub mir." Flüsterte Snape schweren Herzens.

„Oh doch, und ob ich das will" bekräftigte ihr Ebenbild und küsste ihn.

Lilys Herz fing an zu rasen bei dieser plötzlichen Berührung. Das kleine wilde Ungheuer meldete sich in ihrem Bauch und sie schaffte es nur mit großer Mühe, die Versuchung diese andere Lily da draußen zu berühren, abzuwenden.

„Prof...Severus, bitte schick mich nicht weg." Hörte sie sich sagen und die bloße Erwähnung Snapes Vornamens, ließen in ihr ungeheuerliche Lustgefühle entstehen.

Sie konnte das ungeheuer nun nicht mehr zähmen. Gebannt beobachtete sie, wie Snape sie küsste, ein Feuerwerk entbrannte in ihrem Körper...das Bild verschwand.

Ihr ganzer Körper zitterte noch immer vor Erregung. Eine Gänsehaut jagte die Andere.

Hatte Severus sie wirklich so sehr gewollt?

Die Tür zu Snapes Geist öffnete sich noch einmal und als sie wieder etwas erkennen konnte, wusste sie genau, wann und wo sie war.

Sie sah wieder sich selbst, wie sie im Schneidersitz auf ihrem Bett saß,

„...Und das soll ich dir abkaufen?" fragte Snapes Stimme harsch.

„Nein." Hörte Lily sich selbst todernst antworten. „Du hast mich erwischt. Nachdem ich bei dir war, hab ich noch meinen anderen heimlichen Lover besucht. Man, ich sag' dir, das war vielleicht ne geile Nummer!"

Lilys Magen zog sich krampfhaft zusammen. Sie kannte dieses Gefühl nur zu gut.

Es war das Gleiche, das sie beim Anblick von Snape und Ida empfunden hatte.

„Wer?" fragte Snape böse.

„Also gut, also gut...Es ist...Dumbledore!"

Die Enge in Lilys Magengrube entspannte sich umgehend. Enorme Erleichterung flutete ihre Sinne.

Als Lily die Szene so aus der Dunkelheit betrachtete, kam ihr eine Idee.

„Können wir das irgendwie...äh, vorspulen?"

Ihr Wunsch wurde sofort erhört und das Geschehen lief schneller ab.

Snapes Sturheit, der (äußerst angenehme) Sex...

„Stop!" rief sie.

Durch das Fenster blickte sie auf ihr Haar hinab, Snapes Finger spielten zärtlich mit einigen ihrer Locken.

Lily schloss die Augen und wartete auf ein Gefühl.

...Mhm...ja, sie fühlte sich gut...irgendwie wohlig.

Dann kam, worauf Lily gewartet hatte.

Snape setzte sich ruckartig auf.

„Anziehen!" kommandierte er und stand selbst auf, um sich zu bekleiden.

Lily wurde schlagartig schlecht. Auch dieses Gefühl kannte sie und zum ersten Mal verstand sie, warum Severus plötzlich immer so abweisend war. Es war sein Gewissen!

Das schlechte Gewissen, mit einer Schülerin, einer seiner Schutzbefohlenen, geschlafen zu haben.

„Ok!" Lily schluckte. „Weiter."

Das Bild löste sich wieder auf.

Was als nächstes geschah, war ungewöhnlich.

Sie fühlte zuerst etwas, bevor sie sah, um was es ging.

Und dieses Gefühl, das als nächstes auf sie einhämmerte, kannte sie nur zu gut.

Und die Intensität, mit der es auf sie einschlug, stahl ihr den Atem.

Es war Angst. Pure Angst!

Als dann endlich auch das Bild zu sehen war, war sie sogar noch mehr geschockt.

Wieder einmal sah sie sich. Doch diese Lily war weder wütend noch glücklich, noch irgendwas.. sie hatte die Augen geschlossen, Blut lief über ihre rechte Wange.

Jemand trug sie. Ihrer Perspektive aus zu urteilen, musste es Snape sein.

„Chizt zie cho keh?"

Lily hörte Marius' zittrige Stimme unweit neben sich. In ihr stieg plötzlich unbändige Wut auf.

„Mr Jefimowitsch. Sollte Ihnen der klägliche Rest ihres Lebens auch nur irgendetwas Wert sein, dann sprechen Sie mich jetzt nicht an, sonder machen diese verdammte Krankenhaustür auf!" schrie Snape.

Snapes Blick ruhte weiterhin auf Lily. Verzweifelung kroch in ihm hoch, Sorge, ob sie je wieder aufwachen würde...

Schwärze.

Ohne Lilys zutun war das Geschehen verschwunden.

Puzzleteil für Puzzleteil setzten sich langsam für Lily zusammen.

Sie dachte an das Gespräch, das sie im Delirium zwischen Poppy und Dumbledore mit angehört hatte.

