Hallo mal wieder. Ich habs endlich Geschafft das neue Kapitel online zu stellen. (freu) Das war vielleicht ein Akt diesmal. Naja.
Die Reaktion auf mein letztes Kapitel war leider etwas dürftig. Find ich ehrlich gesagt etwas enttäuschend, obwohl ich zugeben muss, dass sich meine Story etwas in die Länge gezogen hat. Von jetzt an wirds aber wieder interessanter. Ich versprechs...

Brigitte: Vielen Dank dass du dich wieder gemeldet hast. Du bist bisher die einzige, die wirklich bei jedem Kapitel durchgehalten hat.

Auch vielen Dank an meine Beta Wolvesdawn.

Ich hoffe doch sehr, dass das neue Kapitel mehr Anklang findet als das letzte. Ab jetzt ist wieder mehr los. (g)
Ein Ziel erreicht

Die Sonne war bereits vor einigen Stunden aufgegangen, doch Jack Sparrow stand immer noch auf Deck seiner geliebten Black Pearl. Gibbs hatte ihn zum letzten Wachwechsel am Ruder abgelöst und ihm mit recht deutlichen Worten zu verstehen gegeben, er solle sich doch endlich hinlegen. Der Captain hatte seinen Platz mit einem Schulterzucken geräumt. Ungewöhnlich für den exzentrischen Piraten. Denn normalerweise gehörte er nicht zu der Sorte Mensch, die sich etwas sagen ließ.

Seitdem stand er hier, an der Backbordrehling der Pearl, und starrt in die Wellen. Er meinte die vorwurfsvollen Blicke die sein erster Maat ihm zuwarf regelrecht spüren zu können, doch Jack zog es einfach vor, diesen Umstand zu ignorieren. Ja, er war hundemüde. Und er bezweifelte auch nicht, dass sich der Schlafmangel eher früher als später unangenehm bemerkbar machen würde. Er war es allerdings gewohnt, mit wenig Schlaf auskommen zu müssen und außerdem hätte er für alles Gold der Welt nicht schlafen können. Nicht jetzt. Dazu schwirrten in seinem Kopf viel zu viele Gedanken herum.

Ihre Situation war momentan alles andere als rosig und Jack hoffte inständig, dass Fortuna ihnen weiterhin hold war, wenn sie erst auf Trinidad festsaßen. Während der Reparaturarbeiten an der Pearl saßen sie praktisch wie auf dem Präsentierteller. Ein Schiff ohne Segel und Rigging war wie ein Vogel, dem man beide Flügel gebrochen hatte: Eine leichte Beute.

Dies war einer der Gründe, warum Jack sich entschlossen hatte, nicht nach St. Kitts zu segeln und im Hafen von Tortuga anzulegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass irgendein übermütiger Draufgänger die Black Pearl für sich selbst beanspruchen würde war einfach viel zu groß. Er war sich allerdings nicht mehr so sicher, ob Trinidad auch wirklich die bessere Entscheidung gewesen war.

Jack strich sich mit der linken Hand einige verirrte Haarstränen aus dem Gesicht. Es war eine Geste, die wahrscheinlich mehr über den momentanen Gemütszustand des Piraten verriet, als er sich selbst bewusst war. Es war ja nicht so, dass sie großartig eine Wahl gehabt hätten. Die Häfen in dieser Gegend, an denen er mit der Black Pearl anlegen konnte ohne gleich Gefahr zu laufen versenkt zu werden, konnte er praktisch an einer Hand abzählen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte Jack in das grelle Sonnenlicht. Er würde wohl wieder auf sein fast schon legendäres Glück vertrauen müssen. Er hoffte nur, dass dieses Vertrauen auch gerechtfertigt war. Wie hatte es der alte Joe so treffend ausgedrückt? Ritterkreuz oder Tod. Diese Bemerkung war doch recht zynisch, wenn man bedachte auf wen sie gemünzt gewesen war.

