Disclaimer wie üblich: Disney&Co alles – ich nix
Vorab: Mal wieder vielen Dank an meine Beta-Readerin Cecilie (Was würde ich nur ohne dich machen?) *knuffel*
@Viechle: Es freut mich, dass dir das erste Chapter gefallen hat. Ich hoffe wirklich, das ich mit diesem Chap. daran anknüpfen kann. Was den Inhalt dieses Beutels angeht... Nu ja. Schein ist nicht gleich sein. Soviel kann ich schon mal verraten ^-^
@ draco-proud-to-be-slytherin: Es wird zwar noch eine Weile dauern bis ich soweit komme, aber ich hoffe doch du bleibst mir solange treu.
@Megchen: Vielen Dank für das liebe Review. So was baut immer richtig auf *froi*. Was die Antworten auf deine Fragen betrifft: Da muss ich dich wohl leider noch etwas vertrösten.
Ansonsten gilt die gleiche Devise wie letztes Mal: Schreibt Reviews. Egal ob Lob oder Kritik. Über ein kleines Feedback freue ich mich immer. RavannaVen
*~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*
***Ein neuer Morgen***
Jack versuchte, sich nur auf die sich schnell nähernden Schritte zu konzentrieren, und den rasselnden Atem der jungen Frau auszublenden. Jeden Augenblick musste es soweit sein. Jeden Augenblick musste der Unbekannte sein Gesichtsfeld betreten.
Als es schließlich soweit war, reagierte der Pirat ohne zu zögern. Kaum konnte er die schattenhafte Gestalt im schwachen Mondlicht vor sich ausmachen, sprang er warnungslos nach vorne. Der Mann wurde vollkommen überrumpelt. Die Kraft des Aufpralls riss sie beide von den Füßen und bevor den andere zu einer Waffe greifen konnte, hatte Jack sich bereits aufgerappelt, und hielt ihm Klinge seines Schwertes an die Kehle. Doch dann zögerte er.
„Was, beim siebten Kreis der Hölle hast du hier verloren, Gibbs?"
Der erste Maat der Black Pearl musterte Sparrow mit zusammengekniffenen Augen. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen Captain. Was..."er unterbrach sich, und deutete nur stumm auf Jacks blutverschmierte Kleidung.
Jack winkte ab. „Darüber können wir uns später noch unterhalten. Komm!"Mit diesen Worten steckte er seine Waffe in den Gürtel und drehte sich wieder zu Marietta um. „Wir müssen sie hier wegschaffen."Der drängende Unterton in Jacks Stimme war nicht zu überhören. Gibbs kniete sich neben der zusammengekauerten Gestalt auf den Boden, und strich ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht.
„Was ist hier passiert Jack?" Der angesprochene machte eine ungeduldige Geste. „Ich habe doch schon gesagt: Das besprechen wir später! Im Moment..."- „Sie ist tot, Captain. Du kannst ihr nicht mehr helfen."Gibbs Stimme war leise, aber es lag etwas darin, dass keinen Widerspruch duldete.
Jack ließ langsam die Luft aus seinen Lungen entweichen. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte. Stumm erwiderte er den Blick, den Gibbs ihm zuwarf. Einige Sekunden lang blickten sie sich einfach nur an, bis der ältere Mann schließlich das Schweigen brach.
„Was ist mit dem Mädchen passiert, Jack?" Sparrow wandte sich ab und blickte nachdenklich die menschenleere Gasse hinunter.
„Ich weiß es nicht."Antwortete er schließlich. Es war nicht unbedingt die Wahrheit, doch irgendetwas drängte Jack dazu, die Geschehnisse der vergangenen Minuten für sich zu behalten. Abgesehen davon, konnte er selbst auch nur vermuten, was hier gerade geschehen war. Er würde wohl abwarten müssen, bis er sich in aller Ruhe dem Inhalt dieses ominösen Stoffbeutels widmen konnte.
Erneut sah sich Jack nachdenklich um. Gibbs, der immer noch neben dem toten Mädchen hockte, blickte abwartend zu ihm auf.
Das Mädchen. Marietta.
Jack konnte fühlen, wie sich trotz der schwül-warmen Nachtluft eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete. Wer auch immer die junge Frau getötet hatte, war womöglich noch in der Nähe. Und im ungünstigsten Falle war er nicht allein.
