„Mein Name ist Kajind Donnerhand.

Als ich jünger war kämpfte ich viel. Gegen gefährliche Tiere, gegen Harpyen, gegen alles was mein Volk bedrohte, und auch gegen alles was die Horde bedrohte. Doch ich kämpfte ohne Hass, ich kämpfte weil es notwendig war."

Kajind machte eine kurze Pause, und sprach dann leise weiter.

„Doch dann erreichte mich die Nachricht vom Tod meines Vaters. Er war in der Warsongschlucht gefallen. Ein ehrenhafter Tod, daran hatte ich keinen Zweifel.

Doch ehrenhaft oder nicht, ich hatte meinen Vater verloren. Er war hart und unnachgiebig, und ich verstand mich nicht immer gut mit ihm, aber er war mein Vater.

Und seit meine Mutter bei der Geburt meiner tot geborenen Schwester gestorben war, mein einziger Blutsverwandter.

Und so ging ich nach Warsong ihn zu rächen. Das erste Mal ging ich mit echtem Hass im Herzen in einen Kampf.

Gemocht hatte ich die Elfen nie...ich hatte von ihrer Arroganz gehört, von ihrer Grausamkeit.

Dass sie ein harmloses Holzfällerlager anzugreifen imstande waren, und hinterhältiger waren als drei Dutzend Skorpione.

Doch jetzt hasste ich sie, mit aller Härte zu der mein Herz fähig war."

Ila versuchte ihr Entsetzen zu verbergen, und legte sich im Geiste ein paar tröstende Worte zurecht als sie eine Träne auf der grünen Wange des Orcs bemerkte, die sich langsam ihren Weg nach unten bahnte, vorbei an den gefährlich wirkenden Zähnen.

Seine Stimme klang traurig als er weiter sprach.

„Ich kämpfte voller Zorn, und legte meine ganze Kraft in jeden einzelnen Schlag. Doch die Kriegerinnen der Elfen wichen mir behände aus und lachten nur spöttisch.

Ein ums andere Mal wanden sie sich aus dem Weg meines Schwertes wie Gras das sich im Wind biegt.

Meine Rüstung schützte mich vor ihren Klingen, doch die Pfeile gingen hindurch als trüge ich nur ein Stoffhemd."

Ila kam nicht umhin, die Bewunderung die aus diesen Worten sprach zu bemerken, aber sie sagte nichts.

„Schließlich vernahm ich das Signal zum Rückzug, und wusste dass wir geschlagen waren. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits schwer verletzt und blutete aus mehreren Wunden.

Doch blind vor Rachedurst gehorchte ich dem Befehl nicht. Wie von Sinnen rannte ich los, nicht zurück zur sicheren Festung sondern mitten durch die feindlichen Reihen, tief in den Wald von Ashenvale. Die Elfen zogen sich in die Schatten zurück, ich glaubte ihr höhnisches Kichern aus den Schatten zu hören. Doch sie griffen mich nicht mehr an.

Vielleicht hatten sie beschlossen mich den Tieren des Waldes zu überlassen, verletzt und erschöpft wie ich war."

Wieder machte der Orc eine Pause, diesmal um aus einem Wasserschlauch der neben ihm lag zu trinken. Er bot auch Ila an, etwas zu trinken, und fuhr mit seiner Erzählung fort, während die Taurin ihren Durst stillte.

„Also rannte ich weiter, zwischen den fremd und bedrohlich wirkenden Bäumen. Immer weiter, obwohl ich von dem Blutverlust zunehmend schwächer wurde.

Ich wusste, dass ich langsam verrückt wurde, und so hielt ich es für Einbildung, als ich plötzlich eine Stimme hörte.

Leise war sie, aber deutlich. Eine tiefe Stimme, die Worte sprach welche ich nie zuvor gehört hatte.

Und dann, plötzlich, rannte ich nicht mehr. Ich konnte nicht mehr rennen, denn Wurzeln hatten sich um meine Beine gewunden.

Starr vor Schreck sah ich mich um, und aus den Schatten die mich umgaben tauchte ein Nachtelf auf.

Trotz meines wahnhaften Zustands wusste ich sofort, was ich vor mir hatte.

Sein langes weißes Haar hing ihm offen über die Schultern, die blätterverzierte Robe schien aus Stoff zu sein, seine einzige Waffe war ein einfacher hölzerner Stab.

Er war kein Krieger, und doch wusste ich in welcher Gefahr ich schwebte.

Er war ein Druide.

Ich griff nach meinem Schwert, und bemerkte, dass ich es schon längst verloren hatte.

Also starrte ich den Nachtelf hasserfüllt an und knurrte „Ich werde nicht um mein Leben betteln. Nie"

Ich wusste, er würde mich sowieso nicht verstehen, und spuckte vor ihm auf den Boden um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Dann schloss ich meine Augen, in Erwartung eines mehr oder weniger schmerzhaften Todes.

Und der Schmerz kam. Es fühlte sich an als werde mein Körper zerrissen.