Da der Prolog ja äußerst kurz ist, dachte ich es ist wohl am besten direkt den ersten richtigen Teil zu posten. Schreibe momentan am zweiten, der wohl auch bald fertig sein wird :) Viel Spaß beim lesen!

Kampfzwerg: vielen dank #reknuffs# ja, wurd wirklich langsam mal zeit, aber wie du ja weisst, war mein größtes problem der titel...



1. Teil

Hermione Granger versuchte sich zu erinnern – zuerst tauchten bloß schemenartige Gesichter in ihrem Kopf auf, von Harry, Ginny, Dumbledore, Voldemort und …Ron. Ron! Nun überrollten sie die Erinnerungen, eine nach der anderen, wie ein Zug mit vielen Abteilen, jede anders, und doch alle zusammenhängend. Die meisten Erinnerungen ließen Hermione zusammenzucken, und auf einmal kam alles auf sie nieder: Der Schmerz, den sie am ganzen Körper spürte, der Regen, der bereits ihre Kleidung vollständig durchweicht hatte, das Weinen und Rufen um sie herum. Hermione wollte schreien, sie dachte sie würde explodieren wenn sie es nicht täte, doch alles was sie machte war ihre Beine an sich zu ziehen, den Schmerz ignorierend, ihren Kopf auf die Hände stützend, und alles Revue passieren zu lassen.

Es fing vor exakt vier Monaten an. Damals hatten sie Sommerferien. Hermione, Ron und Harry hatten gerade ihr sechstes Jahr hinter sich gebracht. Es war kein besonders ereignisreiches Schuljahr gewesen, wenn man es mit all ihren vorherigen verglich. Natürlich hatte Harry lange gebraucht um über Sirius' Verlust hinwegzukommen, nun, es war auch ihnen nicht leicht gefallen, doch von Lord Voldemort hatte es innerhalb der Schule, Harry betreffend, nichts neues gegeben. Es gab Attacken außerhalb der Schule, sicher, viele sogar, und einige Schüler hatten Hogwarts über das letzte Jahr hinweg verlassen, weil es in ihren Familien Begegnungen mit dem dunklen Herrn gegeben hatte, die schwere Folgen mit sich gezogen hatten. Professor Dumbledore hatte Verteidigung gegen die dunklen Künste übernommen, und hatte ihnen, besonders Harry, Ron und ihr, vieles gelehrt, was Sechstklässler normalerweise noch nicht beigebracht bekamen. Harry hatte viel Zeit gehabt um sich auf seinen finalen Kampf mit Voldemort vorzubereiten, und nachdem er ihr und Ron von der Prophezeiung erzählt hatte, unterstützen sie ihn so gut es ging. Das Jahr ging zu Ende, und sie, Ron und Harry schmiedeten Pläne für die Sommerferien. An Harrys Geburtstag wollten sie sich im Fuchsbau treffen, und den Rest der Ferien gemeinsam dort verbringen. Hermione erinnerte sich noch genau, wie gespannt sie in den Tagen davor war. Natürlich wusste sie, das Ron etwas für sie übrig hatte – vielleicht auch etwas mehr. Sie wartete schon seit ihrem vierten Jahr auf Hogwarts darauf, dass Ron endlich zu ihr kam und ihr seine Gefühle gestand, allerdings bisher immer vergeblich. Selbst Harry war schon von ihnen genervt gewesen und hatte so einiges unternommen um die beiden endlich zum reden zu kriegen, doch es hatte eigentlich immer nur in großen Missverständnissen und Peinlichkeiten geendet. An diesen Sommertagen also fragte sie sich, ob es nun wohl endlich soweit wäre. Dass es alles anders kommen würde, konnte sie nun wirklich nicht ahnen.

Am 31. Juli, wie verabredet, kamen also Hermione und Harry per Flohpulver im Fuchsbau an – und landeten im Chaos. Mrs. Weasley stand in der Küche und brüllte Fred und George an, Ginny saß auf einem Sessel und weinte. Mr. Weasley stand am Fenster und sah sehr verloren aus, man sah im an, das er wohl Nächte nicht geschlafen hatte. Hermione und Harry hatten sich ratlos und erschrocken angesehen. Die Weasleys schienen ihre Ankunft noch nicht bemerkt zu haben. Bis Harry sich geräuspert hatte und Mr. Weasley ihn überrascht angeguckt hatte. Sie hatten ihn gefragt, was passiert wäre. Hermione erinnerte sich noch genau an Mr. Weasleys Worte:

„Es geht um Ron. Er… er wurde von Ihr-wisst-schon-wem entführt. Heute morgen. Das heißt, wir – wir wissen noch nicht einmal ob er noch lebt. Heute Morgen schwebte in seinem Zimmer nur das dunkle Mal."

