Disclaimer wie immer: Disney&Co alles – ich nix
Vorab: Dieser Teil war ursprünglich gar nicht als eigenständiges Kapitel geplant, sondern gehörte eigentlich noch zu Chapter 3. Da dieses aber sonst zu lang geworden wäre, habe ich mich entschlossen es zu teilen. Hier also für euch das nächste Kapitel...
@Megchen: Vielen dank für dein Review. Dass das erneute Zusammentreffen von Jack und den Turners eine Wende in die Geschichte bringen wird ist richtig. Allerdings... nun ja: Lesen ^-^
@Zutzi: So viele Reviews auf einmal. Wow. Hat mich wirklich gefreut. (Rückmeldungen nerven mich doch nicht. Vor allem wenn sie soo nett sind *rotwerd*). Also hier für dich: Das nächste Kapitel. Ich würde mich auf jeden Fall über weitere Rückmeldungen von dir freuen...
@Viechle: Auch an dich wieder vielen Dank. Ich find's toll, dass du bisher bei der Stange geblieben bist. (Hoffentlich bleibts auch so...)
nun denn, motiviert mich ein bisschen und schreibt Reviews *bg*
Alles Liebe RavannaVen
*~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*
***Ein Wiedersehen II***
Sie konnte es einfach nicht fassen. Auch wenn Jack es nicht direkt ausgesprochen hatte, konnte Elisabeth sich durchaus vorstellen, was seine Leute im Pulvermagazin noch ‚zu tun hatten'. Das Bild der brennenden Interceptor, wie sie langsam im Meer versank, hatte sich nur all zu deutlich in ihr Gehirn eingebrannt. Sie würde nicht zulassen, dass diese Piraten die Cutty Sark mit all diesen Menschen auf den Meeresgrund schickten. Allein schon die Tatsache, dass Jack diesen Befehl ohne zu zögern ausgesprochen hatte, war für sie unfassbar. Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte sie sich ein gänzlich anderes Bild von diesem Mann gemacht. Doch ihr Vater schien letzten Endes doch Recht zu behalten: Pirat blieb nun einmal Pirat.
Als Will und Jack einige Augenblicke abgelenkt waren, nutzte sie die Gunst der Stunde und schlich hinter Anamaria und Gibbs her. Der Lärm des Kampfes drang von oben in den schmalen unbeleuchteten Gang hinunter. Er übertönte ihre leisen Schritte und auch das schlechte Licht schützte sie vor einer Entdeckung durch die Piraten. Als diese im Pulvermagazin verschwanden, sah Elisabeth sich hektisch um. Sie wusste dass es keinen Sinn hatte, wenn sie den anderen einfach folgen würde. Würden sie sie entdecken, hätte sie keine Möglichkeit mehr ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Kurzerhand öffnete sie eine Tür, die vom Gang abzweigte und versteckte sich in dem kleinen Raum, der sich dahinter verbarg.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals, während sie darauf wartete, dass Gibbs und Anamaria ihre Arbeit beendeten. Angespannt lauschte sie auf die leisen Geräusche, die durch die halb geschlossene Tür zu ihr drangen. Doch sie musste nicht lange warten. Bereits wenige Minuten später kamen die zwei aus dem Pulvermagazin und machten sich schnell wieder auf den Weg nach oben.
Elisabeth wartete noch ein paar Sekunden, bis die Schritte im Gang verklungen waren, dann verließ sie ihr Versteck wieder und schlich in den Raum, den die Piraten soeben verlassen hatten. Eine Spur aus schwarzem Pulver verlief quer durch den Raum und führte zu einigen kleinen Fässern, die sich nahe der Bordwand befanden und die Funken fraßen sich erstaunlich schnell darauf zu. Kurz entschlossen trat die junge Frau das Pulver auseinander. Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete sie ihr Werk, bevor auch sie sich wieder auf den Weg an Deck machte.
