Disclaimer: Ich hab mir alle bekannten Figuren nur bei Disney ausgeliehen, und versuche sie möglichst unbeschädigt wieder zurückzugeben.

Vorab: Ja, ich weiß ich bin spät dran. Aber bei uns standen Abschlussprüfungen an und ich kam weder zum Schreiben, noch kam Cecilie zum Korrigieren (mal wieder vielen Dank übrigens ^-^). Die größte Hektik ist letzt aber vorbei und ich werde versuchen wieder Wöchentlich neue Chappies online zu stellen.

@Viechle: Nun, die ganze Situation ist etwas kompliziert geworden. Allerdings hat Jack Will gegenüber erwähnt, dass es sich bei dem Manöver nur um eine Ablenkungsaktion handelt. Wenn Lizzi nicht so eigenmächtig gehandelt hätte, hätte sie das auch mitbekommen. Von diesem Gesichtspunkt gesehen ist Jacks Ärger also durchaus verständlich, Obwohl er durchaus etwas OOC erscheint. Aber das is Absicht...

@Megchen: Freut mich, dass dir die Story immer noch gefällt. Nun, was Elisabeth angeht, die Sache lasse ich garantiert nicht unter den Tisch fallen ^-^. Und in die Geschichte um den Stein werde ich demnächst auch etwas mehr Klarheit bringen. Schön dass dir Geordie gefällt. Ich find ihn auch niedlich. ;-) Wenn ich meine Fic gut und glücklich zu einem Ende gebracht habe, lässt sich ja vielleicht über eine Ablöse reden *g*

Wie immer gilt: Schreibt mir eure Meinung. Lob und Kritik sind gleichermaßen willkommen.

Alles Liebe RavannaVen

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***Wenn der Wind sich dreht***

Alle Blicke schienen sich am Fockmast festzusaugen. Das Knarren und Splittern des Holzes war selbst über das Brüllen des Unwetters hinweg nur all zu deutlich zu vernehmen. In dem dunklen, regennassen Holz war ein gut fingerbreiter Riss zu erkennen, der sich unglaublich schnell nach oben hin fortzusetzen begann. Doch noch legte sich der Mast nicht auf die Seite.

Jack spürte, wie sich jeder Muskel in seinem Körper verkrampfte. Das durfte einfach nicht sein. Dies hier war kein gewöhnliches Schiff. Es war die Black Pearl. Eine Legende. Der Sturm, der die Pearl in die Knie zwang, musste direkt aus der Hölle gekommen sein.

„Festhalten, einfach festhalten!"

Ohne Vorwarnung ließ er das Steuer los. Will strauchelte neben ihm, doch das war ihm in diesem Moment egal. Das einzige, dass Jacks Gedanken beherrschte war die Pearl.

Sparrow verlor keine Zeit damit, über die Treppe nach unten zu klettern, sondern sprang mit einem Satz über das Geländer auf Deck. Genau in diesem Augenblick legte sich die Black Pearl erneut auf die Seite. Jack kam ungeschickt auf und fing sich mit Händen und Knien ab. Ein bedrohliches Ächzen lief durch das Holz als sich die Pearl Wind und See entgegenstemmte.

Jack drückte sich mit aller Kraft vom Boden ab, den pochenden Schmerz in seinem rechten Bein ignorierend. Er wusste, dass es keinen Zweck haben dürfte einfach Befehle durch die Gegend zu brüllen. Niemand würde ihn hören, also packte er den nächsten seiner Männer den er erreichen konnte am Arm. Er konnte nicht einmal erkennen, um wen es sich handelte. Doch das hinderte Jack nicht daran, den Piraten entschlossen hinter sich her zu ziehen, und ihm dabei unentwegt Befehle ins Ohr zu schreien.

Jack unterbrach sich, um einen kurzen Blick zum Ruderstand zu werfen. Will schien klar zu kommen. Gut. Dann konnte er sich um die Pearl kümmern.