Was danach geschehen oder gesagt wurde wusste sie nicht mehr, denn Hermione hatte sich in einem Schock befunden. Sie spürte nichts mehr, hörte nichts mehr, sah nichts mehr. Sie konnte noch nicht einmal mehr atmen. In ihr war nur noch Leere, kalte, abweisende Leere gewesen. Auch an die Tage danach konnte sie sich nur schwach erinnern, wie als würde ein Nebel vor ihren Gedanken hängen. Ordensmitglieder waren gekommen, hatten sie befragt, hatten nach Ron gesucht, doch vergeblich. Schließlich hatte die Schule wieder angefangen, ohne Ron. Hermiones Noten waren miserabel gewesen, konnte sie sich doch nicht konzentrieren. Ein- oder zweimal war sie im Krankenflügel aufgewacht, und Madam Pomfrey hatte ihr mürrisch erklärt das sie trotz der Umstände essen und trinken müsse. Hermione war bis dorthin noch nicht einmal aufgefallen das sie diese Dinge in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Quälend langsam waren so die Wochen verstrichen, jeden Tag hatte sie zusammen mit Ginny und Harry im Gemeinschaftsraum gesessen und auf irgendwelche positiven Nachrichten gewartet, welche jedoch nie eintrafen.

Und dann kam Halloween. Der Morgen verlief eigentlich wie immer, sofern man das zu solchen Zeiten so nennen konnte. Gegen Mittag allerdings wurden einige Schüler unruhig, und auch die Lehrer schienen irgendwie nervös zu sein. Rasend schnell verbreiteten sich Gerüchte. Schüler behaupteten, Todesser im Verbotenen Wald gesehen zu haben. Professor Dumbledore und einige Lehrer schlossen sich zu einer Gruppe zusammen und gingen hinunter, um dem ganzen auf den Grund zu gehen. Als sie nach einer ganzen Weile noch nicht zurückkamen schickte man Firenze nach ihnen – er kam schon nach kurzer Zeit wieder herbeigeeilt, zog Harry beiseite und redete kurz eindringlich auf ihn ein. Hermione und Ginny verstanden kein Wort, sahen nur wie sich Harrys Gesichtsausdruck verfinsterte, und dann unlesbar wurde. Er kam zurück zu ihnen, und Firenze rief ihm hinterher, er solle nichts tun bevor der Orden informiert sei.

„Was ist passiert? Harry? Rede mit uns!"

„Es ist soweit. Voldemort ist dort draußen. Er hat Dumbledore getötet. Heute wird sich die Prophezeiung wohl erfüllen" Er lächelte gequält. Ginny und Hermione standen erst geschockt da, dann warf Ginny sich in Harrys Arme.

„Oh, Harry!"

„Was ist mit Ron? Hat Firenze irgendwas über Ron gesagt? Harry? Ist er…?" Hermione beendete den Satz nicht, sie konnte es nicht aussprechen. Harry schüttelte den Kopf.

„Ich weiß es nicht."

Hermione starrte noch kurz auf Harry und Ginny, die mittlerweile angefangen hatte in Harrys Schulter zu schluchzen, und drehte sich dann weg. Sie wollte den beiden noch ein wenig Zeit allein geben. Wer wusste schon, ob sie alle das hier überleben würden? Genau genommen war die Chance sehr gering, dass sie, unerfahrene junge Zauberer und Hexen, zusammen mit den Lehrern gegen diese Überzahl an Todessern, die das Töten und Quälen liebten, und die anderen, gefährlichen Gefolgsleute Voldemorts ankamen. Hermione vermutete, dass die Todesser mit Flüchen und Bannen Hogwarts versperrt hatten, (es war ihr zwar ein Rätsel, wie sie es überhaupt geschafft hatten einzudringen, doch Hermione nahm an, dass die Schutzzauber von Dumbledore aufgehoben worden waren, als er…von ihnen ging) demzufolge würde es dauern bis die Ordensmitglieder und Auroren zu ihnen gelangen konnten. Sie würden es einige Zeit alleine mit Voldemorts Gefolgschaften aufnehmen müssen.