~*~
Aus dem Augenwinkel bemerkte Jack, dass Anamaria und Gibbs wieder an Deck kamen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern. Mit einem Tritt gegen die Beine seines Gegners brachte er diesen aus dem Rhythmus und verschaffte sich so die Möglichkeit ihn außer Gefecht zu setzen. Hastig sah er sich um. Will hatte sich nach dem Verschwinden seiner Angetrauten geweigert das Schiff zu verlassen, er verhielt sich jedoch passiv und hielt nur nach Elisabeth Ausschau. Jack schnaubte durch die Nase. Frauen! Er wusste zwar nicht wo Elisabeth steckte, hatte aber so eine ungefähre Ahnung, dass sie wieder Unfug anstellte.
Jack konnte bugwärts einige Briten ausmachen, die mit mehreren Gewehren und Pistolen Aufstellung nahmen. Ohne zu zögern zog er seine eigene Pistole aus dem Gürtel und schoss. Einer der Briten brach tödlich getroffen zusammen. Sie hatten keine Zeit mehr für Spielchen.
„Gibbs!"brüllte er seinem ersten Maat über den Kampfeslärm hinweg zu. „Wie lange noch?" Gibbs zuckte nur etwas hilflos mit den Schultern. Wütend presst Jack die Kieferknochen aufeinander. Sie konnten auf Elisabeth nun keine Rücksicht mehr nehmen. „Männer, sofort zurück auf die Pearl!"befahl er mit lauter Stimme. Jack machte sich auf den Weg zum Vorschiff, um seine Männer zu unterstützen, als er plötzlich grob am Arm gepackt wurde. Sein erster Reflex war, sich umzudrehen und zuzuschlagen, doch im letzten Augenblick erkannte er das Gesicht von Will. „Junge, mach das nie wieder."Meinte er. Ohne auf Jacks Bemerkung einzugehen, schüttelte Will den Kopf. „Was ist mit Elisabeth?" Mit einer ausholenden Bewegung deutete Sparrow über das Deck. „Wir haben keine Zeit mehr Will. Entweder sie kommt noch rechtzeitig, oder sie muss sehen wo sie bleibt!" Will wollte noch etwas entgegnen, doch er kam nicht mehr dazu, denn genau in diesem Augenblick krachte die erste Salve über das Deck der Cutty Sark.
~*~
Als Elisabeth wieder das Deck betrat, fand sie sich in einem Chaos aus Toten und Verwundeten wieder. Die Piraten der Black Pearl waren auf dem Rückzug. Sie spürte wie sie ein Anflug von Panik zu übermannen drohte. Wo war Will? Suchend stolperte sie über das Deck. Und schließlich sah sie ihn, an der Backbordrehling in ein hitziges Gespräch mit Jack vertieft. „Will!"Sie schrie, um den Lärm an Bord des Schiffes zu übertönen. „Elisabeth!"er hatte sie sofort ausgemacht. Will ließ Jack einfach stehen und rannte quer über das Deck auf sie zu.
„Elisabeth, wir müssen weg hier."Unerbittlich begann er sie auf das Piratenschiff zuzuziehen. Fast alle der Piraten waren schon von Bord. Nur Jack und einer seiner Leute warteten noch an der Rehling. Als sie bei ihm ankamen warf er ihr einen giftigen Blick zu. „Wird aber auch langsam Zeit, Missi."
Gemeinsam schwangen sie sich an Bord der Pearl, als ein einzelner Schuss durch die Luft schnitt. Der Mann neben Jack schrie auf und stürzte ins Wasser. Doch der Captain der Black Pearl hielt sich nicht auf. Mit lauter und entschlossenen Stimme begann er Befehle über das Deck zu brüllen. „Alle Kanonenmannschaften unter Deck! Feuert sobald ihr soweit seid! Johnson, Hoogan, kappt die Taue! Und ihr anderen stellt die Segel in den Wind!"