Er war kein Feigling, beileibe nicht. Und auch Gibbs gehörte zu der Sorte Männer, auf die man sich während einer Auseinandersetzung verlassen konnte. Gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt war jedoch keiner von ihnen gefeit. Jack fluchte frustriert vor sich hin, doch er hatte bereits eine Entscheidung getroffen.
„Gibbs, hol' die Männer zurück auf die Pearl. Morgen Mittag laufen wir aus."
„Aye Captain!"Gibbs war sichtlich erleichtert, dass Sparrow sein Schweigen gebrochen hatte. Doch er zögerte noch einen Moment die Anweisungen seines Captains zu befolgen. „Was is' mit dem Mädchen, Jack?"
Nach einem kurzen Seitenblick auf dem am Straßenrand liegenden Körper schüttelte er kurz den Kopf. „Du hast es selbst gesagt: Wir können nichts mehr für sie tun. Wir lassen sie hier."
„Aye Captain."
„Machen wir, dass wir hier wegkommen."
~*~
Nicht weit entfernt kauerte ein junger Mann in dem Schatten zwischen zwei kleinen Wohnhäusern. Stumm beobachtete er, wie die zwei Piraten sich in Richtung Hafen auf den Weg machten. Der Leiche der jungen Frau schenkte er keine Beachtung. Sie hatte ihren Wert für ihn in dem Moment verloren, in dem dieser Pirat den kleinen Beutel an sich genommen hatte.
Ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen folgte er den beiden Männern in Richtung der belebten Straßen der Stadt. Kurz bevor sie jedoch das Hafenviertel Tortugas erreichten, blieben die beiden Piraten stehen und diskutierten kurz miteinander.
Er zögerte, als die beiden Männer vor ihm sich mit einem Handschlag trennten, doch dann folgte er dem, den der andere zuvor als Captain bezeichnet hatte. Diesem Jack. Es war für ihn unerlässlich, zu erfahren, auf welchem Schiff die beiden fuhren und auf diese Weise würde er es schneller herausbekommen. Am Dock angekommen, ließ er sich noch weiter zurückfallen. Das Risiko entdeckt zu werden war hier ungleich größer als in der Stadt.
Mit festen Schritten, so als hätte er ein bestimmtes Ziel, ging er die Hafenmauer entlang. Dabei beobachtete er, wie der Pirat schließlich an Bord eines Dreimasters ging. Die Black Pearl also. Mit zusammengekniffenen Augen mustere der Fremde die Männer der Freiwache. Es würde nicht einfach sein an Bord zu kommen, dass wusste er. Allerdings wusste er auch was ihm blühte, würde er mit leeren Händen zurückkehren.
~*~
Die Männer der Pearl aufzutreiben hatte etwas länger gedauert, als es Gibbs lieb gewesen war. Doch mittlerweile waren die meisten Mitglieder der Crew auf dem Weg. Diejenigen, die er nicht hatte auftreiben können, würden mit Sicherheit noch früh genug auf der Pearl auftauchen.
Die Nachricht vom Auslaufen eines Schiffes verbreitete sich in dieser Stadt genau so schnell, wie anderswo die der Hochzeit einer Gouverneurstochter. Bei dem Gedanken an den jungen Turner und seine Angetraute huschte ein kurzes Lächeln über das Gesicht des ersten Maats. Die beiden gaben ein ganz annehmliches Paar ab.
Die Black Pearl hob sich im Licht des jungen Sonnenaufgangs bereits deutlich gegen den Horizont ab. Auch nach der Aufhebung des Aztekenfluches hatte das Schiff nichts von seiner düsteren Majestät eingebüßt. Stolz und stark lag die Pearl zwischen den anderen Schiffen im Hafen, eine Herausforderung für jeden, sich mit ihr, ihrer Crew und ihrem Captain anzulegen.
Doch trotz allem, was die Pearl für die verschiedenen Menschen der Karibik bedeutete, Gibbs hatte jedes Mal das Gefühl nach Hause zu kommen, wenn er das Deck dieses Schiffes betrat. Heute war es jedoch anders. Ein Schatten schien über der Pearl zu liegen und Gibbs hatte den Eindruck, sich sehenden Auges in das Maul eines überdimensionalen Haifischs zu begeben, als er die Planke hinaufging.
