20. „Bis das der Tod Sie scheidet..."

Nun war es also soweit. Heute war Lisas Hochzeitstag. Sie hatte ein wunderschönes Kleid von Hugo geschneidert bekommen. Doch irgendwie war sie nicht glücklich. Natürlich hatte David ihr alle wünsche von den Augen abgelesen, aber sie konnte es nicht genießen. In Gedanken war sie bei Rokko. Sie musste immer über seine letzten Worte nachdenken. Ja, Rokko hatte sie wirklich noch nie verletzt und hatte es auch nicht vorgehabt geschweige den hatte er sie jemals angelogen. In den letzten Wochen war Rokko nicht in der Firma aufgetaucht und Helga hatte versucht mit Lisa über die Sache zu reden, doch sie hatte keinen Erfolg gehabt. Lisa wollte heute David Seidel heiraten. Doch wollte sie das wirklich? Rokko lag auf seinem Bett und dachte an Lisa. Er hatte rote Augen und um ihn herum lagen alle Dinge, die er mit Lisa erlebt hatte und die ihn an sie erinnerten. Ein Minigolfball, eine Eintrittskarte fürs Planetarium, seine Kreise für das Verrenkungsspiel und natürlich jede Menge Fotos von Lisa und ihm und von Lisa alleine. Heute heiratest du also deinen David Seidel. Er hatte im Kampf um dich eben den längeren Atem. Doch das gemeinste an der Sache ist, das er dich mit unfairen Mitteln erkämpft hat und dir am selben Tag einen Heiratsantrag gemacht hat wie ich es wollte. Aber keine Sorge David Seidel. Du hast gewonnen. Ich geben auf. Heirate meine Lisa und mach sie ja glücklich., drohte Rokko in Gedanken. Auch Lisa war ganz in Gedanken, während ihr Helga, Yvonne und Hannah beim Anziehen ihres Hochzeitskleides halfen. „Sag mal Lisa, träumst du schon von den Flitterwochen, oder wo bist du gerade mit deinen Gedanken?", fragte Yvonne grinsend. „Wisst ihr ob Rokko hier irgendwo ist?", wollte Lisa am liebsten fragen, doch sie tat es nicht stattdessen sagte sie: „Na, dann mal los. Danke für alles." Sie ging mit Bernd durch den langen Gang zum Altar, vorbei an all der schönen Dekoration. Sie schloss kurz ihre Augen und stellte sich vor, sie würde nun Rokko heiraten, doch als sie ihr Augen aufmachte sah sie nur David, der beim Altar auf sie wartete. Lisa blickte zu ihrem Vater und dann durch die Reihen, in der Hoffnung sie würde Rokko irgendwo entdecken. Doch er war nicht da, dieser saß zu Hause und beschloss gerade sich zu betrinken. Er schüttete sich ein Glas Rotwein ein und dachte nur noch, Lisa bitte mach es nicht. „Und dann frage ich Sie, David Seidel, möchten Sie, die hier anwesende Elisabeth Plenske zu ihrer Frau nehmen, sie lieben und ehren, bis das der Tod Sie scheidet?" „Ja, ich will.", antwortete David, während er Lisa anlächelte. Doch diese konnte es nicht erwidern und blickte nervös auf den Eingang der Kirche. Bitte Rokko, komm schon! „Frau Plenske?", fragte der Pfarrer. „Ähm was?" Lisa hatte nicht gemerkt, dass Lisa schon nach dem Eheversprechen gefragt worden war. David blickte zunehmend nervös und verunsichert zu Lisa. „Möchten Sie den hier anwesenden David Seidel zu ihrem Mann nehmen, ihn lieben und ehren, bis das der Tod Sie scheidet?" Eine lange Pause entstand. Durch Lisas Kopf rauschten Bilder von ihr aber nicht von ihr und David, sondern von ihr und Rokko. Lisa schluckte. War das nicht immer das, was sie wollte? Sie blickte David in die Augen. „Nein. Es tut mir Leid, David. Ich kann das nicht." Sie drehte sich um und lief aus der Kirche... An Rokkos Tür klopfte es. Rokko raffte sich auf und hielt sich seinen Kopf. Er hatte zwei Flaschen Rotwein getrunken und einen mächtigen Schädel. Als er die Tür aufmachte, stand Lisa im Brautkleid vor ihm. „Alles klar. Jetzt dreht mein Gehirn total durch.", lachte Rokko und machte die Tür zu. Doch Lisa hielt ihr Bein dazwischen und folgte ihm in die Wohnung. „Rokko, es tut mir Leid, ich will nicht mit David zusammen sein, ich will mit dir zusammen sein. Ich will dich und nur dich. Ich konnte David nicht heiraten, weil ich es nicht wollte, verstehst du?" Dann bemerkte Lisa das Chaos die geleerten Rotweinflaschen, die Fotos von ihr und ihm. Rokko wurde dank des Aspirin das ihm Lisa gab langsam wieder etwas klar im Kopf. „Das heißt, du has David nicht geheiratet? Du hast ihn nicht geheiratet wegen mir?" Als Antwort bekam er einen Kuss von Lisa und beide versanken in ihrer eigenen Welt. Ihrer Welt der Gefühle und Liebe, die beide so sehr vermisst hatten. Nach gefühlten zehn Minuten endet ihr Kuss, weil beide keine Luft mehr hatten. „Ich liebe dich", flüsterte Lisa und bekam von Rokko mit seinem zauberhaften lächeln den selben Satz zu hören. Beide waren überglücklich und gaben sich ihrer neu entfachten, aber nie ganz verloschenen Leidenschaft hin.