Viel zu langsam schien die Pearl fahrt aufzunehmen. Vereinzelt krachten noch Schüsse an Bord des britischen Schiffes, doch niemand fiel ihnen mehr zum Opfer. Jack atmete erleichtert auf, als erneut die Kanonen der Pearl abgefeuert wurden und die schweren Stahlkugeln den Rumpf des britischen Seglers beschädigten. Diesmal saßen die Einschüsse nur knapp oberhalb der Wasserlinie. An eine Verfolgung durch die Cutty Sark war also erst einmal nicht zu denken. Sparrow umklammerte das schwere Steuerrad der Pearl so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Was zur Hölle war schief gegangen?
Warum war das verdammte Pulver nicht explodiert?
~*~
Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte Captain Jack Sparrow an der Rehling seines Schiffes und blickte nachdenklich über das Deck. Nachdem sie die Cutty Sark hinter sich gelassen hatten, waren sie in die von Riffen und Untiefen durchzogene Umgebung einer kleinen Inselgruppe gesegelt. Dort hatten sie die Pearl vor nur wenigen Stunden festgemacht. Die Sonne stand dicht über dem Horizont und ihre Strahlen brachen sich in grellen Lichtreflexen auf dem nur leicht bewegten Wasser des Meeres.
Sie hatten gegen die Cutty Sark bitter einstecken müssen. Manöver wie dieses hatten sie schon dutzende Male ausgeführt und mit jedem Mal hatten sie ihre Vorgehensweise perfektioniert bis jeder Handgriff saß und seine Leute ihre Aufgaben im Schlaf beherrschten. Doch dieses Mal war etwas gründlich schief gelaufen, und Jack wollte wissen warum.
Aus diesem Grund hatte er seine Männer auf Deck antreten lassen.
Mit einem ergebenen Seufzer stieß er sich von der Rehling ab und ging langsam die Reihe seiner Leute entlang. Er musterte sie lange. Jeden einzelnen von ihnen. Betrachtete ihre Gesichter, die teilweise noch von der Auseinandersetzung auf dem britischen Segler gezeichnet waren.
Natürlich, bei einem Leben als Pirat gehörten mehr oder minder schwere Verletzungen sozusagen zum ‚Berufsrisiko', doch keiner der Männer hier an Bord würde dieses Leben freiwillig aufgeben wollen – ihn selbst eingeschlossen. Er liebte dieses Leben, liebte die Freiheit und die Aufregung die es ihm bot. Doch es gab auch einige Dinge die er abgrundtief verabscheute. Und dieses hier gehörte dazu.
~*~
Will und Elisabeth standen etwas abseits von der Crew am Heck der Pearl und betrachteten teils nachdenklich, teils besorgt, was an Deck vorging. Als Jack begann mit ernstem Gesichtsausdruck vor seiner Crew auf und ab zu gehen, griff Elisabeth nach Wills Hand, jedoch ohne den Blick von den Geschehnissen vor sich abzuwenden.
„Was hat er vor Will?"ihre Worte waren nicht mehr als ein leiser Hauch, so als hätte sie Angst, etwas Schreckliches könne geschehen, würde sie die vorherrschende Stille durchbrechen. Will, der sie dennoch verstanden hatte konnte nur stumm mit den Schultern zucken. Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was hier vor ihnen ablief, doch er fühlte sich nicht dazu im Stande Elisabeths Frage zu beantworten.
Auch wenn Piraten außerhalb des Gesetzes standen und einen Dreck auf die auf britischen oder sonstigen Schiffen praktizierte Gerichtsbarkeit gaben, herrschte selbst an Bord ihrer Schiffe eine strenge Disziplin. Auch wenn das laxe Verhalten der Männer auf das Gegenteil hindeutete, wurde diese ungeschriebene Ordnung immer eingehalten. Wer Mist baute, hatte auch dafür gerade zu stehen! Und es war in jedem Fall der Captain der eine angemessene Strafe zu verhängen hatte.
Will Turner hatte jedoch Schwierigkeiten sich Jack in dieser Rolle vorzustellen. Er hatte diesen Mann als exzentrischen und immer grinsenden Spaßvogel kennen gelernt, der in mehr als einer Hinsicht äußerst unkonventionell war. Allerdings war Jack Sparrow für ihn schon immer schwer zu durchschauen gewesen und es gab einiges, dass er über ihn nicht wusste, nicht wissen konnte. Mit einem Mal war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er den Mann, der da von ihnen über das Deck lief, auch wirklich kannte.