~*~
Captain Jack Sparrow hatte sich auf dem Weg zur Pearl aus ersichtlichen Gründen von den Hauptstraßen fern gehalten. Selbst hier in Tortuga fiel es unangenehm auf, in blutbeschmierten Kleidern durch die Straßen zu laufen. Besonders wenn es nicht das eigene Blut war. Jack hatte zwar nichts mit dem Tod des Mädchens zu tun – nicht direkt jedenfalls – dennoch würde man ihm höchstwahrscheinlich einige recht unangenehme Fragen stellen, sollte man ihn so aufgreifen.
Als er an Bord kam, grüßte Jack die zur Wache eingeteilten Crewmen abwesend. Die erschrockenen Blicke und Fragen sorgfältig ignorierend zog er sich in seine Kajüte zurück. Jedoch nicht, ohne seinen Leuten zuvor eingeschärft zu haben, dass er nicht gestört werden wolle.
Jack ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloss mit einem müden seufzen die Augen. Dieses seltsame Gefühl, dass seinen Rückzug aus der Stadt schon fast zu einer Flucht hatte werden lassen, war mittlerweile einem diffusen Unbehagen gewichen, dass sich wie ein dunkler Schatten über sein Unterbewusstsein legte.
„Ich hasse solche Tage."murmelte er vor sich hin und öffnete eine kleine Holztruhe, die neben ihm auf dem Boden stand. Ohne richtig hinzusehen griff er nach einer der darin gelagerten Rumflaschen und zog mit einer entschlossenen Bewegung den Korken aus dem Flaschenhals. „Ein wunderbarer Tag um sich zu besaufen, nicht wahr?"meinte Jack und prostete dem Bücherregal zu.
Etwa eine halbe Stunde und gut einen viertel Liter Rum später befand Sparrow, dass es an der Zeit wäre, sich endlich dem Grund für diesen ganzen Ärger zuzuwenden. Umständlich zog er den Stoffbeutel aus seiner Tasche und entzündete eine der Kerzen auf seinem Schreibtisch.
Die ursprüngliche Farbe des Stoffes ließ sich nur noch erahnen. Das ganze Gewebe war dunkelbraun und hart von geronnenem Blut und gab somit keinen Hinweis auf seinen Inhalt. Jack zog seinen Dolch aus seinem Gürtel und trennte den verknoteten Lederriemen, der den Stoff zusammenhielt kurzerhand auf. Mit einem harten Geräusch fiel der Inhalt auf die Tischplatte. Skeptisch zog Sparrow eine Augenbraue in die Höhe. „Hm!"machte er. Der Beutel hatte nur einen einzigen Gegenstand enthalten, der zusätzlich noch mit einem schmutzigen fetzen Stoff umwickelt war.
Mit der Spitze des Dolches schob er das kleine Bündel über die Tischplatte. Vorsichtig, als könne ihn dieser ominöse Gegenstand womöglich anspringen, sobald er ihn aus seinem ‚Gefängnis' befreit hatte, schob er den Stoff auseinander.
Als er es endlich vor sich liegen hatte, musste Jack schwer schlucken. Doch dann ließ er ein leises Lachen hören, das wohl irgendwo zwischen Erstaunen, Unglauben und Belustigung anzusiedeln war.
Jack nahm das kleine Ding in die Hand um es sich noch einmal genauer anzusehen. Die flackernde Kerzenflamme spiegelte sich in der glatt polierten Oberfläche und auch trotz genauerem Hinsehen, konnte Jack nichts weiter entdecken.
Ein Stein! Tiefschwarz, zu einer perfekten, etwa haselnussgroßen Kugel geschliffen und mit spiegelnd glatt polierter Oberfläche. Aber dennoch nichts weiter als ein gottverdammter Stein!
Jack war nahe dran, dieses Ding quer durch den Raum zu pfeffern, als ohne Vorwarnung die Türe aufgerissen wurde. Unwillkürlich verbarg Sparrow der Stein in seiner Hand. Ärgerlich kniff er die Augen zusammen. „Mr. Hoogan, habe ich mich vorhin nicht klar genug ausgedrückt?"
Hoogan zuckte zurück, als habe Jack ihm soeben Prügel angedroht. Es kam nicht oft vor, dass sich der Captain in dermaßen schlechter Stimmung befand, doch wenn es so war, ging man ihm besser aus dem Weg. „Ich... Mr. Gibbs schickt mich Captain. Wir haben gerade einen kleinen Schnüffler aufgegriffen, der sich an Bord schleichen wollte. Was sollen wir mit ihm machen?"