Erneut gab der Mast unter dem Ansturm des Windes etwas nach. Sie mussten sich beeilen.

~*~

Elisabeth verlor das Gleichgewicht und prallte schmerzhaft gegen den kleinen Tisch, als die Pearl sich ohne Vorwarnung auf die Seite legte. Ein ohrenbetäubendes Knarren lief durch das feuchte Holz. Es schien ihr fast, als würde das Schiff jeden Augenblick auseinander brechen. Elisabeth konnte spüren, wie die Holzplanken unter ihren Füßen unter dem Ansturm des Wassers vibrierten.

Sie fühlte eine leichte Übelkeit in sich aufsteigen. Da sie keinen Horizont hatte, nach dem sie sich richten konnte, schien sich der Boden unter ihren Füßen willkürlich und entgegen aller ihr bekannten Naturgesetze zu bewegen.

Wieder hämmerte sie mit ihren zu Fäusten geballten Händen gegen die massive Tür, die sie in diesem Raum festhielt. Ihre Hände schmerzten, und obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass niemand sie hören würde, gab sie nicht auf.

Sie warf einen Blick über ihre Schulter zu der – für ihren Geschmack viel zu dünnen – Holzwand, die den Raum von der tobenden See trennte. Bei jeder Welle, die gegen den Rumpf der Pearl schlug, wurde etwas Wasser durch das Holz gepresst und lief in einem schwachen aber stetigen Rinnsal daran herab.

Elisabeth wusste, dass dies normal war, dennoch half ihr dieses Wissen nicht die Panik zu unterdrücken, die sich immer weiter in ihren Verstand hinein fraß.

~*~

Er reagierte fast zu spät, als das Schiff in eine plötzliche Strömung geriet, und das Steuerrad von einem Augenblick zum nächsten in die andere Richtung ausschlug. Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig sein Gewicht zu verlagern, um nicht von den Füßen gerissen zu werden.

‚Festhalten, einfach nur festhalten.'

Will klammerte sich genauso an diese Worte, wie er sich auch an das schwere Steuerrad der Pearl klammerte. Er hoffte nur, dass er keinen Fehler beging.

Die Augen gegen Wind und Regen zusammengekniffen, beobachtete er die Crew, die auf Deck gegen den Sturm ankämpfte. Jack hatte sich zum Fockmast vorgearbeitet, immerzu Befehle und Anweisungen brüllend, doch Will konnte ihn nicht verstehen. Der Sturm verwehte seine Worte.

Wieder gab der Mast knirschend ein Stück nach und in diesem Moment schien Jack endgültig zu einem Entschluss zu kommen. Ruckartig zog er sein Schwert aus der Scheide und zerschnitt ohne zu zögern die Taue, die die Segel aufspannten.

Entsetzt beobachtete Will, wie zwei der Piraten begannen den Fockmast hinaufzuklettern, um auch dort Segel und Tauwerk zu lösen. Der Mast knirschte bedrohlich, doch er hielt das zusätzliche Gewicht – noch. Trotz des unsicheren Haltes bewegten sich die Männer schnell und geschickt. Es schien fast so, als wäre es für sie etwas Alltägliches bei schwerem Sturm in der Takelage eines Schiffes herumzuklettern.

Bereits wenige Augenblicke später löste sich das Hauptsegel vom Mast. Ein deutlich fühlbarer Ruck lief durch die Black Pearl, als sich dem Wind plötzlich kein Widerstand mehr bot. In diesem Moment verlor einer der beiden Männer seinen Halt in der Takelage. Einige Sekunden lang schien es, als könne er noch nach einem der zahlreichen Taue greifen, doch die Zeit verstrich ungenutzt und der Mann kippte nach hinten und fiel ungebremst in die Tiefe.

Will meinte einen Schrei zu hören, doch mit einem Mal begriff er, dass er es war, der erschrocken aufschrie. Die scheinbare Lautlosigkeit, mit der der Körper auf Deck aufschlug, ließ die ganze Situation so schrecklich unwirklich erscheinen, dass Will einen Moment lang den Eindruck hatte, sich in einem bösen Traum zu befinden; einem Traum, aus dem er jeden Augenblick erwachen musste.