~*~
Sparrow blieb ohne scheinbaren Grund stehen und überschaute nochmals das erschreckend kleine Häufchen Piraten, das vor ihm auf Deck stand. Zwölf Männer hatten sie an diesem Tag verloren. Zwölf Männer, die im Laufe der Zeit zu ihren Freunden und Gefährten geworden waren. Der Verlust ging tief, doch er wusste, sie würden ihn früher oder später überwinden. Und er wusste auch, was in diesem Moment seine Pflicht als Captain dieses Schiffes war, was seine Mannschaft in gewissem Sinne von ihm erwartete.
Er straffte die Schultern, und als er sprach versuchte er seiner Stimme einen unpersönlichen Klang zu verleihen. „Mr. Gibbs. Anamaria. Ihr kennt die Situation. Es war eure Aufgabe für einen sicheren Rückzug zu sorgen und ihr habt versagt. Was habt ihr dazu zu sagen?"
Die Stille, die auf seine Worte folgte, schien man fast mit den Händen greifen zu können. Das einzige Geräusch war das leise Plätschern der Wellen, die gegen den Rumpf der Black Pearl schlugen.
~*~
Elisabeth meinte zu spüren, wie sich die Muskeln in ihrem Körper verkrampften. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Diese ganze Situation hier... jetzt verstand sie endlich! Sie wusste wovon Jack sprach und innerlich verfluchte sie sich für ihre eigene Dummheit. Sie hätte es wissen müssen. Jack Sparrow mochte zwar ein Pirat sein, aber er war... Nun ja, er war eben Jack Sparrow. Es war ihre Schuld gewesen. Sie konnte nicht zulassen, dass Anamaria und Mr. Gibbs für ihren Fehler gerade stehen mussten.
All diese Gedanken zogen in Sekundenschnelle durch ihren Kopf. Und dann, ohne näher darüber nachzudenken, fasste sie einen Entschluss. Gerade als Anamaria zu einer Rechtfertigung ansetzen wollte, ließ Elisabeth Wills Hand los und stürmte einige Schritte nach vorn. Alle Gesichter schienen sich ihr zuzuwenden und auch der Captain musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Elisabeth, ich glaube nicht..."
Die junge Frau ließ Jack nicht ausreden. „Es war meine Schuld! Ich habe die Explosion verhindert! Ich... ich dachte ihr wolltet das Schiff zerstören. Das konnte ich doch... nicht zulassen." Elisabeth war zum Schluss hin immer leiser geworden. Die Blicke der Piraten verunsicherten sie und die Entschlossenheit, die sie gerade noch angetrieben hatte, schien sich mit jeder verstreichenden Sekunde mehr und mehr zu verflüchtigen. Nervös zerknüllte sie den Stoff ihres Kleides in ihren Händen.
Im Gegensatz zu den anderen hatte sich Sparrow nach ihrem überraschenden Geständnis abgewandt und starrte scheinbar konzentriert hinaus auf die ruhige See. „Jack?"Ihre Unsicherheit spiegelte sich deutlich in ihrer Stimme wieder. „Jack, sag doch was."
Jack schüttelte langsam den Kopf. „Mädchen, lass die Finger von Dingen die du nicht verstehst."murmelte er.
„Was?"hilfesuchend sah Elisabeth sich nach ihrem Ehemann um. Doch der starrte nur. Genau so wie die anderen.
„Mrs. Turner!"die offizielle Anrede und die Kälte in Jack Sparrows Stimme ließen Elisabeth zusammenzucken. „Wir haben heute zwölf Männer verloren, Mrs. Turner. Zwölf Männer, deren Tod Euch und Eurem voreiligen und leichtsinnigen Verhalten zuzuschreiben ist. Was bitte, ... soll ich Eurer Meinung nach dazu noch sagen?"
