Night Quest
„Nein!"
Der Schrei hallte durch das in ewigem Winter liegende Schloss. Einige Fledermäuse flogen erschrocken davon.
Inmitten von Trümmern lag eine leblose Gestalt am Boden. Im schwarzen Haar glänzten einige Schneeflocken und das Licht der grünen Augen war erloschen. Blut färbte den Boden ringsum rot.
Eine weitere Gestalt stand nur wenige Meter entfernt reglos da und starrte auf das grausige Bild.
Mehrere Meilen entfernt befand sich Van Helsing auf dem Rückweg nach Rom. Er hatte sein Lager auf einer kleinen Lichtung aufgeschlagen, inmitten des dichten, dunklen Waldes. Wölfe ließen in der Ferne ihr schauriges Lied erklingen.
Der Monsterjäger zog seinen Mantel enger um sich und legte noch ein Stück Holz auf das Lagerfeuer.
„Knacks."
Van Helsing schrak auf und sah sich misstrauisch um. Nebel hing zwischen den Bäumen und das Flackern des Feuers lies die Schatten lebendig erscheinen.
Der Mann blickte sich suchend um und machte aus den Augenwinkeln eine Bewegung aus. Blitzschnell drehte er sich in diese Richtung und legte seine Hand an den Griff seiner Waffe.
Zwischen zwei Bäumen stand eine große schwarzhaarige Frau die in einen langen dunklen Mantel gehüllt war.
Erleichtert seufzte er auf und entspannte sich wieder etwas. Die Frau kam langsam näher und der Monsterjäger konnte erkennen, dass sie ein schönes, zartes Gesicht hatte mit blasser, glatter Haut, dunklen Augen und weichen roten Lippen.
Nun stand die Frau ungefähr einen Meter vor ihm.
Van Helsing wollte gerade etwas sagen, als sich ihm plötzlich ohne Vorwarnung ein Schwert in den Bauch bohrte. Überrascht hob er langsam den Kopf, nur um zu sehen, dass sich das einst schöne Gesicht der Schwarzhaarigen zu einer Maske des Hasses verzerrt hatte.
„Ihr habt meinen Vater getötet!" zischte Morana wütend und mit einer fließenden Bewegung zog sie ihr Schwert wieder heraus und schlug dem Mann den Kopf ab.
Draculas Tochter stand eine zeitlang unbeweglich da und starrte die Leiche des Mörders ihres Vaters an.
Dann rammte sie ihm mit einer heftigen Bewegung das Schwert durchs Herz, bis in den Boden unter ihm.
„Das ist für dich, Vater," flüsterte sie leise, zog sich die schwarze Kapuze über den Kopf und schritt durch die Stille der einsamen Nacht davon.
