Anmerkung von Tasha: Vielen Dank an alle Reviewer! Ich bin froh zu wissen, dass es hier verschiedene Meinungen gibt und bin immer offen für konstruktive Kritik. Jedem, dem die bisherigen Kapitel "zu platt" waren, kann ich vielleicht jetzt mit ein bißchen "Handlung" helfen. ;-)


Die folgenden zwei Wochen waren als „heiße Phase" zu bezeichnen; leider nicht in dem Maße, wie sich Sirius das heimlich gewünscht hatte. Der Orden hatte einiges an kleinen Schlachten schlagen müssen, es hatte Verletzte und kurzzeitig Angst vor einem Bruch gegeben, was dazu führte, dass nur noch ein hektisches und zum Teil durch Stress rauhes Klima unter den Leuten im Hauptquartier herrschte. Auch Sirius, der die Leute aus seiner Lage heraus immer zu motivieren versuchte, blieb davon nicht verschont, doch so sehr er sichauf die ernste Lage des Ordens zu konzentrieren versuchte, so sehr spürte er auch die schnell entstandene Abhängigkeit von seiner mysteriösen, nächtlichen Bekanntschaft. Diese war nämlich seither nicht mehr bei ihm aufgetaucht und auch ihre letzte „Begegnung der besonderen Art" hatte Sirius bei der Identifikation nicht weitergebracht.

Auch heute ging es nicht anders zu und als sich Moody und Mundungus wieder einmal richtig in die Haare gerieten, verflüchtigte sich Sirius auf sein Zimmer. Nicht unbedingt nur des Streites wegen, sondern auch weil es ihm immer schwer fiel,sich dieKlagen der anderenüber ein Leben in Freiheit anzuhören. Wütend und vielleicht auch etwas frustriert warf er seine Sachen vor dem leeren Nachttisch ab, verschwand ins Bad und dort direkt in die Wanne. Entspannung suchte er jetzt, wie schon so oft in den letzten Wochen, doch wie lange er dafür in der Wanne hätte liegen müssen, wusste er nicht. Schließlich brachte ihn ein Klimpern und Klirren in seinem Schlafzimmer dazu, dem Bad ein Ende zu setzen und diesen miesen Tag so früh wie möglich zu beenden. Zurück in seinem Zimmer wurde Sirius auch der Ursprung der Geräusche klar: Kreacher musste hier gewesen sein, denn Sirius' Kleidungstücke lagen auf einem nahen Stuhl und auf dem Nachttisch stand sein üblicher Kelch Wein. An selbigem nippend trat Sirius ans Fenster. Sie hatten wieder einmal Vollmond.

‚Als ob die Zeiten nicht schon schlimm genug wären.', dachte Sirius und seine Gedanken wanderten zu Remus, der heute wieder seine schmerzhafte Verwandlung hinter sich bringen musste. ‚Die Welt ist einfach nur unfair!'

Mit diesem Fazit im Kopf kippte Sirius den übrigen Inhalt des Kelches, etwa die Hälfte des Weines, aus dem Fenster, knallte den Kelch aufs Fensterbrett und verzog sich ins Bett.

Ein leises Geräusch weckte Sirius, doch bevor er die Augen aufschlug, versuchte er, seine Lage zu prüfen. Um seine Hand- und Fußgelenke spürte er wieder die Fesseln, doch um seine Augen war diesmal kein Stoffstreifen gebunden. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah sich, zunächst ohne den Kopf zu bewegen, um. Das Zimmer war schwach von Kerzenlicht erhellt, er lag genauso entkleidet, wie er ins Bett gegangen war, da und neben sich auf dem Nachttisch sah er ein langes, schmales Stück Stoff, das gut als Augenbinde fungieren könnte.

‚Aber warum liegt es nur da?', wunderte sich Sirius insgeheim.

Sonst war seine nächtliche Bekanntschaft doch auch immer vorbereitet gewesen. Durch diese Tatsache neugierig sah Sirius sich weiter um. Sein Zimmer war wie immer und zuerst glaubte er auch, er sei allein, bis sein Blick zu einer Gestalt wanderte, die am Fenster stand. Die Kerzen erhellten nur den Bereich um das Bett herum und wäre nicht Vollmond gewesen, hätte Sirius aus seiner Position die Person wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen, doch nun kniff er die Augen zusammen und versuchte, etwas zu erkennen. Die Person hatte ihm den Rücken zugekehrt, doch auch sonst war nur ein Umriss zu erkennen. Sicher konnte Sirius sagen, dass es sich um einen Mann handelte, breitere Schultern, schmales Becken, sehr schlank, doch mehr war beim besten Willen nicht zu erkennen.