Vorab: Dieser Teil war ursprünglich gar nicht als eigenständiges Kapitel geplant, sondern gehörte eigentlich noch zu Chapter 3. Da dieses aber sonst zu lang geworden wäre, habe ich mich entschlossen es zu teilen. Hier also für euch das nächste Kapitel...
@Megchen: Vielen dank für dein Review. Dass das erneute Zusammentreffen von Jack und den Turners eine Wende in die Geschichte bringen wird ist richtig. Allerdings... nun ja: Lesen ^-^
@Zutzi: So viele Reviews auf einmal. Wow. Hat mich wirklich gefreut. (Rückmeldungen nerven mich doch nicht. Vor allem wenn sie soo nett sind *rotwerd*). Also hier für dich: Das nächste Kapitel. Ich würde mich auf jeden Fall über weitere Rückmeldungen von dir freuen...
@Viechle: Auch an dich wieder vielen Dank. Ich find's toll, dass du bisher bei der Stange geblieben bist. (Hoffentlich bleibts auch so...)
nun denn, motiviert mich ein bisschen und schreibt Reviews *bg*
Alles Liebe RavannaVen
*~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~*
***Ein Wiedersehen II***
Sie konnte es einfach nicht fassen. Auch wenn Jack es nicht direkt ausgesprochen hatte, konnte Elisabeth sich durchaus vorstellen, was seine Leute im Pulvermagazin noch ‚zu tun hatten'. Das Bild der brennenden Interceptor, wie sie langsam im Meer versank, hatte sich nur all zu deutlich in ihr Gehirn eingebrannt. Sie würde nicht zulassen, dass diese Piraten die Cutty Sark mit all diesen Menschen auf den Meeresgrund schickten. Allein schon die Tatsache, dass Jack diesen Befehl ohne zu zögern ausgesprochen hatte, war für sie unfassbar. Bei ihrem letzten Zusammentreffen hatte sie sich ein gänzlich anderes Bild von diesem Mann gemacht. Doch ihr Vater schien letzten Endes doch Recht zu behalten: Pirat blieb nun einmal Pirat.
Als Will und Jack einige Augenblicke abgelenkt waren, nutzte sie die Gunst der Stunde und schlich hinter Anamaria und Gibbs her. Der Lärm des Kampfes drang von oben in den schmalen unbeleuchteten Gang hinunter. Er übertönte ihre leisen Schritte und auch das schlechte Licht schützte sie vor einer Entdeckung durch die Piraten. Als diese im Pulvermagazin verschwanden, sah Elisabeth sich hektisch um. Sie wusste dass es keinen Sinn hatte, wenn sie den anderen einfach folgen würde. Würden sie sie entdecken, hätte sie keine Möglichkeit mehr ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Kurzerhand öffnete sie eine Tür, die vom Gang abzweigte und versteckte sich in dem kleinen Raum, der sich dahinter verbarg.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals, während sie darauf wartete, dass Gibbs und Anamaria ihre Arbeit beendeten. Angespannt lauschte sie auf die leisen Geräusche, die durch die halb geschlossene Tür zu ihr drangen. Doch sie musste nicht lange warten. Bereits wenige Minuten später kamen die zwei aus dem Pulvermagazin und machten sich schnell wieder auf den Weg nach oben.
Elisabeth wartete noch ein paar Sekunden, bis die Schritte im Gang verklungen waren, dann verließ sie ihr Versteck wieder und schlich in den Raum, den die Piraten soeben verlassen hatten. Eine Spur aus schwarzem Pulver verlief quer durch den Raum und führte zu einigen kleinen Fässern, die sich nahe der Bordwand befanden und die Funken fraßen sich erstaunlich schnell darauf zu. Kurz entschlossen trat die junge Frau das Pulver auseinander. Mit einem zufriedenen Lächeln betrachtete sie ihr Werk, bevor auch sie sich wieder auf den Weg an Deck machte.