„Jack?" Der Pirat musste unwillkürlich grinsen. Die beiden hatten doch tatsächlich versucht sich an ihn heranzuschleichen. Zwecklos allerdings. Jack hatte die Schritte der Turners schon herausgehört, als die jungen Leute das Deck seines Schiffes betreten hatten. Die Schritte von jemandem, der es nicht gewohnt war sich an Bord eines Schiffes zu bewegen, waren genau so auffällig wie ein Rotrock mitten in Tortuga: Einfach nicht zu übersehen.

Jack platzierte ein sorgfältig arrangiertes breites Grinsen auf seinem Gesicht, bevor er sich zu Will und Elisabeth umdrehte. Der Pirat begrüßte die Beiden mit einer weit ausholenden Bewegung seiner Arme: „Ja, ich weiß. Ich wünsche euch auch einen guten Morgen."

„Morgen Jack." entgegnete Will weitaus weniger enthusiastisch. „Ich glaube wir müssen uns unterhalten." Er warf Elisabeth einen kurzen Blick zu. Die kleine Wildkatze war uncharakteristisch still, fand Jack. Das konnte sich allerdings unter Umständen sehr schnell wieder ändern.

Wenn der Pirat noch breiter hätte grinsen können, er hätte es vermutlich getan. Stattdessen zog er in einem Akt gespielter Überraschung beide Augenbrauen in die Höhe. „Ah! Glaubst du, oder weißt du?" Bei diesen Worten stieß er Will den rechten Zeigefinger gegen die Brust.

„Jack!" Elisabeths ungeduldige Stimme schnitt wie ein Messer durch die klare Morgenluft. Der Pirat hob abwehrend die Hände. „Bitte. Tut euch keinen Zwang an." Jack lehnte sich lässig gegen das Schanzkleid und blickte die jungen Leute erwartungsvoll an. Er hatte nicht vor, den beiden ihre Sache in irgendeiner Art und Weise zu erleichtern.

Es war Elisabeth, die als nächstes das Wort ergriff: „Können wir uns vielleicht irgendwo in Ruhe unterhalten?" Dabei deutete sie unmissverständlich in Richtung Kapitänskajüte, am Heck des Schiffes. Jack lachte leise. „Mädel, glaubst du wirklich du könntest hier an Bord irgendwo ein vertrauliches Gespräch führen? Der Platz hier ist genau so gut, wie jeder andere auch…" – „Jack Sparrow!" Elisabeths giftiger Tonfall ließ den Piraten mitten im Satz einlenken. „…aber wenn dir das so lieber ist, geht das natürlich auch."

Ohne Eile stieß sich Jack vom Schanzkleid ab. „Nach euch bitte. Es ist offen."

Nur Augenblicke später betraten die drei den halbdunklen Raum. Da sie momentan in südlicher Richtung unterwegs waren, hatte die Sonne keinen direkten Zugang durch die stabilen Bleiglasfenster und die dunkle Möblierung trug auch nicht gerade zu einer helleren Atmosphäre bei. Bilder von Barbossa und seinen untoten Piraten tauchten ungebeten vor Elisabeths geistigem Auge auf, doch die junge Frau schob sie rigoros beiseite.

Es war das erste Mal seit ihrem erneuten Zusammentreffen, dass sie diesen Raum betrat und Elisabeth betrachtete naserümpfend das allgegenwärtige Chaos. „Ich verstehe wirklich nicht, wie du es hier drin aushalten kannst Jack." Der Pirat warf ihr einen eindeutigen Blick zu, doch er enthielt sich klugerweise jeglichen Kommentars. Stattdessen setzte er sich rittlings auf einen der Stühle, die scheinbar willkürlich in dem Raum verteilt waren.

„Ich nehme mal an es geht um vorgestern?" begann der Piratencaptain nun doch die Konversation.