Darüber, wie unwirsch er darauf reagiert hatte, als Poppy ihn nicht zu ihr lassen wollte...

Tränen kullerten ihr über die Wangen, tropften ungehört auf die schwarzen Wattewolken, auf denen sie gebettet war.

Durch ihren Tränenschleier hindurch sah sie, we sich das nächste Szenario langsam materialisierte.

Irritiert blickte sie auf eine, ihr unbekannte Szene.

Vor sich sah sie den prasselnden Kamin. Eine Hand, Severus Hand, hielt ein Glas Rotwein, schwenkte ihn andächtig hin und her.

Lily fühlte sich plötzlich sehr sehr traurig.

„Es muss aufhören!" hörte sie Severus Stimme leise flüstern.

„Sobald es ihr besser geht, ist es vorbei."

Lily verstand.

Natürlich wusste sie, was folgte. Die darauf folgenden Wochen waren die Hölle für sie gewesen. Severus hatte sich ihr erbarmungslos entzogen.

Erbarmungslos...das hatte sie jedenfalls immer gedacht...doch warum fühlte sie sich nur so niedergeschlagen und unglücklich?

Wie ein bunter Knall erschien das nächste Bild. Es war der Abschlussball. Sie sah sich aus weiter Ferne mit Marius tanzen.

„Na, du scheinst dieses Mädchen wohl zu mögen, so wie du sie anstarrst!" Idas Stimme klang an ihr Ohr. Severus drehte sich zu ihr.

„Nein! Sie ist nur eine kleine Besserwisserin, die nicht weiß, wann sie den Mund zu halten hat!" antwortete er rau.

Wieder blickte Snape auf das tanzende Paar. Eifersucht durchzog Lilys Bauch.

„Zeig mir letzte Nacht!" sagte Lily gefasst. Sie dachte daran, was sie gestern alles zu ihm gesagt hatte...hatte sie in so falsch eingeschätzt?

„...Du hast mich behandelt wie DRECK! Du hast dir genommen was du brauchtest und den Rest einfach zurückgelassen! Dir war es doch scheißegal, wie es mir dabei geht! Dass du dich einfach zurückziehst, nachdem du mich genommen hast und wieder den korrekt Herrn Oberlehrer spielst, das KOTZT mich an!"

Lily sah ihr fassungslos und über und über mit Tränen bedecktes Selbst wie eine Furie in Snapes Büro hin und her laufen.

Noch einmal schloss sie die Augen und konzentrierte sich auf ihr Bauchgefühl.

Flau, eindeutig. Sie fühlte sich schwach und ausgelaugt. Sie würde am liebsten etwas sagen, doch sie wusste nicht, was.

„...Ich habe dich begehrt" die andere Lily lächelte Snape durch einen Tränenschleier müde an.

„Und dann..." Lily sah sich selbst ihr Haar zurückstreifen und blickte auf die Wunde. Ihr Herz wurde ihr schwer.

„Ich konnte nicht schlafen. Ich musste ständig an dich denken. Und du hast mich nicht einmal mehr angesehen!"

Alles in ihr schrie „Nein! Das ist nicht wahr!", alles in Severus schrie das. Aber er sagte nichts. Lily fühlte, dass er das einfach nicht sagen konnte. Es war fast, als traute er sich nicht.

„...Und TROTZDEM hast du versucht mein Blut zu stehlen um damit meine Gefühle für dich zu erfahren...Tz tz tz, wie wichtig können dir die Gefühle eines emotionslosen, kalten Arschlochs schon sein, frag ich mich?" Snapes Stimme klang kalt und emotionslos.

Doch Lily wusste es nun besser. Sie fühlte, dass er ihr eigentlich viel lieber gesagt hätte, dass er sich sehr wohl sorgen um sie gemacht hatte, dass er sie sehr mochte und begehrte...doch er konnte es einfach nicht.

Hoffnung" sagte Lilys zweites Ich leise. „Vielleicht die gleiche Hoffnung, die Dumbledore trotz deiner Vergangenheit in dich hatte."

Das Bild entschwand ihr.

Lily war total aufgelöst. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte.

Warum war Severus nur so ein sturer Idiot gewesen und hatte ihr nie gesagt, was er für sei empfand?

Es wäre alles so viel einfacher gewesen und sie hätte ihm nie solch böse Worte wie gestern Nacht an den Kopf geworfen.

Die Dunkelheit um sie herum wurde seichter. Der watteartige Untergrund, auf dem sie lag, wurde härter. Das kleine Blickfenster verschwamm, löste sich langsam auf, und bald starrte Lily auf die Steindecke des Büros.

Langsam setzte sie sich auf. Ihr war ganz schön schwindelig von dem gerade erlebten und ihre Gedanken fuhren Achterbahn.

„Na, zufrieden?" Snape saß vor dem Kamin, den Rücken zu ihr gewandt.