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Aus dem Augenwinkel bemerkte Jack, dass Anamaria und Gibbs wieder an Deck kamen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern. Mit einem Tritt gegen die Beine seines Gegners brachte er diesen aus dem Rhythmus und verschaffte sich so die Möglichkeit ihn außer Gefecht zu setzen. Hastig sah er sich um. Will hatte sich nach dem Verschwinden seiner Angetrauten geweigert das Schiff zu verlassen, er verhielt sich jedoch passiv und hielt nur nach Elisabeth Ausschau. Jack schnaubte durch die Nase. Frauen! Er wusste zwar nicht wo Elisabeth steckte, hatte aber so eine ungefähre Ahnung, dass sie wieder Unfug anstellte.
Jack konnte bugwärts einige Briten ausmachen, die mit mehreren Gewehren und Pistolen Aufstellung nahmen. Ohne zu zögern zog er seine eigene Pistole aus dem Gürtel und schoss. Einer der Briten brach tödlich getroffen zusammen. Sie hatten keine Zeit mehr für Spielchen.
„Gibbs!"brüllte er seinem ersten Maat über den Kampfeslärm hinweg zu. „Wie lange noch?" Gibbs zuckte nur etwas hilflos mit den Schultern. Wütend presst Jack die Kieferknochen aufeinander. Sie konnten auf Elisabeth nun keine Rücksicht mehr nehmen. „Männer, sofort zurück auf die Pearl!"befahl er mit lauter Stimme. Jack machte sich auf den Weg zum Vorschiff, um seine Männer zu unterstützen, als er plötzlich grob am Arm gepackt wurde. Sein erster Reflex war, sich umzudrehen und zuzuschlagen, doch im letzten Augenblick erkannte er das Gesicht von Will. „Junge, mach das nie wieder."Meinte er. Ohne auf Jacks Bemerkung einzugehen, schüttelte Will den Kopf. „Was ist mit Elisabeth?" Mit einer ausholenden Bewegung deutete Sparrow über das Deck. „Wir haben keine Zeit mehr Will. Entweder sie kommt noch rechtzeitig, oder sie muss sehen wo sie bleibt!" Will wollte noch etwas entgegnen, doch er kam nicht mehr dazu, denn genau in diesem Augenblick krachte die erste Salve über das Deck der Cutty Sark.
~*~
Als Elisabeth wieder das Deck betrat, fand sie sich in einem Chaos aus Toten und Verwundeten wieder. Die Piraten der Black Pearl waren auf dem Rückzug. Sie spürte wie sie ein Anflug von Panik zu übermannen drohte. Wo war Will? Suchend stolperte sie über das Deck. Und schließlich sah sie ihn, an der Backbordrehling in ein hitziges Gespräch mit Jack vertieft. „Will!"Sie schrie, um den Lärm an Bord des Schiffes zu übertönen. „Elisabeth!"er hatte sie sofort ausgemacht. Will ließ Jack einfach stehen und rannte quer über das Deck auf sie zu.
„Elisabeth, wir müssen weg hier."Unerbittlich begann er sie auf das Piratenschiff zuzuziehen. Fast alle der Piraten waren schon von Bord. Nur Jack und einer seiner Leute warteten noch an der Rehling. Als sie bei ihm ankamen warf er ihr einen giftigen Blick zu. „Wird aber auch langsam Zeit, Missi."
Gemeinsam schwangen sie sich an Bord der Pearl, als ein einzelner Schuss durch die Luft schnitt. Der Mann neben Jack schrie auf und stürzte ins Wasser. Doch der Captain der Black Pearl hielt sich nicht auf. Mit lauter und entschlossenen Stimme begann er Befehle über das Deck zu brüllen. „Alle Kanonenmannschaften unter Deck! Feuert sobald ihr soweit seid! Johnson, Hoogan, kappt die Taue! Und ihr anderen stellt die Segel in den Wind!"