„Ja, allerdings. Wir würden einfach gerne wissen woran wir sind." Will beendete seinen Satz mit einem unentschlossenen Achselzucken. Dem Waffenschmied war das Thema sichtlich unangenehm. „Nun ja." Jack sah nachdenklich von einem zum anderen, sein Gesichtsausdruck ungewohnt ernst. Allerdings fehlte diesmal diese eisige Kälte, die Elisabeth an jenem Tag in diesen dunklen Augen gesehen hatte.

Der Blick des Piraten blieb schließlich bei der jungen Frau hängen. Sie hatte sich mittlerweile ebenfalls eine Sitzgelegenheit frei geräumt. Reichlich unzeremoniell, indem sie den ganzen Kleinkram, der darauf abgelegt gewesen war, einfach auf den Boden gekippt hatte. „Ich habe es Will bereits gesagt," fuhr Jack schließlich nach einer kurzen Pause fort, seine Augen fest auf Elisabeth gerichtet. „Was mich angeht ist die Sache erledigt. Und meine Leute… Ich denke da wird es keine Schwierigkeiten geben."

„Du denkst?" Elisabeth klang nicht sonderlich überzeugt. Jack Sparrow zuckte mit den Schultern. „Wenn keiner von den Halunken darauf aus ist sich im nächsten Hafen eine neue Heuer zu suchen, dann werden sie sich benehmen."

„Na gut. Dann wäre das ja…" Will kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Elisabeth hatte ganz offensichtlich nicht vor, die Sache dabei bewenden zu lassen: „Das gefällt mir trotzdem nicht, Jack." Der Pirat stand lässig auf und blieb nur wenige Zentimeter vor Elisabeth stehen, jetzt wieder ein schiefes Grinsen auf dem Gesicht. „Nun, das ist wirklich bedauerlich Miss Elisabeth, aber es gibt im Moment leider überhaupt nichts, dass ich dagegen tun könnte."

Einige Augenblicke lang starrten sich der Pirat und die Gouverneurstochter schweigend an. Elisabeth weigerte sich strikt auf die Provokation zu reagieren und zurückzuweichen. Stattdessen schob sie trotzig den Unterkiefer vor.

Jack musste sich ernsthaft ein Lachen verkneifen, als er sah, wie die junge Frau reagierte. Irgendwie hatte er nichts anderes erwartet. Schon bei ihrer ersten Begegnung auf dem Pier von Port Royal hatte das Mädel bewiesen, dass es Feuer hatte. Es war schon irgendwie bedauerlich, dass sie in so hohen Kreisen geboren worden war. Unter anderen Umständen hätte durchaus etwas aus ihr werden können. Mit ein wenig Hilfe aus der richtigen Richtung versteht sich.

Will unterbrach mit einem Räuspern die Stille, die sich zwischen ihnen ausgedehnt hatte: „Was hast du jetzt vor?" Jack seufzte schwer und Elisabeth schauderte unwillkürlich, als sie seinen warmen rumgeschwängerten Atem an ihrem Hals spüren konnte. Sie hoffte inständig dass er es nicht bemerkt hatte, doch das unverschämte Grinsen auf dem Gesicht des Piraten sagte ihr etwas anderes. Natürlich hatte er es bemerkt.

Verdammter Mistkerl!

Jack war mittlerweile an den Schreibtisch getreten und hatte eine der Seekarten vor sich ausgebreitet. Schließlich winkte er die beiden zu sich heran.

„Wir sind momentan ungefähr hier," erklärte er und tippte mit einem Finger auf die Karte. „Und hier wollen wir hin." Sein Finger wanderte einige Zentimeter weiter. Will hatte leichte Schwierigkeiten die winzigen Buchstaben zu entziffern: „Trinidad?"

„Jepp." Der Pirat nickte bestätigend. Elisabeth betrachtete die Karte eingehend: „Besonders weit sieht das nicht aus." bemerkte sie stirnrunzelnd.