„Harry? Bist du soweit?" Hagrid, Professor McGonagall, Firenze, Professor Flitwick und einige andere Lehrer waren zu ihnen getreten. Professor McGonagall tätschelte Hagrids Schulter, der nun, nachdem wohl der erste Schock vorbei war, heftig schluchzte. Auch die anderen Professoren sahen geschockt, traurig, und, was Hermione versuchte zu übersehen, hoffnungslos drein. Harry löste sich von Ginny.

„Wir kommen."

„ Wir? Harry, die anderen Schüler können Sie nicht begleiten. Das können wir nicht zulassen. Nein, die restlichen Schüler und Schülerinnen werden hier im Schloss bleiben, alle Eingänge werden verriegelt. Es werden Lehrer hier bleiben und auf sie aufpassen.", sagte Professor McGonagall streng. Hermione sah, wie sich Harrys Gesicht vor Wut verzog.

„Sie haben mit mir in der Mysteriumsabteilung gekämpft! Ohne Hermione wäre ich niemals soweit gekommen! Einige von den Schülern habe ich unterrichtet, ich bin sicher dass viele von ihnen kämpfen wollen, es geht hier schließlich auch um ihr überleben! Was meinen Sie wie wir alleine gegen die ganzen Todesser und sonstigen Kreaturen dort draußen ankommen sollen? Wie sähe das aus, zehn zu fünfzig? Lassen sie die Schüler selbst entscheiden, ob sie mit uns kommen wollen und in den Krieg ziehen werden!"

Professor McGonagall schaute Harry einige Zeit durchdringend an, und nickte dann schließlich.

„Nun gut. Fragen Sie die Schüler und tun Sie was Sie meinen tun zu müssen. Für Auseinandersetzungen haben wir jetzt keine Zeit."

Harry sah sichtlich zufrieden aus, und wendete sich ab um kurz mit den restlichen Schülern zu sprechen. „Gute Rede, Harry.", sagte Ginny „Aber meinst du nicht das mit dem Krieg war etwas übertrieben?" Harry grinste zaghaft und zuckte die Schultern.

Hermione drehte sich von den anderen weg und starrte in die verzauberte Decke der Großen Halle. Die dunklen Regenwolken spiegelten die allgemeine Stimmung wider. Hatten sie eine Chance? Würden die anderen rechtzeitig zu Hilfe kommen? War dies wirklich der finale Kampf zwischen Harry und Voldemort? Und vor allem: Würde sie endlich Ron wieder sehen?

Hermione runzelte die Stirn. Was danach genau passiert war, war nur ein Wirbel aus Bildern in ihrem Kopf. Überall flogen Lichtblitze, sie hatte gespürt, wie neben ihr die ersten zu Boden sanken – Hermione hatte es erfolglos versucht zu ignorieren und hatte sich eingeredet das es bestimmt nur Schockzauber gewesen waren, die ihre Freunde und Professoren zu Boden gestreckt hatten. Harry hatte sie schon längst aus den Augen verloren, doch den roten Haarschopf Ginnys erspähte sie immer wieder aus den Augenwinkeln. Eine weitere rothaarige Person hatte sie allerdings bisher nicht entdeckt – wodurch sie auch immer nervöser und dadurch unvorsichtiger wurde. Irgendwann kamen die Auroren und Ordensmitglieder. Mit einer grimmigen Zufriedenheit hatte Hermione festgestellt, das nun der Großteil der auf dem Boden liegenden Menschen geschockte oder versteinerte Todesser waren.

Und dann kam die… Explosion. Vermutlich hatte ein danebengegangener Zauber den großen Felsen wenige Schritte von ihr entfernt getroffen, Hermione wusste nur noch wie sie in die Luft geworfen wurde und alles voller kleiner, durch die Luft fliegender Steine die ihr die Haut aufrissen, war. Danach wurde es schwarz.

Hermiones Kopf schoss ruckartig in die Höhe als sie eine Stimme nach sich rufen hörte.

„Hermione! Hier bist du. Ich hab dich schon die ganze Zeit gesucht!" Ginny bückte sich besorgt zu ihr hinunter. „Alles in Ordnung?"