Viel zu langsam schien die Pearl fahrt aufzunehmen. Vereinzelt krachten noch Schüsse an Bord des britischen Schiffes, doch niemand fiel ihnen mehr zum Opfer. Jack atmete erleichtert auf, als erneut die Kanonen der Pearl abgefeuert wurden und die schweren Stahlkugeln den Rumpf des britischen Seglers beschädigten. Diesmal saßen die Einschüsse nur knapp oberhalb der Wasserlinie. An eine Verfolgung durch die Cutty Sark war also erst einmal nicht zu denken. Sparrow umklammerte das schwere Steuerrad der Pearl so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Was zur Hölle war schief gegangen?
Warum war das verdammte Pulver nicht explodiert?
~*~
Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte Captain Jack Sparrow an der Rehling seines Schiffes und blickte nachdenklich über das Deck. Nachdem sie die Cutty Sark hinter sich gelassen hatten, waren sie in die von Riffen und Untiefen durchzogene Umgebung einer kleinen Inselgruppe gesegelt. Dort hatten sie die Pearl vor nur wenigen Stunden festgemacht. Die Sonne stand dicht über dem Horizont und ihre Strahlen brachen sich in grellen Lichtreflexen auf dem nur leicht bewegten Wasser des Meeres.
Sie hatten gegen die Cutty Sark bitter einstecken müssen. Manöver wie dieses hatten sie schon dutzende Male ausgeführt und mit jedem Mal hatten sie ihre Vorgehensweise perfektioniert bis jeder Handgriff saß und seine Leute ihre Aufgaben im Schlaf beherrschten. Doch dieses Mal war etwas gründlich schief gelaufen, und Jack wollte wissen warum.
Aus diesem Grund hatte er seine Männer auf Deck antreten lassen.
Mit einem ergebenen Seufzer stieß er sich von der Rehling ab und ging langsam die Reihe seiner Leute entlang. Er musterte sie lange. Jeden einzelnen von ihnen. Betrachtete ihre Gesichter, die teilweise noch von der Auseinandersetzung auf dem britischen Segler gezeichnet waren.
Natürlich, bei einem Leben als Pirat gehörten mehr oder minder schwere Verletzungen sozusagen zum ‚Berufsrisiko', doch keiner der Männer hier an Bord würde dieses Leben freiwillig aufgeben wollen – ihn selbst eingeschlossen. Er liebte dieses Leben, liebte die Freiheit und die Aufregung die es ihm bot. Doch es gab auch einige Dinge die er abgrundtief verabscheute. Und dieses hier gehörte dazu.
~*~
Will und Elisabeth standen etwas abseits von der Crew am Heck der Pearl und betrachteten teils nachdenklich, teils besorgt, was an Deck vorging. Als Jack begann mit ernstem Gesichtsausdruck vor seiner Crew auf und ab zu gehen, griff Elisabeth nach Wills Hand, jedoch ohne den Blick von den Geschehnissen vor sich abzuwenden.
„Was hat er vor Will?"ihre Worte waren nicht mehr als ein leiser Hauch, so als hätte sie Angst, etwas Schreckliches könne geschehen, würde sie die vorherrschende Stille durchbrechen. Will, der sie dennoch verstanden hatte konnte nur stumm mit den Schultern zucken. Er hatte eine ungefähre Vorstellung davon, was hier vor ihnen ablief, doch er fühlte sich nicht dazu im Stande Elisabeths Frage zu beantworten.
Auch wenn Piraten außerhalb des Gesetzes standen und einen Dreck auf die auf britischen oder sonstigen Schiffen praktizierte Gerichtsbarkeit gaben, herrschte selbst an Bord ihrer Schiffe eine strenge Disziplin. Auch wenn das laxe Verhalten der Männer auf das Gegenteil hindeutete, wurde diese ungeschriebene Ordnung immer eingehalten. Wer Mist baute, hatte auch dafür gerade zu stehen! Und es war in jedem Fall der Captain der eine angemessene Strafe zu verhängen hatte.
Will Turner hatte jedoch Schwierigkeiten sich Jack in dieser Rolle vorzustellen. Er hatte diesen Mann als exzentrischen und immer grinsenden Spaßvogel kennen gelernt, der in mehr als einer Hinsicht äußerst unkonventionell war. Allerdings war Jack Sparrow für ihn schon immer schwer zu durchschauen gewesen und es gab einiges, dass er über ihn nicht wusste, nicht wissen konnte. Mit einem Mal war er sich gar nicht mehr so sicher, ob er den Mann, der da von ihnen über das Deck lief, auch wirklich kannte.
