Eraser-ChanDankeschön, hier ist schon der nächste :)


Teil 3

Hermione schrie auf und stürmte in die Richtung wo sie die roten Haare erspäht hatte. Sie taumelte über Steine, rannte gegen den Wind, aber nichts brachte sie aus dem Gleichgewicht. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf, er war hier, Ron, in wenigen Sekunden würde sie bei ihm sein, lebte er, war er verletzt?

„Ron!", rief sie erneut und endlich kam sie bei ihm an. Fast wäre sie über ihn gestolpert, sie fing sich jedoch und ließ sich neben ihn hinfallen. Ron lag auf dem Rücken, den Kopf zur Seite geneigt, die Augen geschlossen. Er war bleich, und eine große Wunde prangte an seiner Schläfe. Seine Klamotten waren zerfetzt und dreckig.

„Oh Gott Ron"

Hermiones Hände zitterten heftig als sie mit der einen Rons Hand nahm und mit der anderen nach seiner Pulsschlagader suchte. Sie wurde panisch, fühlte nichts, ihre Finger verrutschten immer wieder, ihr ganzer Körper bebte. Doch dann fand sie sie, und für einen Moment setzte ihr Herz aus – dann fühlte sie es, ein unregelmäßiges Pochen, er lebte, sein Herz arbeitete, er war nicht tot! Langsam beruhigte ihr Körper sich, sie bewegte sich nicht mehr, nahm nur das Klopfen von Rons Herzen wahr. Umso überraschter war Hermione als sie die Augen öffnete und Ginny und Tonks sich gegenüber vorfand.

„Er lebt", sagte sie, ihre Stimme war brüchig. Die beiden anderen nickten, Ginny sagte etwas, doch Hermione hörte nicht zu, sie nahm vorsichtig Rons Kopf und bettete ihn in ihren Schoß. Irgendwo, weit, weit weg, hörte sie Tonks etwas murmeln.

Sanft fuhr sie die Konturen seines Gesichtes nach, und strich ihm dann eine Strähne aus der Stirn.

„Ron, hörst du mich? Alles wird jetzt gut, wir haben dich gefunden, gleich kommen Heiler, du wirst wieder gesund…" Sie hielt inne. Hatte sie es sich nur eingebildet oder hatte Ron sich gerade tatsächlich bewegt? Nein, er rührte sich wirklich!

„Ron!"

Langsam schlug er die Augen auf. Die sonst eisblauen Augen wirkten stumpf und leer.

„'Mione?", fragte er krächzend, und schloss kurz darauf wieder die Augen.

„Ja, Ron, ich bin hier."

Eine Träne fiel auf Rons Stirn. Hermiones Träne. Sie wollte es nicht, aber sie konnte es nicht zurückhalten, nicht nach so langer Zeit. Ihr wurde schwindelig, sie beugte sich über Ron, klammerte sich an ihn und schluchzte.

„Verlass mich nie mehr, hörst du? Ich brauche dich! Ich…" Weiter kam sie nicht, denn eine wohltuende Wärme umfing sie und ihr wurde schwarz vor den Augen

„Miss Granger?"

Hermiones Kopf dröhnte. Sie öffnete zögernd die Augen, aber die Dunkelheit ging nicht weg. Erst nachdem sie einige Male geblinzelt hatte, verschwanden die schwarzen Schlieren vor den Augen und sie konnte wieder klar sehen. Sie blickte in das Gesicht einer schwarzhaarigen, etwa 40-jährigen Frau.

„Wo bin ich?"

„Im St. Mungos. Sie sind auf ihrer kleinen Reise nach Askaban ohnmächtig geworden. Wobei wir beim Thema sind, wer hat Ihnen erlaubt so etwas Anstrengendes zu unternehmen, hat man Ihnen nicht gesagt, dass sie sich nach den Verletzungen die Sie sich letzte Woche zugezogen haben schonen müssen? Es ist kein Wunder, das Ihr Körper nicht mehr wollte, wenn Sie mich fragen, aber nachdem…"

Hermione war mit einem Schlag hellwach. Schiff, Askaban, Ron, nicht tot.

„Wo ist Ron? Wie geht es ihm? Ich muss zu ihm!"

„Nun beruhigen Sie sich erstmal. Mr. Weasley geht es…" Hermione entging das kurze Zögern nicht „den Umständen entsprechend. Er befindet sich im vierten Stock. Wissen Sie was, wenn Sie jetzt diesen Trank nehmen, und danach etwas schlafen, können Sie ihn sogar besuchen gehen", sagte die Heilerin und lächelte zum ersten Mal seit Hermione aufgewacht war.