„Ist es auch nicht." Jack zuckte unbestimmt mit den Schultern. „Ein paar Tage noch. Dann werden wir weitersehen. An der Pearl muss einiges getan werden." bemerkte er mit ernster Stimme. „Und je nachdem wie die Situation im Hafen aussieht, werde ich versuchen eine Passage auf einem der Schiffe für euch zu bekommen. Es hat keinen Zweck, wenn ihr zwei wochenlang mit uns auf Trinidad festsitzt."

Im ersten Moment sah es so aus, als wolle Will widersprechen, doch als er den Blick von Elisabeth auffing schluckte er seine Worte hinunter. Wieder herrschte Stille im Raum.

‚Es is' ja auch kein Wunder, dass sie so schnell wie möglich versuchen von uns wegzukommen.' dachte Jack mit einem Anflug von Sarkasmus.

Nicht von uns. Von dir!

Der Pirat zuckte kaum merklich zusammen. Na großartig. Jetzt hörte er sogar schon in wachem Zustand Stimmen.

„Und du denkst es gibt keine Probleme, wenn du mit der Black Pearl auf Trinidad ankommst?" fragte Will besorgt und holte ihn damit aus seinen Gedanken. „Immerhin seid ihr ja bekannt genug." Der Pirat stemmt theatralisch die Hände in die Hüften: „Junge, ich bin Cap.." – „Captain Jack Sparrow. Als ob wir das nicht wüssten." fiel ihm Elisabeth ins Wort.

„Na also." Jack klang, als hätte sich damit alles geklärt.

Die vielsagenden Blicke die die jungen Eheleute sich zuwarfen ließen ihn allerdings innehalten. „Ich seh' schon. Ihr beide habt unheimlich großes Vertrauen in meine Fähigkeiten." Er blickte beleidigt in die Runde. „Keine Sorge. Ich weiß durchaus was ich mache."

„Jack, so war das nicht…" Will unterbrach sich selbst, als er den spöttischen Ausdruck auf dem Gesicht des anderen Mannes sah.

„Ich weiß was ich mache." wiederholte Jack. Diesmal mit einem breiten Grinsen.

„Na dann brauchen wir uns ja keine Sorgen zu machen," schloss Will wenig überzeugt.

Jack antwortete nicht darauf, sondern wandte sich direkt an Elisabeth: „Ist damit alles geklärt?"

Die junge Frau zögerte einige Augenblicke, doch dann nickte sie: „Ja, ich glaube schon."

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Amado Gabrio saß in einem der großen Sessel, die in seinen Räumen standen, und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Commodore Ortega bereitete ihm Kopfzerbrechen. Es war bestimmt nicht das letzte Mal gewesen, dass dieser Mann ihm Schwierigkeiten bereitet hatte und dem Inquisitor war überaus deutlich bewusst, dass er auf sandigen Grund baute, sollte er sich ernsthaft auf diesen Mann verlassen.

Was das Interesse Ortegas geweckt hatte, war die Aussicht auf eine reiche Beute, nichts anderes. Schwarze Perlen waren äußerst selten, und ihr Gegenwert in Gold würde reichen, um einen Mann mit Ortegas Ansprüchen den Rest seines Lebens versorgen zu können.

Gabrio verzog angewidert das Gesicht. Als Offizier der Königlichen Marine sollte Ortega über solchen Dingen stehen. Mit der Handlungsweise die dieser Offizier an den Tag legte, stellte er sich auf eine Stufe mit diesem Sparrow.

Doch auch wenn er Ortegas Handlungen missbilligte, gedachte er trotzdem sie für seine Zwecke zu benutzen. Käufliche Menschen waren so wunderbar leicht zu durchschauen. Aus diesem, und keinem anderen Grund, hatte er die Teufelsträne Ortega gegenüber überhaupt erst erwähnt. Es war wohl der einzige Weg gewesen, um den Commodore auf seine Seite zu bringen.