„Mir fehlt nichts" versuchte Hermione nicht nur Ginny, sondern auch sich selbst zu überzeugen. „Nur ein paar Prellungen und Kratzer."

Ginny hob zweifelnd ihre Augenbrauen, äußerte sich aber nicht weiter zu dem Thema.

„Was ist passiert? Das letzte an das ich mich erinnere, ist, wie ich Dolohov versteinere, und dann explodierte irgendwas… Und wo sind die ganzen Todesser hin? Was ist mit Voldemort, und Harry?"

„Voldemort ist tot, Hermione. Es ist vorbei! Harry hat ihn umgebracht. Die Explosion, ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber Harry meinte einige Todesser hätten synchron auf Felsen, Erde und Bäume gezielt, sodass diese explodierten und alle bis auf sie, Harry und Voldemort außer Gefecht gesetzt wurden. Ich weiß nicht, vermutlich war das ein besonderer Fluch, jedenfalls haben Harry und Voldemort dann gekämpft, und irgendwie hat Harry es geschafft ihn zu besiegen. Als Voldemort tot war sind alle noch lebenden Todesser geflüchtet, meinte er. Das war dann wohl die Zeit als wir aufwachten."

Hermione schaute sie benommen an, ließ die Worte langsam in ihr Bewusstsein dringen. Voldemort war tot – sie hatten es geschafft!

Sie suchte die Ebene mit ihren Augen nach Harry ab, sah ihn und fing seinen Blick auf. Sie lächelte. Es drückte all das aus was sie gerade fühlte – Erleichterung, Freude, Zufriedenheit, und die abfallende, bedrückende Last all der letzten Jahre. Harry lächelte zurück, aber Hermione konnte erkennen wie müde und erschöpft er war.

Plötzlich gefror das Lächeln auf Hermiones Lippen.

„Ginny – wo ist Ron?"

Man konnte sehen wie Ginnys Heiterkeit sich in Bestürzung und Sorge umwandelte.

„Ich… er wurde bisher noch nicht gefunden. Tonks und Lupin haben sich auf die Suche nach ihm gemacht, aber-"

Ginny stockte, und Hermione hörte ein leises Schluchzen. Der Regen war stärker geworden. Hermione konnte nicht sagen, ob das Nasse auf ihrem Gesicht nur vom Regen stammte oder ob es auch ihre Tränen waren – weinte sie? Stopp. Sie wollte nicht weinen. In den vergangenen Monaten hatte sie schon zu viele Tränen vergossen. Sie wollte nicht mehr traurig und verzweifelt sein. In so vielen Büchern hatte sie gelesen, wie Menschen nach sehr schlimmer Zeit aufhörten zu trauern und nichts mehr empfanden – warum konnte es ihr nicht auch so gehen? Alles, alles war besser als dieses ewige Gefühl der Hoffnungslosigkeit, des Ausgeliefertseins. Ihr Blick fiel erneut auf Ginny.

„Sie werden ihn schon finden."

Hermione war überrascht über ihre Stimme. Sie klang kräftig und zuversichtlich, das genaue Gegenteil von dem, was sie wirklich fühlte.

Doch es schien geholfen zu haben. Ginny nickte, erst kaum merklich, dann überzeugender. „Bestimmt. Denn wenn – wenn Voldemort ihm was getan hätte, hätte er das Harry doch bestimmt gesagt, oder?" Ginny blickte Hermione an. Man konnte den Hoffnungsschimmer in ihren Augen sehen. „Oder?"

„Ja.", sagte Hermione, wieder mit der gleichen zuversichtlichen Stimme. „Ja, bestimmt."

Die beiden Mädchen lächelten sich schwach an.

„Gin, hilfst du mir hoch?"

Ginny streckte ihre Hand aus, und Hermione zog sich keuchend hoch. Ginny schaute sie skeptisch an. „Ich dachte, es seinen bloß ein paar Kratzer und Prellungen?"

„Sind es ja auch. Ich bin sicher, Madame Pomfrey kriegt das innerhalb von fünf Minuten wieder hin…"

„Oder jemand vom St. Mungos", sagte Ginny und deutete zu den gerade erschienenen Heilern hinüber. Hermione nickte, und die beiden gingen langsam (Ginny stütze Hermione) auf die große Ansammlung von Menschen zu, die sich aufgeregt um Harry geschart hatten. Ja, der Krieg war vorbei. Doch wo war Ron?


tbc