Jack machte eine der für ihn typischen weit ausholenden Handbewegungen. „Ach. Was weiß ich?"murmelte er unentschlossen. „Sperrt ihn in die Brigg. Und vor dem Auslaufen schmeißt ihn meinetwegen über Bord. Sonst noch was?"
„Aye, Captain. Ich wollte Euch noch mitteilen, dass die Crew jetzt soweit an Bord ist."
Sparrow nickte. „Haltet euch an Gibbs. Er wird alles Nötige regeln. Ich komme, sobald ich hier fertig bin."
Ein „Aye Captain!"murmelnd zog Hoogan sich wieder zurück.
Mit einem leisen Seufzer legte Jack den Stein zurück auf den Tisch. Er stand auf und zog eine andere Hose, sowie ein Hemd aus seiner Seetruhe. Als sauber konnte man diese Kleidung zwar nicht unbedingt bezeichnen, aber sie war immer noch annehmbarer als das, was er momentan trug.
Knapp fünf Minuten später, nachdem Jack sich umgezogen und sich das geronnene Blut von der Haut gewaschen hatte, machte er sich daran seine Kajüte zu verlassen. Kurz bevor er die Tür erreicht hatte, drehte er sich jedoch noch einmal um und ging zurück seinem Schreibtisch. Sorgfältig wickelte er die Steinkugel in ein altes Tuch und verstaute sie in einer der Schubladen. Und ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten drehte Jack Sparrow den Schlüssel im Schloss herum und steckte ihn ein.
Irgendetwas war im Gange. Und Captain Jack Sparrow war sich ganz und gar nicht sicher, ob ihm das gefiel.
~*~
Die restlichen noch zu erledigenden Arbeiten an Bord der Pearl gingen schnell voran. Proviant und Frischwasser waren bereits eingeladen. So kam es, dass die Pearl bereits zwei Stunden früher als geplant den Hafen Tortugas verließ. Die schwarzen Segel strafften sich in der morgendlichen Briese und trugen das Schiff hinaus auf das offene Meer. Zurück blieb einzig ein junger Mann in dunkler Kleidung, der der Black Pearl mit hasserfülltem Blick nachsah.
Vorab: Mal wieder vielen Dank an meine Beta-Readerin Cecilie (Was würde ich nur ohne dich machen?) *knuffel*
@Viechle: Es freut mich, dass dir das erste Chapter gefallen hat. Ich hoffe wirklich, das ich mit diesem Chap. daran anknüpfen kann. Was den Inhalt dieses Beutels angeht... Nu ja. Schein ist nicht gleich sein. Soviel kann ich schon mal verraten ^-^
@ draco-proud-to-be-slytherin: Es wird zwar noch eine Weile dauern bis ich soweit komme, aber ich hoffe doch du bleibst mir solange treu.
@Megchen: Vielen Dank für das liebe Review. So was baut immer richtig auf *froi*. Was die Antworten auf deine Fragen betrifft: Da muss ich dich wohl leider noch etwas vertrösten.
Ansonsten gilt die gleiche Devise wie letztes Mal: Schreibt Reviews. Egal ob Lob oder Kritik. Über ein kleines Feedback freue ich mich immer. RavannaVen
*~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*
***Ein neuer Morgen***
Jack versuchte, sich nur auf die sich schnell nähernden Schritte zu konzentrieren, und den rasselnden Atem der jungen Frau auszublenden. Jeden Augenblick musste es soweit sein. Jeden Augenblick musste der Unbekannte sein Gesichtsfeld betreten.
Als es schließlich soweit war, reagierte der Pirat ohne zu zögern. Kaum konnte er die schattenhafte Gestalt im schwachen Mondlicht vor sich ausmachen, sprang er warnungslos nach vorne. Der Mann wurde vollkommen überrumpelt. Die Kraft des Aufpralls riss sie beide von den Füßen und bevor den andere zu einer Waffe greifen konnte, hatte Jack sich bereits aufgerappelt, und hielt ihm Klinge seines Schwertes an die Kehle. Doch dann zögerte er.
„Was, beim siebten Kreis der Hölle hast du hier verloren, Gibbs?"
Der erste Maat der Black Pearl musterte Sparrow mit zusammengekniffenen Augen. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen Captain. Was..."er unterbrach sich, und deutete nur stumm auf Jacks blutverschmierte Kleidung.