Es konnte allerdings problematisch werden, sobald sich Jack Sparrow erst in ihrer Gewalt befand. Spätestens zu diesem Zeitpunkt würde Ortega Ansprüche anmelden. Amado hatte jedoch nicht vor zuzulassen, dass die Teufelsträne dem Commodore auch wirklich in die Hände gelangte. Es war nicht auszudenken, welch gefährliche Situation dadurch entstehen konnte.

Gabrios Finger schlossen sich unwillkürlich fester um den kleinen Zettel, den er in Händen hielt. Es war eine weitere Nachricht von Hernando, die er erst vor wenigen Stunden erhalten hatte. Sie enthielt nur einen einzigen Satz. Wenige Worte, die aber eine ganze Kette von Ereignissen nach sich ziehen würden.

¡Nuestro huésped es camino de Trinidad! 1)

Allem Anschein nach war sein junger Helfer nun endgültig sicher, welchen Weg dieser Pirat eingeschlagen hatte. Trinidad also. Die Insel war spanisches Territorium und das eröffnete ihm einige Möglichkeiten, an die er vorher nicht denken durfte. Es würden zumindest nur sehr wenige diplomatische Hürden zu überwinden sein, wenn spanische Soldaten auf spanischem Grund und Boden einen englischen Piraten festnahmen.

Er hatte es bereits zu Commodore Ortega gesagt: Die Briten würden sich wohl kaum einmischen.

Mit einer fließenden Bewegung erhob sich Amado Gabrio von seinem Platz. Es wurde Zeit, die nächsten Schritte einzuleiten. Der Inquisitor verließ mit sicheren, schnellen Schritten den Raum. Er würde dafür sorgen, dass ihre Schiffe noch an diesem Tag in See stachen.

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Die letzten Tage hatten sich zäh und eintönig dahingeschleppt. Will stand allein am Bug der Black Pearl und betrachtete gelangweilt das Muster aus Schatten und Sonnenflecken, das Rigging und Segel des Schiffs auf das hölzerne Deck warfen. Trotz der Aussprache mit Jack hatte Elisabeth es vorgezogen, unter Deck in ihrer kleinen Kabine zu bleiben. Will leistete ihr so gut es ging Gesellschaft, doch auf Dauer konnte er die Dunkelheit und vor allem die Enge in diesem kleinen Raum nicht ertragen. Deshalb war er hier herauf gekommen. Allein.

Will hatte den größten Teil des Vormittags damit verbracht, abwechselnd das Meer, die Pearl und die Crew der Pearl zu beobachten. Nicht dass sich besonders viel getan hätte. Jedes Segelmanöver wurde von den Männern mit äußerster Vorsicht ausgeführt, so als wäre die Black Pearl nicht das gefürchtetste Piratenschiff in diesen Gewässern, sondern vielmehr ein rohes Ei, das jeden Moment zerbrechen konnte.

Er wusste nicht wie nah er der Wahrheit mit seiner Annahme kam, aber dem Waffenschmied war aufgefallen, dass sie die Nähe anderer Schiffe beinahe mieden wie die Pest. Nicht eines war näher als bis gerade Mal auf Sichtweite herangekommen, auch wenn das für die Pearl einen schier unmöglichen Zickzackkurs bedeutete, der sie zusätzlich Zeit gekostet hatte. Jack wollte allem Anschein nach wohl kein Risiko eingehen. Besagter Captain der Black Pearl war übrigens nirgendwo zu sehen.

Gibbs hatte den Vormittag über das Kommando inne gehabt und das war Will offen gestanden nur recht so. Er konnte Jack mit gutem Gewissen seinen Freund nennen, aber der Überfall auf die Cutty Sark hatte die Dinge sehr verkompliziert. Will hatte sich auf einmal zwischen zwei Fronten wieder gefunden. Mit Elisabeth auf der einen und Jack auf der anderen Seite. Und er selbst konnte sich einfach nicht dazu überwinden Stellung zu beziehen, denn das würde bedeuten, einen der beiden zu enttäuschen.