Doch der kalte Regen, der ihm ins Gesicht peitschte, holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Nein, dies hier war die Realität.

Der Mann, der aus der Takelage gefallen war, rührte sich nicht. Jack hatte sofort seine Position an den Klüversegeln aufgegeben, als ihm klar wurde, dass der Mann fallen würde. So war er auch der Erste, der bei dem Verunglückten ankam. Will konnte nicht erkennen, was Sparrow genau tat, als er sich neben den Mann kniete, doch bereits kurze Zeit später stand er wieder auf und winkte zwei der umstehenden Männer zu sich heran. Er schien kurz mit ihnen zu diskutieren und dann hoben die zwei Piraten ihren Kameraden vorsichtig hoch und trugen ihn nach achtern.

Wills Blick folgte der kleinen Gruppe, bis sie aus seinem Gesichtsfeld verschwunden waren. Als er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne richtete, konnte er gerade noch sehen, wie sich das letzte der Klüversegel von den Masten löste und von einer heftigen Windböe davongetragen wurde.

~*~

Jack blickte den Männern noch einen Augenblick lang nach, bevor er sich umwandte. Crock war schwer verletzt. So schwer, dass er die Nacht vermutlich nicht überleben würde. Nicht wirklich verwunderlich, bei einem Sturz aus dieser Höhe, aber trotzdem. Wieder ein Mann weniger. Ein Mann, der ihnen an Bord fehlte. Die Rationalität seiner eigenen Gedanken erschreckte ihn fast ein wenig. Doch das änderte nichts an der Tatsache.

Es war riskant gewesen, die Männer bei diesem Wetter in die Takelage zu schicken, doch sie hatten den Mast entlasten müssen. Würde er brechen, konnten sie sich gleich alle beim Fährmann anstellen.

Jack schob diese Gedanken rigoros beiseite. Sie hatten es noch nicht überstanden. Er klammerte sich an ein Tau, um nicht von den Füßen gerissen zu werden, als erneut ein Brecher über dem Deck der Black Pearl zusammenschlug. Sparrow konnte spüren, wie das Holz unter seinen Füßen unter der Wucht zitterte.

„Geordie, Mulroy, Hoogan!"Jack musste aus vollem Hals brüllen, um sich verständlich zu machen. „Wir brauchen Taue, Balken und Werkzeug! Wenn wir den Mast nicht stützen bricht er!"

Die Männer machten sich ohne weitere Aufforderung auf den Weg. Sie alle wussten, dass nun schnelles Handeln gefragt war. Jack warf erneut einen besorgten Blick zum Ruderstand, wo Will noch immer mit dem Steuerrad kämpfte. Er schien einige Schwierigkeiten zu haben, doch der Junge hielt sich tapfer. Als Jack bemerkte, dass der Waffenschmied seinen Blick erwiderte, gab er ihm kurz ein aufmunterndes Handzeichen, und machte sich dann wieder an die Arbeit.

~*~

Elisabeth stieß einen schrillen Schrei aus, und rettete sich ohne zu überlegen auf den kleinen Tisch, der den schmalen Raum ausfüllte.

Die Ratte, die sich vor der immer größer werdenden Pfütze auf dem Boden auf die Koje gerettet hatte, ließ sich von dem seltsamen Verhalten des Zweibeiners jedoch nicht stören. Geduldig kämmte sie sich die unangenehme Feuchtigkeit aus dem Fell, sich immer aufmerksam umschauend.

Die schwarzen Knopfaugen fixierten erneut diesen seltsamen Zweibeiner, der sich anscheinend alle Mühe gab, bei dem heftig schwankenden Boden nicht von seiner trockenen Erhöhung herunterzufallen. Doch sie kam zu dem Schluss, dass er keine Gefahr für sie darstellte.