Jack winkte ab. „Darüber können wir uns später noch unterhalten. Komm!"Mit diesen Worten steckte er seine Waffe in den Gürtel und drehte sich wieder zu Marietta um. „Wir müssen sie hier wegschaffen."Der drängende Unterton in Jacks Stimme war nicht zu überhören. Gibbs kniete sich neben der zusammengekauerten Gestalt auf den Boden, und strich ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht.
„Was ist hier passiert Jack?" Der angesprochene machte eine ungeduldige Geste. „Ich habe doch schon gesagt: Das besprechen wir später! Im Moment..."- „Sie ist tot, Captain. Du kannst ihr nicht mehr helfen."Gibbs Stimme war leise, aber es lag etwas darin, dass keinen Widerspruch duldete.
Jack ließ langsam die Luft aus seinen Lungen entweichen. Ihm war nicht bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte. Stumm erwiderte er den Blick, den Gibbs ihm zuwarf. Einige Sekunden lang blickten sie sich einfach nur an, bis der ältere Mann schließlich das Schweigen brach.
„Was ist mit dem Mädchen passiert, Jack?" Sparrow wandte sich ab und blickte nachdenklich die menschenleere Gasse hinunter.
„Ich weiß es nicht."Antwortete er schließlich. Es war nicht unbedingt die Wahrheit, doch irgendetwas drängte Jack dazu, die Geschehnisse der vergangenen Minuten für sich zu behalten. Abgesehen davon, konnte er selbst auch nur vermuten, was hier gerade geschehen war. Er würde wohl abwarten müssen, bis er sich in aller Ruhe dem Inhalt dieses ominösen Stoffbeutels widmen konnte.
Erneut sah sich Jack nachdenklich um. Gibbs, der immer noch neben dem toten Mädchen hockte, blickte abwartend zu ihm auf.
Das Mädchen. Marietta.
Jack konnte fühlen, wie sich trotz der schwül-warmen Nachtluft eine Gänsehaut auf seinem Körper bildete. Wer auch immer die junge Frau getötet hatte, war womöglich noch in der Nähe. Und im ungünstigsten Falle war er nicht allein.
Er war kein Feigling, beileibe nicht. Und auch Gibbs gehörte zu der Sorte Männer, auf die man sich während einer Auseinandersetzung verlassen konnte. Gegen eine Kugel aus dem Hinterhalt war jedoch keiner von ihnen gefeit. Jack fluchte frustriert vor sich hin, doch er hatte bereits eine Entscheidung getroffen.
„Gibbs, hol' die Männer zurück auf die Pearl. Morgen Mittag laufen wir aus."
„Aye Captain!"Gibbs war sichtlich erleichtert, dass Sparrow sein Schweigen gebrochen hatte. Doch er zögerte noch einen Moment die Anweisungen seines Captains zu befolgen. „Was is' mit dem Mädchen, Jack?"
Nach einem kurzen Seitenblick auf dem am Straßenrand liegenden Körper schüttelte er kurz den Kopf. „Du hast es selbst gesagt: Wir können nichts mehr für sie tun. Wir lassen sie hier."
„Aye Captain."
„Machen wir, dass wir hier wegkommen."
~*~
Nicht weit entfernt kauerte ein junger Mann in dem Schatten zwischen zwei kleinen Wohnhäusern. Stumm beobachtete er, wie die zwei Piraten sich in Richtung Hafen auf den Weg machten. Der Leiche der jungen Frau schenkte er keine Beachtung. Sie hatte ihren Wert für ihn in dem Moment verloren, in dem dieser Pirat den kleinen Beutel an sich genommen hatte.
Ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen folgte er den beiden Männern in Richtung der belebten Straßen der Stadt. Kurz bevor sie jedoch das Hafenviertel Tortugas erreichten, blieben die beiden Piraten stehen und diskutierten kurz miteinander.
Er zögerte, als die beiden Männer vor ihm sich mit einem Handschlag trennten, doch dann folgte er dem, den der andere zuvor als Captain bezeichnet hatte. Diesem Jack. Es war für ihn unerlässlich, zu erfahren, auf welchem Schiff die beiden fuhren und auf diese Weise würde er es schneller herausbekommen. Am Dock angekommen, ließ er sich noch weiter zurückfallen. Das Risiko entdeckt zu werden war hier ungleich größer als in der Stadt.