Hermione wusste dass es unklug war zu sagen, dass sie jetzt aber viel lieber sofort zu Ron wollte, und nahm mit einem Nicken die Schale mit einer seltsam dunkelblauen Flüssigkeit an. Sie roch fürchterlich, aber wenn dieser Trank ihre Genesung beschleunigte, und sie so schneller zu Ron kam, würde sie ihn trinken. Mit zwei großen Schlucken hatte sie die nach faulen Eiern schmeckende Flüssigkeit intus.

Der Heilerin entging Hermiones angeekelter Gesichtsausdruck nicht.

„Ich weiß, er schmeckt nicht sonderlich gut. Aber er bewirkt, dass sich Ihr Kreislauf wieder normalisiert. Schmerzten Ihre Verletzungen in den letzten Tagen in irgendeiner Weise?"

Hermione schluckte. Die richtige Antwort war ja, aber sie hatte es nie jemandem gesagt, sie wollte die Weasleys nicht noch mehr beunruhigen. Außerdem war sie selbst immer zu sehr abgelenkt gewesen wegen Ron, und nach einer Zeit waren die Schmerzen immer wieder abgeflaut. Nach einigem Zögern nickte sie.

„Leider können wir nicht viel dagegen unternehmen, da immer noch unbekannt ist, mit welchen Flüchen die Todesser angriffen. Aber ich versichere Ihnen, dass dieser Trank auch die Schmerzen etwas dämpfen wird. Einer unser besten Heiler arbeitet derzeit an einem Trank, der Ihre Beschwerden und die der anderen Betroffenen vollständig heilen wird. Schlafen Sie jetzt ein wenig."

Und schon war sie aus dem Zimmer verschwunden. Sofort merkte Hermione, wie sie sehr schläfrig wurde. Sie verspürte keine Lust mehr, sich den Raum in dem sie lag genauer anzugucken, und hörte auch nicht mehr wie einige Stimmen hinter ihrer Tür mit der Heilerin sprachen.

Als sie einige Zeit später wieder die Augen aufschlug, zeigte das verzauberte Fenster in ihrem Krankenzimmer einen sternenklaren Nachthimmel. Sie fühlte sich viel besser. Sie streckte sich gerade ausgiebig, als sie einen Schatten in einer Ecke des Zimmers wahrnahm.

„Harry?"

„Hermione! Du bist wach?"

„Sieht wohl ganz so aus" Sie lachte. „Wie lange bist du schon hier, und wie lang hab ich geschlafen?"

„Fast 16 Stunden. Es müsste jetzt kurz vor zwölf sein, ich und die Weasleys sind fast ununterbrochen hier seit ihr beide hier eingeliefert wurdet. Ginny war bis vor zwei Stunden auch noch hier gewesen, aber ich habe sie nach Hause geschickt, sie hatte die letzten Tage kaum geschlafen und war total fertig."

Harry trat an ihr Bett, die Haare zerzauster als eh und je, auch er sah furchtbar müde aus.

„Die letzten Tage? Wie lange war ich bewusstlos?"

„Fast drei Tage."
Hermione war überrascht. Das hatte sie nicht erwartet.

„Und wie geht es Ron? Die Heilerin wollte mir keine Details sagen, nur das es ihm den Umständen entsprechend geht… ist er wach?"

„Ja, er ist gestern Morgen aufgewacht. Er ist nicht mehr so bleich wie auf Askaban, ich glaube es geht ihm schon um einiges besser. Er hat auch schon ein paar Mal nach dir gefragt, wir haben ihm gesagt dass du auch hier bist, und er wollte unbedingt zu dir, aber die Heiler haben ihn nicht gelassen."

Unwillkürlich musste Hermione lächeln.

„Meine Heilerin… ich weiß noch nicht mal, wie sie heißt-"

„Cooper"

„-sie hat gesagt, nachdem ich meinen Trank genommen habe und geschlafen hab, könnte ich ihn besuchen gehen. Meinst du ich darf jetzt noch?"

Harry schaute sie kurz an, und nickte dann. „Komm, ich begleite dich hoch."

Hermione strahlte und schwang sich aus dem Bett. Sie hätte Kopfschmerzen erwartet, oder zumindest das Stechen an ihren Wunden, aber sie spürte kaum was. Heilerin Cooper hatte Recht behalten.

Fröstelnd hüpfte Hermione von einem Bein aufs andere. Wie hatte sie nur vergessen können sich irgendetwas an die Füße zu ziehen? Der Boden war verdammt kalt, und viel mehr außer einem Nachthemd hatte sie auch nicht an.

Sie waren mit dem Aufzug in den vierten Stock gefahren, wo sie sich jetzt hinter einer Ecke versteckten und warteten bis zwei munter schwatzende Heilerinnen endlich vom Gang verschwanden.