Die Ratte rollte sich auf dem weichen Untergrund zusammen.

Lauschend.

Witternd.

Immer wachsam...

~*~

Will schien mittlerweile jegliches Gefühl in seinen Händen verloren zu haben. Er umklammerte das Steuerrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß durch seine Haut hervorstachen und die Muskeln seiner Arme zu zittern begannen. Dennoch fürchtete er, jeden Augenblick die Kontrolle zu verlieren. Jedes Mal dann, wenn der Sturm mit ungebrochener Kraft an dem Ruder der Pearl zerrte. Seit die Segel herunter waren, schien es sogar noch schlimmer geworden zu sein.

Zwischenzeitlich waren mehrere schwere Balken und starke Taue auf Deck gebracht worden. Will hatte zu Anfang nicht so recht verstanden, was die Piraten vorhatten, doch es war ihm schnell klar geworden. Sie mussten den Mast abstützen, natürlich.

Er bemerkte erst dass Jack hinter ihn getreten war, als dieser ihm schwer die Hand auf die Schulter legte. „Alles in Ordnung Junge?"

Will schnaubte durch die Nase. Nichts war in Ordnung, absolut gar nichts. Dennoch nickte er. Was hätte er auch anderes tun sollen? Was hätte er anderes sagen sollen? Die ganze Situation hier war so... abwegig. Es fiel ihm einfach kein Begriff ein, der das alles hier besser umschrieben hätte.

Mit einer Hand strich er sich eine nasse Haarsträne aus dem Gesicht. Er bemühte sich bewusst Jack nicht anzusehen, sondern fixierte mit seinem Blick den Horizont, den er irgendwo in der trüben Finsternis, die sich vor dem Schiff ausbreitete, vermutete. Wenn er sich mit Jack jetzt auf ein Gespräch einließ, würde es sicherlich in einem Streit ausarten. Und genau das konnten sie alle hier jetzt am Wenigsten gebrauchen.

Jack schien wohl zu spüren, dass Will nicht nach Reden zu Mute war. Denn er bedeutete ihm einfach nur stumm beiseite zu gehen und übernahm das Steuer. Erst jetzt wurde Will wirklich bewusst, wie müde er eigentlich war. Obwohl er es gewohnt war hart zu arbeiten, forderten die Anstrengungen des Tages ihren Tribut. Doch er wusste, dass er seiner Müdigkeit nicht nachgeben durfte. An Deck wurde jede Hand gebraucht.

Er hielt sich mit klammen Fingern so gut es ging an der Reling fest, als er den Ruderstand verließ. Einige der Männer grinsten ihn dankbar an, als er an den schweren Balken mit anpackte, doch besonders redselig war keiner von ihnen. Ein Umstand, den Will nur all zu sehr begrüßte. Auch ihm war nicht nach Reden zu mute.

Es war gar nicht so einfach, Balken und Taue ausreichend fest um den Mast zu zurren, so dass der Fockmast auch wirklich entlastet wurde. Schon gar nicht, wenn man auch noch ständig um sein eigenes Gleichgewicht kämpfen musste. Irgendwann endlich, kam Cotton mit einem Hammer und einer Hand voll stabiler eiserner Nägel. Mit einigen kräftigen Schlägen trieb er die Nägel durch das harte Holz.

Will seufzte erleichtert, als das Holz schließlich noch mit den Tauen gesichert wurde. Das hätten sie geschafft. Er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, von dem er nicht sagen konnte, ob es denn nun Regen- oder Meerwasser war. Vermutlich beides. Einen Augenblick überlegte er ernsthaft, ob er sich nicht auch einen Hut zulegen sollte. Praktisch wäre es auf jeden Fall.

Ein peitschender Laut ertönte und riss Will aus seinen Gedanken. Einer der Männer stieß einen Warnruf aus und Will konnte noch sehen, wie irgendetwas in der Takelage nachgab. Dann traf ihn ein schwerer Gegenstand mit voller Wucht am Hinterkopf...

...und es wurde dunkel.