Mit festen Schritten, so als hätte er ein bestimmtes Ziel, ging er die Hafenmauer entlang. Dabei beobachtete er, wie der Pirat schließlich an Bord eines Dreimasters ging. Die Black Pearl also. Mit zusammengekniffenen Augen mustere der Fremde die Männer der Freiwache. Es würde nicht einfach sein an Bord zu kommen, dass wusste er. Allerdings wusste er auch was ihm blühte, würde er mit leeren Händen zurückkehren.
~*~
Die Männer der Pearl aufzutreiben hatte etwas länger gedauert, als es Gibbs lieb gewesen war. Doch mittlerweile waren die meisten Mitglieder der Crew auf dem Weg. Diejenigen, die er nicht hatte auftreiben können, würden mit Sicherheit noch früh genug auf der Pearl auftauchen.
Die Nachricht vom Auslaufen eines Schiffes verbreitete sich in dieser Stadt genau so schnell, wie anderswo die der Hochzeit einer Gouverneurstochter. Bei dem Gedanken an den jungen Turner und seine Angetraute huschte ein kurzes Lächeln über das Gesicht des ersten Maats. Die beiden gaben ein ganz annehmliches Paar ab.
Die Black Pearl hob sich im Licht des jungen Sonnenaufgangs bereits deutlich gegen den Horizont ab. Auch nach der Aufhebung des Aztekenfluches hatte das Schiff nichts von seiner düsteren Majestät eingebüßt. Stolz und stark lag die Pearl zwischen den anderen Schiffen im Hafen, eine Herausforderung für jeden, sich mit ihr, ihrer Crew und ihrem Captain anzulegen.
Doch trotz allem, was die Pearl für die verschiedenen Menschen der Karibik bedeutete, Gibbs hatte jedes Mal das Gefühl nach Hause zu kommen, wenn er das Deck dieses Schiffes betrat. Heute war es jedoch anders. Ein Schatten schien über der Pearl zu liegen und Gibbs hatte den Eindruck, sich sehenden Auges in das Maul eines überdimensionalen Haifischs zu begeben, als er die Planke hinaufging.
~*~
Captain Jack Sparrow hatte sich auf dem Weg zur Pearl aus ersichtlichen Gründen von den Hauptstraßen fern gehalten. Selbst hier in Tortuga fiel es unangenehm auf, in blutbeschmierten Kleidern durch die Straßen zu laufen. Besonders wenn es nicht das eigene Blut war. Jack hatte zwar nichts mit dem Tod des Mädchens zu tun – nicht direkt jedenfalls – dennoch würde man ihm höchstwahrscheinlich einige recht unangenehme Fragen stellen, sollte man ihn so aufgreifen.
Als er an Bord kam, grüßte Jack die zur Wache eingeteilten Crewmen abwesend. Die erschrockenen Blicke und Fragen sorgfältig ignorierend zog er sich in seine Kajüte zurück. Jedoch nicht, ohne seinen Leuten zuvor eingeschärft zu haben, dass er nicht gestört werden wolle.
Jack ließ sich auf einen Stuhl fallen und schloss mit einem müden seufzen die Augen. Dieses seltsame Gefühl, dass seinen Rückzug aus der Stadt schon fast zu einer Flucht hatte werden lassen, war mittlerweile einem diffusen Unbehagen gewichen, dass sich wie ein dunkler Schatten über sein Unterbewusstsein legte.
„Ich hasse solche Tage."murmelte er vor sich hin und öffnete eine kleine Holztruhe, die neben ihm auf dem Boden stand. Ohne richtig hinzusehen griff er nach einer der darin gelagerten Rumflaschen und zog mit einer entschlossenen Bewegung den Korken aus dem Flaschenhals. „Ein wunderbarer Tag um sich zu besaufen, nicht wahr?"meinte Jack und prostete dem Bücherregal zu.
Etwa eine halbe Stunde und gut einen viertel Liter Rum später befand Sparrow, dass es an der Zeit wäre, sich endlich dem Grund für diesen ganzen Ärger zuzuwenden. Umständlich zog er den Stoffbeutel aus seiner Tasche und entzündete eine der Kerzen auf seinem Schreibtisch.