Will stieß einen frustrierten Seufzer aus. Warum musste das Leben immer so kompliziert sein? Ja, wer hätte schon gedacht, dass ihre Hochzeitsreise solch eine Wendung nehmen würde.

Morgens aufwachen, nichts sagendes höfliches Geplauder mit den anderen Passagieren und Dinner mit dem Captain. Dies alles war nicht besonders aufregend gewesen, doch es war ein Stückchen Normalität, das Will nach dem Missabenteuer mit dem Aztekengold nur zu gut brauchen konnte.

Und dann hatte es nicht einmal einen halben Tag gedauert und ausgerechnet Jack Sparrow hatte sein Leben wieder vollkommen auf den Kopf gestellt. Manche Leute würden das wohl Ironie nennen.

„Land ho!" Der Ruf aus dem Krähennest wurde von der Crew mit bemerkenswerter Gelassenheit aufgenommen. Keine gebrüllten Befehle und keine hektisch durchgeführten Manöver. Will drehte sich um und suchte den Horizont ab, die Augen mit der rechten Hand beschattet. Es war noch nichts zu sehen. Kein Wunder, dass noch niemand reagierte.

„Das wird bestimmt spannend! Ich bin noch nie auf einer spanischen Insel gewesen." klang Geordies Stimme hinter ihm auf.AHand Der Junge rannte aufgeregt über das Deck. Will bezeichnete ihn gedanklich als Jungen, obwohl George MacRae mit siebzehn eigentlich schon gut als Erwachsener gelten konnte. Er war trotzdem immer noch sechs Jahre jünger als Will.

„Ja, wahrscheinlich." antwortete er etwas verspätet. Geordie stieß ihn freundschaftlich an der Schulter: „Ach komm schon. Ein bisschen mehr Begeisterung bitte." Dabei grinste er von einem Ohr zum anderen und Will konnte einfach nicht anders als zurück zu grinsen.

Kurze Zeit später war ein schmaler grauer Streifen am Horizont aufgetaucht, der in den letzten Stunden immer weiter angewachsen war und mittlerweile zeichnete sich die Küstenlinie von Trinidad deutlich vor ihnen ab. Jack war zwischenzeitlich ebenfalls an Deck erschienen und hatte ihr genaues Ziel verkündet: La Brea war eine große offene Hafenstadt, die ihnen optimale Bedingungen bieten würde. Von jetzt an war es nur noch eine Frage von Stunden, bis sie am Dock anlegen würden.

Die allgemeine Hochstimmung an Bord erhielt jedoch einen jähen Dämpfer, als der Captain mit einem Mal befahl das Schiff aus dem Wind zu nehmen. Jack stand an Steuerbord und blickte mit angespanntem Gesichtsausdruck durch sein Fernglas. Will trat von hinten an ihn heran: „Was ist los?" fragte er leise. Wortlos übergab Jack ihm das Fernglas und Will sah unaufgefordert hindurch. Er musste sich anstrengen, um aus dieser Entfernung überhaupt etwas erkennen zu können. Doch eigentlich sah alles normal aus. Jedenfalls soweit er das beurteilen konnte.

„Siehst du die Flaggen die sie gehisst haben?" die Stimme des Piratencaptains klang angespannt. „Die gelbe und die schwarz-gelb karierte direkt darunter?" Will musst einige Augenblicke lang suchen, doch dann entdeckte er sie. Zwei farbige Flecken, die im starken Wind flatterten. Sie hingen direkt an der Hafeneinfahrt. „Ja." Will setzte das Fernglas ab und sah Jack fragend an: „Was bedeutet das?" Die Hände des Piraten schlossen sich so fest um das polierte Holz der Rehling, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Die haben eine Seuche in der Stadt."


1) Unser Gast ist auf dem Weg nach Trinidad.
Ab jetzt gilts wieder: Zwei Reviews und es geht weiter.