Niemandsland
In Erinnerung an David.
Es fing nicht an zu regnen.
Die Häuser stürzten nicht ein.
Die Erde bebte nicht.
Die Vögel hörten nicht auf zu singen.
Mein Herz hörte nicht auf zu schlagen.
Aber es zerbrach. Und die Welt stand still.
Wissen Sie, man sagt immer, beim Begräbnis verabschiedet man sich von einer Person, es ist eine Art Beginn, mit seinen Gefühlen und seinen Gedanken zu realisieren, dass nie wieder..
Ha- Sein Begräbnis war anders. Sein Begräbnis war kalt, unpersönlich, grausam.
Er... er hätte es gehasst. Er hätte all den Rummel und die Presse und die Leute und die falschen Reden gehasst. Er hatte gewusst, dass sie kommen würden, und hatte sie doch nicht verhindert, wieder einmal getan, wofür ihn die Öffentlichkeit geliebt hatte – er hatte seine eigenen Bedürfnisse hinter denen der anderen zurückgesteckt. Wissen Sie, dafür hasste .. – warum konnte er nicht einmal an sich denken? Warum glaubte er, er hätte nicht das Recht, wenigstens so zu gehen, wie er wollte? Warum musste er immer..
Ich vermisse ihn. Gott, wie ich ihn vermisse. Nicht so sehr, dass er jeden Tag in meinem Schlafsaal schlief, oder sich neben mich setzte, sondern seine Freundschaft, seine kleinen Gesten, die einen fühlen ließen, dass sich jemand kümmerte, dass jemand wollte, dass es einem gut ging. Vor allem aber vermisse ich all die stummen "Ihr seid meine Familie. Ich liebe euch", die er nie gesagt hatte.
Viel wurde über ihn bei den Reden gesagt. Sie lobten seine Selbstlosigkeit, seinen Mut, seine Tapferkeit, seinen Stolz, seine Willensstärke, seine Freundschaft, seine Fähigkeit, zu lieben. Sie logen. Sie alle. Natürlich war Harry stolz und tapfer und liebte uns und war ein Held. Aber – er war doch auch Harry. Harry, der Junge, der mit mir Schokolade teilte. Der, der mit mir um die Wette gerannt ist. Der, der mit mir gegen Snape geschimpft hat. Der, der gerne Kartoffeln aß, und Geschichte hasste. Oh Gott, es tut so weh..
Ein emotionaler Abschied, hat ein Pressesprecher gesagt. Wissen Sie – die Leute da, die haben nicht um meinen Harry geweint. Die haben vom Jungen-der-lebt Abschied genommen, und wer da weinte, der hat um ihn geweint, und nicht um Harry. Ich saß dort, mit blankem Gesichtsausdruck, starrte auf diesen leblosen Körper, auf diese Hülle, die einmal Harry gewesen war.
Die Leute gingen. Ich blieb. Ich starrte auf den Grabstein, und die Inschriften über seine Heldentaten verschwammen vor meinen Augen, zurück blieb nur ein Meer aus weißen Lilien, roten Rosen und sattem Grün, Grün, dass mich an Harrys' Augen erinnerte.