Die ursprüngliche Farbe des Stoffes ließ sich nur noch erahnen. Das ganze Gewebe war dunkelbraun und hart von geronnenem Blut und gab somit keinen Hinweis auf seinen Inhalt. Jack zog seinen Dolch aus seinem Gürtel und trennte den verknoteten Lederriemen, der den Stoff zusammenhielt kurzerhand auf. Mit einem harten Geräusch fiel der Inhalt auf die Tischplatte. Skeptisch zog Sparrow eine Augenbraue in die Höhe. „Hm!"machte er. Der Beutel hatte nur einen einzigen Gegenstand enthalten, der zusätzlich noch mit einem schmutzigen fetzen Stoff umwickelt war.
Mit der Spitze des Dolches schob er das kleine Bündel über die Tischplatte. Vorsichtig, als könne ihn dieser ominöse Gegenstand womöglich anspringen, sobald er ihn aus seinem ‚Gefängnis' befreit hatte, schob er den Stoff auseinander.
Als er es endlich vor sich liegen hatte, musste Jack schwer schlucken. Doch dann ließ er ein leises Lachen hören, das wohl irgendwo zwischen Erstaunen, Unglauben und Belustigung anzusiedeln war.
Jack nahm das kleine Ding in die Hand um es sich noch einmal genauer anzusehen. Die flackernde Kerzenflamme spiegelte sich in der glatt polierten Oberfläche und auch trotz genauerem Hinsehen, konnte Jack nichts weiter entdecken.
Ein Stein! Tiefschwarz, zu einer perfekten, etwa haselnussgroßen Kugel geschliffen und mit spiegelnd glatt polierter Oberfläche. Aber dennoch nichts weiter als ein gottverdammter Stein!
Jack war nahe dran, dieses Ding quer durch den Raum zu pfeffern, als ohne Vorwarnung die Türe aufgerissen wurde. Unwillkürlich verbarg Sparrow der Stein in seiner Hand. Ärgerlich kniff er die Augen zusammen. „Mr. Hoogan, habe ich mich vorhin nicht klar genug ausgedrückt?"
Hoogan zuckte zurück, als habe Jack ihm soeben Prügel angedroht. Es kam nicht oft vor, dass sich der Captain in dermaßen schlechter Stimmung befand, doch wenn es so war, ging man ihm besser aus dem Weg. „Ich... Mr. Gibbs schickt mich Captain. Wir haben gerade einen kleinen Schnüffler aufgegriffen, der sich an Bord schleichen wollte. Was sollen wir mit ihm machen?"
Jack machte eine der für ihn typischen weit ausholenden Handbewegungen. „Ach. Was weiß ich?"murmelte er unentschlossen. „Sperrt ihn in die Brigg. Und vor dem Auslaufen schmeißt ihn meinetwegen über Bord. Sonst noch was?"
„Aye, Captain. Ich wollte Euch noch mitteilen, dass die Crew jetzt soweit an Bord ist."
Sparrow nickte. „Haltet euch an Gibbs. Er wird alles Nötige regeln. Ich komme, sobald ich hier fertig bin."
Ein „Aye Captain!"murmelnd zog Hoogan sich wieder zurück.
Mit einem leisen Seufzer legte Jack den Stein zurück auf den Tisch. Er stand auf und zog eine andere Hose, sowie ein Hemd aus seiner Seetruhe. Als sauber konnte man diese Kleidung zwar nicht unbedingt bezeichnen, aber sie war immer noch annehmbarer als das, was er momentan trug.
Knapp fünf Minuten später, nachdem Jack sich umgezogen und sich das geronnene Blut von der Haut gewaschen hatte, machte er sich daran seine Kajüte zu verlassen. Kurz bevor er die Tür erreicht hatte, drehte er sich jedoch noch einmal um und ging zurück seinem Schreibtisch. Sorgfältig wickelte er die Steinkugel in ein altes Tuch und verstaute sie in einer der Schubladen. Und ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten drehte Jack Sparrow den Schlüssel im Schloss herum und steckte ihn ein.
Irgendetwas war im Gange. Und Captain Jack Sparrow war sich ganz und gar nicht sicher, ob ihm das gefiel.
~*~
Die restlichen noch zu erledigenden Arbeiten an Bord der Pearl gingen schnell voran. Proviant und Frischwasser waren bereits eingeladen. So kam es, dass die Pearl bereits zwei Stunden früher als geplant den Hafen Tortugas verließ. Die schwarzen Segel strafften sich in der morgendlichen Briese und trugen das Schiff hinaus auf das offene Meer. Zurück blieb einzig ein junger Mann in dunkler Kleidung, der der Black Pearl mit hasserfülltem Blick nachsah.