„Was reden die denn da so lange?" flüsterte Hermione genervt, während sie versuchte möglichst wenig Kontakt mit dem eisigen Fußboden zu haben.

„Bin ich allwissend? Was mussten die sich auch da breitmachen, die steh… standen genau vor Rons Tür"

„Sie sind weg?"

„Sieht so aus, Sherlock."

Hermione schlug Harry leicht an der Schulter, dann schlichen sich die beiden möglichst leise aus der Ecke hervor und über den Gang.

„So, da wären wir. Er hat ein Einzelzimmer, und Mr. und Mrs. Weasley sind mittlerweile bestimmt schon weg. Ich, ähm, werd dann auch mal gehen… Ginny wartet auf mich. Wir sehen uns dann morgen."

Harry zwinkerte ihr zu, küsste sie dann auf die Wange und ging dann schnell zum Aufzug. Hermione sah ihm noch nach bis sich die Aufzugtüren schlossen, und drehte sich dann um und blickte auf die Tür zu Rons Zimmer. Sie seufzte, und merkte wie sie wieder nervös wurde. Was würde sie erwarten? Ob er schlief? Vielleicht kam sie ganz ungelegen, er musste sich erholen, was wenn sie ihn weckte? Würde er sich an ihren Zusammenbruch auf Askaban erinnern? Was, wenn er sie auf die Sachen ansprach, die sie dort gesagt hatte? Für einen Augenblick hatte sie sogar die Kälte verdrängt, die sich jetzt wieder meldete und ihre Füße taub werden ließ.

Sei kein Feigling, dachte Hermione sich und legte ihre Hand auf die Türklinke. Einmal atmete sie noch tief durch, dann stieß sie sie auf.

Offenbar war sie sehr leise gewesen, denn Ron schien sie noch nicht bemerkt zu haben. Er lag wach auf seinem Krankenbett, die Haare verwuschelt, spielte abwesend mit der Ecke seiner Bettdecke und starrte nach draußen. Die Wunde an seiner Schläfe war immer noch da, schien aber dabei zu sein zu verheilen. Er war blass, obwohl das Mondlicht auch seinen Teil tat.

„Uhm, Ron?"

Sein Blick schnellte vom Fenster zu der immer noch offenen Tür, wo Hermione stand.

„Hermione!"

„Hey."

Hermione sah unsicher auf den Boden, aus dem Fenster raus, auf Rons Bettdecke. Dann schloss sie leise die Tür. Ihr Gehirn war wie leergefegt, sie wusste nicht was sie sagen sollte.

„Wie geht es dir?", fragte sie dann, und wagte es schließlich ihm in die Augen zu schauen. Sie waren nicht mehr leer und ausdruckslos wie auf der Insel. Sie funkelten wieder und strahlten dieses Etwas aus, das sie immer nur erkennen konnte wenn er sie ansah.

„Besser."

Ron lächelte, und Hermione konnte gar nicht anders als zurück zu lächeln.

„Gut."

Beide schwiegen und schauten sich nur an.

„Ist dir kalt?"

„Was? Oh…" Hermione blickte an sich herunter und sah die Gänsehaut auf ihren Armen.

„Ähm, nur ein wenig." Das war gelogen, aber sie wollte diesen Moment nicht versauen, nur weil sie vergessen hatte sich Socken anzuziehen.

Doch Ron sah sie nur skeptisch an und zog die Augenbrauen hoch. „Deshalb zitterst du ja auch."

„Stimmt ja gar nicht!"

Ron grinste. Dann rückte an den Rand seines Bettes und hielt einladend die Bettdecke hoch.

„Komm, hier ist es wärmer"

Hermione zögerte, und Ron schien plötzlich aufzufallen was er da gerade gesagt hatte. Prompt verfärbten sich seine Ohren rot.

Auch Hermione spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, ging dann aber rüber zu Rons Bett und schlüpfte unter die Decke. Viel besser. Sie hatte schon ganz vergessen, was das Wort warm überhaupt bedeutete.

Erst nachdem sie sicher war, dass ihre Zehen sobald nicht abfallen würden, bemerkte sie wie nah sie Ron jetzt war. Verlegen schaute sie hoch und suchte seinen Blick, aber Ron starrte mit immer noch roten Ohren auf die Bettdecke.

Hermione räusperte sich nervös.

„Also…"

Ron wandte seinen Blick endlich von der Decke ab und sah sie an.

„War ne lange Zeit."

Hermione nickte und genoss es, nach dieser Ewigkeit endlich wieder seine Stimme zu hören und seine Wärme neben sich zu spüren.


tbc