Nick schnappte sich seine Jacke, ging in sein Schlafzimmer und nahm etwas aus seiner Nachttischschublade. Er steckte es schnell ein und ging wieder ins Wohnzimmer. Er schrieb Grace noch schnell einen Zettel.
Gracie, wenn du reden willst, ruf mich an.
Ansonsten bin ich in zwei Stunden wieder
da. Ich liebe dich, Dad.
Er legte ihn so hin, dass sie ihn auch sicher finden würde und verließ die Wohnung. Er wusste, dass Grace ihn nicht anrufen würde. Das tat sie nie. Sie war wie ihre Mutter. Sie wollte mit allem alleine fertig werden.
Als Nick sich ins Auto setzte, wartete er noch eine Minuten, bis er das Auto startete. Er musste sich einfach beruhigen. Er setzte den Wagen in Bewegung und fuhr zu einem bekannten und vertrauten Ziel.
Nick schaltete das Radio nicht ein. Sondern tat etwas, was für ihn schon lange zur Gewohnheit geworden war.
„Weiß du was, Sara? Unsere Kleine hat ziemlichen Mist gebaut. Ich weiß, du hast nichts dagegen, dass sie zu Grissom gegangen ist, ich übrigens auch nicht, aber sie hat mich belogen und das hatte ich nicht erwartet.
Sie hätte mir doch nur bescheid sagen müssen, aber anscheinend hatte sie Angst."
Nick atmete tief durch und trommelte nervös auf dem Lenkrad herum.
„Sie weiß von deinem Brief. Ich wollte nicht, dass sie davon erfährt, aber Grissom hat es ihr erzählt. Ich weiß, es ist nicht seine Schuld, aber er hätte es ihr nicht sagen sollen. Was soll ich jetzt nur tun?"
Nick hielt an einer roten Ampel und wischte sich über die Augen. Er sah aus dem Fenster und bemerkte, dass er gleich am Ziel war.
Er fuhr wieder an, als die Ampel auf grün schaltete und bog um eine Kurve. Er parkte das Auto und stieg aus. Die Sonne strahlte auf sein Haupt, als er den Friedhof betrat.
Gracie hatte sich wieder beruhigt. Sie wusste, dass ihr Vater nicht mehr da war. Er ging immer nach einem Streit. Sie würde nur gerne wissen wohin. Irgendwann würde sie ihn mal fragen, aber nicht in nächster Zeit.
Grace musste mit jemanden reden. Sie erhob sich und griff nach dem Telefon auf ihrer Kommode. Sie wählte eine Nummer, die sie schon auswendig konnte.
Es dauerte eine Weile, bis sich jemand am anderen Ende meldete. Als abgehoben wurde, fing Grace gleich an zu sprechen: „Josh, ich bin's. Ich habe meinem Dad von meiner Reise erzählt. Er ist wütend geworden und wir haben uns gestritten und jetzt ist er weg wie immer…"
„Grace, beruhige dich. Atme tief durch und erzähl mir alles vom Anfang an.", forderte Josh sie auf.
Grace tat was er sagte und erzählte ihm alles, was vorgefallen war. Josh hörte geduldig zu und unterbrach sie keinmal. Als sie fertig war, sagte er eine Weile nichts und fragte erst nach einiger Zeit: „Abgesehen von dem Brief, weißt du jetzt alles was du wissen wolltest?"
Grace überlegte. „Ja."
Josh lächelte, natürlich konnte Grace das nicht sehen, aber Josh war froh, dass sie endlich gefunden hatte, wonach sie gesucht hatte.
„Werdet ihr beiden euch wieder vertragen?"
Grace überlegte kurz. „Ja, wir brauchen nur ein paar Stunden abstand und morgen sieht die Welt wieder anders aus."
„Was hast du jetzt vor?", fragte Josh leise.
Grace antwortete sofort: „Glücklich werden." Dann legte sie auf und lächelte in die Leere ihres Zimmers.
Nick stand schweigend vor Saras Grabstein. Dann griff er in seine Tasche und holte Saras Brief heraus.
Er öffnete zitternd den Brief. Er war so vorsichtig. Er wollte das Letzte, was Sara für ihn getan hatte, nicht kaputt machen.
Er entfaltete das Blatt Papier und erkannte sofort die Schrift seiner Frau. Er las die geschriebenen Worte sorgsam durch. In seinen Augen bildeten sich Tränen.
Das war es also, was Sara ihm sagen wollte. Er verstand genau, was sie meinte. Ihre Worte waren nie klarer formuliert gewesen.
Das Blatt Papier zierte ein einziger Satz.
Es tut mir leid.
Nick faltete das Blatt sorgsam wieder zusammen und steckte es zurück in den Umschlag. Die Tränen liefen ihm die Wangen runter.
Dann steckte er den Brief wieder zurück in seine Tasche.
Er war noch nicht bereit sie gehen zu lassen.
The End
