9. Zurück in die Kindheit
„Wenn meine Mama etwas sagt höre ich eigentlich immer darauf oder lasse mich von ihren Ratschlägen leiten. Also dann gehen wir mal zu dir.", grinste Lisa. Sie nahm seine Hand und zog ihn Richtung Ausgang. „Sag mal, was hältst du davon, wenn wir schell zu mir gehen und ich mich schnell umziehe und wir dann zu dir fahren, dann kannst du mit mir eine kleine Sightseeingtour durch Göberitz machen. Ich muss doch wissen, wo du deine Kindheit verbracht hast.", meinte Rokko. „Du willst wirklich wissen, auf welchem Spielplatz ich mit Yvonne gespielt habe, wo wir uns immer versteckt haben, wo ich schwimmen gelernt habe?" Lisa hatte Tränen in den Augen. „Hey, Süße. Das ist doch kein Grund zum Weinen. Du musst mir das nicht zeigen, wen du nicht willst..." Lisa umarmte Rokko und küsste ihn. „Doch und wie ich dir das alles zeigen will, aber ich bin nur so glücklich, dass ist das erste Mal, dass sich ein Mann dafür interessiert. Das erste Mal, dass jemand mich komplett kennen lernen will, mit meiner Vergangenheit. Ich liebe dich." „Natürlich möchte ich so viel wie möglich wissen, über die Frau, mit der ich mein Leben verbringen will. Ich liebe dich auch." Beide gingen nun Händchenhaltend zu Rokkos Wohnung, damit er seine Sachen holen konnte. Kaum hatte er die Tür aufgeschlossen, erschrak Lisa. „Oh, entschuldige bitte, ich hätte dich vorwarnen sollen. Willkommen in Hugos hoffentlich kreativen Chaos." Hugo hatte mittlerweile das ganze Wohnzimmer verwüstet und zu seinem Atelier umfunktioniert. Überall standen Kleiderpuppen herum, lagen Stoffmuster und Stoffbahnen herum. Es war so schlimm, dass Rokko mittlerweile gar nicht mehr versuchte nicht irgendwo draufzutreten. Lisa war es ein Rätsel, wie Rokko es hier nur aushielt. Als ob Rokko ihre Gedanken gelesen hätte antwortete er ihr: „Die größte Zeit bin ich in der Firma, die sonstige bin ich in Gedanken nur bei dir in Göberitz." Lisa musste grinsen. So eine starke Gedankenübertragung hatte sie noch nicht einmal damals mit David gehabt. Das Band zwischen ihr und Rokko musste stärker sein, was für Lisa wieder ein Grund mehr war, die Frau an Rokkos Seite zu sein. „Schatz, ich bin mich mal kurz umziehen. Kann ich nachher bei dir duschen? Ich will nicht, dass ich Hugo wecke, dann ist er für die nächsten Tage wieder unausstehlich... Wobei, wenn ich mir das so überlege, dann muss ich bei dir um Asyl bitten." Er musste lachen. „Kein Problem, mein Wasser ist auch dein Wasser", meinte Lisa poetisch. „Ich schaue mir in der Zeit mal Hugos Entwürfe an. Lass dir ruhig Zeit." Lisa drehte sich zu den Skizzenblöcken. Rokko lächelte sie noch mal an und verschwand dann in sein Schlafzimmer. Einige Minuten später kam Rokko dann umgezogen wieder ins ehemalige Wohnzimmer, dass man nun ohne schlechtes Gewissen in ‚Atelier Haas' umbenennen konnte. Lisa war in Hugos Entwürfe vertieft und runzelte die Stirn. Rokko schlich sich vorsichtig an sie an und umarmte sie von hinten. „Gruselig, oder? Ich würde das nicht als Modeentwurf erkennen können. Ich glaube wir müssen uns wegen ihm noch etwas einfallen lassen..." Lisa hatte sich in der Zeit an ihn gelehnt und seine Hände in ihre genommen. „Da hast du wohl Recht. Ich meine du musst es ja wissen, immerhin wohnst du mit ihm zusammen. Aber davon will ich heute nichts wissen. Heute ist unser freier Tag, ganz im Zeichen meiner Kindheit, die du ja so gerne kennen lernen möchtest."