„Nun zeigen Sie sich mir also doch."

Bevor Sirius noch richtig nachgedacht hatte, war ihm das schon rausgerutscht. Die Gestalt am Fenster zuckte kurz beim unerwarteten Erklingen der Stimme vom Bett zusammen, doch dann drehte sie sich geradezu gefasst um, trat drei Schritte vor und gab Sirius den Schreck, den vorher er verursacht hatte, zurück: Vor ihm stand Severus Snape.

„Überrascht?", fragte er mit durchdringendem Blick.

„Was machst du denn hier?", rief Sirius beinahe empört. „Raus!"

„Immer mit der Ruhe."

Snape trat zurück an die Fensterbank, um kurz darauf mit Sirius' Trinkkelch zurückzukommen.

„Mich wundert viel eher, dass du schon wach bist.", erklärte er, wobei er Sirius nicht einmal ansah.

„Eigentlich hättest du noch etwa eine halbe Stunde schlafen müssen."

Entgeistert starrte Sirius den Slytherin an, der jedoch immer noch etwas geistesabwesend auf den Kelch sah.

„Albus hatte wohl Recht.", seufzte dieser schließlich. „Die Kämpfe in der letzten Zeit haben mich anscheinend wirklich so mitgenommen, dass ich nicht mal einen einfachen Schlaftrank fertigbringe."

Daraufhin stellte Snape den Kelch auf dem Nachttisch ab und setzte sich auf die Bettkante, doch Sirius bemerkte das nur am Rande. In seinem Kopf setzten sich gerade kleine Bruchstücke zusammen und das Bild wurde immer klarer: ein Schlaftrank im Wein, deshalb war er immer sofort eingeschlafen und plötzlich grundlos wieder aufgewacht, aber dass Snape...

„Was denkst du, wie es jetzt weitergeht?", riss Snapes Frage ihn plötzlich aus den Gedanken und Sirius zuckte vor der Hand zurück, die kurz seine Wange berührt hatte.

Snape schnaubte kurz mit einem Lächeln, in dem Sirius im ersten Moment Enttäuschung zu lesen glaubte.

„Das hätte ich mir denken können.", stellte der Zaubertränkemeister dann fest. „Typisch Gryffindor'sche Weltansicht: Einem Abenteuer mit einer geheimnisvollen Person nicht abgeneigt, im Gegenteil sogar die Versuchung, sich mutig dem Unbekannten hinzugeben und es zu erforschen. Ja, es ist mir nicht entgangen, dass du den Orden nach deinem nächtlichen Besuch, nach mir, abgesucht hast. Gryffindors sind durchschaubar. Aber sobald du durch einen unglücklichen Zufall herausfindest, dass es genau die Person ist, die es bei allen Göttern nicht sein darf, redest du dir Ablehnung ein, weichst vor einer Berührung zurück, der du dich beim letzten Mal noch gierig entgegengestreckt hast und wenn ich noch etwa eine Stunde hier so sitzen bleibe, erlebe ich wahrscheinlich noch, wie du dich davon überzeugen willst, dass diese ‚Begegnungen' dich doch eigentlich nur angeekelt haben. Jaja, so seid ihr Gryffindors. Ich hätte es wissen müssen."

Den letzten Satz spie Snape beinahe aus, dann erhob er sich und ging zur Tür.

„Hey, mach mich gefälligst los!", war der einzige Satz, den Sirius in seiner Fassungslosigkeit zustande brachte.

Mit einem kalten Lächeln drehte sich Snape an der Tür nochmal um.

„Keine Sorge, dieser Zauber scheint ja zu funktionieren. Die Fesseln lösen sich, sobald ich das Haus verlassen habe. Und glaub mir, nichts wünsche ich mir im Moment sehnlicher, als hier rauszukommen."

Damit verschwand Snape und kurz darauf lösten sich Sirius' Fesseln tatsächlich ins Nichts auf. Doch erstarrt blieb er trotzdem über die Erkenntnisse dieser Nacht. Er war beinahe geschockt und zweifelte, wie Snape vorausgesagt hatte, an sich selbst und dem, was ihn in diesen zwei Begegnungen so um den Verstand gebracht hatte. In einer Sache jedoch fand Sirius, trotz einer Grübelei bis zum nächsten Morgen keine Antwort: Verwirrte ihn die Tatsache, dass ein Mann ihn in diesen Zustand der Erregung gebracht hatte oder dass dieser Mann Severus Snape gewesen war?


Ich hoffe, ich höre weiter von euch.

Tasha