~*~
Sparrow blieb ohne scheinbaren Grund stehen und überschaute nochmals das erschreckend kleine Häufchen Piraten, das vor ihm auf Deck stand. Zwölf Männer hatten sie an diesem Tag verloren. Zwölf Männer, die im Laufe der Zeit zu ihren Freunden und Gefährten geworden waren. Der Verlust ging tief, doch er wusste, sie würden ihn früher oder später überwinden. Und er wusste auch, was in diesem Moment seine Pflicht als Captain dieses Schiffes war, was seine Mannschaft in gewissem Sinne von ihm erwartete.
Er straffte die Schultern, und als er sprach versuchte er seiner Stimme einen unpersönlichen Klang zu verleihen. „Mr. Gibbs. Anamaria. Ihr kennt die Situation. Es war eure Aufgabe für einen sicheren Rückzug zu sorgen und ihr habt versagt. Was habt ihr dazu zu sagen?"
Die Stille, die auf seine Worte folgte, schien man fast mit den Händen greifen zu können. Das einzige Geräusch war das leise Plätschern der Wellen, die gegen den Rumpf der Black Pearl schlugen.
~*~
Elisabeth meinte zu spüren, wie sich die Muskeln in ihrem Körper verkrampften. Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Diese ganze Situation hier... jetzt verstand sie endlich! Sie wusste wovon Jack sprach und innerlich verfluchte sie sich für ihre eigene Dummheit. Sie hätte es wissen müssen. Jack Sparrow mochte zwar ein Pirat sein, aber er war... Nun ja, er war eben Jack Sparrow. Es war ihre Schuld gewesen. Sie konnte nicht zulassen, dass Anamaria und Mr. Gibbs für ihren Fehler gerade stehen mussten.
All diese Gedanken zogen in Sekundenschnelle durch ihren Kopf. Und dann, ohne näher darüber nachzudenken, fasste sie einen Entschluss. Gerade als Anamaria zu einer Rechtfertigung ansetzen wollte, ließ Elisabeth Wills Hand los und stürmte einige Schritte nach vorn. Alle Gesichter schienen sich ihr zuzuwenden und auch der Captain musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. „Elisabeth, ich glaube nicht..."
Die junge Frau ließ Jack nicht ausreden. „Es war meine Schuld! Ich habe die Explosion verhindert! Ich... ich dachte ihr wolltet das Schiff zerstören. Das konnte ich doch... nicht zulassen." Elisabeth war zum Schluss hin immer leiser geworden. Die Blicke der Piraten verunsicherten sie und die Entschlossenheit, die sie gerade noch angetrieben hatte, schien sich mit jeder verstreichenden Sekunde mehr und mehr zu verflüchtigen. Nervös zerknüllte sie den Stoff ihres Kleides in ihren Händen.
Im Gegensatz zu den anderen hatte sich Sparrow nach ihrem überraschenden Geständnis abgewandt und starrte scheinbar konzentriert hinaus auf die ruhige See. „Jack?"Ihre Unsicherheit spiegelte sich deutlich in ihrer Stimme wieder. „Jack, sag doch was."
Jack schüttelte langsam den Kopf. „Mädchen, lass die Finger von Dingen die du nicht verstehst."murmelte er.
„Was?"hilfesuchend sah Elisabeth sich nach ihrem Ehemann um. Doch der starrte nur. Genau so wie die anderen.
„Mrs. Turner!"die offizielle Anrede und die Kälte in Jack Sparrows Stimme ließen Elisabeth zusammenzucken. „Wir haben heute zwölf Männer verloren, Mrs. Turner. Zwölf Männer, deren Tod Euch und Eurem voreiligen und leichtsinnigen Verhalten zuzuschreiben ist. Was bitte, ... soll ich Eurer Meinung nach dazu noch sagen?"
