3. Annäherungen zum siebten Himmel auf spezielle Art und Weise
Rokko überquerte gerade die Straße. War das nicht gerade Lisa da vorne, dachte er. Bestimmt nicht! Das hättest du nur gerne, weil du jetzt die letzten zwei Tage kaum mit ihr Zeit verbracht hast., erwiderte seine Stimme im Kopf. Mag sein, dass ich halluziniere, aber was ich da sehe oder sehen mag gefällt mir. Ach und tu' mir den Gefallen und sei ruhig. Denk in der Zeit lieber über das Problem ‚Hugo Haas' nach und lass mich in meinen wunderschönen Tagträumen. Rokko war mittlerweile vor dem Eingang des Gebäudes angekommen. Er sah durch die Drehtür und konnte Lisa erkennen, die gerade den Aufzug betreten wollte. Ohne lange zu Überlegen rannte Rokko zum Aufzug, um mit Lisa wenigstens kurz alleine zu sein, bevor sie sich in ihrem Büro hinter der Arbeit verbarrikadieren würde. „Frau Plenske", rief er und schaffte es gerade noch mit Hilfe seines Armes die Tür vor dem Schließen zu bewahren. „Herr Kowalski, was machen Sie denn um diese Zeit noch hier?", fragte Lisa etwas überrascht. „Das selbe könnte ich Sie fragen. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Hugo beschallt meine Wohnung mit Verdi du da dachte ich mir, wieso denn zu Hause wach liegen, wenn man auch arbeiten kann." Eigentlich hatte Rokko vor in Lisas Büro zu schlafen, um ihr so nahe zu sein, aber die Nähe hier im Fahrstuhl war um Längen besser. Doch dann ging auf einmal das Licht im Aufzug aus. „Nanu, hat der jetzt Feierabend gemacht? Dabei sind wir doch erst im siebten Stockwerk!", versuchte Lisa die Situation mit Humor zu analysieren. „Frau Plenske, ich will sie ja nicht beunruhigen, aber ich glaube, wir stecken fest. Warten sie ich suche nach einem Feuerzeug!", meinte Rokko ins Dunkle zu seiner linken Seite. Lisa konnte leicht erkennen, wie Rokko in seiner Manteltasche nach dem Feuerzeug suchte. Durch ihre blauen Augen war sie im Stande auch das schwächste Licht zu nutzen, um wenigstens ein wenig zu sehen. Kurze Zeit später hatte Rokko in der Tiefe seiner Hosentasche sein Feuerzeug gefunden. Er machte es an und blickte in Lisas Augen, die ihn ansahen. Er hatte sich also doch nicht getäuscht mit dem Gefühl, dass sie ihn ansah. Doch er fühlte, dass sie etwas Angst hatte, zwar nicht vor im, eher vor der Situation in einem Fahrstuhl eingeschlossen zu sein. „Frau Plenske haben Sie keine Angst. Sie sind ja nicht alleine. Ich bin bei Ihnen." „Danke, Herr Kowalski und ich bin froh das ich nicht alleine bin. Sonst würde ich bestimmt hier drin sterben. Ich habe nämlich leichte Platzangst, müssen Sie wissen, die Dunkelheit kommt noch dazu...", sagte Lisa mit zitternder Stimme. „Herr Kowalski, können sie sich bitte neben mich setzen. Dann fühle ich mich nicht alleine und werde hoffentlich ruhiger." Rokko machte innerlich einen Luftsprung. „Natürlich, Frau Plenske. Ich mache dann nur das Feuerzeug aus. Das wird langsam zu heiß und ich will den Spiritus sparen, wer weiß wofür wir den noch brauchen." Lisa nickte, während sich Rokko neben sie setzen. Lange saßen die beiden nicht im Dunkeln, das Notstromaggregat war angegangen, reichte aber nicht um den Fahrstuhl in Gang zu setze. „Gut wenigstens haben wir wieder Licht, das ist immerhin schon etwas, meinen sie nicht Frau Plenske?" Rokko versuchte Lisa etwas ihre Angst zu nehmen. „Hmm...", sagte Lisa nur. „Zu dumm nur, dass uns der Notknopf um diese Zeit nichts nützt, die haben auch alle Feierabend.", analysierte er die Situation. „Da haben sie leider Recht, Herr Kowalski." Warum duze ich ihn eigentlich nicht? Habe ich Angst ihn dadurch zu nahe an mich heran zu lassen? Habe ich Angst, dass er mich so mehr verletzen kann, so wie David jetzt, wenn wir beim Du sind, überlegte Lisa. Ach was Rokko hat mich noch nie verletzt, eher ich ihn. Ich muss einfach David aus meinem Kopf bekommen und damit fange ich genau jetzt an! „Herr Kowalski würde es Ihnen etwas ausmachen mich Lisa zu nennen?", fragte Lisa leise. Er lächelte und meinte ernst: „Überhaupt nicht, Lisa. Aber nur, wenn du das ‚Herr Kowalski' künftig mit einem ‚Rokko' ersetzen würdest." Ja, das ist ein guter Anfang dafür, Rokko mein Herz zu schenken, immerhin will es ja scheinbar auch das Schicksal so., dachte Lisa und lächelte leicht. Auch Rokko wusste, dass dieses Du was zu bedeuten hatte. Er lächelte Lisa an und wusste, dass seine Zeit jetzt kommen würde. Adios Amigo. Adios David Seidel. Nun ist Rokko Kowalski am Zug!
